Herz zu erobern
Ankunft im Düsterwald
A/N: So.. Nach langem Warten kommt nun endlich mein Update. Danke erstmal an alle, die die ganze Zeit auf mich gewartet haben! °knuddel° Dieses Kapitel hat mich soooo viel Arbeit gekostet. Kann man sich kaum vorstellen. -_-* Aber nun hab ich es ja geschafft und ich kann besten Gewissens sagen: Dieses ist das VORLETZTE Kapitel vor dem Epilog. Eins kommt noch und dann habe ich nur noch einen Epilog für euch.
Trotzdem wieder viel Spaß bei meinem neuen Kapitel.. :o) Dieses Mal hab ich auch wieder was zu den Reviews und so geschrieben. °knuddel°
Disclaimer: Bitte die vorherigen Chaps einsehen.^^
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Herz zu erobern
Ankunft im Düsterwald
„Paps.." Siané schluckte schwer. Sie traute ihren Augen nicht. Das konnte doch gerade nicht wirklich geschehen.. Immer mehr wurde ihr bewusst, dass sich ihre Hände auf Legolas' nackter Haut befanden. Genauso spürte sie, wie das Blut in Massen in ihr Gesicht schoss. Sie öffnete und schloss ihre Augen immer wieder, verharrte dabei in ihrer Position, doch ihr Vater verblieb im Eingang des Raumes. Egal wie sehr sie ihn fort wünschte, sie konnte ihn weiterhin vor ihren Augen sehen. Doch was sie als noch viel schlimmer als die bloße Anwesenheit ihres Vaters empfand, war das blasse, erschrockene Gesicht selbigen.
„Paps! Ich kann das erklären..." Endlich fand sie den Weg zu ihrer Stimme wieder. Vielleicht hätte sie sich aber ihre Worte vorher zurecht legen sollen, denn durch den Klang ihrer Stimme erwachte ihr Vater aus seiner Starre und legte schockiert eine Hand über seine Augen. Unbeholfen stand sie vom Schoß des Elben auf, stolperte dabei und kam gerade noch vor ihrem Vater zum Stehen. Dieser schenkte ihr aber nur einen kurzen Blick durch die Finger seiner Hand und machte dann auf dem Absatz kehrt. Er verließ das Gemach des Prinzen, allerdings nicht ohne diesem einen vernichtenden Blick zuzuwerfen. Legolas war währenddessen damit beschäftigt, die unangenehme Situation ganz zu erfassen und rührte sich kaum. So konnte Siané ihrem Vater auch ungehindert folgen..
Auf dem Flur angekommen, lief sie Marado nach. Dieser hatte eine Miene aufgesetzt, die wahrscheinlich eine ganze Horde Orks verscheucht hätte. Wer wollte sich denn schon einem wütenden Vater in den Weg stellen?
„Paps.. Bitte! Hör mich doch an!!" Bettelnd umfasste Siané seinen Arm, zog daran und zwang ihn stehen zu bleiben. Doch als sie seinen Blick erneut erhaschte, wünschte sie sich plötzlich in eine Erdspalte. Irgendwohin, wo sie diesen vorwurfsvollen, ärgerlichen Augen nicht begegnen musste.
„Kind, was willst du mir erklären? Meine eigenen Augen konnten dort alles genau erfassen. Es gibt nichts, was du mir sagen müsstest." Er wollte schon wieder weiter gehen, doch seine Tochter hielt seinen Arm krampfhaft fest. Sie wusste zwar nicht, wie sie ihn überzeugen sollte, doch irgendetwas musste sie tun.
„Nein.. Du hast dort das gesehen, was du sehen wolltest. Es ist nicht so, wie du denkst. Legolas und ich--" Doch sie verstummte, als sie sah wie sich die Miene ihres Vaters bei dem Vornamen des Elben weiter verfinsterte.
„Siané, du kannst mir danken, dass ich euch gestört habe. Wer weiß, was sonst noch alles passiert wäre. Wer weiß, wozu dieser so genannte Prinz im Stande gewesen wäre." Grummelnd ging Marado weiter, doch das rothaarige Mädchen folgte ihm beharrlich. Sie wusste, dass ihr Vater schon immer etwas gegen die männliche Spezies hatte. Zumindest, wenn sie seiner Tochter zu nahe kamen. Allerdings musste das doch irgendwann aufhören..
„Vater, Legolas würde mich zu nichts zwingen. Bitte, es ist doch nichts passiert." Mit flehendem Blick lief sie neben ihm her, versuchte einen Moment zu erhaschen, in dem sie seine Augen sehen konnte. Doch der dunkelhaarige Mann betrachtete tief konzentriert den Boden.
„Ich war auch einmal jung, Siané. Ich weiß, was beinahe passiert wäre. Du hättest das Bett mit ihm geteilt. Oh, wenn ich daran nur denke.. Meine eigene Tochter… Mit einem Elben.. Was für eine Vorstellung.." Stirnrunzelnd beäugte sie ihren Vater, doch dieser lamentierte unbeirrt weiter. „Wahrscheinlich hast du über die Ausmaßen nicht einmal nachgedacht.." Einen kurzen Moment dachte Siané an die Nacht zurück, in der sie mit Legolas geschlafen hatte. Was wäre wohl, wenn ihr Vater davon wüsste? Kurz flackerte die Vorstellung ihres Vaters in ihren Gedanken auf, wie er mit einer Mistgabel bewaffnet hinter dem Elbenprinzen herjagte und sie musste mühsam ein Kichern unterdrücken.
„Hast du mal daran gedacht, was passieren kann? Oder hatte einer von euch tatsächlich soviel Verstand und hat einen Gedanken Herzwurzeltee verschwendet?" Siané blieb wie angewurzelt stehen und sah ihren Vater mit großen Augen an. ‚Oh nein..'
„Habe ich es mir doch gedacht.." Er verschränkte die Arme hinter seinem Rücken und ging siegessicher weiter, als er keinen Einwand von seiner Tochter hörte. „Wenn ich euch nicht gestört hätte, wärst du nun vielleicht auf dem besten Weg zu einer Schwangerschaft.. Willst du dazu nichts sagen? – Siané? – Siané?" Verstört blickte er sich um, doch von seiner Tochter war auf dem Flur nichts mehr zu sehen. Seine Augen verengten sich und er spähte unsicher durch den Flur.
Langsam drehte er sich wieder um, warf einen letzten Blick in den leeren Gang und grummelte vor sich hin. Vielleicht hätte er seine Vorwürfe ein wenig zurückschrauben sollen. Hatte er übertrieben? Wenn nicht, wäre sie doch nicht einfach fortgerannt. Außerdem hatte er eine anständige Tochter.. Die hatte er doch, oder?
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Maeglin hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und blickte starr an die Decke des Raumes. Auf ihrer Stirn hatten sich kleine Sorgenfalten gebildet, außerdem brannten ihre Augen. Sie merkte gar nicht, dass sie schon längere Zeit nicht mehr geblinzelt hatte. Das einzige woran sie dachte war Mat. Mat und das verdammte Gefühl der Vertrautheit, das sie in seiner Gegenwart verspürte. Immer wenn sie ihn ansah kam es in ihr hoch. Aber das konnte doch gar nicht sein. Wie sollte es auch? Sie kannten sich doch kaum. Trotzdem.. Immer wieder beschlich sie der Gedanke, dass sie eine Erinnerung besitzen sollte, die mit ihm zusammenhängt. Sie konnte sich aber beim besten Willen an keine entsinnen.
Sie zuckte zusammen und richtete sich mit hochgezogenen Augenbrauen auf, als die Tür zu ihrem Gemach aufflog und eine blasse und schwer atmende Siané eintrat. Sie konnte ihr nicht einmal etwas sagen, denn ihre Freundin hatte die Tür genauso schwungvoll zugeschlagen, wie sie diese geöffnet hatte und ließ sich zitternd neben sie auf das Bett plumpsen.
„Sina?!" Fürsorglich umfasste sie die kalten Hände des rothaarigen Mädchens und versuchte ihren Blick zu erhaschen. Doch Siané blickte, wie unter Schock, auf die weiße Decke von Maeglins Bett.
„Sina, sag doch was.. Was ist denn bloß geschehen?" Maeglin berührte besorgt die Wange ihrer Freundin und stellte erschrocken fest, dass sie genauso kalt war, wie ihre Hände.
„Herzwurzeltee.." Maeglin blinzelte. Wieso brabbelte Siané denn von dieser Kräutermischung?
„Sina, ich weiß nicht was du meinst.." Sie erschrak ein wenig, als sie von ihrer Freundin an den Schultern gepackt und unsanft durchgerüttelt wurde.
„Was ich meine? Was ich meine? Maeglin, sei nicht so ein Holzkopf!! Ich habe keinen getrunken.. Du weißt schon.. In Bruchtal. Bevor ich.. Na, du weißt doch was ich meine." Siané betrachtete das ausdruckslose Gesicht des blonden Mädchens und schloss genervt die Augen. Scheinbar begriff sie es doch noch nicht. „Ich habe keinen getrunken, bevor ich mit ihm geschlafen hab! Stell dich nicht dumm.. Ich könnte schwanger sein!!!"
Wie angestochen sprang Maeglin auf und schlug ihre Hand vor den Mund. Ihre Augen hatten sich geweitet und sie schien in denselben Schockzustand zu verfallen, wie Siané zuvor. „Du.. Du meinst..???"
„Ja.. Gottverdammte scheiße!! Was tu ich denn nun? Ich bin zu jung für so was.. Oh, wieso war ich denn nur so dumm? Wenn mein Vater das erfährt.. Er wird mir den Hals umdrehen. Und Legolas.." Sie stiefelte in Maeglins Zimmer auf und ab. „Was wird er bloß sagen? Und sein Vater? Ist das nicht eine Schande, wenn man vor der Heirat schwanger wird? Und überhaupt.. Ich will noch kein Kind!!"
Maeglins Augenbrauen wanderten bei jedem weiteren Wort von Siané ein Stückchen höher. Nach einer ganzen Weile räusperte sie sich lautstark und erlangte somit die Aufmerksamkeit ihrer Freundin. „Also, wenn du damit fertig bist, eine Kuhle in den Boden meines Gemachs zu laufen und vielleicht auch noch dein Lamentieren einstellst, können wir auch anfangen, dein Problem rational anzugehen und eine Lösung finden."
Sianés Mund stand ein wenig offen, als sie diese – für Maeglin durchaus ungewöhnliche – Rede hörte. Verdattert ließ sie sich wieder auf das Bett sinken und faltete ihre Hände in ihrem Schoß.
„Also.. Gehen wir das ganze in Ruhe an: Woran erkennt man, das man schwanger ist?" Maeglin stand vor Siané wie eine Lehrerin. Es fehlten nur noch die streng nach hinten gekämmten Haare.
„Was soll denn das? Willst du meine alten, grausamen Erinnerungen an Paps Aufklärung wieder hervorholen? Das war soooo peinlich!" Maeglin lächelte bei Sianés Einwänden, doch sie sprach schnell weiter.
„Wann hast du deine letzte Monatsblutung gehabt?"
