Quelle: http:// www. schnoogle. com/ authorLinks/ Maya/ Amazing_Bouncing_Rat/
Autor: Maya (mayahearthwoman @ hotmail.com)
Übersetzung: MilenaLupin
Kategorie: Humor, Romance
Altersfreigabe: PG13, Dtsch.: Ab 12
Geschrieben nach: HP und der Feuerkelch
Draco Malfoy wird in eine böse Ratte verwandelt. Wer ist das nur, bei dem die bösen Ratten am Ende immer als Haustiere landen, und wie lautet der Name des armen, armen Draco ? Zum Ende hin D/Hr, wenn auch hier erst mal höchstens Draco/Kaffee, um bei der Wahrheit zu bleiben ...
Disclaimer: Draco, Hermione, Harry und
Konsorten gehören JKR, einer Handvoll von Verlagen, Warner Bros. und
Merchandising-Herstellern. Plot und Fluffy gehören Maya, vor der ich auf Knien
am Boden liegen. Vor Kichern.
Mir gehört nur ein kiloschweres Übersetzerlexikon. Und mein ewiger Dank gehört
meinen Betas Kathy, Heike und vor allem Kaya. *schmatz*
* * *
Draco Malfoy, Sagenhaft Hopsende... Ratte?
Kapitel 11 - Rache, Romantik und Richtig Traumatische EreignisseRon und Harry kamen schlitternd vor dem Raum zum Stehen, in dem Draco Colin in die Ecke gedrängt hatte.
„Draco!", keuchte Harry. „Denke. Betrachte. Pausiere. Überlege."
Draco fand das ziemlich stark, wenn's von einem Gryffindor kam.
Nichtsdestotrotz nahm er einen tiefen, beruhigenden Atemzug.
Dann vier weitere.
„Du hast Recht, Harry", stimmte er zu. „Werde ich."
Harry und Ron stießen erleichtert die Luft aus.
„Nachdem ich ihn umgebracht habe", fuhr Draco fort.
„Neinneinnein! Das darfst du nicht!" Ron hielt seinen Arm fest. „Was bringt dich übrigens zu der Annahme, dass es Colin war?"
An diesem Punkt piepste Colin Creeveys durchdringende Stimme auf.
„Weil ich's war!"
Harry blinzelte. „Oh. Nun, das klingt ziemlich schlüssig, ja."
„Er sollte besser gleich mit seinem Leben abschließen!", brüllte Draco. „Verzieh dich, Weasley. Geh und nimm deine Moral dahin mit, wo sie erwünscht ist – ich scheine allergisch zu sein. Also, wo war ich? Oh, ja – bereite deine Letzten Worte vor, Creevey!"
„Iiieeep!"
Harry ergriff Dracos anderen Arm.
„Nun, ich bin sicher, Colin hat eine Erklärung", sagte er beschwichtigend.
„Für den Versuch, mich umzubringen?"
„Wir haben alle mal einen schlechten Tag."
„Ich hab keine mörderischen Wahnsinnstage!" Draco hielt inne, um hierüber noch mal nachzudenken. „Oder wenn ich welche hab, steht das hier nicht zur Debatte."
„Ich bin nicht wahnsinnig!"
Creevey berief sich darauf, und trotzdem redete er weiter mit einem offensichtlich wutschnaubenden Slytherin.
Das war nicht so überzeugend.
„Ich wähle nur die Seite mit der größten Stärke", fuhr Colin fort. „Die Dunkle Seite ist ganz klar die mächtigste."
„Und wäre das wohl, weil er von einem Baby besiegt wurde, oder weil ihn alle naselang Kinder reinlegen?", grübelte Harry. „Warte, Entschuldigung. Was sagtest du gerade?"
„Mein ganzes Leben lang war ich fasziniert von – Macht", sagte Colin. „Eine Zeitlang habe ich deine verehrt, Harry Potter."
Draco rollte mit den Augen. „Wissen wir, deine gruselige Anhimmelei war Schulgespräch."
„Aber nicht einmal Valentinkarten schafften es, deine Aufmerksamkeit zu gewinnen –"
„Das warst du?", japste Harry. „Urgh!"
„Darf ich ihn jetzt umbringen?", fragte Draco nachdrücklich.
„Nein!", rief Ron.
