- Kapitel 2 -

Willkommen in Hogwarts

Tarsuinn wusste nicht, ob er lachen oder vor Angst weinen sollte. Der Griff von Professor McGonagall schmerzte und der Hut ließ sich einfach nicht absetzen. Er konnte seine Arme einfach nicht über Schulterhöhe anheben und hatte so keine Chance, den Hut zu berühren. Er hasste es, nicht die Kontrolle zu haben.

Auf der anderen Seite war alles auch recht lustig. Hatte nicht Sir Arthur Conan Doyle seinen Sherlock Holmes sagen lassen: Wenn man alle Möglichkeiten nacheinander ausschließt, dann ist die, welche am Ende übrig bleibt, die Lösung des Rätsels. Nun – nach seiner Rechnung gab es nur zwei Möglichkeiten, die übrig blieben: Entweder war er nun doch völlig verrückt geworden und hatte Halluzinationen oder aber er war durch Zufall in einer echten, wahrhaftigen Zauberschule gelandet. Zuerst hatte er geglaubt in einem Internat zu sein, in dem die Copperfields und Houdinis der Zukunft ihr trickreiches Handwerk erlernen konnten. Doch dem war nicht so. Dieses Schloss, die Lehrer, das Gefühl, das ihn hier zu übermannen drohte – es war, als wäre man in einem Irrenhaus, in dem alle Insassen glaubten Magie zu beherrschen und es – entgegen der Physik – auch konnten.

Innerlich grinsend beschloss er, erst einmal anzunehmen, dass er selbst der geistig Gesunde hier wäre und alle anderen verrückt. Auch das nette Mädchen aus dem Zug. Dieser Gedanke amüsierte ihn noch mehr und vertrieb langsam die Angst, die ihn fast überwältigt hatte, als er die Überraschung, Abscheu und ängstliche Panik in dem großen Saal gespürt hatte. Eigentlich schwachsinnig. Die meisten hatten sich benommen, als wäre er derjenige mit der übermächtigen Zauberkraft und nicht sie. Mehrere hundert gegen einen. Vielleicht sollte er sich geschmeichelt fühlen?!

„Entschuldigen Sie bitte. Professor McGonagall, Direktor!", bat eine freudige, doch irgendwie bösartige Stimme von einem Mann, der gerade eine Treppe heraufstieg. Tarsuinn hasste solche Stimmen, vor allem wenn sie sich freuten. Sie gingen meist mit dem Leid anderer einher.

„Welch glücklicher Zufall", fuhr die Stimme fort.

Der Mann wedelte mit Papier in der Luft herum.

„Was kann ich für Sie tun, Professor", erkundigte sich McGonagall mit einer Stimme, als würde sie gerade eine Zitrone kauen und versuchte dies zu verbergen.

„Es wird Sie freuen zu hören, dass Potter und Weasley doch noch eingetroffen sind."

Das Papier wechselte den Besitzer.

„Wo sind sie?", fragte McGonagall heiser, nachdem sie wahrscheinlich irgendetwas gelesen hatte. Sie klang jetzt zornig und Tarsuinn war einfach nur froh, dass sie sich über jemand anderen ärgerte.

„In meinen Büro. Ich hielt es für das Beste, sie von der Halle fernzuhalten."

„Da haben Sie Recht getan", pflichtete die Professorin bei. „Direktor…?"

„Gehen Sie nur. Ich werde bald nachkommen", versprach der Direktor.

Wahrscheinlich nachdem er mich irgendwo eingesperrt hat, dachte Tarsuinn sarkastisch.

Wenigstens löste sich so der harte Griff um seine Schulter. Er stand nun allein mit dem Direktor im Flur, während die Schritte zweier Personen langsam verhallten.

„Wo entlang?", fragte er den Direktor, nachdem dieser sich eine Weile nicht regte.

„Folge mir", kam die nachdenkliche Antwort. Der Mann schien nicht so hart zu sein, wie McGonagall. Er wirkte eher freundlich – wie ein alter, nachsichtiger Großvater. Mit genug Selbstvertrauen, einfach so vor ihm herzuspazieren, als wäre es zwecklos wegzulaufen. Was es ja auch war. Wo sollte er hier schon hin? Tikki mochte vielleicht einen Weg hier hinaus finden, für sich selbst bezweifelte er das.

„Scherbert Zitrone!", sagte der Direktor plötzlich und verlangsamte seinen Schritt.

Er wollte gerade ein äußerst intelligentes „Häh?" zum Besten geben, als der Mann auch schon wieder ausschritt und sich vor ihnen Stein gegen Stein bewegte. Sprachgesteuerter Türöffner dämmerte es ihm. Wieder folgte er und kam sich dabei wie ein kleines Hündchen vor.

Als er die Tür erreichte, stolperte er und stieß sich hart den Kopf an einer Wand.

„Autsch", rutschte es ihm heraus. Der Boden war unter ihm weggerutscht. Zwei starke Hände halfen ihm wieder auf die Füße.

„Danke", murmelte Tarsuinn. „Hab nicht aufgepasst."

Tikki – die etwas unsanft von seiner Schulter abgestiegen war, schimpfte laut mit ihm.

„Ja, ja", wehrte er ab. „Tut mir Leid. Hätte auf dich hören sollen."

Trotz der Entschuldigung wollte Tikki erst mal nicht mehr auf seiner Schulter reiten.

Plötzlich ruckelte der Boden kurz, aber des Direktors Hand hielt ihn diesmal, so dass er nicht stürzte.

„Nochmals danke", sagte er erneut. Höflichkeit konnte im Moment wohl nicht schaden.

„Es besteht kein Grund für Dank", kam die offensichtlich amüsierte Antwort. „Komm herein und setz dich."

Tarsuinn folgte einfach Tikki und setzte sich in einen recht bequemen Sessel.

„Würdest du mir verzeihen, wenn ich dich kurz allein ließe?", erkundigte sich der Direktor.

„Solange sie mich nicht fesseln", erwiderte er. Sein Humor klang ein wenig schwach, selbst für seine eigenen Ohren.

„Ich hoffte, dich eher mit etwas Essen zum Bleiben bewegen zu können", meinte der Direktor nachsichtig.

Tarsuinns Magen knurrte begeistert und auch Tikki gab zustimmende Geräusche von sich.

„Das gilt natürlich auch für die kleine Mungodame hier", ergänzte der Mann sofort.

Sein Respekt für den Mann wuchs ein gigantisches Stück. Nur wenige Engländer wussten, was ein Mungo war und noch weniger hätten nach so kurzer Zeit ein Weibchen erkannt.

„Ich glaub, wir hätten beide nichts dagegen einzuwenden", gab er zu. „Wir versprechen auch nicht wegzulaufen, wenn Sie darauf bestehen."

„Das wird nicht nötig sein."

Ein leises Puff war zu hören, dann bekam er einen Teller in die Hand gedrückt.

„Esst soviel ihr wollt. Ich werde bald zurück sein. Eistee steht auf dem Schreibtisch."

Damit machte er sich auf den Weg zurück zur Tür.

„Herr Direktor?!", hielt Tarsuinn den alten Mann kurz zurück.

„Ja?"

„Wie heißen Sie eigentlich, Sir?", fragte er neugierig.

„Mein Name ist Albus Dumbledore", antwortete er und wenn er da nicht ein Lächeln heraushörte, dann wusste er auch nicht mehr.

„Erfreut, Sie kennen zulernen", erklärte Tarsuinn höflich. „Ich bin Tarsuinn McNamara und das ist Tikki."

„Ich freue mich auch", sagte er und kam dabei noch einmal näher.

„Denn ich liebe es Rätsel zu lösen", flüsterte Dumbledore in sein Ohr. Dann ging er ohne ein weiteres Wort.

Es wurde recht still um Tarsuinn. Tikki zerfetzte irgendein Fleisch und schlang es genüsslich herunter. Er selbst griff nach seinem eigenen Essen – es waren einfache, aber köstlich belegte Brote – und schlang es herunter. Seltsamerweise konnte er essen soviel er wollte, der Teller wurde nicht leer. Ab und zu waren aber auch seltsame Sachen dabei. Brote belegt mit Lakritz oder Brausepulver (Zitrone) waren absolut nicht sein Geschmack. Trotzdem aß er sie und spülte den widerlichen Geschmack mit Tee herunter, denn er fürchtete, wenn er etwas zurücklegte, würde sich der Teller nicht wieder füllen.

Aber irgendwann war selbst er satt. Tikki hatte nicht so lange gebraucht, um sich den Magen voll zu schlagen und war inzwischen auf Erkundungstour im Raum unterwegs. Tarsuinn wusste, dass es sinnlos war, ihr dies zu verbieten. Mungos lag es im Blut jeden Winkel und jede Ecke zu durchstöbern. Es war ein natürlicher Zwang und Tikki würde in dieser Beziehung niemals auf ihn hören. Um ehrlich zu sein, war er selber neugierig. Warum eigentlich nicht? Er hatte nur versprochen nicht wegzulaufen.

Der Raum, in dem er sich befand, war riesig, sehr hoch und voll gestopft mit den seltsamsten Gegenständen. Dinge, die warm und gleichzeitig kalt waren. Dinge, die anfingen zu rotieren, wenn er sich ihnen näherte. Dinge, die wegliefen oder auch in seine Hand sprangen. Es war unglaublich faszinierend. Nichts vermittelte das Gefühl von Technik, alles schien lebendig zu sein. Er näherte sich gerade einer Wand, als ihn völlig unerwartet hunderte Stimmen anschrien.