„MAEGLIN!!! Das will niemand wissen!" Siané verschränkte die Arme vor der Brust.
„Nein, eigentlich interessiert es mich auch nicht. Ich will dir nur helfen.."
Siané seufzte und murmelte sich leise etwas in den nicht vorhandenen Bart. Maeglin musste sie zweimal bitten ihren Satz zu wiederholen, bis sie leise ‚Sie sind eine Woche überfällig' flüsterte. Fluchend ließ sich das blonde Mädchen auch auf dem Bett nieder und blickte ihrer Freundin dann in die grünen Augen.
„Ich denke, du solltest mal zu einem Heiler gehen. Oder vielleicht Legolas darauf ansprechen. Elben nehmen solche Dinge sicher anders auf, als wir Menschen." Siané antwortete nicht. Sie stand schweigend auf und verließ das Zimmer wieder. Maeglin, die eigentlich ganz andere Dinge im Kopf gehabt hatte, folgte ihr lautlos.
Maeglin lief dicht hinter ihrer Freundin. Sie sprachen kein Wort. Siané schien zu sehr in sich gekehrt. Vielleicht haderte sie gerade mit sich selbst? Was auch immer es war: Maeglin würde da sein, wenn sie jemanden brauchte. Doch dazu sollte es vorerst nicht kommen.
----------*°*----------
Als sie die Tür zur Bibliothek passieren wollten, vernahmen ihre Ohren bekannte Stimmen. Siané blieb sofort abrupt stehen. „Hörst du das auch?"
Die angesprochene Maeglin nickte nur leicht und horchte einen Moment. „Das sind Legolas und dein Vater, wenn mich nicht alles täuscht."
Nun war es an Siané, zu nicken. Sie hatte Legolas in seinem Gemach zurück gelassen, um ihrem Vater zu folgen. Eigentlich hätte ihr klar sein müssen, dass auch er ihm folgen würde. Vielleicht hätte sie es verhindern können.. Wäre da doch nur nicht der Vorfall mit der plötzlichen Erkenntnis gewesen.
Unbewusst strich sie sich mit der Hand über Bauch und Unterleib, als sie Legolas' Stimme erneut vernahm.
„Ich bitte euch, ihr müsst es einfach erlauben!" Seine Stimme war eindringlich und doch konnte Siané sich vorstellen, wie er einen flehenden Ausdruck in den Augen trug.
„Ich muss nichts erlauben! Außerdem will ich von diesem Thema nichts hören! Niemals werde ich meine Tochter in ein fremdes Elbenreich ziehen lassen. Hört ihr? NIEMALS!" Maeglin sah, wie Sianés Hand sich zu einer Faust schloss und wieder öffnete. Langsam griffen sie gemeinsam zur Klinke der großen Flügeltür und traten ein. Es wunderte keinen von beiden, dass die Anwesenden sie nicht bemerkten. Vielmehr setzten sie ihre Diskussion fort.
„Was spricht denn nur dagegen?" Legolas hatte sich mit dem Rücken gegen einen Sessel gelehnt und betrachtete das stetige auf- und abschreiten Marados.
„Was dagegen spricht? Mein verehrter Elb, ihr glaubt wohl ich sei dumm? Ich weiß sehr wohl, was ihr vorhabt!! Erst meine Tochter aus meiner Reichweite führen und dann.. Ja, dann wollt ihr sie entehren. Meine brave Siané hätte vorher nie etwas in der Richtung getan. Und kaum ist sie meinem Schutz entrissen worden, finde ich sie in obszöner Position auf eurem Schoß wieder!!!" Siané spürte, wie sie bei den Worten ihres Vaters rot anlief und auch Legolas' Ohren schienen einen leichten Hauch von rosa anzunehmen.
„Wieso seht ihr nur etwas Schlechtes in meinen Absichten? Ich erfragte lediglich eure Erlaubnis, um eurer Tochter meine Heimat zeigen zu dürfen! Ich würde nie etwas tun, dass sie in irgendeiner Weise entehren kann." Marado stampfte gerade auf den Elbenprinzen zu, um ihm eine zweite, saftigere Moralpredigt zu halten, als er einen starken Druck am Arm verspürte. Er drehte sich um und erblickte die grünen, funkelnden Augen seiner Tochter. Leider funkelten diese nicht vor Freude, eher vor Zorn.
„Paps, was fällt dir ein! Ich bin alt genug, um meine eigenen Entscheidungen zu treffen."
„Siané, auch wenn du es nicht glaubst: Ich weiß wie es ist, jung zu sein. Ich verstehe es auch, dass du dich zu ihm hingezogen fühlst, aber du hast alle Zeit der Welt. Ich habe mir immer gewünscht, dass du einen guten Mann findest. Vielleicht einen Kaufmann, der dir ein schönes zu Hause bietet.. Ich verlange doch nicht viel!" Sianés Augen schienen aus ihrem Gesicht hervortreten zu wollen. Immer größer wurden sie vor Erstaunen und so drang auch kein Wort der Erwiderung aus ihrem Mund hervor. Sie konnte nur ungläubig den Kopf schütteln.
In einer kleinen Ecke, unbemerkt von den anderen, saßen Merry und Pippin. Sie hatten ihre Stühle so gestellt, dass sie einen guten Blick auf die Personen hatten, die sich nun sprachlos anstarrten. Pippin hob gerade einen Apfel seinem Mund entgegen und hatte seine Stirn in Falten gelegt.
„Verstehst du das?" Merry sah seinen Freund zwischen einigen Stücken Kuchen fragend an.
„Nicht direkt. Soweit ich es nachvollziehen kann geht es darum, dass Sianés Vater einen guten Ehemann für sie will, der ihr ein zu Hause bieten und eine Familie ernähren kann." Pippin biss geräuschvoll in seinen Apfel.
„Das habe ich auch gehört. Aber das macht doch keinen Sinn, oder?" Merry sah wieder zu Pippin, der nachdenklich die Augenbrauen hochzog.
„Er würde einen Kaufmann einem Prinzen vorziehen.. Nein, für mich macht es auch keinen Sinn.." Er schüttelte den Kopf und blickte auf den Tisch, auf dem Merry und Pippin ihr Essen aufgebaut hatten. Vielleicht würden sie ja noch eine Antwort von Marado bekommen.
Die beiden Hobbits waren nicht die einzigen, die Marados Ansichten nicht nachvollziehen konnten. Er wünschte sich einen Kaufmann für seine Tochter, aber ein Prinz war unzulänglich? Siané schüttelte immer noch den Kopf. Ihr war es zuwider geworden, zu versuchen, in die verqueren Windungen von Marados Verstand einzudringen. Im Endeffekt, war es immer am besten ihn zu ignorieren.
Langsam ging das rothaarige Mädchen an ihrem Vater vorbei und blieb knapp vor Legolas stehen. Sie lächelte ihn kurz an und umfasste dann seine Hand mit beiden Händen. Lautlos formte sie mit den Lippen den Satz ‚Tu einfach so, als wäre er nicht da..' und zog ihn zum Ausgang der Bibliothek.
Marado stand wie angewurzelt auf der Stelle und blickte seiner Tochter und ihrem ‚Geliebten' nach. Bildete er sich das nur ein, oder ließ sie ihn hier gerade wie einen dummen Jungen stehen?
Aus den Augenwinkeln konnte Maeglin die leichten Verfärbungen sehen, die Sianés Vater gerade ins Gesicht stiegen. Sie schluckte leicht und wollte sich gerade auf den Weg nach draußen machen – irgendwohin, nur nicht in der Nähe von Marado bleiben – als er ihren Namen klar und deutlich durch die halbe Burg rief.
„Maeglin!!" Sie zuckte zusammen und drehte sich mit einer Unschuldsmiene um. Wieso musste ihr das schon wieder passieren? In Teslon hatte jeder gewusst, dass man nicht in seiner Nähe sein sollte, wenn er schlechte Laune hatte. Trotzdem geriet sie immer wieder in solche Situationen.
„Was denn?"
„Was habe ich bloß falsch gemacht, dass meine Tochter ihn nun mir vorzieht?" Ein Grinsen schlich sich auf Maeglins Lippen. Es war eine zu drollige Frage. Was hatte Legolas, was Marado nicht hatte, abgesehen von der Tatsache, dass er nicht Sianés Vater war? Sie hätte Stunden damit zubringen können, angefangen von dem komischen Stirnband, dass Marado zierte.
„Siané scheint ihn zu mögen.. Und, wenn ich das mal eben so sagen darf, hat Legolas ihr schon aus so mancher Zwickmühle geholfen." Maeglin lächelte freundlich, doch die Miene von Sianés Vater hellte sich kein bisschen auf.
„Aber er wird sie schon noch in so manche hineinbringen. Ich spüre das.." Grummelnd verließ er die Bibliothek. Maeglin pfiff genervt durch die Zähne. Als ob Männer so etwas wie Intuition hatten. Sie bezweifelte das. Sie bezweifelte das sehr.
Als Marado außer Sichtweite war, setzte Maeglin sich wieder in Bewegung. Die beiden Zuschauer in der Bibliothek hatte sie immer noch nicht bemerkt. Eilig rannte sie in den Flur hinaus. Nicht, dass sie neugierig war. Sie wollte nur erfahren, was Siané nun mit ihrem Problemchen tat…
„Hast du gesehen, Pip?" Merrys Füße baumelten von dem hohen Sessel herunter, während er seinem Freund zugrinste.
„Ja, Merry.. mampf Es ist nicht zu fassen.." Wieder biss er in sein Stückchen Kuchen. „Ich werde manche Menschen nie verstehen.. schmatz Soll doch froh sein, dass seine Tochter wahrscheinlich einen Prinzen heiratet.. munch, munch Sollen wir mal mit ihm reden? – Was?"
Pippin sah seinen Freund fragend an, der nur entgeistert eine Augenbraue anhob. Er hatte ja schon viele Art und Weisen des Essens kennen gelernt. Aber sich während einer Rede so dermaßen voll zu stopfen, war ihm noch nie untergekommen. Pippin war manchmal einfach unmöglich.. Trotzdem entschied er sich dazu, nichts weiter zu sagen. Es war doch eh nur verschwendete Zeit. Wenn es ums Essen ging, würde er sich nie ändern.
Stattdessen stand Merry ohne ein weiteres Wort auf und ging Richtung Flügeltür. Pippin folgte ihm sogleich, allerdings nicht ohne sich noch ein weiteres Stück Kuchen mitzunehmen.
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Siané schloss seufzend die Tür hinter sich. Legolas hatte sie bis zu ihrem Gemach begleitet und ließ sich nun schwungvoll – aber immer noch graziös – auf ihr Bett fallen. Sie lehnte sich gegen die Tür und starrte kurze Zeit auf ihre Füße, bis Legolas sie aus ihren Gedanken riss.
„Ist er immer so.. so.. stur?"
Sie betrachtete ihn einen Moment, wie er sich mit den Ellenbogen auf der Matratze abstütze und sie ansah. Er trug ein Lächeln auf seinen Lippen, doch sie senkte ihren Blick wieder auf den Boden. „Nennen wir es eher peinlich."
