2. Kapitel: Imladris
"Guten Abend, Nimiel. Ich habe dich schon erwartet. Wie war deine Reise?" Ich erschrak so sehr ob der Stimme, dass ich fast vom Pferd fiel. Doch glücklicherweise konnte ich mich gerade noch halten. Als ich dann festen Boden unter den Füssen hatte bemerkte ich erst, dass dieser Herr mich mit meinem Namen angesprochen hatte. Woher kannte er meinen Namen? Wer in Illuvatarsnamen war das?? Mein Erstaunen blieb ihm nicht unbemerkt und er begann zu schmunzeln. "Entschuldige Nimiel. Ich wollte dich nicht erschrecken. Es tut mir leid. Mein Name ist Elrond und ich bin der Herr dieses Hauses. Deine Mutter hat mich über dein Kommen informiert. Sei herzlich willkommen. Ich habe dir schon ein Zimmer herrichten lassen. Ich nehme an du bist müde von der Reise und möchtest dich sicher noch etwas ausruhen vor dem Abendessen. Folge mir."
Immer noch völlig perplex packte ich meine Tasche und wollte mich noch um Mirod kümmern, aber sie wurde schon von einem anderen Elben abgeführt. So folgte ich wortlos Elrond, der mich durch viele, sich abermals verzweigende Gänge führte. Ich wusste noch nicht wie ich je wieder den Weg zurück finden sollte, doch das war mir im Moment ziemlich egal. Elrond blieb plötzlich stehen und ich erwachte endlich aus meiner Starre und wollte etwas sagen.
"Nein, nicht jetzt. Ruh dich erst etwas aus. Wir haben noch genug Zeit um miteinander zu reden. Dies ist dein Zimmer. Ich werde dich zum Abendessen holen lassen. Bis später." Ohne sich noch einmal umzudrehen lief er davon. Dabei hätte ich doch noch so viele Fragen an ihn gehabt. Egal, er hatte wohl oder übel recht. Es war eindeutig besser, wenn ich mich erst mal etwas frisch machte. Vorsichtig betrat ich das Zimmer und staunte. Vor mir lag eine Suite. Anders konnte ich das nicht nennen. Ein grosses weiches Bett, ein Schrank, ein Tisch auf dem sich schon fast niedergebrannte Kerzen befanden, welche dem Raum eine ganz besondere Atmosphäre verliehen.
Müde liess ich mein Zeug fallen und setzte mich vorsichtig auf das Bett. Es war so weich, dass ich mich am liebsten gleich in die Decke gekuschelt hätte und die nächsten paar Tage da geblieben wäre. Doch es warteten Pflichten auf mich. Ein leichtes Lüftchen lies mich erahnen, dass es einen Balkon haben musste und ich lag nicht falsch. Der kleine Balkon bot mir einen wunderbaren Ausblick auf ganz Bruchtal. Es war fantastisch. Plötzlich klopfte es an der Türe und eine junge Elbin betrat das Zimmer mit einer Schale dampfendem Wasser.
"Herrin? Ich bringe Euch hier Wasser damit Ihr Euch frisch machen könnt. Falls Ihr noch etwas wünscht, sagt es rasch." "Vielen Dank. Ich brauche nicht mehr. Geh nur." Ich riss mich nur ungern von dem schönen Ausblick fort, aber das dampfende Wasser war vielversprechend. Doch auf den ersten Augenblick konnte ich die Schale einfach nicht ausfindig machen. Da erst entdeckte ich eine weitere Tür, die ins Badezimmer führte. Als ich es betrat, traute ich meinen Augen nicht. Was ich da sah, war schrecklich. Im Spiegel stand eine zerlumpte, blutverklebte und schmutzige Gestalt, der die Haare wirr um den Kopf standen. Es war mein Spiegelbild und ich fragte mich, warum Lord Elrond keinen Kommentar dazu gegeben hatte.
So schnell wie möglich entledigte ich mich von meinen bestialisch stinkenden Kleidern und wusch mich ausgiebig mit dem wohltuenden Wasser. Eingewickelt in ein weiches Badetuch suchte ich etwas zum Anziehen. Glücklicherweise hatte ich noch ein zweites Reitgewand dabei und konnte mich somit frisch kleiden. Gerade als ich die letzte Schnalle befestigte klopfte es ein weiteres mal an der Türe. Es war wieder die selbe Elbe, die mir das Wasser gebracht hatte. "Seid Ihr bereit für das Abendessen? Ich werde euch führen." "Ja, danke." Ich folgte ihr rasch und fragte mich ein weiteres mal, wie ich wohl wieder zurück kommen sollte. Die Elbe öffnete eine grosse Türe und liess mich passieren.
Es war ein überwältigender Anblick. Vor mir befand sich ein ellenlanger Tisch, besetzt bis auf einen einzigen Stuhl ganz in der Nähe von Lord Elrond. Ich folgte seiner einladenden Geste und nahm Platz. Die Unruhe wich innerhalb von Sekunden einer bedrückenden Stille. Langsam erhob sich Lord Elrond:
"Liebe Freunde und Bekannte, ich wünsche allen einen Guten Appetit und heiße Nimiel aus dem Norden herzlich willkommen." Applaus folgte diesen Worten und mir schoss sofort alles Blut in den Kopf. Doch bald schon waren alle mit dem Essen beschäftigt und auch ich war froh, wieder einmal etwas warmes zwischen die Kiefer zu bekommen.
Während des Essens schaute ich mich etwas um und betrachtete alle Elben in meiner näheren Umgebung. Rechts und links von Elrond saßen zwei sich auf das kleinste Detail gleichende, gut gebaute Elben. Wahrscheinlich waren sie Lord Elrond näher bekannt, jedenfalls mussten sie Zwillinge sein, denn sie hätten ihren Platz tauschen können und ich hätte es nicht einmal gemerkt. Der Rest des Tisches war besetzt von sehr unterschiedlichen Elben. Es gab auch einige blonde, was ich als Haarfarbe bei unserer Rasse noch nie zu Gesicht bekommen hatte. Bei uns zu Hause waren alle entweder braun oder schwarz haarig. Das Essen begann sich langsam dem Ende entgegen zu neigen und einer nach dem anderen verließ den Speisesaal, bis am Ende nur noch Lord Elrond, die Zwillinge und ich den Tisch säumten.
Lord Elrond räusperte sich kurz und begann dann zu erzählen: "Nimiel, ich möchte dich noch einmal ganz herzlich bei uns willkommen heissen. Es ist uns eine große Ehre jemanden aus dem hohen Norden zu beherbergen. Sag, wie steht es um Euer Volk?" "Nun, ja, es geht uns eigentlich allen ziemlich gut, seit wir die große Schlacht vor 100 Jahren überstanden haben. Es haben sich alle gut erholt bis auf...." Ich konnte nicht weiter sprechen, der Tod meines Vaters lag mir noch zu nahe und Elrond schien das irgendwie zu spüren. "Schon gut, ich weiß was damals schreckliches passierte, du musst nicht weiter sprechen. Ach ja, übrigens" er zeigte auf die beiden Zwillinge die ihn flankierten, "dies sind meine zwei Söhne Elladan und Elrohir, falls du irgendein Problem hast, wende dich an sie."
Es viel mir wie Schuppen von den Augen. Wie konnte ich die ungeheure Ähnlichkeit der Beiden zu Lord Elrond übersehen haben? Natürlich, seine Zwillingssöhne! Meine Mutter hatte mich schon vor Ihnen gewarnt, sie seien manchmal etwas vorwitzig und führten manchmal etwas zu viele Streiche aus. Naja, auf den ersten Blick schienen sie mir ganz sympathisch.
Ich nickte höflich jedem zu. "Nimiel, wenn es dir nichts ausmacht und du noch nicht zu müde dafür bist, würde ich mich gerne noch etwas mit dir unterhalten." "Aber natürlich, sehr gern." Er stand auf und ich folgte ihm. Elladan und Elrohir verschwanden in eine andere Richtung, nicht aber ohne vorher noch einmal zurückzublicken und, wie es mir schien, etwas hämisch zu grinsen. Lord Elrond bog bei der nächsten Biegung rechts ab und blieb vor einer schweren Holztüre stehen. "Bitte mach es dir gemütlich, ich muss nur noch schnell meine Unterlagen holen und komme dann gleich."
Langsam betrat ich den Raum. Vor mir befand sich eine endlos scheinende Bibliothek, die aussah, als ob sie seit geraumer Zeit nicht mehr groß benutz wurde. Auf den meisten eher dicken Büchern lag eine beachtlich Schicht Staub und die Luft roch irgendwie etwas modrig. Als erstes öffnete ich das Fenster um etwas frische Luft herein zu lassen. Danach nahm Ich vorsichtig in einem der großen, protzigen, mit rotem Samt überzogenen Sessel platz und schaute mich noch etwas um. Es waren keine fünf Minuten vergangen, da kehrte Lord Elrond schwer bepackt mit einigen Büchern und etlichen Schriftrollen zurück.
Lord Elrond legte die vielen Schriftrollen vorsichtig auf den schweren Holztisch und marschierte im Eiltempo zum Fenster um es vorsichtig zu schliessen. "Bitte öffne dieses Fenster nicht noch einmal ohne meine Anwesenheit, die Bibliothek ist sehr heikel was Feuchtigkeit und Temperaturschwankungen angeht." Betroffen senkte ich den Kopf und starrte auf den Boden. Verlegen brachte ich noch heraus: "Entschuldigt Lord Elrond, es tut mir Leid." "Es ist schon in Ordnung, du konntest es ja nicht wissen.", und als ob nichts geschehen wäre fuhr er fort: "Hier sind alle Schriftrollen die deine Eltern hier gelassen haben. Ich habe keine einzige geöffnet, da alle allein für dich bestimmt sind. Sie warten schon seit über 200 Jahren hier auf dich um endlich preiszugeben was sie verbergen. Leider kann ich dir nicht sagen ob der Inhalt gute oder schlechte Neuigkeiten bringen wird. Lass mich rufen, sobald du fertig bist oder eine Frage hast. Ich werde jemanden beauftragen vor der Tür zu warten. Viel Vergnügen!"
