Herz zu erobern

Von komischen Ohren und Rachefeldzügen

A/N: Wow, ich fasse es nicht. Das letzte Kapitel ist ja richtig eingeschlagen.^^ °freu° Damit hab ich gar nicht gerechnet!! °knuddel° Danke noch mal für all eure Kommentare(Uff.. 25 Kommis. Ich fasse es immer noch nicht °knuddel°)  und Reviews (16 Stück.. Ihr werdet auch immer besser. :D). Ihr wisst gar nicht, wie mich das freut. Meine Augen leuchten immer, wenn ein neues da ist. °g°

Disclaimer: Alle Charaktere, die ihr aus Robert Jordans ‚Rad der Zeit' oder J.R.R. Tolkiens Werken kennt, gehören nicht mir. Ich habe sie nur für meine geistigen Ergüsse entliehen. :o) Alle anderen Personen sind allerdings meiner Feder entsprungen.

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Herz zu erobern

Von komischen Ohren und Rachefeldzügen

Siané hatte früher nie so etwas wie eine beste Freundin gehabt. Schon als sie noch ganz klein war, half sie ihrem Vater auf dem Markt in seinem Stand. Es war natürlich für sie, aber oftmals beneidete sie die Kinder, die vergnügt auf der Wiese hinter ihrem kleinen Haus spielen konnten.

Manchmal, wenn es Abend wurde und ihr Vater sie und ihren Bruder nach hause schickte, standen die beiden am Holzzaun der Wiese. Siané hatte die Hände in das morsche Material gekrallt und folgte den spielenden Kindern mit den Augen. Auch ihr jüngerer Bruder hatte sich nichts mehr gewünscht, als seine Zeit mit Spielen zu verbringen. Es war selten, dass die beiden draußen herumtollen durften. Und dann waren es auch nur die beiden allein, die man sehen konnte.

Erst später, als Siané die Arbeit im Schloss annahm und Alés die Einkäufe für die Stände erledigte,  kamen sie den Menschen in ihrer Umgebung näher. Alés verstand sich prächtig mit den Jungen seines Alters, die auch zwischen Edoras und Teslon reisten. Siané dagegen machte viele Bekanntschaften im Schloss. Die Mädchen, mit denen sie arbeitete waren ihr ähnlich. Doch bei einem der Mädchen schien Siané so etwas wie ein unsichtbares Band zu spüren: Maeglin. Auch, wenn sie eigentlich aus einer anderen Schicht als sie selbst kam, so verband sie irgendetwas miteinander.

Sie konnten sich so sehr aufeinander verlassen. Außerdem gab es nichts, was sie nicht von der anderen wussten. Manchmal war es selbst Siané unheimlich, wenn Maeglin mal wieder dasselbe dachte wie sie oder sie zur gleichen Zeit dieselben Dinge taten. Damals, als sie noch zusammen gearbeitet hatten, konnten sie sich nicht vorstellen, dass sie irgendwann mal voneinander getrennt werden würden. Doch dann wurden sie auseinander gerissen. So brutal und grausam, dass sie sich nicht einmal Lebewohl sagen konnten.

Doch nun hatten sie sich wieder. Siané hielt Maeglin immer noch ganz fest. Es kam ihr vor wie ein kurzer Augenblick, aber in Wahrheit hielten sie sich schon einige Zeit umklammert. Es störte aber niemanden. Siané und Maeglin hatten sich damals in Teslon eines gesagt: Wenn es so etwas wie Seelenverwandtschaft gab, dann bei ihnen. Und nun, wo sie sich wieder hatten, spürten sie es. Sie hatten sich so sehr vermisst und sich solche Sorgen gemacht. Nun waren sie wieder zusammen. Das war alles, was zählte..

„Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht.." Sianés Stimme zitterte. Ob vor Freude oder noch wegen der Tränen konnte sie nicht sagen.

Maeglin blickte zu ihr auf und wischte sich mit dem Handrücken die Wangen trocken. Sie lächelte glücklich, als sie in Sianés strahlende grüne Augen sah. „Du wusstest doch, dass ich hierher komme und es mir mehr oder weniger gut geht. Aber ich bin auch froh dich wieder zu sehen."

Siané blinzelte. „Du meinst, dass waren wirklich mehr als Träume?" Maeglin nickte fleißig und knuffte sie dann mit dem Ellenbogen in die Seite.

„Dann stimmt das mit dem Elbenprinzen auch?" Siané stand stocksteif auf der Stelle, ihre Augenbrauen verengten sich und sie blickte ungläubig auf das Grinsen ihrer Freundin. Sie schwieg, stützte aber kopfschüttelnd die Hände in die Hüften. ‚Nicht zu glauben. Man kann ihr aber auch nichts verheimlichen.'

„Nun werde ich also schon in meinen Träumen von dir ausgehorcht.." Siané lachte und bald darauf fiel auch Maeglin in das Gekicher ein.

Es dauerte eine Weile, doch bald hörten die beiden ein Räuspern neben sich. Mat hatte sich die ganze Umarmerei nun lange genug angetan. Maeglin beachtete ihn gar nicht mehr. Und er musste zugeben, dieses Ignorieren ertrug er nicht. Er hatte sie schließlich den ganzen Weg bis Bruchtal gebracht. Und nun? Nun war er unwichtig.

„Wer ist denn das?" Mat wandte seinen Blick auf das rothaarige Mädchen, die Maeglin nun fragend ansah.

„Ach, den musst du nicht kennen." Mat stand da, wie vom Donner gerührt. Was hatte sie gerade gesagt? Langsam wachte er aus seiner Trance aus und klappte seinen Mund zu. Er war so erschrocken gewesen, dass er ihn ein ganzes Stück geöffnet hatte. Aber nun musste er erst mal was klarstellen.

Etwas unsanft schob er Maeglin zur Seite und nahm die Hand des rothaarigen Mädchens in seine. „Mein Name ist Matrim Cauthon. Ich habe eure, nun ich würde gute Freundin sagen, bis hierher geführt. Und mit welchem wunderschönen Geschöpf habe ich die Ehre?" Siané zog eine Augenbraue nach oben. Mit was für einer Gesellschaft reiste Maeglin denn seit neuestem? Da musste sie mal ihre Freundin zur Rede stellen.

„Mat, vergiss es einfach." Maeglin schob Mat wieder zurück und sah ihn an. „Sie ist mit einem Elben zusammen. Da beißt du dir die Zähne aus." Übermütig streckte sie ihm die Zunge heraus. Doch Mat winkte nur ab.

„Die kochen auch nur mit Wasser.." Siané beobachtete die beiden. Langsam fing sie an zu glucksen. Durch Mats Worte fing Maeglins Augenbraue gefährlich an zu zucken. Es war selten, dass jemand ihre beste Freundin so aus der Bahn werfen konnte.

„Also, ich möchte euch zwei ja nicht stören.. Aber ihr seht furchtbar aus." Siané zuckte zusammen, als die beiden sie entrüstet ansahen und synchron ‚das hättest du auch netter ausdrücken können' sagten. Entschuldigend hob sie die Hände, bis sich Maeglins Gesichtsausdruck änderte.

„Du hast recht. Ich bin entsetzlich müde." Siané sah ihre beste Freundin noch mal genauer an. Ihre dunklen Augenringe waren ihr zu Anfang gar nicht aufgefallen. Doch nun, wo sie einen zweiten Blick wagte, erkannte sie, wie sehr Maeglin sich verändert hatte. Sie hatte abgenommen, doch das war eigentlich das Unwichtigste. Ihr Gesicht war blass und ein bisschen eingefallen. Sie sah übermüdet aus, wenn nicht sogar ein wenig krank. Aber das Lächeln auf ihren Lippen erhellte den ganzen Hof. Siané lächelte zurück und schnappte sich ihre Hand. Zu dritt, denn Mat folgte den beiden mit schlurfenden Schritten, gingen sie zu Aragorn, der sich mit den anderen auf der kleinen Veranda befand.

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Es wurde Nachmittag und Siané saß auf einem weichen Sessel in der Bibliothek. Maeglin und Mat waren kurz Lord Elrond vorgestellt worden. Dieser hatte aber nach kurzer Zeit festgestellt, dass auch seine eindringlichen Fragen nichts brachten und ließ sie in ihre Gemächer bringen. Er wollte das einseitige Gespräch am Abend weiter führen, in der Hoffnung einige Informationen über die gläserne Burg aus den beiden herauszubekommen.

Siané grinste, als sie an Elronds genervtes Gesicht dachte. Er hatte versucht es zu verbergen. Trotzdem hatte sie die kleine Ader an seiner Stirn pochen sehen, als er keine Antwort von den beiden bekam. Sie wären ihm wohl im Stehen eingeschlafen, hätte er nicht irgendwann aufgegeben. ‚Ob er nun Kopfschmerzen hat?' Sie lachte leise. Es hatte sie amüsiert.

Verträumt blätterte sie eine Seite in ihrem Buch um. Sie hatte endlich ein wenig Zeit in dem Buch, dass sie von ihrem Bruder bekommen hatte, zu lesen. Gemütlich hatte sie die Beine auf dem großen Sessel angezogen und saß mit dem Rücken gegen die Armlehne. Es war ruhig und kühl in dem Raum. Bewundernd hatte sie die Regale voller Bücher betrachtet. Sie war etwas enttäuscht, als sie die ausschließlich in Sindarin gehaltenen Bücher erkannte. Trotzdem gefiel ihr die Atmosphäre. Viele Sessel standen an den Wänden, am Fenster und am Kamin. Trotz des relativ großen Fensters, fiel kaum Licht in den Raum. Siané fühlte sich wohl. Sie konnte sich entspannen und in die Geschichte eintauchen. Sie war so vertieft, dass sie die Tür nicht hörte, die sich leise öffnete und wieder schloss.

Erst, als sich zwei starke Arme um ihren Oberkörper schlangen, erwachte sie aus ihrer kleinen Traumwelt. Sie wollte sich schon lächelnd zu Legolas umdrehen, als sie merkte, dass etwas nicht stimmte. Sie linste über ihre Schulter und erblickte das dunkle Haar, dass sie fast an der Nasenspitze berührte. Es war seidig und lang. Langsam folgte sie ihnen mit ihren Augen, bis sie in die blauen Augen von Elladan blickte.

„Was machst du denn hier?" Grinsend setzte er sich auf die Armlehne und entließ sie aus seiner Umarmung.

„Du meinst wohl, ‚was macht ihr hier'?" Sie drehte sich um. Elrohir stand auf der anderen Seite ihres Sessels und trug dasselbe verschmitzte Lächeln auf den Lippen, wie sein Bruder.

„Nun, dann eben so... Gibt es etwas wichtiges?" Die beiden tauschten einen Blick aus und sahen dann wieder zu Siané herunter. Ihre Haut schimmerte im flackernden Licht der Kerzen. In der Bibliothek war schon immer eine warme aber dunkle Atmosphäre gewesen. Die Kerzen unterstützten den Eindruck nur noch und schenkten den Besuchern meist Erholung und eine angenehme Zeit zum Nachdenken.

„Eigentlich nichts besonderes. Nur die Tatsache, dass ein gewisser Elbenprinz dich sprechen möchte." Sie blinzelte überrascht.

„Legolas?"

„Nein, der andere." Elladan lachte, als er sah, wie Siané die Augen rollte. „Natürlich Legolas.. Wer denn sonst?" Er knuffte sie leicht an der Schulter und grinste wieder.

„Was möchte er denn von mir?" Sie sah die beiden an und wurde stutzig, als sie wieder einen belustigten Blick austauschten. ‚Die haben doch was vor.. Hmpf, so hat Alés auch immer zu mir gesehen, wenn wir irgendwas ausgeheckt haben..'

