1-3.
Der Weg war weit. Ved hatte die Nacht in einem leerstehenden Schuppen verbracht und erreichte die Stadt am späten Vormittag. Die Straßen wirkten wie ausgestorben. In der Mall war es seltsam still, niemand schien dazusein. Was war geschehen?
Ved ging direkt in sein Zimmer und holte das Kinderköfferchen unter dem Bett hervor, worin er alle Sachen sorgsam aufbewahrte, die er von Jack gesammelt hatte: Ein Stück Papier mit einer technischen Zeichnung von Jack. Eine von Jacks Lieblings CDs, die er verloren hatte, und die Ved später gefunden hatte - irgendwann wollte er sie Jack wiedergeben. Ein abgefallener Knopf von Jacks Hemd, den er vergeblich überall gesucht hatte - denn seit er weg war, mußte er das Hemd noch weiter offenlassen, bis zur Mitte der Brust, da die beiden obersten Knöpfe auch schon fehlten, und Ved gefiel der Anblick, weil Jack unter dem Hemd nichts drunter hatte. Ein Buch, das Jack einmal gelesen und danach weggelegt hatte - Ved wollte es unbedingt auch lesen, damit er wußte, für welche Art Bücher sich Jack begeisterte. Ein Löffel, mit dem Jack mal gegessen hatte - Ved hatte ihn unbemerkt in der Küche mitgehen lassen. Und noch ein paar andere sonderbare Dinge. Love makes you crazy, dachte Ved und kam sich jedesmal irgendwie lächerlich vor, wenn er das Köfferchen mit den heimlich gesammelten Jack-Sachen öffnete. Er würde augenblicklich im Erdboden versinken, wenn jemand entdecken würde, was er da in seinem Schrein als Heiligtümer versteckte und anhimmelte. Er zögerte, ob er das Foto von Jack dazulegen sollte oder nicht. Noch einmal strich er mit dem Finger darüber, dann küsste er es. Dann bettete er es vorsichtig zu den anderen Sachen und ließ das Köfferchen schnell wieder verschwinden.
1-4.
Aus der Küche kam ein Rumpeln. Da mußte doch jemand sein. Es war KC, der ganz allein am Tisch saß und Corn Flakes futterte.
"Hi Ved, wo kommst du auf einmal her?" rief KC sichtlich erfreut.
"Was geht hier vor? Wo sind die anderen?" wollte Ved wissen und dachte dabei natürlich zuerst an Jack.
"Weißt du denn nicht, was passiert ist?" sagte KC verwundert.
Ved zuckte mit den Schultern. "Ich war ein paar Tage außerhalb der Stadt unterwegs", erklärte er.
"Die Chosen sind in die Stadt eingerückt. Sie sind wieder da!"
Ved konnte sich nicht wirklich vorstellen, was das bedeutete, hatte er doch die Terrorherrschaft der Chosen damals glücklicherweise selbst nicht miterlebt, weil er zu der Zeit noch weit im Norden wohnte. Er kannte nur die Erzählungen der Mallrats, nach denen die Chosen wahrhaftige Monster gewesen sein sollen.
"Aber der Guardian ist doch tot", sagte er.
"Ist er doch nicht", erklärte KC. "Der Bastard hat die Explosion überlebt, aber sein Gesicht ist durch die Verbrennungen total entstellt. Jetzt ist er wirklich das Monster. Ich habe ihn gesehen, er sieht scheußlich aus."
"Aber wo ist Ja- äh, wo sind die anderen?" wollte Ved wissen.
"Sie sind drüben in der ehemaligen Schule", berichtete KC betrübt und machte ein Gesicht, als wollte er gleich zu heulen anfangen.
"Wurden sie gefangen?" fragte Ved besorgt und dachte wieder nur an Jack.
"Nein, noch schlimmer", antwortete KC, "sie sind freiwillig dort".
Dann stand er auf und stampfte mit dem Fuß auf den Boden. "Aber mich kriegen sie nicht, niemals! Ich habe das schon einmal mitgemacht, ich bin damals hart geblieben und habe bis zur letzten Sekunde Widerstand geleistet, bis wir sie besiegt haben. Und ich werde auch jetzt wieder Widerstand leisten bis zum letzten Blutstropfen", schwörte KC.
"Aber wenn nur noch wir zwei da sind, werden wir keine Chance haben", wandte Ved ein.
"Bray, Lex und Ebony sind noch da, sie sind unterwegs und organisieren den Widerstand", erklärte KC. "Und bevor ich es vergesse, Bray hat mir aufgetragen, falls ich noch jemanden von uns sehe, soll ich ihn in die Schule schicken, damit er die anderen überredet, sich dem Widerstand anzuschließen."
"Was machen die da in der Schule?" fragte Ved.
"Sie nehmen am Unterricht teil und lassen sich zu neuen Mitgliedern der Chosen ausbilden - Gehirnwäsche, wenn du mich fragst. Wir dürfen keine Zeit verlieren, wir müssen sie da rausholen, bevor ihre Hirne so verdreht sind, daß es kein Zurück mehr gibt", drängte KC.
