Konsequenzen
Disclaimer: In den vorherigen Kapiteln zu finden..
A/N: Ja, ja, ja.. Ihr habt es alle gewusst, ich weiß.. -_-* NATÜRLICH konnte ich Legolas nicht umbringen.. Wie hätte ich auch? So ein schnuckeliger Elb. :D Aber das nicht einer drauf reingefallen ist.. °grummel° Ärgerlich.. Na ja.. Egal. :o)
Dieser Teil hat wieder etwas auf sich warten lassen. Es tut mir mal wieder leid. Ich weiß, ich wiederhole mich. Aber ich versuche immer in meiner freien Zeit zu schreiben. Dummerweise hab ich momentan sehr wenig davon. Nehmt es mir nicht übel! Viel Spaß bei dem neuen Chapter.. °wink°
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Herz zu erobern
Konsequenzen
War das ein Traum? Konnte das die Realität sein? Oder spielte ihre Fantasie ihr einen so grausamen Streich? Vielleicht hatte sie ja durch den Schock, ihren Verstand verloren. Oder sie hatte sich, als sie an den Pfahl gebunden worden war, den Kopf angestoßen und bildete sich das alles ein.
Es konnte doch gar nicht sein, dass Legolas vor ihr stand.. Siané dachte an das Blut zurück, dass seinen Oberkörper und ihre Hände benetzt hatte. An den Moment, in dem er seine Augen schloss. Noch immer spürte sie den Schmerz des Verlustes in ihrer Brust. Den Schmerz, den sie empfand, als seine Seele sich von ihrer trennte. Doch da war auch noch etwas anderes. Etwas, dass sie schon seit Gilberts Tod fühlte, aber nicht wahrgenommen hatte. Die unerträgliche Leere war verschwunden.
Noch immer kniete Siané auf dem Scheiterhaufen. Sie nahm kaum wahr, dass die Mädchen bei ihr befreit wurden. Erst, als Legolas vor ihr stand und sich hinkniete, blickte sie ihn mit Tränen in den Augen an. Sie wollte etwas sagen, doch die Stimme versagte ihr. In dem Moment, in dem sie die Lippen öffnete, drang nur ein leises Schluchzen daraus hervor. Aufmunternd lächelte er und strich ihr mit dem Daumen die Tränen von den blassen Wangen.
„Komm.. Wir müssen fort von hier." Er umfasste ihre Hände und zog sie nach oben. Doch kaum das ihre Beine sie tragen sollten, knickten sie auch schon wieder ein. Krampfhaft klammerte sie sich an seinen Umhang und vergrub ihr Gesicht an seinem Hals.
„Legolas.." Ihre Stimme war kaum zu vernehmen. Sie war erschöpft. Wo sie eben noch den Willen gespürt hatte, aufrecht an dem Pfahl zu sterben, war nur noch das Gefühl der Müdigkeit. Siané wusste, dass sie nun sicher war. Einen letzten Moment betrachtete sie noch einmal sein Antlitz, schloss dann aber endgültig die Augen. „Sag mir, dass es kein Traum ist," flüsterte sie noch einmal, bevor sie die Schwärze der Ohnmacht umfing.
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„Nun, wie fühlt man sich, wenn man sich seiner Niederlage bewusst wird?" Elí stand neben Hauptmann Elanesse, der sichtlich verwirrt seine eigene Waffe an seinem Hals betastete.
„Wie könnt ihr Weiber es wagen, mir eine Hexenkette umzulegen?" Seine Stimme troff vor Hass, doch Cyria und Elí lächelten ihn nur wissend an.
„Hauptmann, ihr solltet begreifen, dass ihr euch nicht in der Position befindet, so mit uns zu sprechen. Eure Schattenfreundinnen sind geflohen, als wir euch umstellten und viele eurer Männer sind dabei, sich zu ergeben." Elí zog kräftig an einer silbernen Kette, die an seinem Halsband befestigt war. Der Hauptmann schrie, seine Knie knickten ein und er schlug schmerzhaft auf dem Boden auf.
„Wie.. Wie konntet ihr?" Cyria lächelte ihn an, als sie sich neben ihn hockte und ein paar Strähnen aus seinem Gesicht strich.
„Hauptmann.. Ihr wart so sehr damit beschäftigt, die Mädchen zu verbrennen, dass niemand bemerkte, wie wir die Wachen an den Außenposten niederschlugen. Selbst, als wir uns unter euch mischten, waren eure Augen noch immer auf die Gefangenen gerichtet. Es wäre uns unmöglich gewesen, euch zu überwältigen. Doch ihr habt euren eigenen Hass nicht bedacht. Er ist euch zum Verhängnis geworden. Und nun werdet ihr mit mir kommen.." Elí zog ihn an der Kette auf die Beine. Wieder zuckte der Mann unter Schmerzen zusammen, doch er folgte der jungen Frau schließlich. Seine eigenen Männer blickten ihm verwirrt nach. Sie sahen ihren Hauptmann zwischen den Schatten der Zelte verschwinden und wussten in diesem Moment, dass er nie wieder zu ihnen zurück kommen würde.
Auf einigen ihrer Gesichter machte sich ein glücklicher Ausdruck breit. Der Verlust ihres Hauptmannes würde auch seine Tyrannei beenden. Sie konnten zu ihren Familien zurück kehren. Zu ihren Frauen und Kindern, die teilweise nicht einmal wussten, wo sie sich befanden oder ob sie noch lebten. Ihre Blickte ruhten noch lange auf dem Punkt in der Dunkelheit, an dem sie Hauptmann Elanesses Umhang ein letztes Mal gesehen hatten. Erst eine Stimme, die den ganzen Platz zu erfüllen schien, zog ihre Aufmerksamkeit an.