„Ich überzeuge ihn noch." Seine Stimme war ganz sanft und brachte Siané dazu, ihren Kopf wieder zu heben. Ihre Schultern entspannten sich bei dem liebevollen Lächeln auf den Lippen des Elben. Es waren nur einige Schritte, die sie trennten. Sie konnte diese Meter in einem Augenblick überbrücken. Und doch tat sie es nicht.
„Du musst IHN nicht fragen.." In seinem Gesicht entstand ein kurzer Moment des Unverständnisses, doch dann lächelte er wieder.
„Ich würde es aber nicht mit meinem Gewissen vereinbaren können, wenn ich dich einfach entführe und er nicht die Möglichkeit hat, sich von dir zu verabschieden." Nun war es an Siané, zu lächeln. Sie ging auf ihr Bett zu und ließ sich von Legolas in die hellen Decken ziehen. Er sah zu ihr auf, während sie neben ihm kniete und verträumt sein Antlitz betrachtete.
„Er wird sich nicht umstimmen lassen. Außerdem musst du erst einmal meine Erlaubnis erfragen, bevor du mich an einen fremden Ort verschleppst." Sie piekste ihm mit dem Finger spielerisch in die Seite und lächelte ihn verschmitzt an.
„Deine Erlaubnis muss ich doch nicht erfragen. Ich weiß, wie sehr du dich danach verzehrst, mit mir allein zu sein.." Behutsam zog er sie zu sich hinunter und berührte ihre Lippen sacht mit seinen.
Siané aber schnappte empört nach Luft. Nicht nur, dass er glaubte, ihre innersten und tiefsten Wünsche zu kennen. Nein, er hatte auch noch Recht. Wie oft hatte sie sich an einen Ort gewünscht, an dem kein Gimli sie stören würde? „Ich verzehre mich gar nicht nach.." Sie wollte protestieren, wollte ihm sagen, dass er nicht der Mittelpunkt ihrer Gedanken war, doch er verschloss ihren plappernden Mund mit seinen Lippen. Einen kurzen Augenblick schloss sie die Augen, genoss die Berührungen seiner Zunge, doch dann setzte sie erneut an. „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass du.." Sie schloss die Augen erneut, als seine Hand über ihre Wange strich und seine Lippen schon wieder ihren Mund verschlossen. Unbewusst ließ sie sich in seinen Zärtlichkeiten fallen, umfasste seinen Nacken mit ihren Händen und zog sein Gesicht näher zu ihrem.
Inzwischen hatte er sich über sie gebeugt, strich mit einer Hand die Haut an ihrem Arm entlang und hielt sie mit dem anderen Arm ganz fest. Als er merkte, wie sehr sie seine Berührungen genoss, hob er seinen Kopf ein wenig an und blickte ihr in die Augen. Fragend erwiderte sie seinen Blick, doch er tupfte ihr nur lächelnd einen weiteren Kuss auf die Lippen. „Wolltest du nicht etwas sagen?" Sie blinzelte, öffnete den Mund, um das vorherige Gespräch wieder aufzugreifen, doch auch dieses Mal war es ihr nicht vergönnt.
Atemlos trennten sich die beiden einen Moment später wieder voneinander. Legolas Gesicht war aber ihrem noch so nahe, dass sie seinen Atem auf ihrer Haut spüren könnte. „Warum sprichst du nicht aus, was du sagen möchtest?" Siané lächelte und zog Legolas, statt einer Antwort, nur erneut herunter.
Als sie sich voneinander lösten, strich er ihr verträumt ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Ihre Hände verweilten noch immer in seinem Nacken, während er auf einem Ellenbogen aufgestützt über ihr lag. „Kommst du mit mir in den Düsterwald?" Ihre Augen begannen zu strahlen und ihre Lippen wurden von einem wunderschönen Lächeln geziert.
„Du weißt die Antwort doch schon längst.."
„Ich wollte mich nur noch einmal vergewissern." Kurze Zeit sah er sie nach seinen Worten einfach nur an. Sein Blick war ernst und die verspielten Züge von vorhin waren gänzlich verschwunden. Zärtlich nahm er eine ihrer Hände in seine und legte sie neben ihrem Kopf ab. Während er ihre Hand öffnete und mit den Fingerkuppen langsam über die empfindliche Haut fuhr, unterbrach er ihren Blickkontakt nicht einmal. Seine Finger glitten über ihre Handfläche, über ihr Handgelenk, ihren schmalen Unterarm und hinterließen dabei ein ungewöhnliches Kribbeln auf ihrer Haut. Siané begann zu Zittern, dabei spürte sie nur den Hauch einer Berührung.
„Ich möchte dich sehr gerne begleiten." Sie lächelte wieder. Legolas beugte sich zu ihr hinunter und vertiefte den Kuss, den sie zuvor schon geteilt hatten. Seine Hand glitt von ihren Armen hinunter zu ihrem Oberschenkel und schlüpfte unter den weißen Rock ihres Novizinnenkleides.
Siané genoss diesen Moment der Zweisamkeit, doch als seine Finger an dem Bündchen ihrer Wäsche ankam, zuckte sie zusammen. Plötzlich erinnerte sie sich wieder ihres Problems und schob seine Hand bestimmt weg.
Den fragenden Blick des Prinzen stellte sie sich mutig, doch die richtigen Worte fand sie nicht auf Anhieb.
„Wir können das nicht tun.." Sie senkte ihren Blick auf das Laken, doch Legolas schob ihr Gesicht mit seinen Fingern wieder nach oben und zwang sie, ihn anzusehen.
„Was meinst du?"
„Na jaaaaa.." Sie spürte, wie ihre Wangen sich rot färbten. „Wennwirdaswiedertunkönnteichschwangerwerdenunddaswillichnichtundwirhabenesjaschoneinmalgetanundichweißnunnichtobichvielleichtschonschwangerbinichbinabernochzujungfüreinkindalsoseimitnichtböse, ja?" Legolas blinzelte nur verstört angesichts dieses Redeschwalls, der ihm da entgegen kam.
„Würdest du das vielleicht noch einmal langsam wiederholen? Vielleicht hast du davon gehört, dass die Sinne der Elben ausgeprägter sind, als die der Menschen. Aber ich konnte deine Worte trotzdem nicht erfassen." Er lachte sie belustigt an, doch in ihrem Gesicht verblieb der ernste Ausdruck.
„Was, wenn ich das letzte Mal schwanger geworden bin?" Beschämt blickte sie wieder das Laken an und wartete auf die Reaktion des Elben.
„Das bist du nicht." Ihr Kopf hob sich ruckartig wieder nach oben. Ungläubig sah sie ihn an. Woher wollte er das denn wissen? Und vor allem: Wieso war er sich so sicher?
„Was.. Warum. Ich meine, das kannst du doch gar nicht wissen."
„Elben bekommen nur Kinder, wenn beide es sich wünschen." Er fuhr sanft mit den Fingern die Konturen ihres Gesichtes nach, während er sprach. „Und in dieser Nacht wäre es für uns beide zu früh gewesen." Er lachte auf, als er Siané betrachtete. Ihr schien bei seinen Worten alles aus dem Gesicht zu fallen.
„Ich gehöre nicht dem elbischen Volk an." Ihre hochgezogene Augenbraue zeigte ihm deutlich, was sie von seinen Erklärungen hielt.
„Ich aber."
„Ist es nicht so, dass beide Seiten elbischen Blutes sein sollten, damit das funktioniert?" Ihre Finger tippten unbewusst auf der Matratze des Bettes herum.
„Wahrscheinlich. Würde es dich beruhigen, wenn ich sagte, dass Elben es spüren, wenn sie ein Kind bekommen?" Hoffnungsvoll blickte er sie an. Er wollte ihr nicht sagen, warum er wusste, dass sie nicht schwanger war.
„Nein, würde es nicht. Denn ich bin keine Elbin und spüre damit auch nicht, ob ich ein Kind bekomme oder nicht." Sauer verschränkte sie die Arme vor der Brust und sah ihn finster an.
„Aber auch ich würde spüren, wenn ich Vater werde." In ihren Augen blitzte einen Moment lang der Zweifel auf. Zweifel darüber, ob er nicht vielleicht doch Recht hatte. Legolas wollte schon erleichtert aufatmen, als sie einen pfeifenden Laut von sich gab.
„Tzzzz! So ein Humbug! Das könnt ihr nie und nimmer spüren. Also, warum willst du mich in Sicherheit wiegen? Ich sollte vielleicht einen Heiler aufsuchen."
„In Ordnung.. Ich sage es dir.." Siané hob erneut die Augenbrauen, als sie den geschlagenen Ausdruck in den Augen des Elben sah. Sie sagte nichts weiter.. Wartete einfach nur auf das, was er ihr zu sagen hatte.
„Erinnerst du dich noch daran, was an dem Abend gewesen ist, an dem wir miteinander schliefen?" Siané nickte leicht und besann sich einen kurzen Augenblick der Ereignisse. Sie hatte diese Auseinandersetzung mit Laurelin gehabt. Später war sie mit Maeglin aus dem Speisesaal getreten und hatte die Nachricht von Legolas gelesen. Was wiederum danach geschah, hatte sie in die gegenwärtige Situation gebracht. Also was war daran so besonderes?
„Ist es ein bestimmter Moment, an den ich mich erinnern sollte?" Siané grübelte angestrengt, doch sie erinnerte sich an nichts, was irgendwie außergewöhnlich war.
„Wir haben zu Abend gegessen. Erinnerst du dich an irgendetwas, dass an deinem Platz stand?" Siané schüttelte den Kopf. Das elbische Essen war für sie sowieso neu gewesen. Besonderheiten wären ihr darunter wohl nicht aufgefallen.
„Dann hast du den bitteren Geschmack deines Weines nicht bemerkt?" Sianés Mund öffnete sich leicht. Es stimmte. Sie hatte es an dem Abend darauf geschoben, dass der Wein von Elben hergestellt worden war. Sie hatte nicht einen weiteren Gedanken daran verschwendet und wollte damals auch nichts sagen, da es ihr als unhöflich erschien.
„Dann hast du??" Sie stemmte ihre Hände leicht in die Hüften und funkelte ihn an.
„Ja, ich habe dir etwas hineingemischt.." In seinen Augen schien ein leichter Funken von Schuld zu liegen. Doch von Bedauern konnte nicht die Rede sein. Nein, er würde es immer wieder tun.
„Du hast den Abend also ganz und gar geplant?" Sie zog eine beleidigte Schnute. Soviel dazu, dass ihr erstes Mal spontan sein sollte. Ein Dienstmädchen, mit dem sie gearbeitet hatte, erzählte ihr einmal, dass ein geplantes Erlebnis alles zunichte machen konnte. Und nun sollte sie so etwas erfahren. Andererseits: War der Zettel nicht Beweis genug, dass er sich mehr als einmal am Tag Gedanken darum gemacht hatte?
„Du bist doch jetzt nicht beleidigt, Melamin?" Er sah sie unschuldig an. Siané atmete hörbar aus und boxte ihm gegen die Brust.
