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Da ich sie nicht meiner Crew überlassen wollte, bot ich ihr an, in meiner Kajüte zu schlafen. Damals hatte ich gehofft, sie würde sich streuben, mit einem Piraten im gleichen Bett zu schlafen, doch das tat sie nicht. Heute würde ich alles dafür geben, noch eine Nacht mir ihr verbringen zu können.

Sie verstand sich unbeschreiblich gut mit meiner gesamten Mannschaft, was mich sehr wunderte. Jeder andere hätte doch sofort etwas versucht, aber Kaew blieb von Annäherungsversuchen verschont. Nurnicht von meinen...

Aber diesmal war es etwas anders gewesen. Ich war so bezaubert von ihr, dass ich, CAPTAIN Jack Sparrow, 'Angst' hatte, sie würde mich zurückweisen. Jeder hat doch etwas Weiches, nicht wahr?

So kam es, dass sie eines Nachts, die Nacht schien ihre Lieblings Zeit zu sein, denn ich hatte sie noch nie bei Tage draussen gesehen, an der Reling stand und ein Lied sang. Ich hörte ihre zarte Stimme durch die Winde rufen und ich erwachte aus meinem nicht ganz so tiefen Schlaf. Sie lag nicht neben mir also stand ich auf um sie zu suchen. Und sie stand auf dem Deck im Mondeslicht, so wie ich sie das erste mal gesehen hatte. In ihren Träumen vertieft summte sie ein Lied. Die Melodie kam mir damals bekannt vor. Jetzt weiß ich genau, was das für ein Lied war...

Sie stand da und sang. Nichtmal, als ich hinter ihr stand, bemerkte sie mich. Ich wagte es und strich mit meiner Hand durch ihre Haare. Ich stand so dicht hinter ihr, dass ich ihren Geruch vernahm. Es war undefinierbar. Aber sie hat mir erklärt, dass es 'Mondwasser' sei, was auch immer das bedeutete. Schüchtern lächelnd drehte sie sich zu mir um und sah mir in die Augen. Es war unmöglich, ihrem Blick zu weichen.

Wir standen da, sahen uns in die Augen und die Nacht verging. Ich fragte sie, warum sie denn nur bei Nacht draussen war. Ihr Geheimnis, erwiderte sie, vielleicht würde ich es bald erfahren.

Ich kenne dieses Geheimnis nun, und es ändert nichts an der Liebe zwischen ihr und mir. Auch wenn es wirklich... seltsam ist.

Sie sagte, das Mondlicht gäbe ihr Kraft und würde sie erfrischen. Ich verstand nicht ganz, aber ich fragte auch nicht nach. Dann drehte sie sich wieder zu mir um und lächelnd legte sie eine Hand auf meine Wange. Sie nahm mich bei der Hand und führte mich zurück in die Kajüte. Vor dem Schlafengehen wünschte sie mir noch eine Gute nacht Ruhe.

"Ich wünsche dir eine angenehme Nachtruhe" waren ihre genauen Worte. Ihre ruhige Stimme machte mich an diesem Abend sehr schläfrig und ich erinnere mich, dass sie mich sanft auf die Wange küsste, kurze Sekunden bevor ich einschlief.

Ich gäbe so vieles, um nurnoch einmal ihre Lippen zu spüren...

Der nächste Morgen machte mich allerdings auch schon stuzig, denn sie saß in einem Sessel in einer dunklen Ecke. Es schien, als hätte sie die Gardienen zugezogen. Ich wollte sie wach tippen, doch sie blieb schlafend. Ich beobachtete sie. Ich erinnere mich noch genau...

Eine Haarsträhne fiel ihr über die geschloßenen Augen, ihr Kopf lehnte auf ihrer Schulter. Wenn es heller war, schien sie noch blasser zu sein und der Kontrast ihrer schwarzen Haare zu ihrer Haut war wirklich erheblich. Ich beschloß, sie ruhig shclafen zu lassen und erstmal Ordnung am Morgen zu schaffen.

Das ganze Deck war blitzblank geputzt. Ohne meine Anweisungen hatte sich die Mannschaft an die Arbeit gemacht, das hatte mich schon gefreut, aber was ist ein Captain, wenn er seiner Mannschaft nicht befehlen kann. Gibbs, mein erster Maat, hatte mir erzählt, dass Kaew darum bat, weil ich noch geschlafen hatte. Ich war etwas verdutzt. Wieso hörte meine Mannschaft auf eine junge Dame, anstatt auf mich? Ich war mir vollkommen sicher, Kaew hatte etwas magisches an sich.

Und so vergingen die Tage. Ich erfuhr so viel über Kaew. Über ihre Flucht nach Tortuga, über ihre Kindheit und über ihr Leben in Tortuga. Sie hatte es scheinbar sehr leicht in Tortuga gehabt. Immer, als sie von der Abfahrt nach Tortuga sprach, über diesen Tag, verdüsterte sich ihr sonst so liebliches Gesicht. Es scheint, als wäre an diesem Tag etwas passiert, was eine bleibende Wunder hinterlassen hatte. Als ich sie darauf ansprach, lächelte sie nur und schüttelte den Kopf. Jedes Mal.