Cyria stand dort. Ihre Stimme wurde magisch verstärkt und ihre Aura schien über allem zu stehen. Die Männer des brennenden Lichts starrten sie gebannt an. Sie bemerkten nicht einmal, dass sich nur noch die einfachen Soldaten von ihnen auf dem Platz befanden. Nur diejenigen, die von Hauptmann Elanesse oder den anderen höheren Truppenführern manipuliert worden waren. Der Rest war in der Dunkelheit der Nacht abgeführt und in Richtung Burg gebracht worden. Sie würden schon bald für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen werden.
„Es ist vorbei." Cyria war auf eine kleine Erhöhung gestiegen und begann ruhig zu ihnen zu sprechen. „Euer Hauptmann wird nicht noch einmal die Chance bekommen, unsere Stadt anzugreifen. Viele von euch werden zu ihren Kindern und Frauen zurückkehren wollen. Andere sehnen sich nur danach, aus dem Einflussbereich des Hauptmanns zu kommen. Geht eurer Wege. Wir werden euch nicht aufhalten. Ich kann euch versichern, Elanesse wird keinen von euch je wieder erpressen können. Wir werden ihn von seiner Macht trennen. Ihr seid frei. Trefft eure Entscheidungen, bereist Mittelerde. Tut was euch beliebt, aber kehrt nie wieder nach Tirell zurück. Wir werden niemanden von euch Willkommen heißen. Es sei denn, er wäre bereit einen Eid zu schwören. Vielleicht hat einer von euch die Gabe, die Quelle zu berühren? In diesem Fall sei euch die Möglichkeit gegeben, euch der Burg anzuschließen. Ich erwarte diese Männer beim nächsten Sonnenuntergang an den Toren der Stadt. Alle anderen wünsche ich hier nie mehr zu sehen." Ihre Stimme verstummte. Einige Augenblicke ließen sich die Soldaten ihre Ansprache durch den Kopf gehen. Elanesse würde nicht wiederkehren? Er würde von der Macht getrennt? Einen Raunen ging durch die Menschen und plötzlich bewegten sie sich auseinander, steuerten ihre Zelte an, oder sattelten ihre Pferde.
Cyria lächelte zufrieden. Die Menschen würden diesen Ort verlassen und in Tirell würde der Frieden wieder einkehren. Doch zuvor musste sie sich ansehen, was aus Siané und den anderen geworden war. Langsam schritt auch sie in die Nacht hinaus...
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Es kam ihr alles vor, wie eine entfernte Erinnerung. Sie verspürte dieses Gefühl, dass man hatte, wenn man sich nur noch dunkel beim Aufwachen an einen bösen Traum erinnerte. Doch als Siané die Augen aufschlug, wusste sie, dass ihr das alles wirklich passiert war. Das stechende Gefühl an ihrem Rücken und die Kopfschmerzen, deuteten darauf hin.
Schwerfällig setzte sie sich auf. Das Zimmer, in dem sie sich befand, war abgedunkelt. Schwere Vorhänge verdeckten die Sonne. Sie wusste nicht, wo sie sich genau befand oder wie sie hergekommen war. Aber sie befand sich auf keinen Fall im Unterschlupf der Rebellen. Dafür waren die Decken zu hoch.
Vorsichtig stand sie von ihrem Bett auf und tapste zu dem Fenster hinüber. Sie zog die Vorhänge zur Seite und holte erstaunt Luft, als sie auf die Stadt Tirell hinunterblickte, die wie Glas in der Morgensonne schimmerte. ‚Man könnte denken, es sei nie etwas geschehen. Alles sieht so friedlich aus.' Sie drehte sich um und betrachtete noch einmal den Raum. Auf einem Stuhl neben dem Bett lag ein langes, weißes Kleid. Es war an den Ärmeln und am Rande des Rockes mit bunten Streifen gesäumt.
‚Vielleicht sollte ich die anderen suchen gehen..' Schnell schlüpfte sie aus ihrem Nachthemd, versuchte die Wunde an ihrem Rücken zu vermeiden und zog das zurechtgelegte Kleid an. Es passte wie angegossen. Der spitze Ausschnitt an ihrem Hals zeigte ein wenig ihrer Haut und der schmale silberne Gürtel betonte ihre zierliche Gestalt nur noch..
Quietschend öffnete sich die Tür auf den Flur und sie lugte vorsichtig heraus. Der Gang lag völlig leer vor ihr. Nichts war zu hören und so schloss sie die Tür hinter sich und wählte wahllos eine Richtung aus. Die Flure schlängelten sich durch die Burg und schon bald hatte Siané das Gefühl, nicht mehr zu ihrem Zimmer zurück zu finden. Es dauerte eine ganze Weile – die Gänge zogen sich dahin, ohne dass sich etwas groß veränderte – da stand sie vor einer dunklen Tür. Die anderen, die alle in hellem Holz gehalten waren, hatten bei weitem nicht so wuchtig und verziert ausgesehen. Also klopfte sie schweren Herzens an, in der Hoffnung irgendwo eine lebende Seele anzutreffen.
„Da bist du ja endlich.." Sie blickte mit offenem Mund in Gimlis Gesicht, der ihr lächelnd die Tür geöffnet hatte.
„Scheinbar hat der Frühstücksduft nicht nur die Hobbits zu uns geführt." Aragorn winkte sie hinein und deutete ihr einen freien Platz neben Frodo an. Erst jetzt bemerkte sie den Geruch von gebackenem Brot und süßem Honig. Ein Schmunzeln ging durch die kleine Gruppe, als ihr Magen unweigerlich begann zu knurren.
Sie saß erst einige Augenblicke auf ihrem Platz, als die Tür erneut geöffnet wurde. Dieses Mal allerdings so schwungvoll, dass Siané sich erschrocken dem Neuankömmling widmete und ihr Frühstück vor sich für einen Moment vergaß. Maeglin war feuerrot im Gesicht. Niemand hätte ihren gestrigen Zustand auch nur erahnen können. Siané fand sogar, dass sie außerordentlich gesund aussah. Genau so, wie sie ihre beste Freundin aus Teslon kannte.
