Quelle: http : // www. yearningvoid. net/ calico/ lustre.html
Von:
Julad und Calico
Datum:  02/2003
Übersetzung: MilenaLupin 03/2004
Inhalt: Draco wird volljährig und bekommt ein Geschenk mit Hintergedanken. Lucius sendet einen Bindungsring, Harry spricht mit Schlangen und Draco hat Charakterschwächen. H/D (nix für kleine Kinder, sanfte Seelchen und Homophobe)
Rating: R
Genre: 5. Klasse AU; Drama/Romance
Pairing: Harry/Draco
Spoilers: Feuerkelch (nicht OdP-kompatibel, nehmt's einfach hin, okay? S'ist's wert.)

Hinweis der Übersetzerin:
Nicht meins. Harry, Draco und Konsorten gehören JKR und zahlreichen anderen Rechte-Inhabern in Verlagen und Filmstudios. Granatapfel, Handlung und Idee dieser fanfic gehören Julad und Calico. Mir gehört bloß ein kiloschweres Übersetzerlexikon und die Erlaubnis des werten Autorenduos, meinen Gehirnschmalz hier zu verschmieren. Und mein ewiger Dank wird meiner Beta Alina nachschleichen...

 

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Schimmer
von Calico und Julad

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„Bring das Potter", sagt Draco, dem die Worte in der Kehle kratzen, trocken und voller Verachtung.

Seine Eule schießt davon, schwebt außer Sicht, sobald sie vom Fensterbrett abhebt. Draco räuspert sich und reckt die Schultern gerade, atmet ein paar Mal tief ein. Er schiebt seinen Stolz zugunsten einer höheren Siegeschance beiseite, und so was ist absolut akzeptabel. Da Potter die Antworten alle zu kennen scheint, wird Draco sich um die Konsequenzen, ihn anzubetteln, später kümmern – wenn es Granatapfel erst mal besser geht.

Er muss um Mitternacht oben im Nordturm sein, dem dritten hinter dem oft schon besetzten Astronomieturm. Er hat eine halbe Stunde Zeit.

Das heißt, falls Potter überhaupt auftaucht, versteht sich.

Dann gibt's da noch das klitzekleine Problem mit der nächtlichen Ausgangssperre – insofern, dass er nicht gerne über die Schule fliegen will, während die Lehrer auf Patrouille umherstreifen. Fliegen signalisiert Absicht. Zu Fuß erwischt zu werden – auf der Suche nach Snape, natürlich in der Hoffnung, dass ihm sein lieber Lehrer helfen könnte, die Schlange zu verstehen – das ist viel eher verzeihlich.

Er zieht seinen dunkelsten Umhang eng um sich, den mit der blass-silbernen Stickerei und den königsgrauen Umschlägen, reckt seine Schultern und steckt sich die Schachtel mit der Schlange unter einen Arm.

Finite Incantatem", flüstert er und tippt mit der Spitze seines Zauberstabs gegen die Tür. Die Energie fließt jetzt stärker, wo der Schutzschild fort ist.

Pucey lümmelt sich am Feuer herum, von seinen Speichelleckern umgeben. Draco wirft seinen Umhang zurück und stürmt auf ihn zu. In Puceys Armbeuge schaut Pansy mit großäugigem Interesse zu.

„Ich schätze, du findest das komisch", spuckt Draco, während er giftig auf Pucey hinunterstarrt, und deutet mit dem Zauberstab auf die Schachtel. „Eine Baby-Corculus Anguisa zu verfluchen? Du verdammter Idiot."

Pucey öffnet seinen Mund. „Ich -- was?", stottert er und setzt zum Aufstehen an. Draco reißt den Deckel von der Schachtel und schiebt sie heftig unter Puceys Nase. Pucey fällt wieder auf das Sofa zurück. Pansy rutscht panisch weg von ihm. Erschrecken verzieht ihr Gesicht - zu hässlich, als dass es gespielt sein könnte. Am Ende landet sie auf Boles Schoß, dem Slytherin-Treiber, der einmal einen Klatscher direkt in Weasleys Suppe geschlagen hat.

„Seht euch an, wie euer kostbares Maskottchen jetzt aussieht", höhnt Draco in Richtung der Menge. Er versucht zu ignorieren, dass Pansy gerade ihr Gesicht in Boles Nackenbeuge vergräbt. Granatapfel windet sich steif und hängt schief zu einer Seite hinüber. Er umfängt sie sanft und wendet sich wieder Pucey zu. „Ich nehm's zurück. Wenn das die Art ist, wie du sie behandelst, sie als Mittel zu deiner kleinlichen Rache an mir benutzt, dann werd ich für nichts in der Welt meine Schlange für dein Team stehen lassen."

„Wenn sie so aussieht, wollen wir sie eh nicht", murmelt Pucey, aber seine Augen sind weit aufgerissen und zeigen Nervosität, und seine Speichellecker sehen unwohl aus. Selbst Slytherins haben ein wenig Ehre – das heißt, sie wissen was hinreißend verderbt ist, und was einfach nur armselig.

„Ich werde mit ihr zu Snape gehen", verkündet Draco und setzt den Deckel sanft wieder auf die Schachtel. „Ihr solltet bloß hoffen, dass ich besser darin bin, euch zu decken, als er darin rauszufinden, wer das getan hat."

Pucey versucht nicht, irgendwas zu leugnen, weil das keinen Zweck hätte. Draco fühlt sich ein bisschen besser. Einen Lumpen unschuldig zu beschuldigen macht immer Spaß, vor allem nachdem man selbst angegriffen wurde. Er wird Pucey morgen auch den verhexten Besen anhängen, wenn Pucey es nicht sogar schafft, sich selbst reinzureißen.

Draco schwingt seinen Umhang wieder sicherer um seinen Körper und stolziert hinaus, zufrieden, dass die Menge zumindest wieder auf seiner Seite ist.

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Das Turmzimmer ist geräumig und kalt. Stühle gibt es nicht. Jede Menge zackiger, schattiger Verstecke, aber Draco ist jetzt gerade nicht danach, sich finster in die Schatten zu lehnen. Ihm ist mehr danach, sich in einen Sessel neben einem Kamin einzurollen – nur dass so was nur möglich wäre, wenn seine Welt vollkommen in Ordnung wäre. Schauer laufen kreuz und quer über seine Haut, während er wie betäubt durch die Schießscharten auf die warmen, winkenden Ausmaße des unter ihm liegenden Hogwarts schaut, das wie ein illusorischer Hafen von innen her leuchtet. Der Wind fegt um die Brüstung und zerrt mit Nachdruck an seiner Robe wie die knorrige Hand des Schicksals.

Wirklich ein blöder Platz für eine Verabredung.

Er grummelt leise vor sich hin, als er sich auf dem Fußboden niederlässt und gegen das kalte Gemäuer lehnt, weil das hier neben seiner dunkelsten auch noch seine zweitbeste Robe ist, und mit Sicherheit mehr wert als ein Polsterstoff. Hier unten ist es zwar windgeschützter, aber die Kälte fühlt sich noch durchdringender an. Er sollte sich über Pucey keine Sorgen machen, aber er tut es doch: Ihre langsam schwelende Rivalität ist in offene Feindseligkeit entflammt, und auch wenn Pucey ein gewöhnlicher Rüpel ist, der bei einem hausinternen Krieg mit Pauken und Trompeten niedergehen würde, ist er doch verrückt genug, Draco mit sich zu reißen.

Er weigert sich, an Pansy auch nur zu denken.

