Angst
A/N: Ich bedanke mich wieder für all eure Kommentare und Reviews. °alle in den Arm nehm° Am Ende mehr dazu.^^
Disclaimer: „Muahaha"
Autorin: „Verdammt, ich hasse dich!" °Sich eine Vase nimmt und nach Disclaimer wirft°Disclaimer: „He, das ist unfair. Gewalt ist keine Lösung. Muaha"
Autorin: „Pah!" °Disclaimer ignorier°
Disclaimer: „Sag es.. Los, saaaaag es!!"
Autorin: °grummel°
Disclaimer: „Saaaaaag! Eher kannst du nicht anfangen.."
Autorin: „Okay, okay.. Ich habe keinerlei Rechte an Tolkiens oder Jordans Werken."
Disclaimer: „Gewonnen, gewonnen!!! Muahaha!"
Autorin: °zweite Vase nach Disclaimer werf°
Disclaimer: „Hmpf" °zu Boden geht.°
Autorin: „Ha!" °triumphierend Arm hochreiß°
Öhm.. Hehe.. Ich denke ich fang besser mal an. °pfeif° Es geht wohl wieder mal mit mir durch. :D
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Herz zu erobern
Angst
Ein kühles Gefühl.. Ein leichtes Kribbeln.. Wasser, dass durch ihre Hände glitt.. Erfrischend... Siané kniete vor einem kleinen Bach, der in der Nähe ihres Lagers vorbeilief. Ihre Augen waren geschlossen. Das kalte Nass wirbelte um ihre Hand herum, die sie hineingetaucht hatte. In ihrem Inneren spielte sich eine Menge ab. Der Gedanke an Legolas' Hände.. Wie sie über ihren Rücken gefahren waren. Es war schön gewesen. Aber als es weiter ging, hatte sie Angst verspürt. Sie hatte sich nicht gegen ihre innere Angst wehren können.
Sie seufzte leise, als sie ihre Hand etwas weiter ins Wasser hineintauchte. Ihre Gefährten waren ganz in der Nähe und sie würden bald aufbrechen. Wie gern würde sie noch ein wenig hier bleiben. Aber auf der anderen Seite, wollte sie so schnell wie möglich weiter Richtung Carn Dûm.
Wieder landete ihr Gedanke bei Legolas. Wovor hatte sie eigentlich Angst? All ihre Verpflichtungen hatte sie in Teslon zurück gelassen. Trotzdem verfolgte sie ein Gedanke. Ein Wunsch ihres Vaters kam ihr in Legolas' Nähe immer wieder ins Gedächtnis.
„Sagt mal, schläfst du?" Quietschend öffnete sie die Augen, als sie eine Ladung eisiges Wasser ins Gesicht bekam. Mürrisch drehte sie sich um, mit der Hand etwas Wasser vom Gesicht wischend.
„Alés!!! Mach das nicht noch mal!" Sie funkelte ihn böse an, doch ihr Bruder begann nur zu lachen.
„Wieso nicht?" Ein erneuter Schwall traf sie und sie sprang wütend auf. „Das ist kalt!!" Er lachte.. „Deshalb mach ich es ja. Vielleicht wachst du dann auf." Sauer stampfte sie mit dem Fuß auf und ging auf ihn zu.
„Sagst du mir, wovon du geträumt hast?"
Sie verzog den Mund. „Bestimmt nicht!" Eingeschnappt verschränkte sie die Arme vor der Brust.
„Dann eben nicht." Er schaufelte noch mal zwei Hände Wasser Richtung Siané, die auch gleich aufschrie. Nun stand sie vor ihm. Ihre Haare waren nass und auch Teile ihres Kleides waren feucht geworden. Grinsend schüttelte sie den Kopf und sprang auf ihren Bruder los.
„Ha, so leicht mach ich es dir nicht!" Er lachte und rannte vor ihr weg. Sie schüttelte schmunzelnd den Kopf, dann lief sie ihm aber hinterher.
„Du scheinst unausgeglichen zu sein, Mein Freund.." Aragorn stand mit Legolas einige Schritte von ihrer Feuerstelle entfernt. Sie hatten einen freien Blick auf den kleinen Bach und waren außer Hörweite der anderen.
„Du bemerkst aber auch alles.." Er lächelte gequält.
„Ich habe euch gesehen." Er legte vorsichtig eine Hand auf die Schulter des Elben.
„Oh.. Nun.." Er stockte. Was wollte er überhaupt sagen? Er wusste doch selbst nichts. Er verstand Siané nicht. Und noch weniger konnte er ihre Gefühle durchschauen.
„Ich denke, sie hat Angst." Legolas blickte auf. Angst? Warum sollte sie vor ihm Angst haben?
„Wovor sollte sie Angst haben? .. Ich.. habe eigentlich nichts getan, dass sie verängstigen könnte.." Betrübt sah er hinüber zu Siané und ihrem Bruder, die lachend hintereinander herrannten. Wieso war sie nie so frei und vergnügt, wenn sie mit ihm zusammen war?
„Ich denke nicht, dass sie vor dir Angst hat. Vielleicht gibt es etwas, dass sie von dir abhält. Eine Pflicht, eine Regel.. Wer weiß. Rede doch einfach mal mit ihr." Legolas nickte, wollte etwas antworten, wurde aber von zwei lachenden Gestalten unterbrochen. Alés war von oben bis unten nass und jagte hinter seiner Schwester her, die fröhlich mit einer leeren Wasserflasche vor ihm davon lief. Schwungvoll lief sie um Aragorn herum, hielt sich an Legolas Umhang fest und blieb hinter ihm stehen.
„Komm, sei nicht sauer!" Sie lachte immer noch. Mutiger geworden, durch Legolas' Rücken, streckte sie ihm noch die Zunge heraus.
"Du hast gerade deinen kompletten Wasserschlauch über mir geleert. Und ich soll
nicht sauer sein?" Er setzte sich wieder in Bewegung und Siané rannte
quietschend wieder Richtung Bach. Legolas und Aragorn sahen ihnen grinsend
hinterher.
„Sie ist noch sehr jung, manchmal sogar kindlich. Vielleicht ging es ihr zu schnell." Aragorn war wieder auf das leidige Thema zurück gekommen und Legolas zog resignierend die Augenbrauen runter.
„Vielleicht. Vielleicht ist aber auch im Moment alles zu viel für sie. Das Auftauchen ihrer Mutter, ihre Unsterblichkeit. Ich habe sie noch nicht einmal ein Wort darüber verlieren hören. Hoffentlich frisst sie es nicht in sich hinein. Allein kann sie mit allem sicher nicht umgehen.." Wieder wandte er seinen Blick auf Siané, die am Rande des Baches versuchte, ihrem Bruder auszuweichen.
„Du solltest wirklich noch mal mit ihr reden. Vielleicht heute Abend, wenn wir unser Lager wieder aufschlagen.." Legolas nickte ihm zu, wollte etwas erwidern, als er einen lauten Schrei vernahm. Erschrocken drehte er sich Richtung Siané um und konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.
