Wow, Prolog und schon so viel Feedback! Habe mich total über eure Reviews gefreut!
DANKE an Todesser, Tinuviel Morgul (Danke! Also, ich habe es zwar im Warning angegeben, weil es sicher vorkommt, aber nicht als Endpairing, denke ich. Zu Sirius: Genau. Er ist ja nur verschwunden, seine Leiche ist nirgendwo aufgetaucht *smile*), black-eyed-april, Little Lion (das wird sich alles noch klären :)), Koryu, ChibiFelidae und Freundin, Amidala85 (hoffe, ich kann dich überraschen), Carys (ja, ich habe mich echt gefreut! Ja, meine erste FF hier..:)), Viper4, pirat (Frechdachs *g*...), skateZ.
DON'T GO!
The loyal heart has hidden treasures.
In secrets kept,
In silence sealed.
*
-1-
Albus Dumbledore musterte den Jungen ungehalten, der mit auf den Rücken gefesselten Armen vor seinem Schreibtisch stand, den Kopf aus einer Mischung von Trotz und Ehre hoch erhoben, und in einer Körperhaltung, die unwillentlich beeindruckte.
War das wirklich Draco Malfoy? Er hatte es schon bezweifelt, als er den Blonden die Große Halle hatte betreten sehen, dennoch fand er keine Erklärung dafür, warum jemand so aussah, wie eben jener Todgeglaubter. Ein Trick Voldemorts? Hogwarts war eigentlich sicher - kein Feind konnte so einfach in das Schloss hineinspazieren; das war nicht möglich dafür hatte Dumbledore gesorgt.
Das Veritasserum hatten sie ihm schon eingezwungen, da sich der Junge als vollkommen unkooperativ erwiesen hatte - und den Informationen nach, die Draco gegeben hatte, war er rechtmäßiger König von England im Jahre 1371 des Goldenen Zeitalters der Grauen Winde (was immer das zu bedeuten hatte), einziger Sohn des Herrschers Lucius Thomas Edward Andrew Salazar of Malfoy, dem Schwarzen König, der glorreich und ruhmreich das Land regiert hatte und nun gestorben war. Viel zu früh, denn Draco war eigentlich noch viel zu jung für das Regieren, aber das Schicksal hatte nun einmal zugeschlagen - so hatte der junge Thronfolger traditionsgemäß von jedem seiner Untertanen den Treueschwur abgenommen und begonnen, das Reich zu regieren.
Er, Dumbledore, war ein Berater seines Vaters gewesen (was der Schulleiter niemals hätte glauben können, wenn er nicht gewusst hätte, dass der Junge unter der Wirkung des Veritastrankes stand) und Snape ein Verräter auf der Flucht. Nun glaubte Draco, sie beide hätten sich zusammen getan, um ihm die Krone zu rauben und die Macht zu erhalten, wobei er allerdings fest davon überzeugt war, dass das Volk niemals mitspielen würde, da jene ´kein Thronräuberpack´ waren, wie er sich ausdrückte und sich erinnern würden, wem sie zu dienen hatten, nämlich ihm.
Und Hogwarts - Hogwarts war Dracos Schloss, schon zu seinen Kindeszeiten, zwar nicht der Hauptsitz, von wo er regierte, aber sein ihm Vertrautestes und Privatestes.
Dumbledore hatte ihn gefragt, woran er sich als Letztes erinnern konnte und Draco hatte geantwortet, dass ein Gewittersturm über das Land gefegt war und er während eines Ausrittes auf seinem schwarzen Hengst davon überrascht geworden wäre. Er und seine beiden Diener hatten sich beeilt, ins Schloss Hogwarts zurückzukehren, als auf einmal ein besonders greller Blitz am Himmel erschien, die Umgebung in ein bizarres Licht durchleuchtete und scheinbar alles wie elektrisiert gewesen wäre. Flugs war es dunkel und anschließend war er wieder auf den Ländereien gewesen - ohne seine Begleiter und ohne Pferd und war schnurstracks in die Burg hineingelaufen, um festzustellen, das sich alles gänzlich verändert hatte. Dann hatte er wieder angefangen, Dumbledore einen Königsverräter und Thronräuber zu nennen und geschworen, ihn eigenhändig ins Reich der Toten zu schicken, dafür, dass er ihm so derart in den Rücken gefallen war. Und Snape gleich hinterher. Und McGonagall am Besten auch noch. Und überhaupt alle, die sich freiwillig dem Befehl Dumbledores fügten.
