1-15.
"Du dumme Ziege!" schrie der Guardian Cloe an. "Ich habe dir doch verboten, dich in der Mall herumzutreiben!"
"Aber ich habe doch nur alles genau so gemacht, wie du es befohlen hast", heulte Cloe. "Ich bin zu Veds Zimmer gegangen und wollte ihm die Liebeserklärung machen."
"Das solltest du aber erst tun, wenn du den Befehl dazu bekommst, und nicht einfach eigenmächtig loslaufen", polterte der Guardian. "Und nun zu dir", sprach er mit strenger Stimme an Lex gewandt, "ich habe dich nicht zu den Mallrats eingeschleust, damit du beim ersten kleinen Problem wie ein Schißhase davonläufst. Das nächste mal, wenn du in so eine Situation gerätst, machst du die Zeugen kalt, ist das klar?" schärfte er ihm ein.
"Jawohl, Guardian", sagte Lex unterwürfig und schlich sich weg.

Traurig trottete Cloe durch den Park. Plötzlich rollte ihr ein bunter Ball vor die Füsse. Brady, die mit ihrer Mutter gerade einen Spaziergang machte, kam angetanzt. Aber nichtmal das fröhliche Lachen der Kleinen konnte sie aufheitern.
"Was machst du denn für ein Gesicht?" fragte Trudy besorgt.
Cloe war erleichtert, die vertraute Freundin zu treffen. Sie erzählte ihr alles, was geschehen war. "Sowas Peinliches ist mir noch nie passiert", jammerte sie. "Jetzt kann ich Ved nie wieder unter die Augen treten."
"Das war ihm bestimmt genauso peinlich", tröstete Trudy. "Ich habe ein Idee", fuhr sie fort. "Ved kommt doch auch zu Bradys Geburtstagsfeier. Ich werde da was arrangieren..."
"Das ist wirklich lieb von dir, Trudy", bedankte sich Cloe. "Aber ich glaube nicht, daß Ved überhaupt was von mir wissen will. Weißt du, er und Jack, ich glaube die mögen gar keine Mädchen."
"Da hast du bestimmt was falsch verstanden", versuchte Trudy sie zu ermutigen.

1-16.
Wenn es Cloe doppelt gibt, dachte Ved, dann kann es auch die anderen doppelt geben. Im selben Moment fuhr ihm bei diesem Gedanken der Schrecken in die Glieder. War es nicht doch ein bißchen seltsam, daß Jack sich so unkompliziert verhielt und sich auf das Liebesspiel mit einem Jungen eingelassen hatte, wo er doch einige Tage zuvor noch mit Ellie zusammen war? War das überhaupt Jack?
"Was stierst du mich so an", fragte Jack.
"Ich habe mich nur gefragt, ob du der richtige Jack bist, oder..."
"Oder was? Ich bin nicht gehirngewaschen. Oder glaubst du, daß es von mir auch einen Klon gibt?" schnaubte Jack angesäuert.
"Du hälst es also auch für möglich, daß welche von uns geklont wurden?"
"Bei den Chosen ist alles möglich. Aber die Sache scheint noch nicht ganz ausgereift. Sie sehen zwar identisch aus, aber sie verhalten sich verschieden. Vielleicht führt der Guardian Menschenversuche durch, damit er sich selbst einen neuen Körper klonen kann", spekulierte Jack.
"Ja, wenn ich so scheußlich wie der aussehen würde, er ist doch damals bei der Explosion total verbrannt, dann würde ich sicher auch jede Möglichkeit nutzen", gab Ved zu. Er kramte das Foto aus der Tasche, das Danni ihm geschenkt hatte. Ob dieser Jack hier etwas über die Vergangenheit des echten Jack wußte?
"Welche Haarfarbe hattest du früher?" fragte Ved.
Jack antwortete wie aus der Pistole geschossen, "knallrot natürlich - was soll die Frage?"
"Und wie sah das Hemd aus, das du damals getragen hast?" bohrte Ved weiter.
"So ein Grasgrünes mit Blümchenmuster - was soll die Frage? Was guckst du dir da an?" Jack ging auf Ved zu und riß ihm das Foto aus der Hand. "Wo hast du das her? Ist das hier ein Verhör?" zischte er wütend.
"Tut mir leid, ich wollte nur sicher gehen", rechtfertigte sich Ved kleinlaut.
Jack war immer noch stinkig.
"Jack, ich liebe dich", sagte Ved mit bedrückter Stimme und zitterte innerlich schon wieder, ob sein angebeteter Engel mit den wunderschönen blauen Haaren sich nun von ihm abwenden würde. Doch Jacks zornige Gesichtszüge entspannten sich. Er ging zu Ved und nahm ihn in den Arm.
"Ich bin so froh, daß es dich gibt", sagte er. "Du hast mir das gegeben, was ich mir schon immer gewünscht habe. Ich wollte es nur nie glauben, daß ich für Jungs so viel mehr empfinde, als für Mädchen. Bei Ellie habe ich gar nichts gefühlt, sie war einfach nur ein Kumpel, aber ich konnte sie nicht lieben. Mit dir ist es so, wie es in meinen Träumen ist, und in meinen Fantasien, wenn ich im Bett liege und mir vorstelle..."
Ved krallte sich an Jack fest und wollte ihn nie mehr loslassen. "Ich will daß du alles das mit mir machst, was du dir in deiner Fantasie vorstellst", flüsterte er ihm ins Ohr und küsste ihn zärtlich auf den Hals.