„Geht es dir gut?" Siané schaute fragend zu Maeglin hinüber, die sich mit einem grummeligen Seufzer auf einen der Stühle hatte plumpsen lassen.
„Natürlich.. Wieso sollte es mir nicht gut gehen?" In ihrer Stimme schwang deutlich ein Hauch von Ironie, den Siané aber gepflegt ignorierte.
„Nun.. Gestern lagst du bewusstlos auf dem Boden und nun siehst du aus, als würdest du am liebsten jemanden den Hals umdrehen." Es war wie ein Stichwort. Bei ihren Worten öffnete sich wieder die große Flügeltür und Mat – auch mit einem leichten Hauch von rot auf den Wangen – trat ein. Zielstrebig ging er auf Maeglin zu und blieb vor ihr stehen.
„Wie oft soll ich dir noch versichern, dass ich nicht weiß, wie es passiert ist???" Seine Stimme war ruhig – zu ruhig, wie Siané fand.
„Lass es einfach sein. So etwas lässt sich nicht erklären. Zumindest nicht in die Richtung, wie DU es gerne hättest.." Maeglin seufzte genervt auf, funkelte ihn dann aber an. „Immerhin gibt es keine vernünftige Erklärung, warum du in MEINEM Zimmer, über Nacht und dann auch noch in MEINEM Bett gewesen bist!"
Langsam hob Siané die Hand und winkte den beiden so lange zu, bis sie ihre Aufmerksamkeit gewonnen hatte. „Vielleicht hat er sich, nach deinem Zusammenbruch, Sorgen um dich gemacht. Das ist doch normal.."
„Das erklärt noch lange nicht, was er in meinem Bett gemacht hat, Sina!" Sie zuckte zusammen, als sie die schneidende Stimme ihrer Freundin vernahm.
„Wieso nicht? Ihr habt doch die Nacht vor der Schlacht auch in einem Raum verbracht. Und da hat es euch scheinbar nicht im geringsten gestört..." Eine Stille trat ein, die Siané eine Gänsehaut über den Rücken jagte. Alle Anwesenden sahen sie an, als wäre sie verrückt geworden. „Was denn?" Ihre Stimme war ganz leise und erinnerte an das leise Piepsen einer Maus.
„Wieso sollte ich mit IHM das Zimmer geteilt haben?? Mit so einem Weiberhelden will ich nichts, aber auch gar nichts, zu tun haben! Sina, du solltest mich besser kennen.."
„Du willst nichts mit mir zu tun haben? Pah, man könnte dich mir auf den Bauch binden und ich würde dich nicht anrühren.." Sauer ließen sich die beiden an den gegenüberliegenden Enden des langen Tisches nieder und schwiegen sich an. Siané aber war der Hunger vergangen. Mit einem üblen Gefühl im Magen betrachtete sie ihr Frühstück, stand dann aber auf und verschwand aus dem Speisesaal. Sie hatte kein Wort gesagt und auch die verwunderten Blicke der anderen scherten sie nicht. ‚Ich muss Cyria finden.. Unbedingt..' Sie lief los.. Panik kam in ihr auf und sie spürte, wie Tränen in ihre Augen stiegen.
„Wohin so eilig?" Sie stoppte abrupt, als sie eine vertraute Stimme hinter sich vernahm. Sie hatte sich zwar gefragt, warum er nicht beim den anderen gesessen hatte, aber so richtig zum Grübeln war sie nicht gekommen.
„Legolas.." Sie drehte sich um. Er stand dort. Mitten im Flur und blickte sie an. ‚Ich verstehe es nicht..' Aber das war auch nicht wichtig. Lächelnd lief sie zu ihm. „Legolas.." Übermütig schlang sie die Arme in seinen Nacken und drückte sich fest an ihn. Ihr Herz hämmerte gegen ihren Brustkorb, als sie seinen Geruch in sich aufnahm und seine Arme um ihre Taille spürte.
„Melamin.. Was--" Er sprach nicht weiter. Er konnte es auch gar nicht. Er spürte ihre Lippen auf seinen. Zärtlich erwiderte er ihren Kuss. Bis seine Wangen durch ihre Tränen benetzt wurden. Widerwillig schob er sie ein wenig von sich und betrachtete das verwirrte und zitternde Mädchen vor sich.
„Sina.. Du solltest dich ausruhen.." Zärtlich strich er mit den Fingern die Konturen ihres Gesichtes nach und versuchte sie aufmunternd anzulächeln.
„Nein.." Sie schüttelte heftig mit dem Kopf. „Ich muss Cyria sprechen. Es ist dringend."
„Kann das nicht warten?" Er umfasste ihre Hand mit seiner. Es überraschte ihn nicht, dass sie seine Frage verneinte. „Na dann.. Komm, ich zeige dir den Weg."
„Danke.." Schweigend liefen sie nebeneinander her. Die Gänge waren ihr genauso unbekannt, wie zuvor. Es wäre ihr wohl auch nicht aufgefallen, wenn sie an ihrem Schafgemach vorbei gegangen wären.
Es war ein schönes Gefühl, die Wärme von Legolas' Hand zu spüren. Lächelnd fiel ihr Blick auf ihre verschlungenen Finger. Sie zog die Augenbrauen ein wenig zusammen. Irgendetwas war an diesem Bild nicht richtig. Es war etwas, dass an ihrem Gewissen nagte. Eigentlich dürfte Legolas nicht bei ihr sein. So dankbar, wie sie auch für diese Situation war. Eigentlich hätte es alles anders laufen müssen.