„Vielleicht", sagte Harry.
Colin fuhr mit seinem Gelaber fort. Böse Leute starben schließlich dafür, anderen ihre schändlichen Pläne zu erzählen.
Draco kapierte das nicht. Aus ihm würden sie nie ein Geständnis herausbekommen, solange sie nicht mit der Folterbank ankämen.
„Also ging ich über zu einem größeren Spiel..."
„Bitte nicht Dumbledore", Ron atmete gepresst. „Sag mir nicht, du hättest Dumbledore Valentinkarten geschickt!"
„Nein, dem Dunklen Lord", blaffte Colin. „Hast du denn gar nicht aufgepasst? Das ist doch mein ruchloser Plan hier!"
„Tschuldigung. Richtig. Ist nur so, dass die Mädchen gerade direkt vor dem Fenster Aerobic haben. Da ist eine Menge Lycra und – nein. Red weiter. Wirklich. Ich hör zu."
„Nun, der Dunkle Lord nahm mein Angebot der Unterwerfung gerne an", sagte Colin.
„Und deine Valentinkarten?", fragte Draco, eine Augenbraue hochziehend. „Rosen sind rot, deine Augen sind's auch, den Tod wir essen und –?"
„Könntet ihr Leute mal bitte aufhören, mich hier ständig zu unterbrechen?", beklagte sich Colin. „Das ist eine ernste Angelegenheit, wisst ihr!"
„Hm. Oh ja. Ich stimme dir völlig zu", sagte Harry, der zum Fenster hinausstarrte.
„Ich hatte den Wunsch, Zugang zum innersten Kreis zu erlangen, und derart meinem Lord näher sein zu dürfen. So entschloss ich mich, Gefälligkeiten im Tauschhandel um den Sohn eines seiner einflussreichsten Todessers zu erhalten."
„Wart mal, jemandes Kind zu kidnappen bedeutet, dass du in eine Vertrauens- und Machtposition gebracht wirst?", fragte Harry.
Draco zuckte mit den Achseln. „Ist ziemlich Standard, wirklich."
„Und da wundern sich die Leute, dass die Reiche des Bösen zu Fall kommen..."
„Da dieser Sohn in seiner natürlichen Erscheinungsform zu einer gewissen Gewalttätigkeit und Instabilität neigt, entschied ich mich, ihn in eine noch natürlichere Gestalt zu verwandeln."
„Gewalttätigkeit? Instabilität? Gewalttätigkeit – ich geb dir gleich Gewalttätigkeit und Instabilität, du kleines Würstchen, ich schieb dir Gewalttätigkeit und Instabilität geradewegs in den –"
„Komm schon, Draco", meinte Ron. „Du musst zugeben, da hat er einen Punkt getroffen."
Draco gab nach. „Na gut, ja. Aber ich bin trotzdem beleidigt, verdammt! Ich habe auch Gefühle." Er bekam verständnislose, ungläubige Blicke von allen zugeworfen. „Ich könnte Gefühle haben", fügte er mürrisch hinzu. „Wenn ich wollte, könnte ich."
„Es war schwierig", erzählte Colin ihnen laut weiter. „Ich musste große List anwenden. Ich musste Blaise Zabini verführen."
Draco rollte wieder die Augen. „Und mutig gehen, wohin schon viele Männer, Frauen und Haustiere zuvor gegangen sind."
„Ich musste ihre Zaubertränke-Kenntnisse herausfinden, und sie überzeugen, heimlich den Zaubertrank in deinen Becher zu gießen. Sie ahnte nicht, dass ich ihn verändert hatte, so dass die Wirkungsdauer unbegrenzt war. Sie dachte, es wäre nur ein Witz!"
Colin brach in einen dröhnendes, verruchtes Theatergelächter aus.
Die anderen standen herum und sahen ihn an, bis er aufhörte.
„Es war ein sehr listiger Plan!", wehrte er ab. „Nur, dass er mich dann gebissen hat. Und Ron ihn hochgenommen hat, und dann meine ganze Pläne, ihn zurück zu bekommen – wie Crabbe und Goyle auf Ron anzusetzen, und –"
„Vielleicht darfst du ihn am Ende doch umbringen", überlegte Ron.