Langsam tauchen ganze Flügel von Hogwarts in Dunkelheit, und die Sterne scheinen jetzt heller, stechender. Er schaut gerade lang genug nach Granatapfel, um festzustellen, dass sie genau so schlimm aussieht wie vorher, und dass die schimmernde Spitze ihres Mauls jetzt stumpf und trüb geworden ist. Sie ist über die Temperatur wahrscheinlich auch nicht glücklich, denkt er und wünscht sich, dass Potter sich ein bisschen beeilt.

Er starrt zu den Sternen hinauf, dann zuckt er zusammen – Schatten springen unübersehbar und unheimlich hervor; gewundene Klingen, eine Faust mit anklagend auf ihn gerichtetem Zeigefinger, ein Profil, das durch etwas Grässliches wie von einem Schleier in der Mitte zerteilt wird. Er schließt die Augen, spürt, wie die Welt um ihn herum wirbelt, und öffnet sie wieder, entschlossen, nur auf die Steinfliesen zwischen seinen bleischweren Absätzen zu starren.

Einen Moment später überkommt ihn die plötzliche Idee, dass es wärmer sein könnte, sich Granatapfel um das Handgelenk zu winden, und er versucht es; sie hängt nur herunter wie ein dickes Seil. Er legt sie in die Schachtel zurück, und wo sie liegt, sieht man ihren weißen Bauch zusammengekrümmt schimmern. Kein noch so bemühtes Herumfummeln bringt ihren formlos verdrehten Körper wieder in die richtige Position.

Granatapfel gibt wieder eines dieser furchtbar rasselnden Geräusche von sich, das wie eine Mischung aus Ungeduld und Verzweiflung klingt. Draco zwingt das Verlangen nieder, seine Faust in die Box zu schmettern und diesem ganzen verdammten Scheiß ein Ende zu bereiten. Er sitzt mit hochgezogenen Knien da, vergräbt seinen Kopf in seine zu kalten Hände und presst die Augen fest zu.

„Du okay?", ertönt Potters Stimme körperlos in der Dunkelheit.

Ganz prima, sagt er beinahe, aber dazu kann er sich wirklich nicht mehr aufraffen. Es ist fast eine Schande, wie sehr er sich gewünscht hat, Potter ihn das fragen zu hören, wie sehr er schon aufgegeben hat. Er hebt den Kopf, versucht, sich einen würdevollen Grund für seine depressive Körperhaltung einfallen zu lassen, gibt dann auf. „Sie ist in der Schachtel", sagt er. „Sie ist krank. Finde raus, was nicht stimmt."

Potter leckt sich die Lippen. Er hat immer noch seine Quidditchuniform an. Sein Mantel hängt gefaltet über einen Arm. Das Lumos-Pulver scheint wohl inzwischen neutralisiert oder abgeschrubbt worden zu sein – Draco muss hinschielen, um sein Gesicht erkennen zu können. „Du hast meine Frage nicht beantwortet", stellt Potter fest.

„Mir wird's wieder gut gehen, wenn ich erst weiß, dass Granatapfel okay ist", blafft ihn Draco an, und stellt mit Widerwillen fest, dass das stimmt. Seine persönliche Zufriedenheit hängt tatsächlich von einem ursprünglich mal hübschen Haustier ab.

„Wow", meint Potter und setzt sich neben ihn, exakt eine Schlangenschachtelbreite entfernt. Er knüllt seinen Mantel zusammen und legt ihn neben die Schachtel, hebt dann den Deckel mit seinen zerschrammten weißen Händen und runzelt die Stirn, als Granatapfel nicht reagiert. „Du musst wirklich deprimiert sein", verkündet er gerade heraus. „Ich wusste nicht, dass es so schlimm ist."

Draco krümmt sich innerlich. Er ist nicht hier, um über sich zu sprechen. „Aber was ist mit ihr los?"

Potter schaut ihn mit gerunzelter Stirn an. „Sie ist eine Corculus Anguisa, Malfoy. Ich muss gar nicht erst mit ihr reden – du fühlst dich beschissen, und das ist das Ergebnis."

„Wie bitte?"

Potters Stirnfalten vertiefen sich, dann lösen sie sich in Erstaunen auf. „Du weißt gar nichts über sie, oder?", sagt er, und Draco verzieht missmutig das Gesicht, weil sich das jetzt anfühlt, wie was man in der Kommunikationslehre den Nachteil nennt, und weil Potter allen Ernstes die Unverschämtheit besitzt, ihm ins Gesicht zu lachen.

Eigentlich ist es mehr ein ungläubiges Glucksen, aber trotzdem ein Auslöser; die Spitze von Dracos Zauberstab bohrt sich in Potters Kiefer und Potters Augen blitzen auf. „Was gibt es da zu wissen?", fragt Draco mit gefährlich leiser Stimme.

„Nimm dieses dreckige Stück Bambusrohr von mir weg", erwidert Potter durch die Zähne gepresst, „und ich verrat's dir vielleicht."

Gütiger Merlin. „Das solltest du besser." Draco steckt seinen Zauberstab weg. Er zittert ein bisschen, versucht aber, seine Stimme hart klingen zu lassen. „Also?"

„Die Schlange ist empathisch", erklärt Potter eisig. „Sie spiegelt wieder, was sich so in der Klärgrube deines Gehirns abspielt, und lebt oder stirbt entsprechend. Traditionell", fügt er böse starrend hinzu, „wählen sie einen Eigentümer, wenn sie eine edle, bindungswürdige Seele erkennen. Du kannst dir meine Überraschung vorstellen, als ich gemerkt habe, dass sie sich dich ausgesucht hat."

Wie betäubt erinnert sich Draco an die Ehrfurcht in Potters Stimme, als er in Snapes Stunde: „Sie hat dich erwählt" seufzte. Natürlich. Das ist ihm plötzlich soviel klarer im Rückblick, und ihm läuft ein Schauder über den Rücken. „Sie liest meine Gefühle", sagt er, noch nicht ganz in der Lage zu durchblicken, was dieses Geschenk nun bedeutet.

Potters böser Blick schwindet. „Bist du nicht glücklich, etwas zu besitzen, das ganz nach deinem Gutdünken leben oder sterben wird?", fragt er, aber darin liegt kaum Bosheit. Er klingt ehrlich neugierig, und das ist schlimm genug.

Draco wird schlecht. Wenn Potter das Ernst meint, ist sein eigener mentaler Zustand nicht nur kaputt genug, um das einzige Wesen ernsthaft zu gefährden, das dumm genug war, eine Beziehung zu ihm aufzubauen, sondern kann auch noch mühelos von jedem beliebigen Zuschauer wahrgenommen werden. Er flucht lauthals, die Schlange zuckt zusammen und Potter schaut von einem zur anderen.

Draco schluckt, dreht sich abrupt von ihnen beiden ab. „Ich will nicht, dass sie jedem zeigt, wie ich mich fühle."

„Es geht nicht darum, was du willst", meint Potter. In seiner Stimme hört man ein Achselzucken. „Sie will es. Sie – hat etwas gesehen, das ihr gefällt, und sie hat dich erwählt."

„Sie hat mich erwählt", wiederholt Draco tonlos. „Um sie umzubringen?"

„Natürlich nicht", antwortet Potter, aber seine Stimme ist zu sanft, um passend schroff zu klingen. „Es sollen sich schon Leute dafür entschieden haben, dass etwas es wert ist, dafür ein Risiko einzugehen, weißt du."

„Sag ihr, sie soll jemanden anderen wählen", platzt Draco heraus, der plötzlich zu einem Entschluss kommt. Sie wird Potter wählen – jeder Narr könnte das vorhersagen – aber Potter wird wahrscheinlich den Anstand haben, den Mund zu halten, und Draco kann einfach sagen, das Ding habe ihn gelangweilt, und er habe sie nach Haus geschickt.