„Doch.. Ganz schrecklich! Ich werde kein Wort mehr mit dir wechseln." Gespielt empört stand sie auf und ging zur Tür.
„Oh, wie kannst du mir das antun? Mein armes Herz.. Verlass mich nicht, meine geliebte, kleine Hexe." Siané begann zu kichern, als Legolas theatralisch die Hand übers Herz legte und sie schmerzvoll ansah.
„Ich bin nicht klein!" Sie streckte ihm die Zunge heraus und drückte die Türklinke herunter. „Außerdem muss ich meinen Vater doch nun überzeugen, dass ich dich begleiten kann." Legolas Gesicht hellte sich bei ihren Worten auf und er folgte ihr zur Tür.
„Das klingt wunderbar. Dann werde ich mich darum kümmern, dass wir am besten sofort aufbrechen können." Die beiden traten zusammen aus der Tür von Sianés Gemach und blickten sich noch einmal an.
„Und du bist wirklich nicht böse?"
„Unsinn!! Nur.." Sie grinste verschmitzt, als Legolas sie fragend ansah. „Das nächste Mal soll es nicht geplant sein." Sie zwinkerte ihm zu und lief den Gang entlang. Irgendwo würde sie ihren Vater schon finden. Immerhin würde sie ihn sicher jammern hören, wenn sie nah genug an ihn herangekommen war…
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Es war schwieriger ihren Vater zu finden, als sie angenommen hatte. Eigentlich glaubte sie, er würde lamentierend im Garten sitzen und seine unbarmherzige Situation beweinen. Aber er war im Schloss nicht aufzufinden.
Missmutig war sie einige Zeit in den Gängen herumgelaufen. Doch irgendwann – es war, als sie die Bibliothek auf ihrer Suche ein drittes Mal passierte – entschloss sie sich, in der Stadt nach ihrem Vater zu sehen. Vielleicht klagte er ja Alés, der sich in einem der Gasthäuser von Tirell aufhielt, gerade sein Leid.
Die schmalen Gassen waren voller Menschen. Niemals hätte Siané sie sich so vorgestellt, als sie vor wenigen Tagen hier eintraf. Wie viel war in der Zwischenzeit geschehen? Und vor allem: Wie sehr hatte sie sich auf dieser Reise verändert?
Als sie in Teslon aufgebrochen waren, war sie ein mehr oder weniger eingeschüchtertes Mädchen gewesen, welches mit Sicherheit nie ein Fettnäpfchen verfehlte. Inzwischen war sie gar nicht mehr so schüchtern. Gut, Fettnäpfchen erwischte sie noch immer, doch sie war stärker geworden. Leider trug sie nun auch andere Lasten auf ihrem Gewissen. Sie hatte ein Mädchen getötet… Nun, sie hatte auch schon Orks von ihrem Lebensfaden getrennt. Aber hierbei bestand ein Unterschied. Ein ziemlich großer sogar: Sie hatte die Orks töten müssen, um ihr eigenes Leben zu schützen. Doch Layla.. Sie war nur gestorben, weil sie ihre Magie nicht unter Kontrolle hatte.
Ihre Magie.. Ja, damit musste sie sich auch noch auseinander setzen. Bevor sie mit Legolas in den Düsterwald ging, musste sie Cyria unbedingt um Rat fragen. Doch bevor sie in den Düsterwald gehen KONNTE, musste sie ihren Vater finden.
Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Gasse – und das genau zur rechten Zeit: Ein klappriger Wagen, von zwei Eseln gezogen, polterte auf sie zu. Im letzten Moment sprang sie zur Seite, missachtete dabei die Schimpftiraden des alten Mannes auf dem Kutschbock und setzte ihren Weg fort. Dieses Mal ließ sie sich nicht von ihren beschwerenden Gedanken übermannen..
Kurze Zeit später stand Siané vor dem Gasthaus, in dem ihr Bruder verweilte. Das Schild über der Tür versprach in großen goldenen Lettern ‚Zum glücklichen Dasein'. Irgendwie musste Siané darüber lachen. Wer wohl auf so einen Namen gekommen war?
Sie trat durch die Tür des Hauses und wurde sogleich mit den üblichen Gerüchen konfrontiert. Der Kamin an der rechten Seite des Raumes spendete ein wenig Wärme, doch sie achtete nicht sehr darauf. Vielmehr lauschte sie den Worten, die auf dem Weg zur Theke zu ihr herüberschwebten.
„Ich verstehe nicht, weshalb du dich so aufregst!" Siané lehnte sich mit dem Rücken an eine Holzsäule und lugte zu dem Tisch, vom dem sie die Worte vernommen hatte. Lächelnd stellte sie fest, dass sie die Personen richtig erraten hatte. Marado und Alés saßen sich gegenüber. Während ihr Vater grummelnd seine Bedenken erzählte, bildeten sich Falten des Unverständnisses auf der Stirn ihres Bruders.
„Weshalb ich mich aufrege? Wann ist die Welt denn so verrückt geworden? Alés, mein Junge.. Ist dir nicht aufgefallen, dass er ein Elb und ein Prinz ist??" Marado hatte seine finsterste Miene aufgesetzt.
Alés dagegen, grübelte einen Moment über die Worte des Älteren nach. „Ja.. Das.. Nein, das verstehe ich nicht.. Was ist daran schlecht, ein Prinz zu sein?" Siané lächelte, als sie die Miene ihres Bruders sah. Ihm schien wirklich alles aus de Gesicht zu fallen. Scheinbar ging es ihm ähnlich, wie ihr. Es wollte nicht in seinen Kopf, was für ein Problem Marado hatte.
„Er wird sie verletzten. Irgendwann wird er das Interesse verloren haben. Und dann? Was ist, wenn es in einer Zeit ist, wo wir nicht mehr da sind? Ich möchte nicht, dass sie irgendwann allein ist!!" Sianés Augenbrauen schossen fast unisono mit denen von Alés hoch. Vielleicht hatte ihr Vater ja doch seine Gründe, so beschützend zu reagieren.
„In Ordnung.. Das verstehe ich ja auch. Aber.. Hast du schon versucht, sie zu verstehen? Ich bin mit der ganzen Gemeinschaft bis hierher gereist. Und mir ist mehr als einmal bewusst geworden, dass er keine Schwärmerei für sie ist." Alés sah Marado eindringlich an. Vielleicht war es nicht leicht, ihn von etwas zu überzeugen. Aber er hatte schon die ganze Zeit das Gefühl, als sei ihm bewusst, was Siané fühlt.
„Das weiß ich doch.. Ich mache mir einfach nur Sorgen. Sie möchte mit in seine Heimat. Was, wenn sie dort nicht bleiben will? Wenn sie zu uns zurück möchte und er sie nicht lässt?" Marado stützte seinen Kopf auf seinen Händen ab und verschob damit sein altes Tuch, dass er um seinen Kopf gewickelt hatte. Seine Haare, die eigentlich schwarz waren, wurden vorne schon grau.
„Er würde mich überall hinbringen, wo ich möchte." Marado und Alés sahen auf, als Siané hinter der Holzsäule hervortrat.
„Sina!" Ihr Vater sah aus, als würde er auf sie zustürzen und sie in den Arm nehmen wollen. Sie wusste aber, dass er solche offensichtlichen Gefühlsregungen nie zeigte.
„Paps.." Langsam setzte sie sich neben ihn und sah erst ihren Bruder und dann wieder ihren Vater an.
„Nein.. Sag nichts. Ich weiß es ja schon.. Du möchtest deinen Elben begleiten. Aber bist du dir im klaren darüber--"
„Ich liebe ihn.." Marados Mund blieb offen stehen. Siané hatte ihm gekonnt das Wort abgeschnitten und ihn für die nächsten Sekunden unfähig eines weiteren Kommentars gemacht.
„Paps.. Ich möchte mit ihm in den Düsterwald. Ich möchte auch, dass du damit einverstanden bist. Selbst wenn nicht, ich würde gehen. Aber ich will mich nicht in einem Streit von dir trennen." Sie blickte ihren Vater mit großen Augen an und ihr Vater erwiderte ihren Blick mit seiner üblichen mürrischen Miene.
„Ach Kind.. Du weißt doch, dass ich nur dein bestes will." Siané wollte gerade wieder zum Sprechen ansetzen, als er beschwichtigend die Hand hob. „Nein.. Lass mich ausreden. Ich will nur dein bestes.. Und wenn es nun mal das Beste sein soll, dass du mit diesem Elben fort gehst." Er schwieg einen Moment und nahm die Hand seiner Tochter in die Seine. „Dann soll es wohl so sein.."
Siané lächelte und zum ersten Mal seit langer Zeit, umarmte sie ihren Vater wieder herzlich.
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„Was tust du denn da?" Gimli lief neben Legolas her, der seine Arme mit irgendwelchem Klimbim voll gepackt hatte. Sie gingen scheinbar Richtung Stallungen, doch sicher sein konnte sich der Zwerg nicht. Immerhin wurde er von dem Elben nach allen Regeln der Kunst ignoriert.
„Gottverdammter Elb, antworte mir gefälligst!" Der Zwerg hüpfte vor dem Prinzen auf und ab, doch dieser bog einfach in einen anderen Gang ab. Schimpfend lief Gimli hinter ihm her und trat dem laufenden Elben gegen das Bein.
„Gimli!!" Legolas blieb abrupt stehen und funkelte zu dem Zwerg hinunter. „Siehst du denn nicht, dass ich es eilig habe?" Gimli blieb fassungslos zurück, als Legolas seinen Weg fortsetzte.
„Ich dachte immer, Elben haben alle Zeit der Welt?" Sauer lief er seinem elbischen Freund nach, sagte auf dem Weg allerdings nichts mehr.
Einige Zeit später, kamen sie auf dem Hof der Burg an und Legolas schlug, so wie Gimli es erwartet hatte, den Weg zu den Stallungen ein. Zielstrebig ging er auf Arod zu und brachte ihn hinaus auf die angelegte Wiese, die im Hof an die Stallungen angrenzte.
„Nun? Würdest du mir nun sagen, was du vorhast?" Seufzend blickte Legolas zu dem Zwerg und lächelte ihn kurz an.
„Ich werde, sobald es mir möglich ist, mit Siané in den Düsterwald aufbrechen." Unschuldig, als hätte er nichts Besonderes gesagt, sattelte er Arod. Gimli stand neben ihm, wie vom Donner gerührt. Er war ein wenig beleidigt, dass Legolas ihm nichts von der kommenden Abreise gesagt hatte. Doch er war auch nicht in der Lage, weiter darauf einzugehen, da sie weitere Gesellschaft bekamen.
„Wie ich es mir gedacht habe. Du willst abreisen." Legolas sah von seiner Tätigkeit auf und lächelte seine Gefährten Aragorn, Gandalf und die Hobbits entschuldigend an.
„Verzeiht mir.. Aber wir haben beschlossen, sobald es uns möglich ist in den Düsterwald zu gehen."