Draco war sehr aufgeregt, das erkannte der alte Magier trotz dessen Ausdruckslosigkeit an den Pupillen, die selten stillstanden. Doch die Arroganz und die Überheblichkeit, zu glauben, etwas Besseres zu sein, als der Rest der Welt, schwanden nicht ein einziges Mal, scheinbar waren sie ein Teil von ihm, so dass selbst die Emotionslosigkeit, die der junge König an den Tag legte, sie nicht verdrängen konnte.
Snape hatte ihm soeben den Gegentrank eingeflösst, damit das Veritasserum die Wirkung verlor. Draco hatte ja bereits in der Großen Halle nicht gelogen - zumindest das gesagt, von dem er glaubte, dass es die Wahrheit war, wie es sich nun herausgestellt hatte.
Der Zaubertrankmeister ließ nicht erkennen, was er von der ganzen Geschichte hielt, aber er griff auf einmal nach Dracos zusammengebundenen Handgelenken und hob sie an.
Der Junge protestierte. "Wagt es nicht, mich anzufassen--"
"Das ist nicht jener Draco, den wir kennen", sagte Snape barsch, ohne auf die Worte des Blonden zu achten. Seine schwarzen Augen waren fest auf Dumbledore gerichtet. "Der Draco, den wir kannten, hatte eine kleine, feine Narbe direkt an der Pulsschlagader am linken Handgelenk. Sie hatte er, seit er ein kleines Kind war - es war eine magische Narbe, die durch nichts auf der Welt verschwinden konnte." Sein Blick wurde eine Spur kälter. "Bei diesem Jungen fehlt die Narbe."
Er ließ Draco los; die Bewegung war zu abrupt, als dass sie unauffällig gewesen wäre. Der Schulleiter wusste auch, warum. Snape war des Malfoy-Erbens Patenonkel gewesen; sein Verlust war mit Sicherheit nicht leicht zu ertragen. Nun, mit dem Auftreten eines Jungen, der aussah, wie jener, den sie gekannt hatten, musste unweigerlich die Hoffnung aufgekeimt sein, zu glauben, Draco würde leben. Aber jetzt wusste der Slytherinlehrer, dass es nicht derjenige war, für den er ihn vielleicht gehalten hatte. Dieser Zauberer hier war jemand ganz anderes...
McGonagall starrte derweil abwechselnd von Draco zu Snape, dann zu Dumbledore.
Dieser ließ sich in seinem Stuhl zurücklehnen - sein Verdacht, den er hatte, als er den Jungen heute zum ersten Mal gesehen hatte, bestätigte sich immer mehr. Spätestens, als Draco gesagt hatte, dass er im Jahr 1371 des Goldenen Zeitalters der Grauen Winde leben würde. Ein solches Zeitalter war Dumbledore nicht bekannt und er wusste, dass es eine solche Bezeichnung für die Zeitrechnung auch nicht gab, zumindest nicht in dieser Welt...
In einer anderen Welt... in einer anderen Realität... war es durchaus möglich. In einer parallelen Existenz konnte es sein, dass dieser Junge König war und lebte.
Die Theorie über Parallelwelten, über Alternativrealitäten gab es - Dumbledore hatte sich erst vor kurzem damit genauer beschäftigt - selbst Legenden existierten, die darüber erzählen, wie urplötzlich Zauberer oder Hexen auftauchten, die man für tot oder verschwunden gehalten hatte, und die von einer ganz anderen Welt sprachen, als diese augenblicklich vorherrschte.
