Herz zu erobern
Never look back
A/N: Sooo.. Erst mal ein großes Dankeschön an alle, die meinen Postkasten während meines Urlaubs zum überquellen gebracht haben. °knuddel° Außerdem ‚danke' an alle, die mir Reviews und Kommis geschrieben haben. Ich bin fast erschlagen worden, so viel war es. Aber es freut mich riesig.^^
Ich bin schon etwas länger aus dem Urlaub wieder zurück. Eigentlich schon 2 Wochen. Sorry! Aber ich konnte die beiden Chaps nicht eher fertig bekommen. Interessiert sich jemand für den Urlaub? Guckt mal hier: http // tigraine . piranho . com / Fotos / Urlaub . htm (Ihr müsst die Leerzeichen weg machen.. Irgendwie kann man keine URL einfügen. =/ Da ist mein einer Text ganz komisch durch geworden..) ;)
Ansonsten.. Am Ende hab ich euch wieder ne Menge geschrieben. Bis dahin genießt den neuen Teil. °euch alle in den Arm nehm° Habt ihr mich wenigstens vermisst? °g°
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Herz zu erobern
Never look back
Auf leisen Sohlen verließ eine kleine, noch etwas verschlafene Gestalt die Küche des wunderschönen Hauses Elronds in Bruchtal. In ihren kleinen Händen hielt sie ein Tablett mit zwei Tassen aus denen der Dampf einer heißen Flüssigkeit stieg. Außerdem schien auf einem mit Blumen verzierten Teller ein wenig übereinandergelegtes, süßlich riechendes Brot zu liegen.
Lautlos versuchte sie sich durch die wenigen Schatten des Flures zu bewegen und begab sich geschwind die Treppe hinauf. Erschrocken hüpfte sie zwischen zwei Säulen, als sie Schritte hörte. Ängstlich schloss sie die Augen. SO wollte sie auf keinen Fall gesehen werden.
Nachdenklich sah Siané an sich herunter. Sie hatte sich nur einen dünnen Morgenmantel über ihr Nachthemd gezogen, der nun auch noch, Unvorteilhafterweise von ihrer rechten Schulter herunter rutschte. Ihre Haare hatte sie in einem lockeren Zopf gebunden. Sie waren noch ein wenig verstrubbelt gewesen, als sie ihr Gemach verlassen hatte. Und nun erkannte sie, dass man sie wirklich nicht in diesem Aufzug sehen sollte. Warum hatte sie sich eigentlich aus der Tür heraus begeben?
Sie dachte daran, wie sie am Morgen neben Legolas erwacht war. Seine Augen waren geöffnet, doch diese schienen ins Nichts zu blicken. Einmal kurz war ihr der Gedanke gekommen, dass sie die Ereignisse der Nacht nur geträumt hatte. Und doch war da dieses unbekannte, leicht schmerzende Gefühl in ihrem Unterleib, dass ihr die Wahrheit bestätigte. Sie hatte mit ihm geschlafen.
Bereute sie es? Einen Augenblick dachte Siané darüber nach und lehnte sich an die kühle, helle Wand. Unbewusst schüttelte sie mit dem Kopf. Nein, sie bereute es nicht. Dafür war es viel zu schön gewesen. Sie lächelte leicht und spürte, wie ein Kichern sich in ihrer Kehle aufbaute. Sofort wurde sie wieder ernst. Sie würde nicht so werden, wie die kindischen Gänse im Schloss, die nach ihrem ersten Mal freudig zu all ihren Freundinnen rannten.
Mucksmäuschenstill lauschte sie den Schritten, die inzwischen schon fast bei ihr angekommen waren. Zu ihrem Entsetzen, gehörten diese zu ihrer besten Freundin, die erwartungsgemäß ganz in der Nähe ihrer Säulen stehen blieb und sich schnuppernd in alle Richtungen drehte.
Sianés Magen krampfte sich zusammen. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Sie schloss hoffend die Augen, doch diese Hoffnung wurde zerschlagen, als sie Maeglins leise Stimme hörte, die fragend nach Siané rief.
Seufzend trat sie aus dem Schatten heraus, der sie zwischen den Säulen umgeben hatte und wartete auf die Reaktion ihrer besten Freundin, die auch prompt kam. „Nun, eben wollte ich dich noch fragen, warum du dich versteckt hast. Den Grund sehe ich allerdings schon." Maeglin grinste breit, als Siané resignierend ihren Morgenmantel zurecht rückte.
„Ich wollte einfach niemanden sehen.." Peinlich berührt betrachtete Siané die hellen Bodenfliesen, um dann gleich wieder aufzublicken.. „He!!.." Maeglin zog ihre Hand schnell von dem Tablett ihrer Freundin zurück, als diese nach ihrer Hand schlug.
„Nichts gönnst du mir.." Mürrisch zog das blonde Mädchen eine Schnute und verschränkte die Arme vor sich.
„Das ist halt nicht für dich!" Vorsorglich brachte sie das Tablett außer Reichweite ihrer scheinbar hungrigen Freundin.
„Hmm.. Das könntest du aber mal für mich machen.. Immerhin liebe ich die Rezepte deines Vaters!" Klammheimlich kam Maeglin wieder näher, versuchte vorsichtig etwas von dem Teller zu stibitzen, um dann nur noch einen Klaps auf den Handrücken zu bekommen.
„Ich sag's dir noch mal: Das ist nicht für dich! Schlimm genug, dass du mich deswegen gefunden hast." Langsam schlich sich ein Lächeln auf Sianés Lippen.
„Ja, meine Nase betrügt mich halt nie. Aber weißt du.. Ich finde du musst mir von gestern Nacht--" Sie stockte, als sie jemanden den Gang herunter kommen hörte.
Siané schloss einen Moment genervt die Augen. Eigentlich konnte sie sich in diesem Aufzug doch gleich ganz Bruchtal präsentieren. Aber sie hatte ja auch selbst Schuld. Sie hätte einfach gemütlich im Bett liegen bleiben können, bis Legolas sich auch unter die Wachenden gesellte.
„Guten Morgen, ihr beiden." Mit einem Seufzer öffnete Siané die Augen wieder. Ausgerechnet Mat musste den Gang entlang kommen. Würde nur noch fehlen, dass er Elladan und Elrohir im Schlepptau hatte.
„Morgen, Mat.." Siané zwang sich zu einem Lächeln. Wenigstens war er allein.
„Haben wir gut geschlafen?" Siané nickte ihm nur zu, versuchte so wenig wie möglich ihre Miene zu verziehen, doch Maeglin wich seinem Blick errötend aus.
