Herz zu erobern Viele Erkenntnisse

Disclaimer: Es hat sich leider immer noch nichts daran geändert, dass Herr der Ringe JRR Tolkien gehört. ;-)

A/N: Es hat mich wirklich gewundert, dass der letzte Teil so gut angekommen ist. Dabei war ich wirklich unzufrieden damit. Hab mir nach dem Upload noch überlegt, was ich noch alles hätte ändern können. Aber das war ja anscheinend gar nicht nötig. Was mich wirklich riesig freut!!! °im Dreieck hüpf°

Nun komm ich aber tatsächlich mal ohne Umschweife zur Story.^^ Have fun..

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Herz zu erobern Viele Erkenntnisse

Siané war noch immer schwarz vor Augen. Sie spürte ihre Hände, die sich taub und kalt wie Eis anfühlten. In ihrem Kopf machte sich schon die ganze Zeit ein stechender Schmerz bemerkbar und ihre Augen wollten und wollten sich einfach nicht öffnen lassen.

An ihrem Rücken spürte sie etwas hartes, welches bei näherem Überlegen die Wand sein könnte, gegen die sie geschlagen worden war.

‚Oh mein Gott.. Der Ork.. Ich hab ihm einfach einen Stuhl übergezogen. Kein Wunder, dass er mich so zugerichtet hat. Ich dumme Gans kann doch froh sein, dass ich noch lebe.' Noch einmal versuchte sie ihre Augen zu öffnen und endlich lichtete sich der Schleier davor. Schemenhaft konnte sie die Umrisse des Ganges erkennen, der ihr seid einigen Jahren so vertraut war. Ein wenig entfernt von ihr, lagen immer noch die zerbrochenen Stücke des Stuhles. Sie konnte also noch nicht lange ohnmächtig sein.

Ein erneuter Versuch sich zu bewegen, endete in einem schmerzhaften Zusammensinken. Sie konnte aber doch nicht einfach untätig herumsitzen.. ‚Aber vielleicht sind sie noch nicht weit und ich kann die Wachen informieren.' In einem heldenhaften Schub, zwang sie sich auf die Beine, was nach einigen Minuten auch sehr wackelig gelang. Vor ihren Augen verschwand ständig das Bild, außerdem war ihr unglaublich schwindelig.

Vorsichtig hob sie eine Hand schwerfällig zu ihrem Hinterkopf und betastete ihre feuchten Haare, in denen teilweise schon verklebtes Blut hing. Das meiste war aber noch flüssig und stammte von einer Platzwunde, die sie bei Aufschlagen an der Wand davongetragen haben musste.

Ein Blick auf diese zeigte ihr auch einen roten Fleck, der vor ihren Augen aber immer wieder verschwand. Sie kniff die Augen zusammen und stützte eine Hand an der Wand ab. Langsam und wackelig drehte sie sich um. Vielleicht würde sie es ja noch schaffen..

Nach einer ihr endlos vorkommenden Zeit, erreichte sie schließlich die Vorratskammer, vor der sich ein fürchterliches Bild bot. Die acht Wachen die, nachdem Gimli und Gandalf mit ein paar Männern in den Tunnel gegangen waren, zur Verteidigung aufgestellt worden waren, lagen tot am Boden. Ihre Kehlen waren aufgeschlitzt oder sie hatten einen Dolch mitten im Herzen stecken.

Siané drehte den Kopf weg. Mehrmals kämpfte sie mit einem Anflug von Übelkeit, der aber nach ein paar Minuten verflog. Wie froh war sie nun, dass sie nicht alles sehen konnte. Die rote Farbe, die auf den reglosen Körpern lagen, war das einzige was sie auf das grausame Bild schließen ließ. Außerdem stieg ihr ein unbarmherziger Geruch von Blut in die Nase.

Schnell bewegte sie sich weiter. Immer noch an der Wand abstützend versuchte sie das, zwar verschwommene aber trotzdem furchtbare, Bild von den Wachen aus dem Kopf zu bekommen. In Gedanken folgte sie dem Gang, der an der Küche vorbeiführte und später zum Ausgang des Palastes ging. Ihre Augen waren fast geschlossen. Sie konnte eh kaum etwas sehen. Warum nahm sie das Ganze auf sich? ‚Einfach hinsetzen.. Das könnte ich tun. Mich findet schon bald jemand... Nein, dann ist es für Maeglin zu spät.' Langsam wurde ihr wirklich bewusst, was passiert war und ein leises Schluchzen entfloh ihrer Kehle. Hoffentlich würde ihrer besten Freundin nichts passieren.