Da saß sie. Mitten im Bach.. Ihre Haare lagen klatschnass auf ihren Schultern und ihr Kleid, sowie ihre Stiefel waren völlig durchnässt. Sie hatte die Schultern eingezogen. Anscheinend war es wirklich kalt. Alés stand am Ufer und biss sich vehement auf die Unterlippe.
„Kalt.. Ganz kalt.." Sie bibberte, als sie sich von Alés aus dem Wasser ziehen ließ. Er grinste. Nein, er versuchte, nicht schallend loszulachen. Murrend sah sie ihn an. Wieso passierte ihr immer so was? Und dann auch noch in der Nähe von anderen? Sie hörte ihre Freunde und Gefährten lachen. Langsam bildete sich eine gesunde Röte in ihrem Gesicht.
Betrübt schlang sie die Arme um ihren Körper und ging zurück zum Feuer. Die lachenden Hobbits versuchte sie so gut wie möglich zu ignorieren, packte ihre Tasche und ging wieder etwas von den Gefährten weg.
„Wo willst du denn hin?" Sie drehte sich lächelnd um, als sie Legolas Stimme hinter sich vernahm.
„Ich will mich umziehen. Ich geh da eben zu dem Waldstück." Sie deutete etwas in die Ferne und wollte weitergehen, als sie Legolas neben sich bemerkte. „Allein, wenn's geht." Sie knuffte in an und lachte.
„Irgendjemand muss mitgehen. Es kann immer etwas passieren." Er lächelte sie an und sie wollte eigentlich schon zustimmen, als sie Alés' Stimme vernahm.
„Ich kann mitgehen. Ich muss sowieso noch mit dir reden!" Er zog Siané am Arm mit sich. Stolpernd folgte sie ihm, blickte sich aber noch einmal zu Legolas um. Der Elb sah ihr verwirrt nach. War er enttäuscht? Traurig? Sie wusste es nicht. Aber über eines war sie sich im Klaren: So konnte es nicht weiter gehen.
„Siané?" Alés stand an einen Baum gelehnt in ihrer Nähe. Mit den Augen verfolgte er die Bewegungen der Gefährten und wartete, bis sie sich umgezogen hatte.
„Was denn?" Fragend blickte sie über ihre Schulter und knöpfte dabei ihr Kleid zu. Es war dasselbe, mit dem sie damals Legolas im Flur begegnet war. Weiß, mit ausgestellten Ärmeln..
„Liebst du ihn?" Sie zuckte zusammen. Diese Frage hatte sie sich auch schon so oft gestellt. Tat sie es? In seiner Gegenwart fühlte sie sich wohl. In seiner Nähe bekam sie Herzrasen, wurde bei jeder Kleinigkeit rot. Außerdem hatte sie sich noch nie so gut in ihrem Leben gefühlt. Vielleicht liebte sie ihn wirklich.
„Was geht es dich an?" Alés drehte sich zu ihr um, als er merkte, dass sie ihre Stiefel anzog.
„Ich bin dein Bruder.."
„Eben. Ich sag ja: Was geht es dich an?" Fertig umgezogen ging sie auf ihn zu und verharrte kurz vor ihm.
„Ich habe euch gestern Nacht gesehen.." Er stockte, als er Sianés verlegenen Gesichtsausdruck sah. „Wenn du ihn liebst, solltest du ihm die Wahrheit sagen." Sein Blick war ernst. Durchbohrend.
„Was meinst du?" Sie senkte ihren Blick auf die Erde und kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe.
"Du weißt genau, was ich meine. Vaters Wunsch." Er legte ihr eine Hand auf die
Schulter und zwang sie, ihn anzusehen.
„Paps will nur, dass ich glücklich werde. Das hat er mir vor kurzem erst gesagt." Trotzig blickte sie ihm in die Augen. Augen, die keine Ähnlichkeit mit ihren eigenen hatten. Alés war eben ganz sein Vater.
„Ja, er sagte du sollst glücklich werden. Aber er hofft, dass du jemanden bestimmtes heiratest. Das weißt du auch. Damals hast du es ihm versprochen."
„Vielleicht habe ich das. Er war damals krank, ich dachte er stirbt. Damals habe ich auch niemand anderen geliebt." Sie verstummte. Also liebte sie ihn doch. Vorsichtig legte sie ihre Finger auf ihre Lippen und sah ihren Bruder verstört an.
„Dann liebst du ihn also wirklich.." Er lächelte. „Trotzdem, denk über seinen Wunsch nach." Sie schüttelte den Kopf.
"Paps hat mich nie verlobt. Kein Zwang besteht darin. Und wer weiß, ob ich
wieder zurück komme? Ob ich ihn jemals wieder sehe? Alés, ich kann niemanden
heiraten, den Paps sich irgendwann mal in den Kopf gesetzt hat. Und ich weiß
auch.. Ich weiß auch, dass er mich nicht zwingen würde.." Sie schüttelte seine
Hand ab und ging ein paar Schritte zurück zum Lager.
„Er ist ein Prinz!" Sein Ruf ließ sie stehen bleiben. Mit hängendem Kopf drehte sie sich um.
„Ich weiß.." Alés Augen weiteten sich. Standen ihr Tränen in den Augen? „Aber.. Vielleicht wird es ja trotzdem wahr. So, wie in dem Buch, dass du mir geschenkt hast." Sie lächelte gequält und ihr Bruder verspürte den Wunsch sie in den Arm zu nehmen. Sie zu trösten.
„Das ist aber nur eine Geschichte. Sein Vater würde es nicht zulassen. Glaubst du, Legolas verzichtet auf den Thron? Er ist der Thronerbe Düsterwalds!!" Seine Stimme war hart. Es war ein Gefühl, als würde sie ihr ins Fleisch schneiden. Es tat weh. Wie oft hatte sie schon daran gedacht, dass sie für den Elben nur eine kleine Affäre war?
„Ich weiß, was er ist... Wer er ist. Aber was soll ich denn tun? Ich.." Ihre Stimme war ganz leise und sie stockte, als sie nicht mehr weiter wusste. Niemand würde ihr helfen können. Niemand würde ihr sagen können, wie Legolas wirklich dachte. Sie hatte Angst.
„Hör mit dem Ganzen auf, bevor es zu spät ist. Irgendwann bricht er dir das Herz.." Vorsichtig nahm er seine Schwester in den Arm. Tränen rollten von ihren Wangen herunter. Er hatte die Wunde vergrößert. Wieder nagten Zweifel an ihr. Dieses Mal stärker, unterstützt durch seine Worte. Laut war ihr Verstand. Er stimmte ihrem Bruder zu. Doch ihr Herz. Ganz leise rief es, dass Legolas es ernst meinte. Sie schluchzte. Was sollte sie nur machen?
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In ihrem Kopf drehte sich alles. Wo war sie nur? Sie spürte ihre Beine nicht und auf ihrem Bauch lag ein unangenehmer Druck. Was war passiert?
