Herz zu erobern

Epilog: Maybe someday

A/N: Es ist mir immer noch ein Rätsel, warum alle dachten, die Geschichte wäre aus, vorbei und abgeschlossen. Ich hab doch immer wieder von einem Epilog geredet. Und das Wort ENDE hab ich auch nicht unter das letzte Kapitel geschrieben. ;) Also, woher diese Missverständnisse? :D

Na, egal.. Will eigentlich nicht mehr viel sagen.. Have fun..

Disclaimer: Charaktere und Orte gehören nicht mir, sondern Meister Tolkien. Ich darf aber mit ein wenig Stolz behaupten, dass der Handlungsstrang dieser FF von mir ist.^^

---------------------------- ~ ~ ~ *°* ~ ~ ~ ---------------------------------

Die Zeit fließt immer weiter. Manchen Wesen kommt es vor, als ginge sie nur schleppend voran. Für andere schwindet die Zeit, als wäre sie nur eine Blüte in einem Sturm. Manche warten und hoffen auf einen Moment, der vielleicht nie kommen wird. Sie hoffen auf eine zweite Chance.. Eine, um etwas Verlorenes wieder zu erlangen. Oder etwas Geschehenes wieder gut zu machen. Und andere versuchen diese Hoffnung nicht aufkeimen zu lassen.

Sie wollen vergessen und den Schmerz tief in ihrem Herzen vergraben. Trotzdem..

Manchmal, wenn das Schicksal es so möchte, treffen sich die Wege beider Wesen erneut. Und falls das Schicksal es nicht will, so müssen manchmal andere Hände den Weg für beide bereiten.

In diesem Fall sind es kleine Hände.

Herz zu erobern

Epilog: Maybe someday

Oder

Wiedersehen im Auenland

„Meinst du, sie werden kommen?"

„Pip, wie oft willst du mich das noch fragen?" Merry saß zusammen mit Pippin gemütlich in der Stube von Beutelsend. Vor ihnen lagen Fetzen von Pergament, auf denen jeweils Notizen gekritzelt worden waren. Hinter manchen Worten schienen Namen und Orte zu stecken. Einige waren mit Häkchen markiert – scheinbar als Zeichen, dass eine Einladung schon fortgeschickt wurde – hinter anderen standen Fragezeichen.

„Ich habe einfach Angst, dass einer von beiden absagt."

„Ich denke, Aragorn wird schon dafür sorgen, dass Legolas aus Ithilien herkommt." Merry drückte Pippins Schulter, doch dieser blickte ihn nur ungläubig an.

„Und wenn Sina nicht kommt?" Pippin verzog das Gesicht.

„Mehr als hoffen und warten können wir nicht…"

----------*°*----------

Maeglin öffnete ihre müden Augen, als sie ein unangenehmes Krähen an ihrem Fenster vernahm. ‚Verdammte Raben.. Nervige Biester..' Sie drehte sich noch einmal um, doch das Krähen wurde nicht leiser. Im Gegenteil: ein penetrantes Klopfen folgte. Und so gerne sie auch weiter geschlafen hätte – bei Eru, sie hatte es sich verdient – so öffnete sie doch wieder die Augen.

Sauer stemmte sie sich auf ihre Ellenbogen und warf einen Blick auf das Tier. Sie blinzelte mehrmals.. Konnte es sein?

Langsam stand sie auf und schritt auf das Glas zu. Ein Falke, kleiner als seine normalen Artgenossen, saß schimpfend auf dem Fenstersims. Kein Rabe oder einer der anderen Vögel, die sie am Morgen so gerne weckten. Sie öffnete dem Kleinen das Fenster einen Spaltbreit und zu ihrer Überraschung hüpfte er hinein.

„Na? Wer hat dich denn geschickt?" Ungeduldig blickte er auf sein Bein, an das ein kleiner Brief gebunden war. Sollte sie sich wundern? Nein.. Nachdem sie schon seit Monaten mit einer Wölfin unter einem Dach lebte, wunderte sie so schnell nichts mehr. Vorsichtig nahm sie ihm den Brief ab und faltete ihn auseinander. Sie lächelte, als sie die krakelige Handschrift von Gandalf erkannte. Wer sonst hätte auch einen Falken nach Tirell geschickt? Sicher nicht Gimli. Dieser hätte wahrscheinlich selbst mit seiner Axt vor den Toren der Burg gestanden.

An Siané Dúvall

Meine liebe Siané!

Auf Wunsch unsere verehrten Hobbits, Peregrin Tuk und Meriadoc Brandybock, sende ich Dir diesen Falken.

Sie möchten Euch, dass bedeutet Dich, Deine gute Freundin Maeglin, Deinen Bruder Alés und Euren Begleiter Mat in das Auenland einladen. Dort soll am Blütentag, einem Feiertag im Auenland, eine Festlichkeit stattfinden. Auf Wunsch könnt ihr natürlich noch weitere Begleitung wählen.

Ich hoffe euch dort einmal wieder zu treffen

Gandalf

Maeglin grinste. Verehrte Hobbits? Wie konnte dieser Mann nur so lügen? Wie oft hatte er sich über die Missetaten der beiden aufgeregt? Wie oft hatte er über sie geschimpft? Und sobald er einen Brief schrieb, verboten ihm seine guten Manieren, die Wahrheit zu schreiben? In etwa: Unsere Tunichtgute von Hobbits.

„Du hast den Brief zur Falschen gebracht.." Der Falke sah sie zwar an, aber Maeglin glaubte nicht, dass er sie wirklich verstand. Sie seufzte. „Schon gut, schon gut. Ich bringe ihr den Brief." Vielleicht verstand er doch mehr, als sie geglaubt hatte. Denn als sie die Worte ausgesprochen hatte, breitete er seine Flügel aus und flog in den Sonnenaufgang davon.

Sie stöhnte. SONNENAUFGANG! Sie hätte gut und gerne noch eins, zwei Stunden schlafen können. Nun, wo sie doch schon wach war, konnte sie auch zu Siané hinüber gehen und die Gute aus dem Bett werfen.

----------*°*----------

Endlich konnte sie ihre Augen schließen. Sie war so unendlich müde. Wie lange hatte sie in den unterirdischen Gewölben der Burg verbracht? Wie lange hatte sie kein Sonnenlicht mehr gesehen? Es fühlte sich an, als wäre sie mehrere Tage dort unten gewesen. Jeder Knochen tat ihr weh. Sie spürte Muskeln an Stellen, an denen sie nicht einmal wusste, dass sie existierten. Aber sie hatte es geschafft. Cyria war endlich mit ihr zufrieden.

Glücklich kuschelte sie sich in ihr weiches Kissen und bedeckte ihren schmerzenden Körper mit der wärmenden Decke. Doch so zerschlagen, wie sie sich auch fühlte.. Sie wusste, dass sie der Schlaf nicht übermannen würde. Nein, richtig geschlafen hatte sie schon lange nicht mehr.

Es war, als würden sie die Erinnerungen in ihre Träume verfolgen. Selbst Maeglin, die inzwischen schon viele Erfahrungen mit ihrer Gabe gesammelt hatte, konnte ihr nicht helfen. ER stahl sich fast jede Nacht in ihre Gedanken. ‚Wieso kann ich nur nicht aufhören, an ihn zu denken?' Seufzend zog sie ihre Decke noch ein wenig enger um ihren Körper. Sie fror.

Wie viel Zeit war inzwischen vergangen? 1 ½ Jahre? Es kam ihr vor, als wären es mehrere Jahrzehnte, die sie voneinander getrennt waren. Ob es ihm genauso lang vorkam? Dachte er noch an sie?

Und da waren sie wieder. Diese störenden Gedanken. Sie wollte doch nicht mehr, als vergessen. Vielleicht hatte sie sich deshalb der Aufgabe gewidmet. Cyria hatte ihr es angeboten, als sie gerade zurückgekommen war. Sie sollte in der Burg aufgenommen werden. Nicht nur das.. Sie sollte es schneller schaffen, als es normal bei Novizinnen üblich war. Cyria glaubte, Siané hätte dieses Potential. .. .. .. Und Siané selbst wollte es versuchen.

Seitdem war kaum ein Tag vergangen, an dem sie nicht in den Kellern der gläsernen Burg mit den Strängen der Macht experimentierten. Ihr Kopf brummte jedes Mal, als wäre er mit einem Eselkarren kollidiert. Trotzdem übte sie weiter. Es wirkte…

Sie konnte mit ihrer Kraft umgehen. Auch wenn es sie überraschte, dass sie zu solchen Dingen in der Lage war. Andererseits war es hier nichts Ungewöhnliches. Es ging den anderen Menschen in Tirell ja nicht anders. Sie war hier nichts Besonderes. Wie oft am Tag sah sie die Magie in den Händen von anderen Personen?