‚Was haben wir denn hier?' Siané grinste in sich hinein, als die beiden sich schweigend gegenüber standen und keinen Ton über die Lippen bekamen. ‚Ach ja.. Das wird sicher noch interessant.' Sie hätte sich freudig die Hände gerieben, wäre in diesen nicht schon ihr Tablett gewesen. Aber es war mehr als eine Genugtuung für sie, zu sehen, dass sie mit ihrer Vermutung recht gehabt hatte. Die beiden hatten etwas füreinander übrig.
„Nun, dann lass ich euch beide mal allein." Zu Maeglin hinüberzwinkernd, die auch gleich noch mehr Farbe im Gesicht bekam, wandte sich Siané ab. Dummerweise schob sich dadurch ihr Zopf, den sie über ihre Schulter gelegt hatte, von dieser herunter, fiel auf ihren Rücken und entblößte ihren Hals.
„Tz, tz, tz, tz.. Ich wusste ja, das gestern etwas zwischen dir und dem Elben war, aber das es soweit ging." Siané hätte beinahe das Tablett fallen gelassen, als sie die Stimme ihres Bruders neben sich vernahm. Sie zuckte regelrecht zusammen, als er mit dem Finger über die Flecken an ihrem Hals fuhr, die sie so sehr versucht hatte zu verbergen.
„Wo.. Wo kommst du denn jetzt her?" Siané beäugte vorsichtig Alés, der immer noch ihren Hals betrachtete.
„Ich wollte mich gerade zum Frühstück begeben, als ich euch hier gesehen hab. Und wie ich sehe hast du ein wenig von Paps wundervollen Leckereien gezaubert... .. .. Au!" Genauso wie Maeglin vorher, zog auch Alés seine Hand von dem Tablett weg und sah seine Schwester grimmig an.
„DAS IST NICHT FÜR EUCH!" Böse funkelte sie die Drei an, die unschuldig ihre Hände hoben. Selbst Mat, den das Frühstück in ihren Händen keinen Funken interessierte, schloss sich der abwehrenden Geste der anderen an.
„In Ordnung.. Dann eben nicht. Aber sag: Ging es sehr heiß her, gestern Nacht? Wenn ich von diesen Bissspuren ausgehe.." Alés pfiff amüsiert durch die Zähne und ließ Siané bis in die Haarspitzen erröten.
„Ich.. Ich werd dann mal gehen.." Geschwind machte sie auf dem Absatz kehrt und lief den Gang zu ihrem Zimmer hinunter. Von weitem hörte sie noch das Gelächter der beiden jungen Männer. Zu ihrer Verwunderung hatte Maeglin nicht mit eingestimmt. Ja, sie schien in der Tat mit etwas anderem beschäftigt gewesen zu sein..
‚Ich denke, ich muss noch ein Wörtchen mit ihr wechseln..' Doch schnell hatte sie ihren eigenen Gedanken wieder vergessen, denn sie stand wieder vor dem Bett, in dem Legolas noch friedlich schlief..
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Siané versuchte das kleine Frühstück so leise wie möglich auf dem Nachttischchen abzustellen. Legolas hatte sich noch nicht gerührt. Sein Blick hing immer noch an einem unbestimmten Punkt im Zimmer.
Langsam ließ sie sich auf dem breiten, weichen Bett nieder, schnürte den seidenen Morgenmantel auf und schmiss ihn unachtsam auf den Boden. Lächelnd krabbelte sie zu ihrem schlafenden Elben hinüber und legte sich neben ihn. ‚Eigenartig.. Ich dachte immer, Elben hätten einen leichten Schlaf..' Sie lächelte nur noch breiter, als sie sein Gesicht betrachtete, dass von der Morgensonne bestrahlt wurde. Er lag ganz ruhig vor ihr, sein Atem war entspannt und auf seinen Gesichtzügen schien ein zufriedener und glücklicher Ausdruck zu liegen.
‚Womit hab ich dich bloß verdient?' Verträumt fuhr sie mit dem Finger die Konturen seines Gesichtes nach. ‚Noch vor so kurzer Zeit bin ich geschäftig im Tesloner Schloss herumgelaufen und habe gekocht und geputzt. Und nun..' Sie seufzte leise, als sie ihn betrachtete. Seine Haut schien in der Sonne zu glitzern und zu strahlen.
Wie verzaubert glitt ihr Blick über seinen Körper. Das weiße Laken bedeckte ihn nur bis zur Hälfte, so dass sie jeden Zentimeter seines wohlgeformten Oberkörpers betrachten konnte. Schnell gab sie dem Drang nach, den sie bei seinem Anblick verspürte. Zärtlich strich sie über die Muskeln seiner Arme, fuhr über seine Schulter, seine Brust, hinunter zu seinem Bauch und merkte gar nicht, wie Legolas langsam in die wache Welt hinüberglitt.
Siané erschrak nicht, als sie von einem Arm umfasst und ganz nah an Legolas herangezogen wurde. Lächelnd sah sie in das gerade erwachte Antlitz ihres Elben.
„Ich dachte immer, Elben schlafen nicht fest.." Sie grinste schelmisch, als er sie mit einem undefinierbarem Gesichtsausdruck ansah.
„Das stimmt.. Wir haben einen ganz leichten Schlaf." Zärtlich fuhr er ihr durch die Haare.
„Dann hast du also mitbekommen, dass ich hinausgegangen bin?" Er blinzelte sie überrascht an. „Du hast wohl einen festeren Schlaf, als du annimmst." Verspielt drückte sie ihm einen Kuss auf die Lippen und setzte sich auf.
„Vielleicht hat mich irgendetwas in der letzten Nacht mehr angestrengt, so dass ich diesen Schlaf brauchte.." Lächelnd stützte er sich auf und beobachtete, wie Siané krampfhaft versuchte, seinen Kommentar zu ignorieren.
Sein Blick wurde ernst. Langsam nahm er ihre Hand in seine und wartete darauf, dass sie ihn wieder ansah. Er lächelte sie ein wenig an, als sich ihre Blicke trafen. „Komm doch mal her.." Seine Stimme war ganz leise. Nur ein Hauch, doch zu Sianés Überraschung breitete sich auf ihrer Haut eine angenehme Gänsehaut dadurch aus.