Verstört öffnete Maeglin die Augen. Sie lag in einem schmalen Bett. Die Decke an die sie blickte war weiß, genauso wie die übrigen Wände. Leicht drehte sie den Kopf zur Seite und sah sich in dem schummerigen Zimmer um. Das Fenster war mit schwarzen Vorhängen abgedunkelt worden. Und doch fielen ein paar Strahlen der aufgehenden Sonne auf den Holzboden.
Vorsichtig versuchte sie sich aufzusetzen, doch dann spürte sie wieder das Gewicht auf ihrem Körper. Ihr Blick fiel auf ihren Oberkörper. Sie stutzte. Braunes, kurzes Haar? Der Kopf kam ihr doch bekannt vor. Sein Körper hob und senkte sich unter seinen gleichmäßigen Atemzügen und plötzlich fiel ihr seine Hand auf, die verschlungen in ihrer lag. Sie fühlte sich komisch. Was war denn passiert?
Mit einer scheuen Bewegung stupste sie Mat gegen die Nase und er schlug überrascht die Augen auf. Er sah müde aus und brauchte einen Moment um die Situation zu erfassen. Dann sprang er aber auf die Beine und nahm sie fest in den Arm.
Maeglin erschrak. War er verrückt geworden? Mit einer ruckartigen Bewegung stieß sie ihn von sich weg. Doch seine Reaktion war eine andere, als sie erwartet hatte. Er lächelte.
„Du bist wach.. Ich bin so erleichtert." Er stützte einen Arm an ihrer Bettkante ab. Er war gesund. Sie stockte. Sie konnte keinerlei Verletzungen finden. Hatte sie so lange ihr Bewusstsein verloren? Mehrere Wochen? Sie erinnerte sich noch genau an den Geruch seines verbrannten Fleisches. Niemals konnte so eine Wunde schnell heilen.
„Dir geht es ja gut." Ihre Stimme war ganz leise und sie zitterte. Wieso war sie so erleichtert? Sie kannte diesen Mann doch überhaupt nicht.
„Ja, unser Mat ist wieder vollständig genesen." Maeglin blickte auf. Cyria war durch die Tür getreten und lächelte sie mütterlich an.
„Wie lange war ich ohnmächtig?" Sie hatte sich nun ganz aufgesetzt und wartete, bis die Schwester sich an die Bettkante gesetzt hatte.
„Nicht lange. Gestern Morgen bist du zusammengebrochen. Das passiert nun mal." Aufmunternd legte die ältere Frau ihr eine Hand auf die Schulter und drückte sie sanft.
„Warum? Ich verstehe das nicht.. Er war.. Er war so schwer verletzt. Ich.. Wieso bin ich? ... Nein, was ist mit Elí???" Sie griff krampfhaft in ihre Bettdecke und versuchte ihr Zittern zu verbergen. Sie wollte wieder nach hause. Nur noch nach hause. Nichts anderes.
„Ja, ich bin halt ein Stehaufmännchen. Mir passiert so schnell nichts." Mat grinste sie an, doch Cyria brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen.
„Kind, du bist eine Träumerin." Sie sah Maeglin durchdringend an, doch diese brachte nur ein gequältes Lächeln zustande.
„Das hat mir meine Chefin so oft vorgeworfen. Immer, wenn ich mal wieder mit offenen Augen geträumt habe." Sie lachte. Es war eine schöne Erinnerung. Das war alles, was ihr von ihrem alten Leben geblieben war. Erinnerungen. Sie hatte niemanden mehr.
„Nein.. Du hast mich nicht verstanden. DU bist diejenige, die eine Gabe hat. Eine wunderbare Gabe. Du kannst in eine Traumwelt eindringen, wenn du schläfst. Und dort, dort kannst du die Menschen treffen, die du vermisst. Jene, die du sehen musst. Egal wo sie sich befinden und sei es in den dunkelsten Ecken Mordors. Du kannst mit ihnen sprechen, sie warnen, manchmal sogar die Zukunft sehen. Ich werde dir helfen." Immer noch lag ihre Hand auf Maeglins Schulter, die diese Geschichte nicht fassen konnte. ‚Dann.. Dann war es kein Traum gewesen. Nein.. Ich.. Siané sucht mich wirklich..' Nun lächelte sie. Es war echt. Sie war glücklich. Glücklich für einen kurzen Moment.
„Warum bin ich zusammengebrochen?" Maeglins Augen wanderten von Mat zu Cyria, denn der junge Mann zuckte nur mit den Schultern.
„Eine Gabe erkauft man manchmal mit großem Schmerz. Am Anfang deiner Traumgänge wirst du Kopfschmerzen haben. Vielleicht wirst du ohnmächtig. Aber wenn du deine Gabe erlernt hast und sie richtig nutzt, werden diese Nebenwirkungen ausbleiben. Jede von uns muss durch diese Phase. Es tut mir leid, dass ich es dir sagen muss. Aber nichts im Leben ist umsonst. Nicht einmal der Tod." Maeglin nickte. Ihr glücklicher Moment war vorüber. Sie spürte die Traurigkeit in Cyria. Sie sah sie in ihren Augen.
„Was passierte, nachdem ich bewusstlos wurde?"
Cyria antwortete nicht sofort. Anscheinend dachte sie über
etwas nach, ordnete ihre Gedanken. „Weißt du.. Wir haben gesehen, wie du mitten
im Eingang zusammengebrochen bist. Nachdem du die Kette abgenommen hattest,
spürte ich deine Gabe." Sie wartete einen Moment und fuhr dann mit leiser
Stimme fort. „Das ist meine Gabe. Die der anderen zu erspüren. Schnell haben
wir dich in das Zimmer gebracht und dich schlafen gelegt. Wir wussten, du würdest
wieder aufwachen. Doch Mat.." Sie sah ihn an, doch der junge Mann behielt sein
fröhliches Grinsen im Gesicht. „Er hatte starke Verbrennungen. Wir haben ihn
geheilt. Unsere Magie ist stark. Magie, die kaum noch jemand kennt. Deshalb
sieht man auch keinerlei Wunden oder Kratzer mehr an ihm.
Doch dann bist du nicht aufgewacht. Du hast länger geschlafen, als es normal
war. Mat hat sich Sorgen gemacht. Er hat hier gewartet. Ja, manchmal kann der
junge Mann hier richtig fürsorglich sein." Sie lächelte leicht und streichelte
ihm mütterlich über die Wange. „Doch nun kommt unser eigentliches Problem. Elí
ist fort." Maeglin zuckte zusammen. Sie hatte ihr verängstigtes Gesicht noch
genau vor Augen. Sie betete. Wenn ihr etwas passieren würde.. Was dann? Elí war
die einzige, die sie als Freundin angesehen hatte. Niemand konnte ihr Siané
ersetzen, aber in Elís Nähe fühlte sie sich wohl.
„Was.. wer hat sie entführt?" Maeglin blickte die beiden an, doch Mat zuckte wieder nur mit den Schultern.