Sie lächelte. Niemand würde sie schief ansehen, wenn sie eine Kerze anzündete, ohne einen Finger zu bewegen.

Ihre Augen wurden schwer. Vielleicht würde der Schlaf ja doch noch kommen. Nach diesem Tag hatte sie es sich doch wirklich verdient. Nur ein bisschen zur Ruhe kommen. Nur ganz kurz…

„AUFSTEHEN!" Sianés Augen öffneten sich ruckartig wieder, als Maeglin fast in ihr Zimmer fiel. Die Tür schlug gegen die steinerne Wand und sie konnte schwören, ein Fluchen aus dem anliegenden Zimmer zu hören. Ja, wenn Maeglin eine Gabe hatte, dann war es, die gesamte Burg auf einen Schlag wach zu machen.

Siané linste unter ihrer Bettdecke hervor. Vielleicht würde Maeglin ja wieder gehen, wenn sie so tat als schliefe sie noch tief und fest? Hoffnungsvoll schloss sie ihre Augen erneut. Doch als ihre Decke von ihrem Kopf gezogen wurde, wusste sie, dass es vergebens war. Ihre beste Freundin hatte sich schon auf der Bettkante neben ihr nieder gelassen.

„Uh!! Du siehst aus, als wärst du gerade erst ins Bett gekommen." Misstrauisch beäugte Maeglin die ‚leicht' dunklen Ränder, die Sianés Augen zierten.

Das rothaarige Mädchen zählte langsam bis zehn. Auf einen solchen Satz hatte sie ja nun wirklich gewartet. „Du hast es genau erfasst!! Vor gut einer Stunde habe ich die Tür zu den Kellergewölben hinter mir geschlossen! Sauer blickte sie Maeglin an, doch die ließ sich gar nicht aus der Ruhe bringen.

„Gandalf hat uns geschrieben. Na, eher dir. Ich dachte mir, du solltest diesen Brief bekommen. – Tut mir ja leid, dass ich so hereingeplatzt bin. Aber du lernst ja die meiste Zeit des Tages. Ich wusste nicht, dass Cyria dich inzwischen kaum noch schlafen lässt." Man konnte den zickigen Ton in Maeglins Stimme gar nicht überhören. Und sie hatte ja Recht. Sie sahen sich nicht oft. Manche Tage war es sogar so schlimm, dass sie sich nicht einmal bei den Mahlzeiten trafen.

„Ich weiß.. Zur Zeit bin ich immer beschäftigt. Aber es hat auch einen Grund." Siané begann zu strahlen. „Cyria sagte mir, ich könnte schon bald in die Halle der Prüfung. Stell dir vor: Dann bin ich Aufgenommene - das heißt, wenn ich bestehe – und bekomme ein größeres Gemach, mehr Zeit zum Lernen und darf die Burg ohne Erlaubnis verlassen." Aufgeregt hatte Siané die Hände ihrer Freundin ergriffen und schüttelte sie ein wenig.

„Ich bin mir sicher, du wirst die Aufgabe meistern." Maeglin machte eine kurze Pause. Wie gut, dass sie keine richtige Schülerin in der Burg war. Sie konnte kommen und gehen wann sie wollte. Natürlich hatte sie auch ein paar Pflichten zugeteilt bekommen. Allerdings traf es sie nicht so hart, wie die wirklichen Novizinnen der Burg. Sie war nun mal nur ein ‚Gast', der hier ein wenig über seine Gabe erfahren durfte.

„Willst du den Brief nicht lesen?" Sie deutete auf Sianés rechte Hand. Diese erinnerte sich plötzlich auch wieder an das Stück Pergament und faltete es auseinander. Ein Moment der Stille trat ein, bis sie Maeglin wieder ansah.

„Das Blütenfest im Auenland? Soweit ich mich recht erinnere, findet das in genau 10 Tagen statt."

Maeglin nickte bestätigend. „Für uns also genügend Zeit zu packen, eine Genehmigung für dich zu holen und abzureisen. Ich freu mich schon. Wir werden alle wieder sehen. Hoffe ich zumindest."

Siané blickte auf Gandalfs Schrift, doch ihre Sicht verschwamm. Die Buchstaben ergaben keinen Sinn mehr.. Vielleicht würde Legolas auch dort sein. Ihr Herz versetzte ihr einen schmerzhaften Stich. Traurig blickte sie ihre blonde Freundin an. „Ich kann nicht mit."

Maeglins Mund klappte einen Moment später wieder zu. Sie hatte gar nicht richtig gemerkt, dass sie ihn in ihrem Erstaunen geöffnet hatte. Sie brauchte ein wenig, um den Sinn von ihren Worten zu erfassen. Sie kam nicht mit?

„Wie?" Zu mehr war sie nicht im Stande.

„Nun.." Siané blickte auf ihre Hände, die sich krampfhaft in ihrer weißen Bettdecke festgeklammert hatten. „In genau zehn Tagen, kann die Halle der Prüfung wieder geöffnet werden. Du weißt doch.. In der Nacht, in der kein Mond scheint."

„Aber.. Aber.. Dann gehst du halt später in die Halle!! Sina.. Was, wenn ER da ist? Sina! Du kannst diese Möglichkeit nicht einfach wie Wasser durch deine Finger rinnen lassen." Das blonde Mädchen hatte sie bei den Schultern gepackt und zwang sie, sie anzusehen.

„Natürlich könnte ich später in die Halle. Aber.. Cyria hat schon alles vorbereitet. Ich kann doch jetzt nicht absagen. Und es ist mir wichtig, dass ich bestehe." Sie blickte wieder nach unten. Irgendwie ertrug sie es nicht, ihrer Freundin in die Augen zu schauen.

„Fein! Du musst wissen, was du tust! Wie kann man nur so stur sein?"

„Stur? Das hat nichts mir stur zu tun! Wenn ER so viel Wert auf mich legen würde, hätte er schon längst vor den Toren der Burg gestanden." Leise fügte sie noch hinzu. „Wahrscheinlich hat er sich schon eine andere gesucht."

„Spinnst du? Du machst es dir ja sehr einfach!" Sauer stand Maeglin auf. „DU warst diejenige, die ihm sagte, er würde hier nicht leben wollen. DU bist gegangen, als er dich zurückhalten wollte. Verdammt, vielleicht hofft er, dass du es dir anders überlegst. Aber ich glaube kaum, dass er dir nachkommen wird, wenn du ihm verständlich gemacht hast, dass du erstmal deine Gabe in den Griff bekommen willst." Inzwischen stiefelte sie in Sianés Zimmer auf und ab.

„Du hast ja Recht. Aber.. Aber.. Er hat mir auf meine Briefe nie geantwortet.." Ihre Stimme war ganz leise und zitterte leicht.

„Du hast ihm Briefe geschrieben?"

Siané sah sie unsicher an und nickte. „Es waren nicht viele. Als ich keine Antwort bekam, habe ich aufgehört."

„Was. Was stand denn darin?"

„Ich habe ihm geschrieben, wie weit ich bin. Das ich, wenn ich mich bemühe, bald aufgenommen werde. Das ich dann die Burg verlassen darf. Und.. Das ich ihn vermisse." Inzwischen rannen wieder Tränen über ihre Wangen. Seufzend setzte sich Maeglin neben sie und strich mit den Fingern über die benetzte Haut ihrer Freundin.

„Vielleicht gibt es einen Grund. Und den bekommst du nur heraus, wenn du mich begleitest. Sina.. Du wirst es mit Sicherheit bereuen, wenn du nicht gehst."

Das Schweigen im Raum war fast unerträglich. Keiner der beiden vermochte etwas zu sagen. Doch dann schüttelte Siané einfach nur den Kopf. „Ich werde diese Prüfung nicht absagen."

„Hoffentlich ist das die richtige Entscheidung." Maeglin sah ihre Freundin traurig an und diese zwang sich zu einem Lächeln.

----------*°*----------

Der Tag hatte noch nicht die Mittagsstunde erreicht, als Mat in den Hof hinaus schritt. Er war noch keine 5 Meter aus der Burg heraus, als er ein blondes Mädchen in der Nähe der Tore sah. Neben ihr stand ein Pferd, dass sie eifrig mit Taschen bepackte. Er grinste.