Einen Moment später und Siané fand sich auf seinem Schoß wieder. Der Kontakt ihrer Beine mit seiner Haut löste ein Kribbeln an der Stelle aus, wo sie sich berührten. Mit einem Geräusch, dass man nur als Missmut definieren konnte, löste er ihre Haare wieder aus ihrem Zopf und kämmte sie auseinander. Erst, als ihre roten Strähnen über ihre Schultern und den Rücken fielen, sah er zufrieden aus und zog sie näher an sich heran. Zärtlich umfasste er ihr Gesicht mit den Händen, liebkoste ihre Lippen, massierte ihre Zunge mit der seinen und fuhr mit seiner Hand unter sanftem Druck über ihren Rücken. Atemlos trennte sie sich von ihm und sah ihn mit geröteten Wangen an.
„Du scheinst dich schon wieder erholt zu haben.." Sie grinste leicht und blinzelte ihm zu.
„Ja, erholt bin ich in der Tat.." Und mit einem enttäuschten Gesichtsausdruck fügte er hinzu: „Aber du bist ja leider wieder vollständig bekleidet.." Sie streckte ihm spielerisch die Zunge heraus und ließ sich von seinem Schoß gleiten. Fragend blickte er ihr nach, als sie über das Bett kroch und nach dem Tablett auf dem Nachtischchen griff.
„Nun gut.. Auch wenn ich wieder angezogen bin.. So war ich doch immerhin schon unterwegs." Sie drehte sich zu ihm um und zeigte ihm mit erhobenem Finger, dass sie ihm damit etwas Gutes getan hatte. „Seid mir also dankbar, verehrter Prinz! Ohne mich müsstet ihr nun mit allen anderen speisen." Sie griente amüsiert, als sie das Frühstück stolz neben Legolas stellte.
Dieser stützte etwas frustriert das Gesicht in seine Hände. „Das hättest du wirklich nicht tun müssen. Außerdem ist es doch eher meine Aufgabe, dir das Frühstück ans Bett zu tragen."
Siané stemmte empört ihre Hände in die Hüften und sah ihn gespielt tadelnd an. „Mit Verlaub, euer Hoheit! Ihr seid hier der Prinz!! Nun lasst das nichtsnutzige Dienstmädchen doch tun, was sie am besten kann: Für euer Hoheit kochen." Sie fing an zu kichern, als das Legolas' melodiöse Lachen sie erreichte.
„In Ordnung, ich danke dir.." Er schüttelte lachend den Kopf. „Aber unter uns.." Er beugte sich ganz nah an ihr Ohr. „Nicht nur das Kochen scheinst du zu beherrschen.." Er lachte noch mehr, als Siané bis in den Haaransatz rot wurde.
„Legolas!!" Ihre Stimme klang schnippisch und irgendwie abgehackt. „Du bist einfach unmöglich..." Doch alles, was sie noch von ihm bekam, war ein noch viel breiteres Grinsen.
„Aber wenn es doch die Wahrheit ist?" Lachend zog er sie wieder zu sich und vergrub sein Gesicht in ihrem Nacken. Wohlig nahm er ihren Geruch in sich auf.. Sie roch aber auch zu gut. Nach Blumen und Kräutern.
Siané seufzte leise. „Elben sind scheinbar auch nur Männer.." Grinsend knuffte sie ihm mit dem Ellenbogen in die Rippen.
„Autsch." Gespielt verletzt entließ Legolas sie aus seiner Umarmung und begann neben Sianés Bett nach seiner Kleidung zu suchen.
„Du suchst doch nicht etwa die hier?" Belustigt schwenkte sie seine, aus hellem Leinen bestehende, Hose vor seinen Augen hin und her.
Legolas' Blick folgte diesen Bewegungen einen Moment lang, bis er hastig nach seiner Wäsche griff. Siané aber, die mit diesem Angriff mehr als gerechnet hatte, warf die Hose achtlos über ihre Schulter weg, bevor er sie erreichen konnte.
Auf Legolas' fragenden Blick, lachte sie nur schelmisch auf. „So gefällst du mir einfach besser." Mit Augen, in denen eindeutig der Schalk geschrieben stand, deutete sie auf seine Gestalt. Das weiße Laken bedeckte nun wirklich nur noch das Nötigste. Außerdem sah sie seine Haare das erste Mal ein wenig zerzaust. Auch, wenn sie immer noch weich und strahlend waren, so fielen sie doch nicht mehr perfekt über seine Schultern. ‚Wenn das nicht einmal ein göttlicher Anblick ist..' Ihr Lächeln wurde bei dem Gedanken noch breiter.
„Wenn das so ist.." Sie sah bei seinen Worten überrascht auf. Was meinte er denn nun? Doch bevor sie ihm diese Frage stellen konnte, hatte er das Laken entgültig beseitigt und kam zu ihr herüber. Erschrocken stellte Siané fest, dass sie sich in eine ganz schön dumme Situation gebracht hatte. Aber dafür war sie ja schon bekannt. Außerdem fühlte sie sich in seiner Gegenwart plötzlich nicht mehr so beengt. Sie spürte, dass sie sich auch ruhig einmal daneben benehmen konnte. So, wie sie es bei den Albernheiten mit Elladan und Elrohir getan hatte.
„Weißt du.." Sein Gesicht war nun wieder ganz nah an ihrem, während er mit den Händen am Saum ihres Nachthemdes herumnestelte. „Du gefällst mir auch noch viel besser, wenn.." Sianés Verstand raste. ‚Wenn? Wenn? Wenn, was???' Doch zu spät. Bevor sie groß reagierte, hatte Legolas ihr unlängst das Hemd über den Kopf gezogen. „Ja.. So ist es gut.." Er grinste sie unverfroren an, was Siané dazu veranlasste, sein Gesicht in die Hände zu nehmen und seinen Blick in ihre Augen zu richten.
„Legolas!!! Du bist doch sonst nicht so.." Mit gerötetem Gesicht und leichter Empörung in der Stimme, musterte sie ihn.
„Siané.. Du musst zugeben, dass du dich auch nicht benimmst, wie immer. Vor ein paar Tagen hättest du dir eher die Zunge abgebissen, als mir zu sagen, ich sähe ohne Gewänder besser aus.." Er hatte recht. Oh ja, das hatte er. Und das wusste sie auch. Woher kam also der plötzliche Sinneswandel? Sie hatte schon vorher daran gedacht, dass sie inzwischen ungezwungener mit ihm umgehen konnte. Lag das an ihrer gemeinsamen Nacht? Daran, dass sie nichts hatte, was er noch nicht von ihr kannte?