„Wir wissen es nicht. Das ist es ja." Cyria stützte eine Hand unter ihr Kinn und schwieg einen Moment. „Mat sagte, eine vermummte Gestalt hat sie entführt. Das würde bedeuten, dass es nicht das brennende Licht war. Diese entführen und verbrennen uns Hexen öffentlich. Auch die Magie, mit der Mat verletzt wurde.. Es war verbotener Zauber. Eine Art Feuer. Nur heller, heißer und tödlicher.. Ich glaube. Also, ich hoffe es nicht, aber ich glaube, dass Schattenfreundinnen die Schwestern entführt haben. Elí ist nicht die Erste." Wieder schwieg sie und sah Maeglin dabei an. Doch dann griff sie plötzlich nach ihrer Hand. „Du bist hier nicht sicher. Du musst fort. Raus aus dem Schloss. Ich möchte nicht, dass noch so ein junges Mädchen in dieser Stadt stirbt. Kannst du kämpfen?"
Maeglin schüttelte den Kopf. Nein, niemand hatte ihr etwas für den Kampf beigebracht. Ihr Onkel hatte so etwas nicht erlaubt. Als Nichte eines Priesters musste man sich unaufmerksam verhalten.
„Mat wird es dir beibringen. Du wirst mit ihm gehen. Heute Nacht. Wir bringen euch aus der Stadt heraus. Reitet.. Holt Hilfe." Cyria ergriff mit beiden Händen die von Maeglin und sah sie mit einem flehenden Ausdruck im Gesicht an. Sie konnte nicht anders, als auf die Bitte einzugehen.
Mat lächelte, als er den Raum verließ. Maeglin fragte sich schon, ob er jemals ernst aussah. Aber so erhellte er den Raum ein wenig. Jemand, der den Menschen ein wenig Hoffnung spendete. Cyria war noch bei ihr geblieben und sah sie wieder an.
„Maeglin nimm das hier mit." Sie drückte ihr eine kleine, weiße, geschnitzte Figur in die Hand. Als sie ihren fragenden Blick auffing, sprach sie weiter. „Es wird dir helfen, deine Konzentration zu finden. Ein magischer Gegenstand, der dich leichter in die Welt der Träume bringt. Versprich mir, dass ihr beide Hilfe holen werdet." Maeglins Gesicht war ausdruckslos. Plötzlich kam ihr Cyria alt vor. Alt und gebrechlich. Dabei war ihr Gesicht noch so jugendlich. Die Sorgen, die sie mit sich herumtrug, spiegelten sich in ihren Augen wieder. Maeglin spürte ihre Angst und es ließ ihr einen eisigen Schauer den Rücken herunter laufen. Widerwillig nickte sie.
Glücklich nahm die ältere Frau Maeglin in den Arm. Nach einem langen Augenblick drückte sie das Mädchen aber wieder in die Kissen. „Ruh dich noch aus. Solange, bis wir dich wecken. Du musst ausgeruht sein, wenn wir euch heute Nacht zur Flucht verhelfen." Maeglin nickte wieder. Nicht in der Lage irgendetwas zu sagen. Als Cyria das Zimmer verlassen hatte, legte sie sich auf die Seite. Was war nur aus ihrem Leben geworden? Hatte sie sich nicht immer in diesem geregelten Umfeld wohl gefühlt? Sie hatte sich nie nach Abenteuern gesehnt. Und doch. Schlecht fühlte sich dies auch nicht an. Auch, wenn sie Angst hatte. Große Angst. Sie hatte neue Freunde gefunden.
Angespannt schloss sie die Augen. Sie musste wirklich schlafen. Sie fühlte sich noch ausgelaugt und ihre Kopfschmerzen waren noch nicht ganz fort. Heute Nacht würden die Schwestern sie schon wecken..
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Es war ein Raum, hoch in der gläsernen Burg. Die roten Vorhänge hingen schwer an den Seiten der Fenster. Die Möbel waren groß, schwer und luxuriös. Trotzdem war die Atmosphäre dort gedrückt. Die Bilder an den Wänden stellten grausame Kriege dar. Sterbende Menschen, sterbende Elben.. Schwerter, mit Blut besudelt. Sie warfen ein düsteres Bild auf die weißhaarige Frau in der Ecke. Sie stand vor einer Kugel. Ihre Hände waren blutig und ihr Gesicht in Hass verzerrt.
Der einzige strahlende Punkt im Raum war ein Mann. Sein langes, dunkles Haar fiel über seine Schultern und seinen Rücken. Seine Rüstung schimmerte so hell, wie das Licht. Und doch hatte er Elanor die Treue geschworen. Angewidert betrachtete er die dunklen Gobelins an der Wand, die ihn an das dunkle Blut der Orks erinnerte. Schnell wendete er sich ab, betrachtete seine Herrin.
Was war geschehen? Ihr Haar war weiß geworden. Sie hatte den Zauber gewirkt. So hatte es ihre Behüterin Alenil gesagt. Was es bedeutete, wusste er nicht. Er sah nur das Ergebnis. Den Hass in ihren Augen. Den kalten Glanz des Todes, an den sie sich gekettet hatte. Sie war verloren, hatte sich verkauft.
Wehmütig dachte er an die freundliche Elanor zurück. Oder war sie es nie gewesen? Die Frau, der er die Treue geschworen hatte. Damals hatte sie seine Schwester geheilt. War sie damals schon so voller Hass? Damals, vor 24 Jahren? Er wusste es nicht. Aber noch nie in seinem Leben hatte er ein solches Wesen gesehen. Eines, das durch und durch schlecht schien.
Langsam wendete sie sich von der Kugel ab und sah ihn an. Ihre Augen glänzten trüb, als läge ein Schleier darüber. Er verbeugte sich knapp und sah sie an. Kein Muskel rührte sich. Sie war wie aus Stein.
„Was wünscht ihr, Mylady?" Seine Stimme klang sanft. Selten sprach er so. Aber er wünschte sich, den Ausdruck der Freundlichkeit wieder in den Augen seiner Herrin zu sehen. Vergeblich..
„Gilbert. Mein getreuer Gilbert." Sie kam auf ihn zu. Ihr Gesicht voller Hass, ihre Stimme, süß wie Honig. „Niemandem würde ich mein Leben anvertrauen. Nur euch. Ich habe eine einzige Aufgabe für euch. Erfüllt sie und ihr seid von eurer Schuld befreit." Er lächelte. Die Schuld für die Rettung seiner geliebten Schwester. Wie sehr wünschte er sich, zu ihr zurück zu kehren.
„Verlasst euch auf mich, Mylady!" Er verbeugte sich wieder und wartete auf seine Aufgabe.
„Bringt mir meine Tochter. Sie ist auf dem Weg nach Bruchtal. Bringt sie hierher. Wenn sie sich wehrt, tötet sie." Sein Mund öffnete sich. Er war erstaunt, sprachlos. Noch nie hatte er ein wehrloses Wesen getötet. Das konnte sie nicht verlangen. Doch sie tat es. Sie deutete ihm, hinaus zu gehen. Er folgte dem Wunsch. Er wollte ihre Wut nicht auf sich ziehen. Dafür war sie zu mächtig.