„Eru sei dank, du gehst endlich!" Maeglin zuckte bei der Stimme zusammen und drehte sich mit einer todbringenden Miene zu ihm um.

„Tut mir leid dich enttäuschen zu müssen, aber ich komme wieder." Hochnäsig drehte sie sich wieder um und tat so, als würde sie seine Präsenz nicht ständig hinter sich spüren.

„Dann bin ich ja beruhigt. Es gibt immerhin niemanden in der Burg, der so leicht an die Decke geht, wie du. Nebenbei: Wo geht's hin?" Er lehnte sich leicht gegen einen Baum, der direkt neben ihr stand.

„Ich wüsste nicht was es dich angeht."

„Ich bin neugierig."

„Ins Auenland. Wir wurden eingeladen." Mats Augen weiteten sich ein wenig. Er drehte sich suchend im Kreis.

„Wir?"

Genervt stöhnte Maeglin auf. „Ja, wir.. Sina und Alés und ich.. Na ja.. Von dir war auch die Rede, aber ich dachte mir, du bist eh anderweitig beschäftigt."

„Und wo sind die anderen beiden?"

„Sina hat in 10 Tagen ihre Prüfung zur Aufgenommenen, Alés ist mit Elí in Teslon und so bleibe nur ich übrig." Sie sah ein wenig geknickt aus.

„Ich dachte, von mir war auch die Rede?"

„Du willst doch eh nicht mit. Außerdem.. Bevor du mitkommst, reise ich lieber allein!!" Sie verschränkte die Arme vor ihrer Brust und sah ihn herausfordernd an.

„Bis ins Auenland werden wir schon 10 Tage brauchen. Außerdem ist es gefährlich. Warte hier. GENAU HIER!" Er wusste, sie würde irgendeinen Weg finden, nicht das zu tun, was er ihr sagte. „Ich werde dich begleiten. Und keine Widerworte!" Eilig ging er wieder in die Burg. Beim Weggehen hörte sie noch seine gemurmelten Worte. „Frauen.. Glauben immer, sie seien unverwundbar. Wollen alles alleine machen.. Schrecklich.."

Sie grinste. Sie musste zugeben, mit ihm zusammen fühlte sie sich sicherer.

„Reist du schon ab?" Sie drehte sich um. Siané stand vor ihr. Ihr Novizinnenkleid wirkte ein wenig mitgenommen. Was sie wohl alles in den Gewölben über sich ergehen lassen musste?

„Ich warte nur noch auf Mat." Maeglins Wangen röteten sich, als sie das breite Grinsen auf dem Gesicht ihrer Freundin sah.

„ICH WUSSTE ES!!" Siané lachte.

„Du wusstest gar nichts!!! Er ist schließlich auch eingeladen und die anderen können nicht mit. Soll ich denn alleine reisen?"

„Ich könnte wetten, dass du bis eben noch allein reiten wolltest. Und dann, als Mat es angeboten hat, wirst du dich gefreut haben, wie ein Flusspferd in der Sonne."

„Vergleiche mich nicht mit einem Flusspferd."

„Dann wechsele du nicht das Thema." Siané lachte wieder. „Unter uns: Wie oft habt ihr euch nun schon geküsst?"

Maeglin schnappte empört nach Luft. „Du weißt, dass ich keinerlei Einfluss darauf hatte. Nur weil er anfing.." Doch ihre Freundin unterbrach sie.

„Gewehrt hast du dich aber auch nicht. Also.. Wie oft?" Belustigt piekste sie ihrer Freundin in die Seite. Diese drehte beleidigt den Kopf weg.

„ Zwei Mal… .. … WAS?" Maeglins Kopf drehte sich wieder zurück, als Siané schallend anfing zu lachen.

„Ich.. ich meinte.. Ich meinte nicht in dieser Woche.." Sie kicherte weiter.

„Siané! Ich dachte, du wolltest dich von mir verabschieden.."  Maeglin konnte aus den Augenwinkeln sehen, wie Mat mit einem Pferd aus den Stallungen kam. Das letzte was sie wollte, war eine solche Szene vor ihm. Sie würde im Boden versinken.

„Schon gut, schon gut." Siané winkte zu Mat hinüber, der ihre Geste lächelnd erwiderte. „Gute Reise euch beiden." Zu Maeglin gewand sagte sie aber noch: „Tu nichts, was ich nicht auch tun würde." Sie zwinkerte.

„Sieh zu, dass du wieder an deine Bücher kommst!!" Die beiden sahen sich an.. Die Stille zwischen ihnen war aber keinesfalls so unangenehm, wie zuvor am Morgen. Einen Moment später, fingen sie an zu lachen. Erst durch Mats Aufforderung, sie sollten endlich Losreiten, hörten sie auf. Eine ganze Zeit später konnte Siané die beiden nicht mehr sehen.

Sie drehte dem Tor den Rücken zu. ‚Hätte ich doch Mitreiten sollen?' Sie seufzte. Sie hasste es, wenn sie vor Entscheidungen gestellt wurde. Besonders, wenn ihr Kopf ihr zu der einen Sache riet, ihr Herz aber zu der anderen…

----------*°*----------

Zur gleichen Zeit ritten vier ganz verschiedene Personen aus Ithilien fort.

„Welch Glück, dass ich gerade hier war." Gimli sah seine Begleiter grinsend an.

„Es wundert mich nicht, dass meine Nachricht dich nicht erreicht hatte. Wer konnte ahnen, dass es dich so schnell wieder zu den Elben zieht?" Aragorn klopfte dem kleinen Zwerg auf den Helm, was dieser brummend zur Kenntnis nahm.

„Ich musste doch sehen, ob unser Elbenprinzchen noch lebt." Gandalf warf dem rothaarigen Knäuel einen bösen Blick zu, als dieser den Satz gerade ausgesprochen hatte.

„Darüber macht man keine Scherze, Gimli!"

„Schon gut, Gandalf. Wenn ich nicht wüsste, dass er den Weg ins Auenland nicht ohne uns fände, würde ich ihn hier zurück lassen. Mein gutes Herz verbietet es mir aber." Aragorn lächelte leicht. Es war schon etwas her, seitdem er Legolas mit dem Zwerg hatte streiten hören.

„Unverschämtheit! Wir Zwerge sind geborene.. geborene.." Die drei sahen ihn erwartungsvoll an. „Auf jeden Fall finden wir jeden Ort, an den wir uns sehnen." Er lachte sein raues Lachen, wurde einen Moment später aber wieder ernst.

„Wird sie denn dort sein?" Er sah seine Begleiter an. Legolas' Augen waren in die Ferne gerichtet.

„Ich weiß es nicht. Ich habe nichts mehr von ihr gehört, nachdem…" Er schwieg. Es tat weh zu wissen, dass sie irgendwo anders war und sie ihn nicht sehen wollte. Was sagte sie noch: ‚Wenn ich meine Gabe kontrollieren kann..' Aber wann war das soweit?

„Hat sie sich nie gemeldet?" Aragorns Stimme hatte einen mitfühlenden Ton.

„Nein, ich habe nie etwas von ihr erhalten." Die vier schwiegen wieder, bis Gandalfs Stimme erneut erklang.

„Sie hat eine Einladung bekommen. Und ich weiß, dass sie entgegen genommen wurde. Einer meiner Boten berichtete es mir. Es hängt nun nur von ihr ab.."

„Ich hoffe es Gandalf.. Ich hoffe es wirklich, sie wieder zu sehen."

----------*°*----------

10 Tage später…

Auf der großen Wiese in Beutelsend herrschte reges Treiben. Die Hobbits versuchten gemeinsam die Zelte so hoch aufzubauen, dass auch Gandalf ohne Schwierigkeiten darunter stehen konnte. Dieses Unterfangen stellte sich allerdings als eine ziemliche Herausforderung dar.

Merry trug Pippin auf den Schultern, während dieser schwerfällig eine der vielen Schnüre befestigte. Neben ihnen standen Frodo und Sam, die amüsiert die beiden beobachteten.

„Man sollte annehmen, dass sie es ohne Mühe schaffen, wo sie doch durch den Enttrank so gewachsen sind. Aber hier sieht man ja, dass ungeschickte Hände.."

„Sam, sei nicht so gemein." Frodo hielt seinem Freund lachend den Mund zu, während Merry und Pippin synchron über die Bauweise der Zelte nörgelten.