„Wir sind da.." Siané wurde aus ihren Gedanken gerissen, als Legolas vor einer weißen, schmalen Tür verharrte. Lilien waren an den Rändern eingeschnitzt und teilweise mit Gold abgesetzt.
„Soll ich dich hineinbegleiten?" Sie schluckte einmal kurz und sah dann zu ihm auf. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie den Kopf leicht schüttelte.
„Nein.. Das werde ich allein tun. Aber danke.." Siané stellte sich auf die Zehenspitzen und hauchte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. Legolas blieb kaum ein Moment, diese kurze Berührung zu erwidern. Zu schnell war sie in der Tür zu Cyrias Arbeitszimmer verschwunden. Verblieb nur noch das kribbelnde Gefühl, dass ihre Lippen auf seinen hinterlassen hatten.
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Als Siané die Tür hinter sich schloss, blickte sie sich sofort in Cyrias Arbeitszimmer um. Es war weitaus kleiner, als das von Elanor. Außerdem war die Atmosphäre viel gemütlicher und einladender. Die Wände, die in hellem Holz gehalten waren, wiesen viele Gemälde auf. Zu Sianés Überraschung konnte man auf ihnen die Gesichter einiger Schwestern sehen. Vielleicht lag es ja an den Bildern, dass Cyrias Zimmer so familiär wirkte? Aber auch die großen, lichtspendenden Fenster, die bunten Teppiche und die schweren Vorhänge, taten ihr übriges.
„Ich habe schon mit dir gerechnet." In mitten des Raumes saß Cyria. Sie hatte ein schmales Gestell auf ihrer Nase. Scheinbar hatte sie einen Moment zuvor noch über wichtigen Dokumenten gebrütet.
„Ich muss eine Menge mit euch besprechen. Ich.." Siané senkte den Kopf und erinnerte sich an das Gefühl der Hilflosigkeit, als sie erkannte, dass sich durch Gilberts Tod mehr geändert hatte, als sie zuvor angenommen hatte. „Ich möchte mehr über die Konsequenzen wissen... Habe ich.. Habe ich viel angerichtet?" Sie senkte ihren Blick erneut auf den Boden, als sie Cyria nachdenklich einatmen hörte.
„Setz dich erst einmal, Siané." Langsam trat das rothaarige Mädchen näher und ließ sich auf einem weichen, braunen Ledersessel nieder.
„Cyria, ich meine... Entschuldigt, Mylady..."
„Nenn mich ruhig Cyria. Du bist weder meine Schülerin, noch ein kleines Mädchen, welches meinen Respekt nicht verdiente." Ein mütterliches Lächeln zierte die Lippen der älteren Frau und ließ Siané sichtlich entspannter werden.
„Wisst ihr," begann Siané und stellte sich das streitende ‚Paar' vom Frühstück erneut vor. „Ich verstehe nicht so recht, was passiert sein könnte. Als ich heute Morgen im Speisesaal erschien... Es wirkte, als hätten Mat und Maeglin sich gerade erst kennen gelernt. Und auch die anderen wirkten nicht so, als sei ihnen ihre Beziehung bewusst. Was.. Was genau ist geschehen?" Nun blickte sie wieder auf. In ihren Augen stand die Angst, etwas schlimmes angerichtet zu haben.
Cyria schien über ihre Worte nachzudenken. Schweigend stand sie auf und trat zum Fenster. Sonnenstrahlen fielen in das Zimmer und ließen die weise Frau in einem anmutigen, mysteriösen Licht erstrahlen. Immer noch sagte sie nichts. Ihre Hände hatten sich um den Sims der Fenster geschlossen, während sie ihre Augen über Tirell schweifen ließ. „Weißt du.." Siané zuckte ein wenig zusammen. Cyrias Stimme klang so traurig.
„Ich habe dir erklärt, dass du jemanden auslöschst, wenn du jemanden mit diesem Zauber tötest." Siané nickte, ließ Cyria aber weiter sprechen. „Das bedeutet: Gilberts Tod.. Nein, das habe ich falsch ausgedrückt. Dadurch, dass Gilbert jetzt nicht mehr lebt, aber auch nie gelebt hat, treffen alle Gegebenheiten nicht mehr ein, die durch ihn geschehen sind. Gilbert tötete Legolas... Da du ihn ausgelöscht hast, machtest du diese Tat ungeschehen. Es ist sicher positiv für dich.
Aber Mat hat Maeglin nur kennen gelernt, weil er Informationen für uns von Gilbert hatte. Gilbert existierte nie... Also ist Mat nie zu uns gekommen, als Maeglin bei uns war. Sie haben sich erst vor kurzem kennen gelernt und müssen sich wohl erneut verlieben. Das ist sicherlich negativ.
Aber: Dadurch, dass Mat Maeglin nie zu uns gebracht hat, ist Elí nie von Elanor entführt worden. Daher war es ihr möglich, uns bei eurer Befreiung zu helfen. Sie kann die Quelle noch immer erreichen und ist lebensfroh wie eh uns je.
Doch, und das muss ich dir sagen, gibt es einen weitaus schlimmeren Verlust, den wir Gilberts Auslöschung zuschreiben müssen. Gilbert hatte eine Schwester. Sie lebte hier in Tirell und arbeitete mit den Kindern der Stadt. Damals, als sie hier zusammen eintrafen..." Cyria drehte sich um und lehnte sich gegen die kühle Wand ihres Arbeitszimmers. Zu deutlich erinnerte sie sich an die verregnete Nacht, in der Gilbert und Layla hier angekommen waren. Das Mädchen lag in seinen Armen. Sie war aschfahl und dem Tode viel zu nahe. Elanor hatte sie aufgenommen und geheilt. Allerdings einzig unter allein unter der Bedingung, er würde für sie arbeiten. So wurde er zu dem skrupellosen Diener Elanors. Doch in der Nähe seiner Schwester war er gutherzig und sanft. Sie hatte schon so viel gelitten und erlebt. Sie sollte nur noch unbeschwert leben können. Das war ihm wichtig.