„Äh, also, sie funktionierten nicht", beendete Colin den Satz hastig. „Ich schlich mich einmal in den Schlafsaal der sechsten Klasse, aber die Nacht schlief er bei Hermione. Also hielt ich mich nur so lange da auf, um ein paar Fotos des schlafenden Harry zu schießen, und ging wieder."
„Oh, ist das eklig", heulte Harry auf.
„Warum bist du nicht einfach in den Mädchen-Schlafsaal gegangen und hast mich geklaut?", forschte Draco.
„Malfoy", sagte Colin vorwurfsvoll. „Ich sehe ein, dass ich ein Helfershelfer der Dunkelheit bin, aber sich nachts in den Mädchen-Schlafsaal zu schleichen, ist schlicht und einfach falsch."
Harry und Ron nickten mit schockierter Miene.
Draco würde diese Gryffindors niemals verstehen.
„Und dann übte Ron den Rückverwandlungszauber aus, auf Dornröschen-Art –"
„Bitte überspring den Teil", flehte Ron.
„Nun, ich wusste, dass ich Malfoy loswerden musste, bevor er herausfand, dass ich es war. Ich konnte keine Entdeckung riskieren, also entschied ich mich, ihn umzubringen. Aber auch dieser Plan ging schief."
Harry sah leicht verwirrt aus. „Wenn es so wichtig war, der Entdeckung zu entgehen, wieso hast du uns gerade alles erzählt?"
Colin blinzelte.
„Oh, ja. Scheiße."
„Okay", sagte Draco scharf. „Nachdem wir das also geklärt hätten, und jeder von seiner Schuld überzeugt ist, werde ich Colin nun schmerzhaft foltern bis zu seinem qualvollen Tod, und dann ist alles vorbei, keine bösen Gefühle, kein bleibender Schaden."
„Nein, das darfst du nicht!", rief Ron. „Harry, gib mir Rückendeckung! Es könnte falsch sein."
„Jaaah... falsch", wiederholte Harry und sah dabei ein wenig wehmütig aus.
„Ich weiß zufällig, dass er Fotos von dir gemacht hat, die Millicent Bulstrode gekauft hat und in ihrer besonderen Sammlung aufbewahrt", lockte Draco ihn.
„Nein, nein", wehrte Harry ab, der sein heldenhaftes Ich wieder in den Griff bekam. „Wir müssen ihn zu Dumbledore bringen."
„Und was wird der tun – ihm eine Strafarbeit aufgeben?", japste Draco. „Nein! Ich will ihn umbringen! Ich will Rache! Ich bin ein Malfoy, ich will Blut! Gebt mir... Blut... ihr verdammten... Gryffindors... Blut... Blut …"
„Ist er immer so?", fragte Colin beunruhigt.
„Morgens ist er schlimmer, wenn er noch keinen Kaffee hatte", antwortete Harry. „Aber mach dir keine Sorgen, kleiner Helfer des Bösen. Wir werden ihn dir nicht weh tun lassen."
Draco kämpfte und versuchte, zu beißen. Es war ziemlich anstrengend, ihn zurückzuhalten.
Als Seamus untröstlich aus der Krankenstation heimkam, bot sich ihm der Anblick eines beißenden, verschwitzten Draco, der von zwei schwer kämpfenden Jungen festgehalten wurde, und eines Colin Creevey, der sich wie ein ausgepeitschtes Sklavenkind hinter ihnen her trollte.
Den Rest des Tages verbrachte er mit dem Kopf unter der Bettdecke.
*
Dumbledore war ziemlich erschrocken, als Ron und Harry in sein Büro gestürmt kamen, Draco wie einen Kriegsgefangenen zwischen sich abführend.
„Was hat Mr. Malfoy getan?", fragte er milde.
„Nichts!", heulte Draco empört auf.
Dumbledore sah Harry forschend an.
„Er sagt die Wahrheit, Sir", bestätigte Harry.
„Wirklich? Wie... unerwartet."
Draco riss seine Arme aus dem Gryffindor-Griff.
„Es war Colin Creevey!", erklärte er leidenschaftlich. „Er hat versucht, mich umzubringen! Er hat versucht, meinen Kaffee zu vergiften, er hat mein schönes, schönes Gesicht mit Fell verunstaltet! Ich verlange, dass er rausgeworfen wird, ich verlange, dass er bestraft wird, ich verlange, dass er umgebracht wird, bis es ihm leid tut!"
