Paradise Lost
Die Landschaft seiner Poesie
war
-immer noch-
die Wüste.
Kapitel 2: Innere Sicherheit
Ego gratia ago, deo, tutari Leda et alienum
Ich hoffe, Euer Gott sieht nicht nur die üppigen Gaben und wird dadurch von Eurem Gebet abgelenkt, erklang eine leicht spöttische Stimme hinter Ariadnes Rücken.
Sie lächelte, wusste genau, wer dahinter steckte.
, endete sie und stand auf.
Das solltet Ihr auch. Ich bettete für Euch.
Er hob eine Augenbraue. Tut das nicht. Wer weiß, vielleicht hört Euer Gott Euch doch und dann hilft er mir womöglich noch.
Um ehrlich zu sein, mir scheint, als könntet Ihr ein wenig Hilfe gut gebrauchen, meinte Ariadne.
Bitterkeit lag in seinem Blick. Nein, danke Wenn ich eins gelernt habe, dann, dass man Hilfe nie geschenkt bekommt.
Stirnrunzelnd sagte sie. Ein wahrhaft trauriger Gedanke. Ich wünschte, ich könnte Euch das Gegenteil beweisen.
Ihr seid naiv, Novizin, bemerkte er kalt, selbst Euer Gott erwartet Opfergaben als Gegenleistung für seine Hilfe. Also erwartet auch nichts Besseres von den Menschen.
Bevor Ariadne etwas Anderes behaupten konnte, rannte plötzlich ein etwa siebenjähriges Mädchen mit blondem, lockigem Haar und tiefseeblauen Augen in den Raum und klammerte sich an ihren Arm.
Wenig später trat eine füllige Frau ein, die außer Atem schien.
Entschuldige, Ariadne, aber sie wollte einfach nicht länger auf dich warten, klagte sie.
Schon okay, Dolores, ich bin auch sehr spät dran, antwortete die Novizin und kniete sich zu dem Kind hinab.
Geh schon mal vor, Mareille, ich bin gleich wieder bei dir und erzähle dir eine Geschichte.
Das Kind strahlte sie an. die von der Schwanenprinzessin?
Ariadne nickte.
Angesichts dieses Versprechens ließ sich die Kleine widerstandslos von Dolores abführen.
Als Ariadne sich wieder erhob, traf sie ein prüfender Blick.
Ich dachte, Novizen und Priester stehen unter strengstem Zölibat? fragte Saibeth.
Mittlerweile gebrauchte jeder im Tempel den von ihr erfundenen Namen. Ihn schien es bis jetzt nichts auszumachen.
Es freut mich zu hören, dass es auch noch Männer gibt, die nicht nur das Äußere einer Frau wahrnehmen, erwiderte sie und wandte sich Richtung Tür.
Zum ersten Mal sah sie ihn verblüfft. Und woher wollt Ihr wissen, dass ich solch ein Mann bin?
Ariadne lächelte. Gute Nacht, Saibeth.
Und weg war sie.
Stirnrunzelnd starrte er ihr nach. Dann dämmerte es ihm.
Wie sollte sie murmelte er und erinnerte sich ihrer silbernen, langen Haare und den grauen Augen, kein ungewöhnliches Aussehen für die Priester und Novizen des Suterces-Ordens.
Kopfschüttelnd und verärgert über seine eigene Begriffsstutzigkeit machte Severus Snape sich auf den Weg in seine Kammer.
Und sie lebten glücklich und zufrieden für immer im Lande Aurora, wo die Sonne nie untergeht, schloss Ariadne ihre Erzählung. Doch Mareille schlief bereits tief und fest.
In der anderen Ecke des Raumes lag Dolores, Ariadnes engste Vertraute und beste Freundin im Tempel.
Der Altersunterschied von knapp 13 Jahren machte dabei keinen Unterschied.
Dolores war, wie Ariadne, noch nicht lange Novizin im Tempel.
Gerade warf sie der jüngeren Frau einen ernsthaften Blick zu.
Er gefällt mir nicht, meinte sie.
Verblüfft erwiderte Ariadne:
Dieser Mann du weißt schon den du Saibeth nennst.
Der ganze Tempel nennt ihn so. Und du kennst ihn doch gar nicht.
Dolores setzte sich auf. Nein, das tue ich nicht. Aber tust du das?
Sie zuckte mit den Schultern.
Siehst du, genau das meine ich. Er genießt seit sieben Tagen die Gastfreundschaft des Tempels und dennoch hat er uns bist jetzt nicht einmal seinen Namen verraten.
Zum Ersten: Er vergilt unsere Gastfreundschaft mit seiner Arbeit. Zum Zweiten: Gib ihm etwas Zeit, irgendwann wird die Vergangenheit ihn einholen und wir werden erfahren, was wir zu erfahren wünschen.
Ja und das macht mir Angst. Wieso sträubt er sich dermaßen davor, uns seine Geschichte zu erzählen? Nur Verbrecher tun das, erklärte Dolores.
Dolores, du wirst paranoid, erwiderte Ariadne.
Glaub, was du willst, aber irgendetwas stimmt nicht mit ihm. Irgendwann wirst du meiner Worte noch gedenken, sagte ihre Freundin bedeutungsschwanger.
Gute Nacht, Dolores, antwortete sie entschlossen.
Habt Ihr eigentlich nichts Anderes anzuziehen? fragte Ariadne den am nächsten Tag, als sie zusammen eine Kiste voller junger Rosensträucher zum Garten trugen.
, antwortete er knapp.
Sie grinste. Na, wenigstens habt Ihr in der letzten Woche mal endlich die Kapuze vom Kopf gezogen!
Habe ich mich schon mal über Euer Äußeres beschwert? knurrte er missmutig.
Nein, aber ich gehe einfach davon aus, dass es Euch daher anspricht. Also?
Sie stellten die Kiste auf dem weißen Weg ab.
Also- was?
Soll ich Euch etwas Neues besorgen oder nicht?
Warum fragt Ihr mich? Ihr tut doch sowieso, was Ihr wollt, sagte er und begann, die Rosensträucher auszuräumen.
Sie setzte sich zu ihm. Ich wollte nur den Anschein erwecken, als ließe ich Euch eine Wahl.
Er seufzte. Natürlich. Wieso muss ich Eich eigentlich helfen, diese nutzlosen Ziersträucher zu pflanzen? Ich dachte, ich sollte den Tempel renovieren?
Der Garten ist ja auch ein Teil des Tempels, rechtfertigte sie sich, Mögt Ihr keine Blumen?
Ich beschäftige mich ausschließlich mit Nutzpflanzen
Er stockte.
Ariadne lächelte triumphierend. Also hattet Ihr mit bestimmten Pflanzen zu tun, hm?
Im Namen Merlins, seid Ihr immer so neugierig? rief er aus und funkelte sie an.
Verwirrt erwiderte sie: Im Namen Merlins? Das ist keine übliche Floskel bei uns.
Snape starrte sie an.
Wortlos erhob er sich und rauchte von dannen.
Neugierig, aber gleichzeitig bekümmert, sah Ariadne ihm nach.
Wieso verleugnete er seine Vergangenheit, sich selbst, so sehr?