„Dadurch, dass er nun nicht mehr existiert und es auch nie hat, ist Layla nie in Tirell eingetroffen. Sie ist auf dem Weg hierher an ihrer schweren Krankheit gestorben. Reisende fanden ihren Körper. Ihr Grab liegt auf einem begrünten Hügel außerhalb der Stadtmauern. Dort, wo Mittelerde noch friedlich und menschlich aussieht." Cyria verstummte und ließ sich wieder in ihren Sessel fallen. Siané hielt ihren Kopf krampfhaft gesenkt und betrachtete ihre Hände. ‚Meinetwegen ist jemand gestorben? Weil ich es so wollte? Weil ich nur an mich dachte?' Schuldgefühle krochen ihr in hoch. Sie biss sich auf die Lippen und schloss gequält ihre Augen. Doch das stechende Gefühl in ihrem Magen verringerte sich nicht.
Als Cyria merkte, dass Siané nicht mehr antworten würde, begann sie erneut. „Siané..." Das junge Mädchen blickte auf und die Schwester war nicht überrascht, Tränen in ihren Augen zu entdecken. „Weißt du.. Im Leben gleicht sich grundsätzlich alles aus. Soviel leid es auch geben mag, soviel Glück gibt es auf der anderen Seite wieder. Durch die erloschenen Erinnerungen von Mat und Maeglin, erhielt Elí ihren Lebensmut zurück. Genauso erhielt Legolas durch Laylas Tod sein Leben zurück. Es ist niemals für alle gerecht, aber wir können diese Tatsachen nun nicht mehr ändern. Merke dir eins für dein weiteres Leben: Gehe den Weg, den du für dich erwählt hast. Blicke dabei nie zurück, damit du ihn ohne Reue gehst und deinen Weg nach hause nicht verlierst."
Siané schluckte. Es gab nichts mehr zu sagen. Wortlos stand sie auf, drehte sich aber noch einmal um, bevor sie das Arbeitszimmer ganz verließ. „Sagt mir nur noch eins: Alle haben die früheren Erlebnisse vergessen. Wieso erinnert ihr euch an alles?"
Cyria schenkte ihr ein Lächeln, bevor sie antwortete: „Mein liebes Kind..." Ihre Augen glitzerten bei ihren Worten. Die Anrede war keineswegs böse gemeint. „Untergrabe meine Macht nicht. Es gibt Zauber, die mich nicht beeinflussen. Fragt Gandalf bei Gelegenheit doch einmal nach dieser Gabe." Cyria zwinkerte ihr zu und widmete sich wieder ihren Dokumenten. Siané verließ den Raum mit einem mulmigen Gefühl. Konnte sie mit diesem Schuldgefühlen weiter leben? Konnte sie noch etwas tun, um ihre Taten zu verbessern. Ungeschehen machen, konnte sie sie nicht mehr. Aber was sagte Cyria? ‚Gehe deinen Weg ohne Reue. Du hast dich immerhin für ihn entschieden.' Trotzdem nagte der Gedanke an Gilberts Schwester an ihr..
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„Was soll das bedeuten, hä?" Maeglin stand mit bösem Blick vor Mat und deutete auf die Kekse in seiner Hand.
„Nichts... Ich wollte ausnahmsweise mal nett zu dir sein." Er funkelte sie an und Maeglin überlegte einen kurzen Moment, ob sie vielleicht überreagierte. Doch dann entschied sie sich wieder anders.
„Irgendwas bezweckst du doch damit! Das sieht man dir an!" Misstrauisch beschnüffelte sie die Kekse und beobachtete Mats Unschuldsmiene erneut.
„Ich würde sie nicht essen." Die beiden drehten ihre Köpfe und warteten, bis Siané ganz bei ihnen angelangt war.
„Ach, und warum nicht?" Sauer stemmte Mat eine Hand in die Hüfte.
„Weil du Hazia reingemischt hast. Und zwar soviel, dass man leicht benebelt davon wird und seltsame Dinge tut." Siané grinste gehässig, als Mat sie erschrocken ansah.
„Bist du unter die Hellseher gegangen, Sina?" Das blonde Mädchen hatte einen fragenden Blick aufgesetzt.
„Frag IHN doch mal, ob ich recht habe." Siané kicherte und deutete dabei auf dem dunkelhaarigen Jungen, der verzweifelt einen Ausweg suchte.
„Sagt sie etwa die Wahrheit???" Maeglin drehte den jungen Mann neben sich um, der stotternd und mit rotem Gesicht zu einer Antwort ansetzte.
Schon bald hörte Siané die beiden kaum noch. Sie hatte sich unauffällig entfern, als das Pärchen zu ihrem Streit ansetzte. ‚Wenn ich es schon nicht ungeschehen machen kann, werde ich wenigstens versuchen, sie wieder näher zueinander zu bringen.' Ein leichtes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, welches aber schnell wieder verschwand, als sie an den Ort dachte, den sie aufsuchen wollte.
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Die Sonne stand an ihrem höchsten Punkt. Die Straßen von Tirell waren fast verlassen. Nur wenige Menschen kreuzten Sianés Weg und diese schenkten ihr höchstens einen flüchtigen Blick. Trotzdem zog sie ihren Umhang fester um ihre schmale Gestalt. Sie wollte nicht, dass sie auffiel. Oder vielleicht noch von jemandem erkannt wurde.
„Sina?" Zu spät. Wie versteinert blieb sie auf der Straße stehen. Wieso musste das nun passieren? Wieso tauchte er immer in diesen Momentan auf? „Ich habe dich gesucht." Sie spürte seine Hand auf ihrer Schulter und drehte sich widerwillig um. Legolas stand dort. Eigentlich hätte sie damit rechnen können.
