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Der nächste Tag verlief wie gewohnt. Die Schöne schlief in der kajüte und ich stand am Steuer. Wir waren auf dem Weg nach Port Royal. Diese Stadt hatte eine wirklich gute Schmiede. Wir wollten dort einige Schwerter kaufen und unsere stumpfen Klingen schärfen. Port Royal war keine gefährliche Stadt, deswegen war ich für Keaw froh, dass sie sich alleine die Stadt angucken durfte, ohne in Gefahr zu schweben. Gegen Abend kamen wir an..

Keaw erschien gut ausgeschlafen aus meiner Kajüte. Im Mondschein erstrahlte ihre Schönheit, wie immer. Ich bot ihr meinen Arm an, sie nahm ihn und ich führte sie von bord.

Ich hatte natürlich einige Bedenken, was das Betreten der Stadt anging, da die Leute hier sehr abgeneigt gegenüber Piraten sein sollten. Es war spät, deswegen trafen wir nicht viele Menschen. Deswegen erlaubte ich es auch, dass sich Kaew alleine etwas umgucken durfte. Doch mir kam es so vor, als würde sie diese Stadt schon kennen.

Als ihr der Wind der See durch die Haare wehte, bemerkte ich es zum ersten Mal. Zwei kleine Narben an ihrem Hals. Als ob sie es gemerkt hätte, strich sie ihre Haare darüber und ging fort um den Marktplatz zu erkunden. Aber es war spät und niemand war dort. Ausser ein paar Männer, die aufräumten. Also was wollte sie dort?

Ich dachte mir, dass sie nur etwas alleine sein wollte. Immerhin hatte sie harte Zeiten hinter sich. Wie hart sie wirklich waren, wusste ich noch nicht...

Also kümmerte ich mich nicht weiter darum und nahm zwei meiner Männer mit in die Schmiede. Wir öffneten die holzerne, schwere Tür und fielen in den Laden ein. Am Feuer stand ein kleiner Junge. etwas älter als 10 wahrscheinlich. Braune Haare. Er stand am Feuer und schmiedete eine Waffe. Er bemerkte uns nichteinmal, so vertief war er in seine Arbeit. Also legte ich ihm meine Hand auf seine Schulter. Erschrocken fuhr er um und hielt mir ein Schwert unter die Nase.

Ich wollte ihn beruhigen und sagte ihm, dass wir nichts böses vorhatten, wir wollten nur den Dienst eines Schmiedes ersuchen. Er nahm sein Schwert ab von mir und nickte. Er könnte mir weiterhelfen, sagte er. Ich schmunzelte.

Wie wollte mir so ein kleiner Knirps helfen? Aber ich entschied, ihn seine Illusion nicht zu nehmen und gab ihm mein Schwert um es zu schleifen. Er machte seine Arbeit gut, stellte ich erstaunt fest. Und gerade, als ich nach einigen Schwertern für meine Männer fragen wollte, hörten wir alle ein dumpfes Geräusch. Es klang wie etwas schweres, dass auf Holz aufschlug.

Wir rannten nach draussen um zu schauen, was passiert war. Und dort lag ein Mann. Er lag bewusstlos auf einem zusammengekrachten Karren. Eine Blutlaache sammelte sich um ihn. Ich lief zu ihm und versuchte, ihn zu Wecken. Als mir das nicht gelang, suchte ich die Wunde, aus der das Blut strömte. Der kleine Knabe war inzwischen zurück in die Schmiede gelaufen, um einige Tücher zu holen. Meine Männer zerrten den Mann vom Wagen hinunter auf die Straße. Sein Hemd benutzen wir als Kopfkissen.

Als ich seinen Kopf hob sah ich, dass das Blut aus seinem Hals entwich. Hatte er sich gestoßen oder geschnitten? Noch konnte ich nichts erkennen. Ich sagte dem Jungen, er solle mir ein Stück von dem Stoff geben und etwas Wasser besorgen.

Er gehorchte und brachte mir eine kleine Schüssel Wasser. Ich stellte sie neben mich und tunkte das Tuch ein. Damit wischte ich das, in der Dunkelheit schwarz aussehende Blut vom Hals und wir alle waren starr vor Schock, als wir diesen Anblick sahen.

Zwei kreisrunde dicke blutunterlaufene Löcher waren tief in den Hals gebohrt. Der Junge stolperte rückwärts und murmelte etwas von "Schwarze macht" und fing an zu zittern. Meine Männer erschracken ebenfalls und rührten sich nicht von der Stelle. Ich war ihnen gleich geschockt. Ich starrte auf die eindeutige Wunde und meine Gedanken kreisten um alles Mögliche um die Tatsache der Ursache zu verdecken. Ich überdachte jede Möglichkeit, wie diese Wunde entstanden sein könnte, damit ich das Sicherste vergessen konnte.

Doch ich hatte Recht. Wir hatten es mit 'Gestalten der Finsternis' zu tun. Ich hob den Kopf und dort stand eine Gestalt. Versteckt im Schatten eines Hauses. Der Schatten und die Dunkelheit ließen das Gesicht schwarz wie die Nacht erscheinen. Den dunklen Mund lief eine Schwarze Flüssigkeit hinunter und tropfte auf den Boden. Die Gestalt selber war in einem schwarzen , zumindest sah es so aus in der Dunkelheit, Umhang gehüllt, sodass man nur ihre leuchtenden Augen sehen konnte. Ich sah wie sich ein hassendes Lächeln um die Lippen ihrer bildete und sie sich das Blut vom Mund wischte. Ich starrte diese Erscheinung an. Ihr Anblick ließ mich nicht los, ich war geprägt für mein Leben. Und dann drehte sie sich um und verschwand in der Nacht.