„Er sagte nur, dass er mit dir reden muss." Elrohir stand nun vor ihr und zog sie in den Stand. Missmutig klappte sie ihr Buch zu. So, wie er das gesagt hatte, musste es was Wichtiges und Ernstes sein.

„Und wo finde ich ihn?"

„Eben war er noch in seinem Gemach. Wenn du dich beeilst ist er noch da. Vielleicht sucht er aber schon nach dir." Siané schluckte und drehte sich um.

„Dann muss ich mich ja beeilen." Schnellen Schrittes verließ sie den Raum und ließ die schwere Tür der Bibliothek hinter sich ins Schloss fallen. Zurück blieben zwei Elben, die sich köstlich amüsierten.

Was Siané nicht wusste: Legolas hatte vor gut einer Stunde mit den Zwillingen über sie gesprochen. Und bei diesem Gespräch hatte er wohl einmal kurz fallen gelassen, dass sie ausgesprochen schüchtern war und ihr schnell das Blut ins Gesicht stieg. Es war kein Geheimnis, dass Elladan und Elrohir solch ein Wissen gerne ausnutzten. Und so hatten sie Siané nun geradewegs zu einem ‚beschäftigten' Elben geschickt.

„Meinst du, Legolas hat nicht übertrieben?" Elladan sah seinen Bruder fragend an, doch der zuckte nur mit den Schultern.

„Wir werden es schon noch früh genug erfahren. Spätestens, wenn sie wieder aus seinem Zimmer kommt." Elrohir grinste breit über das Gesicht. Es ging doch nichts über die Schwächen von Menschenmädchen.

„Wenn wir Pech haben, geht sie uns an die Gurgel." Elladan lachte, als er Elrohirs abwinkende Hand sah.

„Gegen sie werden wir uns schon wehren können." Glucksend verließen sie die Bibliothek. Auf dem Flur bemühten sie sich allerdings um ihr emotionsloses Auftreten. Alberne Elben waren das Letzte, was ihr Vater hier sehen wollte.

Langsam gingen sie den Flur zu Legolas' Gemach entlang. Sie mussten sich nicht beeilen. Immerhin bestand ja auch noch die Möglichkeit, dass Siané länger dort verharrte, als sie vermuteten.

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Entspannt hatte er die Augen geschlossen. Die Reise hatte ihn fürwahr angestrengt. Auch, wenn man es ihm nie ansah, so waren seine Muskeln doch verspannt. Außerdem spürte er jede Faser seines Körpers. Bei jeder Bewegung war es ein unangenehmes Gefühl, dass nicht einmal durch den Schlaf in dieser Nacht gelindert worden war. Doch nun lockerten sich seine Muskeln langsam. Die Wärme des Wassers breitete sich über seiner Haut aus und ließ ihn vollständig entspannen.

Er wusste nicht, wie lange er schon in der großen Wanne lag, doch er wurde von einem schwachen Klopfen an seiner Tür aus seinen Gedanken gerissen. Er seufzte leise auf. Wer mochte es nur sein? Siané war seiner Auffassung nach in der Bibliothek und Aragorn beschäftigt. Blieb nur noch Gimli, der sich mal wieder über die Verhaltensweise von Elben in Bruchtal beschweren wollte. Langsam stieg er aus dem Wasser und band sich ein Handtuch um die Hüften. Wie gerne wäre er dort liegen geblieben, aber überhören konnte er das Klopfen, dass inzwischen etwas energischer geworden war, auch nicht.

Mit einem Ruck öffnete er die Tür und sah, wie eine zierliche Faust mitten in der Bewegung innehielt. Siané sah ihn mit geweiteten Augen an. Doch sie fasste sich relativ schnell wieder und zog verwirrt die Augenbrauen zusammen.

„Wie siehst du denn aus? Wieso hast du nichts an? Ich dachte, du wolltest mich sprechen!?" Sie stemmte ihre rechte Hand in ihre Taille und sah ihn fragend an.

Legolas grinste. Er? Sie sprechen wollen? Leise lachte er auf, schnappte sich ihre Hand und zog sie zu sich ins Zimmer. Mit einem ‚Klick' hatte er die Tür wieder geschlossen und kam nun auf sie zu. Siané blickte ihn noch immer ein wenig irritiert an, doch das legte sich, als er sich ganz nah zu ihrem Ohr lehnte.

„Das ist aber wirklich eine schäbige Ausrede, um mich zu sehen." Siané spürte, wie sie langsam tatsächlich wieder rot wurde. ‚Verdammt, dass ist in letzter Zeit doch gar nicht mehr so oft passiert.. Warum, bei Eru, werde ich immer rot??' Sie sah verlegen zur Seite, spürte aber noch immer seinen warmen Atem auf ihrer Haut.

„Es ist.. ich meine, das war keine Ausrede." Sie zog einen Schmollmund und sah ihn wieder an. In seinen blauen Augen glitzerte es belustigt. ‚Hach, so schöne Augen.. Da muss man einfach schwach werden. Obwohl, da fällt mir ein..' Sie versuchte krampfhaft ihren Blick auf seinem Gesicht zu halten. Es war aber auch zu schwer, nicht mit den Augen weiter nach unten zu wandern. „Sag mal.. Was ist eigentlich mit deinen Augen?" Legolas stutzte. Was sollte denn schon mit seinen Augen sein?

„Was meinst du?" Er ging einen Schritt auf seinen Schrank zu und zog eine frische Hose daraus hervor.

„Na ja.. Damals, in Teslon. Als du mich im Flur in die Nische gezogen hast, weil mich sonst die Orks gesehen hätten.. Da hattest du so eine komische Augenfarbe. Sie hat mich an eine Mischung aus hellblau und lila erinnert." Er drehte sich zu ihr um. Er lächelte leicht. Sie stand etwas verloren zwischen seinem Bett und der Tür, ihre Hände hatte sie auf dem Rücken zusammengefaltet und aus ihrem Zopf hingen ein paar rote Haarsträhnen wild in ihr Gesicht. Sie hatte bestimmt versucht diese zu bändigen. Mit mäßigem Erfolg.

„Die Augenfarbe der Elben verändert sich, wenn sie sich auf etwas stark konzentrieren. Wenn wir uns, zum Beispiel, irgendwo nach Angreifern umsehen und versuchen sie mit unseren Sinnen zu erfassen." Er kam wieder auf sie zu, seine Kleidung legte er dabei aber auf einem der Sessel ab, die an dem hellen Kamin standen.

„Ach so. Gut.. Dann... Also, dann weiß ich ja bescheid." Sie zwang sich zu einem Lächeln. Doch irgendwie war ihr die Situation immer noch unangenehm. ‚Bei meinem Glück hält das Hundtuch nicht mehr lange.' Unbewusst starrte sie auf seinen Körper, bis sie ein Räuspern vernahm. Noch mehr errötend hob sie ruckartig ihren Kopf nach oben und sah sein schelmisches Grinsen. ‚Oh nein.. Ich hab ihn angestarrt..' Verlegen legte sie sich die Hände über die Augen, doch Legolas zog sie sofort wieder davon weg.

„Sag mal, dass hast du doch nur gefragt, um vom Thema abzulenken." Er grinste noch mehr, als ihre Röte sich auf ihrem Gesicht festigte. „Du müsstest doch wissen, dass du auch ohne Vorwand zu mir kommen kannst." Zärtlich hauchte er ihr einen Kuss auf die Lippen, doch sie schob ihn bestimmt von sich. Dabei legte sie allerdings ihre Handflächen auf seine nackte Brust. Fluchend nahm sie die Hände weg, als hätte sie sich verbrannt. Außerdem schalt sie sich innerlich mal wieder, dass sie so verklemmt ihm gegenüber war.

Entschlossen blickte sie zu ihm auf. „Eines möchte ich aber klarstellen." Schnell änderte sich sein Gesichtsausdruck und er schien überrascht zu sein. Sie mochte es, dass er ihr gegenüber mehr Gefühle zeigte, als es Elben sonst taten. Sie könnte wahrscheinlich noch weniger mit ihm umgehen, wenn sie keinerlei Regung erkennen konnte. „Ich saß vorhin in der Bibliothek, als Elladan und Elrohir meinten, dass du mich sprechen willst. Ich hab also keinen Vorwand gesucht." Schmollend verschränkte sie ihre Arme vor der Brust und blickte zur Seite. Solange, bis sie Legolas Lachen vernahm.

„Weißt du, glaube den beiden nicht alles. Besonders nicht, wenn sie ein Grinsen auf den Lippen tragen." Sie dachte zurück. Die beiden hatten tatsächlich gegrinst und sie hatte gespürt, dass die beiden etwas vor hatten.

„Was sollen sie damit bezweckt haben?" Sie drehte sich zu Legolas um, der einen Moment vorher an ihr vorbei gegangen war.

„Sie wussten, dass ich ins Bad wollte." Sie errötete wieder. ‚Ich dumme Kuh.. Das wird es gewesen sein, was sie wollten. Oh, wenn ich die erwische..' Leise murmelte sie ein ‚Die können was erleben' und vergaß mal wieder völlig, dass Legolas so gut hören konnte.

„Also, ich bin ganz froh, dass du hier bist. So muss ich dich nachher nicht suchen. Ich ziehe mich eben an, ja?" Siané nickte hastig. ‚Anziehen ist gut.. Dann starre ich wenigstens nicht..' Er lächelte sie noch einmal an, als er sich wieder in Richtung Bad begab. Siané schnappte allerdings hörbar nach Luft, als er währenddessen sein Handtuch löste und begann die Spitzen seiner Haare zu trocknen. Einen Moment, bzw. einen langen Moment konnte sie sich einfach nicht mehr von seiner Kehrseite abwenden.. ‚Das ist gar nicht gut.. Eru, wieso tut man mir das an???' Die Röte in ihrem Gesicht vertiefte sich und sie schlug erneut wieder ihre Hände vors Gesicht.

Erleichtert linste sie durch ihre Finger, als sie ein Geräusch aus dem Bad vernahm. Legolas war nicht mehr zu sehen und so ließ sie langsam wieder die Luft aus ihren Lungen entgleiten, die sie die ganze Zeit angehalten hatte. Sie wusste, dass ihre Wangen noch immer brannten, aber das war ja auch eigentlich kein Wunder. ‚Man bekommt ja selten so viel von einem Elben zu sehen..' Sie seufzte verträumt auf, als sie an seinen muskulösen Körper dachte. Doch dann kam Legolas wieder aus dem Bad und Siané zog überrascht eine Augenbraue hoch. ‚Das macht dieser Elb doch mit Absicht.. Der trägt ja immer noch nur sein Handtuch..' Sie versuchte unauffällig an ihm vorbei zu sehen, doch er kam unglücklicherweise direkt auf sie zu. Trocken war er nun, nur seine Haare glänzten noch ein wenig feucht und hatten noch nicht wieder ihre helle Farbe, wie im trockenen Zustand. Trotzdem trug er nicht mehr, als sein Handtuch, was Siané langsam immer mehr aus der Bahn warf.

Er sah sie genau an, als er vor ihr stand. Langsam schlich sich ein Grinsen auf seine Lippen. „Bedrückt dich etwas?" Siané schnappte empört nach Luft und sah ihn einmal von oben bis unten an.

„Warum müsst ihr Elben auch so freizügig mit euren Körpern sein?" Nicht, dass es sie wirklich störte. Aber sie hasste ihre offensichtliche Unsicherheit einfach.

„Sind wir doch gar nicht.." Er ging wieder von ihr weg, auf den Kamin zu. Neben diesem, auf einem Sessel lag seine Kleidung. Siané bemerkte das verschmitzte Grinsen auf seinen Lippen nicht, als er sich wieder das Handtuch von den Hüften nahm. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, die Ornamente am Boden seines Gemachs zu studieren.