„Also nach Bruchtal..." Leise sprach er diese Worte, als er den Gang entlang ging und die Stufen hinab stieg, die nach draußen führten.
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Draußen stand der Mond am Himmel, als Maeglin ein Rütteln an der Schulter spürte. Sie öffnete die Augen und blickte in Cyrias Gesicht. Unverzüglich zog sie sich an und folgte ihr nach draußen. Ihr schwarzes Reitgewand war ungewöhnlich, aber sicher hilfreich, um des Nachts nicht gesehen zu werden.
Die Schwestern saßen um einen runden Holztisch herum, auf den Speisen aufgetragen waren. Hungrig setzte sich Maeglin neben zwei jüngere Schwestern.
„Nun esst. Ihr habt einen langen Weg vor euch." Maeglin blickte auf.
„Wo soll es überhaupt hin gehen?" Mat fühlte sich angesprochen, schluckte das Stück Brot herunter und sah sie an.
„Nun, holde Maid, wir beide werden uns ins Gebirge von Carn Dûm begeben. Von dort versuchen wir an den Wachen des brennenden Lichts vorbei zu kommen. Wenn uns das gelingt... Mal sehen, vielleicht nach Bruchtal?" Er grinste wieder. Das schelmische Grinsen, dass sie bisher nur an ihm gesehen hatte.
„Ihr beide werdet um Mitternacht aufbrechen. Um diese Zeit werden die Wachen am Schlosstor ausgetauscht. Die einzige Möglichkeit euch unbemerkt hinaus zu schmuggeln." Eine der jüngeren Schwestern, dessen Namen sie nicht kannte, hatte gesprochen. Maeglin war froh, dass anscheinend alles so wunderbar geplant war. Doch konnte nicht trotzdem noch etwas schief gehen?
„Ich wusste, dass du dich um alles kümmerst, liebste Dion!" Mat lächelte sie an. Ein Lächeln, bei dem Maeglin das Brot im Halse stecken blieb. ‚Also ist er doch zu allen Mädchen so.' Betrübt senkte sie den Kopf und beobachtete, wie er mit dem schwarzhaarigen Mädchen herumturtelte. In dem Moment, in dem er sie in den Arm genommen hatte, glaubte sie.. Ja, was glaubte sie eigentlich? Das sich dieser junge Mann innerhalb von einem Tag für sie interessieren würde? ‚Lächerlich.. Vielleicht hatte Siané recht, als sie sagte, ich sei eine Träumerin.' Sie lächelte. Anscheinend stimmte es ja wirklich. Nicht nur wegen ihren Wünschen..
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„Soll ich dir helfen?" Lachend saß Siané neben Sam, der sich über einen großen Topf gebeugt hatte. Es war Abend geworden und die Gefährten rasteten in der Nähe des Fangorn Waldes. Den ganzen Tag war sie Legolas aus dem Weg gegangen. Aber was sollte sie tun? Alés hatte ja recht. ‚Solche wundervollen Dinge passieren nun mal nur im Märchen..' Unglücklich sah sie sich nach Legolas um, der schweigend an einen Baum gelehnt saß. Wie gut sie die fröhliche Maske doch bei den anderen aufrecht erhalten konnte. Aber in seiner Gegenwart verspürte sie sofort wieder die Trauer und Angst. Angst vor der Zukunft.
„Ja, wenn du möchtest. Dann muss ich nicht alles allein machen." Sam freute sich. Siané sah dieses Glitzern in seinen Augen, dass sie auch von den anderen Hobbits kannte. Ein Glitzern, dass von purer Freude herrührte.
Wie in Trance ging sie ihm beim Kochen zur Hand. Es kam ihr vor wie ein Traum, als sie ihr glückliches Lächeln auf dem Gesicht spürte. Es machte ihr nichts aus. Nein, sie wollte den anderen nicht zeigen, wie sie fühlte.
„Ich hab wirklich Hunger.." Wieder lachte sie. Und sie schalt sie nicht einmal für ihre Verlogenheit. Hunger hatte sie wahrhaftig. Aragorn hatte ihr Unterricht gegeben. Mit dem Schwert war sie geschickter, als mit dem Bogen. Trotzdem musste sie noch lange üben, um damit richtig umzugehen. Auch beim Training hatte sie gelacht. Dabei war sie so unglücklich, wie noch nie. Wieso musste ihr Bruder aber auch immer recht haben?
Legolas ging seinen Gedanken nach. Er verstand sie einfach nicht. Noch nie war er der Typ gewesen, der grübelte. Grübeln war ungesund für die Seele und brachte einen nicht weiter. Trotzdem suchte er verbissen nach einer Lösung. Wenn er doch nur wüsste, wovor sie Angst hatte. Alles wäre einfacher.
„Denkst du über Siané nach?" Der Elb blickte auf und sah in das ausdrucklose Gesicht von Alés.
„Nein. Und selbst wenn.. Es ginge dich nichts an." Nachdenklich richtete er seinen Blick wieder zur Seite und spürte einen Moment später, dass er sich neben ihn setzte.
„Ich kann dir sagen, was mit ihr los ist." Stur blickte Alés geradeaus. Dort, wo seine Schwester mit Sam kochte. Sie sah fröhlich aus. Er wusste, dass es eine Maske war.
„Warum sollte dir etwas daran liegen, zwischen uns zu vermitteln?" Legolas blickte ihn durchdringend an, doch er verzog keine Miene.
„Sie ist meine Schwester. Ich will, dass sie glücklich ist. Deshalb." Legolas nickte, deutete ihm zu erzählen. „Siané ist ein liebes Mädchen, wie du vielleicht gemerkt hast. Außerdem ist sie hübsch. Es gibt ein paar Männer, die sie gerne für sich hätten.."
„Und was soll das nun? Sag mir doch, was mit ihr los ist." Doch Alés hob nur abwehrend die Hände. Er würde alles erzählen. Der Reihe nach.
„Unser Vater wurde vor zwei Jahren sehr krank. Er hatte hohes Fieber bekommen. Angeblich eine Infektion, die in unserer Stadt zu der Zeit umher ging. Viele Menschen starben daran und wir glaubten, dass auch er in kurzer Zeit nicht mehr unter uns sein würde. Ich weiß noch, wie Vater Siané eines Abends zu sich geholt hatte. Sie kam mit tränenüberströmten Gesicht wieder heraus. Ich wunderte mich und habe nachgefragt. Erst wollte sie mir nicht sagen, was los war. Doch dann erzählte sie es. Vater hatte einen jungen Mann für sie gefunden. Einen, den sie heiraten sollte. Sie wusste damals nicht, was Liebe ist. Sie wollte ihn nicht, versprach es Vater dann aber. Sie glaubte, sie könne Vater am Sterbebett keinen Wunsch abschlagen.