Potter spricht ein wenig Parsel, und Dracos Nackenhaare sträuben sich. „So funktioniert das nicht", erklärt Potter schließlich auf Englisch. „Und es scheint sie zu verletzen, dass du so was auch nur in Betracht ziehst."

„Es wird sie verdammt mehr verletzen, wenn ich's nicht tue", knurrt Draco, dessen Verzweiflung seinen Stolz anstachelt. Er spürt etwas über sein Handgelenk fegen, und stellt mit leichter Verwirrung fest, dass es Potters Finger sind.

„Jetzt gerade ist die Bindung mit dir das Einzige, was sie noch am Leben hält. Schneid sie nicht ab. Du musst dir, äh, glückliche Gedanken machen."

Langsam hebt Draco den Blick, um Potter anzustarren. Sich glückliche Gedanken machen über ein Geschenk seines Vaters, das sein Innerstes nach außen kehrt, damit er ihm beim Sterben zusehen kann.

Potter reibt verlegen über seinen Arm. „Ähm, weißt du, du musst dir da keine Gedanken drüber machen. Pansy meint das mit Jordan nicht ernst. Jeder weiß, dass sie hinter der Malfoy-Erbschaft her ist."

Draco verschränkt die Arme rasch. „Pansy? Diese durchtriebene Nutte?" Nur weil er sie heiraten muss, heißt das doch nicht, dass ihn das was kümmert. Hat's auch nie.

„Du wolltest, dass ich sie in Ordnung bringe", stellt Potter grimmig fest. „Ich versuch's gerade."

„Glückliche Gedanken", meint Draco staubtrocken. Er sitzt auf dem Fußboden eines eiskalten Turmzimmers, und Potter will, dass er fröhlich vor sich hin pfeift und tanzt? „Irgendwelche Vorschläge?"

„Wie wär's mit dem letzten Mal, als du mich vom Besen geworfen hast?", blafft Potter. Draco gibt zurück: „Schon zu lange her, um noch angemessen genossen zu werden."

Potter stiert ihn böse an, ruft sich dann aber scheinbar selbst zur Ordnung. „Sieh mal", meint er freundlich. „Bitte. Für Granatapfel." Draco wünscht sich, er hätte dem blöden Ding nie einen Namen gegeben, und Potter zuckt zusammen. „Nicht", sagt er und atmet langsam aus. „Ich glaube, Gehässigkeit macht es noch schlimmer."

Die Schlange spricht mit Potter, begreift Draco mit schrecklicher Sicherheit. Die Schlange sagt ihm, was in seinem Kopf vor sich geht -- nur ganz grob vielleicht, aber das ist schlimm genug. „Warum würde mein Vater mir eine empathische Schlange schicken?", fragt er heftig. Potters Gesicht wird ausdruckslos. „Das ist so eine öffentliche Blamage."

„Sie ist immer noch eine sehr wertvolle Kreatur", meint Potter. Draco hat das eklige Gefühl, dass er immer noch nicht ganz im Bilde ist. Er beobachtet Potter misstrauisch. „Die wertvollste Schlange, die in Hogwarts überleben kann, könnte ich mir denken."

Aber nur wenn ich..." keine Bindung zu ihr aufbaue. Wenn sie feststellt, dass ich ihren Bedürfnissen nicht genüge.

Er stellt sich vor, wie Lucius das Geschenk bei der nachmittäglichen Teestunde diskutiert und die Bedenken seiner Verbündeten abwinkt. „Oh, macht euch keine unnötigen Sorgen – Draco ist wohl kaum der Typ, der die Bindungsinstinkte der Kreatur wachruft."

Sicher, denkt Draco. Es ist ein sicheres Geschenk für jemanden so Abscheulichen und Oberflächlichen. Er beißt sich hart in die Wangeninnenseiten. „Nun", bringt er zu Stande. „Er scheint mich unterschätzt zu haben." Das tröstet ihn wenig.

„Ja nun, oder... vielleicht sollst du deine Gefühle kontrollieren", überlegt Potter zögernd. „Wenn du ein Todesser werden sollst, dann --"

Potter schaut beiseite und Draco muss schlucken. Er ist sich nicht sicher, was schlimmer ist; der Gedanke, dass sich Lucius auf seinen Mangel an innerem Edelmut verlassen hat, der den Werterhalt seines Geschenks garantiert hätte, oder der Verdacht, dass die ganze Erfahrung nur eine Lektion sein sollte.

Danke, Vater, dass du mir die Schwäche vor Augen führst, die einem seine Gefühle einbringen. Die Schlange gibt ein leises, krankes Geräusch von sich, ein gebrochenes Zischeln. Draco starrt sie an und sieht den Mangel an Leuchtkraft in ihren Augen.

„Scheiße", sagt Draco gebrochen.

Potter schüttelt den Kopf und ändert seine Haltung. Er sitzt jetzt im Schneidersitz Draco gegenüber, Hände auf die Knie gelegt. „Komm schon", lockt er. Scheinbar wird er langsam warm in seinem Plan, so wie er sich vorlehnt. „Versuch's einfach mal. Erinnere dich an das letzte gute -- na, was auch immer."

Draco denkt über die Höhepunkte dieser Woche nach, und die sich alle jämmerlich schlangenbezogen. Davon abgesehen – na ja, die Vorfreude auf seinen Quidditchsieg rangiert schrecklich nah an der Spitze. Ein ganzer Morgen, an dem er mit seiner zukünftigen Frau zurecht kam, das war ein Highlight.

„Draco, mach schon", drängt ihn Potter. „Du versuchst es ja nicht mal."

Mit einem nervösen Schlucken betrachtet Draco Granatapfel und stürzt sich tiefer in seine Erinnerungen. Ein besseres Ergebnis als Granger in Zaubertränken zu bekommen – wenn auch längerfristig eher unerheblich – hat bewiesen, dass sie nicht das Alpha und Omega akademischer Erfolge war. Als Flitwick in gefragt hat, ob er einen UTZ in Zaubersprüchen machen wolle, und ihm angeboten hat, ihm über die Sommerferien ein paar Bücher zu leihen. Als Snape ihn im letzten Frühjahr beiseite genommen hat und ihm leise und vertraulich sagte: „Wenn Sie ein Studierzimmer über die Feiertage haben möchten statt nach Hause zu fahren, kann ich das für Sie arrangieren."

-- letztes Frühjahr?

Potter starrt ihn mit einem Übermaß tiefer, dunkler Sanftheit in den Augen an. Draco will losschreien. Kann nicht eine einzige anständige Erinnerung wachrufen, und Potter weiß das?

Es hat keinen Zweck, an Schuldinge zu denken, weil er nach seinen ZAGs nicht in Hogwarts bleiben kann. Er versucht, an Quidditch zu denken, vorletztes Schulhalbjahr, als er den Schnatz Potter zwischen den Fingern weggeschnappt hat, und es ist ihm noch peinlich, dass diese Erinnerung in seinem Gehirn fast so etwas wie ein Schatz ist, etwas Kostbares für ihn.

Die Schlange zuckt. Ihre Augen sind kaum noch offen. Draco verschluckt sich fast, als er das bemerkt – hier und jetzt ist einer der schlimmsten Momente seines Lebens. Es rangiert gleich neben dem, als Lucius seine Fingerspitzen in einem sehr erkennbaren Muster über das erschauernde Fleisch seines Armes gezogen hat; schlimmer als damals in seinem zweiten Schuljahr, als Dumbledore ihn beiseite genommen hat, um ihn zu warnen, dass, wenn er sich nicht ranhalten würde, ihn keine Summe Schweigegeldes mehr vor dem Sitzenbleiben retten könnte.