„Und warum tust du das dann alles?" Sie scharrte mit dem Fuß auf dem Boden und schielte ein wenig zu Legolas herüber. Ja, der Anblick war schon etwas. Aber sie war froh, als er seine Hose trug und auf sie zukam. Er war gerade dabei, sein Hemd zuzuknöpfen, ließ es aber halb offen, als er sie erreichte. Mit einem kleinen Ruck hatte er sie umgeworfen. Sie hatte gar nicht mitbekommen, dass sie so nah an seinem Bett stand. Aber sie war zwischendurch ja ein wenig unkontrolliert hin und her gelaufen.

Unsicher blickte sie zu ihm auf, als er zu ihr herunter kroch und sich über sie beugte. Zärtlich strich er mit den Fingern über ihr Gesicht und verschloss ihren Mund mit seinen Lippen, als sie zu einer Frage ansetzen wollte. Ein Kribbeln breitete sich in seinem Körper aus, als sie ihre Arme um seinen Nacken schlang und schüchtern seinen Mund mit ihrer Zunge erforschte. Legolas erwiderte leidenschaftlich ihren Kuss, bis sie sich schwer atmend voneinander lösten.

Er sah ihr tief in die Augen und lächelte leicht. „Wir Elben sind gar nicht freizügig.." Siané lachte auf. Dass er nun doch wieder das Thema aufgriff, überraschte sie.

„Nein, deshalb bist du auch die ganze Zeit vor mir herumgelaufen." Sie streckte ihm übermütig ihre Zunge entgegen und wartete auf seine Antwort.

„So bin ich aber nur bei dir." Er küsste sie wieder leicht und sah sie dann durchdringend an. „Tust du mir einen gefallen?" Sie erwiderte seinen Blick und seufzte innerlich auf. Wie konnte man diesem Elben nur irgendetwas abschlagen? Es war unmöglich. Sie griff nach einer seiner Haarsträhnen und hielt sie ihm aus dem Gesicht. Seine Haare waren kühl vom Wasser, außerdem kitzelten sie ständig ihre Haut.

„Wenn ich kann, bestimmt." Sie stutzte, als er aufstand und zu seiner Kommode ging. Er nahm etwas in die Hand, dass sie nicht auf Anhieb identifizieren konnte und kam zurück zum Bett. Lächelnd setzte er sich vor sie, mit dem Rücken zu ihr und legte seinen Kopf in ihren Schoß. Verwundert sah sie auf ihn herab und senkte ihren Blick dann auf ihre Hand, in die er ihr gerade einen kleinen Kamm gelegt hatte. Sie runzelte die Stirn.

„Um ehrlich zu sein.. Ich bin nicht in der Stimmung dazu." Er schmunzelte, als er ihr klares Lachen hörte. Behutsam begann sie seine Haare zusammenzufassen. Vor ihren Augen hatte sie das Bild von den geflochtenen Strähnen, damit sie nur nichts falsch machte..

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„Hat er ihr eben gesagt, er sei nicht in der Stimmung?" Elrohir sah seinen Bruder an, der neben ihm stand und ein Ohr an die Tür zu Legolas' Gemach gelegt hatte.

„Ja, das sagte er.." Elladan zog die Stirn ein wenig kraus und versuchte auf die Geräusche zu achten, die sich hinter der Tür abspielten. Die Zwillinge hatten nicht damit gerechnet, dass Siané solange bei Legolas bleiben würde. Eher hatten sie gehofft, sie mit hochrotem Kopf aus dem Zimmer rauschen zu sehen.

„Wie kann er nicht in der Stimmung sein? Ich dachte.." Doch Elladan stoppte den Redeschwall seines Bruders, indem er sich einen Finger auf die Lippen legte. Elrohir verstummte sofort und lehnte nun auch seinen Kopf leicht gegen die Tür.

„Au, sei doch ein wenig sanfter." Elladan blickte erstaunt auf und sah seinen Bruder an, als er Legolas' empörte Aussage gehört hatte. Dieser zuckte aber auch nur mit den Schultern.

„Entschuldige, aber ich habe das nun mal noch nie gemacht." Wieder tauschten die Zwillinge einen Blick aus und fingen langsam an zu Grinsen. Wenn das so weiter ging, würden die beiden noch eine Menge am heutigen Abend zu lachen haben.

Stille. Die beiden Elben standen nun schon etwas länger an der Tür, aber nachdem Siané ihre ‚Unschuld' offenbart hatte, war nicht mehr ein Geräusch aus dem Zimmer gedrungen. Gelangweilt wandte sich Elladan von der Tür ab und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Elrohir tat es ihm nach kurzem Zögern gleich und sah  seinen Bruder dann fragend an. DAS hatten sie sich aber anders vorgestellt.

„Was, bei Eru, machen denn die Söhne Elronds an der Tür des Düsterwaldprinzen?" Elladans und Elrohirs Blicke schweiften unisono den Flur entlang und erblickten die kleine, lachende Gestalt. Wieso, bei Illuvatar, hatten sie Gimli nicht kommen hören? Die trampeligen Schritte des Zwerges hörte man sonst immer durch die nächsten drei Gänge. Aber nun sahen sie sich erschrocken dem lauten Gelächter Gimlis gegenüber. Sie tauschten einen entschlossenen Blick aus. Sie mussten sofort hier weg. Aber dann war es zu spät...

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Langsam ließ Siané ihre Finger und den Kamm durch das seidige, blonde Haar gleiten und blickte verträumt darauf herab. Legolas beobachtete mit einem Lächeln, den Ausdruck in ihren Augen. Sie schien glücklich zu sein und nicht darüber nachzudenken, was alles in der Zukunft sein würde.

Behutsam nahm sie die Strähnen an seinem Ohr in die Hand und begann sie zusammenzuflechten. Sie wollte auf keinen Fall, dass es anders als vorher aussah. Und vor allem: nicht schlechter.

Doch obwohl sie so sanft, wie nur irgend möglich sein wollte, kam trotzdem der Punkt, an dem sie zu fest an seinen Haaren zog und er ein wenig zusammenzuckte und schmollend zu ihr aufblickte. „Sei doch ein wenig sanfter.." Er grinste und sie wusste genau, dass sie um die Nasenspitze ein wenig rot geworden war.

„Entschuldige, aber ich habe das nun mal noch nie gemacht." Und so vollendete sie auch diese kleine Strähne. Sie schwieg, nachdem sie fertig geworden war und wartete auf Legolas' Reaktion. Dieser setzte sich auf, drehte sich auf den Bauch und stützte sein Kinn auf seine Hände. Schelmisch blickte er sie an. Sie mussten nichts sagen. Es war keine dieser unangenehmen Schweigemomente, in denen man krampfhaft versucht, ein Gespräch aufzubauen. Sie sahen einander einfach nur an. Und wie in einem stillen Einverständnis, beugte Siané sich zu ihm hinunter und küsste liebevoll seine Lippen. Er zog sie näher an sich heran, legte seine Hand auf ihren Hinterkopf und tupfte viele, kleine Küsse auf ihr Gesicht und vor allem ihre Lippen.

Siané war regelrecht enttäuscht, als er sie losließ und sich horchend aufsetzte. „Was--?" Doch Legolas deutete ihr, nichts zu sagen. Lautlos stand er von seinem Bett auf und ging leichtfüßig zur Tür herüber. Er legte seine Hand an den Türknauf, öffnete aber nicht. Siané betrachtete die Szene mit gerunzelter Stirn, doch als der Elbenprinz die Tür ruckartig öffnete und zwei dunkelhaarige Elben hineinpurzelten, verstand sie die Situation.

Geschwind kletterte sie aus dem Bett, stellte sich neben Legolas und blickte auf die am Boden liegenden Zwillinge. „Das war aber nicht sehr elbenhaft." Sie grinste, als die beiden sich aufrappelten und beschämt mit der Hand an ihre Köpfe fassten.

„Also, das können wir erklären." Elladan blickte zwischen Siané und Legolas hin und her, die sie anscheinend in keiner prekären Situation erwischt hatten. Legolas war vollständig bekleidet, seine Arme waren vor der Brust verschränkt und kein Hinweis von eben geschehene Zärtlichkeiten waren an ihm zu sehen.

„Die Erklärung würde ich gerne hören." Legolas begann langsam zu lachen. Es war selten, dass die beiden sich selbst in peinliche Situationen brachten. Das musste er unbedingt ausnutzen. Leider kam ihm Siané aber dazwischen.

„Was habt ihr euch eigentlich dabei gedacht, als ihr mich hierher geschickt habt?? Hä????" Sie hatte ihre Fäuste in die Hüften gestemmt und funkelte die beiden böse an, die sofort auf dem Absatz kehrt machten und aus Legolas' Gemach flüchteten. Siané war gerade dran, wollte hinterher laufen, als Gimli sie am Rockzipfel festhielt.

„Ich dachte, du möchtest vielleicht deine Freundin sehen? Sie ist erwacht!" Sie lächelte den Zwerg dankbar an und rannte in die entgegengesetzte Richtung, um zu Maeglins Zimmer zu gelangen. Legolas blickte ihr seufzend nach.

„Nun bin ich schon wieder vergessen." Beleidigt schüttelte er den Kopf und sah zu dem lachenden Zwerg hinunter, der ein amüsiertes ‚Nicht zu glauben, sogar schon eifersüchtig auf ein anderes Mädchen' flüsterte. Doch als er zu einer Antwort ansetzen wollte, sah er Siané wieder um die Ecke kommen und auf ihn zulaufen.

„Ich sehe dich dann heute Abend, ja?" Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. Während Legolas diesen genoss und als viel zu kurz bezeichnete, machte Gimli große Augen. Sie hatte ihn noch nie im Beisein anderer geküsst. Doch so schnell, wie Siané zurückgekommen war, verschwand sie auch wieder. Legolas öffnete gerade den Mund, als Gimli ihm dazwischenfuhr.

„Sag bloß nichts!!! Sie ist zurückgekommen.. Oder bist du wirklich eifersüchtig auf ihre Freundin??" Gimli lachte laut auf, als er eine leichte Rotspur auf Legolas Nase sah und dieser ‚Unsinn' flüsterte..

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Zur gleichen Zeit, vielleicht etwas früher, in den unteren Gängen Bruchtals. Ein Schatten huschte zwischen den Säulen hin und her, immer darauf bedacht keinen Laut von sich zu geben und nicht auf sich aufmerksam zu machen. In seinen Händen hielt er einen Teller. Belustigt blickte Mat auf die vier Kekse, die er aus der Küche stibitzt hatte. ‚Das wird Maeglin einen schönen Schreck einjagen..' Er grinste. ‚Kommt davon, wenn sie mich so sehr ignoriert und mir nicht einmal dankt.' Wieder blickte er auf die Kekse hinab und auf einen kleinen Beutel, den er an seinem Gürtel hatte.

„Was machst du denn da?" Mat zuckte zusammen und hätte beinahe den Teller auf den Boden fallen lassen. Er drehte sich angsterfüllt um und atmete erleichtert auf, als er in die Gesichter von vier Hobbits blickte.

„Ich hatte Hunger. Und was tut ihr hier unten?" Er beugte sich nach unten, um mit den Hobbits auf Augenhöhe zu sein.

„Nun.. Wir wollen auch nicht bis zum nächsten Mahl warten. Außerdem kennen sie uns hier schon und geben uns immer was zu essen." Einer der Kleinen lächelte schelmisch.

„Dann werde ich euch mal allein lassen. Wir sehen uns bestimmt noch einmal." Er winkte den Vieren hektisch zu und verschwand geschwind um die nächste Ecke, lief die Treppe nach oben und beeilte sich, in sein Gemach zu kommen. Die Hobbits tauschten nur einen verwunderten Blick aus, zuckten mit den Schultern und schlenderten dann weiter Richtung Küche.