Ich beschloß vorerst, nichts meinen Kameraden zu erzählen. Das hätte sie sicher nur entmutigt. Immernoch in die Richtung starrend, in der die Gestalt gestanden hatte, schleppten wir den Mann in die Schmiede um ihn zu versorgen.

Und so kam bald der Morgen. Wir hatten den Mann gut versorgt und er war spät in der Nacht aufgewacht, allerdings konnte er uns nichts erzählen. Er hatte sein Gedächtnis verloren und konnte sich an keine Begebenheit der letzten Nacht erinnern. Wir verließen die Schmiede um uns mit unserer Ware auf den Weg zur Pearl zu machen. Auf dem Weg dahin ging die Sonne langsam auf und überflutete die Stadt mit Sonnenschein. Am Pier überblickte ich nochmal die Stadt. Dort war etwas und es wartete nur darauf, zu töten, ging es mir durch den Kopf. Aber ich hatte ja keine Ahnung...

Als wir die Waren (Darunter auch Rum, Nahrung und Kleidung) an Bord verstauten lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Und in dem Moment lief einer meiner Männer zu mir. Er erzählte mir, dass kaew gestern Nacht zerstreut und mit Blut an Hals und Mund an Bord kam. Ich erbleichte und lief sofort in meine Kajüte, wo sie schon wieder schlief. Sacht rüttelte ich sie wach. Ich erzählte, was mir erzählt wurde und sie wurde stumm. Ihr Gesicht verlor das kleine Bisschen Farbe, was es hatte und sie starrte mich an.

Fragend starrte ich zurück und sie fing an zu erzählen, wie sie gestern Nacht einen Spaziergang durch die Gassen machte, als irgendwas sie von hinten an sich zog und als nächstes spürte sie einen starken Schmerz im Hals und wie sie sich leerer und leerer fühlte. Ich war etwas verblüfft. Sie sollte sich keine Sorgen machen, sagte ich ihr und ging zurück an Deck.

Meine Männer waren dabei, den Anker zu lichten doch ich rief mein Kommando zurück. Sie sollten den Anker fallen lassen, wir würden unseren Aufenthalt verlängern. Und in Gedanken fügte ich hinzu: Und dieses Etwas... zur Strecke bringen. Ich dachte an Kaew. Wenn es jemand nur wagte, sie schief anzugucken,würde der nicht heil davonkommen. Das hatte ich mir gschwören, doch das war eh schon längst zu spät gewesen...

Wir verharrten noch einen tag bis zur Abenddämmerung. Meine mannschaft wurde ungeduldig und fragte mich durchgehend, was ich vorhätte und was sie nun tun sollten oder wann wir endlich ablegten. Ich sagte ihnen knapp, sie sollten sich gedulden und die Klappe halten. Ich war hier der Captain, klar soweit?

Die Sonne war nun untergegangen und ich nahm ein paar meiner tapfersten Männer zu mir um die Stadt zu durchforsten auf der Suche nach der Gestalt, die letzte Nacht beinahe zwei Menschenleben gefordert hatte. Zur Sicherheit schloß ich die Kajüte ab, in der Kaew sich aufhielt. Davon wusste sie nichts.

Wir waren schließlich wieder am Marktplatz, dort wo das erste Opfer gefunden wurde. Wir versteckten uns in einem dunklen Winkel und warteten, denn was anderes konnten wir nicht tun. Nach einigen langwierigen Stunden bewegte sich ein Schatten auf dem Platz. Es war die gleiche Gestalt, die ich in der Nacht zuvor gesichtet hatte. Doch diesmal hielt sie etwas im Arm. Es war etwas kleines.. Es war ein Kind. Die Gestalt, immernoch verhüllt, legte das Kind auf den Boden. Es rührte sich nicht und ich befürchtete das Schlimmste.

Und wie das Kind so in der Mitte des Marktplatzes lag, bückte sich die andere Gestalt darüber... und senkte ihren Kopf über dem Hals des Kindes. Man hörte ein tropfendes Geräusch und Schlucken. Ich wusste, was gerade passierte und mein Gesicht muss kreidebleich gewesen sein. ich fühlte mich ganz und garnicht gut. Meinen beiden Männern ging es auch nicht besser. Gebannt beobachteten sie das Geschehen. Einer von ihnen stolperte rückwärts über ein Fass, welches dabei umfiel. Durch dieses Geräusch schreckte die Gestalt auf dem Marktplatz hoch. Die Augen leuchteten gefährlich und der blutverschmierte Mund zog sich zu einem Hassenden Gesicht zusammen. Ich presste meine Männer gegen die Wand, damit sie still blieben und die Gestalt uns nicht bemerkte.

Doch zu spät. Sie schlich mit bedrohliche, ja beinahe tierischer Gangart in unsere Richtung. Den Mund zu einem schmerzendem Schrei verzogen. Ich zog mein Schwert und trat schnell hinter der Mauer hervor. Die Gestalt schrie grell und lief davon. Ich merkte erst jetzt, wie sehr die Angst mich erzittern ließ. Dann machte mich einer meiner Männer auf das Kind inmitten des marktplatzes aufmerksam. Ich wusste, welch Anblick mich erwartete. und dort lag das Kind blutüberströmt, einige Venen aus dem zerfetzten Hals hingen an den Seiten herunter, das Blut verschmierte ihren ganzen Hals. Das Mädchen war tot.

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