Aber konnte das wirklich sein? War es nicht zu absurd? Konnte dieser Junge hier wirklich aus einer alternativen Realität sein? Wie war er dann hierher gekommen? Wie war das Tor zwischen den Welten aufgestoßen worden, dass er die Grenze hatte überschritten können, die niemals dafür gedacht war, dass man sie übertrat?
´Das Gewitter...´, dachte Dumbledore. Was hatte Draco unter Einfluss des Wahrheitstrankes gesagt, an was er sich als Letztes erinnern konnte?
"Ich war abends mit zwei meinen Dienern unterwegs auf einem Ausritt, als wir von einem Gewitter überrascht wurden. Es war kein normales Gewitter, das spürte ich sofort. Es kam viel zu plötzlich und viel zu mächtig - ein Sturm fegte wie aus dem Nichts über die Ländereien, die Donner waren so laut, dass es in meinen Ohren dröhnte und die Blitze so grell, dass sie blendeten. Ich befahl, sofort zum Schloss zurückzureiten. Und dann erschien ein Blitz am Himmel, direkt vor uns, so bizarr, so hell, dass die ganze Umgebung in gespenstisches Licht eingetaucht wurde. Es war ein schmerzhaftes, prickelndes Gefühl, das durch meinen Körper fuhr. Dann wurde es dunkel, doch nur ein paar Sekunden später war ich wieder bei Bewusstsein, noch immer auf den Ländereien, noch immer im Gewittersturm - aber mein Pferd und meine Begleiter waren verschwunden."
Dieser Blitz... konnte er so kräftig gewesen sein, dass er sich mit einer solchen Elektrizität abgeladen hatte, dass die geschlossenen Tore zwischen den Welten sich dadurch geöffnet hatten?
Einen Zeitzauber schloss Dumbledore sofort aus. Wäre Draco aus der Vergangenheit, würden unmöglich so viele Personen aus der gegenwärtigen Zeit genauso aussehen, wie in der verblichenen. Ähnlichkeiten vermochte es da geben, aber keine exakte Übereinstimmung des Aussehens, wie es derzeit vorherrschte. Der Zufall würde dabei nicht mitspielen.
Er beschloss, später in Ruhe darüber nachzudenken und Draco zunächst einmal zu entfesseln. Ein kurzer Zauber und die Seile lösten sich. Ohne Waffen war er ungefährlich.
Draco sah ihn noch immer feindselig an, als er wieder frei war. Seine Brust hob und senkte sich rasch. "Ich verlange zu wissen, was Ihr mit meinen Männern gemacht habt!", befahl er mit seiner schleppenden, anmaßenden Stimme.
Dumbledore runzelte die Stirn. "Eure Männer waren niemals hier."
Er merkte, wie McGonagall überrascht die Augenbrauen hob, als er die förmliche Anrede Dracos übernahm. Doch ein wenig Entgegenkommen konnte niemals schaden.
Draco, dessen Arme reglos herabhingen, ballte seine Hände zu Fäuste, eine irgendwie hilflose Geste. "Lüge!", zischte er aufgebracht. Die aristokratischen Gesichtszüge waren verhärtet. "Vor ein paar Stunden waren sie doch noch da! Wenn Ihr schon Verrat begeht und mich meiner Krone entmächtigen wollt, dann tut es gefälligst auf eine Art, die nicht meine Intelligenz beleidigt!" In seinen grauen Augen stürmte es. "Hängen sollt Ihr!"
Ja, trotz der äußeren Abbilder war dieser Junge ganz anders, als jener, den Dumbledore gekannt hatte. Dieser hier zeigte häufiger seine Gefühle - das Recht eines Thronfolgers und jungen, unerfahrenen Königs, tun zu können, wie es einem im Sinn stand, allein, weil man die Macht hatte und es für selbstverständlich hielt, dass alle einem ohne Bedenken dienten.