Lies mich…Nein mich…Ich kann dir helfen die Zukunft zu entschlüsseln…Ich enthalte die Weisheit von 10 Generationen…Die Koboldkriege…Macht…Die Erfüllung deiner dunkelsten Wünsche… Alles über Quidditch…Sterne und Planeten…"

„RUHE", schrie er verzweifelt, die Hände fest auf die Ohren gedrückt. Das Stimmengewirr verebbte langsam. Jetzt glaubte er langsam doch, dass er den Verstand verlor. Er war allein in dem Raum und trotzdem hörte er so viele Stimmen. Vorsichtig ging er noch einen Schritt näher. Seine Hand fuhr sanft über die Rücken von, in Leder eingeschlagenen, Büchern und jedes flüsterte ihm daraufhin seinen Namen zu.

Die Geheimnisse des Geistes."

Muggel und was Elektrizität für sie bedeutet."

Hexen und der Weg zur Gleichberechtigung."

Morgana la Fey. Visionärin und Wegbereiterin."

Was wäre wenn?"

Ein Gutes Omen."

1000 Wege zur Macht."

Zaubern für Anfänger."

Die Rose aus Saphir."

Zaubertränke für Dummies."

Die dunklen Wege der Heilung."

Tarsuinn machte Anstalten sich das letzte der Bücher zu greifen.

„Ich würde das an deiner Stelle stehen lassen", sprach eine Stimme über seinem Kopf. „Für solche Lektüre fehlen dir noch mehrere Jahrzehnte."

Er kannte diese Stimme.

„Du bist der Hut, nicht wahr?", fragte er.

„Natürlich, wer denn sonst!"

„Warum lässt du mich dich nicht abnehmen?", wollte er wissen und entfernte sich etwas von den Büchern.

„Ich hab dich noch nicht einsortiert", erklärte der Hut. „Wenn du mir zugehört hättest, statt allen anderen Geräuschen, würdest du das wissen."

„Vielleicht brauchst du mich nur auszusortieren. Dann wäre doch alles einfacher."

„Die Welt ist aber nicht einfach und Zufälle sind seltener, als man denkt."

„Und Politiker sind ehrlich", maulte er.

„Ehrlich sind nur Rätsel, denn sie verraten nichts freiwillig."

Dumbledore hatte doch etwas über Rätsel gesagt. Könnte er hier bleiben, solange er ein Rätsel war?

Aber was konnte er verbergen?

„Du solltest den Direktor nicht anlügen", unterbrach ihn der Hut.

Konnte das Ding auf seinem Kopf etwa seine Gedanken lesen?

„Ja, das kann ich."

Das war nicht gut. Vielleicht war es gefährlich hier zu bleiben.

„Es gibt keinen sichereren Ort als Hogwarts."

„Auch für mich?", fragte er.

„Für jeden, der hier willkommen ist."

Langsam entwickelte sich ein Gedanke in seinem Kopf. Eine Möglichkeit.

„Können Muggel hier hinein?"

„Anscheinend, wenn man den heutigen Tag bedenkt."

„Und wie war es bisher?"

„Niemals! Aber vielleicht bist du auch kein Muggel."

„Wie kommst du darauf…?"

„Weil der Hut nicht an Zufall glaubt", unterbrach die nette Stimme Direktor Dumbledores vom Eingang her.

„Zumindest nicht an eine solche Häufung", schränkte der Hut ein.

Dumbledore kam herein und setzte sich wieder auf den Stuhl hinter dem Schreibtisch, der den vorderen Teil des Büros beherrschte.

„Komm setz dich, Tarsuinn", forderte Dumbledore ihn auf.

Er folgte der Bitte. Dann saß er da und wartete und wartete...

Das war etwas, was er hasste. Schweigen bedeutete Unentschlossenheit. Wenn ein netter Mensch – und dafür hielt er den Direktor dank dessen Stimme – einen lange warten ließ, bedeutete dies fast immer, dass er über etwas Unangenehmes nachdachte und nach den richtigen Worten suchte.

„Was soll ich nun mit dir machen?", fragte sein Gegenüber nach endlos scheinender Zeit.

Tarsuinn antwortete lieber nicht sofort. Seine Schwester hatte ihm immer wieder eingetrichtert, dass er sich beherrschen musste und seine Worte sorgfältig wählen sollte. Er hielt sich zwar nicht immer daran, aber es hatte ihn immer in Schwierigkeiten gebracht, nicht auf sie zu hören.

„Ich würde gern hier bleiben", versuchte er mit fester Stimme zu sagen, doch es klang eher kläglich, fast flehend.

„Ich befürchte, das wird fast unmöglich sein", lehnte Dumbledore ab.

„Vielleicht bin ich ja…", er holte tief Luft bei diesem verrückten Gedanken, „…magisch."

„Hast du denn das Gefühl, es könnte so sein?"

Tarsuinn überlegte, forschte in seinem Inneren. War er etwas Besonderes? Konnte er etwas Besonderes? Eventuell sogar Magisches? Sollte er lügen?

„Nein", gab er leise zu. „Ich glaube nicht."

„Na – nicht so vorschnell. Könntest du bitte einen Moment stillsitzen?"

„Was haben Sie vor, Sir", fragte er und rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her.

„Es gibt einen Zauber, den wir nutzen, um im Geheimen Kinder mit Muggeleltern auf ihr magisches Potential zu testen. Der Zauber zeigt jedoch nicht – ob dieses Potential jemals zur Geltung kommen wird."

„Dann machen Sie."

Hoffentlich tat es nicht weh.

Monstrare Ops!", hörte er Dumbledore sagen.

Ein leichtes Kribbeln lief ihm langsam von seinem Kopf bis zu seinen Zehen und wieder zurück. Wenige Augenblicke später war das Gefühl wieder verschwunden.

„Seltsam", brummte der Direktor.

Ein gebrummtes Seltsam, rangierte in Tarsuinns Augen nur minimal hinter einem nachdenklichen Schweigen.

„Was ist seltsam, Sir?"

„Das muss ich noch herausfinden."

„Wie lange wird das dauern?"

„Länger, als ich dich hier behalten kann, Tarsuinn."

„Warum nehmen Sie sich nicht einfach die Zeit?"

„Ich glaube nicht, dass deine Eltern damit einverstanden wären."

„Meine Schwester hat das Sorgerecht für mich. Sie wird einverstanden sein. Sie wird sogar froh sein."

„Sie mag dich wohl nicht", vermutete Dumbledore.

„Sie mag mich sehr", betonte Tarsuinn deutlich, um ja keinen Zweifel aufkommen zu lassen. Die vom Jugendamt hatten auch immer versucht, ihm etwas Negatives über seine Schwester zu entlocken.

„Ich denke, es gibt nur wenige Menschen, die einen Jungen im Alter von…?"

„…elf Jahren…", ergänzte er den Lückensatz.

„…allein durch England fahren lassen, wenn sie die Verantwortung für ihn tragen."

„Sie kann nichts dafür. Rica liegt im Krankenhaus", verteidigte er seine Schwester.

„Und warum bist du dann nicht bei ihr?", stellte Dumbledore eine sehr schmerzhafte Frage.

„Man wollte ihr das Sorgerecht wegnehmen und mich in ein Heim stecken", er schluckte kurz. Es war wohl Zeit für ein großes Stück Wahrheit. „Und ich weiß genau – sie hätten mich ihr nie zurückgegeben. Selbst wenn sie geheilt wird. Deshalb bin ich aus dem Heim geflüchtet. Um zu zeigen, dass die dort nicht auf mich aufpassen können. Sie hat das nicht gutgeheißen, aber nachdem ich ihr alles erklärt hatte, haben wir beschlossen, dass ich mich verstecke und sie mir in der Zwischenzeit einen Internatsplatz besorgt. Auf diese Weise hätte man ihr nicht unterstellen können, sie würde nicht für mich sorgen. Das hofften wir wenigstens. Aber eigentlich glauben weder sie noch ich dran. Aber nun bin ich hier – das hier ist eine Schule und der Hut hat mir gesagt, dies wäre der sicherste Ort auf der Welt. Wenn ich hier bleiben könnte…"

Er versuchte Tränen der Verzweiflung zu unterdrücken. Das geschah immer, wenn er an seine Schwester dachte, von der er verschwiegen hatte, dass sie todkrank war und laut den Ärzten nur noch wenige Monate zu leben hatte. Er vermisste sie so sehr.

„Ich mach alles, was Sie wollen", flehte er und all seine mühsam kontrollierten Emotionen brachen hervor. „Ich hab Geld, ich arbeite – nur bitte lassen sie mich hier leben. Ich… ich weiß eigentlich gar nicht, wohin ich soll. Ich bin doch einfach nur in den Zug gestiegen, weil er da war."

Tränen rollten über sein Gesicht. Er sprach zum ersten Mal aus, was er sich seit dem Tag seiner Flucht aus dem Heim nie hatte eingestehen wollen – er fühlte sich allein und hilflos. Nun – nicht völlig allein. Tikki war plötzlich wieder da, sprang auf seinen Schoß und kuschelte sich an ihn. Er streichelte sie zärtlich und so gelang es ihm seine Gefühle wieder unter Kontrolle zu bringen. Kontrolle war wichtig für ihn.

„Es wird schwer werden, das Ministerium und die anderen Lehrer davon zu überzeugen", sagte nach geraumer Zeit Dumbledore. „Und ohne die Einwilligung deiner Schwester geht leider gar nichts."

„Sie können sie doch anrufen", schlug er, neuen Mut schöpfend, vor.

„Elektronische Muggelartefakte funktionieren hier nicht", wurde seine Offerte abgelehnt. „Aber ich werde vielleicht heute Nacht noch mit deiner Schwester sprechen. Vorausgesetzt du erzählst mir ehrlich, wie du hierher gekommen bist."

„Das war nur ein Zufall. Wirklich. Ich bin einfach nur in den falschen Zug gestiegen."

„Nun, so einfach ist das nicht. Es bedarf deutlich mehr Zufälle, als nur diesen einen. Und mehrere Zufälle sind kein Zufall mehr."