„Legolas.. Ja, du hast recht.. Aber woran das liegt, weiß ich nicht" Und mit errötendem Gesicht bemerkte sie, dass sie für eine Diskussion relativ wenig anhatte und er auch ein wenig abgelenkt schien. Räuspernd schlang sie ihre Arme um ihre Nackte Brust und holte Legolas damit aus seinen Gedanken zurück. Entschuldigend lächelnd sah er sie an, doch sie stand nur mit einem Geräusch auf, dass arg nach ‚tz' klang. Schnell zog sie ihr Hemd erneut über und warf Legolas seine Leinenhose zu. Einen Moment später saß sie wieder neben ihm, einen Becher in der Hand.
„Also, wo waren wir eben?" Sie sah ihn fragend an, doch sein stetiges Lächeln auf den Lippen, verriet ihr, dass er etwas anderes, als ein Gespräch im Sinn hatte.
„Nun.. Ich denke du konntest mir nicht erklären, warum du dich verändert hast. Aber um ehrlich zu sein, musst du mir das auch nicht erläutern. Ich bin froh, dass du in meiner Gegenwart nicht mehr so zurückhaltend bist.." Und somit sollte sein Redeschwall auch erst mal für die nächste Zeit enden, denn er nahm Siané die Tasse aus der Hand und hob sie wieder zu sich hinüber.
„Legolas.. Das wird alles kalt!" Er lächelte nur und zog ihr Gesicht näher zu seinem. Zärtlich berührte er ihre Lippen, fuhr flüchtig darüber und vergrub seine Hände in ihren Haaren. Siané spürte, wie sich die kleinen Härchen an ihrem Arm aufstellten. Ein ihr allzu bekannter, wohliger Schauer lief ihr über den Rücken und sie vergaß, dass sie sich eben noch Gedanken über ihr Frühstück gemacht hatte.
Langsam vertiefte er ihren Kuss, öffnete ihre Lippen und drang sanft mit der Zunge in ihren Mund ein. Sie gab sich dem Kuss hin.. Vergaß ihre Umgebung, vergaß die Gründe, warum sie hier war und vergaß die Sorgen, die sie gestern noch gehabt hatte. Sie spürte nur den Kuss und seine Anwesenheit. Wie seine Hände sich langsam unter ihr Nachthemd schoben und es ihr zum zweiten Mal über den Kopf zogen. Wie in Trance nahm sie wahr, dass er ihr etwas zuflüsterte. „Du scheinst dich umsonst erneut angezogen zu haben.." Sein heißer Atem stieß gegen die Haut in der Nähe ihres Ohres und ließ sie erzittern.
Lächelnd drückte sie ihn nach unten. Nur allzu glücklich lehnte er sich zurück und zog sie in seinen Armen mit sich. Leicht stupste sie ihn mit der Nase an, berührte seine Wange mit der ihren und genoss mit geschlossenen Augen, wie wunderschön diese einfache Berührung sein konnte.
Liebevoll begann sie, eine Linie von seiner Wange zu seinem Hals zu küssen. Behutsam massierte sie mit der Zunge das süße Fleisch und spürte, wie er versuchte sie näher zu sich zu ziehen.
Siané quiekte ein wenig auf, als Legolas sich in einer fließenden Bewegung herüber rollte und sie ansah. Lächelnd schlang sie die Arme um seinen Hals und zog ihn wieder zu sich herunter. Doch bevor sich ihre Lippen treffen konnten, zog er seinen Kopf weiter herunter. Siané krallte überrascht die Finger in das weiße Laken, als er ihr zärtlich in die Senke zwischen Hals und Schulter biss, und sich küssend weiter hinunter bewegte.
Mit Erkenntnis geschlagen, zog sie ihn an den Haaren wieder hinauf. Sein Blick sprach Bände. Er wusste nicht, was ihr plötzlich missfiel, denn sie hatte eine beleidigte Miene aufgesetzt.
„Jetzt weiß ich auch, warum mein Hals so geschunden ist. Du beißt!" Sie lachte, als sich das schelmische Grinsen in Legolas' Antlitz zurückstahl.
„Und es schien dir zu gefallen, Melamin." Er beugte sich wieder zu ihr hinab und führte fort, was er einen Moment vorher begonnen hatte. Siané schloss wieder genüsslich die Augen, schreckte aber auf, als sie ein penetrantes Klopfen an ihrer Tür vernahm.
Legolas sah sie einmal kurz an und schüttelte dann nur bedeutungsvoll den Kopf. Siané begann zu zittern, als er mit der Zunge begann, ihre Brustwarzen zu umspielen.
Klopf, Klopf Legolas hob verärgert den Kopf.
„Vielleicht.. .. Sollten wir nicht? Sollten.. wir nicht.. öffnen?" Ihre Stimme zitterte immer noch und als es ein drittes Mal an der Tür klopfte, stand der Düsterwaldprinz resignierend auf. Siané zog, während er zur Tür ging, ihr Hemd erneut über, schnappte sich den Becher und versuchte die Frühstückende zu mimen.
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„Bei Illuvatar! Was ist denn los?" Legolas riss geräuschvoll die Türe auf und Gimli hielt mitten in der Bewegung inne. Scheinbar wollte er gerade einen vierten Versuch starten, gegen die Tür zu donnern.
„Ah, guten Morgen Legolas!" Die raue Stimme des Zwerges klang amüsiert. Außerdem beäugte er neugierig den Prinzen, der nur mit einer dünnen Leinenhose bekleidet, vor ihm stand.
„Was soll denn an diesem Morgen so gut sein?" Der Elb funkelte den Zwerg sauer an und Siané zog überrascht die Augenbrauen hoch. ‚Irgendwie habe ich das Gefühl, diesen Satz auch schon mal gesagt zu haben..' Sie grinste und hörte den beiden wieder zu.
„Nun, wie dem auch sei, mein lieber HERR ELB.." Gimli war anscheinend etwas sauer geworden, als Legolas ihn so angefahren hatte. „Ich sollte euch nur sagen, dass Aragorn nach dem Frühstück mit euch sprechen will."
„Danke.. Wir werden ihn dann aufsuchen." Legolas hielt die Kante der Tür so fest umklammert, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Amüsiert beobachtete Siané das Schauspiel. ‚Komisch.. Da hört man so viele Geschichten darüber, dass Elben wahre Meister der Selbstbeherrschung seien und nun so was.' Sie Schlürfte genüsslich das, inzwischen nur noch lauwarme, süße Getränk und linste weiterhin zur Tür.
„Ist noch etwas?" Legolas Stimme war ruhiger als vorher, trotzdem schien er den Zwerg auf schnellstem Wege loswerden zu wollen.