Und als Sahnehäubchen, denkt Draco, bei dem Frustration und Selbstmitleid im Tandem zu Boden seiner Magengrube sinken, muss Harry Verfickter Potter auch noch Kronzeuge dieser gnadenlosen Erfahrung sein. Draco starrt unglücklich drein, starrt auf die Schlange, die gerade wieder zuckt. Er kann die Knötchen ihrer Wirbelsäule erkennen, will sie in die Hand nehmen, bringt es nicht über sich, sie zu berühren, kann es nicht einmal ertragen, ihr länger zuzusehen.

„Du bist zu kaputt", stellt Potter niedergeschlagen fest und lässt die Schultern sinken. „Sie wird sterben."

„Das hilft unheimlich", giftet Draco. „Verpiss dich doch, wenn das deine ganze Hilfe ist."

Potter wirft ihm einen bösen Blick zu. „Was kann ich denn noch tun?"

„Bring es in Ordnung! Das tust du doch wohl sonst immer, nicht wahr?"

„Was, dich in Ordnung bringen? Na klar, meine leichteste Übung."

„Du bist keine Hilfe."

Was erwartest du denn von mir? Was soll ich tun?"

Draco kratzt sich mit den Fingerspitzen durchs Gesicht und seufzt. Nichts. Es gibt nicht, was man tun könnte. „Ach -- vergiss es einfach", flüstert er. Fühlt sich gut an, einfach aufzugeben. „Ist doch alles sinnlos."

Potter runzelt die Stirn. „Es ist nicht sinnlos."

„Nein, ich ersticke nur gerade das Beste meines Lebens mit meiner eigenen Neurose", meint Draco freundlich, und es fühlt sich überraschend gut an, das echt auszusprechen – ein bisschen weniger giftig, vielleicht.

Potter richtet sich auf. „Das gefiel ihr."

Draco beäugt ihn misstrauisch. So etwas wie ein Hoffnungsschimmer kratzt in seiner Brust. „Was?"

„Du bist..." Potter beobachtet die Schlange konzentriert, eine Hand in halber Höhe zu Draco hinüber gestreckt, die Finger eingerollt. Vertraute Finger. „Mach das noch mal", sagt Potter.

Draco verzieht das Gesicht. „Was, über meine Minderwertigkeit reden?", faucht er. Potter zuckt zusammen, als habe er eine Brennnessel in seinem Salat gefunden.

„Okay, das ging nach hinten los." Er greift in die Schachtel, reibt seinen Daumen über den Kopf der Schlange und lässt seine Finger sanft ihren Körper entlang gleiten. Eine Art namenlosen, hoffnungslosen Neids rührt sich in Dracos Magen, und Potter sieht scharf hoch. „Aber – das ist neu."

Harrys Hände auf sich spüren zu wollen ist neu? Draco lacht harsch. „Nein, ist es nicht."

Harry sieht ihn gleichmütig an und leckt sich dann die Lippen. „Ich war sauer, als du vorhin zu mir aufs Feld gekommen bist", erklärt er vorsichtig. Draco blinzelt. „Ich dachte, du wolltest mich sehen, nicht einfach nur jemanden mit einem bestimmten Talent."

Draco setzt sich gerader hin. „Wovon zur Hölle redest du?", fragt er, versucht aber, unbeeindruckt zu klingen. Potter lächelt ihn plötzlich strahlend an.

„Ich hoffe immer noch", sagt er langsam, „dass du eines Tages--"

Er schaut plötzlich auf die Schlange hinab. Sie hat ihren Kopf gehoben in so etwas wie Hoffnung. Potter grinst und lehnt sich vor. Dracos Augen sind hin- und hergerissen zwischen Potters Gesicht und Granatapfels zurückkehrendem Schimmern.

Draco spürt, wie sich seine Lippen öffnen, spürt den wilden Rausch von etwas, das gar nicht wahr sein kann.

„Dass du eines Tages zu mir kommen wirst", spricht Potter weiter, so sanft wie ein Zauberlicht über dem Wasser, während er die Schlange eifrig weiter beobachtet. Sie sieht lebendig aus.

„Wow", macht Draco. Er hat es geschafft. Ihr geht es besser. „Potter", verkündet er großartig, inbrünstig vor Erleichterung, „ich mach dich zum Ehren-Slytherin."

„Der Sprechende Hut wollte mich nach Slytherin stecken", gesteht Potter noch immer wie auf Eierschalen, und bringt Dracos Blut bald zum Kochen.

„Wow", sagt Draco wieder mit seltsamen Gefühl der Erlösung. Der Junge Der Lebt hätte ein Slytherin werden sollen. Das wäre mal was für die Bücher.

Potter lacht jetzt beinahe. „Schau sie dir an! Ich kann nicht glauben, wie glücklich dich das gemacht hat."

Draco streckt die Hand aus, mit eingerollten Fingern, und Granatapfel schießt vom Boden hoch, schiebt ihren Kopf durch den Tunnel seiner losen Faust und stupst sich mit der Nase voller Selbstvertrauen und Entschiedenheit einen Weg frei. Sie ist so unglaublich schön, denkt Draco hilflos, hebt sein plötzliche Handvoll Schlange und lässt sie von Handgelenk zu Handgelenk fließen. Er liebt die Art, wie der Staub goldene Ränder an den dunklen Kanten ihrer Haut malt.

Er zieht sie an seine Brust, in einem plötzlich aufflammenden Instinkt, sie zu wiegen und zu schützen. Sie windet sich aus seinem Griff und schlingt sich stattdessen um seinen Nacken. Ihre trockene Zunge flackert gegen die Konturen seines Kinns.

Es kitzelt, und er lacht ein bisschen. Sein Blick trifft auf Potters leuchtende Augen. Sie ist wieder gesund, was so viel bedeutet wie er ist wieder gesund, und Potter läuft als versteckter Slytherin herum und rettet die Welt, und er wollte, dass Draco zu ihm kommt, und --

Potter, der Beinahe-Slytherin. Sagt genau, was Draco hören wollte, um dessen Schlange vor seiner eigenen Unfähigkeit zu retten, sich um sie zu kümmern.

Potter, der keine Slytherin ist, und wenn ihn der Sprechende Hut dorthin schicken wollte, und er in Gryffindor ist – nun, da gibt es wohl nicht so viele Schlussfolgerungen, die man daraus ziehen könnte. Sein eigener Moment unter dem Hut war tröstlich effizient gewesen, hatte er damals gedacht. Slytherin?, hatte der Hut gesagt, und Draco hatte gedacht, klar doch.

Slytherin?, hatte der Hut zu Potter gesagt, und: Oh, nein danke, Mr. Hut, Sir, bitte stecken Sie mich lieber nach Gryffindor.

Scheiße.

Potter schaut alarmiert von ihm zu der Schlange und zurück. Sie welkt wieder, direkt vor seinen Augen.

„Was hast du getan?"

„Was denn?", fährt Draco auf.

Potter wedelt mit den Händen herum und in seiner Stimme klingt Panik. „Du hast gerade. Einen Moment eben sah sie gut aus, und dann hast du es wieder herumgedreht, und... warum?"

Draco erlaubt sich zu brüllen. Seine Stimme bricht heiser gegen den Nachthimmel. „Du bist es doch, der nur versucht, mich zu beruhigen mit dieser Scheiße über--"

„Ich lüge nicht", unterbricht ihn Potter. Seine Augen leuchten hell und zornig. „Also fang nicht so an."