„Aber ich hab doch nichts gemacht."

„Vielleicht nicht bewusst und absichtlich. Erzähl doch einfach."

Er sammelte sich kurz, versuchte sich an den heutigen Tag zu erinnern.

„Wann soll ich beginnen?"

„Am besten kurz nachdem du den Bahnhof betreten hast."

„Ähem – na ja. Ich war auf dem Bahnhof und wollte irgendwohin. Es war mir eigentlich egal, welcher Zug. Bezahlen wollte ich beim Schaffner während der Fahrt. Geld genug habe ich ja. Ich ging also über die Bahnsteige. Auf einem waren besonders viele Kinder, die anscheinend auf dem Weg zu ihrer Schule waren. Außerdem redeten sie von einem Gleis 93/4, was ich ziemlich witzig fand. Ich ging also hinterher und nach einem kurzen Tunnel, stand ich neben einer Dampflok. Ich hatte eigentlich gedacht, dass es keine mehr gibt und deshalb war das der Moment, in dem ich mich entschloss mitzufahren. Dampfloks klingen einfach besser, als alle anderen. Ich stieg also ein. Ich wollte da zwar auf den Schaffner warten, aber ich hatte die Nacht nicht geschlafen und deshalb bin ich weggedöst. Ich hätte nicht mal bemerkt, dass der Zug losfuhr, wenn nicht ein Mädchen mich gefragt hätte, ob noch Platz im Abteil wäre und dann bin ich wieder eingeschlafen. Irgendwann später hat sie mich geweckt. Wahrscheinlich, weil ich geschnarcht habe oder so. Ich war recht erstaunt, dass bis dahin noch kein Schaffner vorbeigekommen war, aber es störte mich nicht besonders. Ich hab mich ein wenig mit dem Mädchen unterhalten – im Nachhinein glaub ich, haben wir ziemlich aneinander vorbeigeredet – und sie borgte mir den Regenumhang hier, weil meiner ganz unten im Rucksack lag. Als wir ausstiegen, war ich etwas erstaunt, dass es gar nicht regnete. Das Mädchen folgte dann diesem Wildhüter Hagrid und da bin ich einfach mitgegangen. Als wir mit den Booten über das Wasser fuhren, merkte ich zum ersten Mal, dass irgendetwas nicht stimmte und im Schloss war ich mir dann mehr und mehr sicher. Deshalb wollte ich auch den Hut nicht aufsetzen. Das ist eigentlich alles. Mehr hab ich nicht gemacht."

Wieder dieses lange nachdenkliche Schweigen. Um sich zu beruhigen, streichelte Tarsuinn betont langsam Tikki. Sein Haaransatz juckte furchtbar, doch er beherrschte sich und kratzte nicht.

„Kannst du mir erklären, woher du weißt, dass du durch einen Tunnel zum Gleis 93/4 gekommen bist?", fragte Dumbledore interessiert.

„Sie haben es bemerkt", vermutete Tarsuinn. „Nicht wahr?"

„Ja, aber erst auf der Treppe. Du vermagst es gut zu verstecken."

„Hier ist das auch einfach", schränkte er ein.

„Warum?"

„Es ist so – ähem – ich weiß das klingt seltsam, aber ich kann das Schloss spüren. Die Wände. Einige, aber nicht alle, Dinge. Es ist, als würde hier alles leben."

„Und du spürst Menschen und Tiere?!", stellte Dumbledore mehr fest, als dass er fragte.

„Nicht so! Ganz bestimmt nicht so. Ich weiß, wo jemand ist, weil es mir meine vier Sinne sagen. Beim Schloss jedoch ist es, als hätte ich einen fünften Sinn. Es ist, als würde es mir immer sagen: Ich bin hier, lauf nicht gegen meine Wand, meine Rüstung, meine Statue…"

„Und in dem Tunnel auf dem Bahnsteig hast du nichts gespürt?"

„Nein. Warum betonen sie das mit dem Tunnel so?"

„Weil es nur eine Art Tunnel war. Im Grunde genommen bist du in diesem Augenblick durch eine Wand gegangen."

„Das geht?"

„Wenn man blind gegen die richtige Wand läuft…ja!"

„Aber fällt das nicht auf, wenn Menschen einfach durch eine Wand verschwinden?"

„Muggel sehen es zwar, aber sie vergessen es im selben Augenblick."

„Wie?"

„Das wäre jetzt ein wenig zu kompliziert."

„Also bin ich nur hier, weil ich blind bin?"

„Nicht nur. Es gibt noch andere Hürden. Zum Beispiel im Hogwarts Express, hattest du keine Angst?"

„Nein, ich hab doch geschlafen."

„Dann hättest du einen Alptraum haben müssen, der dich weckt. Und danach hättest du aus dem Zug springen müssen!", erklärte Dumbledore ernsthaft.

„Das ist doch…?", Tarsuinn war entsetzt.

„Keine Sorge, sobald man herausgesprungen ist, wacht man auf einer Bank im Bahnhof wieder auf und hatte einen seltsamen Traum. Du hast also im Zug ruhig geschlafen?"

„Der Traum war nicht schön", gab er zu.

„Das ist wirklich seltsam. Aber noch erstaunlicher ist, dass du über den See hierher gekommen bist. Eigentlich hätten die Wassermenschen dich aus dem Boot ziehen sollen."

„Die Taucher, der die Boote schoben?"

„Keine Taucher, Wassermenschen."

„Dann waren das wirklich Schuppen auf ihrer Haut?"

„Du hast sie berührt?"

„Nur mit den Fingerspitzen. Ich hatte meine Hand im Wasser."

„Das ist noch seltsamer."

„Haben Sie eine Ahnung, warum sie mich in Ruhe gelassen haben, wenn sie mich doch ins Wasser ziehen sollten?"

„Nein – sie weigern sich, mit mir darüber zu reden. Sie haben mich nur gewarnt, dass dir kein Leid geschehen sollte. Sie sind sehr eigenwillige Wesen."

„Ich bin ziemlich froh darüber."

„Ich nicht so."

Tarsuinn fand diesen letzten Kommentar nicht sonderlich nett. Schweigend schaute er in die Richtung, in der er den Direktor wusste. Dieser war aufgestanden und ging langsam im Raum auf und ab. Seine Schwester hatte ihm oft gesagt, dass er dies nicht machen sollte, da sich viele Leute von seinem starren Blick gestört fühlten. Doch er war müde und er hatte Angst, dass man ihm die Erinnerungen an den heutigen – zauberhaften – Tag löschte.

Irgendwann hielt er dann die Stille nicht mehr aus.

„Warum wollten Sie, dass ich den Hut aufsetze?", fragte er. „Sie wussten doch da schon, dass ich nicht dazu gehöre."

„Was? Oh – Verzeihung. Ich war im Denkarium versunken. Was hast du gesagt?"

Was auch immer ein Denkarium sein sollte.

„Warum wollten Sie, dass ich den Hut aufsetze?"

„Ein Gefühl, nur ein Gefühl", murmelte Dumbledore.

„Sind Sie jetzt in Schwierigkeiten?"

„Vielleicht. Obwohl Schwierigkeiten ein zu hartes Wort ist."

„Überlegen Sie, wie Sie mich loswerden können oder ob ich bleiben darf?"

„Ehrlich?", Dumbledore klang amüsiert. „Beides. Und ich suche Lücken in Gesetzen, die ich zu einem großen Teil selbst mit verfasst habe, um einen Missbrauch zu vermeiden."

Er setzte sich wieder. Tarsuinn konnte spüren, wie sein durchdringender Blick auf ihm ruhte.

„Das Problem ist…", begann er mit eindringlicher Stimme, „…dass ich nur so ein Gefühl habe, dass du ein Zauberer bist. Dein Kommen nach Hogwarts ist kein Zufall. Aber ich habe keinen echten Beweis. Hätte ich diesen, dann könnte ich dich mit einer einfachen Unterschrift in Hogwarts aufnehmen. Ich habe dich während unseres Gespräches mehrmals mit harmlosen, aber feindlichen Zaubern angegriffen, die deine instinktive Abwehr hätten aktivieren müssen. Doch nichts. Du sitzt jetzt vor mir mit rosa Haaren, blauen Ohren und einer gelben Nase. Es hätte schon ein wenig geholfen, wenn der Sprechende Hut…"

„RAVENCLAW", erschallte es plötzlich über Tarsuinns Kopf. Er erstarrte für einen Augenblick vor Überraschung.

„Bin ich jetzt…bin ich…", stotterte er.

„Du hast die wichtigste Hürde genommen", kam die zufriedene Antwort. „Oder zumindest ist es deutlich schwieriger geworden, dich aus Hogwarts zu verbannen. Jedoch nur für ein Jahr."

„Warum nur für eines?", fragte er und setzte dann hastig hinzu: „Nicht, dass es mich nicht freuen würde."

„Nun – es gibt da eine alte Sonderregel, die nie außer Kraft gesetzt wurde. Sie ist eigentlich für Kinder gedacht, die aus Zaubererfamilien stammen, aber bis zu ihrem elften Lebensjahr kein magisches Talent zeigen. Einige diese Kinder wurden früher trotzdem nach Hogwarts geschickt, in der Hoffnung, dass sich ihre magischen Fähigkeiten hier doch noch entwickeln. Aber nur für ein einziges Jahr. Um in das zweite Jahr zu kommen, müssen sie die Prüfungen wie jeder andere Schüler auch bestehen."

„Haben es viele auf diesem Weg geschafft?", wollte er wissen.

„Nur ganz wenige und keiner von ihnen hat sich je hervor getan."

„Also dürfte ich ein Jahr hier bleiben?"

„Wenn deine Schwester zustimmt und die Studiengebühren aufgebracht werden."