Dumbledore legte seine Feder nieder und sah an dem zornigen Blonden vorbei.
„Wo ist Mr. Creevey?"
Harry und Ron warfen einen panikerfüllten Blick hinter sich.
„Äh", sagte Harry. „Er war vor einer Minute noch hier..."
„Um Ihnen die Wahrheit zu sagen, Sir", warf Ron ein, „wir waren ein bisschen mit Draco beschäftigt..."
„Ihr habt ihn entkommen lassen?", heulte Draco auf. „Ihr totalen, absoluten Wichser! Ihr – ihr verdammten Gryffindors!"
„Hören Sie gar nicht hin, Sir", empfahl Harry.
„Ja", stimmte Ron zu, „ja, er ist überreizt..."
„Ich bin nicht überreizt! Ich bin gerade richtig gereizt!", schnappte Draco. „Euch zwei hätte man bei der Geburt ertränken sollen! Und Sie – Sie – wieso holen Sie nicht die Auroren, da läuft ein Mörder frei rum, Sie seniler alter.... mphmphmphmph..."
Harry war mit großer Geistesgegenwart hinter Dracos Rücken geschossen und hielt ihm die Hand vor den Mund.
„Er fühlt sich einfach ein bisschen empfindlich heute", erklärte er hastig, als Draco aus dem Mund schäumte und versuchte, ihn zu erwürgen. „Wenn Sie ihn erst mal näher kennen lernen, ist er wirklich ganz – Ron, hilf mir!"
Dumbledore putzte in aller Seelenruhe seine Brille.
„Draco!", japste Ron. „Sei ruhig, und wir können Colins Flucht vereiteln!"
Draco hörte nicht zu. Er schien lieber zu versuchen, Ron den Arm auszureißen.
„Draco!", bat Harry. „Du bringst deine Haare ganz durcheinander!"
Draco stand still.
„… Wirklich?" fragte er mit piepsiger Stimme.
„Nein", sagte Harry beruhigend. „Das hab ich nur gesagt, um dir wehzutun."
„... Mein Haar ist in Ordnung?"
„Äh – ja. Wirst du jetzt brav sein?"
„Ha! Wünscht du wohl."
„Was Harry meinte war – wirst du versuchen, uns nicht die Glieder auszureißen?"
„Ich kann nichts versprechen...", murmelte Draco rebellisch.
„Die nächsten fünf Minuten lang?"
„Ach – ja, in Ordnung. Weg von mir – ihr beide!"
Alle erhoben sich.
Draco kreuzte seine Arme und schmollte erkennbar.
„Jetzt hebt euch davon, unkompetente Clowns", kommandierte er. „Ihr habt versagt, und ich bin höchst unzufrieden mit euch."
„Tut mir leid wegen ihm, Sir", sagte Harry. „Er vergisst, dass Leute keine Hauselfen sind."
„Gib hier keine Widerworte!", blaffte Draco. „Creevey entkommen lassen, ihr Idioten, verlasst diesen Raum sofort, oder eure Ohren kommen in die Backofenklappe! Los doch, ich meine es ernst. Aus meinen Augen!"
Dumbledore gab ihnen einen taktvollen Wink, rauszugehen.
Als sich die Tür schloss, wandte Draco seinen Blick dem Schulleiter zu. Er verengte seine Augen und tat so, als sei der ein ungehorsamer Hauself mit ungewöhnlichem Bartwachstum.
„Es ist schön zu sehen, dass du mit den Gryffindors gut zurecht kommst", meinte Dumbledore freundschaftlich.
„Oh ja, lassen Sie uns bitte über mein Gesellschaftsleben reden, statt den Kriminellen zu verfolgen", sagte Draco säuerlich.
„Ich freu mich einfach zu sehen, dass du Freundschaft schließt", sagte Dumbledore gelassen.
„Und wahrscheinlich in dem Prozess enterbt werden wirst", ergänzte Draco düster. So betrachtet würde er lieber ein bisschen gefoltert werden. „Was soll dieses ganze Interesse an mir? Seien Sie versichert, Sie behalten besser Harry als Ihren Goldjungen. Ich bin nicht mal ein vergoldeter Junge."
Dumbledore lächelte.