„Klar doch", schimpft Draco jenseits von Geduld und Beschwichtigung, weil, verdammt noch mal, es sich einfach gut anfühlen wird, so los zu schlagen. „Du liegst nachts wach und hoffst, dass ich zu dir komme."

„Das tue ich", besteht Potter darauf. „Ehrlich, Draco –- Wenn du bloß begreifen würdest, dass es für dich als Todesser keine Zukunft gibt; du musst doch erkennen, wie Voldemort seine Speichellecker behandelt! Du bist an die nur verschwendet, aber für uns wärst du unschätzbar!"

Scheiße, denkt Draco, dessen Gedanken in einer Spirale abwärts schießen. Potter, du blöder beschissener Scheißkerl.

„Nein, nein, nicht! Nicht wegen der Informationen", brüllt Potter und streckt seine Hände vor, als wolle er ihn schütteln, „denk das blo nicht, okay? Du wärst unschätzbar für uns, weil du klug bist, und weil du Flüche rausdonnerst wie ein wildgewordener Kobold, und weil du keine Angst hast zu tun, was getan werden muss."

Es ist eine kleiner Trost, denkt Draco, dass Potter ihn so ernsthaft auf seiner Seite haben will. Er schaut auf Granatapfel herunter. Es ist ein Trost, denkt er, ist es wirklich. Nur weil die ganze Situation hoffnungslos unmöglich ist, nur weil er gefangen ist wie eine Fliege im Netz seines Vaters, heißt das noch nicht, dass es ihn nicht tröstet.

Granatapfel ist nicht überzeugt. Ihre Haut ist fast grau, und sie keucht langsam, erstickt langsam, aber sicher quälend.

„Malfoy, verfickt noch mal, bitte!", brüllt Potter. „Sie stirbt, bitte, tritt mich einfach oder verfluch mich, oder tu sonst was, das dich glücklich macht."

Fick dich, Potter, fick dich einfach, denkt Draco giftig, und fick Pansy und fick Pucey und fick die verfickten Slytherins und fick Voldemort mit einem verhexten verfickten Besenstiel und – er boxt drauf los – fick Lucius dafür, dass er ihn in diese verfickte Lage gebracht hat.

Seine Faust löst sich mitten in der Luft und fällt herab – schon wieder ein Verrat, und ist das nicht nett, ist das nicht höllisch passend: Jetzt fällt ihm auch noch sein eigener Körper in den Rücken, weil er Potters weit aufgerissene kurz-vor-dem-Boxhieb-Augen hinter diesen blöden Brillengläsern wahrgenommen hat, und ihn das den Schlag nicht durchziehen lassen hat, stattdessen seine Faust schmelzen und wie Blei zu Boden sinken lassen hat, bis sie nutzlos auf sein Knie fällt.

Er starrt auf den Boden und versucht, nicht zu zittern.

„Danke", sagt Potter schwach, und der blöde Mistkerl lehnt sich praktisch über ihn, und das ist typisch Gryffindor – ein Slytherin wäre niemals so idiotisch – und Draco reißt den Blick zu ihm hoch und ist von ihnen beiden angewidert.

„Nicht", höhnt er, und dann überlegt er wie geblendet, warum verdammt noch mal eigentlich nicht?, und grabscht mit der anderen Hand in Potters blöde verlotterte Haare und zerrt Potters Mund gegen seinen eigenen.

Potters Lippen sind babyweich und absolut herzzerreißend reaktionslos. Das alberne Vergnügen, dass Draco nicht anders als erwarten konnte, stellt sich in Wahrheit als Moment echten Horrors heraus. Es fühlt sich an wie ein Schritt über eine Klippe, fühlt sich an wie ein Sturz in einen Abgrund, fühlt sich an wie Sterben auf tausend gemeine, demütigende Weisen. Sorry, meine wunderschöne Schlange, denkt Draco. Kein Glück für dich mehr, nie wieder. Sorry, Draco.

Er hört Granatapfel würgen und spürt wie sich sein eigenen Magen quasi aus Sympathie wringt, und dann breitet sich Harrys Hand über seinem Hinterkopf aus und sein Mund öffnet sich und wird warm wie ein Sonnenaufgang. Draco zuckt zusammen und zieht sich beinahe misstrauisch zurück und spürt doch, wie Harrys Mund seinen zu einem Lächeln drückt.

„Okay für mich", atmet Harry aus und fegt seine Zunge mit herzzerreißender Sanftheit zwischen Dracos Zähne. Draco versucht ihn hart zu küssen und hört sich dann selbst wimmern, als Harry zurückscheut.

Harry macht ein Geräusch wie das Klatschen von Leder und küsst Draco mit geschlossenem Mund, zweimal, fest, dann zieht er sich zurück. Draco blinzelt verwirrt. Die Furcht, dass das nur zeigt, dass Harry nicht bereit ist, Es Durchzuziehen, überkommt ihn mit heimtückischer Plötzlichkeit.

„Und fang nicht schon wieder damit an", murmelt Harry, der noch immer mit einer Hand sanft Dracos Nacken umfasst, während er sich mit der anderen die Brille von der Nase zieht. Oh, denkt Draco blöde. Klar.

Harrys Augen sehen verletzlich aus, wie er so blinzelt, und lächelt, und wieder vorwärts schießt, was Draco seltsam findet, weil seine Augen schließlich ständig nackt sind, und er überhaupt nicht verletzlich ist, und dann winden sich Harrys Finger in seine Haare, und Harry küsst ihn richtig, und Draco schließt die Augen und versucht sich weiszumachen, das sei real.

Er lässt seine Hände zu Harrys Taille herabfallen. Harry gibt einen leisen Laut von sich und kommt auf die Knie hoch, bringt seine Hüften gegen Dracos Handflächen, warme Hüften, die Draco halten will, und ausziehen, und kennen. Es ist schockierend nett, bemerkt er, während er ein wenig an Harrys Zunge saugt und ihn erschauern spürt, mit hochgewandtem Gesicht auf den Boden gesetzt zu werden, wenn sich Harry zu ihm herunter lehnt, um ihn zu küssen; fühlt sich an, als könne Harry ihn abschirmen, ihn schützen.

Andererseits – na ja, die Sache mit der Hüfte.

Während er nach Luft schnappt, kommt Draco ebenfalls auf die Knie hoch, bringt ihre Gesicht wieder auf gleiche Höhe, zieht Harry an sich heran und hält ihn dort fest; Harry küsst ihn härter und dann tiefer, bewegt sich und drückt sich eng an ihn. Seine Fäuste entspannen sich in Dracos Haaren, gleiten dann herum, bis Harrys Arme lose um Dracos Nacken liegen, und sie sich nur noch küssen, ohne Hektik, zufrieden damit, weiter und genüsslich weiter zu machen.

Granatapfel, denkt Draco irgendwo verschwommen, aber er will nicht abbrechen, nicht wenn sich das hier anfühlt wie ein Stück zeitloser Ewigkeit, ein Augenblick der Symmetrie, wo es nur noch Harrys warmen Mund gibt, und zarte, zärtliche Geräusche wie wenn Harry seinen Atem anhält, während Draco an seiner Zunge leckt.

Draco zittert, seine Knie schmerzen auf dem Steinboden, und doch beschließt er, er könne fröhlich hier bleiben, bis sie einen Suchtrupp vorbeischicken.

Granatapfel, besteht sein Verstand aber nachdrücklich noch einmal, und er zwingt sich zum Rückzug. Harry macht ein frustriertes Geräusch und zieht ihn wieder näher heran, um ihn ungezogen zu küssen und ihre Hüften hart aneinander zu reiben und sich zu winden, und Draco merkt ganz plötzlich, dass Harry gerade dabei ist, ihn hart zu machen.