Ich wusste, dass sie mir etwas verheimlichte und sie mich nicht beunruhigen wollte. Es muss etwas aussergewöhnliches passiert sein.

Ich entschied, nicht weiter nach zu bohren. Wenn sie mr etwas erzählen wollte, kam sie zu mir, das war oft schon so gewesen. Sie vertraute mir, obwohl sie mich nur einige Tage kannte. Und ich vertraute ihr seit dem ersten Treffen.

Eines Abends, ich stand auf dem Deck und segelte meine Pearl, da kam sie aus der Kajüte, das erste mal vor Sonnenuntergang. Sie blieb unterhalb der Brücke im Schatten stehen und beobachtete mich. Es dauerte eine Weile, bis ich sie bemerkte. Sie hatte ine Art an sich, sich so ruhig zu verhalten, ja sich beinahe unsichtbar zu machen.

Sie stand also da im Schatten und sah zu mir hinauf. Sie stand enige Zeit nur da, bis ich lächelte und ihr anbot, herauf zu kommen. Doch sie schüttelte ihren Kopf. Ich fragte sie, warum sie denn da stehe, ob sie etwas auf dem Herzen hatte. Ihr liebliches Lächeln verschwand bei diesem Satz. Sie sagte, es wäre alles in Ordnung, sie wollte nur etwas frische Luft schnappen. Doch als die Sonne hinter dem Horizont versank und die fernen Strahlen noch den Himmel erhellten, trat sie hinauf auf die Brücke.

Sie strich mit ihren Händen über das Holz, als sie zu mir kam. Sie beobachtete mich, wie ich das Steuerrad festhielt. Sie lächelte und erwähnte, wie zufrieden ich doch aussah, wenn ich hier auf dem Deck stand und das Schiff steuerte, wie ein Kind, welches ich nicht verlasse oder eine frau, die ich liebe und der ich treu bin. Mir war nicht klar, ob ich das als eine Andeutung sehen sollte, aber mir war klar in Sinnen, dass sie, auch wenn es keine gewesen sein sollte, vollkommen recht hatte.

Ich war verliebt.

*~*

Am nächsten Tag schlief sie, wie gewohnt den ganzen tag bis zu Abend dämmerung. Ich war schwer erschöpft, denn am späten Nachmittag war uns ein fremdes Schiff begegnet, was nicht ganz friedlich von Statten ging. Es war ein kleines Schiff, 5 Kanonen, kurze Riemen, zwei Mäster. Nichts besonderes. Es ging alles sehr schnell.

Einige Kanonenschüße, Enterhaken und Kämpfe. Plündern und entern. Die fremde Crew floh in ihren kleinen Beibooten.

Mich wunderte wirklich, dass Kaew nichtmal bei diesem Krach aus meiner Kajüte kam. Sie schlief sicher nichtmehr. Ich ging nach diesem Kampf in meine Kajüte, sie saß etwas verängstigt in dem gewohnten Sessel. Heute ist dieser Sessel leer, und keine Frau, die ihn wärmt. Dabei ist er so kalt wie mein Herz...

Die nächste Nacht hatte Kaew sich auf dem Deck eingefunden, ich wollte mit ihr reden. Ich war mir ganz sicher, dass ich es diesmal (nach einigen anderen kleineren Versuchen) endlich schaffen würde, ihr zu sagen, was ich fühlte. Wir standen da, sahen uns die Sterne an und waren stumm. Leider war mir vorher nicht klar gewesen, dass ich es ihr auch diesmal nicht sagen konnte und so standen wir wie die erste Nacht stumm dort.

Sie sagte, wie schön die Sterne doch seien. So schön wie sie selbst, erwiderte ich und konnte eine leichte Errötung auf ihren Wangen feststellen. Allein diese geste gab mir zu verstehen, dass sie mich auch etwas mochte. Sie kam auf mich zu und wollte ihre hand an meine Wange legen, doch sie stockte. Ihr trauriger Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig in ein leichtes Lächeln.

"Deine Worte sind so wunderschön, wie deine Seele es ist." Das waren ihre Worte. Sie lächelte. Ich wusste nicht, ob ich es wagen sollte, doch ich tat es.

Ich legte meine hand um ihre Hüften, zog sie an mich heran und umarmte sie. Lange Zeit standen wir dort, Arm in Arm. Doch als die ersten hellen Sonnenstrahlen an den Horizont trafen, erschrack sie. Sie küsste mich etwas verzweifelt auf die Wange und verschwand in meiner Kabine.

Warum konnte ich nicht ahnen, was mit ihr los war? Hätte ich es getan, wäre sie noch bei mir...