„Nun, wir sind doch praktisch eine Familie. Oder hattest du's noch nicht gehört? Mein Bruder Aberforth und dein Onkel Ethelfried ziehen zusammen. Ich glaube, die Hochzeit findet im Sommer statt."
Wenige Dinge brachten einen Malfoy dazu, seine mörderische Wut zu vergessen.
Das da gehörte dazu.
„A-Aberforth Dumbledore?" Dracos Stimme war gedämpft. „Der, der in der Zeitung war wegen dieser – Sache mit den Ziegen?"
Dumbledore nickte. „In der Tat. Ich hörte, Ethelfrieds Brautkleid sei wirklich schön."
Draco blieb einen Moment lang ganz still.
Dann, in langsamen, vorwurfsvollem Ton sagte er: „Ich gehe jetzt. Versuchen Sie, keinen weiteren psychologischen Schaden bei mir anzurichten, während ich den Raum verlasse."
Harry und Ron waren extrem erschrocken, Draco schreiend aus dem Büro des Schulleiters jagen zu sehen.
„Was hat er gesagt?", fragte Harry, während das wilde Gebrüll ein Echo durch die Korridore hallen ließ.
„Äh – ‚Gottverdammte progressive Erziehungsmethoden'?", sagte Ron zweifelnd.
„Huh." Harry blinzelte. „Manchmal mach ich mir wirklich Sorgen um ihn."
„Er könnte genauso enden wie dieser Onkel von ihm."
„Oh, Ethelfried Malfoy?"
„Du weißt von ihm?" Ron sah etwas überrascht aus. „Du weißt doch sonst nie was."
„Jeder weiß von Ethelfried Malfoy."
*
Harry und Ron holten Draco ein, der noch immer weiß und erschüttert aussah.
„Lasst los!", sagte er. „Ich wünsche allein zu sein, verdammt. Oder wenn ihr schon nicht weggeht, gebt mir einen Spiegel. Ich wünsche mein Haar zu prüfen."
Harry und Ron ergriffen seine Ellbogen.
„Nicht schon wieder", stöhnte Draco. „Ich bin zufällig Schüler hier, nicht Krimineller."
Kein Malfoy war ein Krimineller.
Juristisch war man keine Krimineller, solange man nicht erwischt wurde.
„Nein, nein, das wird dir gefallen", versprach Harry. „Schau mal zum Fenster raus, auf den See... siehst du? Colin versucht, abzuhauen."
Sie beobachteten alle die maushaarige kleine Figur, der gerade ein Boot ergriff und über den See zu paddeln begann.
Sie alle sahen das beinahe faule Schwingen des Riesen-Tintenfischs zum Boot, und Colins verängstigtes Quieken, als er von dem Tentakel ergriffen und herumgeschleudert wurde.
Dann lehnte sich Draco aus dem Fenster, reckte sich grazil und schwelgte in einem leicht bösen Gelächter.
Bereuet, bereuet, all Ihr, die Ihr Euch mit den Malfoys anlegt, denn sie werden bösartige gnadenlosen kleine Bastarde sein.
„Ich denke, ich werde einen kleinen Spaziergang zum See machen", sagte er unschuldig. „Ihr wisst schon. Die Aussicht genießen."
*
„Bitte hör auf, mit dieser teuflischen Schadenfreude vor dich hin zu glucksen, Draco."
„Es tut mir leid, Hermione, hast du Kopfweh?"
„Nein, ich finde es nur extrem störend..."
Draco, vor dem Feuer im Gryffindor-Gemeinschaftsraum zusammen gerollt, betrachtete gerade prüfend die Fotos, die an diesem Nachmittag am See aufgenommen worden waren. Er hatte Colin Creeveys verzweifeltes Ans-Ufer-Schwimmen schon ein paar Mal angesehen.
Aus irgendeinem Grund wurde er dessen einfach nicht müde.
Aber er legte sie beiseite, um sie später als süßen Gute-Nacht-Anblick voll Furcht und Angst wieder durchzublättern, und drehte sich zu Hermione um.
„Erzähl mir von dem Zauberspruch, der es möglich gemacht hat, deinen Fernseher funktionsfähig zu machen", bat er mit seinem faszinierendsten Lächeln.
Hermione konnte einem Appell nach Wissen nie widerstehen, drehte sich zu ihm, und begann leise zu reden. Draco hörte sorgfältig zu.