Sie horchte auf, als sie Stimmen vernahm. Sie kamen aus der Eingangshalle des Palastes und schienen aufgebracht zu sein. ‚Endlich.. Ich kann jemandem bescheid sagen.' Sie spürte, wie die Ohnmacht sie immer wieder übermannen wollte, versuchte aber sich dagegen zu wehren.

Endlich kam sie an der Halle an. Ganz am Anfang blieb sie stehen und versuchte auszumachen, wer sich dort unterhielt. Doch die Schatten, die dort wandelten konnten genauso gut Orks sein. Die kannten ihren Namen allerdings nicht..

„Siané? Meine Güte, was ist passiert? Siané?" Ein Schatten kam auf sie zu. Zwischendurch konnte sie etwas helles an seinem Kopf wahrnehmen, das sich beim Gehen hin und her bewegt. Hatte sie Legolas gefunden? Mit einem gequälten Lächeln schob sie sich von der Wand weg und stolperte ein paar Schritte auf ihn zu.

„Legolas?" Sie sackte in die Knie und spürte auf der Stelle zwei Hände auf den Schultern. Im Hintergrund hörte sie noch jemanden ‚Sie nennt ihn beim Vornamen?' sagen und war sich endgültig sicher, wem sie gegenüber saß.

„Maeglin ist weg.. Haben sie mitgenommen... Einfach so. Er hat mich angegriffen. Sie sind weg. Haben sie einfach mitgenommen.." Legolas Augen weiteten sich überrascht, als sie die zittrigen Worte vernahmen. Eine Entführung?

„Komm, wir müssen dich zu einem Heiler bringen." Er versuchte ihr hoch zu helfen, doch sie blieb nicht auf ihren Beinen stehen. Die Ohnmacht hatte sie wieder und sie fiel in seine Arme, aber auf ihrem Gesicht schien so was wie ein Lächeln zu stehen. Immerhin hatte sie noch jemanden sagen können, was passiert war.

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„Du widerst mich an! Du und deine Inkompetenz. Kannst du nicht einmal ein einfaches Mädchen entführen?"

Khalan war vor einer Frau auf die Knie gefallen und winselte um Gnade. Sie stand vor ihm, ihr Blick so stolz, wie der einer Königin. Ihre roten langen Haare hingen in Wellen über ihre Schulter und ein grausamer Ausdruck lag auf ihrem, eigentlich hübschen, Gesicht.

„Aber Herrin! Gnade, ich habe euch das Mädchen doch gebracht!" Er versuchte seinen Kopf noch weiter nach unten zu beugen, was der Boden aber zu verhindern wusste.

„Du hast das Mädchen gebracht?" Ihre Stimme war ruhig, aber eiskalt. „DU HAST DAS MÄDCHEN GEBRACHT?" Der kalte Ausdruck in ihrem Gesicht verzerrte sich und als sie schrie, verzog sich ihr Antlitz in eine hässliche Grimasse. „IHR HABT DAS FALSCHE MÄDCHEN GEBRACHT!!" Sie hob ihre Hand an, murmelte ein paar Worte und der Ork wurde mit unglaublicher Kraft gegen die Wand geworfen.

„Das Falsche, Herrin? Aber.. Das kann nicht.."

„Doch, das falsche Mädchen. Ihr habt mir die Freundin meiner Tochter gebracht. Nichts anderes. Ein kleines Stück Dreck.." Der Ork keuchte erschrocken auf, als er die Verwandtschaftsverhältnisse hörte. Die kleine Rothaarige hätte sonst was mit ihm machen können, wenn dies wirklich ihre Mutter war.

„Aber ihr hattet mir das Bild doch gezeigt.. Ihr sagtet.."

„Ich sagte DIE LINKE!! Dieses Mädchen ist die Rechte auf dem Bild." Der Ork senkte seinen Blick und brachte nur noch ein unterwürfiges ‚Oh' heraus.

„Wollt ihr mir weismachen, ihr kennt diesen Unterschied nicht?" Als die Frau keine Antwort bekam, blickte sie ihn unentschlossen an. Sollte sie nun anfangen hysterisch zu lachen? Diese dumme Kreatur hatte ihre einzige Chance versaut, ihre Tochter als Novizin hierher zu holen. Doch dann entschied sie sich für etwas anderes.