"Danke", mehr brachte ich nicht mehr heraus, ich war so überrascht, alle diese Schriftrollen hier vorzufinden von denen meine Eltern immer erzählt hatten sie seien sehr wichtig für den weiteren Verlauf des Weltgeschehens. Wie auf Nadeln öffnete ich die erste Schriftrolle und fand als erstes eine grosse Landkarte die sehr schön und sorgfältig gezeichnet wurde. Jedes kleinste Dörfchen war eingezeichnet und sie reichte über das Gebiet von Gondor über das Auenland im Westen, unser Reich im Norden bis zur dunklen Landschaft Mordors im Osten. Mehrere Orte waren mit einem roten X bezeichnet und einige Routen waren sehr genau eingezeichnet. Sogar eventuelle Gefahren wegen Überschwemmung oder versteckten Hinterhalten.
Vorsichtig studierte ich die Route die ich bis jetzt gegangen war. Auch sie war säuberlich auf das Pergament gezeichnet. Vorsichtig öffnete ich die nächste Rolle. Hervor kam ein Brief der an mich Adressiert war. Langsam begann ich zu lesen: Liebe Nimiel, Vor langer Zeit sassen dein Vater und Ich hier am selben braunen Tisch in der Bibliothek von Lord Elrond wie du jetzt. Wir hatten ganz Mittelerde zu zweit erforscht und viele zuvor unvorstellbare Geheimnisse gelüftet. Praktisch alles haben wir auch mit Lord Elrond besprochen und zum Teil gelöst oder aufgeschrieben. Eines jedoch konnte noch nicht aufgeklärt werden und auch wir wissen nur sehr wenig davon. Wenn du nun diesen Brief liest muss es so sein, dass Sauron die Macht entzogen worden ist, der eine Ring wurde vernichtet. Sauron selbst jedoch hat dafür gesorgt, dass seine Familie nicht einfach so mit ihm untergeht. Es heisst in einem alten Spruch, dass er eine Tochter hat, die jedoch bis jetzt unerkannt geblieben ist und auch sie selbst weiss noch nichts von ihrem Erbe. Doch als Sauron starb übergab er Ihr alle Macht die er noch besass und so kann sie jetzt, falls sie entdeckt was nun ihr gehört, zu einer grossen Gefahr für uns alle werden. Nun liegt es an dir, dieser Frau irgendwie das Handwerk zu legen. Leider gibt es dabei einige Hürden zu überwinden. Wenn du sie eigenhändig tötest wird ihre Macht auf dich übertragen und da du nicht aus den Hause Saurons stammst wirst du augenblicklich in Flammen aufgehen. Nimm dich also in Acht. Sie zu finden ist jedoch nicht schwer. Im Düsterwald am Hause Königs Thranduils wirst du sie rasch finden. Sie lässt keine andere Meinung durch als ihre eigene und versucht mit allen Mitteln König Thranduil das Denken zu übernehmen. Leider ist er ihr schon ziemlich verfallen und du könntest dir ihn rasch zum Feind machen, wenn du Hand an Saurons Tochter legen willst. Pass bitte gut auf dich auf. Viel Glück und Erfolg. Wir lieben dich. Namarie, Deine Eltern.
Ich musste den Brief mehr als einmal durchlesen, bevor ich wirklich begriff was da auf mich zukam. Diesmal waren nicht nur meine kämpferischen Fähigkeiten, sondern besonders mein Verstand und meine Hinterhältigkeit gefragt. Die Restlichen Schriftrollen zentrierten sich vor allem auf den Düsterwald und den Weg dorthin. Als ich alles ausser dem Brief wieder fein säuberlich eingepackt hatte liess ich Lord Elrond rufen. Schon nach kurzer Zeit kam er: "Und? Gibt es irgend welche fragen?" "Habt Ihr diese Schriftrollen jemals gelesen?" "Nein, wie gesagt, haben deine Eltern gesagt sie seien nur für dich bestimmt, aber es würde mich sehr interessieren, was deine Eltern dir und nicht mir, jedenfalls nicht bevor du es gesehen hast, zeigen wollten." "So lest diesen einen Brief." Ich hielt ihm den Brief vor die Nase, kehrte ihm den Rücken zu und starrte au dem Fenster. Ein paar mal hörte ich Lord Elrond laut die Luft einziehen und schon bald stand er neben mir und schaute wie ich aus dem Fenster. Dann begann er langsam:
"Nun denn; du hast gelesen was ich gelesen habe und ich nehme nicht an, dass du den Auftrag den dir deine Eltern gegeben haben ablehnen wirst. Deshalb sei es so beschlossen, dass du in 2 Tagen den Weg nach Eryn Lasgen antreten wirst. Als Begleitung werde ich dir meine beiden Söhne Elladan und Elrohir mitgeben. Sie zu, dass sie auch genügen Respekt vor dir haben und erteile ihnen doch morgen beim ersten Kampftraining bitte eine gehörige Lektion. Es würde nicht nur mich freuen sie wieder einmal verlieren zu sehen." Ohne einen weiteren Kommentar verliess er die Bibliothek. Langsam kam ich wieder zu mir und musste mich erst einmal setzen. In schon zwei Tagen soll es losgehen. Deine Mission nannte es meine Mutter. Ich hoffe sie hatte auch einen guten Grund mich zu schicken und nicht selbst zu gehen.
Vorsichtig packte ich alle Schriftrollen zusammen, nahm sie unter den Arm und machte mich auf den Weg. Plötzlich kam mir in den Sinn, dass ich ja gar keine Ahnung hatte, wie ich zu meinem Zimmer zurück gelangen sollte. Aber auch an das hatte Lord Elrond gedacht. Vor der Tür der Bibliothek stand eine kleine schwarzhaarige Elbe bereit die mir rasch den Weg zu meinem Gemach zeigte. Endlich angekommen wusch ich mich noch kurz und ging dann rasch ins Bett. Obwohl ich eigentlich todmüde hätte sein sollen, konnte ich nicht gleich einschlafen. Die Neuigkeiten liessen mich noch einmal lange nachdenken. Wusste wohl Saurons Tochter, dass man von ihr wusste? Oder weiss sie es erst seit sie die Macht hat? Wie stark ist wohl diese Macht noch? Noch lange zerbrach ich mir den Kopf über verschiedenste Fragen, doch schlussendlich fiel ich dann doch in einen tiefen wohltuenden und erholsamen Schlaf. Ich hatte ja ein anstrengendes Training vor mir!!!
Fröhlich tanzten die ersten Sonnenstrahlen den Vorhang entlang als ich die Augen öffnete. Ich blieb noch kurz liegen, das schöne Gefühl der warmen Decke und der weichen Matratze geniessend. Als ich den Vorhang und die Balkontüre öffnete blieb mir fast der Atem stehen. So etwas schönes hatte ich bis jetzt noch nie gesehen. Die aufgehende Sonne spiegelte sich in allen Fenstern und verteilte so ihr Licht über das ganze Tal. Auf der linken Seite sah ich den Wasserfall der in einem Rot glitzerte das nicht einmal mit dem schönsten Bild zu übertreffen war. Der Ausblick war einfach umwerfend. Nur langsam konnte ich mich diesem Anblick entreissen um mich im Badezimmer zu erfrischen. Danach zog ich mir eines der leichteren Gewänder an, die ich mitgenommen hatte. Es war zwar etwas zerknittert aber immer noch besser als die stinkende Reisekleidung. Als ich mir noch meine Haare zusammen stecken wollte, klopfte es plötzlich an der Tür. "Herein" sagte ich nur und schon erblickte ich wieder das freundliche Lächeln der schwarzhaarigen Elbe. "Oh, Mylady, wollt ihr nicht ein sauberes Gewand anziehen. Ich bin sicher es wird ihnen eins passen!"
Mit viel Kraft riss sie die grosse Schranktür auf und mir blieb der Mund offen stehen. Eine solche Garderobe hatten ja nicht einmal meine Mutter und ich zusammen. Die Elbe verschwand fast in den vielen Gewändern. Doch schon kurz nachdem ich sie fast aus den Augen verloren hatte, kam sie mit strahlendem Gesicht zurück: "Das sollte eigentlich passen!" Das Kleid war schlicht und doch stand es mir hervorragend. Das Braun des Stoffes harmonierte wunderbar mit meinen rotbraunen Haaren. Um das Dekoltée waren feine Stickereien angebracht die das Licht leicht reflektierten. Die Haare steckte ich mir jedoch selbst hoch. "Wunderbar, Mylady, ich bringe euch jetzt zum Morgenessen." Mit einem letzten zweifelnden Blick in den Spiegel folgte ich ihr. Auf dem Weg fragte ich die kleine Elbe: "Sag mal, wie heisst du überhaupt? Ich bin Nimiel." Mylady, mein Name ist Ferewen!" "Gut Ferewen, aber bitte nenn mich Nimiel und nicht Mylady." "Wie ihr wünscht, Nimiel." Und schon waren wir vor der grossen mit Schnitzereien verzierten Holztür angekommen.
Ein weiteres mal war ich die Letzte. So viel mir wenigstens die Platzwahl nicht besonders schwer, da nur noch der eine neben Elladan oder Elrohir frei war, welcher von beiden es war, konnte ich noch nicht sagen. So gut kannte ich die ja doch noch nicht. Ich hatte erst gerade Platz genommen als Lord Elrond die Stimme erhob. "Liebe Anwesende, für die, die gestern Abend nicht anwesend waren. Dies ist Nimiel aus dem Norden, (er zeigte kurz in meine Richtung). Sie wird Morgen mit meinen beiden Söhnen nach Eryn Lasgen abreisen."- Elladan und Elrohir schauten zuerst einander, dann ihren Vater und dann mich an. Anscheinend wussten sie bisher noch nichts davon. -"Guten Appetit!".