"Das Volk hat mir die Treue geschworen", fuhr er aufgebracht fort. Eine sanfte, kaum wahrnehmbare Röte strich über seine blassen Wangen. "Es sieht in mir den rechtmäßigen Thronerben und Herrscher Englands, es hat sein Vertrauen in mich gesetzt!" In seinen Augen blitzte es undefiniert auf, vielleicht war es Verzweiflung, vielleicht war es Verlassenheit, es war nicht exakt zu definieren. Seine Stimme senkte sich zu einem Flüstern. "Ihr könnt Euch nicht so einfach die Macht nehmen, die mir zusteht!"
"Junge, niemand will deine Macht", mischte sich Snape entnervt ein.
Draco fuhr herum und wich dabei einen Schritt zurück. "Wagt es nicht, mich ohne Aufforderung anzusprechen, Abtrünniger!", herrschte er Snape an, fast schon ohnmächtig vor Wut. "Und was fällt Euch ein, mich auf diese Art anzureden!"
Snape hob seine linke Augenbraue. "Ich bezweifle sehr, dass ich derjenige bin, für den Ihr mich haltet, mein König", höhnte er, doch ein gefährlicher Unterton schwang in seiner kalten Stimme mit.
Draco lachte höhnisch auf. "So? Wer seid Ihr dann? Ihr seid Severus of Snape und eigentlich ein Freund der königlichen Familie, wenn Ihr nicht entschieden hättet, Euch gegen meinen Vater zu wenden!", stieß er hasserfüllt hervor. "Und dafür bringe ich Euch um!"
Dumbledore war düster amüsiert. Das war nicht schlecht, das war sicher schon die zehnte Morddrohung, seit der Junge Hogwarts betreten hatte. "Hier bringt niemand niemanden um", warf er beflissentlich ein.
Draco schnaubte und taxierte ihn mit finsteren Blicken. "Auch Ihr braucht nicht auf meine Gnade zu hoffen!"
"Vielleicht wäre es angebracht, Ihr zügeltet Euer Temperament, denn im Augenblick habt Ihr überhaupt nichts zu sagen", erwiderte Dumbledore ruhig. "Im Grunde können wir Euch gefangen nehmen, bis wir uns entschieden haben, was mit Euch geschehen wird."
Das schien den Blonden für die nächste Sekunden außer Fassung zu bringen. Ein kurzes Blinzeln, ein Verengen der Augen. "Ihr plant Königsmord", stellte Draco dann ausdruckslos fest. "Natürlich, wenn Ihr schon auf meine Macht aus seid, dann wollt Ihr mich auch aus dem Weg haben." Er schüttelte den Kopf, als könnte er es kaum glauben, die Lider senkend. Die dichten, hellen Wimpern warfen halbmondförmige Schatten auf seine Wangen.
"Warum hat mein Vater Euch niemals durchschaut?", fuhr er fort, diesmal schwang leise Ausweglosigkeit und Frustration in seiner Stimme mit. "Als Ihr Euch geweigert habt, den Bluteid zu leisten, hätte er es doch merken können. Ihr habt Euch nur auf den Treueschwur konzentriert, damit Ihr Euch nicht allzu sehr schuldig macht, wenn Ihr den nächstbesten Verrat begeht, hm?"
Draco sah wieder auf - Dumbledore hatte etwas erwidern wollen, aber der neu aufgeglommene Ausdruck in den silbrigen Augen ließ ihn verstummen. Echte Verzweiflung war darin aufgeblitzt, die darauf hindeutete, dass die Verantwortung und die Macht, die der sechzehnjährige Junge mit dem Tod seines Vaters übernommen hatte, viel zu groß für ihn waren, und die Bestürzung, ein enger Freund als Verräter und ´seine´ Burg in Feindes Hand erkennen zu müssen, war offensichtlich ein wenig zu viel für ihn.