„Ich wollte ein wenig allein sein." Sie senkte ihren Blick. Nicht aus Scheu, wie es sonst gewesen war. Nein... Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen. Sobald sie in das tiefe Blau blickte, erinnerte sie sich erneut an den Moment seines Todes. Seinen Augen hatte der wunderschöne Glanz gefehlt. Dieser war zurück gekehrt. Aber zu welchem Preis?
„Verstehe.. Dann gehe ich besser wieder." Er hob ihr Kinn mit den Fingern an, zwang sie in seine Augen zu schauen. „Es sei denn, du redest mit mir. Ich möchte dir helfen." Sie zwang sich zu einem Lächeln. Doch Legolas spürte sofort, dass es nur aufgesetzt war. „Ich sehe schon, du möchtest es nicht." Entschuldigend blickte sie ihn an, sagte aber nichts weiter. Sanft strich sie mit den Fingern über seinen Handrücken und lief dann fort von ihm. ‚Es tut mir leid..' Tränen glitzerten in ihren Augen. Sie hätte ihn nicht so abweisen dürfen. Aber seine bloße Anwesenheit führte ihr immer wieder vor Augen, dass sie ein Leben für seins genommen hatte.
Er blickte ihr noch einen Moment nach, ging dann aber seinen Weg zurück zur Burg. Er wusste, dass sie nicht mit ihm über ihre Gedanken reden würde. Er hatte es in ihren Augen gesehen. Doch was er nicht gesehen hatte, waren Schuld und Zweifel, mit denen Siané so sehr zu kämpfen hatte.
Es dauerte noch eine ganze Weile, bis Siané die Stadtmauern erreichte. Die Wachen davor sahen düster und missgelaunt aus, doch zu ihrer Überraschung lächelten sie leicht, als sie das Tor passierte. Als sie hindurchgetreten war, sah sie sich um. Vor ihr breitete sich die Ebene von Carn Dûm aus. Zumindest, wenn sie die Berge hinabsteigen würde. Aber von hier aus hatte sie einen atemberaubenden Blick hinab.
‚Hier müsste doch irgendwo...' Sie drehte sich ein wenig und konnte einen schmalen Weg ausmachen, der hinauf führte. ‚Vielleicht dort oben...'
Sie raffte den Rock ihres weißen Kleides zusammen, zog ihre Kapuze über ihren Kopf und stolperte den steinigen Weg nach oben.
Nach einiger Zeit drehte sie sich um. Tirell war hinter ihr immer kleiner geworden. Doch nun konnte sie vor sich eine Wiese sehen. Das hohe Gras war noch grün und ließ sich von dem leichten Hauch des Windes hin und her wehen.
Dort stand er. Vor ihr, vielleicht ein paar Meter entfernt, stand ein niedriger, geschliffener Grabstein. Mit zittrigen Knien schritt sie näher an ihn heran und ließ sich vor ihm nieder. Er war schmutzig. Die eingravierten Worte waren kaum noch zu erkennen.
Sie seufzte und zog einen Lappen aus ihrer Tasche. Behutsam strich sie über den glatten Stein. Langsam wurden die Zeilen sichtbar. Buchstaben formten sich zu Worten:
Layla Yaventil,
Tochter von Damion Yaventil
In Gedanken fügte Siané aber noch hinzu: ‚Geliebte Schwester von Gilbert Yaventil'. Wieder fühlte sie das stechende Gefühl in ihrem Herzen. Lange Zeit umfasste sie Laylas Grab bis ihr noch etwas auffiel:
‚Götter sind nicht allmächtig. Sie können keine Wunder vollbringen. Sie können nur das Licht zur Erde senden und die Welt weiter bewegen. Du fühlst diese Macht der Götter jederzeit. Manchmal sanft und manchmal stark. Sie sind bei dir, auch wenn du sie nicht beachtest. Fühlst du manchmal den Wind? Warm und sanft? Es ist ihre Antwort. Ich werde dein Wind sein...'
Wie hatte sie diesen Text bloß übersehen können? Er war sehr klein geschrieben und auf eine Goldscheibe gemeißelt. Layla musste Cyria eine Menge bedeutet haben. Siané war sich sicher, dass sie diese Platte hatte anbringen lassen. Sie schien neuer zu sein, als das Grab selbst.
„Und alles nur meinetwegen.." Fast zärtlich strich sie über den Grabstein. „Es tut mir so leid. Ich war so egoistisch. Meinetwegen..." Eine Träne rollte über ihre Wange. „Nur weil ich meine Kräfte nicht kontrollieren kann. Du hättest leben können... Es tut mir alles so leid..." Weitere Tränen gesellten sich zu der ersten.
Es war völlig windstill geworden, was Siané aber nicht bemerkte. Ihre Hände hielten sich krampfhaft im Gras fest, während ihre Tränen ihre Wangen befeuchteten. Innerlich fühlte sie sich so zerrissen wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Auf der einen Seite hatte sie Legolas nicht verloren. Auf der anderen Seite wusste sie, dass sie das Leben dieses Mädchens auf dem Gewissen hatte. Und gerade das tat ihr unglaublich leid. Auch, wenn sie Layla nie kennen gelernt hatte. Der Gedanke, ein unschuldiges Leben ausgelöscht zu haben, war unerträglich..
„Ich weiß nicht, wie ich ihm wieder in die Augen schauen soll.." Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie die verschwommenen Umrisse des Grabes. Die Tränen hatten ihren Blick getrübt.
„Du wirst mir das nicht verzeihen, ich weiß.." Ihre Hände strichen über die Oberfläche des Grabsteines. „Ich würde es so gern rückgängig machen.. Hätte ich doch nur meine Kräfte kontrollieren können. Alles wäre anders gelaufen.."