Der Gedanke ist wirklich, wirklich surreal.

„Ich muss", murmelt Draco, „äh", und Harry murmelt etwas gegen seinen Mund und drückt ihn auf den Boden herunter, und Dracos Beine entfalten sich geschmeidig und wickeln sich um Harrys Taille, während sich seine Fußgelenke hinter Harrys Knies verschränken. Gut – unglaublich – Harry so fest zwischen seinen Schenkeln zu spüren und seine Hitze die Kälte des Fußbodens ausgleichen zu lassen.

Aber -- er muss wissen, dass es ihr gut geht, denkt er unruhig, streckt seine Hand blind aus, schürft sich die Fingerknöchel auf dem Boden auf, und schaudert dann vor Entzücken, als Granatapfel sich seine Faust hoch und um sein Handgelenkt schlängelt.

Draco hält die Hand ein wenig von seinem Körper ab, dreht sich ein bisschen zur Seite und rollt Harry auf den Rücken, wobei er Granatapfel hoch über ihnen beiden in Sicherheit hält, während er unten wieder reibt und drückt und Harry küsst, und sich dann auf die Fersen zurückhockt und sie sich vors Gesicht hält.

Sie leuchtet.

Ein Schwindel der Erleichterung fährt Draco durch die Brust. „Es tut mir Leid", sagt er und berührt mit seinen Lippen ihren glatten Kopf, „meine Schöne, mein Liebling, es tut mir so Leid." Er küsst sie wieder, glaubt ein glückliches kleines Zischen zu hören, lacht dann über seine eigene Launenhaftigkeit und küsst sie wieder.

Neben ihm setzt Harry sich auf und fährt sich mit der Hand durch seine verwuschelten Haare. Harrys Brille liegt neben Dracos Knie, still und vernünftig. Wenn Harry denkt, er könne sie wieder aufsetzen und gehen, denkt Draco genüsslich, während er Granatapfel seine Kehle hochgleiten und sich darum wickeln lässt, dann hat er noch nie einen Malfoy mit neuentdecktem Hobby gesehen.

Harry greift nach seiner Brille, aber Draco wirft ihm aus dem Gleichgewicht, klettert auf ihn und küsst ihn weiter.

„Wenn du lügst", wispert er in Harrys Mund hinein, „lass es mich niemals rausfinden."

„Ich lüge nicht", keucht Harry, wickelt seine langen Arme und Beine um Draco und zieht ihn näher. Draco spürt Granatapfel seine Wirbelsäule heruntergleiten, dann sein Bein entlang und wieder über die Pflastersteine davon schlängelt. Sicheres, kluges Tier. „Ich wollte das hier", sagt Harry und neigt seinen Kopf nach hinten, so dass Draco seine Kehle küssen kann. „Ich wollte--"

„Du kannst alles haben, was du willst", verkündet ihm Draco und saugt langsam einen Pfad von Harrys Kieferansatz an entlang. Er ist irre, wahnsinnig, schamlos glücklich, und Harry schmeckt nach Salz und Kreide und Freiheit.

„Du auch", erzählt Harry der Decke, lässt seine Hände Dracos Rücken hoch wandern, keucht dann unter Dracos Zähnen und zupft solange, bis Draco Luft auf seiner blanken Haut zwischen der vorher ordentlichen Robe spürt.

Sein Vater würde das nicht gutheißen.

Draco lächelt gegen Harrys Hals und biegt sich, als Harrys Hände unter die großartigen, imposanten Kleidungsstücke gleiten und sich an ihm festkrallen, als sei Dracos die einzige Wärme in Harrys Welt. Steht ihm gut, denkt Draco.

„Alles, was ich will", wispert Draco. Seine Finger wandern zielstrebig zu den Knoten an Harrys Uniform, zerren sie auf und schieben Harrys Top von seinen Schultern, während er zugibt, „das ist, was ich will."

„Gut", sagt Harry, lässt Dracos Kleider los, um Dracos Mund gegen seine Haut zu halten. Dann flucht er leise, schnappt sich seinen Zauberstab und murmelt etwas in Dracos Haar.

Draco, der längst so an gesponnene Seide auf seiner Haut gewöhnt ist, dass er sie gar nicht mehr spürt, zittert heftig, als der Stoff seiner Robe sich zu rühren beginnt und von ihm herunter gleitet. Es fühlt sich an wie kühles Wasser auf sonnengeröteter Haut.

Harrys Hände sind fest, fordernd, warm nach dem Glitschen und Gleiten der Seide, wandern über Dracos Rücken und rollen ihn dann zur Seite. Draco merkt, dass er nackt ist, sie sind beide nackt, und liegen unter offenem Himmel.

„Kalt", jammert Draco, während Harry sich über ihm ausstreckt und zu bewegen beginnt, ihre Körper aneinander schmiegt und dabei Draco vom Nacken bis zum Schenkel gegen die kalten Steine presst. „Aber hör nicht auf", fügt er indigniert hinzu, als Harry innehält. Harry macht einen kurzen, frustrierten Laut und reibt sich hart nach unten. Draco quietscht, auch wenn er seine Hüften nach oben biegt, um der Kraft entgegen zu kommen, solange er kann. „Kalt!!"

„Du bist mir vielleicht 'ne Heulsuse", murmelt Harry, rollt von ihm herunter und kriecht, Dracos empörtes Keuchen ignorierend, zu Granatapfels Schachtel hinüber. „Wer wollte sich denn wohl im Freien treffen?"

„Ich hab das hier nicht gerade geplant", gibt Draco zurück, während er Harrys Schenkel betrachtet. Harry greift sich seinen netten, weiten Umhang und steht auf, um ihn über dem Boden auszuschütteln. Harry ist -- einfach scharf, denkt Draco fast schwindlig. Das Sternenlicht auf seiner Haut tönt ihn in einem ätherischen, blassen Blau, zeichnet seine exquisiten Proportionen und seine dezente Exotik, und, als er hochschaut und Dracos Gesicht sieht, ein spitzbübisches Lächeln. Kein gewöhnlicher Sportler, das da.

Dracos Kehle verengt sich vor Habgier und Lust, und dann sinkt Harry auf dem netten, weiten Umhang auf die Knie, lehnt sich vor und presst seinen Mund gegen Dracos Unterlippe. Harrys Arme gleiten um Dracos Taille und ziehen ihn auf den Umhang hinüber, und sie rollen wild und wunderbar horizontal herum, während der Wind über ihre Haut peitscht.

Er denkt wild, dass er noch nie ein solches totales und schrecklich wundervolles Glück gekannt hat wie das hier, und dann wird er gründlichst abgelenkt, weil sich eine Ecke des Umhangs über Dracos Fußgelenk gefaltet hat und – was?

„Hey", protestiert Draco. Harry sieht hinunter zu dem eckigen Stück von Dracos Bein, das jetzt fehlt – einfach weg ist – und zupft den Umhang wieder zurück auf den Boden.

„'Tschuldige", sagt er und kniet sich über Draco, ein Knie zwischen Dracos Schenkeln. Seine Hände geleiten Draco zur Seite, verleiten ihn, sich eng mit Harry zu verschmelzen und sich mit ihm auf dem seltsamen Material zu bewegen.

Wirklich seltsames Material, denkt Draco abgelenkt, als Harry einen durchtriebenen, jeden Widerstand schwächenden Druck mit seinen Hüften ausübt, und andere, viel wichtigere Dinge gewinnen die Oberhand in seinem Bewusstsein. „Das Ding muss-- nützlich sein", bringt er noch zustande, um zu beweisen, dass er nicht so leicht zu kriegen ist, dass ein einziger Grabscher ihn schon lebenswichtige, äh, Umhangdinge vergessen lässt, und Harry lacht frech in sein Ohr.