„Gilbert!!" Ihr Ruf durchdrang die große Tür, die in ihr Arbeitszimmer führte. Als sie aufgeschoben wurde, betrat ein großer Mann den Raum. Ein Schwert prangte an seinem Gürtel, außerdem trug er eine helle Rüstung, die ihn edel und anmutig wirken ließ. Trotzdem war dieser Ritter sicher bereit, jeden noch so grausamen Befehl seiner Herrin in die Tat umzusetzen.

„Was wünscht, Mylady?" Er machte eine knappe Verbeugung und streifte seinen Umhang ein wenig zur Seite.

„Bringt diesen Ork in die Verliese. Orks können wir immer gebrauchen!" Ein kaltes Lächeln entstand wieder auf ihrem Gesicht.

„Mylady, wir haben noch einige Orks für die Versuche der Novizinnen in den Verliesen.." Gilbert sah seine Herrin fragend an, doch diese machte nur eine abwinkende Handbewegung.

„Dann haben wir einen mehr." Sie wollte sich gerade wieder ihrem Arbeitstisch zuwenden, als der Ork unter dem starken Griff des Ritters noch einige Worte sagte.

„Herrin.. Ich bitte euch um Gnade. Vielleicht ist da noch eine Möglichkeit." Gilbert schlug ihm unbarmherzig in den Unterleib, was den Ork auf die Knie beförderte. Doch die Frau machte eine Geste, die Khalan das Sprechen erlaubte.

„Herrin, Turam starb nicht bei unserem Scheinkampf. Ich begegnete ihm im Tunnel unter dem Palast. Er muss sich dort noch irgendwo versteckt halten. Ihr kennt ihn und könnt genauso mit ihm in Kontakt treten, wie mit mir. Gnade, Herrin!" Er winselte wieder um sein Leben und die Herrin zeigte tatsächlich einen dankbaren Ausdruck im Gesicht, der sich aber schnell wandelte.

„Hab Dank, doch du hast mir genug Ärger bereitet. Bring ihn weg, Gilbert!" Der Ritter nickte ihr zu, schlug dem Ork in den Nacken und trug das bewusstlose Biest hinunter in die Verliese.

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„Blut?" Legolas' Stimme war kaum zu vernehmen, aber Aragorn und die anderen hatten schon lange die roten Spuren an seiner Hand gesehen, die von Siané Kopf stammten. Vorsichtig hob der Elb das Mädchen in die Höhe und drückte ihren Kopf gegen seine Brust, damit dieser beim Tragen nicht haltlos durch die Gegend schaukelte.

„Was ist passiert?" Fürst Areneon, der mit den anderen zurückgekommen war, hatte Tari mit strengem Ton die Frage gestellt. Doch sie schüttelte ratlos und schockiert den Kopf.

„Wir wissen es nicht, Fürst. Aber vielleicht kann Siané uns später mehr berichten. Ich werde am besten erst mal nach ihrem Vater und unserem Heiler schicken lassen." Sie wollte gerade fortlaufen, als Aragorn sie zurückhielt.

„Es wird genügen, wenn ihr ihren Vater holt. Um die Wunden kümmere ich mich, ein Heiler würde vielleicht zu lange benötigen." Tari nickte und lief durch den Gang, um die Dienstmädchen aus der Halle zu holen.

Legolas und Aragorn eilten durch die Flure, auf dem Weg zu Sianés Raum. Schockiert blieben sie vor den Leichen der Wachen stehen.

„Was ist hier bloß passiert?" Gimli und der Fürst stießen einen Moment später zu ihnen auf und betrachteten mit Ekel das Bild, welches sich ihnen bot.

„Geht weiter zu den Gemächern unserer Angestellten. Ich werde mich erst einmal hierum kümmern." Der Elb nickte dem Fürsten zu und verschwand mit Aragorn um die nächste Ecke. Wenige Minuten später standen sie auch schon vor der kleinen Holztür, durch die Legolas schon einmal geschritten war.

„Leg sie ins Bett. Hoffentlich ist die Wunde nicht groß.." Nachdem Sianés Kopf auf ihr Kissen gebettet worden war, betrat eines der angestellten Mädchen das Zimmer und fragte, ob sie helfen könne. Mit der Bitte nach heißem Wasser und einem sauberen Verband, lief sie wieder nach draußen.