Doch es währte nur einen Wimpernschlag, denn eine Sekunde später, siegte die Ausdruckslosigkeit; ließ das offenbarte Gefühl verschwinden in dunkle Schluchten; ein kurzer, intimer Augenblick und Draco zeigte wieder die Maske eines viel zu jungen Königs, der es gewohnt war, zu befehlen und zu erwarten, dass man ihm ohne Zweifel gehorchte.
Dumbledore, der nicht vorhatte, Draco von seiner Theorie zu erzählen, ehe er sie nicht halbwegs hatte bestätigen können, suchte sich passende Worte zurecht. "Alles, was ich Euch sagen kann, ist, dass Ihr lernen solltet, Sein von Schein zu unterscheiden. Wahrheit und Lüge sind leicht zu verwechseln - beobachtet und Ihr werdet feststellen, dass Eure Behauptung zu Unrecht ausgesprochen wurde."
Draco zog seine Augenbrauen zusammen und lächelte höhnisch. Es war ein kaltes Lächeln, das seine Augen nicht erreichte. "Und wie immer verlegt Ihr Euch auf das Rätselsprechen, wenn es darum geht, offene Zugeständnisse zu machen..." Er machte eine abwertende Handbewegung. "Ich habe nichts anderes erwartet."
Er drehte sich herum und ging mit federnden, schnellen Schritten zur geschlossenen Tür. Dort blieb er abwartend stehen.
"Uhm, wohin wollt Ihr?"
"Zu meinen Gemächern, wohin denn sonst", lautete die giftige Antwort, als sei es das Selbstverständlichste auf der Welt. "Und möge mir nun jemand endlich diese Tür öffnen oder soll ich es etwa selber tun?", fügte er harsch und ironisch hinzu. Wahrscheinlich gab es sonst immer Diener, die dies für ihn erledigten.
McGonagall sah Dumbledore an und schien, trotz der ernsten Lage, ein Auflachen nur mühevoll unterdrücken zu können. Sie seufzte stattdessen, schritt zur Tür und schloss sie auf.
Draco eilte hinaus, noch ehe jemand etwas sagen konnte.
"Ehm", machte Snape, dessen Stimme bereits von Sarkasmus beherrscht wurde, "halten Sie es für eine gute Idee, einen ´König´, der jeden erwägt, umzubringen, der ihm nicht gehorcht, frei durch die Schule zu seinen ´Gemächern´ laufen zu lassen? Wo immer sie auch sein mögen, er wird wenig erfreut sein, wenn er sieht, was er vorfinden wird, denn königliche ´Gemächer´ haben wir hier sicher nicht."
Dumbledore schmunzelte. "Er ist waffenlos und unsere Schüler können zaubern - was soll schon großartig geschehen?"
Snape sah ihn missbilligend an.
"Aber wahrscheinlich wäre es besser, wenn Sie nach dem Rechten sehen", fügte er schnell hinzu.
"Ausgerechnet Severus?", meinte McGonagall zweifelnd. "Dieser Draco hier scheint nicht gut auf ihn zu sprechen zu sein."
Doch Snape winkte bereits ab. "Ich kümmere mich schon um unseren König." Sprachs, verschwand er aus dem Büro und eilte dem Jungen nach.
McGonagall sah Dumbledore strafend an. "Das gibt doch Mord und Totschlag, Albus!"
*
Harry schlenderte gerade mit Hermione und Ron durch die Gänge, Richtung Gryffindorturm, als sie aus heiterem Himmel mit Draco zusammenstießen.
Die Halloweenfeier war mit seinem Erscheinen abgebrochen worden und alle waren heftig tuschelnd hinausgegangen, bereit, die wildesten Gerüchte in Umlauf zu bringen.
Der Blonde stieß Harry grob von sich, so dass dieser ein paar Schritte zurückstolperte. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Ron seine Fäuste hob.
"Hey, Arschloch, kannst du nicht aufpassen!", blaffte Ron auch schon.
"Wie bitte?", kam es zunächst fassungslos von Draco zurück. Dann verengte er seine Augen zu so kleinen Schlitzen, dass seine hellen Wimpern fast aufeinander schlugen. "Du bist wohl einer von Dumbledores Anhängern!"