Gehetzt schloss Mat die Tür hinter sich und stellte den Teller Kekse auf dem Boden ab. Flink ging er zu seinem Arbeitstisch, der am Fester stand und holte aus seiner Tasche ein kleines Gefäß heraus. Schnell drehte er sich wieder um, verharrte aber in der Bewegung, als er jemanden an den Keksen sah.

„Illana.. Das ist nichts für dich.. Die brauche ich noch. Geh lieber wieder." Die Wölfin sah ihn an und setzte sich provokativ neben den Teller.

„Gut, gut.. Du bekommst auch noch was. Ich bringe es dir heute Abend mit. Aber du solltest wirklich nicht hier sein." Zu seiner Enttäuschung, machte sie keine Anstalten, seinen Raum zu verlassen. Sie legte sich einfach hin und bettete ihren Kopf auf ihren Pfoten.

„Ja, wusste ich es doch. Aber lass dich nicht hier erwischen. Am besten, du versteckst dich unter dem Bett oder so.." Als sie nicht reagierte, zuckte er mit den Schultern. Er wusste, dass die Wölfin ihn verstanden hatte. Das tat sie immer. So setzte er sich also neben sie und nahm den kleinen Beutel von seinem Gürtel, in dem sich helle, kleine Blätter befanden.

Hämisch grinsend, rührte er eine zuckersüße, weiße Glasur in dem Gefäß an. Illana schaute desinteressiert zu, als Mat die kleinen, inzwischen zerstampften Blätter hinzugab. ‚Das wird seine Wirkung sicher nicht verfehlen.' Er grinste immer noch. ‚Sie wird sich morgen bestimmt schön erschrecken..' Nachdenklich blickte er auf seine Hand, in der sich noch ein paar zerriebene Kräuter befanden. Hazia, ein Kraut, dass beim Auftragen auf die Haut Wunder wirkte. Doch nahm man das Kraut in sich auf, begab es sich sehr viel schneller als Alkohol ins Blut und löste starke Rauscherscheinungen aus. Bei zu starker Einnahme allerdings..

Mat konnte den Gedanken nicht zu ende denken, als Illana ihn anstupste und die restlichen Blätter in die Glasur rieselten. Mat seufzte genervt auf. Nun war zu viel Hazia darin. Aber er hatte auch nicht die Zeit, alles neu anzurühren. ‚Es wird schon gut gehen..' Großzügig strich er die Glasur auf die Kekse, ließ sie kurz antrocknen und nahm den Teller in die Hand. Nun musste er nur noch alles in Maeglins Zimmer bringen und ihr glaubhaft machen, dass eine der Dienstmädchen sie dort für sie abgestellt hatte..

Es war leichter, als er angenommen hatte. Als er so leise wie möglich, Maeglins Zimmertür öffnete, fand er sie noch immer schlafend in ihrem Bett vor. Und zu seinem großen Glück, stand auf ihrer Kommode ein Tablett mit einer Mahlzeit. Grinsend stellte er die Kekse hinzu und sah dann noch mal auf das schlafende Mädchen herab. ‚Nicht mal ‚Danke' hast du gesagt..' Immer noch ein wenig beleidigt, strich er über ihre Wange und erschrak fürchterlich, als sie sich regte und begann zu erwachen. Mit einer fließenden Bewegung, bückte er sich und verschwand unter ihrem Bett. Von dort bekam er auch mit, wie sie aufstand, sich streckte und sich zur Tür des Bads begab. Nun noch zu entwischen war unmöglich. Er würde wohl warten müssen, bis sie ihr Gemach verlässt.

Doch eine halbe Stunde später, lag Mat immer noch unter dem Bett. Genervt trommelte er leise mit den Fingern auf dem Boden herum und stützte sein Kinn mit der anderen Hand ab. Sein Herz machte schon einen Hüpfer, als sich die Tür erneut öffnete. Das erste Mal, war es nur ein Dienstmädchen gewesen, aber vielleicht würde sie nun aus dem Raum gehen?

Fehlanzeige.. Siané, das Mädchen, welches er am Tor getroffen hatte, kam herein und ließ sich auf Maeglins Bett fallen. Das leise ‚Hmpf' von Mat, der ein wenig von der Matratze auf der Kopf bekommen hatte, hörte sie nicht.

„Du musst mir unbedingt erzählen, wie es mit den Gefährten war... .. .. ..Ach, ich beneide dich." Mat verdrehte die Augen, zog seine Nase an, die Stirn kraus und äffte im Stillen ‚Ach ich beneide dich' nach. Warum beneidete sie ihre Freundin? Hatte er sie nicht sicher hierher gebracht?

„Erzähle ich dir gerne. Magst du mit mir raus kommen? Bruchtal ist wunderschön." Mat dankte Siané in Gedanken. Vielleicht würde er dann endlich unter diesem Bett hervorkriechen können.

„Ja, warum nicht. Aber du darfst die Stellen mit Legolas in deiner Geschichte nicht auslassen." Mat hörte das klare Lachen von Siané und hoffte inständig, dass die beiden jetzt nicht anfangen würden, von diesem Elbenprinzen zu schwärmen.

„Werde ich nicht. Ich kann dir ja eh nichts verheimlichen. Nebenbei: was ist denn mit dem jungen Mann, der dich begleitet hat?" Mat wurde hellhörig. DAS würde ihn nun doch interessieren.

„Ach, du meinst Mat? Er hat mich hierher gebracht. Ich sollte ihm noch danken, wenn ich ihn sehe. Ohne ihn hätte ich das wohl nicht geschafft.." Ihre Stimme war leise und irgendwie verträumt geworden. Er lächelte. Vielleicht war sie doch nicht so schlecht auf ihn zu sprechen, wie er immer angenommen hatte. „Dann komm.. Zeig mir Bruchtal.. .. .. Ach, guck mal. Die Kekse nehmen wir mit." Mat schreckte auf. ‚DIE KEKSE.. BLUT UND ASCHE.. SO EIN MIST..' Er hörte wie die beiden das Zimmer verließen und rappelte sich auf. Doch als er auf den Flur trat, waren sie verschwunden. ‚Verdammt... Die waren doch nur, weil sie sich nicht bedankt hatte..' Er schloss die Augen und hoffte inständig, dass sie ihre Wirkung verfehlen würden. Nun hatte er doch tatsächlich ein schlechtes Gewissen..

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Zusammen schlenderten sie nun schon eine ganze Zeit durch Bruchtal und erzählten sich, wie es ihnen ergangen war. Besonders interessiert war Maeglin an Sianés Erlebnissen mit Legolas, und ihr trieb es mehr und mehr die Röte ins Gesicht, als ihre beste Freundin jedes Detail aus der heißen Quelle erfragte. Da war sie schon mehr als dankbar, als sie die Zwillinge auf sich zukommen sah.

„Welch Schönheit offenbart uns dieser Tag.." Elladan lächelte verschmitzt, als er beiden einen Kuss auf den Handrücken hauchte.

„Ich hoffe, ihr habt euch nicht verlaufen!?" Die beiden Mädchen schüttelten den Kopf, doch als sie sich näher die Umgebung ansahen, bekamen sie doch das Gefühl, nicht mehr zu wissen, wo sie waren.

Elladan und Elrohir lachten, als sie die verloren Gesichter der Mädchen erblickten. Aufmunternd boten sie ihnen ihren Arm an und Maeglin hakte sich auch gleich dankbar ein. Nur Siané hatte eine Augenbraue hochgezogen und funkelte Elronds Söhne an. „Wieso wollt ihr uns helfen? Da springt doch bestimmt was für euch raus!?" Die beiden machten ein empörtes Gesicht und zogen Siané hinter sich her.

„Warum sollten wir etwas dafür wollen?" Elladan sah Siané fragend an, doch diese zuckte nur mit den Schultern. „Da fällt mir ein: Wie gefiel es dir denn heute Morgen bei unserem Prinzen?" Das breite Grinsen war nicht zu ertragen und so wandte Siané einfach ihr Gesicht ab.

„Das war nicht gerecht von euch." Eigentlich wollte sie gar nicht über das Thema reden. Der bloße Gedanke, an Legolas' Gestalt, die sie einmal von fast von allen Seiten genießen durfte, trieb ihr wieder die Röte ins Gesicht. Und das war etwas, worüber Maeglin sich stundenlang lustig machen konnte.

„Wieso war es ungerecht? Wir wollten dir einen Gefallen tun." Elrohir lächelte schelmisch zu ihr herüber und Siané versuchte krampfhaft auf den Boden vor sich zu starren.

„Hier kenne ich mich wieder aus. Danke." Die Zwillinge kicherten. Was für eine wunderbare Überleitung. Und so ‚unauffällig'. Aber sie beließen es dabei. Sie hatten das, was sie wollten: Ein Menschenmädchen, dass verlegen von einem Fuß auf den anderen trat.

„Wenn ich mich nicht täusche, sind das die Kekse, die wir nie bekommen.." Elladan betrachtete neugierig den Teller in Maeglins Hand, auf dem sich nur noch zwei Stück befanden. Die Mädchen hatten sich schon daran bedient und waren durch ihr Gespräch nicht zum mehr Essen gekommen.

„Wenn ihr mögt, könnt ihr die restlichen haben." Maeglin hielt ihnen den Teller entgegen und die beiden nahmen dankend an. Es dauerte nicht lange, da standen die Mädchen wieder allein auf dem kleinen Hof, da sich die Zwillinge auf dem Weg zum Bogenschießen befanden.

„Und was machen wir nun?" Siané zuckte auf die Frage hin mit den Schultern, hielt aber inne, als sie eine ihr allzu bekannte Stimme vernahm. Leise zog sie Maeglin hinter sich her und spähte durch das Gestrüpp von ein paar Büschen und Bäumen. Dahinter konnte sie Legolas sehen, der sich, auf einer kleinen Lichtung, mit einer Elbin angeregt unterhielt.

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„Wer ist denn das??" Maeglin sah ihre Freundin an und deutete auf die dunkelhaarige Elbin, die nur einen Schritt von Legolas entfernt stand.

„Ich habe keine Ahnung.." Unbewusst ballte sie ihre Hände zu Fäusten und funkelte die beiden böse an. Sie konnte nichts von dem verstehen, was sie sagten. Sie sprachen zu leise und nach den Bruchstücken zu urteilen, die zu ihnen herüber drangen, war es Sindarin. Siané seufzte innerlich auf. ‚Hätte ich doch nur zugestimmt, diese Sprache zu lernen.' Und als hätte Eru sie erhört, drangen nun auch Worte zu ihr herüber, die in ihrer Sprache waren. Sie atmete erleichtert auf, verstand aber noch immer nicht den Zusammenhang ihres Gesprächs.

„Was machen die denn da?" Legolas hatte gerade seine rechte Hand auf ihre Wange gelegt und die Elbin tat es ihm gleich. Siané spürte, wie sie langsam begann zu kochen.

„Ich weiß nicht, was sie da tun.."

„So begrüßen sich Elben untereinander, die sich schon lange nicht mehr gesehen haben." Siané zuckte zusammen, als sie Elladan neben sich hocken sah.

„Und wer ist das?" Sie sah ihn an und spürte plötzlich zwei Hände auf ihren Schultern. Elrohir linste auch durch das Gestrüpp, beugte sich dafür aber über sie.

„Das ist Laurelin. Sie hängt sehr an deinem Prinzen." Maeglin kicherte. Die letzten beiden Worte hatte Elladan so wunderbar betont, dass Siané ihm empört in die Rippen knuffte.