„Wie viel würde es denn kosten?"

Dumbledore nannte ihm eine Summe.

„Ähem – wie viel ist das in Pfund?", fragte Tarsuinn ratlos.

Nun bekam er eine ungefähre Summe in Pfund genannt. Plus-Minus ein paar Kursschwankungen.

„Ich könnte das bezahlen", versprach er nach kurzer Überlegung. „Ich müsste nur…"

„Ganz ruhig. Es braucht noch eine weitere Stimme, damit du in Hogwarts bleiben darfst, nur fürchte ich, das muss warten, da Professor Flitwick sicher schon schläft. Und ich denke, das ist auch für uns das Stichwort. Es ist schon weit nach Mitternacht. Du müsstest eigentlich schon lange im Bett liegen. Komm!"

Der Direktor stand auf, kam um den Tisch herum, setzte ihm den Hut ab (Tarsuinn murmelte ein: Auf Wiedersehen! – doch der Hut blieb still) und ergriff seine Hand. Dann verließen sie das Büro. Tarsuinn merkte erst jetzt, wie unsicher seine eigenen Bewegungen mit der Zeit geworden waren. Er stolperte fast über seine eigenen Füße, weshalb er sich auch widerstandslos, wie ein kleines Kind, führen ließ. Glücklicherweise war kein weiter Weg zu gehen.

Wenig später lag er in einem riesigen, kuschelig weichen Bett, ohne richtig zu wissen, wie er dahin gekommen war. Fast im Halbschlaf hörte er noch Professor Dumbledore eine letzte Frage stellen.

„Sag mir noch schnell, wie deine Schwester heißt und wo ich sie finden kann?", bat der ältere Mann.

„Irland, Monaghan General Hospital, Rica McNamara, Station 4, Zimmer 7", schaffte er gerade noch zu flüstern, dann fielen ihm die Augen endgültig zu.

Tarsuinn erwachte wie immer viel zu früh am Morgen und bedauerte es diesmal keine Sekunde. Auch wenn es noch nicht feststand, er hoffte, dass er hier bleiben dürfe. Doch dafür war es sicher notwendig, einen guten Eindruck bei diesem Professor Flitwick zu machen. Er schwang die Beine aus dem Bett. Sofort musste er Tikkis morgendliches Begrüßungsritual über sich ergehen lassen, das größtenteils aus Tikki streicheln bestand.

„Tikki?", fragte er nach einigen Minuten. „Ist mein Rucksack hier?"

Hilfsbereit sprang Tikki auf – rannte in eine Ecke und zeigte mit einem hellen Quietschen an, dass sie das Gesuchte gefunden hatte und wo es war.

Er tastete sich dorthin und fand seinen Rucksack in einem unverschlossenen Schrank. Er öffnete diesen und rümpfte die Nase. Ein feiner Geruch nach Orange lag plötzlich in der Luft. Er tastete sich durch seine Sachen und holte einige seiner besseren Kleidungsstücke heraus. Der Orangengeruch wurde noch schlimmer.

„Da hat wer alle meine Sache mit Orangenwaschmittel gewaschen", sagte er zu Tikki und grinste. „Die spinnen die Zauberer – und sie achten die Privatsphäre nicht sonderlich."

Dann griff er sich ein Handtuch.

„Sag mal, Tikki, es gibt hier nicht zufällig auch eine Dusche?", fragte er.

Die Begeisterung, die er daraufhin zu hören bekam, deutete er als eindeutiges Ja. Die kleine Mungodame liebte es sich nass zu machen – vorausgesetzt das Wasser hatte mindestens 25° Celsius. Alles darunter empfand sie als saukalt.

Und so kam es, wie es kommen musste – die Dusche verkam zu einer Wasserschlacht. Erstaunlicherweise musste er jedoch nichts von all dem verspritzen Wasser aufwischen. Als er das Duschabteil verließ, war der Boden so knochentrocken wie zuvor.

„Klasse", entfuhr es ihm. „Zumindest wissen sie, wie man sich das Leben einfacher macht."

Er trocknete sich ab, packte Tikki zum Trocknen in ein Handtuch auf das Bett und zog sich dann an. Dabei fand er einen Stuhl, auf dem seine Kleidung von gestern lag. Dieser Orangengeruch hatte schon etwas Gutes, alles war leicht aufzufinden. Auch der geborgte Umhang lag hier, sauber und zusammengelegt als wäre er neu. Das freute ihn sehr, so konnte er ihn heute zurückgeben und Toireasa danken. War eigentlich schade, dass sie in dieses Slytherin gekommen war. Aber na ja – sie hatte es sich so gewünscht und er hatte es sich auch für sie erhofft.

Tarsuinn fingerte kurz nach seiner Uhr, zog sie auf, klappte das Schutzglas weg und tastete nach den Zeigern. Es war kurz vor sechs Uhr.

War das nun früh oder spät an dieser Schule? Zeit, es herauszufinden.

„Komm, Tikki", rief er. Ein wohliges, dumpfes Schnurren war die ablehnende Antwort.

„Na gut – dann bleib hier", lachte er. „Ich such mir inzwischen was zu Essen."

Das ultimative Zauberwort zum Motivieren von Tikki. Sofort war das Wälzen im Handtuch vergessen und ungefähr vier Pfund kuschelige Lebendmasse rannte über das Bett, seinen ausgestreckten Arm hinauf auf seine Schulter. Ein langer Schwanz wickelte sich um seinen Hals und dann war die Königin bereit, zu ihrem Essen getragen zu werden.

„Faules Stück", beschwerte er sich lachend und ließ sich dann von Tikkis Geräuschen zur Tür hinaus und dann die Gänge entlang leiten. Das war auch der Grund, warum viele glaubten, er könne sehen. Nur wenige Menschen konnten Tikkis leise Anweisungen hören und die wenigsten hätten das einem Tier zugetraut. Doch Mungos waren sehr intelligente und gelehrsame Wesen, wobei Tarsuinn nicht genau wusste, wer wen abgerichtet hatte. Tikki war immer bei ihm gewesen. Er konnte sich nur an wenige Tage seines Lebens erinnern, an dem dies nicht so gewesen war und er konnte auch nicht sagen, von welchem Tag an er die Anweisungen verstanden hatte.

Aber das war eigentlich egal. Tikki ermöglichte ihm ein fast normales Leben und verhinderte sicher unzählige Beulen. Natürlich gab es immer noch Unfälle. Manchmal machte die Mungodame Fehler, manchmal er. Das kam vor allem dann vor, wenn einer von ihnen beiden sich auf etwas anderes konzentrierte.

Doch im Moment bestand dafür keine Gefahr. Die Gänge des Schlosses waren verwaist und still. Ab und zu verlangsamte er seine Schritte und streckte die Hand aus, um eine Wand oder Tür zu berühren. Es faszinierte und freute ihn unheimlich, dass immer da, wo er eine Wand vermutete, auch eine war. Das war die schönste Eigenschaft des Schlosses, wenn man davon absah, dass Teller sich von allein mit Essen füllten.

Er war schon ziemlich lange durch die Gänge gewandert – Tikki hatte ihn mehrere Treppen nach unten geführt – als er plötzlich vor einer Wand stand.

„Und nun?", fragte er Tikki. „Sieht nicht nach dem Speisesaal aus. Eher nach ner Wand."

Doch Tikki war überzeugt, dass er geradeaus zu gehen hatte. Er hörte die Laute, die sie immer für eine Tür benutzte. Probeweise tastete er mit der Hand, ob man durch diese Wand vielleicht auch durchgehen konnte. Dem war leider nicht so. Stattdessen ertastete er ein handgemaltes Bild, von dem er sofort seine Finger zurückzog, um es nicht zu beschmutzen.

„Wenn das eine Tür ist, dann eine geheime und wir sollten nicht..."

Er hörte näher kommende Schritte. Was für ein glücklicher Zufall. Jetzt konnte er fragen. Geduldig wartete er, bis die Schritte um die Ecke kamen, öffnete den Mund…

„Was?!", rief überrascht eine raue Stimme. „Was machst du hier?"

„Ich…"

„Ah – du bist der Muggel von gestern. Du hast hier nichts zu suchen. Weder hier, noch im Schloss. Einfach hier rumzustrolchen, wo du doch eingesperrt sein solltest. Du kommst jetzt mit."

„Aber ich…"

„Sei still", befahl der Mann scharf. „Oder ich sperr dich in mein geheimes Verlies und vergesse wo es war."

Der Mann klang nicht, als würde er scherzen. Genau genommen klang er so, als wüsste er nicht mal, was dieses Wort bedeutete.

Rüde wurde Tarsuinn am Genick gepackt. Nur mit einem schnellen Griff gelang es ihm, Tikki davon abzuhalten die grobe Hand zu beißen. Zu seinen Füßen hörte er eine Katze fauchen.

„Ich hab ihn, Mrs Norris", sagte der Mann, der ihn hielt und musste damit die Katze meinen, denn sonst war niemand in der Nähe. „Wenn dieses hässliche Tier auf seiner Schulter weglaufen will, gehört es dir."

„Tikki ist nicht…ahh!"

Der Griff in seinem Genick wurde noch schmerzhafter.

„Was hab ich gesagt?", kam die bösartige Frage. „Sei still!"

Tarsuinn hatte extreme Probleme Tikki zu bändigen. Egal wie gern er gehört hätte, wie ihre Zähne seinen Schmerz rächten, so war dies nicht der Zeitpunkt dafür.

„Haben wir uns verstanden?", zischte die böse Stimme erneut und ganz nah an seinem Ohr. Der Mann roch unangenehm streng nach Katze, Tabak, Fisch und Schweiß.

Vorsichtshalber nickte er nur, so gut es ging.