„Ja.. Bevor ihr euch mit Aragorn in der Bibliothek trefft, wollte Maeglin kurz mit Siané sprechen." Siané horchte auf und verdrehte sofort die Augen.
„Sag ihr, das können wir verschieben. Ich hab sie heute schon gesehen und sie macht sich sowieso nur lustig.." Sie lächelte dem Zwerg lieb zu, in der Hoffnung, sein roter Kopf würde ein wenig an Farbe verlieren.
„Nein, sie sagte, es sei wichtig und würde sich nicht um eure.." Der Zwerg deutete auf sie und den halb angezogenen Elben. „Um eure Nacht drehen... ... Legolas, du unverschämter Elb!!!" Siané begann zu kichern, als Legolas Gimli die Tür vor der Nase zugeworfen hatte. Dieser stand schimpfend draußen auf dem Gang und ließ Wörter von der Rolle, die Siané noch nie in ihrem ganzen Leben vernommen hatte und auch froh darüber war.
„Er hätte sicherlich wieder angefangen, zu lästern.." Lächelnd setzte sich Legolas neben sie und nahm sich nun auch einen der Becher vom Tablett herunter. Gimli, der immer noch auf dem Flur schimpfte, schien sich langsam zu entfernen, denn die Lautstärke nahm langsam ab.
„Ja, außerdem hat er es verdient. Immerhin hat er uns wieder gestört." Sie zwinkerte ihm zu, als Legolas ihr seufzend zustimmte.
„Immerhin haben sie uns eine Nacht allein gelassen." Schmunzelnd lehnte er sich zu ihr und hauchte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. „Hmm.. Du schmeckst ziemlich süß.."
Siané lachte und deutete auf den Becher in ihrer Hand und das restliche Frühstück auf dem Tablett. Nur allzu willig probierte Legolas nun auch davon und stellte fest, dass dieses unbekannte Gericht ungemein gut schmecken konnte. Auch, wenn es ihn vor gut zehn Minuten gar nicht interessiert hatte..
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Der Blick auf Bruchtal war klar an diesem Morgen. Gilbert schirmte sein Gesicht mit den Händen ab, denn die helle, aufsteigende Sonne blendete ihn.
Er wartete schon viel zu lange darauf, dass etwas passierte. Er war zu keinem Entschluss gekommen, wie er an das Mädchen gelangen könnte. Er konnte nicht einfach zum Hause Elronds spazieren und nach ihr verlangen. Und eine Rast zu erbitten kam auch nicht in Frage. Er würde dort zu sehr auffallen.
Außerdem schien Matrim unter ihnen zu sein. Dieser dumme Junge, der damals immer mit ihm Karten gespielt hatte. Natürlich würde er ihn, Gilbert, verraten.
Doch wie gut, dass er nicht so machtlos war. Bald.. Bald würde er Hilfe bekommen.
Er lächelte gehässig, als er an den Falken dachte, den er vor kurzen zur gläsernen Burg geschickt hatte.
Sie würden schon jemanden schicken. Jemanden, um diese Elben und Menschen wie Ratten auszuräuchern. Sie würde ihm geradewegs in die Arme laufen.. Und dann.. Ja, dann wäre seine Pflicht unter Lady Elanor erfüllt.
Gilbert spürte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten, wie eine Macht ihn berührte und kurz darauf verschwand. Er drehte sich nicht um. Er brauchte sich nicht umzudrehen, denn er wusste, dass ein Wegetor hinter ihm geöffnet worden war.
„Du kommst spät." Seine Stimme klang genauso rau wie immer, doch man hörte die Entschlossenheit, von der er gepackt war. Die Entschlossenheit, jeden zu töten, der sich ihm in den Weg stellte.
„Ich komme nicht zu spät. Ich bin gekommen, als die Herrin es verlangte." Die junge Frauenstimme ließ ihn nicht zusammenfahren. Nein, er kannte die kalten Stimmen von jenen Frauen, die sich zur schwarzen Schwesternschaft zählten. Stimmen, die so ganz ohne Emotionen waren.
„Seht ihr das?" Das junge Mädchen trat neben Gilbert und folgte seinem Fingerzeig. Er deutete auf eines der hellen Häuser und sie nickte erkennend. „Gut.. Tut etwas, um sie herauszulocken, Thitra."
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Gähnend ging Siané zu Maeglins Zimmer herüber und trat ein. Das blonde Mädchen fuhr erschrocken hoch, als sich ihre Türe plötzlich öffnete.
Mit blassem Gesicht funkelte sie ihre Freundin an. „Kannst du denn nicht anklopfen???" Siané sah Maeglin etwas irritiert an. SIE klopfte doch auch nie an. Und nun wollte sie ihr Vorträge halten? Sowieso: Warum war Maeglin auf einmal so schreckhaft? Wer war denn immer diejenige gewesen, die nach dem Motto ‚Wenn du keine Regeln brichst, wirst du nie die wichtigen Persönlichkeiten kennen lernen' lebte? Und auf einmal fiel sie fast vom Stuhl, nur weil Siané, die sie auch noch zu sich gerufen hatte, ihr Gemach betrat.
„Oh Siané.. Ich bin froh, dass du da bist. Ich muss unbedingt mit dir reden!" Nun verstand sie Maeglin überhaupt nicht mehr. Was war denn bloß in den letzten Stunden passiert, dass ihre Freundin so aufgewühlt war?
„Nun, ich bin ja jetzt da. Was gibt es denn?" Lächelnd setzte sie sich auf das Bett ihrer Freundin und klopfte einladend neben sich.
Maeglin, die bis zu dem Zeitpunkt aufgelöst in ihrem Zimmer herumgestiefelt war, setzte sich langsam. Vielleicht könnte sie nun etwas länger still sitzen.. Immerhin brachte ihr das ganze Hin- und Hergerenne auch überhaupt nichts. „Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll."
Siané seufzte auf, als ihre Freundin frustriert ihren Kopf in die Hände stützte. „Wie wäre es, wenn du einfach sagst, was dich bedrückt!?" Maeglin sah Siané aus großen Augen an, nickte dann aber zustimmend.
„In Ordnung.. Also.. Siané, lach mich bitte nicht aus!" Siané stöhnte genervt, versprach es aber. „Gut.. Also.. Ich.. Ich habe.. Ich habe Mat gestern geküsst." Siané blinzelte. Hatte sie gerade richtig gehört?
Es dauerte einen Moment, bis sie reagierte, doch dann ließ Siané sich unter schallendem Gelächter zurück auf Maeglins Bett plumpsen. Diese beugte sich enttäuscht über ihre, nach Luft japsende, Freundin.