Ab dann war für eine Zeit Ruhe und alle verköstigten sich reichlich mit den Köstlichkeiten. Ich war wirklich froh, wenn auch nur für zwei Tage, drei mal am Tag richtig zu essen. Schliesslich hatte ich zuvor lange nichts Richtiges und auch bis zum Düsterwald wird es keinen solch reichlich gedeckten Tisch geben. Nach einiger Zeit verliessen die ersten den Saal und verschiedene Gespräche kamen in Gange. Auch Lord Elrond begann mit seinen Söhnen zu sprechen. Ich hörte jedoch nicht zu, lieber stärkte ich mich noch ein bisschen mehr mit einem köstlichen Honigbrot. Ohne dass ich es bemerkte standen plötzlich die Zwillinge hinter mir und fragten freundlich ob ich mich wohl nicht noch umziehen möchte, das Kleid wäre doch sicher zu schade um kaputt zu gehen.
"Warum sollte es kaputt gehen? Ihr denkt doch nicht etwa das Kleid wäre bei mir nicht sicher genug?" Die Zwillinge schauten sich etwas unsicher an und ich freute mich über das Lächeln das sich heimlich auf Elronds Lippen stahl. Mit Schwung stand ich auf und fragte nur: "Nun meine Herren, wo befindet sich denn bei euch der Übungsplatz?" "Keine Angst wir werden dich führen!" "Danke, jedoch müssen wir noch einen kleinen Umweg über mein Zimmer machen, meine Luthui lasse ich nicht gerne alleine!" Mit etwas unwissenden Gesichtern folgten sie mir und als wir Lord Elrond passierten legte er mir kurz die Hand auf den Arm und flüsterte: "Unterschätze sie nicht, sie sind einige Jahre älter als du!"
Glücklicherweise war ich den Weg zu meinem Zimmer nun einige male gegangen und fand diesmal den richtigen Gang. Als ich die Tür öffnete folgten mir die Brüder wortlos. Doch dann kam die von mir erwartete Frage doch noch. "So, und wo ist denn nun Luthui? Ich sehe hier niemanden!" fragte mich Elladan, "Moment, gleich hab ich sie" und grübelte in meinen Sachen umher, bis ich sie endlich unter allem anderen hervorzog. Die Augen meiner beiden Begleiter weiteten sich und auch die Münder blieben nicht ganz geschlossen. Mit so etwas hatten sie wohl überhaupt nicht gerechnet. "Wartet noch kurz ich muss sie zuerst noch etwas abwischen, leider konnte ich die lieben Orks nicht leben lassen, die meinen Weg kreuzten." Vorsichtig wischte ich die scharfe Klinge ab. "Darf ich mal sehen?", fragte dann Elrohir. "Natürlich, aber gib acht, es liegt mir sehr viel daran, es ist ein Familienerbstück!"
Elrohir staunte nicht schlecht als er das Schwert in die Hand nahm. "Hei, das gibt's doch nicht, diese Klinge ist ja aus Mithril! Woher hast du das?" "Wie schon gesagt, es ist ein Familienerbstück, mein Vater hat es von den Zwergen erhalten, da er ihnen einen grossen Dienst erwiesen hat." Beide begriffen, dass ich nicht weiter auf dieses Thema eingehen würde und fragten auch nicht weiter. Elrohir prüfte das Schwert auf alle Einzelheiten und ich konnte erkennen, dass er viel davon Verstand und ich sicher einige Probleme haben würde gegen ihn zu gewinnen. Lautlos zischte Luthui durch die Luft und Elrohir übergab mir mein Schwert ehrfürchtig, aber auch etwas neidisch: "Es ist ein sehr gutes Schwert, ich hoffe die Kämpferin dahinter beweist ihm auch alle Ehre!" Den Kopf etwas schräg stellend schaute ich ihn prüfend an und sagte nur: "Du wirst es noch genug früh erfahren!"
Elladan ging voraus. Wir gingen durch den Garten, leider blieb mir keine Zeit ihn zu bestaunen, aber die würde ich am Nachmittag sicher noch haben. Auf dem Übungsplatz waren wir aber nicht die Einzigen. Einige Elben waren schon in tiefe Kämpfe verwickelt und machten langsam einen müden Eindruck. Elladan und Elrohir holten sich ihre Schwerter und als wir beriet waren hatten die anderen auch schon Platz gemacht. "Nun? Wer möchte zuerst?"
Ohne Vorwarnung holte Elladan zum Schlag aus und attackierte mich sofort mit wuchtigen Schlägen. Zuerst war ich ziemlich überrascht, doch schon bald hatte ich mich gefasst und parierte seine Angriffe ohne große Mühe. Kurz darauf hatte ich das Blatt gewendet und ich begann nun meinerseits ihn zu attackieren. Bald lernte ich auch seine Technik besser kennen und sah, dass er wohl ziemlich gleich wie ich unterrichtet wurde. Ich versuchte einige aussergewöhnliche Angriffe die er Mühelos parierte und setzte dann zu einem besonderen Trick an. Ich nahm Luthui über meinen Kopf und schlug denn aber nicht wie gewohnt nach unten, sondern drehte mich einfach um meine eigene Achse und kam mit einem Ruck zu seiner linken zum Stehen. Er war total überrascht und als ihm dann auch noch sein Schwert aus den Händen geschlagen wurde, war er total durcheinander. Innerlich musste ich laut auflachen, erging es mir doch praktisch jedesmal gleich, wenn jemand plötzlich diesen Trick anwandte.
Etliche Male erlag ich so sogar meiner Mutter. Sie war es, die mir solche Tricks beibrachte. Wenn du einen Gegner nicht mit Kraft und Technik besiegen kannst, dann musst du ihn mit Geschwindigkeit und Überraschung austricksen! Ich weiss nicht, ob ich ihn auch sonst besiegt hätte, denn er war sehr gut und öfters hatte ich Angst, dass Gleichgewicht durch seine wuchtigen Schläge zu verlieren. Erschöpft liess ich mich kurz auf einer Sitzbank nieder um wieder die ganze Kontrolle über meinen Körper zu erlangen. Hatte unser Kampf doch fast eine halbe Stunde gedauert. Elladan setzte sich zu mir. "Ich freue mich dich begleiten zu dürfen, obwohl ich mich frage, ob du auch wirklich Unterstützung brauchst." Er lächelte leicht und ich wusste genau, dass er so gut wie ich wusste, dass ein Kämpfer noch so gut sein kann. Wenn einem der Feind in der Zahl überlegen ist, dann ist er überlegen!
Langsam kam auch Elrohir etwas näher und betrachtete mich skeptisch von oben nach unten. "Was gibt's denn da zu schauen?" provozierte ich ihn. "ich wollte nur sicher gehen, dass du auch dein Kleid und nicht nur dich beschützt hast. Aber wie es aussieht ist alles in Ordnung!" "Ja, und es wird auch so bleiben!" Langsam und etwas überheblich stand ich auf. Du darfst deinem Gegner nie deine Angst zeigen! Niemand hatte mir gesagt ob Elladan oder Elrohir der bessere Kämpfer war. Ich hoffte auf den Ersten, denn meine Kräfte waren doch schon etwas geschwächt. Kurz überprüfte ich nochmals ob mit Luthui alles in Ordnung war und sammelte alle Reserven. Dann war ich bereit. Als erstes fanden ein paar normale Schlagabtäusche statt und wir begannen unseren Gegner auszukundschaften. Er war unglaublich schnell und sehr wendig. Ich schätze das sehr und wusste manche Gegner konnte man nur durch Schnelligkeit entkommen. Unser Gefecht wurde immer intensiver. Auch wenn ich eigentlich schon lange hätte ermüden sollen spürte ich immer wieder mein Adrenalin das mir Kraft gab. Wir tauschten Schlag auf Schlag, ich vergass alles um mich, wirbelte herum, parierte und schlug zu.
Doch diesmal traf ich Nichts. Elrohir hatte mich mit meinem eigenen Trick geschlagen und tat genau das, was ich vorhin bei Elladan gemacht hatte. Doch ihm gelang es nicht ganz so gut wie mir und ich behielt mein Schwert. Ich rollte mich über den Boden schlug einen Haken und drehte beim aufstehen das Schwert so zurecht, dass er mir nichts anhaben konnte. Doch plötzlich fühlte ich etwas warmes meinen Arm hinunter rinnen. Nicht ablenken lassen, Nimiel! und schon parierte ich den nächsten Hieb. Als ich die Lage wieder einigermassen unter Kontrolle hatte, wagte ich einen kurzen Blick auf meine Wunde. Sie war nicht tief, schliesslich hätte ich sie gar nicht bemerkt, wenn sie nicht geblutet hätte. Nun musste ich mir etwas überlegen um Elrohir zu besiegen, denn ich spürte wie meine Kräfte langsam nachliessen.
Ich dachte schon langsam ans aufgeben als Elrohir einen schrecklichen Fehler beging. Er schaute sich nach seinem Bruder um. Und das wurde zu seinem Verhängnis. Ich nutzte die Chance ohne Entschuldigung aus, brachte ihn ins wanken, schlug ihm das Schwert aus den Händen und hielt meine Klinge an seinen Hals. Nun war ich ihm ganz nah und bevor ich ihn frei ließ flüsterte ich in sein Ohr: "Ich bin froh in meinem nächsten Kampf zu wissen, dass du mir den Rücken decken wirst. Schau dich jedoch nicht nach deinen Freunden um, außer du kannst sie und diene Gegner gleichzeitig anschauen und jeden Angriff kommen sehen!" "Ich bin auch froh, dass wir eine so flinke Wegbegleiterin dabei haben."
Erst jetzt konnte ich die Auswirkungen von unserem Kampf genau erkennen. Elrohir hatte einige kleine, nicht gefährliche Schnittwunden an den Armen. Doch auch ich war nicht unverletzt geblieben. Neben dem etwas tieferen Schnitt am linken Oberarm hatte ich noch weiter Kratzer. Was mich aber am meisten entsetzte war mein Kleid! Der linke Ärmel hing schlaff herunter, der Rock hatte einige Löcher, wahrscheinlich von meinen Boden-Künsten und quer über meinen Bauch war ein ganz feiner Schnitt. Ich schaute hinein, konnte aber keine Wunde entdecken.