„Wollt ihr gleich die Blumen an die Dächer der Zelte binden?" Sam deutete auf einen der vielen Körbe, die über und über mit bunten Blüten bepackt waren.

„Ich denke, das können wir gleich mitmachen. Es sei denn, Merry will eine Pause machen." Pippin blickte den anderen Hobbit fragend an.

„Es wäre natürlich auch eine Möglichkeit, wenn wir euch helfen." Frodo und Sam drehten sich um, als sie die Stimme des alten Zauberers vernahmen.

„Da seid ihr ja schon!" Fröhlich liefen die beiden über die Wiese und ließen die anderen beiden mit einer Schnur in der Hand stehen.

„Gandalf.. Gimli! Aragorn! .. Legolas!" Frodo und Sam wollten sie gerade angemessen begrüßen, als sie durch ein Geräusch, welches stark an ein dumpfes Aufschlagen von Körpern auf den Boden erinnerte, an ihre beiden Freunde erinnert wurden.

„Merry! Das nächste Mal hebe ich dich hoch!" Pippin rieb sich den schmerzenden Kopf und funkelte den strubbeligen Hobbit böse an.

„Das lag doch nur daran, dass du so rumgezappelt hast! Gib mir nicht immer die Schuld." Beleidigt verschränkte er die Arme vor der Brust.

„Aber, aber.. Wer wird sich denn deswegen streiten. Wollt ihr nicht erst einmal eure Gäste begrüßen?" Aragorn kam auf die beiden zu und hockte sich vor ihnen hin.

Lächelnd standen sie auf. „Wir haben noch gar nicht mit euch gerechnet." Merry umarmte den früheren Waldläufer kurz und Pippin tat es ihm nach.

„Nun, wir können auch wieder gehen." Gimli stützte sich auf seine Axt. Scheinbar hatte ihm der mehrtägige Ritt auf dem Pferd unangenehme Nebenwirkungen bereitet.

„Unsere Reise verlief ohne Zwischenereignisse. Selbst wir waren überrascht, als wir letzte Nacht die Grenze zum Auenland überquerten." Gandalf ließ sich seufzend auf einem der vielen Hocker nieder. Auch er spürte die Reise in seinen Knochen.

„Ich hoffe, die anderen haben auch eine solch angenehme Reise." Pippin sah, wie Legolas bei seinen Worten leicht zusammen zuckte. Es war ungewöhnlich für einen Elben, so viele Gefühle zu zeigen. Doch andererseits war es genauso ungewöhnlich, dass er noch nicht durch den Verlust Sianés an einem gebrochenen Herzen gestorben war. Vielleicht trug er noch Hoffnung in sich?

„Ihr seid aber schon weit. Können wir euch überhaupt noch helfen?" Aragorn blickte sich auf der Wiese um, auf der das meiste schon festlich geschmückt war.

„Vielleicht könntet ihr die Blüten verteilen? Dann können wir langsam das Essen zubereiten." Pippin drückte dem König einen Korb in die Hand und verschwand Richtung Haus.

„Wenn ich Pippin nun mit dem Essen allein lasse, wird heute Abend nichts mehr für uns übrig sein.." Lachend lief Merry hinter seinem Freund her und ließ die anderen stehen.

„Ich denke, wir helfen ihnen dann mal. Vielen Dank.. Ohne euch würden wir wohl noch die nächsten Stunden hierbei stehen." Frodo deutete auf die vielen Blütenkörbe.

„Ohne uns, könnten die Zelte aber auch kleiner sein." Gandalf lächelte.

Etwas abseits von den anderen trat Aragorn auf Legolas zu. Dieser blickte nachdenklich in die Ferne. „Sie wird schon kommen."

Legolas zwang sich zu einem Lächeln. „Lass uns besser anfangen." Schweigend folgte Aragorn seinem Freund.

----------*°*----------

Die Nacht brach an. Langsam senkte sich die Sonne hinter den Horizont. Doch die Nacht war an diesem Tage sehr willkommen. Die Fackeln auf dem Festplatz leuchteten, Blumengirlanden hingen von den Zelten und Musik wurde gespielt. Gandalf, der einen kleinen Zauber auf die Blüten gesprochen hatte, erfreute sich an den Blicken der Kinder, die fasziniert die glitzernden Pflanzen betrachteten. Von weiten bot der Festplatz ein wunderschönes Bild. Genau das Bild, welches zwei Reiter gerade sehen sollten.

„Wir sind da." Maeglin deutete auf den erleuchteten Platz.

„Das sehe und höre ich auch." Mat verdrehte die Augen, als das blonde Mädchen abstieg und aufgeregt zu den Treppen lief. Fünf Stufen führten zum auenländischen Blütenfest hinunter.

„Sie sitzen dort hinten." Mat war neben sie getreten und deutete auf einen der Tische, die unter einem Kirschbaum standen.

„Ja, sie sind alle da!" Maeglin hüpfte auf und ab, als auch sie endlich die alten Gefährten ausmachen konnte. ‚Auch Legolas ist hier..' Innerlich zog sich etwas zusammen. Wie würde er reagieren, wenn er hörte, dass Siané nicht mitgekommen war?

„Und sie haben uns bemerkt." Erst blickte sie Mat fragend an, doch dann sah sie, wie Pippin freudig aufsprang und zu ihnen lief. Die anderen folgten ihm, doch weitaus langsamer.

„Maeglin!! Mat! Ich habe schon angenommen, ihr würdet nicht mehr kommen!" Das blonde Mädchen ließ sich auf die Knie nieder und umarmte den Hobbit. Nur einen Moment später, waren die anderen drei auch bei ihr, um dieselbe Begrüßung zu erhalten.

„Wir wären früher hier gewesen, wenn ein gewisser Herr nicht darauf bestanden hätte, den linken Weg hinter dem hübschen Städtchen Bree zu wählen." Maeglin sah ihren Begleiter böse an, doch dieser war ungemein daran interessiert, den Boden unter seinen Füßen zu betrachten.

„Wo sind denn die anderen?" Gimli stieß Aragorn und Legolas zur Seite, die ihm eindeutig im Weg standen und blickte die beiden fragend an.

„Nun.. Alés ist mit Elí nach Teslon gereist. Wir wissen nicht, wann sie wieder kommen." Maeglin zwinkerte einmal kurz, was ein breites Grinsen auf Gimlis Gesicht zauberte. „Und Siané.. Nun.. Sie.."

„Sie wollte nicht mitkommen?" Maeglin sah Legolas erstaunt an.

„Nein.. Nein.. Sie wollte schon.."

„Ihre Prüfung ist am heutigen Abend. Ich dachte, du würdest das wissen?" Nun öffnete sich Maeglins Mund erstrecht zu einem Staunen. Wieso nahm Mat an, Legolas würde davon wissen?

„Woher sollte ich wissen, was sie tut?" Die Stimme des Elben klang kalt. Maeglin wäre bei seinem Anblick am liebsten irgendwohin gekrochen. Doch Mat stand einfach dort. Genauso, wie er es immer tat. Sein Selbstbewusstsein war einfach unglaublich.

„Ich weiß nicht, wie viele Briefe ich für sie an dich geschickt habe. Du kannst mir nicht erzählen, du hättest keinen davon bekommen!" Also war er darin verwickelt! Maeglin hatte sich schon gewundert, wie Siané die Briefe in den Düsterwald bekommen hatte.

„Ich habe nicht eine Nachricht von ihr erhalten." Eisiges Schweigen entstand in der kleinen Gruppe. Auch, wenn die Musik des Festes zu ihnen herüber schwebte, so war diese Stille einfach erdrückend.

„Illana?" Pippin und Merry quiekten erschrocken auf, als sich die Wölfin zwischen ihnen durchzwängte und einen Schritt auf Mat zumachte. „Sie ist sogar einmal bis zu dir in den Düsterwald gelaufen. Ich habe sie mehrere Wochen fortgeschickt. Das ist eigentlich das Letzte, was ich tun würde. Aber Siané.. Ich habe sonst keinen Weg gefunden, dich zu erreichen."

Maeglin war überrascht, dass er so fürsorglich sein konnte. Warum war er nur in ihrer Gegenwart nie so?

„Dort wird sie mich aber kaum gefunden haben." Legolas' Augen waren emotionslos. Genauso, wie sie sich das bei Elben immer vorgestellt hatte. Und es machte ihr Angst.