„Du hast versprochen, nicht zu lachen!" Beleidigt kreuzte sie die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen einen der Bettpfosten.
„Entschuldige!" Siané lachte noch immer, bekam kaum ein vernünftiges Wort heraus. „Aber.. Ich.. ich habe.. es... so.. soooooooo... gewusst." Sie lachte noch lauter, als Maeglin rot anlief.
„Siané!!! Du bist mir wirklich KEINE Hilfe!" Sauer drehte das blonde Mädchen den Kopf weg und bedachte ihre Freundin mit eisigem Schweigen.
„Gut! Du hast ja recht.." Geschlagen setzte Siané sich auf, kreuzte ihre Beine zu einem Schneidersitz, legte ihre Arme auf diesem ab und sah Maeglin fragend an. „Dann erzähl mir, was GENAU passiert ist, und warum du deswegen so deine Fassung verloren hast. Und ich verspreche auch, dass ich nicht mehr lache." Wie, um ihre Aussage zu verdeutlichen, hob sie ihre Hand symbolisch nach oben und wartete darauf, dass Maeglin anfangen würde, zu sprechen.
Leise seufzte das blonde Mädchen und dachte an die letzte Nacht. Sollte sie Siané davon erzählen? ‚Wenn nicht ihr, wem könnte ich sonst davon etwas sagen?' Langsam sah sie ihre Freundin wieder an. „Du hast eben auch versprochen, nicht zu lachen.."
Siané räusperte sich und schenkte ihr ein fröhliches Lächeln. „Nun, da wusste ich ja auch noch nicht, was auf mich zukommt. Außerdem hättest DU GANZ GENAUSO reagiert." Sie streckte ihr die Zunge heraus, woraufhin Maeglin resignierend nickte.
„Gut.. Also.. Gestern Abend, da konnte ich nicht schlafen. Aus irgendeinem Grund, war es lauter, als es hier in Bruchtal sein sollte.." Sie warf Siané einen wissenden Blick zu, was auch prompt die erhoffte Wirkung hatte. Sianés Kopf begann förmlich zu leuchten, als sie an ihre Nacht mit Legolas dachte und sie die Erkenntnis traf, dass Maeglin etwas davon gehört hatte. Doch sie sagte nichts weiter, ließ Maeglin einfach erzählen.
„Jedenfalls bin ich dann nach draußen gegangen, bin in den Gängen herumgeirrt, um dann später zurückzukommen. Immerhin dachte ich ja, die Geräusche würden irgendwann aufhören." Siané stöhnte frustriert auf. Musste ihre Freundin so auf dem Thema herumreiten? Aber sie wusste ja, dass Maeglin sie nur noch schlimmer triezen würde, ginge sie auf ihre Sticheleien ein.
„Es wurde später. Irgendwann, ich war in Gedanken, bin ich
mit ihm zusammengestoßen. Erst haben wir uns gestritten.. So wie immer. Aber
dann, nachdem ich ihm von den Geräuschen erzählt hab, hatte er Mitleid mit
mir."
Siané stemmte sauer ihre Hände in die Hüften. „Musst du das immer wieder erwähnen? Ich hab das schon längst begriffen, dass du wegen mir nicht schlafen konntest."
Maeglin lachte nur auch. Der Wutausbruch ihrer Freundin war niedlich. Außerdem hatte sie ihn eben schon erwartet. „War es denn wenigstens gut?"
Sianés Mund blieb einfach offen stehen. Ihre rechte Augenbraue zuckte. „Das.." Sie kreuzte die Arme vor der Brust und drehte sich schnippisch weg. „..geht dich nichts an!"
Maeglin lachte nur weiter. „Nach dem zu urteilen, was ich gehört habe, war es mehr als gut." Siané drehte sich so ruckartig wieder um, dass Maeglin glaubte, sie würde sie anfallen. Doch als Siané den Mund zur verbalen Gegenattacke öffnen wollte, konnte sie ihre Freundin gerade noch stoppen.
„Nein, nein, nein.. Lass mich jetzt erzählen.." Siané nickte geschlagen und so fuhr sie fort. „Also.. Nachdem ich ihm das mit den Geräuschen gesagt hatte – guck nicht so böse, Siané – hab ich ihn in sein Gemach begleitet. Einfach nur, damit ich nicht allein in den Gängen umherlief."
Maeglin holte Luft und versuchte sich den Abend noch mal genau vor Augen zu führen. Doch das einzige, was sie wirklich deutlich vor Augen sah, war der Moment, in dem er sie mit den Lippen berührte.
„Weißt du.. Erst war alles in Ordnung. Er hat mir sogar über die Wölfe erzählt. Ich hab es mal angedeutet. Erinnerst du dich noch?"
Siané legte nachdenklich einen Finger unter das Kinn. „Ja.. Du sagtest mal etwas. Aber du meintest, dass du selbst nicht darüber bescheid wüsstest. Deshalb habe ich nicht weiter gefragt."
Maeglin nickte bestätigend. „Genau.. Er war eigenartig, als ich ihn kennen gelernt habe. Und nun verstehe ich ihn tatsächlich besser. Du wirst noch früh genug sehen, was ich mit eigenartig meine." Sie lächelte ihre Freundin an, fuhr dann aber einfach fort. „Nun. Dann, nachdem er geendet hatte.. Ich weiß selbst nicht, wie es dazu kam.. Aber dann.. Dann haben wir uns geküsst."
Maeglin schwieg und Siané sah sie nachdenklich an. Erst, als sie sich räusperte, schenkte das blonde Mädchen ihr wieder Aufmerksamkeit. „Was ist denn an dem Kuss so verwirrend gewesen?"
Maeglin stützte seufzend ihren Kopf ab. „Eigentlich ist nichts schlimmes daran. Aber.. Aber.. Ich weiß auch nicht. Aber.. Wir haben uns einen Moment lang geküsst. Und dann.. Ich hab Panik bekommen. Er ist doch so ein dämlicher Weiberheld... Ich bin einfach hinausgelaufen.."
Siané sah überrascht aus, als sie die feuchten Augen Maeglins sah. „Das ist natürlich etwas anderes.. Bist du sicher, dass er ein solcher Schürzenjäger ist? Und vor allem: Wenn er es sein sollte: Bist du sicher, dass du ihn nicht trotzdem gern hast? Vielleicht sogar liebst? Willst du wirklich irgendwann als alte Frau in einem Schaukelstuhl sitzen und daran denken, dass du vielleicht etwas wunderschönes in deinem Leben verpasst hast, nur weil du Angst hattest? Möchtest du darüber nachdenken, dass dein Leben anders hätte verlaufen können? Besser vielleicht? Möchtest du jemals alt sein und denken, dass du das Glück in deinem Leben verpasst hast?"