„Und wann hattest du vor, und etwas davon zu sagen???" Gimli nickte Elladan, Elrohir und Haldir eifrig zu. Er war auf ihrer Seite. Wo auch immer sie gerade hergekommen waren: sie hatten Recht.
„Ich hätte euch etwas gesagt. Es war nur so.."
„Das ihr meine Tochter am liebsten sofort aus meinem Schutze entführt hättet???" Legolas schwieg, als er Marado mit Alés und Siané durch das Tor treten sah. Während seine Gefährten anfingen zu schmunzeln, wollte er sich am liebsten verstecken. Sollte man ihn in eine Kammer mit Orks stecken. Dagegen konnte er sich wenigstens wehren. Aber dieser Mann war ihm ein wandelndes Rätsel.
„Paps.. Lass deine Sticheleien!" Und zur Überraschung aller, lächelte er seine Tochter an und schwieg.
„Es sieht so aus, als könnten wir sofort aufbrechen." Sianés Augen begannen zu strahlen, als sie an die Reise dachte. Eine Reise, bei der sie sich eigentlich keine Sorgen machen brauchte, was der Ausgang sein würde. Nichts Böses würde auf sie warten.
„In der Tat.. Wir können aufbrechen, sobald du es möchtest.." Siané lächelte wieder und ging auf ihn zu.
„Ich muss Cyria noch einmal sehen. Ich werde bald wieder da sein.." Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und hauchte ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen, der von den meisten Anwesenden mit einem herzallerliebsten ‚aaaaahhhh' kommentiert wurde.
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Siané klopfte ein paar Mal gegen die schwere Holztüre, die in Cyrias Gemächer führte. Sie musste einen Moment warten, bis sie die Aufforderung zum Eintreten von ihr bekam. Langsam drückte sie die Tür auf und lächelte die weise Frau an.
„Ich hatte nicht angenommen, dich so schnell wieder hier zu sehen. Setz dich doch." Cyria deutete ihr den freien Sessel vor ihrem Schreibtisch an. Erst jetzt bemerkte Siané, dass auch Maeglin im Raum war. Sie hielt einen grauen Ring in den Händen, der augenscheinlich aus Stein oder einem ähnlichen Material bestand.
„Ich möchte mit Euch über etwas reden. Es geht um meinen Aufenthalt hier in Tirell." Siané setzte sich in das bequeme Möbelstück und schlug ihre Beine übereinander.
„Dann möchtest du uns also jetzt schon verlassen? Ach, das geht ja alles schneller, als vermutet." Sie machte eine kurze Pause, in der sie sich zu Maeglin wand. „Mädchen, du wirst dich am besten erstmal an eine der Schwestern wenden, die gerade in der Bibliothek sind. Sag ihnen, ich habe dir aufgetragen, dich mit diesem Ring zu befassen. Sie werden dir dann die richtigen Bücher geben."
„Vielen Dank, Herrin. Ich werde mich gleich auf den Weg machen." Siané machte große Augen, als Maeglin sich respektvoll vor Cyria verbeugte, ihren Rock, der zum Novizinnenkleid gehörte, raffte und das Arbeitszimmer verließ.
„Siané.." Cyria lachte. „Du scheinst diesen Anblick noch ein wenig seltsam finden. Aber wir haben deine Freundin als Schülerin in unsere Burg aufgenommen. Und Schülerinnen haben sich sehr respektvoll gegenüber der Herrin der Burg und den anderen aufgenommenen Schwestern zu verhalten. Eigentlich habe ich angenommen, dass du noch einige wenige Unterrichtsstunden miterlebst. Aber ich sehe bereits, dass du dich zur Abreise entschlossen hast."
Siané betrachtete ihre zusammengefalteten Hände. Also hatte die Herrin sie schon in dieser Burg leben gesehen. Vielleicht wäre es ja sogar das Beste gewesen… „Ich möchte gerne wissen, ob es klug wäre, diesen Ort schon zu verlassen."
„Nun, du musst mit Sicherheit noch einiges lernen. Aber unter den gegeben Umständen, kann ich deinen Wunsch auch verstehen. Du möchtest diesen Ort verlassen und die Geschehnisse vergessen. Ich kann dir nur ans Herz legen, dass du dich weiterhin mit deiner Gabe auseinandersetzt. Natürlich wäre es am besten, wenn du dich in die Obhut der Schwestern begeben würdest. Sie würden dich lehren, die Magie zu lenken und anderen Wesen damit zu helfen." Cyria stand auf und ging zu einem Regal hinüber. Zielstrebig Griff sie nach einigen Büchern, die sie dann Siané reichte.
„Nimm diese mit. Studiere sie. Vielleicht helfen sie dir, etwas mehr über uns und die Magie zu erfahren. Und tu mir den Gefallen und besuche uns. Immerhin musst du trotz allem noch ein wenig unterrichtet werden. Wir könnten das gröbste in einigen Wochen tun." Sie lächelte, als sie Siané wieder gegenüber saß.
Siané erwiderte das Lächeln. „Ihr wollt mich also gehen lassen?"
„Natürlich! Ich sagte dir zwar, wir würden Novizinnen solange hier behalten, bis sie sich selbst nicht mehr schaden können. Die meisten wollen danach eh noch länger bleiben. Aber bei dir.. Nun, du hast schon so viel erlebt. Ich denke, du wirst vorsichtig mit deiner Gabe sein." Wieder lächelte die alte Frau. Es war, wie ein abschließendes Lächeln.
„Danke.. Ich werde diese Burg sicher nie vergessen." Siané stand von dem Sessel auf und trat zur Tür.
„Ach, bevor ich es vergesse: Es gibt eine Sache, die ich dir beibringen möchte. Es ist ein Zauber, den du sicher schnell beherrschen wirst. Ein Zauber, mit dem du immer zu uns zurückfindest."
Und so öffnete Siané die Tür in den Gang noch nicht. Sie verweilte noch einige Zeit mit der Herrin der Hexen. Als sich die Tür dann hinter ihr schloss und sie sich auf den Weg in den Hof machte, spürte sie, dass sie hier ein zu Hause hätte haben können…
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Als sie auf den Hof hinaustrat, hatte Siané einen dunkelblauen Umhang um ihre Schultern gelegt. Cyria hatte ihr diesen mitgeben. In Höhe der Brust war ein kleines Emblem gestickt. Ein Emblem, welches sie als Mitglied der Burg auszeichnete. Auch, wenn sie noch nicht einmal eine Novizin war.
Zwei Pferde standen in der Nähe des Tores, dass sie in die Stadt führte. An ihre Sattel waren kleine Taschen geschnürt, in denen sich die Habgüter, der beiden Aufbrechenden befanden. Doch was sich um die Pferde herum befand, brachte Siané viel mehr zum Lächeln. Alle waren gekommen.
Sie sah ihren Vater, der sich auf die Erde gehockt hatte und Sam mit den neuesten Rezepten aus Teslon versorgte. Der kleine Hobbit bekam große Augen, als er sich die ganzen Leckereien vorstellte.
Aragorn und Gandalf standen neben Merry und Pippin und schienen ihnen eine Moralpredigt zu halten. Als sie näher heranging hörte sie, dass die beiden Kleinen sich heimlich etwas aus dem Reiseproviant von Legolas und ihr gemopst hatten.
Frodo stand etwas abseits neben Alés und Elí. Bildete sie sich das ein, oder sprach der Hobbit mit der Hexe, während ihr Bruder das Mädchen anschmachtete? Ach, hätte sie noch ein wenig Zeit hier, sie würde Alés mit seinem ‚Was hast du mit mir gemacht?' – Blick aufziehen.
Sie schaute noch ein wenig herum und sah die vier Elben zusammen stehen. Elladan klopfte Legolas gerade grinsend auf die Schulter. Irgendwie sah es aus, als würden sie ihm gerade zu seinem ‚Fang' gratulieren. Aber es kam Siané falsch vor, so von den Elben zu denken.. Obwohl.. Die Zwillinge hatten es ja schon faustdick hinter den Ohren.
Als sie schon fast bei den Pferden angekommen war, entdeckte sie zwei weitere Gestalten. Sie standen in der Nähe von einigen Bäumen. Maeglin trug Bücher in den Händen, die sie wohl in der Bibliothek bekommen hatte. Und Mat.. Ja, Mat stand neben ihr und sah so sauer aus, wie immer. Die beiden stritten schon wieder. Innerlich seufzte Siané. Wenn sie hier bleiben würde, hätte sie es sich bestimmt zur Aufgabe gemacht, die beiden wieder zusammen zu bringen. Verflucht seien die Konsequenzen ihres Zaubers. Die beiden Sturköpfe wieder zusammenzubekommen war, als würde man versuchen, zwei Maulesel durch die stinkenden Sümpfe Mordors zu ziehen: Absolut unmöglich und wahrscheinlich eine Lebensaufgabe.
„Da bist du ja." Sie drehte sich strahlend zu Legolas um, der neben ihr aufgetaucht war.
„Ja, und wir können gehen. Ich habe alles bei mir." Sie drückte ihm eine Tasche in die Hand, in der sich die Bücher von Cyria befanden.
„Dann komm. Umso eher wir los reiten, desto früher sind wir im Düsterwald." Er führte sie zu ihrem Pferd und wollte ihr gerade aufhelfen, als ihr Vater auf die beiden zukam.
„Siané, du hast also gelernt auf diesen Viechern zu reiten?" Er grinste sie an und sie wusste, dass er am liebsten die alte Geschichte erneut erzählen wollte.
„Nein, aber irgendwann muss man das doch lernen." Sie grinste zurück.
„Pass bloß gut auf sie auf. Sie ist meine einzige Tochter! Ich werde dich persönlich von deinen Haarzotteln befreien, wenn du sie verletzt." Siané hörte Elladan und Elrohir lachen, als Legolas Gesicht einen leichten Hauch von Rosa annahm.
„Macht euch keine Sorgen. Es liegt mehr fern, sie in irgendeiner Weise schlecht zu behandeln." Legolas bemühte sich, eine ausdruckslose Mimik zu behalten. Es war wirklich eine Herausforderung. Man gebe ihm doch einen Ork anstelle dieses Mannes. Mit denen wusste er wenigstens umzugehen.
„Sina.. Ich werde doch sooooo vermissen." Maeglin drückte sie fest an sich und Siané holte schwerfällig Luft.
„Ka-nn… ni-ch-t.. a-t-me-n.." Maeglin ließ sie kichernd los und rieb sich eine Träne aus den Augenwinkeln.
„Ich werde dich auch vermissen. Besuch uns bitte!" Alés nahm seine Schwester in den Arm und Maeglin nickte zustimmend auf Grund seiner Worte.
„Natürlich besuche ich euch. Ihr bleibt also alle hier?" Ihr Vater, ihr Bruder und Maeglin nickten alle. Keiner von ihnen sah einen Grund, nach Teslon zurück zu kehren. Alles, was ihnen lieb und teuer war, befand sich inzwischen hier.
Noch einmal nahm Siané ihren Bruder in den Arm. „Schreib mir mal. Und dann will ich wissen, was das mit dir und Elí ist." Ihr Bruder errötete bei ihren geflüsterten Worten, nickte aber nichtsdestotrotz.