Der Weg war weit. Ved hatte die Nacht in einem leerstehenden Schuppen verbracht und erreichte die Stadt am späten Vormittag. Die Straßen wirkten wie ausgestorben. In der Mall war es seltsam still, niemand schien dazusein. Was war geschehen?
Ved ging direkt in sein Zimmer und holte das Kinderköfferchen unter dem Bett hervor, worin er alle Sachen sorgsam aufbewahrte, die er von Jack gesammelt hatte: Ein Stück Papier mit einer technischen Zeichnung von Jack. Eine von Jacks Lieblings CDs, die er verloren hatte, und die Ved später gefunden hatte - irgendwann wollte er sie Jack wiedergeben. Ein abgefallener Knopf von Jacks Hemd, den er vergeblich überall gesucht hatte - denn seit er weg war, mußte er das Hemd noch weiter offenlassen, bis zur Mitte der Brust, da die beiden obersten Knöpfe auch schon fehlten, und Ved gefiel der Anblick, weil Jack unter dem Hemd nichts drunter hatte. Ein Buch, das Jack einmal gelesen und danach weggelegt hatte - Ved wollte es unbedingt auch lesen, damit er wußte, für welche Art Bücher sich Jack begeisterte. Ein Löffel, mit dem Jack mal gegessen hatte - Ved hatte ihn unbemerkt in der Küche mitgehen lassen. Und noch ein paar andere sonderbare Dinge. Love makes you crazy, dachte Ved und kam sich jedesmal irgendwie lächerlich vor, wenn er das Köfferchen mit den heimlich gesammelten Jack-Sachen öffnete. Er würde augenblicklich im Erdboden versinken, wenn jemand entdecken würde, was er da in seinem Schrein als Heiligtümer versteckte und anhimmelte. Er zögerte, ob er das Foto von Jack dazulegen sollte oder nicht. Noch einmal strich er mit dem Finger darüber, dann küsste er es. Dann bettete er es vorsichtig zu den anderen Sachen und ließ das Köfferchen schnell wieder verschwinden.
1-4.
Aus der Küche kam ein Rumpeln. Da mußte doch jemand sein. Es war KC, der ganz allein am Tisch saß und Corn Flakes futterte.
"Hi Ved, wo kommst du auf einmal her?" rief KC sichtlich erfreut.
"Was geht hier vor? Wo sind die anderen?" wollte Ved wissen und dachte dabei natürlich zuerst an Jack.
"Weißt du denn nicht, was passiert ist?" sagte KC verwundert.
Ved zuckte mit den Schultern. "Ich war ein paar Tage außerhalb der Stadt unterwegs", erklärte er.
"Die Chosen sind in die Stadt eingerückt. Sie sind wieder da!"
Ved konnte sich nicht wirklich vorstellen, was das bedeutete, hatte er doch die Terrorherrschaft der Chosen damals glücklicherweise selbst nicht miterlebt, weil er zu der Zeit noch weit im Norden wohnte. Er kannte nur die Erzählungen der Mallrats, nach denen die Chosen wahrhaftige Monster gewesen sein sollen.
"Aber der Guardian ist doch tot", sagte er.
"Ist er doch nicht", erklärte KC. "Der Bastard hat die Explosion überlebt, aber sein Gesicht ist durch die Verbrennungen total entstellt. Jetzt ist er wirklich das Monster. Ich habe ihn gesehen, er sieht scheußlich aus."
"Aber wo ist Ja- äh, wo sind die anderen?" wollte Ved wissen.
"Sie sind drüben in der ehemaligen Schule", berichtete KC betrübt und machte ein Gesicht, als wollte er gleich zu heulen anfangen.
"Wurden sie gefangen?" fragte Ved besorgt und dachte wieder nur an Jack.
"Nein, noch schlimmer", antwortete KC, "sie sind freiwillig dort".
Dann stand er auf und stampfte mit dem Fuß auf den Boden. "Aber mich kriegen sie nicht, niemals! Ich habe das schon einmal mitgemacht, ich bin damals hart geblieben und habe bis zur letzten Sekunde Widerstand geleistet, bis wir sie besiegt haben. Und ich werde auch jetzt wieder Widerstand leisten bis zum letzten Blutstropfen", schwörte KC.
"Aber wenn nur noch wir zwei da sind, werden wir keine Chance haben", wandte Ved ein.
"Bray, Lex und Ebony sind noch da, sie sind unterwegs und organisieren den Widerstand", erklärte KC. "Und bevor ich es vergesse, Bray hat mir aufgetragen, falls ich noch jemanden von uns sehe, soll ich ihn in die Schule schicken, damit er die anderen überredet, sich dem Widerstand anzuschließen."
"Was machen die da in der Schule?" fragte Ved.
"Sie nehmen am Unterricht teil und lassen sich zu neuen Mitgliedern der Chosen ausbilden - Gehirnwäsche, wenn du mich fragst. Wir dürfen keine Zeit verlieren, wir müssen sie da rausholen, bevor ihre Hirne so verdreht sind, daß es kein Zurück mehr gibt", drängte KC.