Doch dann wurde er wieder gesund. Siané hatte ihr Versprechen gegeben und wurde mit ihm verlobt. Sie sind heute noch nicht verheiratet. Aber vor ich weiß, dass in den letzten zwei Jahren mehr aus ihnen geworden ist. Sie sind ein Paar. Werden irgendwann heiraten. Ich weiß nicht, warum sie sich dir hingibt. Warum sie sich.. Doch, ich weiß, warum sie sich von dir angezogen fühlt. Menschen standen schon immer im Bann der Elben. Siané ist da keine Ausnahme." Alés erhob sich, bevor Legolas etwas sagen konnte. Langsam ging er zurück zum Feuer.
Legolas saß verkrampft auf der Erde. War es die Wahrheit? Siané war verlobt? Aber wieso.. Nein, es machte Sinn. Sie kämpfte gegen etwas an. Und nun wusste er warum. Sie wollte diesen Mann nicht betrügen. Sie hatte keine Angst vor ihm. Schuldgefühle waren es. Wieso hatte er es nur nie gemerkt?
Betrübt stand er auf. Nachdenklich ging er am Lagerfeuer vorbei und bemerkte gar nicht, wie Siané ihm nachrief. Verschlossen betrat er den Fangornwald. Er wollte allein sein.
Siané saß neben dem Topf, wie vom Donner gerührt. Da hatte sie sich den Mut genommen, wollte mit ihm über ihre Angst sprechen und da ignorierte er sie. Sie spürte einen stechenden Schmerz in der Brust. Warum tat es auf einmal so weh? Sie sah sich um, als sie eine Hand auf der Schulter spürte. Aragorn hob sie auf die Beine und zog sie von den anderen weg.
„Das hättest du ihm sagen müssen." Sianés Augen weiteten sich. Sie verstand kein Wort von dem, was er sagte.
„Was? Was hätte ich sagen müssen?"
„Ich habe deinen Bruder mit Legolas sprechen hören. Ich habe dich anders eingeschätzt. Warum hast du ihm nicht gesagt, dass du längst an jemand anders gebunden bist?" Sie glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. Gebunden?
„Was? .. Nein.. Ich.. bin nicht gebunden. Was redest.. Wer hat das gesagt?" Ihr fehlten die Worte. Immer wieder dachte sie an den traurigen Ausdruck in Legolas Gesicht.
„Dein Bruder sagte, dass du verlobt seiest. Das du einen Mann aus Teslon heiraten würdest. Dass du ihn liebst. Deshalb bist du so verschlossen und ängstlich, wenn du in Legolas' Nähe bist." Siané schloss die Augen. Eine unendliche Wut stieg in ihr auf. Wie konnte er solche Lügen erzählen? Aber ja, sie wusste warum. Nur hatte sie es nie wahrhaben wollen.
„Das ist nicht wahr. Ich habe meinem Vater einmal ein Versprechen gegeben. Damals wollte er, dass ich jemanden heirate. ABER: Danach hat er mir gesagt, dass ich glücklich werden soll. Auch, wenn ich in seinen Augen ständig seinen Wunsch gesehen habe. Ich bin nicht verlobt und er würde mich nie zwingen jemanden zu heiraten, den ich nicht liebe." Sie blickte zurück zum Feuer, dass fröhlich flackerte. Es war schon viel dunkler geworden.
„Warum dann?"
„Warum was?"
„Warum gehst du Legolas aus dem Weg?"
„Ich.. Ich habe Angst." Sie schluckte. Sollte sie es ihm erzählen? Das, was schon so lange in ihrem Herzen war? Sie zögerte einen Moment, öffnete dann aber den Mund wieder. „Ich habe Angst, dass er mir irgendwann sagt, dass er mich nicht mehr will. Dass er seinen Thron besteigt und mich dafür gehen lässt. Dass ich nicht in seine Welt passe. Dass seine Familie mich nicht will. Dass seine Freunde mich nicht akzeptieren. Dass ich am Ende allein bin." Sie senkte den Blick auf den Boden. Tränen standen in ihren Augen. Behutsam nahm Aragorn sie in die Arme. Er spürte, wie sie krampfhaft versuchte, die Tränen zurückzuhalten.
„Geh zu ihm. Sag es ihm so, wie du es mir gesagt hast. Und glaube mir. Legolas wird dich nicht wieder gehen lassen." Er drückte sie ein wenig von sich und brachte sie ein Stück in den Fangornwald. Dort ließ er sie allein. Es war nicht gefährlich. Legolas war ja in der Nähe.
Ängstlich ging sie durch das dichte Unterholz. Sie hörte es überall knacken. Es war unheimlich. Der Schrei einer Eule drang von weitem herüber und sie zuckte zusammen. Noch immer sah sie den Schein der Lagerfeuers. Trotzdem fühlte sie sich allein. Der Wald löste ein beklemmendes Gefühl in ihr aus.
„Legolas??" Sie stieß leise seinen Namen aus. Sie wollte die Stimme nicht anheben. Wollte nichts von den schlafenden Wesen des Waldes wecken.
„Ich bin hierher gekommen, um allein zu sein." Sie drehte sich um. Er saß auf einer großen Wurzel eines Baumes und blickte auf den bemoosten Boden.
„Ich wollte nur.. Ich muss mit dir sprechen." Sie ging auf ihn zu und kniete sich vor ihm hin. Langsam hob er den Kopf und blickte in ihr Gesicht. In seinen Augen stand unendliche Trauer. Hatte sie ihn schon verloren?
„Mit mir sprechen? Siané, du brauchst es mir nicht zu bestätigen. Ich will es nicht hören." Er drehte den Kopf weg und sah in das Gebüsch zu seiner rechten.
„Aber"
„Bitte.. Ich will es nicht hören. Keine Ausflüchte, keine Aufklärungen, die vielleicht gelogen sind."
„Alés hat nicht die Wahrheit gesagt!" Tränen standen in ihren Augen, doch Legolas sah sie nicht. Wollte sie nicht sehen.
„So.. was hat er dann? Hast du es deinem Vater nicht versprochen?" Sein Blick wurde hart, aber seine Stimme war noch genauso melodiös und sanft wie immer.
„Nein.. Ich mein, doch. Aber darum geht es nicht. Ich--"
Doch er unterbrach sie schon wieder. „Doch genau darum geht es. Siané, ich ertrage es nicht, wenn du an jemanden gebunden bist. Bitte.. Lass mich allein." Seine dunkelblauen Augen glänzten traurig. Sianés Worte blieben ihr im Hals stecken. Sie rührte sich nicht von der Stelle.
„Gut. Dann gehe ich." Er stand auf, schüttelte ihre Hand ab und verschwand zwischen den Bäumen des Waldes. Tränen rannen ihr Gesicht herab. ‚Wieso ist er so stur? Wieso hört er mir nicht zu? Wieso? Ich.. Warum versteht er es nicht?' Verletzt sank sie auf die Knie. Ihre Hände krallten sich in den sandigen Boden des Waldes, als ihr Körper anfing zu zittern. Sie schluchzte. Warum konnte sie das nicht abstellen? Sie kniff ihre Augen zusammen. Und doch flossen die Tränen an ihren Wangen herunter.