„Das.. Siané.. Ich hätte nie.." Maeglin lachte leise, aber fröhlich. „Solche Worte, hätte ich aus deinem Mund nie erwartet. Und.. Wahrscheinlich hast du recht.. Ich.." Lächelnd drückte sie ihre beste Freundin an sich und dankte ihr. ‚Was wäre ich nur, wenn ich sie nicht hätte?'
„Los!! Nun geh endlich zu ihm. Und wehe ich sehe euch nachher nicht zusammen!" Siané lachte, als Maeglin sofort nickend aufsprang und das Zimmer verließ.
‚Meine Güte. Warum habe ich mir so einen Rat nicht selbst gegeben? Den hätte ich gebrauchen können.' Siané schüttelte grinsend den Kopf, als sie Maeglins Zimmer verlassen wollte. Zu ihrer Überraschung kam das blonde Mädchen aber gerade wieder hineingelaufen.
„Du wolltest doch zu Mat!?"
Maeglin nickte, schwer atmend. „Stimmt.. Aber vorher muss ich mich umziehen.."
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Der Wind wehte in ihren Haaren. Ihr Ziel hatte sie vor Augen. Es würde leicht sein, die Magie auf das kleine Stückchen Welt zu richten. Auch, wenn Bruchtal ein Zufluchtsort war. Auch, wenn Bruchtal geschützt war. Sie konnte diese Macht durchdringen. Sie würde eine kleine Lücke finden. Und dann.. Dann würde sie dieses Mädchen dort hinausjagen und sie um ihr Leben laufen lassen..
Thitra lächelte gehässig. Gilbert wartete geduldig. Wusste er doch um die Fähigkeiten der kleinen Schattenfreundin..
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Siané war auf dem Weg zur Bibliothek. Legolas würde dort auf sie warten. Genauso, wie ihre anderen Gefährten. Sie wusste, dass sie die Zeit hier nicht anhalten konnte. So gerne sie dies tun würde. Sie musste weiter reisen. Zu ihrer Mutter. Zu ihrer Vergangenheit.
„Siané.." Sie blickte auf, als sie ihren Namen vernahm und stutzte ein wenig, als sie Mat erblickte.
„Was tust du denn hier?"
„Ich bin, genauso wie du, in die Bibliothek gerufen worden. Wir können zusammen hingehen." Sie blieb stehen und musterte ihn.
„Hast du schon mit Maeglin geredet?" Er blinzelte überrascht.
„Nein.. Warum? Wollte sie mit mir sprechen?" Siané nickte nur und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter.
„Ja, das wollte sie. Sie sucht dich bestimmt. Los, am besten du gehst zu ihr. Ich entschuldige dich auch bei Elrond und den--" Sie stockte, als sich der Boden unter ihren Füßen bewegte.
Haltsuchend fasste sie an die Wand hinter sich, gegen die Mat sich auch schon gelehnt hatte. Das Beben hörte nicht auf. Mit Entsetzen sah sie, wie die marmorierten Fließen aufplatzten und sich unter ihr auftaten.
Wie gelähmt hörte sie die Rufe einiger Elben. Sie sah, wie sie draußen im Eingangsbereich herumliefen. Doch sie selbst konnte sich nicht von der Stelle bewegen. Sie wusste nicht wohin.
Mit einem lauten Knall splitterte die Wand vor ihr auseinander. Sie nahm kaum noch wahr, wie Mat sie am Arm packte, über kleine Spalten im Boden zog und den Gang entlang riss. Sie stolperte ihm nur hinterher. Immer wieder warf sie einen Blick über ihre Schulter zurück. Sie sah, wie jemand durch das entstandene Loch in der Außenwand eintrat und sich zu ihr umdrehte.
„Wer ist das?" Mat hörte nicht auf zu rennen, sah sich nur einmal kurz um, als er ihre Frage vernahm.
„Sie sind aus der Burg.. Komm.. Jetzt kann dir wirklich niemand mehr helfen.." Es stimmte. Der Weg zur Bibliothek war versperrt und einen anderen kannte sie nicht. Außerdem waren ihre Gefährten sicher schon woanders. Der Lärm musste in ganz Bruchtal zu hören gewesen sein.
Sie rannte um die nächste Ecke, eine Treppe hinunter und einen weiteren Gang entlang. Siané wusste nicht, wo sie hinwollten, fand sich dann aber in Mats Gemach wieder, wo er eine gepackte Tasche an sich riss und sie wieder hinausschleifte. Ihr Handgelenk hielt er immer noch umklammert.
Wäre ihre Angst nicht so groß gewesen, vielleicht hätte Mats Griff ihr Schmerzen bereitet. Aber nun war sie nur froh, nicht allein zu sein. Ihre Gedanken rasten. Wo war Maeglin? Ging es ihr gut? Was wollten diese Gestalten bloß? Würde Legolas nach ihr suchen? War er auch in Gefahr?
Sie schluckte schwer und rannte Mat weiterhin nach. Sie schrie überrascht auf, als er schlitternd zum Stehen kam. Um ein Haar wäre er in einen Ritter hineingelaufen. Sie blinzelte. Ritter? In Bruchtal? Sofort erkannte sie den Mann in der hellen Rüstung. Es war der Mann, der durch die Mauer gekommen war. ER suchte nach ihr.
Vergeblich versuchte sie sich zu erklären, warum er früher hier war, als Mat und sie. Doch das war nun auch egal. Der Ritter hatte sein Schwert bereits gezogen und es drohend auf Mat gerichtet. Siané schluckte verzweifelt. Wie konnten sie hier bloß wieder herauskommen?
Es war ein schreckliches Gefühl, als Mat ihr Handgelenk losließ. Es gab ihr das Gefühl, nun wieder auf sich gestellt zu sein. Sie war allein..
Ängstlich ging sie einen Schritt zurück und hörte aus der Ferne, wie weitere Mauern oder gar ganze Häuser in sich zusammen fielen. Mat hatte inzwischen auch schon sein Schwert gezogen. Doch sah er bei weitem nicht so entschlossen aus, wie der Ritter. Wenn sie ihm doch nur helfen könnte.
Und da erinnerte sie sich wieder. Natürlich konnte sie ihm helfen. Sie spürte wieder, wie der Boden begann zu zittern und sich ihr Stand verschlechterte. Nervös suchte sie etwas, wo sie sich festhalten konnte und klammerte sich einen Moment später an einen Türgriff.