"Da hast du aber Glück gehabt!", kommentierte er meinen Ratlosen Blick. "Komm, lass mich deinen Arm verarzten, wenn ich dich schon nicht besiegen konnte, lass mich wenigsten das tun." Auch Elladan kam nun wieder hinzu. "Ach übrigens, Nimiel, ich bin dann nicht immer so schnell unterzukriegen!" "Das glaube ich dir gerne und bin auch sehr froh darüber, denn von nun an werden wir ja Seite an Seite, nicht gegeneinander kämpfen." Lächelnd ging ich vom Platz und folgte den beiden Brüdern. Schon nach kurzer Zeit war ich bestens versorgt, und spürte auch nichts mehr. Sie hatten mir noch irgendeine spezielle Salbe aufgetragen und ich war mir sicher, dass man schon Morgen praktisch nichts mehr sehen würde. Danach suchte ich mein Zimmer auf um mir etwas anderes anzuziehen. Zum Glück musste ich diesmal nicht lange suchen. Mein Reitgewand lag frisch gewaschen auf meinem Bett und die Geschwister hatten mich zu einer Bruchtal Führung am Nachmittag eingeladen.
So erschien ich zum Mittagessen und freute mich schon auf danach, dass ich gar nicht wirklich ans Essen dachte, sondern mich nur darauf freute den wunderschönen Garten nochmals zu besichtigen und meiner Mirod guten Tag zu sagen. Kaum als der Erste sich erhoben hatte, stand auch ich auf und lief rasch zum Stall. Mirod wieherte und blähte seine Nüstern, als ich sie sachte an meine Schulter zog. Ich rieb sie einmal kurz ab und führte sie dann aus dem Stall. Zu meiner Verwunderung standen Elladan und Elrohir schon davor und warteten nur noch auf mich. "Da bist du ja endlich! Komm, als erstes ist der Wasserfall dran!" Die Besichtigung war wunderschön, ganz Imladris war ein Paradies. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass jemand von hier fort wollte. Zum Schluss waren wir im Garten und ich lief so langsam es ging, damit ich mir jedes einzelne Detail einprägen konnte. Wer konnte wissen, ob ich jemals zurück kehren würde?
Als ich alles gesehen hatte, was es zu sehen gab, wurde es schon bald dunkel. "Wer als erstes bei den Ställen ist, darf sich heute Abend seinen Tanzpartner aussuchen. Achtung, fertig, los!!!" Ich war so überrascht, dass ich erst während dem Ritt daran dachte warum heute Abend überhaupt getanzt wurde. Egal ich wollte einfach gewinnen, ich wollte eigentlich immer gewinnen! Ich presste mich so nah wie möglich an den Körper von Mirod, strich ihr zärtlich über den Hals und flüsterte ihr leise ins Ohr. Schritt um Schritt holte ich zu den Zwillingen auf und schliesslich erreichten wir alle gleichzeitig die Ställe.
"Nun ja, ich sehe, wir werden noch unsere Mühe haben, dich wenigstens irgendwo zu schlagen". Ein bisschen außer Atem versuchte ich zu lächeln, was mir aber nicht so vorzüglich gelang. "Ach ja, was ich noch fragen wollte,", es kam mir erst jetzt wieder in den Sinn, dass sie ja etwas von Tanzen gesagt hatte, "warum wird denn heute Abend getanzt?" "Na zu unserem Abschied natürlich, hast du gedacht die lassen uns einfach so gehen?" Jetzt stahl sich das zuvor gewollte Lächeln auf meine Lippen "Dann muss ich wohl mal schauen was meine Garderobe zu bieten hat!" Damit verschwand ich und traf glücklicherweise auf halben Weg zu meinem Zimmer Ferewen. "Ferewen, hast du kurz Zeit für mich? Ich brauche dringend deine Hilfe!" "Natürlich, ich komme sofort!"
In meinem Zimmer angekommen entkleidetet ich mich rasch und wusch mir den letzten Schmutz vom Körper. "Was solls den sein Mylady?", hörte ich Ferewen im Zimmer fragen. Ich wickelte mir rasch ein Tuch um den Körper und trat ins Zimmer zurück. "Nenn mich bitte nicht Mylady, sonst nenn ich dich auch so! Also: heute Abend wird zu unserem Abschied ein kleines Fest gegeben und ich kann nicht gut mit meiner Reisebekleidung erscheinen. Und das Kleid von heute Morgen konnte ich leider nicht so gut beschützen wie ich wollte." Ferewen kicherte: "Ja ich habs gesehen!! Ich habe aber auch gesehen wie es heraus gekommen wäre, wenn ihr es noch weniger beschützt hättet! Ihr seid eine sehr gute Kämpferin. Ich wäre auch gerne so geschickt wie ihr! Aber nun lasst uns sehen was wir für heute Abend hervor zaubern können!"
Ferewen verschwand zum zweiten Mal in den Hüllen der vielen Gewänder und als sie herauskam begannen meine Augen zu leuchten. Sie hielt ein meergrünes Kleid in der Hand. "Probiert es bevor ihr es lobt!!" Rasch schlüpfte ich hinein und schaute fasziniert in den Spiegel. Es war am Saum und am Dekolltée mit Pajetten bestickt, die Trompetenärmel waren mit glitzernden Fäden umwoben und die eng geschnittenen Taille liess mich noch schlanker erscheinen. "Es ist wunderbar, wie hab ich das verdient?" "Na hören sie mal, so ein hübsches Geschöpf wie sie hat ja wohl nichts schlechteres verdient, oder? Wartet ich mach euch noch eine Frisur."
Ferewen löste mit ihren geschickten Fingern meinen Haarknoten und begann die Haare vereinzelt einzuflechten. Ich schloss einfach die Augen und wartete bis sie vom mir abliess. "So, und wenn Ihr damit nicht die ganze männliche Anwesenheit betört, weiß ich auch nicht mehr weiter!!" Ich traute meinen Augen nicht, konnte einfach nicht begreifen wie sie das gemacht hatte. Doch jetzt hatte ich keine Zeit mehr zu staunen, denn es hatte an der Türe geklopft. Die Zwillinge waren wohl auch ziemlich überrascht einen solchen Wandel an mir zu sehen, wir ich doch vor einer Stunde noch schweissgebadet vom Pferd gestiegen!!
Freundlich nahmen sie mich in die Mitte und wir machten uns auf den Weg zur großen Halle. Das Fest hatte schon länger begonnen, überall brannten Kerzen die den Saal in ein gemütliches milchiges Licht tauchten. Einige Elben hatten sich zu kleineren Grüppchen zusammengefunden und von überallher ertönte wunderbare Musik. "Nimiel?" Erschrocken blickte ich zu den großgewachsenen Geschwistern auf, "Ja?" "Da ja niemand von uns das Pferderennen gewonnen hat überlassen wir dir die Wahl des Tanzpartners für den ersten Tanz!"
Gespannt schauten mich beide bittend an. Erst jetzt begriff ich um was es bei unserem Wettrennen überhaupt gegangen war! Ich musste etwas in mich hineinlachen und suchte rasch den Saal ab. Etwas abseits in ein Gespräch vertieft fand ich den gesuchten Mann. "Ich bitte um Entschuldigung, aber ich muss euch beide leider enttäuschen." Mit einer leichten Verbeugung verabschiedete ich mich und durchquerte rasch den Saal. "Lord Elrond? Habt ihr etwas Zeit für mich?" "Natürlich" "Da ich mich für keinen ihren reizenden Söhnen für den ersten Tanz entscheiden konnte und niemanden kränken will, habe ich gedacht ob ihr mir vielleicht die Ehre erweisen würdet?" "Aber natürlich, obwohl ich doch sagen muss, dass du wohl die erste Elbe bist, die sich getraut einen Mann zum Tanz aufzufordern!" Lächelnd zog er mich auf die Tanzfläche und als ober er ein Zeichen gegeben hätte begannen die Musiker nun für den ganzen Saal zum Tanz zu spielen.
Glücklicherweise wurde ich von meinem Vater im Tanzen unterrichtet, sonst hätte ich mich jetzt wohl total blamiert. "Und? Hast du dich gut mit ihnen angefreundet?" Er blickte in die Richtung der beiden Brüder, die etwas eifersüchtig am Rande der Tanzfläche standen. "Oh ja, sehr sogar, ich freue mich eine so tolle Begleitung haben zu dürfen!" "Ich habe gehört du warst ihnen überlegen in jeglicher Hinsicht", schmunzelte er. "Naja, im Schwertkampf war wohl auch noch etwas Glück im Spiel, wäre Elladan nicht auf meinen Trick reingefallen wäre mein Gewinn nicht sicher gewesen und Elrohir besitzt eine solche Schlagkraft und Geschicklichkeit, dass ich ihn niemals geschlagen hätte, wäre er nicht abgelenkt worden. Ich bin sehr froh, dass mich zwei solch exzellente Kämpfer begleiten werden. Habt dank für eure Unterstützung." "Keine Ursache, aber ich rate dir heute Abend das Fest nicht unbedingt bis zum Ende zu verfolgen. Du wirst die Ruhe brauchen. Es steht dir eine anstrengende Reise bevor."
Mit diesen Worten verabschiedete er sich von mir und überliess mich den offenen Armen der Zwillinge. Ausgelassen tanzten wir den ganzen Abend hindurch. Es war ein ausgesprochen schönes Fest, bei uns im Norden wäre so etwas nie möglich gewesen. Wir Nordländer sind eigentlich nicht so für das Noble gemacht, wir sind uns auch härtere Zeiten gewohnt was die Jagd und den Winter angeht. Büfetts wie ich sie hier gesehen habe wären bei uns undenkbar. Als sich die ersten Elben entfernten kam mir Lord Elronds Ratschlag wieder in den Sinn. Ich verabschiedete mich höflich von meinen zukünftigen Begleitern und suchte rasch mein Zimmer auf. Nachdem ich alle meine Sachen gepackt hatte legte ich mich müde ins Bett und genoss das letzte Mal diesen wunderbaren Komfort.