„Gut", sagte der Mann mit gemeiner Befriedigung in der Stimme. Dann führte er Tarsuinn den Weg zurück.

Tikki hatte er inzwischen von seiner Schulter genommen und hielt sie im Arm, während er sie beruhigend streichelte. Nicht, dass es etwas half. Sie war wütend und in Kampfesstimmung. Ständig versuchte sie, sich aus seinen Armen zu winden.

Einige Zeit später standen sie vor einer Tür. Obwohl die Tür geschlossen war, drangen die übelsten Gerüche an Tarsuinns Nase. Es roch fast so, als wäre in einem Kühlschrank der Strom für mehrere Wochen ausgefallen. Der Mann klopfte an und ein unfreundliches: „Herein!", erklang von der anderen Seite. Die Stimme war bekannt und das nicht zum Guten. Sie hatte einen ähnlichen Klang, wie die des Mannes hinter ihm, nur mit mehr Selbstbewusstsein, Beherrschung und Macht hinterlegt.

Die Tür wurde geöffnet und sie traten ein.

„Ich hab den Muggel erwischt, als er versuchte abzuhauen, Professor Snape", erklärte der Mann hinter ihm so schnell und beflissen, dass es schon ein wenig nach Kriechen klang. „Da Professor Dumbledore noch nicht zurück ist, habe ich ihn zu Ihnen gebracht."

„Ich wollte nicht…"

Diesmal schmerzte es richtig. Tikki nutze diesen Moment, um ihm zu entgleiten, auf seine Schulter zu springen und den Mann zu beißen. Dieser schrie erschrocken und schmerzverzerrt auf, dann ließ er Tarsuinn los. Instinktiv duckte sich Tarsuinn und entging so einem Schlag, der sicher Tikki gegolten hatte. Wenige Augenblicke später hörte er wie ein beißendes und kratzendes Mungo/Katzen-Knäuel über den Boden rollte.

„Genug!", befahl der Herr des Raumes laut und es klang extrem verärgert.

„Tikki! Her zu mir!", rief Tarsuinn deshalb laut und befehlend, was er nur selten tat, und Tikki gehorchte ausnahmsweise. Er hörte sie auf sich zulaufen, dicht gefolgt von der Katze. Tikki sprang in seine Arme, er richtete sich auf und weil niemand die Katze zurückrief, trat er zu. Er traf etwas Weiches, dann war ein lautes Miauen zu hören und Sekunden später zerbrach Glas.

„Mrs Norris!", schrie der eine böse Mann besorgt auf. Die erste positive Gefühlsregung zeigend.

„Ich sagte aufhören!", rief der Professor namens Snape erneut.

Tarsuinn drehte ihm schnell den Rücken zu, damit er Tikki nicht mehr sah. Danach rührte er sich vorsichtshalber keinen Millimeter mehr.

Nicht so der Herr der Katze.

„Das tust du meiner Katze nicht noch einmal an", brüllte es von der Ecke, wo die Katze gelandet war und dann kamen schwere Schritte auf ihn zu.

Da er wehrlos war, ging er nur in die Hocke, barg Tikki fest zwischen Knien und Brust und erwartete, was da kommen möge.

„Mr Filch!", donnerte Professor Snape jetzt. „Sie vergessen sich!"

Die Autorität des Mannes wirkte augenblicklich. Filch blieb stehen.

„Aber…!"

„Ihrer Katze geht es doch gut, hoffe ich! Zumindest geht es ihr besser als einigen meiner Gläser", erklärte Snape kalt.

„Oh", brachte Filch nur heraus.

Tarsuinn mochte es, wenn dieser niedergemacht wurde. Etwas mutiger richtete er sich wieder auf und wartete still.

„Sie werden mir jetzt kurz erzählen, wie Sie den Muggel eingefangen haben und dann sollten Sie Ihre Katze zu Madame Pomfrey bringen."

„Ja, Professor. Ähem – ich hab ihn vor der Küche erwischt. Er muss irgendwie dem Direktor entwischt sein. Keine Ahnung woher er wusste, dass man durch die Küche am einfachsten nach draußen kommt. Ich schätze, wir hätten ihn erst in einer Stunde vermisst, vielleicht sogar später. Und es gibt ja Orte an denen…"

„Danke, Mr Filch", unterbrach Snape scharf.

Tarsuinn spitzte die Ohren. Das klang interessant. Vielleicht – wenn er länger hier bleiben konnte – würde er mal nachschauen müssen…

„Sie sollten sich jetzt um Ihre Katze kümmern, Mr Filch. Ich regle das hier schon", erklärte Snape.

„Jawohl, Sir", bestätigte Filch und ging nach draußen. Dabei musste er dicht an Tarsuinn vorbei, so dass er lieber ein paar Schritte zur Seite wich. Schmerzhaft stieß er an einen Tisch und warf irgendetwas Metallenes herunter.

Professor Snape machte ein Geräusch, als wäre dieses Etwas auf seinen Fuß gefallen, obwohl er dafür viel zu weit weg war.

„Tschuldigung", murmelte Tarsuinn.

Er hatte das Gefühl intensiv gemustert zu werden.

„Sag mir, wo du hin wolltest, Muggel?", forderte Snape dann.

„Ich hab etwas zu essen gesucht", antwortete er wahrheitsgemäß.

„Es ist noch nicht die Zeit dafür. Wie konntest du so einfach durch das Schloss spazieren?"

„Die Tür war offen und niemand hatte mich gebeten im Zimmer zu bleiben."

„Wahrscheinlich genauso zufällig, wie du es geschafft hast, dich hier einzuschleichen", behauptete Snape.

„Es war kein Zufall. Niemand hat mich eingesperrt", sagte er fest.

„Wie bist du dann nach Hogwarts gekommen, Muggel?"

„Das hab ich schon Dumbl…"

„Professor Dumbledore!"

„…Professor Dumbledore erzählt. Er schien mir zu glauben."

„Nun – ich bin etwas misstrauischer. Jetzt wirst du es mir erzählen und du wirst mir sagen, warum du wirklich hier bist und wer dich geschickt hat."

„Nein", entgegnete Tarsuinn nur.

„Was? Nein?", fragte Snape leicht erstaunt.

„Sie haben nicht zu entscheiden", sagte Tarsuinn. Dieser Professor Snape war widerlich. Er roch irgendwie scharf. Seine Stimme war scharf, sein Blick bestimmt auch und er forderte statt zu fragen. Man konnte ihn sicher besser hassen, als selbst diesen Filch.

„Was willst du damit sagen?", zischte der Professor.

Tarsuinn reichte es langsam. Dieser Tag hatte schön werden sollen. Er schaltete auf stur.

„Ihre Meinung ist unerheblich", sagte er fest und trat einen Schritt vor. „Ich habe Ihnen nichts zu sagen, außer das ich nicht weglaufen wollte. Ich habe nur etwas zu essen gesucht."

„Für wie dumm hältst du mich?", Snape stand auf. „Irgendwann mussten sie ja mal jemanden schicken, der Professor Dumbledore in Schwierigkeiten bringen soll. Eine rührselige Geschichte, unschuldige Augen und schon werden alle weich."

„Könnte es sein, dass Sie sich da etwas zu sehr reinsteigern?", fragte Tarsuinn ehrlich besorgt. Aber mehr um sich selbst. „Wenn Sie so darauf bestehen, dann erzähl ich es halt noch mal."

„Nicht mehr nötig", erklärte Snape plötzlich völlig ruhig. „Ich lege Wert auf die Wahrheit… Legilimens."

Eine Welle voller Kälte flutete durch ihn hindurch. Sein Gehör versagte, seine Nase brannte und dann hörte er sich selbst, wie er einen Taxifahrer bat ihn zum Bahnhof zu bringen. Er wusste, das war gestern gewesen. Dann war er plötzlich im Bahnhof, hörte die ganzen Menschen, roch den scharfen Geruch des Bahnhofsklos. Noch einmal folgte er den Kindern zum Gleis. Hörte Tikki, wie sie ihn vor einem Gegenstand vor sich warnte.

Das waren seine gestrigen Erlebnisse. Harmlos – er hatte die Wahrheit gesagt. Trotzdem sträubte sich sein Innerstes dagegen. Man entriss ihm seine eigenen Gedanken. Von wegen: Die Gedanken sind frei!

„Wo sind die Bilder?", zischte es neben ihm und das gehörte ganz sicher nicht zu seiner Erinnerung.

Ich kann dir ein paar Bilder zeigen, dachte Tarsuinn eindringlich. Du musst mich nur lassen.

Er wusste nicht, ob Snape ihn hören konnte. Dieser hatte begonnen durch seine Erinnerungen zu hüpfen.

Schnell weiter. Nur Geräusche, Gerüche, Erfühltes bekommst du von mir. Aber nur noch ein Stück, dann bekommst du mehr. Komm schon – der Schlaf im Zug wird interessant. Merkst du es nicht – ich verberge da was vor dir. Das willst du ganz sicher nicht sehen. Glaub mir!

Wenn man bedachte, wie wehrlos er war, so war es doch auch erstaunlich, wie einfach Snape zu lenken war. Er stürzte sich auf Geheimnisse, wie ein Geier auf einen toten Hasen. Sie beide bekamen was sie wollten, Snape Bilder und Tarsuinn ein erschrockenes Aufkeuchen. Sie waren beide in dem Traum, den er auf der Zugfahrt geträumt hatte.