„Sie hat den Brief an jemanden überbracht. Welcher von euch Elben im Düsterwald es auch war, der ihn angenommen hat, der Brief hätte ja bei dir landen müssen." Sauer verschränkte Mat die Arme vor der Brust. Eine Geste, die er eigentlich nur von Maeglin kannte.

„Hört mal.. Das ist der letzte Moment, in dem wir uns streiten sollten. Legolas ist, nachdem Siané nach Tirell zurück ist, nach Ithilien gegangen. Er lebte dort die ganzen 1 ½ Jahre. Vielleicht hat Thranduil die Briefe verbrannt oder einfach nicht zu ihm geschickt, aus welchem Grund auch immer?" Aragorn war froh, als sich die Züge der anwesenden entspannten. „Warum musstet ihr da lange drum herum reden?" Der König schüttelte den Kopf.

„Du lebst nicht mehr im Düsterwald?" Legolas schüttelte auf Maeglins Frage hin den Kopf.

„In Ordnung. Und nun beruhigen wir uns alle und setzen uns erstmal." Die Gefährten nickten und folgten Aragorn an den Tisch unter dem Kirschbaum. ‚Manchmal ist eine solch einfache Angelegenheit so kompliziert.. Warum hat er nicht gleich gesagt, dass er fort gegangen ist?' Maeglin dachte an Siané. All ihre Sorgen waren also umsonst gewesen.. ‚Was du wohl gerade machst?'

----------*°*----------

Siané fühlte sich eigenartig. Sie war in die Halle der Prüfung getreten und hatte so viel erwartet. Sie konnte nicht genau sagen, was sie erwartet hatte. Doch eindeutig nicht DAS.

Vor ihr stand ein Torbogen. Ein weißer Torbogen. Er war ein wenig verziert. Doch etwas anderes, magisches vielleicht, konnte sie nicht erkennen.

„Du wirst das hier tragen." Cyria stand neben dem Bogen. Ein schwarzes Kleid lag in ihren Händen.

Unsicher trat sie auf die Herrin der Burg zu und nahm das Gewand entgegen. Schnell war sie aus ihrem weißen Novizinnenkleid geschlüpft und wollte schon das andere anziehen, als Cyria mit dem Kopf schüttelte.

„Du musst das weiße Hemd ausziehen." Ungläubig sah Siané sie an, doch tat wie ihr geheißen. Sie trug nichts anderes mehr als ihr Höschen, als sie das nachtschwarze Gewand über ihren Körper gleiten ließ. Zu ihrer Überraschung fehlte ein ganzes Stück Stoff in Höhe ihres Bauchnabels. Aber nicht nur das. Es hatte keine Arme und der Ausschnitt an ihrem Rücken ging so tief hinunter, dass sie glaubte man könne SEHR viel mehr sehen, als man sollte. Der Stoff begann scheinbar erst wieder knapp über ihrem Gesäß. Sie errötete bei dem Gedanken.

„Komm zu uns. Du musst die Symbole des Bogens tragen, um hineingelassen zu werden." Sianés Augenbrauen senkten sich ein wenig. Trotzdem ging  sie auf die anderen beiden Schwestern zu, die soeben die Halle betreten hatten. Mit einem Pinseln zeichneten sie eigenartige Zeichen auf ihren Bauchnabel. Erst bei der Fertigstellung konnte sie sehen, dass es ein altes Magiesymbol für die Sonne war. Die Farbe war schwarz und Siané wusste, dass diese einige Tage auf ihrer Haut verbleiben würde.

Nachdem sie mit ihrem Bauchnabel fertig waren, begannen die Schwestern etwas in ihren Nacken zu zeichnen. Als Siané fragte, erfuhr sie, dass es das Zeichen des Mondes war.

Doch als Cyria ein Messer in ihre Hand nahm, ging Siané wieder einen Schritt zurück. „Was habt ihr vor?"

Die alte Frau lächelte. „Nichts, wovor du Angst haben müsstest." Tatsächlich schnitt sie nur den Rock des Kleides auf, damit Sianés Bein bis zum Knie zu sehen war. Die beiden Schwestern zeichneten mit äußerster Vorsicht mehrere Lilien um den Knöchel des Mädchens. Und erst jetzt verstand Siané es. Der Torbogen.. Auf seiner Spitze prangten das Zeichen der Sonne und des Mondes, während die Seiten mit Lilien verziert waren.

„Siané.. Schreite hindurch. Deine Prüfung besteht darin, den Torbogen erneut zu finden und wieder hinaus zu gehen. Welches Grauen dich darin erwartet, kann niemand genau sagen. Manche sagen, sie hätten schreckliche Qualen erlitten. Andere sagen, sie mussten Dinge sehen, von denen sie in ihren Alpträumen verfolgt wurden. Und ganz andere.. Sie sind nie wieder hinaus gekommen. Wir werden hier auf dich warten." Cyria schob das rothaarige Mädchen ein wenig auf das Tor zu. Diese schluckte einmal kurz und trat dann mutig durch den nun leuchtenden Torbogen durch.

Als sich das helle Licht legte sah sie ein bekanntes Bild vor sich. Bäume umgaben sie und das Zwitschern der Vögel ließ ihr Herz warm werden. War sie? War sie wirklich wieder im Düsterwald?

Sie ging einige Schritte, bis tatsächlich der Palast in ihr Blickfeld kam. Ihr Herz begann zu hämmern. Sie hatte das Tor erstmal vergessen.

Langsam ging sie darauf zu. Sie konnte niemanden sehen und doch wusste sie, dass dort drinnen jemand sein würde.

Als sie die Treppe erreichte, öffnete sich das große Flügeltor und Thranduil trat heraus. Er lächelte sie an und kam auf sie zu. „Siané! Wie gut, dass ich dich gefunden habe. Ich habe soeben dein Hochzeitskleid erhalten. Aber erzähl es nicht. Legolas soll es doch noch nicht erfahren." Er legte einen Arm um ihre Schulter und schob sie ins Innere des Palastes. ‚Was passiert denn nun?' Siané wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie ließ sich einfach vom König bis in sein Arbeitszimmer schleifen.

Und dort stand es. Aus fließender Seide. Es glitzerte und schimmerte. Es war genau das, was sie sich als Hochzeitskleid vorstellen konnte. Staunend ging sie darauf zu und berührte den Stoff. Es war wirklich da. Sie konnte das Gewand in ihren Fingern spüren.

„Willst du es nicht einmal probieren? Ich glaube nicht, dass etwas geändert werden muss. Trotz allem.. Vielleicht möchtest du etwas verändert haben. Egal was es ist. Auch die kleinste Kleinigkeit am Schleier. Ich werde sofort eine Schneiderin damit beauftragen. Für eure Hochzeit soll schließlich alles perfekt sein." Sianés Herz pochte immer schneller.. Sie sollte Legolas heiraten? Und sein Vater hatte nichts dagegen? Das war wie ein Traum..

Ihre Augen verengten sich plötzlich. ‚Ein Traum?' Woran dachte sie denn da?

„Vater?" Sie zuckte zusammen, als sie SEINE Stimme vernahm. Sie würde ihn wieder sehen.

„Wir kommen heraus, einen Moment." Thranduil führte Siané wieder aus seinem Arbeitszimmer heraus. Es war ihm scheinbar noch gar nicht aufgefallen, dass sie sich eigenartig benahm.

Und dort stand er. Er hatte sich gar nicht verändert. Nein.. Er lächelte, als wären sie nie getrennt gewesen. ‚Waren wir das denn jemals?' Irgendwie fühlte sie sich, als müsste sie sich unbedingt an etwas erinnern. Es war wichtig.. Aber es wollte ihr einfach nicht einfallen.

„Mein Sohn.. Eine perfektere Königin für den Düsterwald hätte ich mir nicht vorstellen können." Er legte seinen beiden ‚Kindern' jeweils einen Arm um die Schulter und lächelte sie an.

‚Eine Königin für den Düsterwald?' Und plötzlich erinnerte sie sich wieder.

„Ich werde den Thron nicht mit ihr besteigen. Ich will den Thron nicht!"

„Du wirst hier nie glücklich sein." Sie hatte nicht im Düsterwald leben können.. Sie war schon vor langer Zeit zurück nach Tirell gegangen.. Was tat sie also hier?

