1-9.
Jack lächelte ihn so dankbar und liebevoll an, daß Ved für den Bruchteil einer Sekunde versucht war, ihn zu küssen. Aber er traute sich nicht. Noch nicht.
"Wie süß von dir", flüsterte Jack. "Das ist lieb, daß du mich trösten willst."
Langsam schien er aus dem Bann der Chosen aufzuwachen. Ved war sich noch immer nicht sicher, ob Jack begriff, wie er es gemeint hatte. Er sollte nichts überstürzen. Vielleicht würde Jack ja total schockiert reagieren, wenn ihm klarwürde, daß er mehr von ihm wollte, als nur ein guter Kumpel zu sein. Schließlich war er bis eben gerade mit Ellie zusammen. Andererseits war er auf einmal so zutraulich, Jack, der sonst immer so kühl und distanziert erschien, sogar Ellie hatte ihn einmal einen Eisklotz genannt, wirkte jetzt so anhänglich und warmherzig.
"Ich weine ihr keine Träne nach", sagte Jack trotzig.
"Wirklich nicht? Du hast sie doch geliebt, oder?"
"Ja, es war alles so komisch", gestand Jack. "Es kam so plötzlich, ich hatte gar nicht damit gerechnet. Ich meine, ich hatte vorher noch nie daran gedacht, mit einem Mädchen zusammen zu sein. Es hat mich nie interessiert."
Ved schwankte zwischen Hoffen und Bangen. Kein Interesse an Mädchen? Konnte das etwa bedeuten, daß sich Jack mehr für Jungs interessierte? Oder fühlte er sich einfach nur zu jung für sowas? Jetzt bloß cool bleiben, dachte Ved, ich muß ganz vorsichtig weiterbohren.
"Warum warst du dann mit ihr zusammen?"
"Sie war halt so nett. Zuerst wußte ich ja nicht, daß sie was von mir will."
"Und wie du es gemerkt hast, warum hast du dich dann darauf eingelassen?"
"Na irgendwann muß ich ja mal eine Freundin haben, und so, jeder Mann muß doch eine Frau heiraten, und so", befand Jack. "Da hab ich mir gedacht, jetzt ist es wohl soweit, daß ich damit anfangen muß."
Ved wurde es bei diesen Worten ganz heiß. Das kam ihm so verdammt bekannt vor. "Ganz genau dasselbe hatte ich damals auch geglaubt, als diese Mädchenclique mich genervt hat", begann er zu erzählen. "Die blöden Weiber haben mir Liebesbriefchen zugesteckt und sind mir ständig nachgelaufen. Eine von ihnen, die Patty, die fand ich ja ganz hübsch, aber ich konnte mir einfach nicht vorstellen, was ich mit der anfangen sollte. Die wollen ja immer rumknutschen, und dann auch noch rumfummeln."
"Ja, das ist doch voll eklig", rutschte es Jack spontan heraus. Er erschrak über sich selbst.
1-10.
Ved reagierte mit einem gespielten Lachen. Er beschloß, daß jetzt der Punkt erreicht war, wo er zugreifen sollte. Wenn Jack es ihm übelnahm, konnte er in dieser Situation sich immer noch damit rausreden, es sei ein Scherz gewesen. Sie waren bis zum Ende des Gangs geschlendert und an der Treppe angekommen, die anderen waren längst hinausgelaufen. Ved blieb stehen.
"Ja, voll eklig, die Mädchen", pflichtete er Jack lachend bei. "Sie stellen sich vor dich hin und sagen..." und Ved stellte sich direkt vor Jack und schlang blitzschnell beide Arme um ihn und zog ihn dichter an sich heran. Dann imitierte er eine piepsige Mädchenstimme in comicartig überzogenem Tonfall. "Oh Jack, ich liebe dich. Willst du mit mir gehen?" Er zog Jack, der sich fast vor Lachen schüttelte, noch näher zu sich. "Und dann knutschen sie dich ab - etwa so..." und Ved gab Jack einen flüchtigen Kuß auf den Mund. Er konnte ihn dabei riechen, es war ein hoher und ziemlich stechender Geruch, der doch so dezent und ausgewogen war, daß er nicht störend wirkte, sondern eher dazu reizte, mehr davon riechen zu wollen. Ved war bis zum Platzen angespannt. Das erste Mal, daß er Jacks Lippen berührt hatte. Wie würde der jetzt reagieren?