Regen fiel in Strömen durch die Nacht, eine Weide knarrte im Wind. Ihre Zweige griffen nach ihnen, peitschten durch ihr Gesicht, schlugen tiefe, offene Wunden. Sie duckten sich unter den Schlägen, rollten durch den nassen Boden einen kleinen Abhang hinunter, schlugen hart mit dem Knie gegen einen Stein. Sie hatten den Bereich der Weide verlassen und standen langsam auf. Die Wunden im Gesicht und das Knie brannten wie Feuer. Langsam schauten sie auf, hinauf zur Weide, nur um entsetzt zu sehen, wie diese kleiner wurde, sich zu einem einzigen festen Schatten verdichtete und dann in einer wolfsähnlichen Gestalt auf sie zu gerannt kam. Mit einem Maul so groß wie ein Wagenrad und Zähnen aus purem Stahl. Sie rannten weg, doch kamen nicht weit. Klauen zerfetzten ihren Rücken, dann wurden sie umgerissen. In dem verzweifelten Versuch dem Maul zu entgehen, warfen sie sich herum und versuchten mit den Armen den Kopf nach oben zu drücken. Es gelang, doch die Kraft erlahmte langsam. Das Maul kam immer näher, die Masse des Wolfes drückte die Luft aus der Brust. Der Atem stank furchtbar, ekliger Sabber tropfte ins Gesicht, in den keuchenden Mund. Sie verschluckten sich. Würgten. Verzweifelt versuchten sie mit den Armen das Maul offen zu halten. Die Zunge des Monsterwolfes berührte schon ihr Gesicht. Der Kiefer schloss sich langsam, die Armknochen knackten…

„Was tun Sie da, Professor Snape?!", unterbrach eine fiepsige, aber extrem empörte Stimme.

Tarsuinn fand sich auf den Knien wieder. Tikki fest im Arm. Er hoffte, er hatte ihr nicht allzu wehgetan.

„Wir wenden keine Zauber gegen Schüler an, um zu strafen", sagte die dünne Stimme erneut. Sie erklang recht dicht über dem Boden und kam auf ihn zu.

„Alles in Ordnung?", wurde Tarsuinn mitfühlend gefragt. Eine winzige Hand berührte sanft seine Stirn.

Nichts war in Ordnung. Die Erinnerung an den Alptraum wirkte immer noch nach, raubte ihm Atem und Sprache. Trotzdem nickte er schwer atmend.

„Er ist kein Schüler. Nur ein Muggel", rechtfertigte sich Snape. Tarsuinn freute es zu hören, dass auch der Lehrer ein wenig mitgenommen klang.

„Nun, dann informiere ich Sie jetzt, Professor Snape. McNamara ist seit heute ein Schüler meines Hauses."

Tarsuinns Herz tat einen freudigen Sprung.

„Ich verstehe, Professor Flitwick. Diese Tatsache war mir nicht bekannt. Ansonsten hätte ich Sie informiert, anstatt selbst zu handeln."

„Dessen bin ich mir sicher. Würden Sie mich informieren, weshalb Sie McNamara bestraft haben?", erkundigte sich Flitwick.

„Er hat versucht Zugang zur Küche zu bekommen – ich vermute um zu flüchten – und ist dort von Mr Filch aufgegriffen worden. Hat dann dessen Katze angegriffen und war sehr unverschämt und nicht bereit die Wahrheit zu sagen."

Verbiegen wir hier nicht etwas die Wahrheit?, wollte Tarsuinn fragen. Es war ja nicht gelogen, was Snape sagte. Es war nur durch Auslassungen so verdreht, dass es schlimmer als eine Lüge war.

„Gut – ich werde mich ab jetzt darum kümmern. McNamara? Können Sie gehen? Ich denke, ein Frühstück wird Ihnen gut tun."

„Einen Moment noch, Professor Flitwick. Ich komme gleich nach", antwortete Tarsuinn.

„Wie Sie meinen, McNamara. Aber denken Sie bitte an die Punkte für das Haus."

Und damit ging der kleine Professor mit seinen schnell trippelnden schritten aus dem Raum. Ob Flitwick ahnte, dass er Snape noch etwas Gemeines sagen wollte? Die Ermahnung ließ es vermuten. Aber Tarsuinn konnte nicht widerstehen, ein wenig von dem zurückzuzahlen, was er eben hatte einstecken müssen.

Er ließ Tikki zu Boden gleiten und ging dann ohne ihre Hilfe langsam auf Snape zu. Eine Hand dabei tastend nach vorn ausgestreckt. Als er den Schreibtisch erreichte, blieb er stehen und schaute starr dahin, wo er Snapes Augen vermutete.

„Wissen Sie?", sagte er langsam und jedes einzelne Wort betonend. „In meinen Träumen war es nie eine Weide und auch noch nie ein Wolf."

Dann drehte er sich um und ging ohne ein weiteres Wort aus dem Büro.

„Ich behalte dich im Auge, Muggel", verabschiedete ihn Snape mit drohendem Unterton.

Tarsuinn ignorierte das. Hinter ihm schloss sich die Tür mit lautem Knall, was ihm ein halbherziges Lächeln entlockte. Er fragte sich, wie ein solcher Mann überhaupt Lehrer werden konnte?

„So – und jetzt gehen wir endlich essen, Tikki", versprach er. „Der Weg ist ja jetzt nicht zu verfehlen."

Und dem war auch so. Selbst wenn der vorausgegangene Professor Flitwick nicht gesummt hätte und der Geruch nach Rührei mit Schinken nicht gewesen wäre, eine Stimme war einfach nicht zu überhören:

RONALD WEASLEY – NA WARTE. DEN WAGEN ZU STEHLEN – ES HÄTTE MICH NICHT GEWUNDERT, WENN SIE DICH RAUSGEWORFEN HÄTTEN, WART AB, BIS ICH DICH IN DIE FINGER…

Auf halbem Weg holte er Flitwick ein und ging dann schweigend neben diesem her. Er wollte eigentlich etwas sagen, erklären was geschehen war, aber ihm fiel einfach nicht ein, wie er es sagen sollte, ohne dass es nach einer Ausrede klang. Erst als sie dem Großen Saal sehr nahe waren – die überlaute Stimme war inzwischen verstummt – fand er doch noch etwas, was zu sagen wichtig war und er vergessen hatte.

„Danke", sagte er leise. „Danke, dass ich bleiben darf und für Ihre Hilfe bei Professor Snape."

„Oh, keine Ursache", kicherte Flitwick. „Es war Professor Dumbledores Überzeugungskraft, die mich dazu verleitet hat und seine Bitte. Passiert nicht oft, dass dies geschieht. Ich hoffe, das kostet uns nicht den Hauspokal, den wir dieses Jahr ganz sicher gewinnen werden."

„Ich werde mich bemühen", versprach Tarsuinn leise.

„Das wird nicht reichen", formulierte der Professor immer noch fröhlich. „Wenn Sie etwas erreichen wollen, dann müssen Sie über sich hinauswachsen, denn ansonsten werden Sie ein volles Jahr Ihres Lebens verlieren."

„Wieso das?"

„Ich denke, das wird Ihnen nach dem Frühstück der Direktor erklären. Zerbrechen Sie sich jetzt noch nicht den Kopf. Mit leerem Magen werden Sorgen nur größer."

Flitwick führte ihn nun in die Große Halle hinein und gleich ein wenig nach rechts.

„Miss Clearwater", rief er mit seiner dünnen Stimme. „Hätten Sie einen Moment Zeit?"

„Sicher, Professor" antwortete eine angenehme Mädchenstimme. „Wie kann ich Ihnen helfen?"

Sie war deutlich größer als Tarsuinn und bestimmt auch einige Jahre älter.

„Mir ist nicht zu helfen, wie Sie wissen", erklärte der Professor fröhlich. „Aber unser junger Mann hier könnte sicher etwas Unterstützung gebrauchen. Er ist ab heute ein Ravenclaw und wird sein Bestes für unser Haus geben. Aber er ist vollkommen neu in der Zaubererwelt.

Mr McNamara! Miss Clearwater ist eine Vertrauensschülerin unseres Hauses. Ich hoffe, Sie werden sich gut verstehen. Und jetzt entschuldigen Sie – ich glaube, man erwartet mich dringend am Lehrertisch."

Damit ging er nach vorn. Tarsuinn konnte hören, wie viele Schüler dem kleinen Mann freundlich einen guten Morgen wünschten.

„Willkommen in Ravenclaw", sagte die Vertrauensschülerin und riss ihn aus der akustischen Beobachtung des Professors. „Du kannst mich Penelope nennen."

„Ich bin Tarsuinn", antwortete er und streckte seine Hand aus. Dort hing sie einen Augenblick in der Luft. Doch dann wurde sie ergriffen.

„Freut mich. Komm – ich bring dich zu den anderen Erstklässlern."

Sie führte ihn weit nach vorn, in Richtung des Lehrertisches.

„Ich nehme an, du hast die Erlaubnis, dein Tier bei dir zu behalten?", fragte sie und erklärte: „Normalerweise ist das nicht erlaubt, vor allem, da das nicht gerade eine der zugelassenen Arten ist."

„Ich weiß es nicht", gab er zu. „Niemand hat es mir verboten."

„Dann geht es sicher in Ordnung. Aber sorg dafür, dass es keinen Unsinn macht."

„Es ist eine sie."

„Dann soll sie keinen Unsinn machen. Ich bin es leid, dass immer Slytherin und Gryffindor den Sieg unter sich ausmachen. Dieses Jahr soll nichts schief gehen."

„Ja, natürlich."

Sie meinte wahrscheinlich diese Hauspokalsache. Schien ihr äußerst wichtig zu sein. Tarsuinn war der Hauspokal eigentlich egal, aber er wollte wirklich keinen Ärger machen. Vor allem, da sie anscheinend eine recht freundliche Person zu sein schien.

„So", Penelope bleib stehen. „Erstklässler – das hier ist Tarsuinn McNamara. Es wäre nett, wenn ihr ihm helft ein wenig mit unserer Welt zurecht zu kommen. Ihr habt ja auch seine etwas ungewöhnliche Auswahl bemerkt. Setz dich hier hin."