"Guten Abend, Nimiel. Ich habe dich schon erwartet. Wie war deine Reise?" Ich erschrak so sehr ob der Stimme, dass ich fast vom Pferd fiel. Doch glücklicherweise konnte ich mich gerade noch halten. Als ich dann festen Boden unter den Füssen hatte bemerkte ich erst, dass dieser Herr mich mit meinem Namen angesprochen hatte. Woher kannte er meinen Namen? Wer in Illuvatarsnamen war das?? Mein Erstaunen blieb ihm nicht unbemerkt und er begann zu schmunzeln. "Entschuldige Nimiel. Ich wollte dich nicht erschrecken. Es tut mir leid. Mein Name ist Elrond und ich bin der Herr dieses Hauses. Deine Mutter hat mich über dein Kommen informiert. Sei herzlich willkommen. Ich habe dir schon ein Zimmer herrichten lassen. Ich nehme an du bist müde von der Reise und möchtest dich sicher noch etwas ausruhen vor dem Abendessen. Folge mir."
Immer noch völlig perplex packte ich meine Tasche und wollte mich noch um Mirod kümmern, aber sie wurde schon von einem anderen Elben abgeführt. So folgte ich wortlos Elrond, der mich durch viele, sich abermals verzweigende Gänge führte. Ich wusste noch nicht wie ich je wieder den Weg zurück finden sollte, doch das war mir im Moment ziemlich egal. Elrond blieb plötzlich stehen und ich erwachte endlich aus meiner Starre und wollte etwas sagen.
"Nein, nicht jetzt. Ruh dich erst etwas aus. Wir haben noch genug Zeit um miteinander zu reden. Dies ist dein Zimmer. Ich werde dich zum Abendessen holen lassen. Bis später." Ohne sich noch einmal umzudrehen lief er davon. Dabei hätte ich doch noch so viele Fragen an ihn gehabt. Egal, er hatte wohl oder übel recht. Es war eindeutig besser, wenn ich mich erst mal etwas frisch machte. Vorsichtig betrat ich das Zimmer und staunte. Vor mir lag eine Suite. Anders konnte ich das nicht nennen. Ein grosses weiches Bett, ein Schrank, ein Tisch auf dem sich schon fast niedergebrannte Kerzen befanden, welche dem Raum eine ganz besondere Atmosphäre verliehen.
Müde liess ich mein Zeug fallen und setzte mich vorsichtig auf das Bett. Es war so weich, dass ich mich am liebsten gleich in die Decke gekuschelt hätte und die nächsten paar Tage da geblieben wäre. Doch es warteten Pflichten auf mich. Ein leichtes Lüftchen lies mich erahnen, dass es einen Balkon haben musste und ich lag nicht falsch. Der kleine Balkon bot mir einen wunderbaren Ausblick auf ganz Bruchtal. Es war fantastisch. Plötzlich klopfte es an der Türe und eine junge Elbin betrat das Zimmer mit einer Schale dampfendem Wasser.
"Herrin? Ich bringe Euch hier Wasser damit Ihr Euch frisch machen könnt. Falls Ihr noch etwas wünscht, sagt es rasch." "Vielen Dank. Ich brauche nicht mehr. Geh nur." Ich riss mich nur ungern von dem schönen Ausblick fort, aber das dampfende Wasser war vielversprechend. Doch auf den ersten Augenblick konnte ich die Schale einfach nicht ausfindig machen. Da erst entdeckte ich eine weitere Tür, die ins Badezimmer führte. Als ich es betrat, traute ich meinen Augen nicht. Was ich da sah, war schrecklich. Im Spiegel stand eine zerlumpte, blutverklebte und schmutzige Gestalt, der die Haare wirr um den Kopf standen. Es war mein Spiegelbild und ich fragte mich, warum Lord Elrond keinen Kommentar dazu gegeben hatte.
So schnell wie möglich entledigte ich mich von meinen bestialisch stinkenden Kleidern und wusch mich ausgiebig mit dem wohltuenden Wasser. Eingewickelt in ein weiches Badetuch suchte ich etwas zum Anziehen. Glücklicherweise hatte ich noch ein zweites Reitgewand dabei und konnte mich somit frisch kleiden. Gerade als ich die letzte Schnalle befestigte klopfte es ein weiteres mal an der Türe. Es war wieder die selbe Elbe, die mir das Wasser gebracht hatte. "Seid Ihr bereit für das Abendessen? Ich werde euch führen." "Ja, danke." Ich folgte ihr rasch und fragte mich ein weiteres mal, wie ich wohl wieder zurück kommen sollte. Die Elbe öffnete eine grosse Türe und liess mich passieren.
Es war ein überwältigender Anblick. Vor mir befand sich ein ellenlanger Tisch, besetzt bis auf einen einzigen Stuhl ganz in der Nähe von Lord Elrond. Ich folgte seiner einladenden Geste und nahm Platz. Die Unruhe wich innerhalb von Sekunden einer bedrückenden Stille. Langsam erhob sich Lord Elrond:
"Liebe Freunde und Bekannte, ich wünsche allen einen Guten Appetit und heiße Nimiel aus dem Norden herzlich willkommen." Applaus folgte diesen Worten und mir schoss sofort alles Blut in den Kopf. Doch bald schon waren alle mit dem Essen beschäftigt und auch ich war froh, wieder einmal etwas warmes zwischen die Kiefer zu bekommen.
Während des Essens schaute ich mich etwas um und betrachtete alle Elben in meiner näheren Umgebung. Rechts und links von Elrond saßen zwei sich auf das kleinste Detail gleichende, gut gebaute Elben. Wahrscheinlich waren sie Lord Elrond näher bekannt, jedenfalls mussten sie Zwillinge sein, denn sie hätten ihren Platz tauschen können und ich hätte es nicht einmal gemerkt. Der Rest des Tisches war besetzt von sehr unterschiedlichen Elben. Es gab auch einige blonde, was ich als Haarfarbe bei unserer Rasse noch nie zu Gesicht bekommen hatte. Bei uns zu Hause waren alle entweder braun oder schwarz haarig. Das Essen begann sich langsam dem Ende entgegen zu neigen und einer nach dem anderen verließ den Speisesaal, bis am Ende nur noch Lord Elrond, die Zwillinge und ich den Tisch säumten.
Lord Elrond räusperte sich kurz und begann dann zu erzählen: "Nimiel, ich möchte dich noch einmal ganz herzlich bei uns willkommen heissen. Es ist uns eine große Ehre jemanden aus dem hohen Norden zu beherbergen. Sag, wie steht es um Euer Volk?" "Nun, ja, es geht uns eigentlich allen ziemlich gut, seit wir die große Schlacht vor 100 Jahren überstanden haben. Es haben sich alle gut erholt bis auf...." Ich konnte nicht weiter sprechen, der Tod meines Vaters lag mir noch zu nahe und Elrond schien das irgendwie zu spüren. "Schon gut, ich weiß was damals schreckliches passierte, du musst nicht weiter sprechen. Ach ja, übrigens" er zeigte auf die beiden Zwillinge die ihn flankierten, "dies sind meine zwei Söhne Elladan und Elrohir, falls du irgendein Problem hast, wende dich an sie."
Es viel mir wie Schuppen von den Augen. Wie konnte ich die ungeheure Ähnlichkeit der Beiden zu Lord Elrond übersehen haben? Natürlich, seine Zwillingssöhne! Meine Mutter hatte mich schon vor Ihnen gewarnt, sie seien manchmal etwas vorwitzig und führten manchmal etwas zu viele Streiche aus. Naja, auf den ersten Blick schienen sie mir ganz sympathisch.
Ich nickte höflich jedem zu. "Nimiel, wenn es dir nichts ausmacht und du noch nicht zu müde dafür bist, würde ich mich gerne noch etwas mit dir unterhalten." "Aber natürlich, sehr gern." Er stand auf und ich folgte ihm. Elladan und Elrohir verschwanden in eine andere Richtung, nicht aber ohne vorher noch einmal zurückzublicken und, wie es mir schien, etwas hämisch zu grinsen. Lord Elrond bog bei der nächsten Biegung rechts ab und blieb vor einer schweren Holztüre stehen. "Bitte mach es dir gemütlich, ich muss nur noch schnell meine Unterlagen holen und komme dann gleich."
Langsam betrat ich den Raum. Vor mir befand sich eine endlos scheinende Bibliothek, die aussah, als ob sie seit geraumer Zeit nicht mehr groß benutz wurde. Auf den meisten eher dicken Büchern lag eine beachtlich Schicht Staub und die Luft roch irgendwie etwas modrig. Als erstes öffnete ich das Fenster um etwas frische Luft herein zu lassen. Danach nahm Ich vorsichtig in einem der großen, protzigen, mit rotem Samt überzogenen Sessel platz und schaute mich noch etwas um. Es waren keine fünf Minuten vergangen, da kehrte Lord Elrond schwer bepackt mit einigen Büchern und etlichen Schriftrollen zurück.
Lord Elrond legte die vielen Schriftrollen vorsichtig auf den schweren Holztisch und marschierte im Eiltempo zum Fenster um es vorsichtig zu schliessen. "Bitte öffne dieses Fenster nicht noch einmal ohne meine Anwesenheit, die Bibliothek ist sehr heikel was Feuchtigkeit und Temperaturschwankungen angeht." Betroffen senkte ich den Kopf und starrte auf den Boden. Verlegen brachte ich noch heraus: "Entschuldigt Lord Elrond, es tut mir Leid." "Es ist schon in Ordnung, du konntest es ja nicht wissen.", und als ob nichts geschehen wäre fuhr er fort: "Hier sind alle Schriftrollen die deine Eltern hier gelassen haben. Ich habe keine einzige geöffnet, da alle allein für dich bestimmt sind. Sie warten schon seit über 200 Jahren hier auf dich um endlich preiszugeben was sie verbergen. Leider kann ich dir nicht sagen ob der Inhalt gute oder schlechte Neuigkeiten bringen wird. Lass mich rufen, sobald du fertig bist oder eine Frage hast. Ich werde jemanden beauftragen vor der Tür zu warten. Viel Vergnügen!"