Ginny, Harry und Dean Thomas tauschten ein zufriedenes Lächeln aus, als sich ihr Lockenkopf über Dracos glatte blonde Strähnen beugte – beide vertieft in eine äußerst unverständliche Konversation.
Ooooohhhhh, sagte ihr Blickwechsel. Sind diese Bildungsverrückten nicht süß?
Ron, der Ignorant, sagte laut: „Gut, dass du Colins Kamera gerettet hast, Draco. Ich will Fotos von mir und Cho auf dem Weihnachtsball."
Ginny erstickte ein Stöhnen hinter ihrer Hand.
„Hey, Draco", sagte Ron, „mit wem gehst du zum B – Harry, wieso haust du deinen Kopf auf die Tischplatte?"
„Hab ich das?", fragte Harry. „Ist mir gar nicht aufgefallen."
Draco sandte Ron seinen Todesblick™ (Patent der Malfoy-Familie seit 1783).
„Oh, ich weiß nicht", meinte er langsam. „Keine Slytherin, soviel ist sicher. Sie haben viele leuchtende Qualitäten, aber Pansy Parkinson konnte einfach kein ‚Nein' als Antwort akzeptieren damals in der vierten Klasse. Trotz der Tatsache, dass ich praktisch wie ein Priester angezogen war... eine ziemlich drastische Verfahrensweise für jemanden, der den Eid der Nicht-Armut und Nicht-Keuschheit abgelegt hat."
Er warf einen ausgefeilt uninteressierten Blick durch den Raum.
„Natürlich, wenn hier jemand noch eine Eskorte benötigen sollte, wäre ich überglücklich – fall tot um, Patil, dich meinte ich nicht. Und du komm wieder hinter dem Sofa hervor, Finnigan, ich habe Niveau."
„Ich schlage vor, du sparst dich und deinen Eid der Nicht-Keuschheit für irgendeine Hufflepuff auf, die sie vielleicht zu schätzen weiß", sagte Hermione in neutralem Tonfall.
Draco schmollte.
Parvati Patil musste gehen, um sich mal nett hinzulegen.
„Warte, Hermione hat auch keine Verabredung", sagte Ron brilliant. „... Ginny, wieso beißt du in deinen Bleistift?"
Ginny biss den Bleistift in der Mitte durch.
„Och – nervöse Angewohnheit."
„Sag mal, Harry", sagte Ron im Konversationston. „Könnte ich mir die Karte der Rumtreiber ausleihen? Nur für den Fall, äh – dass Cho und ich ein privates Plätzchen suchen?"
„Klar", sagte Harry bereitwillig. „Ich werd' sie nicht brauchen."
Ginny schnappte sich die Karte zurück.
„Zur Hölle, wirst du nicht!"
Eine Murmeln, das nach „Füchsin" klang, kam aus der Richtung Draco Malfoys. Dann warf er einen Blick auf die Karte.
Ein Ausdruck vager Erkenntnis erschien auf seinem Gesicht.
„Ihr habt eine Karte, die... äh – alles zeigt, was in der Schule vor sich geht?"
„Ja, habe ich seit der dritten Klasse..."
„Oh." Draco wurde sehr rot. „Nun. Nun, in den, äh, wenigen Nächten, in denen du vielleicht meinen Punkt im Astronomie-Turm mit diesen drei Mädchen gesehen hast, möchte ich dich wissen lassen, dass es sich um eine völlig legitime Studiengruppe handelte."
„Oh, ja?", sagte Ron. „Welchen Planeten habt ihr studiert – Ur..."
„Halt's Maul, Weasley!"
*
Harry sah extrem schuldbewusst aus, dachte Hermione. Als ob er sich in den Mädchenschlafsaal geschlichen hätte, auf geheimer Mission, die Massen zu verführen – wo er doch tatsächlich eingeladen worden war.
Er schaute zu Parvatis Strümpfen auf dem Fußboden hinab, als handle es sich um ein Symbol offenkundiger Schamlosigkeit.
„Du wolltest mit mir sprechen, Harry?", fragte Hermione ihn prompt.
„Wollten wir", stimmte Ginny zu, und übernahm für Harry, der zu sehr damit beschäftigt war, die Betten aufmerksam zu beäugen, als ob er Tanzmädchen unter ihnen vermutete.