Legolas stand mit geschlossenen Augen an die Wand gelehnt, während Aragorn sich die Platzwunde ansah, säuberte und verband. Auch ihren restlichen Körper tastete er nach Brüchen oder Verstauchungen ab, fand aber nur ein paar Prellungen auf ihrem Rücken und Blutergüsse an ihrem Hals, die von Orkkrallen gequetscht worden waren.

„Nun müssen wir nur noch warten, dass sie aufwacht." Legolas stieß sich bei Aragorns Worten von der Wand ab und setzte sich an die Kante des Bettes. Lange betrachtete er ihr Gesicht, dass schmerzverzerrt vor ihm lag. Aus dem weißen Verband ihres Kopfes, fielen vereinzelte Strähnen auf ihre Schultern und Wangen. Das Verlangen, sie einmal zu berühren, verdrängte er. Stattdessen schaute er zu seinem Freund auf, der seinen Blick fragend erwiderte.

„Was ist los mit dir?" Aragorn sah den Elben an und wartete auf eine Antwort, die er eigentlich schon erahnen konnte

„Was soll mit mir los sein? Nichts ist los. Ich habe nur ein eigenartiges Gefühl, wenn ich sie sehe." Noch einmal betrachtete er Sianés Antlitz und ein kleines Lächeln bildete sich auf seinen Lippen.

„So etwas nennt sich ‚Liebe'." Aragorn schmunzelte bei dem verwirrten Ausdruck in Legolas' Gesicht, der nach seinen Worten entstanden war.

„Nein, das ist es nicht. Sie kommt mir so besonders vor... Nicht wie eine Dienstmagd." Langsam stand er von Sianés Bett auf und stand seinem Freund gegenüber. Dieser legte eine Hand auf die Schulter des Elben und lächelte leicht.

„Vielleicht ist sie mehr, als sie vorgibt. Aber du kannst nicht abstreiten, dass sie dir etwas bedeutet." Er verließ den Raum, ohne auf eine Antwort abzuwarten.

Leise, ganz leise, nachdem Aragorn gegangen war, sagte Legolas: „Vielleicht hast du recht.."

Er drehte sich zu Siané um. Ihr Gesicht lag entspannt vor ihm. Bildete er sich das ein, oder lag ein seliges Lächeln auf ihren Lippen?

„Wo ist sie?" Die Tür wurde aufgerissen und eine abgehetzte Person blieb mitten im Eingang stehen, als sie den Elben neben dem Bett stehen sah.

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„Na, wenn das nicht der Zottelkopf vom Marktplatz ist.." Marado kam in den Raum hinein und schloss die Tür hinter sich. „Wie geht es meiner Tochter?" Er sah Legolas böse an. Anscheinend machte er ihn hierfür verantwortlich.

„Ich weiß es nicht. Als wir hier ankamen, war sie schon verletzt. Das letzte was sie uns sagte war, dass ihre Freundin entführt wurde. Der Name will mir gerade nicht einfallen." Legolas Blick war konstant auf Sianés Gesicht gerichtet. Sie musste doch bald aufwachen..

„Maeglin wurde entführt? Was will man denn mit ihr anfangen, wenn man Sia.. Ach vergesst das besser wieder.." Marado setzte sich an die Kante des Bettes und streichelte seiner Tochter über die Wange.

„Bei wem hättet ihr euch eine Entführung besser vorstellen können? Würdet ihr mir das erklären?" Legolas betrachtete den Mann intensiv und war erleichtert, dass er nicht gleich wieder sauer wurde.

„Habt ihr für eine solche Geschichte genug Zeit? Sie würde lang werden.." Legolas nickte ihm zu und zog sich den Stuhl von Sianés Tisch rüber. Neugierig wartete er auf das, was Marado ihm nun erzählen würde. Dieser atmete einmal lautstark aus und begann dann...

„Ihr müsst wissen, Siané und Maeglin sind zwei sehr verschiedene Mädchen. Während meine Tochter aus Grund des Geldes ins Schloss zum arbeiten gegangen ist, wurde Maeglin von unserem ortsansässigen Priester hierher geschickt.