"Danke", mehr brachte ich nicht mehr heraus, ich war so überrascht, alle diese Schriftrollen hier vorzufinden von denen meine Eltern immer erzählt hatten sie seien sehr wichtig für den weiteren Verlauf des Weltgeschehens. Wie auf Nadeln öffnete ich die erste Schriftrolle und fand als erstes eine grosse Landkarte die sehr schön und sorgfältig gezeichnet wurde. Jedes kleinste Dörfchen war eingezeichnet und sie reichte über das Gebiet von Gondor über das Auenland im Westen, unser Reich im Norden bis zur dunklen Landschaft Mordors im Osten. Mehrere Orte waren mit einem roten X bezeichnet und einige Routen waren sehr genau eingezeichnet. Sogar eventuelle Gefahren wegen Überschwemmung oder versteckten Hinterhalten.
Vorsichtig studierte ich die Route die ich bis jetzt gegangen war. Auch sie war säuberlich auf das Pergament gezeichnet. Vorsichtig öffnete ich die nächste Rolle. Hervor kam ein Brief der an mich Adressiert war. Langsam begann ich zu lesen: Liebe Nimiel, Vor langer Zeit sassen dein Vater und Ich hier am selben braunen Tisch in der Bibliothek von Lord Elrond wie du jetzt. Wir hatten ganz Mittelerde zu zweit erforscht und viele zuvor unvorstellbare Geheimnisse gelüftet. Praktisch alles haben wir auch mit Lord Elrond besprochen und zum Teil gelöst oder aufgeschrieben. Eines jedoch konnte noch nicht aufgeklärt werden und auch wir wissen nur sehr wenig davon. Wenn du nun diesen Brief liest muss es so sein, dass Sauron die Macht entzogen worden ist, der eine Ring wurde vernichtet. Sauron selbst jedoch hat dafür gesorgt, dass seine Familie nicht einfach so mit ihm untergeht. Es heisst in einem alten Spruch, dass er eine Tochter hat, die jedoch bis jetzt unerkannt geblieben ist und auch sie selbst weiss noch nichts von ihrem Erbe. Doch als Sauron starb übergab er Ihr alle Macht die er noch besass und so kann sie jetzt, falls sie entdeckt was nun ihr gehört, zu einer grossen Gefahr für uns alle werden. Nun liegt es an dir, dieser Frau irgendwie das Handwerk zu legen. Leider gibt es dabei einige Hürden zu überwinden. Wenn du sie eigenhändig tötest wird ihre Macht auf dich übertragen und da du nicht aus den Hause Saurons stammst wirst du augenblicklich in Flammen aufgehen. Nimm dich also in Acht. Sie zu finden ist jedoch nicht schwer. Im Düsterwald am Hause Königs Thranduils wirst du sie rasch finden. Sie lässt keine andere Meinung durch als ihre eigene und versucht mit allen Mitteln König Thranduil das Denken zu übernehmen. Leider ist er ihr schon ziemlich verfallen und du könntest dir ihn rasch zum Feind machen, wenn du Hand an Saurons Tochter legen willst. Pass bitte gut auf dich auf. Viel Glück und Erfolg. Wir lieben dich. Namarie, Deine Eltern.
Ich musste den Brief mehr als einmal durchlesen, bevor ich wirklich begriff was da auf mich zukam. Diesmal waren nicht nur meine kämpferischen Fähigkeiten, sondern besonders mein Verstand und meine Hinterhältigkeit gefragt. Die Restlichen Schriftrollen zentrierten sich vor allem auf den Düsterwald und den Weg dorthin. Als ich alles ausser dem Brief wieder fein säuberlich eingepackt hatte liess ich Lord Elrond rufen. Schon nach kurzer Zeit kam er: "Und? Gibt es irgend welche fragen?" "Habt Ihr diese Schriftrollen jemals gelesen?" "Nein, wie gesagt, haben deine Eltern gesagt sie seien nur für dich bestimmt, aber es würde mich sehr interessieren, was deine Eltern dir und nicht mir, jedenfalls nicht bevor du es gesehen hast, zeigen wollten." "So lest diesen einen Brief." Ich hielt ihm den Brief vor die Nase, kehrte ihm den Rücken zu und starrte au dem Fenster. Ein paar mal hörte ich Lord Elrond laut die Luft einziehen und schon bald stand er neben mir und schaute wie ich aus dem Fenster. Dann begann er langsam:
"Nun denn; du hast gelesen was ich gelesen habe und ich nehme nicht an, dass du den Auftrag den dir deine Eltern gegeben haben ablehnen wirst. Deshalb sei es so beschlossen, dass du in 2 Tagen den Weg nach Eryn Lasgen antreten wirst. Als Begleitung werde ich dir meine beiden Söhne Elladan und Elrohir mitgeben. Sie zu, dass sie auch genügen Respekt vor dir haben und erteile ihnen doch morgen beim ersten Kampftraining bitte eine gehörige Lektion. Es würde nicht nur mich freuen sie wieder einmal verlieren zu sehen." Ohne einen weiteren Kommentar verliess er die Bibliothek. Langsam kam ich wieder zu mir und musste mich erst einmal setzen. In schon zwei Tagen soll es losgehen. Deine Mission nannte es meine Mutter. Ich hoffe sie hatte auch einen guten Grund mich zu schicken und nicht selbst zu gehen.
Vorsichtig packte ich alle Schriftrollen zusammen, nahm sie unter den Arm und machte mich auf den Weg. Plötzlich kam mir in den Sinn, dass ich ja gar keine Ahnung hatte, wie ich zu meinem Zimmer zurück gelangen sollte. Aber auch an das hatte Lord Elrond gedacht. Vor der Tür der Bibliothek stand eine kleine schwarzhaarige Elbe bereit die mir rasch den Weg zu meinem Gemach zeigte. Endlich angekommen wusch ich mich noch kurz und ging dann rasch ins Bett. Obwohl ich eigentlich todmüde hätte sein sollen, konnte ich nicht gleich einschlafen. Die Neuigkeiten liessen mich noch einmal lange nachdenken. Wusste wohl Saurons Tochter, dass man von ihr wusste? Oder weiss sie es erst seit sie die Macht hat? Wie stark ist wohl diese Macht noch? Noch lange zerbrach ich mir den Kopf über verschiedenste Fragen, doch schlussendlich fiel ich dann doch in einen tiefen wohltuenden und erholsamen Schlaf. Ich hatte ja ein anstrengendes Training vor mir!!!
Fröhlich tanzten die ersten Sonnenstrahlen den Vorhang entlang als ich die Augen öffnete. Ich blieb noch kurz liegen, das schöne Gefühl der warmen Decke und der weichen Matratze geniessend. Als ich den Vorhang und die Balkontüre öffnete blieb mir fast der Atem stehen. So etwas schönes hatte ich bis jetzt noch nie gesehen. Die aufgehende Sonne spiegelte sich in allen Fenstern und verteilte so ihr Licht über das ganze Tal. Auf der linken Seite sah ich den Wasserfall der in einem Rot glitzerte das nicht einmal mit dem schönsten Bild zu übertreffen war. Der Ausblick war einfach umwerfend. Nur langsam konnte ich mich diesem Anblick entreissen um mich im Badezimmer zu erfrischen. Danach zog ich mir eines der leichteren Gewänder an, die ich mitgenommen hatte. Es war zwar etwas zerknittert aber immer noch besser als die stinkende Reisekleidung. Als ich mir noch meine Haare zusammen stecken wollte, klopfte es plötzlich an der Tür. "Herein" sagte ich nur und schon erblickte ich wieder das freundliche Lächeln der schwarzhaarigen Elbe. "Oh, Mylady, wollt ihr nicht ein sauberes Gewand anziehen. Ich bin sicher es wird ihnen eins passen!"
Mit viel Kraft riss sie die grosse Schranktür auf und mir blieb der Mund offen stehen. Eine solche Garderobe hatten ja nicht einmal meine Mutter und ich zusammen. Die Elbe verschwand fast in den vielen Gewändern. Doch schon kurz nachdem ich sie fast aus den Augen verloren hatte, kam sie mit strahlendem Gesicht zurück: "Das sollte eigentlich passen!" Das Kleid war schlicht und doch stand es mir hervorragend. Das Braun des Stoffes harmonierte wunderbar mit meinen rotbraunen Haaren. Um das Dekoltée waren feine Stickereien angebracht die das Licht leicht reflektierten. Die Haare steckte ich mir jedoch selbst hoch. "Wunderbar, Mylady, ich bringe euch jetzt zum Morgenessen." Mit einem letzten zweifelnden Blick in den Spiegel folgte ich ihr. Auf dem Weg fragte ich die kleine Elbe: "Sag mal, wie heisst du überhaupt? Ich bin Nimiel." Mylady, mein Name ist Ferewen!" "Gut Ferewen, aber bitte nenn mich Nimiel und nicht Mylady." "Wie ihr wünscht, Nimiel." Und schon waren wir vor der grossen mit Schnitzereien verzierten Holztür angekommen.
Ein weiteres mal war ich die Letzte. So viel mir wenigstens die Platzwahl nicht besonders schwer, da nur noch der eine neben Elladan oder Elrohir frei war, welcher von beiden es war, konnte ich noch nicht sagen. So gut kannte ich die ja doch noch nicht. Ich hatte erst gerade Platz genommen als Lord Elrond die Stimme erhob. "Liebe Anwesende, für die, die gestern Abend nicht anwesend waren. Dies ist Nimiel aus dem Norden, (er zeigte kurz in meine Richtung). Sie wird Morgen mit meinen beiden Söhnen nach Eryn Lasgen abreisen."- Elladan und Elrohir schauten zuerst einander, dann ihren Vater und dann mich an. Anscheinend wussten sie bisher noch nichts davon. -"Guten Appetit!".