Harry schoss hoch.
„Draco ist ein netter Junge", sagte er plötzlich und warmherzig.
„Abgesehen von seinen regelmäßigen Ausbrüchen mörderischer Wut, unmoralischen Mentalität und der Weise, wie er fünfeinhalb Jahre damit zugebracht hat, uns zu quälen, meinst du?"
Harry blinzelte.
„Nun. Ja. Das schon."
Ginny hustete. „Wenn man von diesen Kleinigkeiten mal absieht, hat Draco viele gute Eigenschaften."
Harry nickte. „Er ist klug."
„Er singt gut."
„Er spielt gut Schach."
„Er mag Bücher."
„Er ist witzig."
„Er hat diese Jeans."
„Jaaah, er ist ziemlich süß. Äh – hab ich von Parvati gehört."
Hermione starrte die beiden an.
„Ihr Leute begreift, dass ihr versucht, mich mit jemanden aus Slytherin zu verkuppeln. Slytherin, das Haus, das Jungfrauenblut trinkt."
„Oh, aber Draco ist anders."
„Ja, er ist ihr Anführer! Wahrscheinlich zieht er sich Jungfrauenblut in Überdosen rein! Und wenn du denkst, er ist so toll, geh du doch mit ihm zum Ball."
„Ich gehe mit Harry."
„Ich gehe mit Ginny."
„Harry, ich habe nicht mit dir gesprochen."
„Oh."
„Ich will nicht diesen Sommer zu Hause ankommen, und Mama und Papa erzählen, dass mein Freund jeden Moment kommen müsste, er nur eben erst ein hilfloses Hündchen quälen muss, dass er auf der Straße gefunden hat."
„Ich bin sicher, dass Draco keinem dummen Tier weh tun würde", sagte Ginny zuletzt – nach einer geflüsterten Konferenz, inwieweit Neville Longbottom zählte.
Hermione ließ ihr Buch mit einem dumpfen Plumps fallen.
„Seit ihr alle total verrückt geworden? Bin ich die einzige Person, die noch alle Sinne beisammen hat bei dem Thema Draco ‚Ich bin das Ultimative Böse! Bwah!' Malfoy? Nur weil er denkt, er kann hier reinstolzieren mit seinen Haaren, und seinen Jeans, und seinem Singen, und seinen Witzen, und seinen Jeans, und – wo war ich?"
„Seinen Jeans", sagten Ginny und Harry unisono.
„Da war ich überhaupt nicht! Ich meine, ich bin total glücklich damit, Single und ungequält zu sein. Also könnt ihr Leute euch alle zum Weihnachtsball verziehen, und euch paaren, und ich werde allein und trotzdem erfüllt sein, während du Harry hast, und Ron Cho hat, und Malfoy seine –"
„Aufregende Auswahl von Liebessklaven hat?"
Die völlig unerwartete gedehnte Sprechweise ließ ein mädchenhaftes Kreischen durch den Raum hallen.
Hinterher sah Harry irgendwie peinlich berührt aus.
Hermione starrte in Dracos Gesicht, das vom Fenster eingerahmt war.
„Was tust du da?"
„Ach." Draco lächelte gewinnend. „Ich bin eine Rebe zu deinem Fenster hochgeklettert. Es ist sehr romantisch, und wagemutig von mir, finde ich. Ich hätte darum gebeten, an deinem Haar hochzuklettern, aber, na ja, es hat immer noch diese buschigen Neigungen, und da gibt es diesen unangenehm statischen Faktor..."
„Draco. Ich habe keine Rebe."
Draco drehte sein Lächeln sorgfältig ein paar Stufen höher von ‚Gewinnend' zu „Unwiderstehlich Anbetungswürdig'.
„Jetzt schon."
Hermione rannte zum Fenster rüber.
„Du hast eine Pflanze wachsen lassen?"
Über ihren Kopf hinweg gaben ihm Harry und Ginny aufgeregte Daumen-Hoch-Zeichen.
„Aber das muss Stunden gedauert haben... du musst Unterricht verpasst haben..."
„Och, nein", sagte Draco beiläufig. „Ich hab einfach Neville Longbottom getriezt, es für mich zu machen."