Langsam stand sie wieder auf. Sie sah, wie die Gefährten am Feuer saßen und sich unterhielten. Sie ging einen Schritt auf sie zu, blieb dann aber stehen. Mit den Augen streifte sie die Richtung, in der Legolas verschwunden war. „Auch, wenn du mir nicht glaubst. Ich bin nicht verlobt. Ich habe Angst. Angst vor dem was kommen könnte. Aber ich.. ich liebe dich." Ihre Stimme war so leise, dass sie einem Flüstern im Wind glich. Traurig verließ sie den Wald.
Als sie einen Augenblick später am Feuer platz nahm, reagierte sie nicht auf die fragenden Augen der anderen. Sie weinte noch immer.
Legolas befand sich noch in ihrer unmittelbaren Nähe. Er hatte sie in die Arme nehmen wollen, als sie geweint hatte. Und dann.. Sie liebte ihn? Ja, er hatte ihre Worte gehört. Aber er hatte Angst, dass Alés doch die Wahrheit gesagt hatte. Er hatte schon längst sein Herz an sie verloren. Betrübt kehrte er zu den anderen zurück und setzte sich zu Aragorn. Schweigend nahmen sie etwas zu sich. Sein Blick fiel ständig auf Siané, die zusammengekauert auf dem Boden saß. Sie weinte nicht mehr. Aber sie sah traurig aus.
„Aragorn, magst du uns nicht mal wieder eine Geschichte aus Gondor erzählen?" Pippin hatte Sianés trauriges Gesicht gesehen. Es tat ihm unendlich leid. Irgendwie musste man sie doch ablenken.
Aragorn seufzte. Was für eine ‚wunderbare' Idee von Pippin. Aber dann stockte er. Vielleicht war sie doch gar nicht so schlecht. Vielleicht konnte er den beiden ja helfen.
„Ja. Eine schöne Idee von dir. Ich erzähle euch eine Geschichte, die ich einmal in der Nähe der Küste gehört habe. Eine traurige Geschichte. Aber sie spiegelt Ängste wieder, die jemand von uns ganz deutlich spürt." Pippin verdrehte die Augen. Eine traurige Geschichte. Musste das sein? Siané war schon betrübt genug. Aber Legolas schien die Botschaft zu verstehen. Er deutete Aragorn anzufangen.
„In dieser Geschichte, handelt es sich um ein Wesen, dass es nur in Legenden gibt. Ein Wesen, dass in den Meeren gesehen wurde, und den Körper einer Frau hat.
//Sie sah ihn. An einem einsamen Tage am Strand. Er war wunderbar. So, wie sie sich niemanden erträumt hatte. Doch er war ein Mensch. Er war ein Prinz. Niemals würde sie ihn erreichen. Denn sie war eine Meerjungfrau. Eine, die in ihrem Herzen eine unendliche Sehnsucht nach dem Land spürte.
So fasste sie einen Entschluss. Sie würde sich vom Meeresgrund trennen. Sie wünschte sich so sehr, so zu sein wie sie. Wie die anderen Menschen. Menschen, die tanzten. Doch ihre Freunde wussten. Nie würde sie den Prinzen nur für sich alleine haben. Sie wollten sie warnen, doch sie hatte ihr Herz schon längst an ihn verloren.
Ihr Wunsch wurde wahr. Sie wurde ein Mensch, um mit ihrer Liebe zu leben. Doch dann: Sie erkannte es. Sie hatte es immer in ihrem Herzen gewusst. Der Prinz gehörte in seine Welt und sie nicht dazu. Sie musste zurückkehren. Und er würde an Land bleiben. Sie spürte es in ihrer Seele. Ihr Prinz würde in ihrer Welt ertrinken, genauso wie sie nicht in seiner Welt leben konnte.
Mit einem traurigen Blick und gebrochenem Herzen sah sie zu ihm zurück. Tränen standen in ihren Augen, denn sie würde ihm für immer den Rücken kehren. Sich von ihm verabschieden und ihn nie wieder sehen.
Sie hob die Hand und bewegte sie schweren Herzens zum Abschied. Dann sprang sie vom Schiff, in die kalten Fluten des Meeres. Ihre Gliedmaßen lösten sich in weißen Schaum auf und sie spürte wieder die glatte, kalte Schwanzflosse. Die, die sie für ihr Leben, ihre Liebe aufgegeben hatte.
Leuchtend glänzten die Strahlen der Sonne auf den Meeresspiegel und wärmten die Luft an der Oberfläche. Doch der Meeresgrund war eisig kalt und dunkel. Trotzdem fürchtete die kleine Meerjungfer den Tod nicht.
Sie hatte ihre Liebe gesucht, gefunden und zerbrach daran..//"
Siané zitterte. Tränen liefen wieder ihre Wangen herunter. Sie sprang auf. Lief in die Dunkelheit hinaus und ließ sich einige Meter weiter auf die Knie fallen. Die salzigen Tränen tropften auf die Erde. Sie fühlte sich schlecht. Sie wollte, dass es aufhört. Wollte, dass alles wieder gut wird.
Legolas sah ihr mit großen Augen nach. Davor hatte sie Angst. Er hatte es nicht verstanden. Wieso war er so verbohrt gewesen? Aragorn berührte ihn an der Schulter und flüsterte ihm leise ‚Nun geh endlich' zu. Legolas lächelte. So schnell er konnte, stand er auf und war auch schon in der Dunkelheit verschwunden. Die anderen sahen ihm verdutzt nach. Auch Pippin schien den Sinn der Geschichte verstanden zu haben. Auch, wenn ihm lustige immer noch lieber waren.
„Siané? ... Siané, es.. Es tut mir einfach unendlich leid.. Ich.." Er hob sie vorsichtig in seine Arme. Sie zitterte. Immer noch rannen Tränen ihre Wangen herab. Mit klopfendem Herzen ließ er sich auf den Boden sinken und zog sie auf seinen Schoß. Ihre Tränen waren versiegt, aber ihr Gesicht sah noch immer unendlich traurig aus. Sanft schloss er die Arme um sie. „Ich hätte dir zuhören sollen. Verzeih, bitte." Er spürte, wie sie nickte und atmete erleichtert auf.
Bedächtig schob sie sich von ihm weg und sah ihn an. Behutsam strich er über ihre Wangen, die noch immer feucht von den Tränen waren. „Ich--" Doch er legte einen Finger auf ihre Lippen. „Sag nichts. Ich habe dich gehört." Als er ihr fragendes Gesicht sah, schmunzelte er. „Ich habe dich gehört. Dass, was du im Fangornwald sagtest." Sie lächelte. Dieses Mal wurde sie nicht rot. Sie war beruhigt. Sie hatte ihn nicht verloren.
„Du hast Angst mich zu verlieren?" Sie stutzte. Wieder dachte sie, er könne Gedanken lesen.