Neben ihr begannen die Grashalme, sich zu bewegen. Doch sie nahm das Kitzeln an ihren Fußgelenken gar nicht wahr. „Ich weiß, dass ich dir nicht helfen kann. Aber ich verspreche, dass ich lerne, wie man diese Macht lenkt. Nie wieder wird so etwas geschehen." Sie blickte auf und strich ihren Rock herunter. Der Wind hatte sich verstärkt und ließ ihren Rock ein wenig wehen.
Unsicher blickte sie wieder zu Laylas Grabstein. „Ich werde es mir sicher nicht verzeihen, so unbedacht gehandelt zu haben.." Sie schloss ihre Augen und atmete einmal tief ein. Ganz leise, so dass ihre Stimme im Wind fast unterging. „Verzeih mir bitte.." Wieder rollten Tränen über ihre Wangen, doch dann öffnete sie überrascht die Augen. Der Wind war lauter geworden. Und er war .. warm. Es war so unwahrscheinlich zu dieser Jahreszeit. Er umschmeichelte ihre Wangen, wehte ihre Kapuze herunter und wirbelte ihre Haare herum.
‚Ich werde dein Wind sein..' Die Schrift auf dem Grab, kam ihr wieder in den Sinn. Und während der warme Wind abnahm, begann Siané langsam zu lächeln.
„Danke.." Ihre Worte wurden von den letzten Zügen des Windes davongetragen..
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„Wo ist sie?" Pippin drehte sich erschrocken in seinem Sessel um, als er eine herrische, männliche Stimme hinter sich vernahm. „Seid ihr denn schwerhörig? Ich habe gefragt, wo sie ist!" Noch immer rührte sich niemand von ihnen. Die vier Hobbits saßen in einem der Aufenthaltsräume der Burg. Viele Sessel und Sofas waren dort verteilt, während zwei Kamine dem Raum Wärme spendeten. Einige Bücher lagen auf den kleinen Tischchen herum und ließen darauf schließen, dass Schüler manchmal ihre Zeit hier mit Lernen verbrachten.
„Verzeihung, wir waren nur überrascht, euch zu sehen." Merrys Stimme klang etwas unsicher. Der Mann vor ihm sah sauer aus. Er hatte nicht den Wunsch, ihn noch weiter zu verärgern.
„Sagt ihr Jungen mir nun endlich, wo sich meine Tochter aufhält?" Marado hatte seine Hände in seinem weißen Kittel vergraben und blickte die Hobbits böse an.
„Mein Herr, wir sind Hobbits, keine Jungen.." Frodo hatte eigentlich angenommen, dass inzwischen mehr Menschen mit dem Begriff ‚Hobbit' etwas anfangen konnten. Aber die verwirrte Miene des Mannes zeigte ihm eindeutig, dass er die vier nur als menschliche Kinder sah.
„Wie auch immer.. Ich will meine Tochter sehen. Ich hoffe, dass ich nicht umsonst hergeholt wurde und sie nun nicht mehr hier ist."
„Kann ich euch vielleicht weiter helfen?" Marado drehte sich nun zum Eingang, aus dem die Stimme kam.
„Ach, bei Eru.. Mit dir hätte ich ja rechnen können." Merry hatte nicht angenommen, dass sich die Miene von Sianés Vater noch weiter verfinstern konnte, aber das tat sie bei Legolas Anblick sehr deutlich. „Wo hast du meine Tochter gelassen? Ich hoffe für dich, dass du auf sie aufgepasst hast. Wehe, wenn mir irgendwelche schlechten Dinge zu Ohren kommen. Ich werde.."
„Meine Güte, Herr Dúvall. Was tut ihr hier?" Wieder drehten sich alle zur Tür, in der Maeglin plötzlich aufgetaucht war.
„Kind, wie oft sagte ich dir schon, mich Marado zu nennen? Weißt du vielleicht, wo sich meine Tochter aufhält? Ich möchte sie sehr gerne sehen.." Die Münder der Hobbits öffneten sich. War der Mann nicht eben noch abweisend und mürrisch gewesen? Aber nun war er so freundlich.. Unglaublich, wie schnell Menschen ihre Launen ändern konnten.
„Nein, Sir. Aber ich werde sie gerne suchen. Sie muss sich hier irgendwo in der Burg aufhalten. Wollt ihr mit mir kommen?" Maeglin lächelte, als sich Marado zu einem freundlichen Nicken zwang und Legolas noch einen vernichtenden Blick zuwarf.
„Gern.. Ich freue mich, sie wiederzusehen. Es ist schon lange her, seid sie aus Teslon verschwunden ist." Zusammen gingen die beiden den Flur hinunter, fort vom Aufenthaltsraum.
„Legolas, es tut mir leid es dir zu sagen, aber ich habe das Gefühl, dass Sianés Vater dich nicht leiden kann.. .. ... Au..." Pippin rieb sich den Hinterkopf, auf den er eben einen Schlag von Merry bekommen hatte. Wieso musste er auch immer so ein vorlautes Mundwerk haben?
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Es war ein eigenartiges Gefühl, vor seiner Tür zu stehen. Eines der Mädchen der Burg hatte sie zu Legolas Gemach geführt. Doch nun traute sie sich nicht hinein. Was, wenn sie ihm schon wieder nicht in die Augen sehen konnte? ‚Ich sollte es wohl auf einen Versuch ankommen lassen..'
Zitternd griff sie nach dem Türknauf und drehte ihn herum. Mit einem leichten Knarren öffnete sich die Tür und gab ihr den Blick auf das Innere frei. Legolas war nicht da. Seufzend trat Siané ein. ‚Irgendwann wird er schon wieder kommen..'