„Du kommst uns mal im Auenland besuchen, ja?" Siané nickte fleißig, als die Hobbits auf sie zugestürmt kamen. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Legolas sich von den anderen verabschiedete.
„Eine angenehme Reise wünsche ich dir."
„Danke Gandalf." Sie umarmte den alten Zauberer kurz.
„Ich denke, wir werden euch mal besuchen kommen. Oder ihr beide kommt mal wieder nach Bruchtal." Siané lächelte die Zwillinge an und ließ sich von den beiden bei ihrer Umarmung fast vom Boden anheben.
„Ihr seid uns in Lorien natürlich herzlich willkommen." Haldir legte seine Hand übers Herz und verbeugte sich vor den beiden. Siané versuchte es ihm, noch etwas ungeschickt, gleichzutun. Bei den Elben wirkte so etwas immer graziöser, als bei ihr. Sie schmunzelte.
„Was soll ich euch beiden noch sagen? Kommt mich und Arwen doch einmal in Gondor besuchen. Ich wünsche euch viel Glück." Aragorn nahm Siané in den Arm und während er das tat, flüsterte er ihr noch etwas ins Ohr. ‚Nimm dich in Acht. Sein Vater kann manchmal sehr anstrengend sein.' Er lachte, als er ihr erschrockenes Gesicht sah.
„Du bleibst also nicht in der Burg?" Mat stand vor ihr und grinste sie an.
„Nein.. Wohl nicht.."
„Kann ich Maeglin nicht gegen dich eintauschen? Du bist viel umgänglicher, als sie." Siané lachte, als Maeglin ihm unsanft gegen den Arm schlug und Mat voller gespielter Schmerzen das Gesicht verzog.
„Ich glaube, ihr beiden werdet irgendwann noch sehr gut miteinander auskommen." Sie umarmte Mat kurz und zwinkerte ihm zu.
„Mit dieser verrückten Schnalle?"
„Mat!!!!!" Wieder fing er sich einige Schläge ein. Doch Siané konnte gut sehen, dass sie ihn lieb gewonnen hatte. Auch, wenn sie es nicht zugeben wollte. Sie konnte sich vielleicht nicht mehr daran erinnern, mit ihm zusammen gewesen zu sein. Aber sie empfand trotzdem noch etwas für ihn.
„Ihr wisst, ich will zu eurer Hochzeit eingeladen werden!!" Siané lächelte, als sie die Stimme vernahm. Sie hatte den Zwerg vorher gar nicht gesehen.
„Gimli, ohne dich wäre es doch nicht dasselbe." Er grinste stolz zu ihr auf und umarmte sie, als sie sich zu ihm hinunter beugte.
„Wir wünschen dir alles Gute." Siané blickte zur Burg. Cyria und Elí standen nebeneinander. Hinter ihnen noch ein paar andere Schwestern der Burg.
„Danke!"
„Wollen wir?" Siané nickte Legolas zu und ließ sich von ihm auf das Pferd setzen. Elegant nahm er auf Arod Platz und wollte ihn zum laufen bewegen, als Cyria noch einmal vortrat.
„Ich habe da noch etwas für euch." Sie winkte Elí zu sich und zusammen formten sie ein großes, silbernes Tor. In der Mitte glitzerte es und sie konnten das Bild eines Waldes erhaschen.
„Was ist das?" Gimli starrte fassungslos das Gebilde an.
„Ein Wegetor. Tretet hindurch. Es wird euch sofort in den Düsterwald bringen. Wir haben es so geschaffen, dass ihr noch eine Stunde bis zum Palast brauchen werdet. Es ist sozusagen ein Geschenk dafür, dass ihr uns von diesem Übel befreit habt." Sei winkte den beiden zu, die noch ein wenig unschlüssig auf das Tor zutraten.
„Siehst du Aragorn.. War also nicht schlimm, dass wir etwas von ihrem Reiseproviant genommen haben." Pippin grinste, als der König offensichtlich die Augen verdrehte.
„Sina!" Das rothaarige Mädchen drehte sich noch einmal zu ihrem Vater um.
„Vergiss ja nicht, mich hier zu besuchen! Wir werden dich vermissen.."
„Ich hab dich lieb, Paps… Ich werde euch besuchen kommen. Versprochen!" Sie winkte noch einmal, bevor sie beide durch das Tor traten.
Es dauerte nur einige Sekunden. Sie spürte nicht einmal, dass sich etwas um sie herum veränderte. Keiner der beiden war sich der Magie bewusst, aber sie war da. Hinter ihnen erlosch das Tor und vor ihnen breitete sich das Elbenreich Düsterwalds aus. Die grünen Zweige der Bäume und das fröhliche Gezwitscher der Vögel war eine wahre Wohltat für die Seele des blonden Elben. Und was das Beste war: Er konnte seine Heimat nun mit ihr teilen.
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Als die beiden durch die Tore des Palastes ritten, staunte Siané nur noch. Schon auf dem Weg hierher, war sie von dem Reich überwältigt. Die Elben lebten in völligem Einklang mit den Bäumen. Anstatt Platz für ihre Häuser zu schaffen, bauten sie um die Pflanzen des Waldes herum.
Sie waren an kleinen Bauwerken am Boden vorbeigekommen, aber auch an Wohnmöglichkeiten in den Bäumen. Und überall hatten Elben die Ankunft des Prinzen gesehen. Sie hatten ihre Tätigkeit liegen gelassen und hatten ihm zugewinkt. Siané kam sich gerade in diesen Momentan völlig fehl am Platz vor.
Und nun standen sie hier. Vor dem Eingang des Palastes. Er schien groß zu sein. Vor ihr türmte sich ein weißes Gebäude auf, welches in der Sonne umso heller strahlte. Aus Erzählungen wusste Siané aber, dass sich der Palast auch noch unter die Erde erstreckte.
Diener kamen auf Legolas zugelaufen und nahmen die Zügel von Arod in die Hand, nachdem sie sich vor dem Prinzen verbeugt hatten. Siané hatten sie noch gar nicht richtig wahrgenommen.
Erst als Legolas selbst zu ihr ging und ihr von Sternenstaub herunterhalf, beäugten sie die anwesenden Elben. Sie fühlte sich gar nicht mehr wohl in ihrer Haut. Unter diesen Wesen musste man sich ja unzulänglich vorkommen.
„Beschwer dein Herz nicht mit Sorgen, Melamin." Sie blickte in seine strahlenden Augen. Sie sollte sich keine Sorgen machen? Er hatte ja Recht. Aber für sie war dieser Ort noch viel zu fremd. Außerdem war sie noch kein bisschen auf das Treffen mit seinem Vater vorbereitet. Am liebsten wäre sie wieder umgedreht und hätte sich als Novizin in der Burg eingeschrieben. Aber dazu war es ja nun wirklich zu spät.
„Seid so gut und bringt die Taschen in meine Gemächer. Ich werde meinen Vater aufsuchen!" Einige der Elben verbeugten sich wieder vor Legolas und begannen damit, das Gepäck von den Pferden zu nehmen.
„Komm.. Sei nicht so nervös. Niemand wird dich hier auffressen." Er lächelte sie an und nahm ihre Hand. Sanft zog er sie Richtung Palast und kurze Zeit später, gingen sie schon die breiten Gänge im Inneren entlang.
Der Palast war weitaus größer, als sie es sich vorgestellt hatte. Außerdem war er mindestens mit so vielen verwirrenden Gängen gebaut, wie Elronds Haus in Bruchtal. Sie schenkte den Wandgemälden und Gobelins, die wahrhaft edel aussahen, kaum Beachtung. Ihr Herz klopfte dazu viel zu schnell. Sie spürte ihren Puls rasen und je weiter sie gingen, desto schlimmer wurde es. Aragorn hatte gesagt, Legolas' Vater konnte anstrengend sein. Was, wenn er sie nicht mochte? Oder schlimmer.. Was, wenn sie sich völlig daneben benahm und er sie seines Landes verwies? Sie sah sich schon in Ketten über die Grenze gebracht werden, weil sie roten Wein über die weißen Gewänder des Königs geschüttet hatte. Bei dem Gedanken wurde sie gleich um viele Noten blasser, auch wenn das kaum mehr möglich war.
„Melamin.. Du hast Angst.." Sie sah zu ihm nach oben und fühlte sich gleich wieder wohler. Wie dumm ihre Gedanken doch eben gewesen waren. Solange Legolas bei ihr war, konnte doch gar nichts Schlimmes passieren. Sie lächelte, als sie sein glückliches Antlitz betrachtete.
„Ja.. Ich.. Irgendwie bin ich nervös." Sie lachte krampfhaft und drückte sich hilflos an den Körper des Elben.
Legolas schloss die Arme um sie und legte seine Wange einen kurzen Moment auf ihrem Haarschopf ab. „Du musst keine Angst haben." Er hob ihr Gesicht ein wenig an und lächelte wieder. Zärtlich verschloss er ihren Mund mit seinem. Zaghaft erwiderte sie seinen Kuss. Auch, wenn ihre Gedanken immer noch rasend schnell um ihr bevorstehendes Treffen mit dem König kreisten, so beruhigte sich ihr Körper doch ein wenig. Sie zitterte nicht mehr und ihr schneller Puls rührte nun von diesem Kuss her.
Atemlos trennte sie sich von seinen Lippen. „Lass uns hineingehen, ja?"
Er lachte. „Du willst es ja nur hinter dich bringen."
„Weshalb durchschaust du mich nur so leicht?" Sie lachte nun auch. Zärtlich stupste er ihre Nase mit seiner an und blickte ihr noch einmal in die Augen.
„Er muss dich einfach mögen."
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Legolas zog die große Tür auf und trat ein. Siané, die gleich hinter ihm herging, betrachtete einen kurzen Moment den Thronsaal. Er war riesig und nur mit den feinsten Stoffen geschmückt. Der Boden schien aus Marmor zu sein und die Wände mit goldenen Ornamenten verziert.
Schnell fiel ihr Blick auf den Thron selbst. Erleichtert atmete sie aus. Er trug dunkelgrüne, aber ungemein elegante Kleidung. Soviel zu ihrem vorhergesehenen Missgeschick. Rotwein auf dieser Kleidung würde nicht so sehr auffallen. Sie kicherte in sich hinein. Wieso dachte sie nun wieder an so etwas?
„Legolas?" Die Stimme des Elben war tiefer als die seines Sohnes. Auch seine Züge wiesen ihn als älter aus. Doch an seinem Aussehen konnte man Legolas' Verwandtschaft zu ihm sehr wohl ausmachen. Er hatte dieselben blonden Haare, die allerdings von einer Krone geziert wurden.
Seine Augen schimmerten in einen warmen blau, doch seine Mimik war genauso unleserlich, wie die seines Sohnes. Wenn nicht sogar schlimmer. Immerhin hatte Legolas für sie viel mehr Gefühl in seine Gestik gelegt. Sie mochte es nicht, wenn sie nicht ahnen konnte, was Menschen, bzw. Elben dachten.