„Ich dachte, ihr wolltet zum Bogenschießen!?" Maeglin sah abwechselt erst Elrohir und dann Elladan an, doch die beiden schüttelten nur den Kopf.

„Wollten wir auch. Aber dann haben wir uns gedacht, dass ein Nachmittag mit euch beiden sicher angenehmer wäre." Die Mädchen lächelten, doch bei Siané sah es irgendwie gequält aus. Langsam waren Legolas und Laurelin näher gekommen und die Vier konnten nun jeden Satz verstehen. Allerdings verfinsterte sich Sianés Blick bei jedem Wort der Elbin ein wenig mehr.

„Legolas, warum gehst du mir so sehr aus dem Weg? Spürst du denn nicht, was ich noch immer für dich empfinde?" Siané schnappte hörbar nach Luft.

„Du empfindest nichts für mich. Nur etwas für die Aussicht auf den Thron." Legolas wollte an ihr vorbeigehen, doch sie hielt ihm krampfhaft am Handgelenk fest.

„Wie kannst du das sagen? Siehst du denn nicht, dass ich dich brauche?" Maeglin blickte neben sich und auch die Zwillinge schauten erstaunt zu Siané. Bildeten sie sich das ein, oder knirschte das Mädchen mit den Zähnen?

„Laurelin, ich bitte dich. Mein Herz gehört nicht dir.." Nun grinsten die Drei wieder. Siané entspannte sich merklich bei seinen Worten. Und doch spießte sie Laurelin mit ihren Blicken förmlich auf.

„Aber Legolas.. Wie kannst du so ein dummes Menschenmädchen mir vorziehen? Sie hat nicht ansatzweise--" Siané kochte. Sie wusste, was die Elbin gesagt hätte. Legolas hielt ihr zwar den Mund zu, trotzdem spann sie den Satz in Gedanken weiter. ‚Sie hat nicht ansatzweise meine Klasse und Grazie.. Dumme Kuh..' Sie spürte, wie jemand ihre Hand nahm und schenkte Elladan nur einen flüchtigen Blick. Sie wollte noch hier bleiben und das Gespräch weiter belauschen, aber der Elb zog sie gnadenlos aus dem Gebüsch heraus. Noch im letzten Moment sah sie, was für einen Grund er hatte. Legolas spähte mit den Augen umher. Anscheinend hatte er sie bemerkt. Sie warf noch einen letzten Blick auf ihn und bemerkte, dass er die Hand von Laurelins Mund nahm. Siané verharrte auf der Stelle. Sauer linste sie durch die Zweige. Am liebsten würde sie dieser Elbin an den Hals springen.

„Was hast du, Legolas?" Laurelin versuchte dem Prinzen in die Augen zu sehen und stellte sich dafür auf die Zehenspitzen.

„Ich habe eine negative Energie gespürt." Siané zuckte zusammen und ließ sich nun endlich bereitwillig von Elladan und Elrohir auf den Hof ziehen. Die beiden brachen auch, sofort nachdem sie außer Hörweite waren, in schallendes Gelächter aus. Nur Maeglin und Siané blieben wie angewurzelt stehen und betrachteten ihre Füße.

„Hast du gehört? Er hat eine negative Energie gespürt. Siané, das war ja etwas. So wütend hättest du nicht auf Laurelin sein müssen." Elrohir hielt sich noch immer den Bauch, als er einen Blick auf die Mädchen warf und erstarrte. Sie rührten sich nicht. Ihre Köpfe und Schultern hingen und sie schienen krampfhaft nach ihrer Haltung zu suchen.

„Was habt ihr denn?" Elladan ging auf die beiden zu und zwang sie, in seine Augen zu sehen.

„Es ist so ein komisches Gefühl.." Maeglin tauschte mit Siané einen Blick aus.

„Bei dir also auch?" Maeglin nickte und Siané fuhr mit ihrem Satz fort. „Es ist ein Gefühl, als hätte ich Wein getrunken, als könnte ich schweben. Mein Kopf ist so leicht." Ihre Lippen verzogen sich zu seinem genüsslichen Lächeln, dass den Zwillingen ganz und gar nicht gefiel. Doch komischerweise spürten sie auch ein eigenartiges Kribbeln in ihrem Körper. Besorgt tauschten sie einen Blick aus und entschieden, dass sie sich alle schnell zu Lord Elrond begeben müssten. Der würde ihnen helfen können. Dass sie dort nie ankamen, war ihnen allerdings ziemlich egal..

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Niemand blickte von seinem Platz auf, als sich die Tür zum Speisesaal öffnete. Der Saal war noch lange nicht gefüllt und man war zu sehr in die Gespräche am Tisch vertieft, um die Neuankömmlinge weiter zu betrachten. Erst, als sie Gekicher vernahmen, hoben sich ein paar Augen in Richtung Eingang. Sie blickten alle erschrocken drein, doch besonders ein Augenpaar erschauderte bei dem Anblick, der sich ihnen bot. Die Kekse schienen mehr Opfer gefordert zu haben, als er beabsichtigt hatte.

Dort standen sie. Alle vier. Sie kicherten und erzählten sich irgendetwas, dass die anderen nicht verstehen konnten. Es war zu leise und undeutlich gesprochen. Legolas betrachtete Siané besorgt und auch Alés' Blick hing an seiner Schwester. Sie hielt sich an Elladan's Arm fest und versuchte ihr Glucksen zu unterdrücken. Maeglin ging es nicht besser, wie Mat feststellte. Sie stand den Zwillingen gegenüber und versuchte krampfhaft ihre Augen geschlossen zu halten, in denen sich Tränen durch ihr stetiges Lachen sammelten.

Doch wenn die beiden schon Aufmerksamkeit erregten, dann taten die beiden Elben ihr übriges. Sie gestikulierten wild mit den Händen und versuchten vergeblich das Lachen zu unterdrücken.

Alles in einem: Sie sahen aus, wie Personen, die viel zu viel Alkohol getrunken hatten und langsam ihre Würde verlieren. Einer der Ersten, die aus ihrer Trance erwachten, war Elrond. Irgendwo in seinem Kopf spielte er mit der Frage, wie seine Söhne bloß in seine Vorratskammer gelangt waren. Mit versteinerter Miene kam er auf die Vier zu und baute sich vor ihnen auf. Wie auf Kommando stellten sie sich in einer Reihe auf und versuchten ihr Kichern zu unterdrücken. Siané biss sich dafür ständig auf die Lippen, prustete aber immer wieder los.

„Was, bei Illuvatar, habt ihr euch dabei gedacht?" Elrons Stimme war eindringlich und einschüchternd, doch sie verfehlte ihre Wirkung vollständig. Siané schob die Unterlippe ein wenig vor und sah ihn mit großen Augen an.

„Och.. Nicht so ernst sein.." Ihre Stimme glich die einem Kleinkind und ließ die Zwillingen erneut ihre Beherrschung verlieren. Sie lachten los und brachten sich, von den am Tisch sitzenden, nur ein Kopfschütteln ein.

„Sie ist doch sonst nicht so frech.." Elladan grinste seinen Bruder an und dieser brachte unter Glucksen noch eine Antwort zu Stande. „Nein, eigentlich ist sie immer so verklemmt.." Sie lachten wieder los, klatschten sich in die Hände und interessierten sich kein bisschen für die irritierten Gesichter der anderen. Auch Siané und Maeglin standen kichernd auf der Stelle. Elronds versteinerte Miene bröckelte langsam. Man brauchte nicht zu sagen, dass die Vier eigentlich nicht einen Grund hatten, um zu lachen. Aber in ihrer Verfassung würden sie wahrscheinlich sogar einen Ork als lustig empfinden.

Verzweifelt stützte Elrond seine Stirn in die Hände und schaute einen Augenblick später zu seinen momentanen Sorgenkindern auf. „Ihr setzt euch jetzt, benehmt euch und kehrt danach umgehend in eure Gemächer zurück, um euch von eurem Rausch auszukurieren." Siané und Maeglin setzten sich gleich in Bewegung, während sich Elladan und Elrohir noch einen bösen Blick von Seiten ihres Vaters einfingen. Unglaublicherweise nahmen sie dies nur wieder als Grund, erneut in Gelächter auszubrechen. Elrond verdrehte offensichtlich die Augen und setzte sich wieder an seinen Platz.

Missmutig stocherte Siané in ihrem Essen herum und linste immer wieder zu Maeglin herüber, die genauso angewidert auf ihren Teller schaute. „Siané, was ist mit dir los?" Sie schaute auf und traf Alés' Blick.

„Was soll denn sein?" Sie versuchte ihre Stimme so normal wie möglich klingen zu lassen. Doch sie spürte auch, dass sie wieder das Bedürfnis hatte, ungehemmt loszukichern.

„Du benimmst dich unmöglich." Alés schüttelte den Kopf. Das Grinsen auf den Lippen seiner Schwester war nicht auszuhalten.

„Wieso? Mir geht es guuuuuuuuuut." Sie streckte die Arme in die Höhe und lachte.

„Am besten, du beißt in eine Zitrone." Siané blinzelte. Was wollte er denn damit sagen?

„Was soll das bringen? Meinst du, dass sie dadurch den Alkohol schneller abbaut?" Gimli schnaubte lachend in seinen Krug Bier und wartete auf eine Antwort von Alés.

„Nein, aber so hört sie vielleicht auf zu grinsen." Alés lächelte, als er ein anerkennendes Nicken von dem Zwerg gegenüber erhielt.

Siané verstand das alles aber immer noch nicht. Ihr ging es wirklich gut. Sie wollte tanzen, singen, durch die Gegend laufen. Sie wollte einfach nicht begreifen, warum die anderen ihre gute Laune als schlecht empfanden. Sie hatte keine Sorgen und wollte einfach nur Spaß haben. Außerdem hatte sie ein Gefühl, als könne sie fliegen. Das Verlangen, einen Flugversuch vom Balkon zu unternehmen, konnte sie aber gerade noch unterdrücken. Wahrscheinlich würden die anderen weiterhin so böse gucken. ‚Weiß gar nicht, was die haben.. Spielverderber..' Sie ließ ihre Gabel neben ihren Teller sinken und betrachtete ihren Sitznachbarn, als hätte sie ihn heute zum erstem Mal gesehen. Ihre Augen wurden ganz groß, als sie seine Ohren entdeckte.

Legolas merkte relativ schnell, dass etwas nicht stimmte. Siané sah ihn so eigenartig an. Verwirrt erwiderte er ihren Blick und zuckte zusammen, als sie mit der Hand nach seinem Ohr griff und daran zog. „Au, was.. Siané, lass los.." Mit gebeugtem Haupt schnappte er sich ihre Hand und versuchte ihre Finger von seinem Ohr los zu bekommen, die aber etwas kräftiger daran festhielten, als er angenommen hatte.

Gimli erfasste als erster die Situation wieder und versuchte verbissen sich das Lachen zu verkneifen. Zu seinem Glück gelang es ihm auch, eine Tugend, die den Zwillingen und Maeglin nicht vergönnt war. Die drei prusteten laut los, während Aragorn, Alés und die Hobbits versuchten, sich auf etwas anderes zu konzentrieren..

Vergeblich. Siané war nun aufgestanden und während Legolas schmerzhaft sein rechtes Ohr betastete, griff sie schon nach dem Linken. Gequält stöhnte er auf und versuchte ihre Handgelenke zu umklammern. Es dauerte nicht lange, da setzte sie sich einfach auf seinen Schoß und studierte die spitzen seiner Ohren weiter.

„Siané.. Was, bei Elbereth, tust du da???" Er bekam keine Antwort. Zumindest verstand er es nicht, denn sie nuschelte etwas in ihre Haare.