Der Priester ist ihr Onkel. Ihre Eltern sind schon sehr lange tot, daher lebte sie die ersten Jahre ihres Lebens in der Kirche. Doch ihr Benehmen ließ sehr zu wünschen übrig. Tari, die Küchenchefin hier, ist in der Stadt bekannt für ihre strenge Führung. Den Mädchen würde dort Disziplin beigebracht werden. So hieß es immer.

So kam Maeglin hierher und lernte meine Tochter kennen, die zur gleichen Zeit mit der Arbeit anfing. Sie haben sich immer gut verstanden, deshalb wollte Maeglin auch nicht mehr zurück, als der Priester sie wieder in der Kirche wohnen lassen wollte.

Daher verstehe ich nicht, was ein Entführer mit der Nichte eines Priesters anfangen kann. Siané wäre weitaus logischer." Als Legolas zu seiner Frage ansetzen wollte, hob Marado beschwichtigend die Hand. Er würde alles nach und nach erzählen.

„Ich habe meiner Tochter immer erzählt, dass ihre Mutter kurz nach ihrer Geburt gestorben sei. Irgendwo stimmt das auch, aber sie ist nur für mich gestorben. In Wirklichkeit ist sie noch sehr lebendig. Ich frage mich heute immer noch, wie ich diese Frau lieben konnte. Sicher, sie ist genauso hübsch wie meine Siané, aber sie ist ein schlechter Mensch.

Der Name Sianés Mutter ist Elanor. Sie lebt an einem Ort, wo man heute immer noch sagt, es gäbe dort niemanden mehr. Angmar, das einstmalige Hexerreich hat vielleicht an Macht verloren. Aber es gibt immer noch Personen, die Macht haben.

Ja, meine Frau ist eine solche Person. Ich habe mit ihr gebrochen, als ich ihre bösen Absichten gesehen habe, die sie mit ihrer Macht verwirklichen wollte.

In der Nähe von Carn Dum, in den Gebirgen verborgen, befindet sich die gläserne Burg. So nennt sie sich. Ich habe sie nie gesehen. Dort werden sie ausgebildet. Andere, die diese schwarze Magie beherrschen, leben auch dort. Wie viele von diesen Hexen es noch gibt, weiß ich nicht.

Ich weiß sehr wohl, dass man ihnen einen anderen Namen gibt, als Hexen. Doch für mich bleiben sie nichts anderes. Elanor wollte mir Siané wegnehmen und ihre Macht aufwecken. Novizinnen in der gläsernen Burg werden nicht gut behandelt. Außerdem wollte ich ein schönes Leben mit einer Familie...

Sie wollte mir das nicht geben, mich zurücklassen in unserem Heimatdorf. Ich habe ihr damals Schlafmittel in ihren Wein gemischt und bin des Nachts auf und davon.

Ich wollte meiner Tochter ein normales Leben ermöglichen. Und sie wenigstens solange sehen, wie es mir mein Leben ermöglicht. Bis heute hat Elanor uns nicht gefunden. Oder vielleicht hat sie es nun, hat aber das falsche Mädchen in ihrer Gewalt.

Wie es auch immer sein mag. Siané soll ihr nie in die Hände fallen. Ich könnte mir das nicht verzeihen. Sie ist doch erst 20, hat noch so viele Jahre vor sich. Aber ich weiß nicht, wie ich sie weiterhin beschützen kann."

Marado stoppte mit seinem Bericht und stützte niedergeschlagen sein Gesicht in die Handflächen. Legolas hatte noch keine Reaktion gezeigt. Das waren doch zu viele Erkenntnisse auf einmal gewesen. Doch eine Frage beschäftigte ihn dennoch.

„Sagt bitte, ich habe Legenden gehört, in denen von der Unsterblichkeit dieser Menschen gesprochen wurde. Ist Siané auch?" Er stockte, als er ein leises ‚Ja' von ihrem Vater erhielt. Er hatte gewusst, dass Siané anders war. Aber so anders, damit hatte auch er nicht gerechnet.

„Ist das alles wahr?" Marado und Legolas schreckten hoch, als sie eine traurige Stimme vernahmen.

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„Siané? Kind, wie viel hast du gehört?" Marado war aufgesprungen und stützte sich vor seiner Tochter am Bett ab.