Tarsuinn tat wie ihm geheißen, setzte Tikki vor sich auf den Tisch („Benimm dich bitte") und kletterte danach auf die Sitzbank.

„Hallo", sagte er leise und lächelte verlegen. Er spürte den interessierten Blick vieler auf sich ruhen. Alle rochen irgendwie ein wenig nach Orange.

„Hallo, Tarsuinn", begrüßte ihn ein Junge quer über den Tisch. „Freut mich, dass ich nicht der einzige rein muggelstämmige Erstklässler in Ravenclaw bin. Ich bin Merton Philips."

„Ich bin Page Morgenstern…"

„…Winona Darkcloud…"

„…Ian Fawcett…"

„…Alec Lancaster…"

„…Luna Lovegood…"

„…Cassandra Sheara…"

So stellten sich alle durcheinander vor. Es waren zu viele, um sich alle Namen sofort zu merken. Er konzentrierte sich vor allem auf die Namen derer, die ihm am nächsten saßen. Alle wirkten recht freundlich, einige etwas reserviert, andere neugierig. Tarsuinn konnte es ihnen nicht verübeln.

„Sag mal", erkundigte sich der Junge namens Merton neugierig, nachdem alle durch waren. „Was war das gestern überhaupt für eine Aktion. War irgendwie voll seltsam. Dachte schon wirklich, du wärst ein Muggel."

„Ähem…", Tarsuinn schwankte mit dem, was er sagen sollte. Wahrscheinlich war die Wahrheit gleich besser.

„Ich bin wahrscheinlich auch ein Muggel", gab er zu und biss in seinen mit Honig beschmierten Toast. An seinem Teil des Tisches war plötzlich völlige Ruhe eingekehrt. Dann lachte eines der Mädchen.

„Guter Witz! Für einen Moment waren wir alle geschockt", sagte Winona, die direkt neben ihm saß und ihm gleichzeitig auch noch einen saftigen Ellenbogenstoß in die Rippen verpasste. „Sind alle drauf reingefallen."

Er kaute sorgsam, schluckte, dann drehte er den Kopf dem Mädchen zu. Ein wenig unsicher, wie sie gleich reagieren würde.

„Ich mein es ernst. Professor Dumbledore, Professor Flitwick und dieser Sprechende Hut glauben, ich könnte ein Zauberer sein. Deshalb darf ich ein Jahr lang hier bleiben."

„Aber wenn du kein Zauberer bist, dann ist es doch eigentlich unmöglich für dich hierher zu kommen", widersprach Winona energisch.

„Anscheinend doch", übernahm wieder Merton das Wort. „Es gibt immer einen Weg. Und wenn nur der Zufall hilft."

„Heh – das kitzelt", rief plötzlich Cassandra auf der anderen Seite des Tisches amüsiert. „Hör auf damit."

Tarsuinn ahnte was los war.

„Tikki! Lass sie in Ruhe. Vor allem am Essenstisch. Los runter", schimpfte er.

„Ach, lass nur", kicherte Cassandra. „Sie ist richtig süß. Ist das ein Frettchen?"

„Nein", mischte sich Alec ein, bevor Tarsuinn antworten konnte. „Das ist ein Mungo. Mein Vater hat mir Bilder von denen gezeigt, die er in Indien gemacht hat. Die sind nicht süß, das sind richtige Raubtiere."

„Das – ein Raubtier? Sie jagt doch sicher nur Mäuse, so klein wie sie ist."

Ein abfälliges Pfeifen von Tikki ertönte.

„Na ja – Mäuse und Ratten jagt sie zwar auch, vor allem hier in England", gab Tarsuinn zu. „Aber richtig aufgeregt wird sie nur, wenn sie Königskobras und Mambas jagt. Dann kann man richtig Angst bekommen."

„Du meinst…", Cassandra stockte erstaunt, „…dieses verschmuste Monster jagt Giftschlangen? Kobras, Mambas und so weiter?!"

„Eigentlich alle Schlangen. Sie isst sie gern, nur Eier mag sie lieber."

„Wow. Traut man ihr gar nicht zu."

„Maskottchen", warf eine leicht abwesend klingende Stimme ein einzelnes Wort in den Raum. Luna, erinnerte er sich.

„Ja, genau", pflichtete Winona laut bei. „Das passt doch. Die Erste Klasse der Ravenclaws hat ein Mungo zum Maskottchen."

Alle lachten.

„Warum?", erkundigte er sich stirnrunzelnd. „Wäre nicht ein Rabe besser? Weil wir doch Ravenclaws sind!"

„Nicht deswegen! Slytherin hat ne Schlange im Wappen", erklärte der Junge namens Alec. Seine Stimme klang, als würde er Tarsuinn für einen kompletten Idioten halten.

„Wir mögen Slytherin nicht?", fragte er erstaunt nach.

„Natürlich mögen wir sie nicht", antwortete der Junge empört. „Slytherins sind fast alle arrogant und bösartig. Sie bilden sich unheimlich viel auf ihre Reinblütigkeit ein und aus ihren Reihen kamen viele Anhänger von Dem-dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf. Ach quatsch – genau genommen kamen fast alle aus Slytherin."

„Aber ich hab im Zug ein Mädchen kennen gelernt, was ganz nett war und jetzt in Slytherin ist", widersprach Tarsuinn vorsichtig. „Es sind doch sicher nicht alle so, wie du es beschreibst."

„Ach, die sind alle gleich!", rief der Junge heftig. „Und wenn sie es jetzt noch nicht ist, dann sehr bald. Da kannst du mir vertrauen."

Dann stand er ruckartig auf und rannte aus dem Saal.

Am Tisch war es still.

„Das wollt ich nicht", murmelte Tarsuinn betreten.

„Ist nicht deine Schuld", beschwichtigte Cassandra. „Als Der-dessen-Name-nicht-genannt-werden–darf an der Macht war, hat Alecs Familie – wie viele andere auch – schwer gelitten. Seine Eltern kämpfen seit Jahren erfolglos für die Schließung des Hauses Slytherin."

„Ich versteh das alles nicht", musste Tarsuinn eingestehen. „Der-dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf? Schwer gelitten? Was bedeutet das?"

Und dann erzählte man es ihm flüsternd. Jedes der anderen Kinder – außer Merton – hatte eine weitere grauenvolle Geschichte beizutragen. Schon recht früh schmeckte Tarsuinn das Essen nicht mehr und er verstand Alecs Reaktion. Auch wenn er dessen Verallgemeinerung nicht teilen wollte.

„…und das war das Ende von Du-weißt-schon-wem."

„Ein Baby hat ihn aufgehalten?", fragte Tarsuinn erstaunt.

„Ja. Der Junge sitzt da drüben. Der mit der Blitznarbe auf der Stirn. Harry Potter."

„Das ist der Junge, der gestern nicht im Zug war, oder?", erinnerte Tarsuinn sich.

„Ja. Er und der kleine Weasley sind gestern mit einem fliegenden Auto in die Peitschende Weide gekracht", erzählte Merton begeistert. „Und…"

„Ach – der ist doch nur ein Angeber", ließ sich eine Stimme vernehmen, die bisher geschwiegen hatte. Ian hieß der Junge. „Meine Mutter sagt immer: Irgendwann steigt jedem der Ruhm zu Kopf. Und bei dem ist es schon soweit. Ich wette, jeden anderen hätten sie für die Aktion rausgeschmissen, aber…"

„…aber cool war es trotzdem", beharrte Merton. „Vor allem mit einem solchen Klassiker von Auto. Mein Vater würde mich allein dafür die ganzen Ferien ins Haus sperren. Er restauriert solche Wagen, musst du wissen."

„Na ja – stimmt schon", gab Ian widerwillig zu.

„Was ist nun?", lenkte Winona ab. „Machen wir Tarsuinns Tikki zu unserem Maskottchen? Ach, wäre das schön, wenn wir sie mit in die Klasse nehmen könnten, wenn wir eine Stunde zusammen mit den Slytherins haben sollten."

Tikki klang irgendwie begeistert.

„Ich hoffe, man erlaubt es ihr, mich zu begleiten", sagte Tarsuinn.

„Das verstößt gegen die Regeln!", meinte Ian skeptisch. „Warum sollten sie es dann erlauben?"

„Weil Tarsuinn blind ist", kam wieder die abwesende Stimme von Luna. „Sagt bloß, ihr habt das nicht bemerkt?"

Wieder war es kurz still.

„Du erzählst genau solche abstrusen Storys wie dein Vater, Luna", warf Ian ihr vor. „Du solltest ihm das als Artikel für seinen The Quibbler vorschlagen. Blinder Muggel überwindet Mauern von Hogwarts. Ist doch völliger Unsinn und…"

„Sie hat Recht, Ian", unterbrach Tarsuinn. „Tikki ersetzt mir meine Augen."

„Du meinst, wie ein Blindenhund?", fragte Merton erstaunt.

Ein leichter Luftzug fuhr rhythmisch über Tarsuinns Gesicht.

„Du musst nicht mit der Hand vor meinem Gesicht rumwedeln, Merton", grinste er.

„Das war ich", lachte Winona. „So bist du also durch die Absperrung auf dem Bahnhof gelangt. Du hast sie einfach nicht gesehen."

„Hätte nie gedacht, dass dies mal dafür sorgen würde, dass ich nicht gegen eine Wand laufe", meinte Tarsuinn ironisch und alle lachten.

„Aber – wenn Tikki dein Blindenhundersatz ist – warum hat sie dich dann nicht vor der Wand gewarnt?", fragte Merton. „Ich meine, sie muss die doch gesehen haben."