„Komische Ohren.." Aragorn blinzelte überrascht, als er Sianés Worte vernahm. Es war aber auch ein goldiger Anblick. Legolas wusste anscheinend nicht, ob er eher Weinen oder Lachen sollte und Siané zupfte fasziniert an den Ohren des Elben herum. Den Drang zu lachen konnte er immer weniger unterdrücken. Und just in diesem Moment hielt Gimli es nicht länger aus. Er betrachtete den hochroten Kopf seines Elbenfreundes genauer und lachte laut los. Diese Geschichte würde er noch seinen Enkelkindern erzählen können.

„Daran ist nichts komisch.. Die hast du schon etwas früher gesehen!" Legolas sah langsam wieder zu dem Mädchen auf, dass immer noch auf seinem Schoß saß.

„Tatsächlich? Wer seid ihr denn überhaupt?" Nun wurde es auch Aragorn zuviel. Mit viel Selbstkontrolle konnte er sich ein so lautes Lachen, wie das von Gimli verkneifen. Aber still auf seinem Platz sitzen, konnte er nicht mehr.

„Sina, Süße.. Das ist doch dein Geliebter.." Sie drehte sich etwas auf dem Schoß des Elben um und blickte Elladan kopfschüttelnd an.

„Du musst dich täuschen, es gibt nämlich gar keine Elben.." Elladan zog die Stirn einen Moment kraus und schien ernstlich darüber nachdenken zu wollen, was sie gerade gesagt hatte, doch dann entschied er sich gegen das Denken und kicherte nur wieder los. Zu seinem und Maeglins Vergnügen, hatte Sianés Äußerung eine einschlagende Wirkung auf Elrohir, der sich mit seinem Stuhl zu weit zurück gelehnt hatte und mit einem lauten ‚Rummms' auf dem Boden landete. Elrond hatte seine Fassade inzwischen aufgegeben. Und als sein Sohn nun auch noch auf dem Boden lag, stützte er nur noch frustriert das Gesicht in die Hände und blickte nicht mehr auf.

„Siané, wie du siehst, BIN ich ein Elb.." Legolas sah sie eindringlich an, doch sie schüttelte nur vehement mit dem Kopf.

„Nein, nein.. Mein Papa hat mir immer gesagt, dass es keine Elben gibt. Aber zum Frühlingsfest, hat er mir auch solche Ohren gebastelt. Weißt du, da verkleidet man sich nämlich immer." Sie grinste Legolas glücklich an und merkte gar nicht, wie Alés unsicher zu den beiden rüberschaute.

„Sina, Paps hat uns das erzählt als wir ganz klein waren. Und du weißt seit mindestens 10 Jahren, dass es Elben gibt.." Sie drehte sich wieder zu ihrem Bruder um und flüsterte ganz erstaunt ‚wirklich???', worauf Alés nur noch deprimiert nicken konnte.

Freudig drehte sie sich wieder zu Legolas um und zupfte ihm noch mal an den Ohren. „Deshalb kann man sie auch nicht abmachen.." Legolas verdrehte die Augen. Und bevor sie erneut nach seinen Ohren greifen konnte, schnappte er sich Siané und hob sie hoch.

„Entschuldigt uns.. Ich denke, hier muss jemand ausnüchtern.." Gimli nickte bestätigend aber immer noch grinsend und blickte den beiden hinterher, als sie den Saal verließen.

„Maeglin.. Komm mal mit mir mit." Das blonde Mädchen ließ sich mehr oder weniger freiwillig von Mat davonziehen. So hatte man also nur noch das Problem, die beiden Elben in ihre Gemächer zu schaffen. Komischerweise zog ein Machtwort von Elrond dieses Mal etwas mehr und ließ die beiden ehrfürchtig aufspringen und aus dem Speisesaal laufen.

„Kann mir jemand sagen, was hier gerade passiert ist?" Alés blickte in die Runde, bekam aber selbst von Elrond und Gandalf nur ein Schulterzucken zu sehen..

---------*°*---------

Es war eigenartig. Die Gänge flimmerten vor ihren Augen und irgendwie hatte sie das Gefühl, die aufwendigen Schnitzereien würden zum Leben erwachen. Aufgewühlt ließ Maeglin sich von Mat zu ihrem Zimmer ziehen. Irgendwie war sie erleichtert, dass er sie brachte. In ihrem Kopf schwamm es, außerdem hatte sie seit kurzer Zeit ein starkes Schwindelgefühl, dass ihre Fröhlichkeit abgelöst hatte.

Mat hatte seinen Blick starr geradeaus gerichtet. Er konnte sie nicht ansehen. Dafür meldete sich sein Gewissen gerade auf zu üppige Weise. Eigentlich konnte er ja von Glück reden, dass ihr Körper den Keks besser aufgenommen hatte, als die der anderen. Oder sie hatte zufällig einen erwischt, auf den er weniger von der Glasur gestrichen hatte. Wie auch immer, sie war trotzdem ganz schön angeschlagen. Und das tat ihm im nachhinein ungemein leid. Andererseits: Eine Idee für den nächsten Morgen, hatte er trotzdem noch.

Maeglin war froh, als sie ihr Zimmer erreicht hatten. Vorsichtig setzte sie sich auf ihr Bett und sah gerade noch, wie Mat in ihrem Badezimmer verschwand. ‚Ohhhh.. Mein armer Kopf.. Alles dreht sich..'

Als Mat wieder in ihr Schlafzimmer trat, saß sie immer noch auf der Kante des Bettes und schlug sich, mit nicht allzu starker Kraft, mit der flachen Hand gegen die Stirn. Erschrocken ließ er den kalten Lappen fallen, den er eben aus dem Bad geholt hatte und schnappte sich ihre Hände. Aufgewühlt sah sie ihn an. Ihr war gar nicht mehr nach Lachen zu Mute. Eher hatte sie das Gefühl, ihr Magen würde jeden Moment rebellieren.

„Komm, am besten du legst dich schlafen." Flink zog er sie in den Stand und führte sie zu ihrem Spiegel. Als er ihr den Rücken zudrehte, hörte er, wie sie langsam begann ihr Kleid zu öffnen. Der Stoff raschelte leise und seine sensiblen Ohren nahmen jeden Knoten wahr, den sie gelöst hatte.

Es dauerte einen Moment und er trat nervös von einem Fuß auf den anderen. ‚Wieso dauert das denn so lange?' Etwas geniert linste er über seine Schulter, um Maeglin in einer etwas eigenartigen Position wieder zu finden. Sie versuchte verkrampft, das Bändchenchaos zu lösen, dass sie auf dem Rücken angerichtet hatte und reichte daher völlig verkrampft mit ihren Armen auf ihren Rücken.

„Steh da nicht so rum, hilf mir gefälligst." Ihre Stimme klang noch immer etwas angesäuselt und so versuchte Mat, mit zittrigen Fingern, das Wirrwarr zu lösen. Einen langen Augenblick später, schloss er aber hektisch die Augen. Wäre Maeglin im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte, so hätte sie ihr Kleid an den Schulter wohl festgehalten. Aber so glitt es einfach zu Boden.

Etwas unbeholfen kletterte sie in ihr Bett und zog sich ihr Nachthemd über den Kopf. Erleichtert setzte Mat sich auf die Bettkante neben sie und legte ihr das kühle Tuch auf die Stirn. Genüsslich schloss sie die Augen.

Lächelnd stand Mat auf, wurde aber von ihr zurückgehalten. „Bleibst du bei mir?" Innerlich grinste er in sich hinein. Es lief genauso, wie er es am Morgen geplant hatte. Auch, wenn er eigentlich ein schlechtes Gewissen wegen den Keksen hatte, so würde er sich den Spaß ihres Aufwachens nicht entgehen lassen.

Ausdruckslos legte er sich neben sie, entfernte aber vorher einige Dinge seiner Kleidung. Maeglin driftete schnell in ihre Traumwelt über und auch Mat schlief bald darauf ein.

---------*°*---------

„Wo bringst.. bringst du mich hin?" Siané nuschelte immer noch und Legolas fragte sich weiterhin, warum sie keine Alkoholfahne hatte. Betrunken war sie auf jeden Fall, aber nicht auf die übliche Weise. Er schüttelte innerlich den Kopf. DAS war wirklich das Letzte, worüber er sich nun Sorgen machen sollte.

„In dein Zimmer.." Siané hielt sich an seinen Schultern fest und hatte somit einen freien Blick auf seine Ohren, die sie immer noch unglaublich faszinierten. Behutsam fuhr sie mit dem Finger die Konturen seiner Ohrmuschel nach und merkte gar nicht, wie er erschauderte. Er musste zugeben, im Speisesaal waren ihre Berührungen schmerzhaft gewesen. Aber nun liefen Schauer seine Wirbelsäule entlang. Er beeilte sich, sie in ihr Zimmer zu tragen und setzte sie behutsam neben ihrer Badewanne ab. Er wollte gerade etwas kaltes Wasser für sie besorgen, als sie auf die Fensterbank kletterte, sich dort hinsetzte und viel zu weit, für seinen Geschmack, hinauslehnte.

Geistesgegenwärtig umfasste er ihre Taille und zog sie ein wenig zurück. Sie sah ihn mit großen Augen an, machte aber keine Anstalten, sich wieder hinauszulehnen.

„Siané, was hast du bloß heute Nachmittag gemacht?" Sie sah ihn überrascht an.

„Nichts." Legolas seufzte. Nach ‚nichts' sah es hier nicht aus. Immerhin benahm sie sich wie eine angetrunkene Sterbliche. Andererseits waren die beiden Elben auch nicht viel besser gewesen.

Er wollte sich gerade wieder auf dem Weg nach Wasser machen, als er in der Bewegung erstarrte. Sie hatte leicht seine Hand berührt und umfasste sie nun mit ihrer. Langsam drehte er sich wieder zu ihr und sah sie eindringlich an.

„Legolas?" Sie streichelte mit ihrem Daumen über seinen Handrücken und hielt ihren Blick gesenkt.

„Hmm?"

„Was bedeute ich dir?" Sie sah ihm nun wieder in die Augen und hielt seinem Blick stand.

„Darüber können wir morgen reden. Heute bist du nicht du selbst." Zu seiner Verwunderung schien sie gerade einen klaren Moment zu haben. Sie hielt seine Hand fest in ihrer und sah ihn prüfend an.

„Bedeute ich dir etwas?" Legolas seufzte. Eigentlich sollte sie das wissen.

„Natürlich." Zärtlich strich er mit seinen Fingern über ihre Wange. Sie schloss genüsslich die Augen und lehnte ihr Gesicht ein wenig in seine Berührung.

„Das erklärt einiges." Legolas sah sie fragend an und hielt in seiner Berührung inne.

„Ich kann dir nicht ganz folgen. Was würde es erklären?" Sie lächelte und beugte sich ein wenig zu ihm herüber.

„Das würde erklären, warum ich das schon die ganze Zeit tun möchte.." Er seufzte leise, als sie sanft ihre Lippen auf seine legte und zärtlich ihre Arme in seinen Nacken schlang. Vorsichtig versuchte sie seine Lippen mit ihrer Zunge zu öffnen. Legolas gewährte es ihr, wusste aber, dass er sich eigentlich nicht auf so was einlassen durfte. Aber die Berührung war so wundervoll. Was hätte er denn tun sollen?