„Genug. Ich hab alles gehört. Von dem Moment, in dem du über Maeglin gesprochen hast." Bei der Erwähnung ihrer Freundin stiegen ihr Tränen in die Augen. In ihrem Inneren spielte sich noch einmal alles ab.

„Kind.. Das wollte ich dir eigentlich in einem günstigeren Moment sagen." Bestürzt griff sich Marado an die schwarzen Haare und lächelte verlegen.

„Wenn.. Wenn ich unsterblich bin... ... Dann bin ich mit meinen 20 Jahren ja noch ein kleines Kind, oder?" Legolas lächelte bei Sianés Vermutung. In seinem Volk, waren Elben unter 300 Jahren noch Kinder. Aber sie sah aus, wie eine erwachsene Frau. Auch, wenn sie sich manchmal kindlich benahm. Diesen Charakterzug mochte er an ihr.

„Siané.. Merke dir eins: Kindlich und unbefangen bist du nur solange, wie du noch Träume hast. Und Träume, die sollte man immer haben. Du bist schon erwachsen, auch wenn ich das oft nicht wahrhaben will." Marado lächelte, doch in Sianés Gesicht lag ein undefinierbarer Ausdruck.

„Solche Worte aus deinem Mund, Paps? Hätte nicht gedacht, dass du so tiefsinnig sein kannst." Sie grinste ihren Vater breit an und Legolas begann zu lachen, als dieser wieder seinen normalen, grimmigen Gesichtsausdruck bekam.

„Das findet Herr Zottelkopf anscheinend witzig. Ich muss wieder an meinen Stand. Gut das IHR euch versteht." Sauer stapfte er nach draußen und ließ zwei verdutzte Wesen zurück.

Draußen lehnte er sich aber gegen die Tür. ‚Wie gut, dass sie einen solch netten und vortrefflichen Elben kennen gelernt hat.' Schade, dass Marado noch nie seine Gefühle offen zeigen konnte. Mit einem eigenartigen Gefühl ging er schweigend den Gang zurück, Richtung Ausgang.

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Langsam versuchte Siané sich aufzusetzen. Doch als ein stechender Schmerz sich wieder durch ihren Kopf zog, blieb sie in einer halb aufrechten Position sitzen und griff sich stöhnend an die Schläfe.

„Vorsichtig. Ihr seid verletzt!" Legolas kam ein Stück auf sie zu und drückte sie sanft in ihr Kissen.

„Stellt euch vor, dass merke ich selbst!"

„Warum denn so giftig? Seid froh, dass euch nichts schlimmeres passiert ist. Orks lassen einen nicht oft am Leben!" Grinsend ließ sich der Elb auf der Bettkante nieder und lächelte das Mädchen neben sich an.

Siané spürte, wie ihr Herz schneller wurde und verfluchte sich mal wieder dafür. Dumme und naive Schwärmereien konnte sie schließlich nicht zulassen.

„Ich hab den Ork mit einem Stuhl geschlagen, als er Maeglin mitnehmen wollte." Schüchtern betrachtete sie ihr Bettlaken, dass auf einmal ungemein interessante Falten aufwies.

„Seid ihr von allen guten Geistern verlassen? Ihr könnt doch keinen Ork angreifen!!! Normalerweise fressen die so was wie euch. Ja, ziehen einem die Haut vom Leib ab und nagen an euren Knochen, bis nichts mehr davon übrig ist. Und so was greift ihr an? ... Siané? ... Siané?" Legolas beugte sich über das Mädchen, welches blass in ihr Kissen zurückgesunken war. Sie war wieder ohnmächtig. Vielleicht hatte er seine Schilderung etwas übertrieben.

„He, Siané? Wacht doch auf!" Behutsam berührte er ihre Wange und klopfte ein wenig dagegen. Als ihre Augenlider anfingen zu flackern, zog er seine Hand zurück. Einen kleinen Augenblick später war sie in die Realität zurückgekehrt und sah mitten in die warmen braunen Augen des Elben.

Eine leichte Röte zog sich über ihre Wangen, als sie seinen warmen Atem auf ihrem Gesicht spürte.

„Musstet ihr das so ausführlich beschreiben?" Sie grummelte ihn an, in der Hoffnung er würde ihre Verlegenheit nicht spüren und sich wieder aufrecht hinsetzen.

„Tut mir leid. Ich wusste ja nicht, dass ihr so sensibel seid!" Er grinste sie frech an und erkannte endlich, in welcher Lage er sich gerade befand. Mit einem Räuspern setzte er sich wieder richtig hin und wartete auf ihre Reaktion.