„Legolas.. Wieso habe ich nichts von deiner Ankunft gehört? Wieso haben mir die Wachen nichts mitgeteilt?" Der König war aufgestanden und kam nun auf Legolas zu. Er nahm seinen Sohn einen kurzen Moment in die Arme und erlaubte seinen Gesichtszügen, ein Lächeln zu zeigen.
„Das ist wirklich eine lange Geschichte, Vater. Wir sind nicht auf dem üblichen Weg hierher gekommen." Siané, die sich immer noch ein wenig hinter ihrem Geliebten versteckte, wurde ganz mulmig. Er redete von ‚wir'. Musste er es so offensichtlich machen, dass er nicht allein war?
„Mein Sohn.. Willst du mir deine Begleitung nicht vorstellen?" Siané schluckte schwer, als sie die hochgezogene Augenbraue seines Vaters sah.
„Natürlich, Vater.. Natürlich. Das hier.." Er zog Siané sanft vor sich. Sie spürte, wie die Augen des Königs über sie glitten und an ihren Ohren hängen blieben. Sie konnte allerdings nicht feststellen, was er davon hielt, dass sich sein Sohn keine Elbin mit in den Palast gebracht hatte. „..ist Siané Dúvall, Tochter von Marado Dúvall aus Teslon und Tochter von Elanor Dúvall, Herrin der Hexen aus Tirell." In Sianés Hals bildete sich ein unangenehmer Kloß. Sie konnte kaum noch schlucken. In Sekundenschnelle war ihr Mund trocken und ihre Hände begannen wieder zu zittern. Wieso musste Legolas denn gleich alles erzählen? Das hätte er seinem Vater auch schonender beibringen können.
Doch zu Sianés Überraschung entspannten sich die Züge des Elben. Ja, er begann sogar zu lachen. ‚Wenn er das für einen Scherz hält, will ich gar nicht wissen was er macht, wenn er merkt, dass es die Wahrheit ist..' Siané seufzte innerlich laut auf.
Doch statt zu fragen, ob es ein Scherz sein sollte, klopfte er seinem Sohn nur belustigt auf de Schulter. „Legolas.. Ich wusste, dass du eines Tages mit einer Frau durch diese Tür trittst. Ich rechnete auch damit, dass sie nicht eine der adligen Elbinnen Düsterwalds sein wird. Aber damit.." Er sah grinsend zu Siané hinüber. „Damit habe ich beim besten Willen nicht gerechnet."
Sianés Schulter entspannten sich wieder ein wenig, als der König sich auf seinen Thron setzte. „Nun, Siané.. Ich darf dich doch so nennen?" Sie nickte schnell, vielleicht zu schnell. „Sei mir willkommen. Ich denke, du wirst dich umziehen wollen?" Er deutete auf ihr leicht angestaubtes Reitgewand.
„Ja, eurer Hoheit. Das wäre, in der Tat, sehr angenehm." Er nickte ihr zu und winkte eine der Dienerinnen zu sich.
„Sie wird dich in seine Gemächer führen." Er schenkte ihr ein Lächeln und Siané lächelte glücklich zurück.
„Vater, ich kann das auch tun. Ich--"
„Nein, ich möchte noch mit dir sprechen. Es ist viel geschehen, seit du das letzte Mal hier warst." Legolas nickte mit finsterer Miene. Siané wunderte sich noch einen Moment, doch dann wurde sie auch schon aus dem Thronsaal herausgeführt.
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Siané trat durch die Tür, die ihr zugewiesen wurde. Die junge Elbin hatte den ganzen Weg nichts gesagt und sie verschwand genauso schweigend wieder. Dem rothaarigen Mädchen war das egal. Sie stand in den Gemächern von Legolas. Der Raum war groß und mit bequemen, beigefarbenen Möbeln ausgestattet. An den Wänden standen Bücherregale und der Raum konnte durch einen breiten, steinernen Kamin erwärmt werden.
Neugierig trat sie durch die Tür zu ihrer rechten Seite. Ein großes Himmelbett, dessen seidene Vorhänge mit dicken, schimmernden Kordeln an den Säulen festgebunden waren, stand an der Wand zu ihrer Linken. An den Wänden standen verzierte Schränke und ein Arbeitstisch. Außerdem hingen harmonische Bilder und ein großer Spiegel an der Wand. Alles war in hellen Tönen gehalten und strahlte nur Freundlichkeit aus.
Sie sah noch eine Tür, die sich an der gegenüberliegenden Wand befand. Sie ging davon aus, dass sie ins Bad führte, prüfte es aber nicht nach. Vielmehr waren ihre Augen auf die Taschen gefallen, die auf Legolas' Bett lagen.
Als sie aus dem Fenster sah, stellte sie fest, dass es schon Nachmittag war. Die Zeit war schnell vergangen. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass sie schon ein paar Stunden von Tirell fort war. Irgendwie begann sie schon jetzt, ihre Freunde zu vermissen. ‚Aber ich hab doch Legolas..'
Sorgfältig packte sie die Bücher aus, die Cyria ihr mitgegeben hatte. Sie blätterte ein wenig in ihnen herum. Eines von ihnen beinhaltete die Geschichte der Burg. Wie sie gegründet wurde und wie sie seitdem lebten. Ein anderes trug den Namen ‚Die Magie lenken'. Es war ein Buch für Novizinnen, die gerade erst damit begonnen hatten, ihre Gabe zu erforschen.
Sie legte auch dieses beiseite und schlug das Letzte auf. In silbernen Buchstaben war ‚Fortgeschrittene Magie' in die lederne Oberfläche eingraviert. Schon beim reinschauen, fand sie den Zauber, den Cyria ihr am Vormittag erklärt hatte. Es dauerte nicht lange, da war sie in den Text vertieft. Die Stunden verstrichen und der Nachmittag wurde zum Abend.
„Sina?" Legolas wedelte nun mit der Hand vor ihrem Gesicht herum. Wenn sie schon nicht auf seine Stimme reagiert hatte, so blickte sie nun endlich zu ihm auf.
„Legolas.." Er lächelte, als er ihren verwirrten Gesichtsausdruck sah.
„Verzeih mir, dass ich so lange fort war." Er setzte sich neben sie und strich ihr mit den Fingern über die Wange. Erst jetzt bemerkte sie den dunkel werdenden Himmel.
„Ach.. Ich hab es gar nicht bemerkt." Sie lächelte ihn an.
„Wolltest du dich nicht umziehen?" Er deutete auf ihr staubiges Reitgewand und sie errötete ein wenig.
„Ja, richtig." Sie lachte. „Ich habe es tatsächlich vergessen."
„Wir werden gleich zum Essen erwartet. Das ist natürlich nur, wenn du möchtest." Siané dachte einen Moment darüber nach.
„Habe ich denn eine Wahl?"
„Nun.. Entweder wir gehen in den Speisesaal und du musst dich den Fragen meines Vaters stellen. Er ist durch mein Gespräch mit ihm etwas neugierig geworden, was die Sache mit der Magie angeht. Oder ich sage jemandem bescheid, dass wir müde von der Reise sind und wir essen hier etwas." Er lächelte.
Siané wog einen Moment die Vor- und Nachteile ab. Entweder sie ertrug die Blicke der Elben oder sie blieb mit Legolas hier. Sie grinste ihn an.
„Ja, ich sehe schon. Ich sage jemandem bescheid." Er hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen und ging aus dem Schlafgemach hinaus. Sie hörte ihn etwas in Sindarin sprechen, fragte sich aber nicht weiter, was er genau sagte. Einen Augenblick später kam er wieder zu ihr.
„Sie werden uns etwas hierher bringen." Er zog Siané das Buch aus den Händen und streifte mit seinen Fingern durch ihr Haar. Langsam beugte er sich zu ihr hinunter und begann ihre Lippen sanft zu liebkosen.
Willig erwiderte sie den Kuss. Sie schlang die Arme in seinen Nacken, als er seine Hände auf ihrem Rücken ablegte und sie näher zu sich zog. Ihre Zunge drang sanft in seine Mundhöhle ein und umkreiste seine. Auf ihren Armen breitete sich eine angenehme Gänsehaut aus, bis sie ein leises Klopfen an der Tür vernahm.
Missmutig stand Legolas auf. Siané blieb auf seinem Bett zurück. Wieder hörte sie ihn in Sindarin sprechen. Als die Tür wieder geschlossen wurde, betrat sie den anderen Raum. „Hunger?" Sie lächelte, als sie das Essen auf dem Tisch sah. Sie nickte eifrig und setzte sich auf einen der weichen Stühle.
Viel später, draußen glitzerten die Sterne am Nachthimmel, saß Siané wieder auf Legolas' Bett. Sie trug ein seidenes Gewand, welches ihr nur bis knapp über die Knie reichte. Sie hatte die weiche, warme Decke über ihre Beine gezogen und hielt ihr Buch erneut in den Händen. Legolas und sie hatten zusammen gegessen und sich unterhalten. Sie war etwas verunsichert, da er ihr nicht viel über das Gespräch mit seinem Vater erzählte. Sie bohrte aber auch nicht weiter nach.
Nach dem Essen war sie in das geräumige Bad verschwunden, in dem Legolas sich nun befand. Das Buch auf ihren Knien hatte sie erneut in den Bann gezogen. Sie mochte die Anweisungen, die darin standen. Was für Möglichkeiten sie doch hatte, wenn sie all das beherrschte. Sie würde ihre Freunde immer besuchen können. Egal wann..
Als die Tür des Badezimmers sich öffnete blickte sie nicht auf. Erst, als sich die Matratze neben ihr ein wenig senkte und Legolas ihr erneut das Buch wegnahm, blickte sie ihn an. Er legte das Buch auf dem kleinen Tischchen ab und lächelte sie an. „Melamin.. Du bist so still." Er strich über ihre Arme und ließ seine Hand auf ihrer liegen.
„Ich muss mich erstmal an meine neue Umgebung gewöhnen, denke ich." Er nickte, aber sie wusste, dass er ihr nicht glaubte. Sie waren an dem Punkt angelangt, vor dem sich beide am meisten gefürchtet hatten. Sie war fort von ihren Freunden und ihrer Familie. Sie hatte hier niemanden außer ihm. Es war schön, mit ihm zusammen zu sein. Aber sie hatte auch noch niemanden, mit dem sie reden und zusammen sein konnte, wenn er nicht da war. So jemanden wie Maeglin.
Und er.. Er wusste inzwischen, was sein Vater dachte. Er vermochte nicht zu sagen, wie er es ihr beibringen sollte. Geschweige denn, wie er die Meinung seines Vaters ändern konnte. Aber das sollte jetzt noch nicht zählen. Sie waren hier. Zusammen. Sie hatten es soweit gebracht..
Behutsam strich er ihr einige Haarsträhnen aus dem Gesicht und küsste ihre Lippen. „Ist dir klar, dass uns niemand stören wird?" Sie schmunzelte und schmiegte sich ohne eine Antwort an seinen Oberkörper.
„Wer weiß, wer uns hier alles stören könnte." Sie dachte an eifersüchtige Elbinnen, wie in Bruchtal und grinste ein wenig.