Leidenschaftlich erwiderte er ihren Kuss und ließ seine Hände über ihren Rücken gleiten. Sie saß vor ihm auf der breiten Fensterbank und erst jetzt bemerkte er, dass sie ihre Schenkel ein wenig geöffnet hatte. Er hatte sich dazwischen platziert, um ihr näher zu sein. Seine Hände glitten zitternd über ihren Hüften und blieben in ihrer Taille liegen. Sie raubte ihm den Atem. Und bevor er wusste, was da eigentlich geschah, liebkoste sie mit der Zunge seine Ohrmuschel. Er musste das beenden, dass wusste er. Aber die wohligen Schauer, die sich in seinem Körper ausbreiteten, ließen ihn auf der Stelle verharren. Zärtlich küsste er eine Spur über ihren Hals, hinab bis zu ihrem Schlüsselbein. Sie seufzte auf, als er leicht an dem süßen Fleisch saugte und langsam die Knöpfe ihres Kleides öffnete. Sie lehnte sich in seiner Umarmung zurück und ließ seine Hände ihre Oberschenken herabgleiten. Hitzig berührte er die Oberseiten ihrer Schenkel und erwachte endlich aus seiner Ekstase, als er das Höschen unter ihrem Rock berührte.

Erschrocken sah er zu ihr auf. Sie atmete schwer und sah ihn erwartungsvoll an. Er schüttelte den Kopf und ließ von ihr ab. „Nein, nicht jetzt und nicht so." Siané blinzelte überrascht und offensichtlich enttäuscht. Zärtlich beugte sie sich wieder vor, wollte ihn erneut berühren. Doch er nahm ihre Handgelenke in einen festen Griff und zog sie in den Stand VOR der Fensterbank.

„Siané, nicht so. Du weißt nicht, was du tust. Ich möchte mir nichts von dir, an einem SOLCHEN Ort nehmen. So sehr ich dich auch will." Sie schob beleidigt einen Schmollmund. Er wusste, er hatte das Richtige getan. Die normale Siané hätte es gar nicht soweit kommen lassen.

Ihm schossen Tausende Gedanken durch den Kopf. Was konnte er denn nun tun? Sie musste aus ihrem Rausch heraus. Eiskaltes Wasser half bei solchen Vorhaben ungemein gut. Und auch er konnte eine kalte Dusche gebrauchen.

Entschlossen schnappte er sich ihre Hand und führte sie aus ihrem Zimmer heraus. Sie folgte ihm, ohne zu meckern, was er dankbar betrachtete. Er kannte seinen Weg. Bruchtal war eine zeitlang wie ein zweites zu hause gewesen. Er hatte es oft besucht und hier eine Menge Freunde gefunden. Außerdem wusste er, dass es einen kleinen See im Garten gab, der von einem der vielen Bäche gespeist wurde und mit eisigem Wasser gefüllt war.

Ihr Weg war nicht sehr lang und Siané sah sich überrascht um, als sie das klare Wasser vor sich sah, auf dem sich funkelnd die Sterne des Nachthimmels spiegelten. Entzückt ging sie einen Schritt darauf zu, blieb aber verwundert stehen, als Legolas davor niederkniete und sich das kalte Wasser ins Gesicht rieb.

„Was tust du da?" Er sah zu ihr auf und hielt ihr eine Hand entgegen. Unwissend und vollkommen vertrauensselig reichte sie ihm ihre. Sie schrie erschrocken auf, als er sie etwas unsanft herunterzog, seine Hand in ihren Nacken legte und ihren Kopf unter Wasser hielt. 1,2,3 Sekunden und er zog sie wieder hoch. Sie japste hörbar nach Luft und wurde einen Moment später wieder nach unten gedrückt. Legolas entschuldigte sich in Gedanken immer wieder, aber es musste sein. Er wusste, dass eine solche Dusche Wunder wirkte.

Siané war das allerdings ganz anderer Meinung. Sie bettelte zwischen dem Luftholen immer wieder, er solle endlich damit aufhören. Doch er drückte sie immer wieder unter die Wasseroberfläche. Nach einer, ihr endlos scheinenden Zeit, zog er sie weiter vom Wasser weg und setzte sie neben sich ins Gras. Ihre Haare lagen nass auf ihrem Rücken, ihr kleiner Körper zitterte vor Kälte, aber ihre Augen waren wieder von einem klaren Grün.

„Siané?" Sie sah auf und funkelte ihn böse an. Ohne ein Wort zu sagen, stand sie auf und ging den Weg ins Gebäude zurück. Legolas lief hinter ihr her, konnte er doch nicht erkennen, ob sie wieder einigermaßen ansprechbar war.

„Sei mir nicht böse.." Sie blieb stehen und wirbelte herum. Böse sah sie ihn an und tippte mit dem Finger auf seine Brust.

„Blöder Elb.." Er grinste, als sie sich wieder zum Weitergehen umwand. Ja, es ging ihr wieder etwas besser. Trotzdem wollte er sie nicht ganz alleine lassen. Er folgte ihr unauffällig durch die Gänge, bis sie in ihrem Zimmer verschwand. Lächelnd begab er sich einen Moment später auch in sein Gemach. Morgen würde es ihr sicher nicht so gut gehen...

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Es war ein unbarmherziger Morgen. Siané öffnete gequält die Augen und zog sich sofort die Decke weit über das Gesicht. ‚Mein Kopf.. Ich hab das Gefühl, mich hat ein Eselkarren erwischt..' Verstört versuchte sie sich an den gestrigen Tag zu erinnern. Aber zu ihrem Bedauern, fehlte ihr ab dieser Elbin ihre Erinnerung. ‚Oh, ich möchte gar nicht wissen, was da alles passiert ist..'

Sie stöhnte genervt auf, als ihre Tür laut und schwungvoll aufgerissen wurde und ihr ‚Einen wunderschönen Guten Morgen!!!!!' entgegengebrüllt wurde. Sauer schlug sie die Bettdecke zurück und versuchte Gimli mit ihren Blicken aufzuspießen. Leider blieb er lebendig auf der Stelle stehen. So entschied sie sich, ihm einfach etwas entgegen zu fauchen.

„Was soll an diesem Morgen bitte gut sein, hä???? Raus! Aber sofort.. Und wehe es wagt noch mal jemand, mein Zimmer in der Lautstärke zu betreten.. IST DAS ANGEKOMMEN???" Gimli kicherte leise, als er das keifende Mädchen sah und schob sich vorsichtig wieder aus der Tür heraus. Legolas, der gerade mit einem Silberbecher in der Hand zu ihr wollte, flüsterte er schnell noch ein ‚Sei vorsichtig' zu und verließ lachend den Raum.

Siané hatte sich schon wieder unter der Decke verkrochen, als sie das, dieses Mal leise, Klacken der schließenden Tür vernahm. Sie hatte sich wieder etwas beruhigt, aber wenn dieser Besucher nur ein lautes Geräusch von sich gäbe, würde sie ihn höchstpersönlich vom Balkon werfen. Zumindest würde sie es versuchen, aber ihr Zustand war relativ erbärmlich.

Legolas hatte sich glücklicherweise dazu entschlossen nichts zu ihr zu sagen und setzte sich still neben sie. Vorsichtig lupfte er die Decke und erhaschte ihren verkaterten Blick. Sie kniff die Augen zusammen, als das Licht unter ihre Decke fiel und Legolas blickte sie grinsend an.

„Hier, trink das." Seine Stimme war ganz leise, wofür sie äußerst dankbar war. Schwerfällig setzte sie sich auf und nahm mit zittrigen Fingern den Becher entgegen. Der silberne Becher war kühl auf ihren Lippen, doch die Flüssigkeit war mehr als nur eklig. Als der erste Schub ihre Zunge passieren wollte, kniff sie angewidert die Augen zusammen und spuckte die Flüssigkeit in hohem Bogen wieder aus.

„Was, in drei Teufels Namen, ist das?" Sie sah Legolas erschüttert an und dieser konnte sich nur schwer das Lachen verkneifen.

„Das, meine kleine, ist etwas, dass dir helfen wird. Also, runter damit." Er sah sie auffordernd an. Siané seufzte laut auf, legte den Becher aber wieder an die Lippen. Mit einem Zug und geschlossenen Augen, würgte sie die Flüssigkeit herunter. Legolas legte ihr anerkennend eine Hand auf die Schulter. Der Trank war wirklich ekelhaft. Aber er tat seine Wirkung...

„Kommst du mit zum Frühstück? Die anderen sind schon im Speisesaal." Siané nickte und setzte ihre nackten Füße auf den kalten Boden. Etwas unbeholfen tapste sie ins Bad, wusch sich und schlüpfte in ihr weißes Kleid. Einen Moment später, war sie mit Legolas auf dem Weg zum Essen.

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Verwirrt öffnete Maeglin die Augen. Wo war sie nur? Ihr Kopf schmerzte und irgendetwas engte ihre Atmung ein. Schwerfällig drehte sie sich auf die Seite und blickte erschrocken in das schlafende Gesicht von Mat. Sie schloss verkrampft die Augen. ‚Nein.. Bitte.. Lass das nicht wahr sein..' Doch als sie die Augen wieder öffnete, lag Mat immer noch vor ihr, seinen Arm besitzergreifend um ihren Körper geschlungen und trug offensichtlich nur noch eine leichte Leinenhose.

„Was tust du denn hier?" Mat öffnete erschrocken die Augen, als er Maeglins schrille Stimme vernahm. Ein Ruck ging durch seinen Körper und er fand sich einen Moment später auf dem Boden neben dem Bett wieder. Er guckte erstaunt an die Decke, setzte aber sein altbewährtes Grinsen auf, als Maeglin aus dem Bett auf ihn herunter blickte.

„Ich muss zugeben, ich habe mit einer liebevolleren Begrüßung nach der Nacht gerechnet." Ihre Augen wurden groß. Mat musste sich auf die Lippen beißen, um nicht laut loszulachen. Erschrocken setzte sie sich in ihrem Bett auf und forschte in ihren Gedanken nach der vergangenen Nacht. Aber sie konnte nichts finden. Nur der Nachmittag war ihr noch ein wenig im Gedächtnis.

‚Ich habe nicht mit ihm geschlafen.. Nein, auf keinen Fall..' Sie legte sich eine Hand auf den Mund, als sie spürte, wie sie anfing zu schluchzen. Sie hatte zwar ein wenig Erfahrung mit Männern. Aber nicht so. Nicht so weitreichend. SO konnte doch nicht ihr erstes Mal verlaufen sein.. Ein weiteres Mal schluchzte sie auf.

„Maeglin bitte.. Nicht weinen. Das war doch nicht ernst gemeint." Mat legte vorsichtig einen Arm um ihre Schulter und sah sie eindringlich an.

„Das war gelogen???" Sie sah ihn empört an.

„Ja, tut mir leid. Ich wollte dich ein wenig erschrecken." Ihr Mund stand nun offen. Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein??

„Du wolltest--" Doch er stoppte sie, indem er ihr einen Finger auf die Lippen legte.

„Sag nichts. Ich muss dir noch etwas erzählen. Es tut mir wirklich leid und ich habe deswegen auch ein schlechtes Gewissen. Aber, nachdem du mich so ignoriert hast, wollte ich mich ein wenig an dir rächen. Ich habe Hazia in die Keksglasur gemischt, die ihr gegessen habt." Maeglin riss überrascht die Augen auf.

„DU hast WAS???" Mat sprang sofort vom Bett auf, als er ihren Blick aufschnappte. „Also jetzt nur mal zum Verständnis: Du hast uns Kekse gegeben, die präpariert waren und uns in einen, wahrscheinlich peinlichen, Rauschzustand versetzt, nur weil dein elender Stolz angekratzt war? Wie kindisch bist du eigentlich? Oh, sieh bloß zu, dass du hier raus kommst, bevor ich dir die Augen auskratze." Maeglin stand nun einen Schritt von ihm entfernt. Sein Verstand raste. Was war nun besser? Eine Furie vor sich oder sein Heil in der Flucht suchen? Er entschied sich für letzteres und war einen Wimpernschlag später aus ihrem Zimmer verschwunden.