Ab dann war für eine Zeit Ruhe und alle verköstigten sich reichlich mit den Köstlichkeiten. Ich war wirklich froh, wenn auch nur für zwei Tage, drei mal am Tag richtig zu essen. Schliesslich hatte ich zuvor lange nichts Richtiges und auch bis zum Düsterwald wird es keinen solch reichlich gedeckten Tisch geben. Nach einiger Zeit verliessen die ersten den Saal und verschiedene Gespräche kamen in Gange. Auch Lord Elrond begann mit seinen Söhnen zu sprechen. Ich hörte jedoch nicht zu, lieber stärkte ich mich noch ein bisschen mehr mit einem köstlichen Honigbrot. Ohne dass ich es bemerkte standen plötzlich die Zwillinge hinter mir und fragten freundlich ob ich mich wohl nicht noch umziehen möchte, das Kleid wäre doch sicher zu schade um kaputt zu gehen.
"Warum sollte es kaputt gehen? Ihr denkt doch nicht etwa das Kleid wäre bei mir nicht sicher genug?" Die Zwillinge schauten sich etwas unsicher an und ich freute mich über das Lächeln das sich heimlich auf Elronds Lippen stahl. Mit Schwung stand ich auf und fragte nur: "Nun meine Herren, wo befindet sich denn bei euch der Übungsplatz?" "Keine Angst wir werden dich führen!" "Danke, jedoch müssen wir noch einen kleinen Umweg über mein Zimmer machen, meine Luthui lasse ich nicht gerne alleine!" Mit etwas unwissenden Gesichtern folgten sie mir und als wir Lord Elrond passierten legte er mir kurz die Hand auf den Arm und flüsterte: "Unterschätze sie nicht, sie sind einige Jahre älter als du!"
Glücklicherweise war ich den Weg zu meinem Zimmer nun einige male gegangen und fand diesmal den richtigen Gang. Als ich die Tür öffnete folgten mir die Brüder wortlos. Doch dann kam die von mir erwartete Frage doch noch. "So, und wo ist denn nun Luthui? Ich sehe hier niemanden!" fragte mich Elladan, "Moment, gleich hab ich sie" und grübelte in meinen Sachen umher, bis ich sie endlich unter allem anderen hervorzog. Die Augen meiner beiden Begleiter weiteten sich und auch die Münder blieben nicht ganz geschlossen. Mit so etwas hatten sie wohl überhaupt nicht gerechnet. "Wartet noch kurz ich muss sie zuerst noch etwas abwischen, leider konnte ich die lieben Orks nicht leben lassen, die meinen Weg kreuzten." Vorsichtig wischte ich die scharfe Klinge ab. "Darf ich mal sehen?", fragte dann Elrohir. "Natürlich, aber gib acht, es liegt mir sehr viel daran, es ist ein Familienerbstück!"
Elrohir staunte nicht schlecht als er das Schwert in die Hand nahm. "Hei, das gibt's doch nicht, diese Klinge ist ja aus Mithril! Woher hast du das?" "Wie schon gesagt, es ist ein Familienerbstück, mein Vater hat es von den Zwergen erhalten, da er ihnen einen grossen Dienst erwiesen hat." Beide begriffen, dass ich nicht weiter auf dieses Thema eingehen würde und fragten auch nicht weiter. Elrohir prüfte das Schwert auf alle Einzelheiten und ich konnte erkennen, dass er viel davon Verstand und ich sicher einige Probleme haben würde gegen ihn zu gewinnen. Lautlos zischte Luthui durch die Luft und Elrohir übergab mir mein Schwert ehrfürchtig, aber auch etwas neidisch: "Es ist ein sehr gutes Schwert, ich hoffe die Kämpferin dahinter beweist ihm auch alle Ehre!" Den Kopf etwas schräg stellend schaute ich ihn prüfend an und sagte nur: "Du wirst es noch genug früh erfahren!"
Elladan ging voraus. Wir gingen durch den Garten, leider blieb mir keine Zeit ihn zu bestaunen, aber die würde ich am Nachmittag sicher noch haben. Auf dem Übungsplatz waren wir aber nicht die Einzigen. Einige Elben waren schon in tiefe Kämpfe verwickelt und machten langsam einen müden Eindruck. Elladan und Elrohir holten sich ihre Schwerter und als wir beriet waren hatten die anderen auch schon Platz gemacht. "Nun? Wer möchte zuerst?"
Ohne Vorwarnung holte Elladan zum Schlag aus und attackierte mich sofort mit wuchtigen Schlägen. Zuerst war ich ziemlich überrascht, doch schon bald hatte ich mich gefasst und parierte seine Angriffe ohne große Mühe. Kurz darauf hatte ich das Blatt gewendet und ich begann nun meinerseits ihn zu attackieren. Bald lernte ich auch seine Technik besser kennen und sah, dass er wohl ziemlich gleich wie ich unterrichtet wurde. Ich versuchte einige aussergewöhnliche Angriffe die er Mühelos parierte und setzte dann zu einem besonderen Trick an. Ich nahm Luthui über meinen Kopf und schlug denn aber nicht wie gewohnt nach unten, sondern drehte mich einfach um meine eigene Achse und kam mit einem Ruck zu seiner linken zum Stehen. Er war total überrascht und als ihm dann auch noch sein Schwert aus den Händen geschlagen wurde, war er total durcheinander. Innerlich musste ich laut auflachen, erging es mir doch praktisch jedesmal gleich, wenn jemand plötzlich diesen Trick anwandte.
Etliche Male erlag ich so sogar meiner Mutter. Sie war es, die mir solche Tricks beibrachte. Wenn du einen Gegner nicht mit Kraft und Technik besiegen kannst, dann musst du ihn mit Geschwindigkeit und Überraschung austricksen! Ich weiss nicht, ob ich ihn auch sonst besiegt hätte, denn er war sehr gut und öfters hatte ich Angst, dass Gleichgewicht durch seine wuchtigen Schläge zu verlieren. Erschöpft liess ich mich kurz auf einer Sitzbank nieder um wieder die ganze Kontrolle über meinen Körper zu erlangen. Hatte unser Kampf doch fast eine halbe Stunde gedauert. Elladan setzte sich zu mir. "Ich freue mich dich begleiten zu dürfen, obwohl ich mich frage, ob du auch wirklich Unterstützung brauchst." Er lächelte leicht und ich wusste genau, dass er so gut wie ich wusste, dass ein Kämpfer noch so gut sein kann. Wenn einem der Feind in der Zahl überlegen ist, dann ist er überlegen!
Langsam kam auch Elrohir etwas näher und betrachtete mich skeptisch von oben nach unten. "Was gibt's denn da zu schauen?" provozierte ich ihn. "ich wollte nur sicher gehen, dass du auch dein Kleid und nicht nur dich beschützt hast. Aber wie es aussieht ist alles in Ordnung!" "Ja, und es wird auch so bleiben!" Langsam und etwas überheblich stand ich auf. Du darfst deinem Gegner nie deine Angst zeigen! Niemand hatte mir gesagt ob Elladan oder Elrohir der bessere Kämpfer war. Ich hoffte auf den Ersten, denn meine Kräfte waren doch schon etwas geschwächt. Kurz überprüfte ich nochmals ob mit Luthui alles in Ordnung war und sammelte alle Reserven. Dann war ich bereit. Als erstes fanden ein paar normale Schlagabtäusche statt und wir begannen unseren Gegner auszukundschaften. Er war unglaublich schnell und sehr wendig. Ich schätze das sehr und wusste manche Gegner konnte man nur durch Schnelligkeit entkommen. Unser Gefecht wurde immer intensiver. Auch wenn ich eigentlich schon lange hätte ermüden sollen spürte ich immer wieder mein Adrenalin das mir Kraft gab. Wir tauschten Schlag auf Schlag, ich vergass alles um mich, wirbelte herum, parierte und schlug zu.
Doch diesmal traf ich Nichts. Elrohir hatte mich mit meinem eigenen Trick geschlagen und tat genau das, was ich vorhin bei Elladan gemacht hatte. Doch ihm gelang es nicht ganz so gut wie mir und ich behielt mein Schwert. Ich rollte mich über den Boden schlug einen Haken und drehte beim aufstehen das Schwert so zurecht, dass er mir nichts anhaben konnte. Doch plötzlich fühlte ich etwas warmes meinen Arm hinunter rinnen. Nicht ablenken lassen, Nimiel! und schon parierte ich den nächsten Hieb. Als ich die Lage wieder einigermassen unter Kontrolle hatte, wagte ich einen kurzen Blick auf meine Wunde. Sie war nicht tief, schliesslich hätte ich sie gar nicht bemerkt, wenn sie nicht geblutet hätte. Nun musste ich mir etwas überlegen um Elrohir zu besiegen, denn ich spürte wie meine Kräfte langsam nachliessen.
Ich dachte schon langsam ans aufgeben als Elrohir einen schrecklichen Fehler beging. Er schaute sich nach seinem Bruder um. Und das wurde zu seinem Verhängnis. Ich nutzte die Chance ohne Entschuldigung aus, brachte ihn ins wanken, schlug ihm das Schwert aus den Händen und hielt meine Klinge an seinen Hals. Nun war ich ihm ganz nah und bevor ich ihn frei ließ flüsterte ich in sein Ohr: "Ich bin froh in meinem nächsten Kampf zu wissen, dass du mir den Rücken decken wirst. Schau dich jedoch nicht nach deinen Freunden um, außer du kannst sie und diene Gegner gleichzeitig anschauen und jeden Angriff kommen sehen!" "Ich bin auch froh, dass wir eine so flinke Wegbegleiterin dabei haben."
Erst jetzt konnte ich die Auswirkungen von unserem Kampf genau erkennen. Elrohir hatte einige kleine, nicht gefährliche Schnittwunden an den Armen. Doch auch ich war nicht unverletzt geblieben. Neben dem etwas tieferen Schnitt am linken Oberarm hatte ich noch weiter Kratzer. Was mich aber am meisten entsetzte war mein Kleid! Der linke Ärmel hing schlaff herunter, der Rock hatte einige Löcher, wahrscheinlich von meinen Boden-Künsten und quer über meinen Bauch war ein ganz feiner Schnitt. Ich schaute hinein, konnte aber keine Wunde entdecken.