Ihre Stimme zitterte, als sie sprach. „Ich.. Ja. Weißt du, ich habe darüber nachgedacht. ... Ich werde alle sterben sehen. ... Ich bin unsterblich. Ich werde meine Familie sterben sehen, meine Freunde. Nur du. Du bleibst bei mir. Vielleicht... Wenn nicht, wäre ich irgendwann ganz allein." Sie senkte den Blick, traurig über den Gedanken.
„Siané?" Sie sah ihn wieder an. „Ich weiß, dass du Elben nicht kennst. Und ich kann dir nicht alles in kurzer Zeit zeigen. Aber: Glaubst du wirklich, mein Herz sei so sprunghaft?" Er sah sie verletzt an und sie konnte ihm nur einen unschlüssigen Gesichtsausdruck schenken. „Elben verlieren ihr Herz nur einmal in ihrem Leben." Ihre Augen weiteten sich ein wenig. Ungläubig blinzelte sie. War das sein ernst?
„Aber dann.." Sie stutzte, musste ihre Gedanken ordnen.
„Ja, du hast recht. Mein Herz gehört dir." Sie lächelte und umarmte ihn. Wie schnell sich ein Tag doch ändern konnte. In einem einzigen Sonnenlauf konnte man die schmerzhaftesten Dinge erleben. Und doch.. Manchmal auch die wunderbarsten.
„Was ist mit dir?" Sie stutzte. „Was soll mit mir sein?"
„Nun, was ist mit deinem Herzen?" Sie lächelte.
„Weißt du, ich verschenke mein Herz nicht einfach. Das muss man schon erobern, genauso, wie mein Vertrauen." Sie stupste ihm gegen die Nase. Legolas verzog ein wenig das Gesicht. Was sollte das denn nun wieder heißen?
„Wie soll es denn erobert werden?"
„Ich weiß nicht. Aber ICH verliere mein Herz nicht an irgendwen. Nur an jemanden besonderes." Sie stand vorsichtig von seinem Schoß auf und blickte zu ihm hinunter.
„Langsam müsste ich dein Vertrauen doch erobert haben, meinst du nicht?" Ganz leise fügte er noch hinzu: „Und dein Herz auch.."
Schmunzelnd beugte sie sich zu ihm herunter, so dass er ihren Atem an seinem Ohr spürte. „Legolas, mein Herz habe ich dir schon längst geschenkt." Er zog die Stirn kraus. Da sollte mal jemand dieses Mädchen verstehen.
Es dauerte einen Moment, bis er wieder in ihre Augen sah. Gemächlich drehte sie sich um und ging lachend Richtung Lager, wartete aber, bis Legolas zu ihr aufschloss. Ihre Augen strahlten. Ihr Herz schlug schnell. Alles war in Ordnung zwischen ihnen. Sie war glücklich. Sie hatte keine Angst mehr.
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Soo, ich bin fertig. Verzeiht mir meine Verspätung. Ich hatte echt viel zu tun und auch ein paar Probleme. Das letzte was ich möchte ist, meine Gefühle in meine FF einfließen zu lassen. Dann wären heute nämlich mehrere gestorben.^^ Also, hoffentlich gefällt euch der neue Teil. :o) schreibt mir wieder, ja? Muntert mich auf, wenn ihr könnt. Hatte echt ein paar scheiß Wochen. °knuddel°
Im nächsten Kapitel:
Schaffen es Mat und Maeglin unbemerkt aus Tirell? Sind die Fronten zwischen Legolas und Siané geklärt? Wird Legolas Alés zur Rede stellen? Was passiert mich Gilbert? Ist Mat wirklich so ein Weiberheld? Wo ist Gimli? Warum müssen Hobbits immer essen? Wieso sind Orks so hässlich? Und warum ist die Autorin dieser FF so unglaublich unlustig? :D Fragen über Fragen. Vielleicht werden sie beantwortet. Schaltet alle wieder ein, wenn es heißt ‚Herz zu erobern – Klappe, die 17te'
Hab euch alle lieb^^
Eure Tig
Und nun noch zu den Reviews und Kommentaren.^^
@ Shelley: Also wirklich. Ich schreibe doch nicht, dass er sich einen.. Also.. Nein, Elben werden sich schon beherrschen können. :D Einen kalten See. Na, vielleicht war er ja noch in den Bach gehüpft.^^
@ BlackPearl: Ui, so viele Wünsche auf einmal? °g° Also, zaubern lernt sie noch. Keine Angst. Warum Siané so war, hast du ja nun gesehen. Hoffe du verstehst ihren Gedankengang.^^
Legolas soll über seine Zukunft nachdenken? Tut er bestimmt auch noch. Ich geh das alles recht langsam an.^^
@ Goldmond: Hey, was hätte ich sonst schreiben soll? °lol° Ich mein.. Ich hab ewig für die zwei Worte gebraucht. :D
@ Maya: Jaja.. Ich komm von diesen Satzkonstruktionen einfach nicht weg. =/ Dabei bemüh ich mich echt. Und zum Thema Titel: Nun, eigentlich wollte ich eine völlig andere Geschichte schreiben. Eher in Richtung Drama. Dann hätte der Titel toll gepasst. Nun bin ich voll in die andere Richtung geschossen. Andererseits: Wenn ich eins nicht kann, dann ist es einen Namen für meine Geschichten ausdenken. :D °lol° Aber das ist ja nun eh unwichtig, oder?
@ Luna: °knuddel° Quatsch.. Niemand reißt dir den Kopf ab. Ich freu mich riesig, dass du mir nen Review geschrieben hast. °hüpf° Ich finds toll, neue Leser zu sehen. :D Juhuu!! °noch mal knuddel°
@ Variefanel: Sorry.. Es ging einfach nicht schneller. Hatte echt viel um die Ohren. Mal sehen, ob ich den nächsten Teil schneller fertig bekomme. Hoffe du verzeihst mir. °Hundeblick aufsetz°
Sooo, und nun an alle Leser von Animexx. °ggg° Man, ihr macht euch ja Sorgen. In allen Kommis stand eigentlich dasselbe. Alle hatten Angst wegen ner Lemon. Deshalb möchte ich erst mal Sister_of_Dragoon, Crestoe, lucky_ann, ADD02, Estel, Miss_Sixty, Bluefire16, Escalina, Aja-chan, Aeroqueen, Melinda4, hana-chan (besonders für ihren tollen lange Kommentar °knuddelknutsch°) und Hitokiri_Kurai danken. Macht euch KEINE Sorgen. Lemon kommt in nächster Zeit noch nicht. Zumindest noch nicht im nächsten oder übernächsten Teil. Wenn es denn dazu kommen sollte, würde ich euch mails schicken. ODER, was viel besser wär: Ich geb euch nen Link, wo ihrs Nachlesen könnt. Meine Geschichte ist nämlich nicht nur auf einer Seite zu finden. :D Also, freut euch auf die nächsten Teile. Ich habe an alles gedacht. °knuddel°
Bye ihr alle!! Lasst euch alle knuddeln!!
Tig