Jack lächelte. Und lächelte weiter. Er legte seine Hände auf Veds Schultern und sagte, "Nein!"
Ved verspürte einen Stich in der Herzgegend.
"So machen sie es nicht", fuhr Jack fort, "sie machen es richtig lang und fangen dabei an rumzusabbern und stecken dir ihre Zunge in den Mund!"
"iiihh", machte Ved und streckte seine Zunge weit heraus und ließ sie in der Luft kreisen.
"Ja, ganz genau so", erwiderte Jack und streckte ebenfalls seine Zunge heraus. Die beiden Jungen sahen sich an, während sie sich noch aneinander festhielten, und taxierten sich spielerisch gegenseitig in der Luft mit ihren Zungen, die sich wie nach Beute suchende Schlangen bewegten und auf den Moment warteten, wo sie zuschlagen und ihr Opfer verschlingen konnten.
Ein Türschlag schreckte sie auf. Schritte schallten von unten auf der Treppe. Jack zog Ved am Arm auf die Treppe und hechtete die Stufen aufwärts. Dieser Gebäudetrakt hatte nur zwei Obergeschosse, sodaß die Treppe ganz oben nicht zu Klassenräumen führte, sondern nur zu einer Art Pavillon, der einen Ausgang zur Dachterrasse bildete, welcher aber praktisch nie genutzt und nur als Notausgang gesehen wurde.
Jack und Ved setzten sich rücklings an das Geländer gelehnt auf den Boden und verschnauften, während sie lauschten, ob ihnen jemand folgte. Alles blieb still.
"Warum können sie es nicht normal machen?" fragte Ved plötzlich, um das unterbrochene Gesprächsthema wieder aufzunehmen.
"Wie normal?"
"Na ohne Sabbern", meinte Ved, "einfach nur so küssen, weißt du, so..."
Er griff wieder nach Jack und küsste ihn auf die Wange und ließ seine Lippen langsam über sein Gesicht gleiten, ohne dabei den Mund zu öffnen und literweise Spucke auszuspeien. Dann fuhr er mit den Fingern durch die himmelblauen glänzenden Haare. Sie fühlten sich an wie weiche Seide. Und Jacks trockene Lippen strichen sanft über Veds Gesicht.
Jack lächelte ihn so dankbar und liebevoll an, daß Ved für den Bruchteil einer Sekunde versucht war, ihn zu küssen. Aber er traute sich nicht. Noch nicht.
"Wie süß von dir", flüsterte Jack. "Das ist lieb, daß du mich trösten willst."
Langsam schien er aus dem Bann der Chosen aufzuwachen. Ved war sich noch immer nicht sicher, ob Jack begriff, wie er es gemeint hatte. Er sollte nichts überstürzen. Vielleicht würde Jack ja total schockiert reagieren, wenn ihm klarwürde, daß er mehr von ihm wollte, als nur ein guter Kumpel zu sein. Schließlich war er bis eben gerade mit Ellie zusammen. Andererseits war er auf einmal so zutraulich, Jack, der sonst immer so kühl und distanziert erschien, sogar Ellie hatte ihn einmal einen Eisklotz genannt, wirkte jetzt so anhänglich und warmherzig.
"Ich weine ihr keine Träne nach", sagte Jack trotzig.
"Wirklich nicht? Du hast sie doch geliebt, oder?"
"Ja, es war alles so komisch", gestand Jack. "Es kam so plötzlich, ich hatte gar nicht damit gerechnet. Ich meine, ich hatte vorher noch nie daran gedacht, mit einem Mädchen zusammen zu sein. Es hat mich nie interessiert."
Ved schwankte zwischen Hoffen und Bangen. Kein Interesse an Mädchen? Konnte das etwa bedeuten, daß sich Jack mehr für Jungs interessierte? Oder fühlte er sich einfach nur zu jung für sowas? Jetzt bloß cool bleiben, dachte Ved, ich muß ganz vorsichtig weiterbohren.
"Warum warst du dann mit ihr zusammen?"
"Sie war halt so nett. Zuerst wußte ich ja nicht, daß sie was von mir will."
"Und wie du es gemerkt hast, warum hast du dich dann darauf eingelassen?"
"Na irgendwann muß ich ja mal eine Freundin haben, und so, jeder Mann muß doch eine Frau heiraten, und so", befand Jack. "Da hab ich mir gedacht, jetzt ist es wohl soweit, daß ich damit anfangen muß."