Sie richtete ihren Blick auf das Ende des Ganges. Und dort stand es. Das weiße Tor. Sie musste zurück. Aber wollte sie das? Sie konnte hier leben. Und hier wollte man sie auch. Sie konnte doch einfach vergessen, dass es nicht die Realität war.. ‚Verdammt, was denke ich da? Wenn, dann möchte ich in der Wirklichkeit glücklich sein. Nicht hier..' Und dann tat sie das, was sie auch schon einmal im Düsterwald getan hatte. Sie rannte. Ihre Tränen begannen in ihren Augen zu brennen, als sie seine Stimme hinter sich hörte. Doch dann hatte sie das Tor erreicht, trat durch die hellen Strahlen und fiel in die Arme von Cyria.

----------*°*----------

„Was für eine Prüfung ist das?" Merry stellte gerade einen Krug Bier vor Frodo, als er sich wieder gegenüber von Mat und neben Legolas setzte.

„Ich weiß nicht, was dort passiert. Ich weiß nur, dass man vor etwas gestellt wird, wovor man Angst hat. Oder vor etwas, was man sich gewünscht hat." Mat zuckte mit den Schultern.

„Das ist aber nicht gerecht, oder?" Pippin hatte es gerade vor Augen. Wenn er etwas sähe wovor er Angst hatte – Zum Beispiel eine leere Vorratskammer – oder etwas, das er mochte. Es war für ihn klar, was er wählen würde.

„Doch.. Es ist gerecht. Manche sterben in ihrer Prüfung. Sie haben vor so vielen Dingen Angst und können sich ihnen nicht stellen. Wenn sie dann alle ihre Ängste vor sich sehen, werden sie vielleicht nicht mit ihnen fertig. Dann gibt es aber noch Fälle, in denen die Personen freiwillig nicht mehr aus dem Tor schreiten. Sie haben ihren Traum vor sich und wollen lieber darin leben, als sich der Realität zu stellen. In beiden Fällen sind sie in ihrer Prüfung gescheitert. Die Hexen, die bestehen, kommen meistens mit einem verletzten Herzen oder leichten physischen Wunden heraus. Ich weiß nicht, welche Art besser ist."

„Du meinst, wenn sie nicht besteht, wird sie nicht mehr da sein, wenn wir wieder in Tirell sind?" Maeglin hätte vor Schreck beinahe ihren Bierkrug umgestoßen.

„Mach dir keine Sorgen, Kleine. Sina schafft das schon." Mat grinste, als sie bei seinem Kosenamen für sie das Gesicht verzog.

„Wa.. Wa.. Wa.." Die Gefährten drehten sich zu Pippin um, als er erschrocken auf die Treppe zum Festplatz deutete.

„Peregrin, deine Ausdrucksweise war auch schon mal besser." Gandalf lachte den kleinen Hobbit an.

„Was ist das?" Endlich bekam er einen vollständigen Satz heraus. Er hatte immer noch seinen Finger in Richtung Eingang gerichtet.

Mat grinste, als die anderen erschrocken aufstanden und fluchend feststellten, dass sie ihre Waffen nicht in ihrer Nähe hatten. Über der Treppe leuchtete etwas. Es sah aus, wie ein Loch. Es schwebte eindeutig zu weit über dem Boden, was ihn noch mehr amüsierte. „Ich sagte doch, sie besteht."

Maeglins Augenbrauen schossen nach oben. „Wie meinen?"

„Ich bin gleich wieder hier." Er zwinkerte den anderen zu und stolzierte zur Treppe hinüber. Die anderen Hobbits hatten inzwischen vor Schreck mit dem Tanzen aufgehört.

Als Mat außer Hörweite war, stellte er sich direkt unter das Loch in der Luft. „Warst du es nicht, die mir lang und breit erklärt hat, dass man vorsichtig mit der Wahl seiner Landeorte sein sollt?" Er lachte, als Siané von der anderen Seite das Gesicht verzog.

„Normalerweise verkürze ich meine Wege nur dorthin, wo ich mich auskenne. Wie sollte ich wissen, wie es hier aussieht?" Er zuckte auf ihre Frage mit den Schultern. „Siehst du.. Nimm lieber meine Tasche."

Mat sprang mit einem eigenartigen Laut zur Seite, als ihm etwas entgegen geflogen kam. Er konnte aus den Augenwinkeln sehen, dass die gesamte Festgemeinschaft gespannt das Szenario betrachtete.

„Du solltest sie auffangen!" Sauer blickte Siané nach unten. Scheinbar befand sich ihr Wegetor auf ihrem Zimmerboden und sie musste nur durchspringen.

„Da sind doch mit Sicherheit eh nur Gewänder oder ähnliches drin. Und nun komm.." Er streckte die Arme in die Höhe. Sie hatte Glück, dass sie ihr Tor nicht höher geöffnet hatte. Die 2,5 Meter waren wirklich schon genug.

Langsam ließ sie sich durch das Wegetor gleiten. Sie spürte, wie Mat sie auffing und sie sanft auf das Gras in Beutelsend setzte. Das Loch über ihr verschwand und sie atmete einmal tief durch. Sie war so schnell sie konnte aus der Halle der Prüfung gelaufen. Sie hatte gesehen, was sie sich wünschte. Sie musste ihn einfach sehen. Sie hatte nicht einmal gewartet, bis Cyria ihr gratuliert hatte. Sie trug noch immer das schwarze Gewand und erst jetzt bemerkte sie, dass sie barfuss war. Sie lächelte. Was musste sie für einen Eindruck machen?

„Siané!!" Sie fühlte sich zu Boden geworfen, als die Hobbits auf sie zukamen. Inzwischen hatten sich auch die anderen Hobbits wieder beruhigt und die Musik begann von neuem.

„Das nächste Mal sagst du mir, dass du so reist! Ich hätte mir 10 Tage mit diesem Kerl sparen können." Maeglin schüttelte den Kopf, als sie auf ihre Freundin hinabblickte.

„Gib es doch zu, es hat dir gefallen." Mat hauchte ihr leicht ans Ohr und das blonde Mädchen schloss für einen Moment die Augen.

„Ich habe es doch nicht gewusst. Außerdem.. Manchmal bringen einen lange reisen zusammen." Siané zwinkerte, erntete aber nur ein Seufzen von Maeglin. Die beiden würden vielleicht doch noch länger brauchen, um wieder ein Paar zu werden. Andererseits: Sie waren wie füreinander gemacht, auch wenn sie das nicht sehen wollten. Irgendwie würde das schon geschehen.

„Gimli! Schön dich zu sehen!" Siané kniete sich wieder hin und drückte dem Zwerg einen Kuss auf die bärtige Wange. Sie lachte, als er sich beschämt wegdrehte. Ja, er würde es zwar nicht zugeben, aber der Gute hatte wirklich eine sanfte Seite.

„Es ist schön, dass du es hierher geschafft hast." Gandalf strich ihr einmal über die Wange und lächelte sie an.

„Ja, wir dachten schon, wir müssten dich persönlich in der Burg besuchen." Aragorn kam einen Schritt auf sie zu und umarmte sie. Sie hatte einen Moment die Augen geschlossen, doch als sie diese wieder öffnete und über Aragorns Schulter blickte, sah sie ihn.

Dort stand er. Etwas abseits und betrachtete die Szene. ‚Was tu ich nun?'

Langsam löste sie sich von Aragorn und ging einen Schritt von ihm weg. „Wo habt ihr Elladan und Elrohir gelassen?"

Der König von Gondor lächelte. „Die beiden mussten in Bruchtal bleiben. Aber sie richten euch Grüße aus. Sie würden sich freuen, wenn ihr – vielleicht auf eurem Rückweg – einmal bei ihnen vorbeischauen würdet." Siané nickte und blickte dann vorsichtig in Legolas Richtung. Es war, als hätten alle nur auf diesen Blick gewartet. Die vier Hobbits stahlen sich in Richtung Essen davon, Mat und Maeglin taten so, als würden sie wieder streiten und gingen an ihren Platz zurück und auch die anderen drei fanden eine Ausrede, um die beiden allein zu lassen.

Ihr Herz begann schneller zu schlagen, als sie die kurze Distanz zu ihm überbrückte. Dort stand er. Er hatte sich wirklich nicht verändert. Doch es war nicht so, wie in ihrer Prüfung. Er lächelte nicht, als sei nichts gewesen. Nein.. Er trug keinerlei Emotion sichtbar auf seinen Zügen.

„Legolas.." Ihre Stimme war so leise. Doch er reagierte nicht. Ihr Herz krampfte sich bei seinem Anblick zusammen. Warum tat er denn nichts?