"Da hast du aber Glück gehabt!", kommentierte er meinen Ratlosen Blick. "Komm, lass mich deinen Arm verarzten, wenn ich dich schon nicht besiegen konnte, lass mich wenigsten das tun." Auch Elladan kam nun wieder hinzu. "Ach übrigens, Nimiel, ich bin dann nicht immer so schnell unterzukriegen!" "Das glaube ich dir gerne und bin auch sehr froh darüber, denn von nun an werden wir ja Seite an Seite, nicht gegeneinander kämpfen." Lächelnd ging ich vom Platz und folgte den beiden Brüdern. Schon nach kurzer Zeit war ich bestens versorgt, und spürte auch nichts mehr. Sie hatten mir noch irgendeine spezielle Salbe aufgetragen und ich war mir sicher, dass man schon Morgen praktisch nichts mehr sehen würde. Danach suchte ich mein Zimmer auf um mir etwas anderes anzuziehen. Zum Glück musste ich diesmal nicht lange suchen. Mein Reitgewand lag frisch gewaschen auf meinem Bett und die Geschwister hatten mich zu einer Bruchtal Führung am Nachmittag eingeladen.
So erschien ich zum Mittagessen und freute mich schon auf danach, dass ich gar nicht wirklich ans Essen dachte, sondern mich nur darauf freute den wunderschönen Garten nochmals zu besichtigen und meiner Mirod guten Tag zu sagen. Kaum als der Erste sich erhoben hatte, stand auch ich auf und lief rasch zum Stall. Mirod wieherte und blähte seine Nüstern, als ich sie sachte an meine Schulter zog. Ich rieb sie einmal kurz ab und führte sie dann aus dem Stall. Zu meiner Verwunderung standen Elladan und Elrohir schon davor und warteten nur noch auf mich. "Da bist du ja endlich! Komm, als erstes ist der Wasserfall dran!" Die Besichtigung war wunderschön, ganz Imladris war ein Paradies. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass jemand von hier fort wollte. Zum Schluss waren wir im Garten und ich lief so langsam es ging, damit ich mir jedes einzelne Detail einprägen konnte. Wer konnte wissen, ob ich jemals zurück kehren würde?
Als ich alles gesehen hatte, was es zu sehen gab, wurde es schon bald dunkel. "Wer als erstes bei den Ställen ist, darf sich heute Abend seinen Tanzpartner aussuchen. Achtung, fertig, los!!!" Ich war so überrascht, dass ich erst während dem Ritt daran dachte warum heute Abend überhaupt getanzt wurde. Egal ich wollte einfach gewinnen, ich wollte eigentlich immer gewinnen! Ich presste mich so nah wie möglich an den Körper von Mirod, strich ihr zärtlich über den Hals und flüsterte ihr leise ins Ohr. Schritt um Schritt holte ich zu den Zwillingen auf und schliesslich erreichten wir alle gleichzeitig die Ställe.
"Nun ja, ich sehe, wir werden noch unsere Mühe haben, dich wenigstens irgendwo zu schlagen". Ein bisschen außer Atem versuchte ich zu lächeln, was mir aber nicht so vorzüglich gelang. "Ach ja, was ich noch fragen wollte,", es kam mir erst jetzt wieder in den Sinn, dass sie ja etwas von Tanzen gesagt hatte, "warum wird denn heute Abend getanzt?" "Na zu unserem Abschied natürlich, hast du gedacht die lassen uns einfach so gehen?" Jetzt stahl sich das zuvor gewollte Lächeln auf meine Lippen "Dann muss ich wohl mal schauen was meine Garderobe zu bieten hat!" Damit verschwand ich und traf glücklicherweise auf halben Weg zu meinem Zimmer Ferewen. "Ferewen, hast du kurz Zeit für mich? Ich brauche dringend deine Hilfe!" "Natürlich, ich komme sofort!"
In meinem Zimmer angekommen entkleidetet ich mich rasch und wusch mir den letzten Schmutz vom Körper. "Was solls den sein Mylady?", hörte ich Ferewen im Zimmer fragen. Ich wickelte mir rasch ein Tuch um den Körper und trat ins Zimmer zurück. "Nenn mich bitte nicht Mylady, sonst nenn ich dich auch so! Also: heute Abend wird zu unserem Abschied ein kleines Fest gegeben und ich kann nicht gut mit meiner Reisebekleidung erscheinen. Und das Kleid von heute Morgen konnte ich leider nicht so gut beschützen wie ich wollte." Ferewen kicherte: "Ja ich habs gesehen!! Ich habe aber auch gesehen wie es heraus gekommen wäre, wenn ihr es noch weniger beschützt hättet! Ihr seid eine sehr gute Kämpferin. Ich wäre auch gerne so geschickt wie ihr! Aber nun lasst uns sehen was wir für heute Abend hervor zaubern können!"
Ferewen verschwand zum zweiten Mal in den Hüllen der vielen Gewänder und als sie herauskam begannen meine Augen zu leuchten. Sie hielt ein meergrünes Kleid in der Hand. "Probiert es bevor ihr es lobt!!" Rasch schlüpfte ich hinein und schaute fasziniert in den Spiegel. Es war am Saum und am Dekolltée mit Pajetten bestickt, die Trompetenärmel waren mit glitzernden Fäden umwoben und die eng geschnittenen Taille liess mich noch schlanker erscheinen. "Es ist wunderbar, wie hab ich das verdient?" "Na hören sie mal, so ein hübsches Geschöpf wie sie hat ja wohl nichts schlechteres verdient, oder? Wartet ich mach euch noch eine Frisur."
Ferewen löste mit ihren geschickten Fingern meinen Haarknoten und begann die Haare vereinzelt einzuflechten. Ich schloss einfach die Augen und wartete bis sie vom mir abliess. "So, und wenn Ihr damit nicht die ganze männliche Anwesenheit betört, weiß ich auch nicht mehr weiter!!" Ich traute meinen Augen nicht, konnte einfach nicht begreifen wie sie das gemacht hatte. Doch jetzt hatte ich keine Zeit mehr zu staunen, denn es hatte an der Türe geklopft. Die Zwillinge waren wohl auch ziemlich überrascht einen solchen Wandel an mir zu sehen, wir ich doch vor einer Stunde noch schweissgebadet vom Pferd gestiegen!!
Freundlich nahmen sie mich in die Mitte und wir machten uns auf den Weg zur großen Halle. Das Fest hatte schon länger begonnen, überall brannten Kerzen die den Saal in ein gemütliches milchiges Licht tauchten. Einige Elben hatten sich zu kleineren Grüppchen zusammengefunden und von überallher ertönte wunderbare Musik. "Nimiel?" Erschrocken blickte ich zu den großgewachsenen Geschwistern auf, "Ja?" "Da ja niemand von uns das Pferderennen gewonnen hat überlassen wir dir die Wahl des Tanzpartners für den ersten Tanz!"
Gespannt schauten mich beide bittend an. Erst jetzt begriff ich um was es bei unserem Wettrennen überhaupt gegangen war! Ich musste etwas in mich hineinlachen und suchte rasch den Saal ab. Etwas abseits in ein Gespräch vertieft fand ich den gesuchten Mann. "Ich bitte um Entschuldigung, aber ich muss euch beide leider enttäuschen." Mit einer leichten Verbeugung verabschiedete ich mich und durchquerte rasch den Saal. "Lord Elrond? Habt ihr etwas Zeit für mich?" "Natürlich" "Da ich mich für keinen ihren reizenden Söhnen für den ersten Tanz entscheiden konnte und niemanden kränken will, habe ich gedacht ob ihr mir vielleicht die Ehre erweisen würdet?" "Aber natürlich, obwohl ich doch sagen muss, dass du wohl die erste Elbe bist, die sich getraut einen Mann zum Tanz aufzufordern!" Lächelnd zog er mich auf die Tanzfläche und als ober er ein Zeichen gegeben hätte begannen die Musiker nun für den ganzen Saal zum Tanz zu spielen.
Glücklicherweise wurde ich von meinem Vater im Tanzen unterrichtet, sonst hätte ich mich jetzt wohl total blamiert. "Und? Hast du dich gut mit ihnen angefreundet?" Er blickte in die Richtung der beiden Brüder, die etwas eifersüchtig am Rande der Tanzfläche standen. "Oh ja, sehr sogar, ich freue mich eine so tolle Begleitung haben zu dürfen!" "Ich habe gehört du warst ihnen überlegen in jeglicher Hinsicht", schmunzelte er. "Naja, im Schwertkampf war wohl auch noch etwas Glück im Spiel, wäre Elladan nicht auf meinen Trick reingefallen wäre mein Gewinn nicht sicher gewesen und Elrohir besitzt eine solche Schlagkraft und Geschicklichkeit, dass ich ihn niemals geschlagen hätte, wäre er nicht abgelenkt worden. Ich bin sehr froh, dass mich zwei solch exzellente Kämpfer begleiten werden. Habt dank für eure Unterstützung." "Keine Ursache, aber ich rate dir heute Abend das Fest nicht unbedingt bis zum Ende zu verfolgen. Du wirst die Ruhe brauchen. Es steht dir eine anstrengende Reise bevor."
Mit diesen Worten verabschiedete er sich von mir und überliess mich den offenen Armen der Zwillinge. Ausgelassen tanzten wir den ganzen Abend hindurch. Es war ein ausgesprochen schönes Fest, bei uns im Norden wäre so etwas nie möglich gewesen. Wir Nordländer sind eigentlich nicht so für das Noble gemacht, wir sind uns auch härtere Zeiten gewohnt was die Jagd und den Winter angeht. Büfetts wie ich sie hier gesehen habe wären bei uns undenkbar. Als sich die ersten Elben entfernten kam mir Lord Elronds Ratschlag wieder in den Sinn. Ich verabschiedete mich höflich von meinen zukünftigen Begleitern und suchte rasch mein Zimmer auf. Nachdem ich alle meine Sachen gepackt hatte legte ich mich müde ins Bett und genoss das letzte Mal diesen wunderbaren Komfort.