Das Fackellicht beleuchtete den dunklen Gang spärlich; Schatten tanzten an den Wänden im Feuerschein, welches Dracos Haare beinahe zu vergolden schien.
"Klar bin ich das!", erwiderte Ron irritiert. "Das weißt du doch. Und hör' auf, die Königsnummer abzuspielen, wir wissen nämlich, was du für eine falsche Schlange bist."
Draco starrte ihn perplex an und ballte nun seinerseits die Fäuste. Er atmete scharf die Luft ein und schien nicht glauben zu können, was ihm da gerade an den Kopf geworfen wurde. "Hör' mal, Bauerntölpel, nenn' mir deinen Namen und knie gefälligst vor deinem König nieder, ehe ich dir den Kopf abschlagen lasse!", zischte er außer sich vor Wut.
"Und mit was?", fragte Hermione ruhig dazwischen.
Draco blinzelte und warf ihr einen flüchtigen Blick zu. "Vielleicht mit Accio Schwert?", schlug er gespielt unschuldig vor - und nur einige Augenblicke später kam in alarmierender Geschwindigkeit eine blitzende Schwertklinge durch die Luft gesaust.
Geschickt fing der Junge sie auf und hielt die Schwertspitze auf Ron gerichtet - genau im selben Augenblick zogen Hermione und Harry ihre Zauberstäbe und richteten sie auf Draco.
"Eine Bewegung und ich töte dich", drohte Draco finster.
"Eine Bewegung und wir töten dich!", gab Harry aufreißerisch zurück, wissend, dass weder er noch Hermione den Todesfluch beherrschten, jedoch genügend andere Zauber, um Ron retten zu können.
"Gerade mal eine Minute vergangen und schon sind wir bei Morddrohungen", seufzte Hermione ergeben.
Draco schien Harry zu glauben, dass er durchaus befähigt war, den Avada Kedavra - Spruch einzusetzen, denn er wurde eine Spur blasser - ob aus Entsetzen oder aus Zorn, darüber konnte Harry sich nicht einig werden.
"Du drohst mir?", fragte sein Gegenüber auch schon erzürnt. "Du wagst es, deinen König zu bedrohen?" Er lachte ungläubig auf. "Hat Dumbledore euch alle mit Flüchen beeinflusst; ist es der Imperiusfluch, unter dem ihr leidet? Es darf doch wohl nicht wahr sein, dass jede verdammte Seele in meiner Burg mich nicht mehr als König ansieht!"
"Malfoy, du warst nie König", stöhnte Ron genervt.
Ein hasserfüllter Blick. "Verrat, Drohungen, Verleugnung - die Liste deiner Verbrechen wird länger und länger."
Ron schnaubte wütend. Seine Gesichtsfarbe konkurrierte mit der seiner Haare.
Für einen Augenblick lang schienen alle drei die Pattsituation vergessen zu haben, in der sie sich befanden; nur ihr Gespräch zählte, die Tatsache, dass sie über Themen redete, ohne, dass sie einander verstanden, gefangen in der Faszination des Unerklärlichen.
"Und nennt mir tunlichst eure Namen, damit ich weiß, wen ich hinzurichten habe!", fuhr Draco verärgert fort.
Hermione hob spöttisch ihre Augenbrauen. "Namen? So viel Interesse hast du ja noch nie gezeigt, Malfoy."
Draco presste seine Lippen zusammen. "Wag' es nicht, mich so anzusprechen!"
"Ich bin Harry Potter", sagte Harry plötzlich und war überrascht, wie ruhig er klang. Wahrscheinlich hielt sein Verstand es für das Beste, ob der skurrilen Situation einfach nur Gelassenheit zu bewahren. Außerdem schien der Slytherin aufrichtig zu glauben, was er da redete, aus welchen Gründen auch immer. Zudem würde Dumbledore ihn nicht frei herumlaufen lassen, wenn es sich hierbei um eine trickreiche Falle handeln sollte. "Und das sind Ron Weasley und Hermione Granger."