Maeglin blieb allein in ihrem Gemach stehen. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt. ‚Das werde ich erst mal Siané berichten.. Ich will gar nicht wissen, was wir zusammen alles angestellt haben..' Peinlich berührt, legte sie eine Hand auf ihre Stirn. Kopfschmerzen hatte sie noch immer, aber die Wut in ihrem Bauch übertünchte alles. Schnell zog sie sich an und stürmte die Gänge Richtung Speisesaal entlang.

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Siané hatte ihren Kopf in ihre Hände gestützt. Sie konnte den Anblick ihres Frühstücks nicht ertragen. In ihrem Magen hatte sie so ein flaues Gefühl. Außerdem fühlte sich ihr Kopf immer noch so schwer an. Der Trank hatte noch nicht gewirkt. ‚Oder er wirkt gar nicht erst.'

„Seid wann sagt ihr mir nicht mehr die Wahrheit?" Elrond sah verzweifelt zwischen seinen Söhnen hin und her, die vehement bei ihrer Geschichte ‚Wir haben keinen Tropfen Alkohol getrunken' blieben. Dabei wusste man doch, dass Elben viel trinken mussten, um angesäuselt zu sein und noch mehr, um einen solchen Kater zu bekommen, wie die beiden ihn hatten. Seufzend setzte sich Elrond wieder. So bekam er die Wahrheit nie heraus.

Siané zuckte zusammen, als die Tür zum Saal aufgerissen wurde und Maeglin geräuschvoll eintrat. Elladan und Elrohir legten sich stöhnend die Hände über die Ohren, während Siané vorwurfsvoll zu ihrer Freundin blickte.

„Wie kann es dir denn so gut gehen?" Maeglin stand neben ihr und zog sie aus dem Stuhl. Angeschlagen stolperte Siané hinter ihr her.

„Was ist denn passiert?" Sie waren außer Hörweite, zwischen den Säulen des Saales und doch beugte Maeglin sich zu ihrem Ohr.

„Mat hat uns Hazia in die Kekse gegeben. Deshalb haben wir uns so daneben benommen." Siané blinzelte verwirrt.

„Weißt du etwas von dem, was wir getan haben?" Sie selbst wusste ungefähr, was beim Essen passiert war. Die Hobbits hatten sich schon eine geraume Zeit darüber ausgelassen.

„Ich kann mich an ein paar Bruchstücke erinnern. Aber was machen wir nun? Mat wollte sich an mir rächen, weil ich seinen Stolz ein wenig angekratzt habe.." Sianés Blick verdunkelte sich. Sie hatte sich wegen einem überreagierenden Kerl so aufgeführt?

„Den bring ich eigenhändig um." Ihr Gesicht war ernst und Maeglin fasste es auch nicht als Witz auf.

„Ich bin ganz deiner Meinung. Wie gehen wir vor?" Die Mädchen grinsten böse, als sie aus dem Schatten der Säulen hervortraten.

„Wir ertränken ihn im Brunnen?" Legolas sah erschrocken auf, als er Sianés Worte vernahm. Und auch die anderen interessierten sich auf einmal nicht mehr für ihr Essen oder ihre Kopfschmerzen.

„Vorschlag angenommen. Suchen wir ihn am besten.." Siané nickte ihr zu. Zusammen setzten sie sich in Bewegung. Die Frühstückenden schauten ihnen verdattert nach. Die beiden gingen im Gleichschritt und ernster Miene nach draußen. Sie sahen sauer aus und flößten einigen von der Anwesenden ordentlich Respekt ein.

„Wen auch immer sie suchen, ich würde mich lieber vor ihnen verstecken." Die anderen nickten zustimmend, als sie Legolas' Einwurf vernahmen. Die beiden sahen aus, als wollten sie jemanden umbringen.

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Es tut mir ganz schrecklich leid, dass ich so lange gebraucht habe. Als Entschuldigung, ist Teil 22 um 4 Word Seiten länger geworden, als das letzte Kapitel. Verzeiht ihr mir? °bettel° Ich hatte zwar genügend Ideen, konnte sie aber irgendwie nicht formulieren. Ich hoffe natürlich, dass ihr diesen Teil lustig fandet. Das war irgendwie am schwierigsten für mich. Ich habe viele Szenen ein paar Mal umgeschrieben. Wahrscheinlich, weil ich mich selbst nicht lustig finde. Daher weiß ich auch nicht, was ich hiervon halten soll.

Sagt ihr es mir doch bitte. °Hundeblick aufsetz°

Ach ja.. Die Ausnüchterungsmethode von Legolas wurde an mir mal ausprobiert. Daher hatte ich die Idee. Ich finde sie auch nicht übertrieben. Denn ihr müsst wissen: Das eisige Wasser und der Schock wirken Wunder. Das gibt man meist erst am nächsten Tag zu, aber was soll's. :D

Den nächsten Teil wird es wohl noch vor meinem Urlaub geben.^^ Danach wandere ich für drei Wochen aus, denn eure lang erwartete Szene wird VIELLEICHT kommen. Ich muss mal sehen, ob mir nicht noch eine Idee dazwischen kommt. Außerdem muss Mat ja noch bestraft werden. °lol°

Ich würde mich echt freuen, wenn ihr mir wieder Reviews und Kommis schreibt.

Hab euch alle lieb! Eure Tig

So, und nun noch zu euren lieben Meinungen vom letzten Mal °knuddel°

@ Shelley: hehe.. Du hast mich durchschaut. Den Namen Gilbert hab ich aus einer alten Animeserie gemopst.^^ Zwar ist er da auch Ritter und so. Aber mein Gilbert hat eben nur seinen Namen. Die werden nicht viel gemeinsam haben. :o)

@ Kimberly: Nun, weniger Rechtschreibfehler werden weniger.. Ja, das find ich ja immer gut. Ich versuche sie gering zu halten. Das ist aber manchmal gar nicht so leicht. Beim x-ten Mal lesen, übersieht man sie einfach. =/

@ BlackPearl: Oh je.. Haldir der Intrigant.^^ So wollte ich ihn eigentlich nicht darstellen. :o) Vielleicht sollte ich da noch dran arbeiten. Na ja, nächstes Mal mehr von ihm.^_^

Ach ja.. Das mit den Cliffhangern mach ich echt nicht mit Absicht. :o) Aber irgendwann muss man halt aufhören, sonst kommt ein Update ja nie. °g° Hoffe du verzeihst mir, wenn dieser Schluss in deinen Augen auch fies ist. °knuddel°

@ Asahi: Hmm.. die Weasley Zwillinge. Nun, das die beiden Spaßvögel sind, hab ich noch gerade so in Erinnerung. Ist schon etwas her, dass ich Harry Potter gelesen hab.^^ Aber dass meine Elbenzwillinge Ähnlichkeit mit den Harry Potter Zwillingen in FFs  haben, war nicht beabsichtigt. Bzw. dass sich das Mädel mal wieder mit den Spaßvögeln versteht. :o) Ich dachte mir, dass diese Art besser rüberkommen würde. Verstände sie sich nicht mit ihnen, würde wie vielleicht total arrogant rüberkommen. Na ja, so hab ich mir das zumindest gedacht. :D °knuddel°

@ Nenime: Jaaaaa.. Geschenke an meinem B'day. °freu° Hab meist nur Geld bekommen. Aber unter anderem auch nen GBA SP. Oh je. Jetzt hab ich mich geoutet. Ich bin süchtig nach diesen Spielen. Final Fantasy mitsamt Playstation ist bei mir, wie bei anderen die Zigaretten. Und von so nem Handheld war ich schon von klein auf begeistert. :D

@ Bulmablume: Jaja, nenn mich ruhig beim Vornamen. °g° Und das, obwohl ich im Netz meinen Spitznamen bevorzuge. °lol° Egal. Solange mich niemand Tigibutz nennt. °zu Littlechen schiel° Schön, dass man dich mal wieder auf ff.net sieht. Würd mich aber auch freuen, mit dir mal wieder im ICQ zu quatschen.^^

@ Tanlaith: Also, Laurelin wird nicht die übliche Ex Tussi sein. Das verrat ich schon. Mehr nicht.^^

Na ja, Legolas kam ja nicht zu kurz, oder? Und das, obwohl Siané so viel mit Maeglin zu besprechen hätte.^^ Hoffe du mochtest diesen Teil wieder. °knuddel°

@ Meldis: Wow, was für ein Hammerreview. °freu° Bzw. Du hast mir ja drei geschrieben. °knuddel° Ich hab nun 207 Reviews. °rumhüpf° Zumindest steht das so in meinen Stats. Danke, dass du da auch so viele zu beigetragen hast. Besonders eben, beim letzten Mal. :D

Ach ja.. Auf Gilbert darfst du gespannt sein. Der wird noch wichtig. ;)

@ Lady Whight: Eine Ablenkung für Alés? Hmm.. Vielleicht. °g° Da sag ich nichts. Aber ich weiß schon, was ich mit ihm mache. Gut oder schlecht müsst ihr dann entscheiden.^^

@ Sina: Na, wir haben uns ja schon im ICQ unterhalten.^^ Endlich bin ich fertig. Hast ja mitbekommen, wie viele Probleme ich dabei hatte. Aber nun kannst du deinen Lesemarathon ja fortsetzen. Immerhin hast du die ersten Teile ja in einem Rutsch gelesen. :o)

@ Andrea: Jemand, der Herr der Ringe nicht mag, aber meine FF schon. Versteh ich gar nicht. °g° Aber ich freu mich natürlich darüber. °knuddel°

@ Lil-chan: Hmpf.. Ich wollte Die Zwillinge eigentlich nicht wie Fred und George darstellen. Hoffentlich war es nicht zu arg. Allerdings sind die Ähnlichkeiten nicht beabsichtigt.

@ hana-chan: Nein, eigentlich hat Haldir nichts gegen Legolas. Aber ich hab ihn so dargestellt, weil er dem Düsterwaldprinzen im Herrn der Ringe auch nicht um den Hals gefallen ist, als sie sich in Lorien getroffen haben. °g° Da fand ich es so besser, als wenn sie plötzlich dicke Freunde wären.^^

@ Miss_Sixty: Stimmt.. Bald wird es bei Legolas und Siané ernst. :D °zwinker° Aber wie du gesehen hast, waren nur zwei Elben ein wenig angeschlagen. :o) hehe.. Hab mir gedacht, dass das ausreichend ist.^^

@ Vanillaspirit: Nun, dass es die gefallen hat, weil Gilbert mal wieder erwähnt wurde, freut mich.^^ Allerdings hab ich ihn dieses Mal ja wieder weggelassen. °schäm° Wird aber wieder kommen. Versprochen. ^_^

@ ADD02: Hey, du warst ziemlich nah dran. Ich mein, Gimli mischt zwar niemanden Drogen rein, aber immerhin war das Reinmischen richtig. Nur, dass Mat der Übeltäter war. °g°

@ Bluelight: Hast du den Link in den Kommis vom 18ten Teil gefunden? Hoffe ich doch sehr.^^

@ Dragonbunny: Ach, es werden sicher noch viele Kapitel kommen. Weiß aber ehrlich gesagt nicht, wie viele genau.^^

Und dann noch mal vielen lieben Dank an: feanen, leve-chan, Laith, Bluefire16, lucky_Ann, Himmelslied, Atap, Escalina, Estel, Mira-chan, Ly und Aja, Crestoe, Sumomo, Daga (°freu° Neue Leserin/Kommischreiberin :o)), Cherry15, Kazuji, Shana, Chanell1234 (auch neu, oder? °knuddel°) und HexenLady..


Falls ich irgendwelche Fragen übersehen haben sollte: Sagt es noch mal. Es war dann keine Absicht. Eigentlich will ich auf alles eingehen. °knuddel°

Bis bald, Tig