Sein Zimmer unterschied sich nicht von ihrem. Anscheinend war die Burg nie für einen hohen Besuch ausgestattet gewesen. Oder vielleicht machte sie sich auch nichts aus den Adligen der anderen Reiche?
Nachdenklich ließ sie sich auf der Kante seines Bettes nieder. Die aufgeschlagene Decke und das leicht zerwühlte Laken zeugte davon, dass er die Nacht hier verbracht hatte.
„Sina.." Sie schreckte aus ihren Gedanken auf, als sie seine Stimme von der Tür her vernahm.
„Du hast dir tatsächlich angewöhnt, mich Sina zu nennen.." Sie lächelte ihn an und klopfte neben sich. Leise schloss er die Tür hinter sich, kam näher heran und setzte sich.
„So, wie du es gewollt hast. Wo bist du gewesen?" Er sah so ernst aus. Ihr Herz krampfte sich schon wieder zusammen, als sie sich an das Blut erinnerte, dass seinen Oberkörper bedeckt hatte.
„Ich.. Legolas.. Du würdest es nicht verstehen.." Ihre Hände umfassten den Stoff ihres Kleides, zerknüllten das weiße Gewand.
„Versuch es doch mir zu erklären.." Innerlich lachte sie bei seinen Worten auf. Wie sollte sie ihm erklären, dass sie ihn sterben sah? Das sie ihren eigenen Albtraum durchlebt hatte und nun alles so war, als wäre es nie geschehen? Und vor allem: Das er sich an nichts von dem erinnern konnte, während sie gegen ihre Schuldgefühle kämpfte.
Wieder erinnerte sie sich an seine letzten Worte. Aus den Augenwinkeln sah sie ihn lächeln, ganz so wie es noch in Bruchtal gewesen war. „Ich bin so froh, dass dir nichts geschehen ist." Sie ignorierte seine vorangegangen Worte und rückte näher an ihn heran. Übermütig schlang sie ihre Arme um seinen Hals, setzte sich auf seinen Schoß und begann seine Lippen zu küssen.
„Meine liebste Sina.. Was ist nur los mit dir? Ich habe dich schon lange nicht mehr so erlebt. Nein, verzeih es zu sagen. Aber ich habe dich noch nie so erlebt." Seine Augen strahlten, doch bevor sie gegen seine Aussage protestieren konnte, begann nun er ihre Lippen mit seinen zu liebkosen.
Seine Hand erfasste ihren Haarschopf, während seine andere auf den unverletzten Stellen ihres Rückens ruhte. Sie vertiefte den Kuss, umfasste ihrerseits mit den Händen seine Tunika. Überrascht öffnete er die Augen. „Was tust du da?"
Sie hielt ihre Augen geschlossen und lächelte gegen seine Lippen. „Wonach fühlt es sich an?" Nun war es an Legolas zu lächeln. Sie knöpfte langsam jeden Knopf auf, den sie an seiner Tunika finden konnte und löste die Schnüre seines Leinenhemdes. Sanft strich sie den Stoff auseinander und betrachtete seinen blassen Oberkörper. Sie lächelte immer noch und strich mit der Hand über seine makellose Haut. Keine Narbe war darauf zu sehen und langsam begriff sie, dass Legolas wirklich nie verletzt worden war. Wenn sie jetzt nur noch beginnen könnte, sich selbst zu verzeihen.. ‚Vielleicht, wenn ich meine Macht zu lenken gelernt habe..'
„Sprich Elb, wo bei Eru steckt meine Tochter?" Legolas und Siané, die gerade im Begriff waren, erneut ihre Lippen zueinander zu führen, schraken auseinander. Die Tür zu Legolas' Schlafgemach war aufgeflogen und Marados donnernde Stimme zu ihnen geschallt. Sianés Augen weiteten sich, als sie ihren Vater erblickte, der bei dem Anblick der beiden erbleichte.
Siané schluckte schwer. Was dachte ihr Vater wohl gerade? Seine Tochter auf dem Schoß eines Elben, dessen Oberkörper fast vollständig unbekleidet war und zu allem Überfluss lagen die Hände seiner Tochter auch noch auf der nackten Haut des Prinzen.
„Paps.. Was.. Was tust du hier?"
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Hehe.. Wieder ein Minicliffhanger. ;D Also, es ist ein kurzer Teil, ich weiß. Aber momentan muss ich neben meiner Ausbildung auch noch für die Arbeiten in der Berufsschule lernen. Es ist irgendwie alles voll stressig. Und das mit meinem Kollegen wird ja auch nicht wirklich besser. °seufz° Trotzdem gibt es bald einen neuen Teil. Und ich hoffe, dass ich Legolas Papi dann endlich mit einbauen kann. :D
Ich weiß auch, dass ich in diesem Teil schlechter geschrieben habe, als sonst. Aber ich habe nun seit vier Wochen an ihm herum geschrieben.. Ich kann es nicht mehr verbessern. Vielleicht müsste mich mal wieder die Muse küssen. (Am besten geeignet dafür wäre natürlich gewisser Kollege.. °seufz°) Ich hoffe im nächsten Teil wieder meinen alten Stil gefunden zu haben.
Ich hoffe auch, ihr schreibt mir wieder eure Meinung. Dieses Mal schaff ich es zeitlich nicht einmal, auf eure Kommis und Reviews einzugehen. Aber nächstes Mal beantworte ich die zu diesem Teil mit.^^ Versprochen. :o)
Gibt es eigentlich männliche Leser meiner Geschichte? Wenn ja, sind diese Mal aufgerufen sich zu melden. Würde mich ja echt brennend interessieren. °lach°
Bis bald.. Schreibt mir, muntert mich auf.. Diese kleine Autorin weiß nicht mehr weiter.. Ob es nun um die freie Zeit geht oder allgemein um anderes. =)
Hab euch alle lieb! Fühlt euch gedrückt.
Hugs & kisses, Eure Tig