Als das Fenster über seinen Fingern zuschnappte, gewann er den untrüglichen Eindruck, dass er noch immer etwas falsch machte.
*
Am nächsten Morgen beim Frühstück starrte Draco düster in seinen Kaffee und grübelte über seine gegenwärtige Situation.
Das Böse war besiegt. Was überraschenderweise eine gute Sache war, weil er – erstmals – nicht das Böse war.
Treffer. Malfoy – eins. Murphy (nimm das, du Bastard!) – null.
Aber nun.
Er hatte gerade Probleme mit seinem Liebesleben. Er hatte Probleme, ein Mädchen zu kriegen.
Das schien einfach so – falsch.
Und der Junge Der Lebte, Aber Weißt Du, Eigentlich Gar Nicht Wirklich Ein Leben Hatte, versuchte, ihn mit seiner besten Freundin zu verkuppeln. Ha! Harry Potter, der heiße Action nicht mal erkennen würde, wenn sie nackt in seinem Schlafsaal auftauchen würde.
Wenn er bloß irgend so was wie einen Schimmer hätte, was schief gelaufen war.
Er verzog das Gesicht. Er war immer noch wohlhabend, oder? Oh ja, er war so reich. Mmm-hmm. Genau so, geheimer Schweizer Zweig der Gringotts-Konten, ja bitte, bereichere mich härter...
Er war immer noch charmant, witzig und ein sexy Ding. Blaise Zabini und Pansy Parkinson dichteten gerade eine Ode an diese Tatsache ein paar Plätze weiter den Slytherin-Tisch herunter.
Und er war immer noch umwerfend. Nicht wahr? Nicht wahr?
Wo er gerade daran dachte, es war schon mindestens 15 Minuten her, seit er seine Haare zuletzt gecheckt hatte.
Er angelte einen Löffel und hielt ihn sich vor das Gesicht.
Nein – immer noch umwerfend. Oh ja. Könnten seine Gesichtszüge noch klassischer gezeichnet sein? Nicht, solange sie nicht von Homer beschrieben waren.
Also was konnte denn jetzt möglicherweise das Problem sein?
Draco seufzte. Es war eindeutig Zeit für drastische Maßnahmen.
Er richtete den Schmelzenden Blick fest auf Hermione. Auf diesem Blick lagen seine großen Hoffnungen. Er hatte ihn letzte Nacht bei Pansy geübt, und sie hatte schwach gekreischt, war vorgestolpert und hatte sich auf seine Kleider gestürzt.
Es hatte zahlreicher Schreie von „Sexueller Belästigung!" bedurft, bevor jemand zu seiner Rettung gekommen war.
Er konzentrierte den Schmelzenden Blick. Wenn sie erst mal hochsehen würde, plante er ihr das selbstfällige Ich Bin So Belästigbar Grinsen zu senden.
Sie sah nicht hoch! Sie las einfach weiter die Zeitung.
Sie war eine Kreatur geschmiedet aus geeistem Stahl.
Draco drückte seinen Kaffee an seine Brust. Ach, süßer treuer koffeinhaltiger Geliebter. Du wirst mich nie verlassen.
Als seine Eule ihren Weg zu ihm herüber flog, ließen ihn ihn seine Nerven über sein Hemd schütten.
Schließlich hatte Lucius erst gestern geschrieben und ihn streng angewiesen, nicht Ron Weasley zum Ball einzuladen. Viel mehr konnte er nicht ertragen.
Crabbe hob den Umschlag neben Dracos Teller hoch.
„Was'n das?", grummelte er.
„Sieht aus wie... 'ne Hochzeitseinladung", sagte Goyle. „Äh. Draco. Wieso stichst du mit einem Buttermesser auf dich ein?"
„Tötet mich", sagte Draco. „Das ist gnädiger so."
Von einer Frau zurückgewiesen. Im Begriff, das traumatischste Dokument seines jungen Lebens zu lesen.
Und oh Gott, Edmund Das-Unverschämte-Blag Baddock war gerade mit Hermione zusammen gestoßen. Schon wieder.
Plus Kaffee auf dem Hemd!
„Et tu, Brute!" murmelte er wild.
Draco – eins. Murphy – 17.842.
Draco fragte sich, ob er wohl etwas von Seamus' Prozac stehlen könnte.
***HeHHJH