„Ich.. Ich.." Sie spürte, wie heiße Tränen sich einen Weg aus ihren Augen bahnten. Wie musste sie gerade aussehen? Ihre Füße waren kalt, ihre Augen waren von ihren letzten Tränen noch gerötet und nun kullerte eine neue Träne über ihre Wange. Sie wusste nicht, was er hören wollte. Und es gab auch nur eine Sache, die sie ihm sagen wollte. „Ich vermisse dich so sehr." Ihre Lippen zitterten und ihre Stimme wollte sich ganz und gar nicht nach ihrer eigenen anhören.

„Sina.." Es dauerte eine Ewigkeit, bis er sie in die Arme nahm. Doch als sie endlich seine Hände auf ihrem Rücken und seine Wärme auf ihrer Haut spürte, verfluchte sie jeden Moment, den sie ohne ihn verbracht hatte.

„Das hat aber auch gedauert.." Merry lief lachend zu den beiden hinüber. „Nun.. Ihr habt noch genügend Zeit… Siané? Legolas?" Sauer tippte er gegen das Bein des Mädchens, bekam aber keine nennenswerte Reaktion. Sie drückte sich nur noch weiter an den Elben, den sie schon so lange nicht mehr gesehen hatte. „Bitte.. Dann bekommst du aber nichts anderes mehr zu essen."

Merry wollte sich schon wegdrehen – das war ja nicht zum Aushalten – als Siané sich lachend umdrehte. „Hast ja recht.. Merry, warte. Ich habe den ganzen Tag noch nichts gegessen." Fröhlich nahm sie den Teller entgegen und blickte sich suchend um.

„Wonach suchst du?" Legolas hatte ihren Blick bemerkt.

„Ich möchte mich umziehen. Aber hier sind mir zu viele Hobbits." Sie zwinkerte ihm zu.

„Geh doch einfach hinein." Frodo deutete auf die Tür, die keine 20 Meter hinter der Treppe lag. „Oder du gehst ein Stückchen den Weg entlang. Dort ist auch niemand mehr. Immerhin wirst du dir wahrscheinlich den Kopf stoßen, wenn du hinein gehst."

„Danke.. Das werde ich tun." Eilig schwang sie ihre Tasche über die Schulter und ging mit ihrem Teller die Treppe hinauf. Legolas folgte ihr.

„Das ihr beide bloß bald wieder zurück seid!" Gimlis Stimme donnerte den beiden hinterher. „Auch, wenn ihr etwas nachholen müsst.. Ich werde in einer halben Stunde nach euch sehen!!!" Er lachte laut los, als Aragorn ihm einen vernichtenden Blick zuwarf und Maeglin ihm vorwurfsvoll gegen den Arm schlug.

----------*°*----------

Sie waren schweigend im Dunkeln nebeneinander gelaufen. Niemand war in diesem Bereich des Dorfes zu sehen. „Wollen wir dort hin?" Siané deutete auf einen kleinen Hain mit Kirschbäumen. Legolas nickte.

„Hältst du das fest?" Als Legolas sich auf das weiche Gras setzte, drückte sie ihm ihren Teller in die Hände.

„Was ist das?" Ein Kribbeln lief durch ihren Körper, als er mit den Fingerspitzen über die Lilien an ihrem Knöchel fuhr.

„Das sind Symbole aus meiner Prüfung. Sie verschwinden in ein paar Tagen." Sie lächelte und setzte sich neben ihn. Missmutig kramte sie in ihrer Tasche herum. ‚Wo hab ich mein Gewand?' Sie kramte noch einmal hin und her.. Vergeblich. Ihr Novizinnenkleid lag tatsächlich noch in den Hallen der Prüfung. Sie seufzte. ‚Wenigstens ist es heute nicht kalt.' Eine Robe hatte sie ja dabei, falls es kälter werden würde...

„Wolltest du dich nicht umziehen?"

„Ich hab nicht das mitgenommen, was ich angenommen hatte." Sie zuckte mit den Schultern und zog ein paar weiche Schuhe aus ihrer Tasche. „Wenigstens die habe ich nicht vergessen." Kopfschüttelnd schlüpfte sie hinein und nahm Legolas den Teller wieder aus der Hand. Das sich dabei ihre Finger berührten, tat sie als Zufall ab. Trotzdem lächelte sie.

„Ich habe gehört, du hast mir geschrieben?" Siané wollte gerade in eine der Früchte beißen, als sie sich erschrocken umdrehte.

„Wer hat dir das gesagt?"

„Das ist doch unwichtig. Es ist nur so.. Ich lebe in Ithilien. Ich habe keinen von deinen Briefen bekommen." Er sah sie entschuldigend an. ‚Dann..' Sie lächelte. ‚Kein Wunder, dass er nicht geantwortet hat..'

„Was tust du in Ithilien?" Langsam aß sie weiter, sah ihn dabei aber an.

„Einige Elben aus dem Düsterwald sind mit mir gekommen. Auch Kairi und ihre Eltern. Sie vermisst dich übrigens." Er machte eine kleine Pause, in der Siané sich an das kleine Elbenkind erinnerte. Es tat ihr noch heute Leid, dass sie ihr Versprechen gebrochen hatte. „Es sind nur Elben mitgekommen, die nicht mehr unter der Herrschaft meines Vaters leben möchten. Sie sind inzwischen gerne in der Nähe der Menschen. Wir haben uns dort etwas zum Leben aufgebaut. Es ist schön." Wieder hörte er auf zu sprechen. Doch als er sie ansah, sah sie in seinen Augen genau das, was sie schon immer gesehen hatte. Sie waren nicht mehr so kalt, wie auf dem Festplatz. „Was ist mit dir?"

„Nun.. Ich bin Aufgenommene. Seit heute. Und wenn ich mich bemühe, bin ich bald eine vollwertige Schwester und darf die Burg für immer verlassen. Das heißt, wenn ich das möchte. Solange muss ich dort bleiben, unter der Aufsicht der anderen. Aber immerhin darf ich nun gehen, wann ich möchte. Hauptsache, ich komme wieder. Als Novizin brauchten wir immer eine Erlaubnis." Sie verzog angewidert das Gesicht. Wie oft hatte man ihr diese Erlaubnis nicht gegeben?

Sie lehnte sich gegen den Baum und sah Legolas an. Dieser streckte seine Hand nach ihr aus und sie zuckte ein wenig zurück. „Du hast Blüten im Haar.." Er lächelte, als er die rosa Kirschblüten aus ihren roten Haaren zog.

„Danke.." Ihre Stimme war leise. Seine Hand lag noch immer in ihren Haaren. Sie sah ihn an. Oh, sie hatte ihn wirklich so vermisst.

Langsam strich er mit seinen Fingern über ihre Wange und beugte sich ein wenig nach vorne. „Weißt du wie oft ich dich aus dieser Burg entführen wollte?"

Sie lächelte. „Wahrscheinlich nicht so oft, wie ich zu dir davonlaufen wollte." Siané blickte ihm in die Augen. ‚Wenn du dir diese Chance durch die Finger rinnen lässt, bist du verrückt..' Langsam überbrückte sie die wenigen Zentimeter zu seinen Lippen.

Ihre Hände zitterten, als sie diese in seinen Nacken legte. Ganz vorsichtig erwiderte er ihren Kuss. Es war nichts Leidenschaftliches. Es war einfach nur.. sanft und süß.. Sie spürte, wie er sie in seinen Schoß zog und seine Arme um ihren Körper legte. Seine Zunge wanderte zärtlich über ihre Lippen und traf Sekunden später auf ihre.

Als Siané sich wieder von ihm trennte, atmete sie schon ein wenig schwerer. Aber sie lächelte. Genauso, wie er.

„Und was nun?" Seine Stimme war belegt. Sie wusste, dass er mindestens genauso unter der Trennung gelitten hatte, wie sie.

„Ich.. ich weiß nicht.."

„Bei Illuvatar, Siané.. Ich werde dich ganz sicher nicht noch einmal  1 ½ Jahre aus den Augen lassen." Er lehnte seine Stirn gegen ihre und stupste ihre Nase mit seiner an. „Noch einmal so etwas und du hast mich unter die Erde gebracht."

„Sag so was nicht."

„Du könntest natürlich mit nach Ithilien kommen." Siané schluckte, als sie seine Bitte hörte.

„Ich darf die Burg doch noch nicht verlassen." Legolas' Griff lockerte sich und er sah sie getroffen an.

„Nein.. So war das nicht gemeint. Ich.. Ich darf gehen, wann ich will. Ich muss mich nur ab und zu wieder blicken lassen. Also.. Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich…" Doch er unterbrach sie, als er erneut ihre Lippen in einem Kuss einfing.