Mat stand immer noch auf derselben Stelle. Die beiden schienen auf etwas zu warten. Und es machte ihr Angst. Worauf auch immer der Ritter wartete, Siané wollte es nicht sehen. Wollte nicht wissen, wie mächtig es war.
Unter all dem Lärm und der Angst schloss sie ihre Augen. Sie musste es tun. Sie versuchte ihren Geist abzuschotten, sich ganz auf die Notwendigkeit zu konzentrieren, dass sie nun ihre Gabe brauchten.
Zu ihrem Glück schien es zu funktionieren. Sie spürte, wie ihre Haut begann, zu kribbeln. Sie sah, wie sich kleine Stränge aus Feuer vor ihren Augen bildeten. Sie waren schwach. Viel schwächer als die beiden letzten Male. Aber es war besser, als überhaupt nichts.
Als sie die Augen wieder öffnete, waren die beiden Kontrahenten schon lange aus ihrer Starre erwacht. Mat versuchte gerade einen Angriff der Ritters abzuwehren, ging dafür einen Schritt zurück und stürzte, als sich hinter ihm ein neuer Riss bildete. Im letzten Moment konnte er den Hieb aufhalten. Der Klang von Metall, als die beiden Schwerter aufeinander stießen, ließ Siané aufschrecken.
Gekonnt leitete sie das Feuer in das Schwert des Ritters. Dieser hatte es gerade wieder über seinen Kopf erhoben, um Mat damit den Gnadenstoß zu geben. Doch dann ließ er es unter Schmerzen fallen. Das Metall glühte vor Hitze. Niemand hätte es noch in der Hand halten können.
Mat nutzte den Moment und rappelte sich auf. Er nahm seine Tasche und rannte zu Siané zurück. Doch der Ritter hatte sich auch wieder aufgerafft. Das Schwert war wieder berührbar. Siané griff ängstlich nach Mats Hand, der sie auch gleich darauf wieder den Gang zurück zog. Sie liefen eine weitere Treppe nach unten und standen vor dem Tor Bruchtals, dass nun nicht mehr so wunderschön aussah, wie bei ihrer Ankunft. Nein.. Dieses Mal existierte nur noch die Hälfte von ihm und es tat ihr leid. Es war alles nur ihre Schuld.
Sie spürte, wie sich Tränen in ihren Augen bildeten und sie sich umdrehen wollte. Sie wollte sehen, was aus Bruchtal geworden war. Wie viel zerstört war. Doch Mat legte ihr eine Hand auf die Schulter und flüsterte ihr, sie solle nicht zurückblicken. Sie solle sich nicht umdrehen.
„Matrim! Wie oft bist du mir schon entkommen? Aber dieses Mal, wird es kein entkommen geben!" Siané zuckte unter der kalten Stimme zusammen. Der Ritter war nun wieder hinter ihnen. Das Schwert in seiner Hand hielt er mit festem Griff umklammert.
„Komm.. Wir müssen hier weg.. Wirklich! Für jeden, der uns hier lieb und teuer ist. Siané, wir müssen weg!" Sie spürte, wie eine Träne ihre Wange herabrollte, doch dann nickte sie. Sie wollte nicht, dass ihre Freunde verletzt wurden. Und besonders wollte sie nicht, dass Legolas sich ihretwegen in Gefahr begab.
Mat wollte schon loslaufen, als der Ritter ihn erneut angriff. Mit einer fließenden Bewegung wehrte er den Schlag ab, ließ Sianés Hand aber nicht los. Und dann.. Dann wurde der Ritter tatsächlich aufgehalten. Und das von einem Wesen, vor dem sie immer Angst gehabt hatte: Von einem grauen Wolf.
Das Tier setzte zum Sprung an und biss sich in der Schulter des Ritters fest. Genau dort, wo seine Rüstung eine Schwachstelle hatte. Ein Blick auf Mat genügte ihr, um an Maeglins Worte zu denken. ‚Du wirst schon noch sehen, was ich mit eigenartig meine.' Seine Augen schienen wie flüssiges Gold zu leuchten. Aber es machte ihr keine Angst. Sie ließ sich von ihm aus Bruchtal hinausführen.
„Siané!!" Sie stolperte, als sie SEINE Stimme vernahm. Doch Mat zog sie erbarmungslos weiter.
„Für alle die dir lieb und teuer sind. Komm jetzt. Und sieh nicht zurück!" Sie kniff die Augen zusammen und rannte. Sie spürte, wie sich heiße Tränen unter ihren Augenlidern bildeten und sich einen Weg nach draußen bahnten.
Sie entfernten sich immer weiter von Bruchtal. Sie sah sich nicht um. Doch als sie den weinenden, verletzten und von Schmerzen erfüllten Ruf eines Wolfes hörten, fühlte sie, dass Mat es genauso schwer fiel, alles hinter sich zu lassen und vor allem: Sich nie umzudrehen...
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Ja ich weiß.. Es war kein langer Teil. Und ich habe ewig gebraucht, um Fortsetzungen zu schreiben. Aber: Ich musste irgendwie wieder in meine Geschichte hineinkommen. Außerdem musste ich meine Gedanken von einem gewissen Kanarier ablenken. :D
So.. Eigentlich wollte ich noch auf all eure Reviews und Kommis eingehen. Aber mal ehrlich: Wollt ihr die neuen Teile noch eine Woche später? °lol° es waren ja soooooo viele. °knuddel° Hab euch alle gaaaaaaanz doll lieb! :o)
Deshalb geht mein großes Dankeschön an:
Asahi (°räusper° Ja, ich hab Ritter aus Leidenschaft auch gesehen.. Das dir aber auch immer alles auffällt. ;)), feanen, leve-chan, Goldmond, BlackPearl (Gran Canaria dein liebster Ort auf der Welt? °knuddel° Meiner auch. ;) Am liebsten würde ich immer dort bleiben. :D), Shelley (Ich glaub, ich hab dich jetzt verstanden.. Hoffe, ich hab's mit den Gesprächen dieses Mal hinbekommen!?), ronny (und? Inzwischen hier angekommen? Da du vor 6 Wochen ja erst Kapitel 1 hattest °knuff°), Sina, Kimberly und Honeybee..
Lasst euch alle gaaaaaaaanz doll drücken! :o)
Also.. Schreibt mir doch, wie euch der neue Teil gefällt. :o) Würde mich freuen. Bis bald..
Eure Tig!!
