1-23.
Als Lex in das Waldlager zurückkam, hatten Ebony und Bray bereits eine ganze Menge Leute um sich versammelt, die sich freiwillig den Rebellen anschließen wollten.
"Hast du auch gut aufgepaßt, daß dir keiner gefolgt ist?" fragte Ebony.
"Für wie blöd hälst du mich?" zischte Lex und berichtete kurz, was in der Mall geschehen war.
"Wir müssen Cloe und Ved da rausholen", befand Bray.
Ebony widersprach ihm. "Wir müssen die ganze Stadt befreien, da können wir nicht den ganzen Widerstand durch eine voreilige Aktion wegen zwei einzelnen Personen riskieren. Die beiden haben eben Pech gehabt."
Bray sprang wütend auf. "Sie gehören zu meinem Tribe, ich werde sie nicht im Stich lassen", schrie er Ebony an, die sofort begriff, daß sie überstimmt war, als sie den eindeutig auf Brays Seite stehenden Blick von Lex sah. Die Konfrontation mit den Klonen, vor allem der Kampf mit seinem eigenen Klon, hatte Lex irgendwie verändert. Er war plötzlich so menschenfreundlich geworden, wie man es von ihm sonst gar nicht gewohnt war. Das Wohl des Tribes war ihm auf einmal so wichtig, wie noch nie.
Er lief durch das Lager, um die Freiwilligen nach ihren Fähigkeiten zu inspizieren. Ein Knacksen zwischen den Büschen ließ ihn aufhorchen. Da war doch jemand! Lex pirschte sich langsam vorwärts, dann stürzte er sich mit einem Kampfschrei blindlings direkt in den Busch, aus dem das Geräusch gekommen war und landete auf einem weichen Körper. Ein Mädchenschrei fuhr durch das Lager. Bray und Ebony eilten herbei - und fanden Lex in einer ziemlich verfänglichen Position zwischen dem Unterholz auf May liegend, die sich heftig wehrte.
"Lex? Was tust du da?" wollte Ebony wissen.
"Sie hat mir nachspioniert, diese Schlange", rief Lex zu seiner Verteidigung.
"Das ist nicht wahr", ächzte May, "ich bin abgehauen, ich will für den Widerstand kämpfen, ich will bei euch mitmachen".
"Dir glaube ich kein Wort", brüllte Lex, "du kriechst doch überall hinten rein, wo es dir gerade einen Vorteil bringt".
"Nehmt sie fest", befahl Ebony kühl.
"Aber, Jack hat mich geschickt", brachte May vor.
"Ach ja?" höhnte Lex ungläubig, "und was hat er dir aufgetragen? Daß du dich hier anschleichst und uns abhörst?"
"Ich will euch wirklich helfen", bettelte May. "Ich weiß wie ihr unbemerkt in das Hauptquartier der Chosen reinkommen könnt."
"Wenn der Guardian uns in eine Falle locken will, muß er sich ein bißchen mehr anstrengen", lästerte Ebony, "ziemlich dämlich von ihm, daß er ausgerechnet May schickt".
"Genau", warf Bray ein, "so dämlich ist nichtmal der Guardian, auch wenn er ein kranker Idiot ist, aber er weiß immer noch ganz genau, was er tut. So eine offensichtliche Falle würde er uns nicht stellen. Ich glaube, daß May die Wahrheit sagt. Sie wird uns hinführen."
Mit einigen von den besten Kämpfern zogen sie in der Abenddämmerung los, Bray führte das Kommando.
"Woher bist du dir so sicher, daß das die echte May ist?" flüsterte Ebony ihm zu.
"Ganz einfach", antwortete Bray und deutete auf die beiden Personen, die einige Schritte vor ihnen liefen, "sieh doch nur, wie Lex sie anbaggert. Er ist doch schon die ganze Zeit scharf auf sie, und er kennt sie gut genug. Wenn diese hier ein Klon wäre, würde er es sofort merken."
Ebony schmunzelte vergnügt, "na, wie gut, daß mich kein Typ anbaggert, sonst würde ich womöglich noch als Klon entlarvt."