„Tz, ich bin kein bisschen sensibel.. Wann darf ich denn wieder aufstehen?" Sie hatten ihren Blick mal wieder gesenkt, denn aus irgendeinem unerfindlichen Grund konnte sie nicht lange in die Augen des Prinzen sehen.

„Aufstehen dürft ihr sicher bald. Die Wunden selbst werden aber sicher noch lange zu sehen sein. Besonders die, an eurem Hals!" Bei seinen Worten strich er vorsichtig über die vielen dunklen Flecken, die sich um ihren zarten Hals schlängelten. Teilweise waren sie noch blutig. Dort, wo sich die Krallen hineingebohrt hatten, waren diese Stellen besonders tief.

Siané zuckte unter der Berührung des Prinzen zusammen. Seine Finger strichen vorsichtig über die schmerzenden Punkte. Doch nicht eine dieser Berührungen bereitete ihr Schmerzen. Nein, sie genoss es eigentlich. Wäre da nicht ihr lauter Herzschlag, bei dem sie sich sicher war, Legolas könne ihn hören.

Legolas selbst betrachtete nur die geschundene Haut. Er konnte seine Hand einfach nicht zurücknehmen. Langsam rutschte er Stück näher an sie heran. Er spürte, wie sie immer nervöser wurde und etwas zurück zur Wand wollte. Doch als er seine andere Hand an ihren Rücken legte, konnte sie nicht mehr von ihm weg.

Wie in Trance bewegte er seinen Kopf auf sie zu und berührte dann ganz leicht die Haut an ihrem Hals.

Siané wusste nicht, was sie tun sollte. Ihre Hände hatten sich ineinander verkrampft und sie kämpfte gegen ihren Verstand an. Doch dieser schrie immer wieder, dass diese Situation ganz und gar nicht richtig war.

Legolas hauchte mehrere Küsse auf ihren gepeinigten Hals. Langsam kam er an ihrer Seite an, wo er ihren Puls an seinen Lippen spürte. Das schnelle Klopfen ihres Pulses ließ ihn aufschrecken.

Er hob seinen Kopf nach oben und sah ihr direkt in die grünen Augen, in denen dieses Mal nicht ihre freche Art schimmerte. Heute blickte sie ihn verstört an, nicht wissend, wie sie darauf reagieren sollte.

Die Haut ihres Gesichtes war gerötet und als er einen Blick auf ihre Hände warf, sah er diese verschlungen und zusammengedrückt auf ihren Beinen ruhen. Sein Verstand raste. Hatte er eben etwas falsches getan?

Schnell erhob er sich von ihrem Bett und ging ohne ein Wort in Richtung Tür, an der ihn aber eine Stimme aufhielt.

„Warum geht ihr?"

„Ich hätte das nicht tun dürfen."

„Warum habt ihr es dann getan?"

„Ich weiß es nicht."

„Dann seid ihr wahrlich ein dämlicher Elb." In ihren Augen schimmerte etwas, dass wie Belustigung aussah. Da hatte er sie wieder. Das Mädchen, dass sich durch ihre freche und ungeschickte Art in sein Gedächtnis geschlichen hatte. Und vielleicht auch in sein Herz?

„Vielleicht bin ich das wirklich." Er lächelte zurück und verließ das Zimmer. Zurück blieb ein Mädchen, dessen Herz sich nicht beruhigen wollte.

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Ich bin fertig!! Na, was meint ihr?? Ich habe beim letzten Mal von einigen zu hören bekommen, dass ihnen die Szenen zwischen Legolas und Siané gefehlt hatten. Deshalb hab ich zur Entschädigung endlich das, vielleicht ersehnte, näherkommen gebracht.

Aber glaubt nun nicht, dass alles schnell gehen wird. Hehe, ich baue ihnen noch genug Steine in den Weg. °g°

Ich hätte die Geschichte gerne eher hier hochgeladen. Aber es ging ja bis Sonntag nicht. Tut mir leid. War aber dieses Mal nicht meine schuld.^^

So, nun aber genug gelaber. Ich macher mich an den nächsten Teil. Ich bitte wieder um viele Reviews. °auf den Knien rumrutsch° Die mag ich doch so gerne.

Bis bald

Tig