„Schon gut. Natürlich.. Du sagtest selbst, du musst erst eine vollwertige Schwester sein. Aber sag mal.." Er sah sie unschuldig an. „Wie oft musst du in der Burg sein, wenn du eine Aufgenommene bist?"

Siané zwinkerte ein paar Mal nachdenklich. „Nicht oft.. Ich muss zu den Prüfungen da sein. Sie wollen sehen, wie weit ich mit der Macht komme.. Also vielleicht.. Drei, vier Monate. Warum?"

„Dann kannst du doch mit deinen Büchern zu uns nach Ithilien kommen. Und dann.. Irgendwann.. Wenn du die letzte Prüfung bestanden hast.." Sie lächelte und umarmte ihn noch einmal.

„Ja.. Vielleicht irgendwann.." Sie küsste ihn noch einmal, ließ aber bald von seinen Lippen ab, als sie ein Räuspern hinter sich vernahm.

„Halbe Stunde.. Habe ich doch gesagt." Gimli stand grinsend hinter ihnen. „Och, nun guckt nicht so bekümmert. Ich freue mich, den anderen sagen zu können, dass du mit ihm zurück gehst und erst dann heiratet, wenn du eine vollwertige Schwester bist." Er lachte und stiefelte zum Festplatz zurück.

„Gimli.." Ungläubig schüttelte Siané den Kopf.

„Was meinst du?" Legolas wusste nicht, warum sie sich noch groß über den Zwerg wunderte.

„Du fragst mich, was ich meine? Da belauscht er uns und nun meint er, dass wir übers Heiraten gesprochen haben. Ich habe nicht ein Wort gehört, in dem es um Heirat ging, wenn ich eine vollwertige Schwester bin."

„Nicht?" Sie drehte sich erschrocken um und erblickte Legolas' betrübten Gesichtsausdruck.

„Was meinst du nun?"

„Weißt du.. Es erschüttert mich, dass dieser trampelige Zwerg meine Worte eher durchschaut als du.." Er lächelte.

„Wenn ich eine vollwertige Schwester bin also?" Sie grinste zurück.

„Und dann kommst du mir nicht mehr für drei oder vier Monate in die Burg zurück. Es sei denn, du nimmst mich mit." Er zog sie wieder ein bisschen näher und vergrub sein Gesicht an ihrem Hals. „Ich habe dich auch vermisst."

Ein weiteres Lächeln schlich sich auf Sianés Züge. Ja, solch eine Dummheit würde sie auch nie wieder tun. Bestimmt hob sie sein Kinn an und zwang ihn, sie anzusehen. Irgendwoher kannte sie diese Geste. Sie lachte leise. Eigentlich hatte er dies immer getan. ‚Manche Dinge ändern sich eben..' Glücklich beugte sie sich zu ihm hinunter und traf seine Lippen von neuem.

Manchmal findet man einen Weg, auch wenn er schon verloren scheint.

~*~**~*~

Ende

Das ist also das Ende. Woah, habe ich lange daran geschrieben. Und irgendwie bin ich traurig drum. °schnief° Aber es wird neue Geschichten von mir geben. Wollt ihr wissen was? :D

Aaaaalso:

Eine Geschichte aus dem Harry Potter Universe.. Und zwar über meine Lieblingszwillinge. Eine weitere Geschichte aus dem Harry Potter Universum. Allerdings soll Draco dort mehr drin vorkommen. Hehe.. Ich mag diese fiese Gestalt Und zum Schluss: Eine über Herr der Ringe. Legolas wird wieder dabei sein. Allerdings wird's keine so süße Story wie Herz zu erobern.

Lasst euch überraschen!! °zwinker°

Ich arbeite schon an allen. Ist also nur noch eine Frage der Zeit, bis ihr die erste davon online seht.

Bis dahin: ich hab Herz zu erobern gerne geschrieben. Es hat mir wirklich Spaß gemacht. Und es ist wirklich schön, dass sie euch allen so gut gefallen hat.

Vielleicht sehe ich euch ja mal bei den neuen Geschichten in den Kommis und Reviews wieder? Wäre sehr schön.^^

Und danke auch an alle, die mir immer so viele Mails geschrieben haben. Ich bemühe mich immer, alle zu beantworten. Aber ich bin wirklich überrascht, wie viele da immer kommen. Nach dem letzten Chap hatte ich über 20 im Postfach. Und irgendwie werden es nicht weniger, obwohl ich immer an euch zurück schreibe.. Aahhh.. Macht aber ruhig weiter. ;) Ich freu mich da immer wie'n Honigkuchenpferd. :D

Hab euch alle lieb!

Eure Tig

Nochmal zu den letzten Reviews..

Nachtschatten:  Manche Dinge sind unbeantwortet.. Aber ich denke, das kann ruhig so bleiben.

Barawen: Ne, gibt wohl keine Fortsetzung. Aber.. Der Schluss ist doch ganz nett, oder?

Uial: Wie gut, dass noch nicht Schuss war, ne? Hoffe deine Frage hat sich in Luft aufgelöst. :D

Meldis: Ich find's toll, dass du das fürs Ende gehalten hast. ;D JETZT ist erst Schluss. Glücklich?^^ Nebenbei: Gibt keine Fortsetzung. Da würd ich wahrscheinlich was mit kaputt machen. :o)

Goldmond: Ja, ich freu mich auch, dass meine Geschichte zu OBL kommt. :o) Aber eine Fortsetzung gibt es wirklich nicht. Dafür andere Geschichten von mir, die ich schon angefangen habe. Kann mich nur noch nicht entscheiden, welche als erstes veröffentlicht wird.

Mehagles: Und? Wunder noch geschehen? °knuff°

Arwi: Nein, keine Fortsetzung. Aber so ist das Ende doch okay, oder? ;)

Strumpfhase: Ist das Ende in Ordnung so? Ich hoffe deine Tränen sind getrocknet. :D

Black Pearl: So, nach der Mail wusstest du ja, dass noch mehr kommt. Bist du mit diesem Ende einverstanden? °lieb guck°

Hexenlady: Danke für die ganzen Reviews, die du mir geschrieben hast

Kruemel: So, dies ist das richtige Ende. Wo bleibt deine Fanfic? Warte schon sehsüchtig auf einen neuen Teil. :D Übrigens: Durch das Ende dieser Geschichte, kann ich nun endlich meine Fred&George Geschichte online stellen. :D

Chillykiss: Jupp.. Hast du richtig erkannt. Die 100% haben wir jetzt erst erreicht. :D

Sumomo: Siehste.. Hast doch noch nen schönes Ende bekommen. :o)

Arwen: Also.. Klar war der letzte Teil traurig. Aber so ist es doch auch ganz gut, oder?

Escalina: Na ja.. Sie heiraten nicht im Heimlichen. Dachte mir, so ist es am besten gelöst. :o)

Atzui-chan: Du hast vor deiner Mom deswegen geheult?? Nein!! Wie hat sie reagiert? Was hat sie gesagt? °lach° Ich hoffe, der Epilog hat dir gefallen.

Hana-chan: Japp.. Wird neue Geschichten von mir geben. Von Harry Potter. °Lach° Aber auch von Herr der Ringe.^^ Mochtest du den Epilog?

Kagomee: HA!!! Jetzt musst du mir noch nen Kommi schreiben, da es noch nicht das letzte Chap war!! °lach° Hihi!!! Und? Was sagst du?

Kazuji: Und? Ist das ein klischeehaftes Ende? Nee, ne? :D

ADD02: Nee.. Ein Sequel wird es nicht geben. :o) Aber dafür neue Geschichten von mir. Danke, dass du mir immer soooo viele Kommis geschrieben hast.^^

Ireth: Und? Wie gefiel euch das, nun letzte, Kapitel? °wissen will°

Daga: Na, im Prinzip gab es ja noch ne Fortsetzung.^^ Aber mehr kommt bestimmt nicht.^^ Nach diesem Epilog ist Schluss.. :o) Freu dich auf ne neue Geschichte. :D Jaja..

Nillithiel: Ich hab nicht nur ein neues Projekt, sondern drei!! °lach°

Vielen lieben Dank auch noch an

Viv-chan, Cheyenne, chanell1234, mitsuki11, Ranma-san, MizzBabyz, DevilAmon, Bluelight, flemming, Ran09, siane und sin!!

Die, mir nach dem letzten Chap Kommis geschrieben haben. °alleknuddel°