„Wir können darunter tun, was immer du willst, wenn du leise genug bist", schlägt er gedehnt vor, und Draco stellt sich vor, wie Harry sich nackt durch den Slytherin-Gemeinschaftsraum und in sein Zimmer schleicht, und ihm gegen die Tür gelehnt einen bläst. Oder noch besser --

„Wir könnten in dein Zimmer gehen", sagt er. Harry lässt seine Hände Dracos Rücken herunter gleiten und zieht ihn auf sich. Er neigt den Kopf zurück, als Draco ihm seinen Arm als Kissen unterschiebt und Harrys Kehle küsst.

„Mein Zimmer?"

„Mm", macht Draco, obwohl er den Faden der Unterhaltung schon verloren hat und sich seine Gedanken jedes Mal in ungeordnete Schwaden auflösen, wenn Harry etwas tut, wie seine Beine spreizen, oder in seine Schultern beißen, oder, am Allerschlimmsten, sich winden.

„Ich hab kein Zimmer", erklärt Harry. Dann zischt er, als Draco sich auf ein Knie senkt und sich gerade hoch genug von ihm aufrichtet, um seine Hand zwischen ihre beiden Bäuche zu schieben. „Ich bin im Schlafsaal."

„Schlafsaal?", fragt Draco, der seinen Ohren nicht traut. Harry Potter schläft in einem Schlafsaal? Kein eigenes Zimmer? Nur Vorhänge?

„Jaah", macht Harry und bewegt sich drängelnd. „Kannst du einfach--"

„Oh wow", unterbricht ihn Draco, und seine Hand findet die entgegenkommende Wärme, nach der sie gesucht hat, „darf ich in dein Bett kommen? Ich will da alles Mögliche mit dir anstellen."

Er bewegt versuchsweise seine Finger, und Harry stöhnt auf, und erstarrt dann, als die Worte in sein Bewusstsein sinken. Er starrt mit so was wie Misstrauen zu Draco hinauf. „Du willst... Sachen auf feindlichem Gelände anstellen?"

Draco bewegt seine Hand wieder in einem langgezogenen, langsamen Gleiten, und genießt das abgelenkte heiße Flackern in Harrys Augen. „Nein", murmelt er und greift fester zu, weil er mehr von diesen Tönen hören will, „auf deinem Gelände."

Oh", keucht Harry und nickt schnell, ganz offensichtlich nicht mehr in der Lage, ein einziges Wort heraus zu bringen. „Äh, ja?"

Draco berührt Harrys Mund mit seinem Lächeln, verwandelt es in einen schiefen Kuss und lacht. „Wenn ich dich auf feindlichem Gelände wollte, würd ich dich mit nach Hause nehmen und dich meinem Vater vorstellen."

„Oh bitte", jappst Harry und wickelt seine Beine um Dracos Leib. Er windet sich, klemmt Dracos Faust zwischen ihren beiden Körpern ein. „Wenn du mich anlügst", flüstert er tief und kehlig, „will ich es niemals rausfinden müssen."

„Ich lüge nicht", flüstert Draco zurück, und unter dem kalten, klaren Himmel, in dem scharfen Wind, der über sein Rückgrat fegt, fühlt es sich an wie ein Schwur. Harry schiebt seine eigene Hand zwischen sie beide und greift nach unten, um Draco zu berühren. Es fühlt sich himmlisch an, sendet entzückte Schauder durch Dracos Nervensystem und lässt ihn mit der Macht eines Klatschers gegen seine Brust die Luft aus seinen Lungen stoßen. Sein Bewusstsein schwindet in Schwärze und funkelndem Silber, er stößt wieder gegen Harry, gegen ihre eingeklemmten, miteinander verschlungenen Finger, und als er kommt, spürt er, wie sich ihm eine ganz neue Zukunft eröffnet.

Harry fällt mit einem langgezogenen Stöhnen zurück auf den Steinboden, und Draco lässt sich in die Kurve von Harrys Schulter entspannen. Harrys Finger streichen träge durch seine Haare und dann seine Nackenlinie hinunter. Draco erinnert sich an Granatapfel, als er sie wieder wie Seide seine Kehle entlang gleiten spürt, und dann zu Harrys Fingern hinüber wandert. Harry nimmt seinen Arm hinunter und lässt ihn auf seiner Brust ruhen, wo Draco sie sehen kann. Sie sieht schläfrig aus, gut gefüttert und befriedigt; unter ihren schimmernden Schuppen liegt ein erkennbares Glühen.

„Sie sieht echt postkoital aus", meint Draco.

„Mm", stimmt Harry zu, immer noch mit geschlossenen Augen, und reckt sich genüsslich. „Das hat ihr gefallen."

Draco windet seine Finger zwischen Harrys und lächelt, während Granatapfel sich um sie beide schlingt. „Das hat's wirklich", stimmt er zu und hält sie hoch. Harry hebt seine Handfläche gegen Dracos und zittert dann, als Granatapfel sein Handgelenk hinunter wandert.

„Verdammt noch mal, sie ist wunderschön", atmet er.

„Red mit ihr, wenn du magst", sagt Draco großzügig, während Besitzerstolz in seiner Brust schwillt bei dem Gedanken, seine geliebte, schöne Schlange mit seinem geliebten, schönen Jungen zu teilen.

Harry schüttelt den Kopf. „Nein, ich bin schüchtern." Draco kringelt sich amüsiert an seiner Seite und zieht eine Augenbraue hoch.

Schüchtern."

Harry ist ganz zerknautschtes Haar und große Augen. „Wir haben gerade", stammelt er und winkt mit seiner freien Hand, „du weißt schon, und sie wird mich fragen, was dich so glücklich gemacht hat, und das ist einfach zu seltsam."

„Du willst nicht mit meiner Schlange über Sex reden", schlussfolgert Draco und merkt, wie sein Grinsen breiter wird, als Harry ihn verlegen anschaut. „Na, ist wohl nur fair, schätze ich."

Ihm kommt plötzlich der Gedanke, dass dieser geliebte, schöne Junge durchaus in der Lage ist, mit seiner geliebten, schönen Schlange über ihn zu reden, und dass ihn das nicht im Geringsten stört. Er traut ihnen, denkt er langsam. Sie sind beide jung und frisch und entzückend kompliziert, und während einem nach einer Malfoy-Erziehung einfach alles willkommen wäre, ist das nicht einfach alles, und wird es auch nie werden. Sie sind beide scharfkantig wie geschliffene Edelsteine, diese hinreißend doppelzüngigen Geschenke – aber Draco kann mit ihnen umgehen, weil sie ihm gehören und er mit ihnen umgehen darf.

Granatapfel schwenkt fordernd ihren Kopf, Draco windet seine Finger um Harrys Handgelenk und sieht ihr zu, wie sie daran hoch und um seinen Arm herum gleitet.

„Wir sollten gehen", meint Draco mit einem Blick hoch auf die sich ändernden Sternbilder am Himmel, dann zurück in Harrys Gesicht. Dessen Bestürzung gefällt ihm. Einem Impuls folgend küsst er Harrys Hand, eine unschuldige, süße, zeremonielle Geste, die irgendwie dazu führt, dass sich Harrys Hand in seine Haare gräbt und ihn zu einem verzehrenden Zungenkuss heranzieht, hart genug, um Druckstellen zu hinterlassen.