"Weasley?", wiederholte Draco in einem Ton voller Verachtung und er hob seine Schwertklinge an. Er schaute direkt in Rons Augen. "Ein Weasley?" Er lächelte höhnisch. "Dann wundert mich ja überhaupt nichts mehr. Dass diese Rotschopfbande von Bauerntrottel, die mehr Kinder zur Welt bringt, als das sie es sich leisten kann, mit Verrätern zusammenarbeitet, ist nicht überraschend, nicht wahr?"
Angespanntes Schweigen folgte seinen Worten, das sich zuspitzte, wie die geschliffen scharfen Kanten eines Edelsteines; sich sammelte an der Spitze eines funkelnden Juwels, derart intensiv, dass die Luft zu zerreißen drohte.
Dann passierten mehrere Dinge fast gleichzeitig.
Draco trat plötzlich einen Schritt näher - Ron keuchte auf, als die scharfe Klinge sich gegen seine Kehle richtete, Hermione schrie auf und Harry reagierte.
Es war ein Erstarrungszauber, doch der Blonde schien sich unter dem Lichtblitz weggeduckt zu haben, so dass der Fluch an der nackten Steinwand abprallte.
Aus den Augenwinkeln sah Harry, wie Rons Hals schon voller Blut war und er warf sich ohne nachzudenken einfach auf den Slytherin.
Sie fielen hart zu Boden - Draco auf den Rücken, Harry direkt auf ihn. Rasch packte er nach den Handgelenken des anderen und drückte sie über den Kopf des Jungen auf den Boden - mit den Reflexen eines trainierten Suchers. Er saß auf dessen Beine, so dass diesem jegliche Bewegungsfreiheit genommen wurde. Das Schwert hielt Draco noch immer in der Hand und er versuchte, sich aus Harrys Griff zu winden.
Ron wimmerte im Hintergrund und Hermione schien nachzuschauen, wie lebensbedrohlich die Wunde war.
"Dieser verdammte Bastard, das kriegt er zurück!", schimpfte Ron und Harry war erleichtert. Wenn sein Freund noch beleidigen konnte, war es so schlimm nicht um ihn bestellt.
"Lass' mich los!", keuchte Draco außer sich, doch Harry dachte nicht daran. Er verhärtete seinen Griff, so dass er den schnellen Puls des anderen spüren konnte.
Gerade, als er etwas erwidern wollte, ertönte eine schneidende Stimme.
"Potter, wie immer gewalttätig, was? Das gibt zehn Punkte Abzug für Gryffindor - und jetzt runter von dem Jungen!"
Snape. Natürlich. Im unpassendesten Moment aller Augenblicke tauchte diese verhasste Person auf. Und dann auch noch Punktabzug, obwohl er verhindert hatte, dass dieser geisteskranke Verrückte Rons Kehle durchschnitt.
Harry stöhnte unterdrückt auf, doch kam den Worten des Giftmischers nicht nach. "Malfoy hat ein Schwert", gab er Auskunft, da er keine große Lust hatte, sofort angegriffen zu werden, sobald er Draco losließ.
Snape zauberte kurzerhand die Waffe zu sich (ohne auf die Proteste Dracos zu achten) und funkelte Harry an.
Dieser ließ Draco los und rappelte sich schnell auf, den Blonden im Auge behaltend und gleichzeitig nach Ron sehend.
Er blutete am Hals, doch es handelte sich nicht um eine ernsthafte Wunde. Wahrscheinlich hatte Draco ihn nur schocken wollen.
"Weasley, ab zur Krankenstation", befahl Snape knapp. "Granger, Sie begleiten ihn."
Harry nahm unruhig zur Kenntnis, dass er nicht entlassen worden war.
Draco, der aufgestanden war und seine Kleidung zurechtzupfte, spießte ihn mit tödlichen Blicken auf.