Ved wurde es bei diesen Worten ganz heiß. Das kam ihm so verdammt bekannt vor. "Ganz genau dasselbe hatte ich damals auch geglaubt, als diese Mädchenclique mich genervt hat", begann er zu erzählen. "Die blöden Weiber haben mir Liebesbriefchen zugesteckt und sind mir ständig nachgelaufen. Eine von ihnen, die Patty, die fand ich ja ganz hübsch, aber ich konnte mir einfach nicht vorstellen, was ich mit der anfangen sollte. Die wollen ja immer rumknutschen, und dann auch noch rumfummeln."
"Ja, das ist doch voll eklig", rutschte es Jack spontan heraus. Er erschrak über sich selbst.
1-10.
Ved reagierte mit einem gespielten Lachen. Er beschloß, daß jetzt der Punkt erreicht war, wo er zugreifen sollte. Wenn Jack es ihm übelnahm, konnte er in dieser Situation sich immer noch damit rausreden, es sei ein Scherz gewesen. Sie waren bis zum Ende des Gangs geschlendert und an der Treppe angekommen, die anderen waren längst hinausgelaufen. Ved blieb stehen.
"Ja, voll eklig, die Mädchen", pflichtete er Jack lachend bei. "Sie stellen sich vor dich hin und sagen..." und Ved stellte sich direkt vor Jack und schlang blitzschnell beide Arme um ihn und zog ihn dichter an sich heran. Dann imitierte er eine piepsige Mädchenstimme in comicartig überzogenem Tonfall. "Oh Jack, ich liebe dich. Willst du mit mir gehen?" Er zog Jack, der sich fast vor Lachen schüttelte, noch näher zu sich. "Und dann knutschen sie dich ab - etwa so..." und Ved gab Jack einen flüchtigen Kuß auf den Mund. Er konnte ihn dabei riechen, es war ein hoher und ziemlich stechender Geruch, der doch so dezent und ausgewogen war, daß er nicht störend wirkte, sondern eher dazu reizte, mehr davon riechen zu wollen. Ved war bis zum Platzen angespannt. Das erste Mal, daß er Jacks Lippen berührt hatte. Wie würde der jetzt reagieren?
Jack lächelte. Und lächelte weiter. Er legte seine Hände auf Veds Schultern und sagte, "Nein!"
Ved verspürte einen Stich in der Herzgegend.
"So machen sie es nicht", fuhr Jack fort, "sie machen es richtig lang und fangen dabei an rumzusabbern und stecken dir ihre Zunge in den Mund!"
"iiihh", machte Ved und streckte seine Zunge weit heraus und ließ sie in der Luft kreisen.
"Ja, ganz genau so", erwiderte Jack und streckte ebenfalls seine Zunge heraus. Die beiden Jungen sahen sich an, während sie sich noch aneinander festhielten, und taxierten sich spielerisch gegenseitig in der Luft mit ihren Zungen, die sich wie nach Beute suchende Schlangen bewegten und auf den Moment warteten, wo sie zuschlagen und ihr Opfer verschlingen konnten.
Ein Türschlag schreckte sie auf. Schritte schallten von unten auf der Treppe. Jack zog Ved am Arm auf die Treppe und hechtete die Stufen aufwärts. Dieser Gebäudetrakt hatte nur zwei Obergeschosse, sodaß die Treppe ganz oben nicht zu Klassenräumen führte, sondern nur zu einer Art Pavillon, der einen Ausgang zur Dachterrasse bildete, welcher aber praktisch nie genutzt und nur als Notausgang gesehen wurde.
Jack und Ved setzten sich rücklings an das Geländer gelehnt auf den Boden und verschnauften, während sie lauschten, ob ihnen jemand folgte. Alles blieb still.
"Warum können sie es nicht normal machen?" fragte Ved plötzlich, um das unterbrochene Gesprächsthema wieder aufzunehmen.
"Wie normal?"
"Na ohne Sabbern", meinte Ved, "einfach nur so küssen, weißt du, so..."
Er griff wieder nach Jack und küsste ihn auf die Wange und ließ seine Lippen langsam über sein Gesicht gleiten, ohne dabei den Mund zu öffnen und literweise Spucke auszuspeien. Dann fuhr er mit den Fingern durch die himmelblauen glänzenden Haare. Sie fühlten sich an wie weiche Seide. Und Jacks trockene Lippen strichen sanft über Veds Gesicht.