„Nein, ich habe allen gesagt, dass wir unsere Ruhe wollen. Es wird niemand hierher kommen." Er schob sie ein wenig von sich fort und drückte sie sanft in die Kissen des Bettes.
„Du bist müde, nicht wahr?" Sie nickte leicht. Sie wusste nicht warum, aber sie war tatsächlich müde. Ob es von den Tagen kam, die sie zuvor durchlebt hatte? Vielleicht..
„Legolas?"
Er legte sich neben sie und zog sie an sich. „Hmm?"
„Ich.. Ich habe dir das noch nie gesagt.. Aber.." Sie blickte zu ihm auf und begann ihn zärtlich zu küssen. Er erwiderte ihren Kuss, bis sie sich wieder von ihm trennte. „Ich liebe dich."
Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Er umfasste ihre Hand mit seiner und beugte sich über sie. „Ich liebe dich auch.." Ihre Lippen trafen sich erneut. Langsam fuhr er mit der anderen Hand über ihren Hals. Er streifte ihr Seidenhemd langsam von ihren Schultern und fuhr mit seinen Fingern weiter über ihre Haut. Seine Lippen verließen dabei nicht einmal die ihren.
Als er sich wieder von ihr löste, war ihr Gesicht leicht gerötet und ihr Atem war nicht mehr so ruhig, wie er noch wenige Minuten zuvor gewesen war. Er legte sich wieder neben sie und zog sie mir sich. Ihr Kopf ruhte auf seiner Schulter, während sie ihren Arm über seinen Bauch geschlungen hatte. Er hielt sie fest und streichelte ihre Schulter. Er spürte, wie ihr Atem immer ruhiger wurde und sie langsam in das Reich der Träume hinüberschwebte.
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Der Mond war in seiner Bahn am Himmel schon weit gewandert, doch Legolas hatte noch keine Minute Schlaf bekommen. Die Worte seines Vaters hallten in seinem Kopf wieder. Er akzeptierte Siané als eine Geliebte seines Sohnes. Aber niemals würde er es zulassen, dass er sie zur Frau nahm. Ein ehemaliges Dienstmädchen war als zukünftige Königin Düsterwalds unvorstellbar.
Legolas seufzte leise. Das Mädchen in seinen Armen bewegte sich ein wenig. Lächelnd beobachtete er ihren Schlaf.
'As the moon in the distant sky still looks like it was sleeping,
like even the night and someone's distantly flowing song are still too much to bear,
even though I know tomorrow will come, I still can't sleep.'
Sie schlief so friedlich. Und doch wusste er, dass sie nicht das verkörperte, was sein Vater als seine zukünftige Schwiegertochter im Sinn hatte. Er konnte einfach nicht schlafen. Wie konnte er ihn überzeugen? Immerhin war sie alles, was er selbst wollte.
‚It's not because the night was lonely; it's because I still want to watch your sleeping face.'
So, wie sie dort vor ihm lag. Wie der Mond auf ihrer blassen Haut schimmerte. Es war alles, was er brauchte. Ihr Anblick allein machte ihn glücklich.
'If it's a short kiss, it's better if it's too short.
Our pleasant breaths nearly touch each other; come here, a little closer...'
Ihr Atem war nur ein sanfter Hauch auf seiner Haut. Aber er wusste, dass er nur diesen Hauch spüren musste, um das alles für sie aufzugeben, was er hier im Düsterwald besaß.
'I sing to your dreams... without speaking to anyone else.
Without feeling any shame, tell me softly...
If, in the middle of a frightening dream,
you were lost and crying,
let me dry your tears with a kiss, and
no matter where you are, I'll come to meet you.'
Sie hatte in dieser kurzen Zeit sein Leben so sehr verändert. ‚Du kannst nicht deinen Thron mit einem Dienstmädchen an deiner Seite besteigen. Selbst, wenn sie noch so hübsch ist.' Das hatte er gesagt. Und genau in diesem Moment wusste er, dass er den Thron entweder mit ihr oder gar nicht besteigen würde.
Siané regte sich ein wenig. Ihre Augen waren fest verschlossen, so als hätte sie einen Albtraum. Sanft strich er über ihre Wangen und berührte ihre Augenlider mit seinen Lippen. „Melamin.. Ich bin hier.." Seine sanfte Stimme drang bis in ihre Träume vor und ihre Gesichtszüge entspannten sich wieder. Er lächelte.
'From the first moment I heard your voice, I fell in love... even now,
both the strength of your spirit and your sulking face, what I hated and what
brought happiness -- I love all of it.
I sing to your dreams without speaking to anyone else.
Without feeling any shame, tell me softly...
If you dream of a near future
where the two of us are bound together,
that's surely not a dream,
since I'm already standing by your side.'
Ob sie es verstehen würde? Ob sie es zulassen würde? Und vor allem: Ob sie woanders zusammen leben konnten? Wer vermochte diese Dinge in einer Nacht wie dieser schon zu sagen? Er konnte nur abwarten..
Even when the night comes, since I'm right here with you, let's wait for the next
dawn together again.
Weiterhin betrachtete er ihren Schlaf. Er hoffte, dass die kommenden Tage nur Gutes bringen würden. Doch irgendwo in seinem Inneren spürte er, dass er sie nicht mehr lange so in seinen Armen halten würde.. Traurig vergrub er sein Gesicht in der Beuge zwischen ihrem Hals und ihrer Schulter. Langsam atmete er ihren Duft ein und ließ den Schlaf zu, der ihn schon länger übermannen wollte.
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Song: Janne da Arc – Heaven's Place
Entschuldigt, dass der Rest so.. Na ja.. kitschig geworden ist. Aber versucht mal eine FF zu schreiben, wenn ihr nebenher Suteki da ne (aus Final Fantasy X) hört. (Egal ob auf Englisch oder Japanisch. °g° Es bringt einen immer auf so was. °lach°
Bald gibt es sicher das nächste und letzte Chap. :o)
Und nun zu euren Reviews:
@ Barawen: Thitra Gilberts Tochter? Ähm.. Nein, auf die Idee bin ich noch nicht gekommen. °smile° Und nein.. Einen Anspruch auf eine bestimme Stelle in der Burg kann man sich nur erarbeiten. Cyria ist wohl besser als Herrin der Burg geeignet, als Siané. Meinst nicht? :D
@DieSina: Du, ich hab ne neue ICQ Nummer.. Kannst du mir deine noch mal geben? :o)
@BlackPearl: Wo steckst du eigentlich? ;) Hab mich schon gewundert, dass ich nix mehr von dir höre. °schnüff° Ich hab in deinem Review etwas gelesen: ‚Wie fühlt man sich als Hexe unter Elben?' Tja.. Diese Frage werde ich im nächsten Chap beantworten. Dann gibt es auch viel mehr von Papa Thranduil.^^ Hoffe, dir gefällt das auch und köpfst mich dafür nicht. °g° °knuddel°
@ Shelley: Jaja.. Normal verbrennt ein Mensch nicht so schnell. Ist aber kein normales Feuer. War doch von den Heinis da gemacht. Magisch.^^ Ist doch klar. Also geht das schneller. °g° °Ausreden sucht°
@ Asahi: Neee.. Die Mutter lebt nicht wieder, nur weil Gilbert ausgelöscht wurde. Der Dämon hat sie getötet. Und der lebt ja immer noch. Hat sich nur angeschlagen in seine Dimension zurück gezogen^^
Und ja.. War mir klar, dass du nicht geglaubt hast, dass ich Legolas sterben lasse.. So was tu ich nun mal nicht. Ich bin einfach zu nett. :D
Na und was Thranduil noch alles tolles macht, erfährst du dann ja auch im nächsten Chap. :D
@ Alicia Spinnet2: Hoffe, du hast das jetzt auch verstanden, warum Legolas wieder lebt. Ansonsten. Frag mich einfach noch mal. °knuff°
@ Donduriel: Sorry.. Ich komme immer so selten dazu, Mails zu beantworten. Am besten, du schreibst in die Reviews. Da reagier ich nämlich immer drauf. :o)
Eigentlich müssten auf Elronds Haus auch alle Chaps sein. Vielleicht hat es nur mit dem Update länger gedauert.^^
@ Nuithiell: Noch ein stiller Leser. °freu° °knuddel°
@ Meldis: Wow.. Du hast soooooo viele Reviews in der letzten Zeit geschrieben. Und so lange. Du weißt, ich hab dich lieb. °knuddelknutsch° Bekommst übrigens bald wieder was neues zum betalesen. ;)
@ Morgaine: Erklärung, warum Legolas noch lebt, gab es ja nun^^ Hoffe sie war verständlich. :o)
Und was Tolkien zu meinem Legolas sagen würde? °rotwerd° Also, ich bin fest davon überzeugt, dass er mir das durchgehen lassen würde. Man wird ja noch vor sich hinträumen dürfen. °Lach°
@ Kimberly3: Sie hat die drei Worte nun gesagt. :D Und: Nein, du bist nicht senil. Du hast geglaubt, ich schreib auch Harry Potter Stories? Könnte daran liegen, dass ich eine schreibe. Das hab ich wohl mal erwähnt. Die wird aber noch veröffentlich. Eigentlich schreib ich sogar zwei^^
@ kruemel: Hallo!! Deine erste hdr Fic? Wow.. Und dann meine? °stolzbin° Aber es gibt bald ja auch andere Sachen von mir. ;) °knuddel°
@ strumpfhase: Hast du eigentlich icq? Irgendwie glaub ich, wir sollten uns mal wegen der HP dort unterhalten. Mein Emailprogramm spinnt nämlich. Kannst mir ja mal deine Nummer geben.^^
@ Kass^2: Ja, Mat soll ne Schnitte sein. Auf Animexx kannst du unter meiner Geschichte auch n Bild von ihm finden. :D
@ Merowen: Na ja.. Du hättest gern um 16:30h Feierabend? Ich fang aber auch im halb acht an. Na momentan sogar um sieben. Hab dann aber um 16uhr Feierabend. Klingt nicht schlecht.. Aber das frühe Aufstehen ist schon irgendwie scheiße. :o)
Ach so: Danke, dass du Siané Legolas gönnst. ;)
@ schwarze-Witwe: Na, vielleicht gefällt dir der Film ja doch noch. Wäre ja krass, wenn meine Geschichte etwas dazu beigetragen hätte. :D
@ locke: Ich denke nicht, dass es eine Fortsetzung geben wird. Wenn ich ein Sequel schreibe, dann viel später. Und davon werdet ihr natürlich unterrichtet. ;)
@ nichan: Auf deine Review bin ich in der Geschichte eingegangen. Falls es dir aufgefallen ist. ;) Also, diese Sache ‚Mord ist Mord, egal an wem.' Das seh ich nämlich nicht so. Zumindest, wenn man über Orks redet. ;D
Ansonsten noch ein gaaaaaaanz liebes Dankeschön an feanen, Finda, Kim, Kathi, Sanni, Morgenstern, Caro1, Leahna, Goldmond, Strigi, Hexenlady, DarkLadySolo und Zoe. Hab euch alle lieb!! °knuddel°
Ciaoi, Eure Tig!