"Was ist passiert?" Snape schaute zwischen den beiden Jungen hin und her.
"Ich rechne mit Verrätern ab, wie es mein gutes Recht ist!", antwortete Draco scharf, ohne Harry aus den Augen zu lassen.
"Ich bin kein Verräter, der Verräter bist du!", maulte dieser zurück.
Draco schnappte nach Luft, war mit einem Schritt bei Harry und packte ihn am Kragen. "Ich bin dein König und du wirst dafür bezahlen, dass du deinen Treueschwur gebrochen hast!", zischte er leise und bedrohlich. Der Fackelschein reflektierte sich in seinen Pupillen und machte sie heller.
Harry umklammerte dessen Handgelenke und versuchte, sich loszureißen. "Ich habe dir niemals die Treue geschworen, Malfoy", antwortete er im selben Tonfall und genauso leise. "Ich weiß nicht, was du seit dem Kampf durchgemacht hast, aber eigentlich bist du tot - Zeugen haben dich sterben sehen und König warst du niemals, weil--"
Er brach ab, als er plötzlich losgelassen wurde und sah, wie ein überaus blasser Draco zurückstolperte. "Welche Lügen erzählst du mir da?", fuhr er ihn erbost an... und doch waren leise Zweifel nicht zu überhören. Seine Augen waren weit aufgerissen und die Hände zu unbehüteten Fäusten geballt.
"Ich sage die Wahrheit", meinte Harry tonlos.
"Es gibt immer mehrere Seiten von Wahrheiten", mischte sich Snape überraschend sanft ein. Betont ausdruckslose Züge beherrschten sein bleiches Gesicht. Er war von hinten an Draco herangetreten und legte eine Hand auf dessen Schulter. Seine dunklen Augen strichen kühl, aber mild über ihn. "Kommt mit, ich führe Euch zu Euren... Räumlichkeiten."
Harry blinzelte, als er hörte, dass Snape die alte, förmliche Anrede benutzte. Was ging denn jetzt ab? Waren nun alle um ihn herum komplett irre geworden?
Draco, der sich nur schwer zu beruhigen schien, fuhr herum und wich hastig zurück, als er feststellte, dass Snape so dicht hinter ihm gestanden hatte. Er stieß mit dem Rücken gegen Harry und fand dort Halt, doch das schien er nicht wahrzunehmen.
"Fasst. Mich. Nicht. An", flüsterte der Junge tonlos, nahezu überstürzt.
Vielleicht war das alles viel zu viel für ihn. Vielleicht verstand er die Welt nicht mehr. Vielleicht suchte er irgendwo im reißendem Strom eine Erklärung, an der er sich festhalten konnte, um nicht mitgerissen zu werden, hin zu den tiefen Abgründen, die in schwarze Finsternis führten.
Aber was auch immer Draco gerade fühlte, er ließ nicht zu, dass man es erkannte. Denn er rannte einfach davon.
Wie hat es euch gefallen?
Ich hoffe, ihr reviewt mir!
In der Physik spricht man übrigens tatsächlich von einer möglichen Existenz von Parallelwelten. Ich denke, die Sci-Fi-Fans unter euch kennen die Theorien zu Genüge ;).
Warum Parallelwelt und nicht Zeitreise?
1. Ersteres ist spannender.
2. Auch wenn man in FFs seiner Fantasie den freien Lauf lassen kann, halte ich es irgendwie für unrealistisch, wenn alle Figuren gleich aussehen würden, sofern Draco aus der Vergangenheit käme und jeden aus der Gegenwart zu kennen scheint, weil sie so aussehen, wie jene aus seiner Zeit. Im Falle einer Parallelwelt wäre es aber durchaus denkbar, da jedes ´Ich´ damit alternativ existieren würde - und somit eine Übereinstimmung des Äußeren möglich wäre.
3. Durch die Parallelwelt habe ich viel mehr Möglichkeiten, Dracos Welt zu gestalten, als wenn er aus der Vergangenheit käme.
