Durch seine eigene Hand

Snape nahm die einzelnen Fläschchen aus dem Regal. Es war eine einfache Rezeptur. Doch würde er dieses Getränk zu sich nehmen, gebe es kein Zurück mehr. Dieses Gift war absolut tödlich. Es würde diesen unendlichen Schmerz ein für alle Mal beenden. Endlich. endlich würde er Ruhe finden. Snape nahm das große leere Flakon und begann damit die einzelnen Flüssigkeiten hinein zu geben. Seine Hände zitterten und fast hätte er zu viel vom Fingerhutkonzentrat hinzu gegeben. Schließlich war es soweit, Snape schüttelte die Flasche, damit sich alle Zutaten gut miteinander vermengten. Noch immer zitterten seine Hände vor Nervosität. Vorsichtig hob Snape das Flakon und betrachtete die gelbe Flüssigkeit im Licht der einzelnen Kerze. Der Schein des Feuers tauchte Snapes Gesicht in eine seltsame Farbe. Noch zögerte er, noch. Dann ergriff er kurz entschlossen den silbernen Pokal, der auf dem Schreibtisch stand und goss ihn voll. Sollte er? Snapes Lippen bebten als er das Gefäß ansetzte.und dann sah er sie. Ihr wunderschönes Lächeln, ihre sanften Augen. Die angst, die sein Herz so fest umklammert gehalten hatte, wich von ihm. Bald würde er bei ihr sein, bald würde er sie wieder in seine Arme schließen. Snape leerte den Pokal mit einem Zug. Kalt lief die Flüssigkeit seine Kehle herab. Dann wartete er. Doch zunächst geschah nichts. Snape stöhnte auf, als ein stechender Schmerz ihm die Luft nahm. Der Pokal, den er noch immer in seiner rechten Hand hielt, fiel scheppernd zu Boden. Snape rang nach Luft, aber etwas schnürte ihm die Kehle zu, hinderte ihn am Atem, immer fester schloss sich der griff um seinen Hals. Snape sackte in die Knie und fasste sich entsetzt an den Hals. Mit Schmerz verzehrtem Gesicht fiel er rücklings auf den kalten Steinfußboden. Doch die Kälte des Bodens war nichts gegen das Eis, das sich in seinem Körper auszubreiten begann und ihn heftig schüttelte. Severus Snape stöhnte auf und plötzlich konnte er wieder atmen. Wie ein Fisch hechelte er nach Luft. Sein Herz raste und er Snape glaubte es würde gleich zerspringen. Nur sehr langsam gelang es ihm sich wieder zu beruhigen. Mit der rechten Hand wischte Snape sich die Tränen und den Angstschweiß aus dem Gesicht, dann versuchte er sich aufzurichten. Doch seine Glieder gehorchten ihm nicht mehr, schwer fiel er wieder zurück.das Gift begann seine Wirkung zu zeigen. Snape spürte, dass seine Haut vor Fieber zu glühen begann. Plötzlich schien die Kälte des Bodens angenehm und einladend und immer wieder strich er mit seinen Handflächen über die raue Oberfläche der Steine. Wie lange würde es dauern? Severus Snape spürte, dass es ihm immer schwerer fiel die Augen offen zu halten und sein Blick begann zu schwimmen. In Gedanken trat er eine Reise an. Zurück in eine bessere Zeit. Zwei Monate war es her.

.Er hatte sie während seiner Spionagetätigkeit beim Dunklen Lord getroffen. Sie war eine der Neuen. Schon ihre Eltern hatten zu den engsten Anhängern Voldemorts gehört und so war es nicht verwunderlich, dass sie gleich nach ihrem Schulabschluss in seine Kreise aufgenommen worden war. Ihr Name war Elena. Nach ihrem Nachnamen hatte Snape nie gefragt, doch war er sicher, dass sie ihn auch nicht verraten hätte. In jenen Kreisen gab niemand gerne seine Identität Preis, keiner vertraute dem anderen. Schließlich bestand immer die Gefahr, dass einer abfällig wurde. Elena stand allein in einer dunklen Ecke, als Snape den Raum betrat. Sie war klein und zierlich und noch sehr jung. Vielleicht 22 Jahre. Der schein des Kaminfeuers spiegelte sich auf ihrem blassen Gesicht. Ihre Feuerroten Haare standen in starkem Kontrast zu ihren smaragdgrünen Augen. Das enge Samtkleid, das sie an jenem Abend trug, hatte die gleiche Farbe wie ihre leuchtenden Augen. Snape konnte seinen Blick nicht von ihr abwenden. Das Kleid umspielte ihre zarte Figur und . Snape war sofort gefangen genommen von ihrem Anblick. Schließlich war sie zu dem Grund geworden warum er immer wieder zu den Treffen kam, warum er die Qualen ein ums andere Mal erduldete. Er hatte es schnell gemerkt: Sie gehörte nicht hier her. Wie Snape in seinen Jugendjahren war sie von ihren Eltern dazu gedrängt worden, sich dem Dunklen Lord anzuschließen. Doch sie war von so zartem Gemüt, sie war nicht geschaffen für diese Grausamkeiten.

Zwei Todesser hatten den Mann herein geschleppt. "Sehr schön", zischelte Voldemort, als der Mann vor ihm auf den Boden geworfen wurde. Die Todesser standen im Kreis um die beiden herum und beobachteten den Dunklen Lord und sein vor Angst zitterndes Opfer. Er war in die Falle geraten und wie ein ängstliches Kaninchen hockte er vor dem Jäger. Elena stand neben Snape und beobachtete angespannt die Szene. Voldemort richtete seinen Zauberstab auf den wimmernden Mann. "Bitte.nicht.bitte." Doch Voldemort lachte bloß hämisch. "CRUCIO!". Der Mann begann sich unter dem Zauber zu winden und stöhnte, immer heftiger und lauter, bis sein Stöhnen in einem Schrei explodierte. Elenas Augen begannen sich zu weiten und sie fing an verdächtig zu schwanken. Vermutlich wäre sie zusammen gebrochen, hätte Snape nicht in diesem Moment ihren Arm erfasst. Snape spürte ihre innere Qual und fühlte, dass sie kein größeres Bedürfnis kannte, als sich abzuwenden. "Sieh hin, Elena! Wenn du jetzt weg siehst, wird er sich einen spaß daraus machen dir eine Lektion zu erteilen", flüsterte Snape in der Hoffnung, dass Voldemort es nicht bemerken würde. Elena atmete schwer während sie versuchte ihre Fassung zurück zu erlangen. Mit funkelnden Augen drehte sich Voldemort zu ihr um und sah sie eindringlich an. Er hatte ihre Unsicherheit und ihre Angst instinktiv gespürt. "TÖTE IHN!" Elena schluchzte auf. Mit zitternden Händen griff sie unter ihren schwarzen Umhang und zog ihren Zauberstab hervor. Langsam und am ganzen Körper bebend richtete sie ihren Stab auf den am Boden kauernden, jämmerlich wimmernden Mann. Fast fiel Elena der Stab aus der Hand, so wurde sie von Angst geschüttelt. Snape spürte wie seine eigene Anspannung wuchs. Das konnte nicht gut gehen. "TÖTE IHN!", schrie Voldemort nun voller Zorn, doch Elena zeigte keine Reaktion.