Atemlos lässt Draco sich zurückfallen. Er spürt ein peitschenartiges Gleiten Granatapfels, die sich selbst aus der Gefahrenzone bringt, und zieht Harry mit einem eng um ihn geschlungenen Bein fest an sich. Kein Umhang dieses Mal, und seine Schulterblätter schrappen bei jeder Bewegung über den Steinboden, aber Hölle auch, Harry windet sich wie ein Salamander, und --

„Schleichen sich hier herum, sagst du?", hört man Filchs Stimme näseln. Draco rollt nach oben und presst eine Hand über Harry Mund. Dann blinzelt er überrascht, als Harry den Umhang quasi aus dem Nichts heranzieht und über Dracos Kopf wirft. Es senkt sich mit dem Geräusch eines Papiertaschentuchs. In dem winzigen Raum zwischen ihnen hört man nichts als widerhallendes Herzklopfen. Draco legt den Kopf auf Harrys Brust und liegt so reglos, wie er nur kann.

Sie hören Fußstapfen auf der Treppen, sehen einen wandernden Lichtfleck im Zickzack durch den Raum fahren und ein paar Sekunden lang entrüstet über Dracos unsichtbarem Kopf verharren. Draco presst sich noch tiefer, hält den Atem an und schließlich verzieht sich der Lichtschein zögernd, und Filch grummelt sich auf dem Weg nach unten etwas in den Bart.

„Das war ein klein wenig zu knapp für meinen Geschmack", murmelt Harry, und Dracos Ohr nimmt ein Summen wahr. Harry zittert, erkennt Draco. Köstlich--

„Wir sollten besser bald gehen", stimmt Draco zu, bevor noch sein Wunsch nach augenblicklicher Befriedigung die Oberhand gewinnt. Er steht auf, den Umhang mit sich ziehend, und starrt dann hinab auf dieses zerwuschelte, rotmündige, unbeschreiblich schamlose Geschöpf, das zwischen seinen Füßen liegt. „Wir sollten besser jetzt gehen", korrigiert er sich.

Harry -- nun, man muss schon so nennen, himmelt ihn an. Draco faltet den Umhang über seinem Arm, weil es nicht fair wäre, wenn er unsichtbar bleibt, während Harry ihn vielleicht ansehen will. „Morgen", meint Harry und drückt sich auf die Ellbogen hoch, immer noch lang und schlank ausgestreckt, „kannst du morgen wieder hier hochkommen?", und Draco erwidert,

Versuch doch mal, mich aufzuhalten. „Ich glaube, das lässt sich einrichten."

Gut."

Draco bietet ihm die Hand, und Harry ergreift sie, zieht im entscheidenden Augenblick des Aufstehens daran, und lässt damit Draco gegen ihn stolpern. „Okay", haucht Harry atemlos gegen Dracos Mund. „Accio Brille."

Die Brille gleitet in seine Finger, und Harry hebt sie betont an, als wolle er damit Draco abwehren. Draco schaut sie an, dann wieder Harrys Mund. „Moment noch", sagt er, taucht zwischen Harrys Hände und küsst ihn wieder. Er lächelt, als er den unmissverständlichen Zug von Harrys Armen um seinen Hals und Harrys warmen Mund spürt, der sich unter seiner Zunge öffnet.

Eine unendlich perfekte Weise, seinen Abend zu verbringen. Harry war die Antwort auf all seine Probleme. Ach, mit Ausnahme, denkt Draco, während seine Hände Harrys Seiten entlang streichen, und ihn näher ziehen, wärmer, lüsterner, mit Ausnahme des Rings. Nach dem er natürlich jetzt fragen könnte, nur dass, na ja, Harry jetzt in diesem Moment gerade beschäftigt ist, und es Draco eher verstören würde, wenn er tatsächlich noch in der Lage wäre, Fragen zu beantworten.

Er küsst ihn, bis seine Hände aus eigenem Antrieb heraus anfangen, Harrys Rücken herunter zu wandern, auf der Suche nach noch mehr von dieser hinreißenden Haut, und Harry dann keucht und wegzieht, eine Hand auf Dracos Brust gedrückt, die andere nachlässig die Brille auf die Nase schiebend.

„Okay", sagt Harry, „okay, du darfst mich jetzt nicht mehr küssen, siehst du? Siehst du die da?", und Draco macht eine Show daraus, sein Gesicht langsam zu studieren, jede der ernsten Linien darin, den Fleck dunklen Mundes, der nur darauf wartet wieder genommen zu werden.

„Sie sitzt schief", lächelt er und hebt dann seine eigenen Hände, bevor Harry protestieren kann, zieht die Brille sanft von Harrys Nase und setzt sie dann wieder auf, gerade dieses Mal. „Da hast du sie."

Harrys Augen sind riesig.

„Obwohl", grinst Draco und rechnet sich sorgfältig den richtigen Winkel aus, „ich wahrscheinlich immer noch das hier tun könnte", und dann neigt er den Kopf, presst ihre Münder geschickt gegeneinander, muss aber sich selbst schleunigst wieder zurück ziehen, bevor das Gefühl von Harrys weichen Lippen, die sich bereitwillig teilen, seine ganze gut gemeinte Selbstkontrolle wieder zunichte macht.

„Das ist... wahr", stimmt Harry zu, und er sieht so gründlichst verführbar aus, dass Draco seine Augen abwenden muss.

„Erzähl mir von dem Ring", wirft Draco schnell ein, während er sich auf die Steinwand konzentriert, die kalte, unnachgiebige Steinwand, die nicht einen Hauch Charisma hat, und niemals solche sexy, hilflosen Seufzer macht. „Weißt du, wozu er dient?"

Nach einer kurzen Pause räuspert Harry sich. „Ähm, ja. Das ist ein Adnexus-Ring."

Draco ist sich nicht sicher, ob er ihn richtig verstanden hat. „Ein Ring der...". Wenn man das Wort konjugiert, klingt es furchtbar nach: „Bindung? Ein was?!"

„Jau, dunkle Magie", seufzt Harry. Er sieht aus, als sammle er sich für die Erklärung, schüttelt dann aber den Kopf. „Ich habe ein Buch aus der Bücherei. Du solltest es dir wahrscheinlich ansehen."

Dunkle Magie, denkt Draco bitter, und er hat ihn wie ein Juwel getragen. Wenn Granatapfel--
„Was ist das für ein Buch? Hast du es mitgebracht?", will er wissen und schaut sich suchend um. Harrys Mund verzieht sich trocken.

„Es ist in meinem Schlafsaal", gibt er zu.

„Ich brauche es – ich muss wissen, was dieser Ring tut", erklärt ihm Draco. „Ich muss wissen, was mein Vater damit bezweckt."

„In diesem Fall", lächelt Harry, „sieht es so aus, als ob du dich doch in den Gryffindor-Turm schleichen müsstest."

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Es ist stickig unter dem Umhang, und warm, und Harry verkündet sehr charmant, dass es die beste Methode zur Navigation durch die Korridore sei, wenn sich Draco mit den Armen um seine Taille geschlungen an seinen Rücken presst und sein Kinn über Harrys Schulter lehnt.

„So kommen wir nie irgendwo hin", erwidert Draco, während sie den Gang von einer Seite des Raumes zur anderen üben, und Harry grunzt geistesabwesend.

„Nein, nur – pass einfach deine Schritte meinen an, dann geht's ganz leicht. Wie beim Marschieren -– oh."

Draco grinst und stupst ihn noch einmal mit der Hüfte, während er seine Handflächen lüstern über Harrys Bauch ausbreitet. „Wir werden. Niemals. Ankommen", zieht er seine Worte in die Länge, und knabbert an Harrys Ohr.

Es ist stickig unter dem Umhang, und wird bald wirklich sehr, sehr warm.

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