Damit hatte der Junge durchaus Recht. Da stimmte etwas nicht. Tarsuinn versuchte, sich genauer zu erinnern, wie das gewesen war. Tikki war auf seiner Schulter gewesen, als er einer Familie mit Kindern gefolgt war. Sie hatte ihn vor einer Bank in seinem Weg gewarnt, als er auf Bahnsteig 9 und 10 war. Dann kam der Tunnel – das musste diese magische Wand sein – und dann stand er auf Gleis 93/4.

„Sie hat mich nicht gewarnt", murmelte er erstaunt. „Das kann gar nicht sein!"

„Magische Abart", erklärte Luna. Sie klang diesmal etwas beteiligter. „Manche werden nicht nur deutlich älter, sondern haben auch andere Fähigkeiten. Mein Vater wäre da sehr interessiert dran."

„Um was zu tun?", fragte Ian ätzend.

„Viele Geheimnisse liegen im Verborgenen", erklärte das Mädchen. Sie schien den verletzenden Tonfall vollkommen zu ignorieren.

Wenn man Augen und Geist offen hält, dann ist man in der Lage Dinge zu entdecken, die andere für unmöglich halten", zitierte sie überzeugt irgendeinen Text.

„Oder man glaubt auch den größten Humbug", konterte Ian.

„Ians Vater arbeitet beim Tagespropheten. Das ist unsere Tageszeitung. Lunas Vater gehört der Quibbler", flüsterte Winona heimlich Tarsuinn zu. „Ist so eine Konkurrenzsache."

„Verstehe", murmelte er zurück.

„Sie kennen sich auch schon länger, da ihre Eltern Nachbarn sind. Du glaubst gar nicht, wie enttäuscht beide waren, als sie im selben Haus gelandet sind."

Das konnte er sich gut vorstellen. Vor allem, wenn man die unterschiedlichen Charaktere bedachte. Ian war sehr emotional, redete viel, hatte die besseren Argumente. Luna schien dagegen sehr zurückhaltend – fast zurückgezogen – zu sein, sagte nur wenig und trotzdem führten ihre kurzen Einwürfe Ians Beweisführung ad absurdum. Was Ian noch mehr anstachelte.

Glücklicherweise unterbrach dann ein lautes – Die Stundenpläne – die immer heftiger werdende Diskussion. Professor Flitwick ging herum und händigte jedem seinen Plan aus. Bei Tarsuinn blieb er kurz stehen.

„Mr McNamara, Sie werden heute nicht am Unterricht teilnehmen, da Sie noch einiges zu erledigen haben. Außerdem möchten der Direktor und ich Sie gleich nach dem Frühstück sprechen. Finden Sie das Büro des Direktors wieder?"

„Ich denke schon, Sir", antworte er.

„Gut. Das entbindet Sie natürlich nicht davon, den heutigen Stoff nachzuholen."

Damit ging Flitwick weiter und gab auch den älteren Schülern ihre Pläne.

„Oh, Mist", murmelte Winona. „Das wird Alec nicht gefallen."

„Was?", fragte Tarsuinn. Seine Finger glitten über das Papier. Es war leider keine Blindenschrift, aber anscheinend hatte wer einen besonders kratzigen Stift und dicke Tinte benutzt und so konnte er alles, wenn auch recht mühsam, entziffern.

„Ich hatte gehofft, weil wir dieses Jahr so viele sind, würden sie keine gemischten Klassen ansetzen", erklärte Winona. „So kann man sich irren. Wir haben Kräuterkunde zusammen mit den Slytherins, drei Mal die Woche! Oh je. Wir müssen auf Alec aufpassen."

„Und dann auch noch gleich heute Nachmittag!", bemerkte Ian frustriert.

„Ihr solltet wirklich aufpassen", ertönte die Stimme von Penelope Clearwater hinter ihnen. „Professor Sprout mag es gar nicht, wenn man Ärger macht. Lasst euch also nicht provozieren, wenn die Slytherins mit ihrem reinen Blut angeben. Kontrolliert euch, denkt an das Haus und leistet gute Arbeit. Besser als sie zu sein, ist das Schlimmste, was ihr ihnen antun könnt. Denkt daran."

„Ja, Ma'am", bestätigte Winona ironisch.

„Und du, Tarsuinn, solltest dich endlich auf den Weg machen", fuhr die Vertrauensschülerin unbeirrt fort. „Soweit ich gehört habe, sollst du zum Direktor und dieser ist schon vor fünf Minuten gegangen."

„Oh", entfuhr es Tarsuinn. „Dann sollte ich wohl wirklich lieber los. Kommst du, Tikki?"

Er griff sich schnell noch eine Hand voll wunderbar duftender Kekse, ließ Tikki auf seine Schulter laufen, verabschiedete sich mit einem: „Bis dann" und ging Richtung Büro des Direktors.

Er fand es dank Tikkis Anweisungen recht schnell, ging die Wendeltreppe hinauf, die gestern noch eine Rolltreppe gewesen war, erreichte einen Vorraum und klopfte dann an die verschlosse Bürotür, die sich sofort öffnete.

„Komm herein, Tarsuinn", bat ihn die Stimme des Direktors.

Er tat wie ihm geheißen. Er fühlte, dass neben Dumbledore noch eine andere Person hier war. Das musste Professor Flitwick sein.

„Setz dich. Wie dir ja Professor Flitwick schon gesagt hat, bist du ab heute Mitglied des Hauses Ravenclaw. Aber nur vorerst. Ich will dir nicht verschweigen, dass es einigen Widerstand gab. Und es war nur der Hinweis auf diese alte Schulregel, von der ich dir erzählt habe, die das Ministerium für Magie zustimmen ließ. Doch nur innerhalb der alten Regeln. Und es wurden Bedingungen gestellt."

„Welche?"

„Es ist mir oder einem anderen Nichtanverwandten nicht gestattet, die Schulgebühren zu zahlen. Auch für Schulbücher und andere nötige Ausrüstungsgegenstände musst du selbst aufkommen. Du wirst auch nur ein Jahr in Hogwarts bleiben dürfen, es sei denn, du entwickelst Zauberkräfte. Wenn du es nicht schaffst, so besteht das Ministerium darauf, dass deine Erinnerungen an dieses Jahr gelöscht und durch andere ersetzt werden.

Außerdem musst du einen Vertrag unterschreiben, dass du damit freiwillig einverstanden bist. Du darfst niemandem in dem einen Jahr von unserer Welt erzählen, schreiben und Ähnliches. Es tut mir Leid, aber ich kann die Besorgnis des Ministeriums durchaus verstehen."

„Ist gut", antwortete Tarsuinn nur.

„Soll ich dir den Vertrag vorlesen?", fragte Dumbledore. „Oder Professor Flitwick?"

„Verträge liest man selbst", antwortete Tarsuinn. „Zumindest versucht man es."

Hoffentlich nahm ihm das niemand übel. Er tastete suchend über den Tisch.

„Ähem – wenn ich ihn haben dürfte?", sagte er verlegen lächelnd, als er nichts fand.

„Ähem, Tschuldigung", ließ Professor Flitwick sich vernehmen. „Ich habe ihn noch in der Tasche, da ich ihn in Ihrem Sinne noch einmal geprüft habe, McNamara."

Unter Tarsuinns Hand schob sich eine Pergamentrolle. Er entrollte sie und begann zu lesen. Langsam folgten seine Finger den Linien.

Es dauerte einige Zeit. Viele Textstellen musste er mehrmals lesen, denn es waren wirklich komplizierte Sätze und er versuchte angestrengt sie zu verstehen. Es ging vor allem darum, was er wem – und wem nicht – mitteilen durfte, dass er in dem gesamten Jahr niemals Hogwarts verlassen durfte (außer in vom Ministerium geregelten Ausnahmen) und dass er das Recht auf seine Erinnerungen für das gesamte Jahr verwirkte, falls er doch ein Muggel war. Der ganze Text war gespickt mit magisch klingenden Worten, deren Bedeutung er nicht verstand.

„Verstehen Sie das alles?", fragte Tarsuinn die Professoren, nachdem er es gelesen hatte.

„Ich denke schon", antwortete Dumbledore.

„Ich eher weniger", gestand Flitwick amüsiert.

„Was bedeutet denn: …die Erinnerungen werden durch entsprechend passende Muggelerinnerungen von einem Ministeriumszauberer ersetzt, der durch dem Schulleiter, den Minsteriumsvertreter und dem magischen Vormund ausgewählt wird… Wer ist denn mein magischer Vormund? Davon steht hier nichts und was sind entsprechend passende Erinnerungen? Und was ist, wenn ich mal meine Schwester besuchen will?"

„Nun…", Dumbledores Stimme hatte einen weichen, verständnisvollen Tonfall, „…dein magischer Vormund ist natürlich Professor Flitwick, als dein Hauslehrer. Dies ist bei allen Schülern so, die keine magischen Verwandten haben. Bei den Erinnerungen geht es darum, dass man dir ja nicht einfach ein Jahr deines Lebens nehmen kann. Das würde doch sehr auffallen. Deshalb wird ein Ministeriumszauberer, dessen Beruf das ist, dir Erinnerungen für ein Jahr erstellen. Professor Flitwicks und meine Stimme sollte sicherstellen, dass es angenehme Erinnerungen sind."

„Und was deine Schwester angeht – ja, es kann sein, dass das Ministerium dir einen Besuch verbietet. Aber…", Dumbledore machte eine keine Kunstpause, „…ich habe gestern noch mit ihr gesprochen – eine wirklich tapfere und hübsche junge Frau übrigens – und sie hat mir eine ähnliche Erklärung unterschrieben, was es für euch beide möglich macht, einander Eulen zu schicken."

„Eulen schicken?", unterbrach er perplex.

„Eulen transportieren unsere Briefe", erklärte Dumbledore. „Sehr zuverlässig."

„Und Rica hat Ihnen wirklich geglaubt und unterschrieben?"

„Ja."

„Darf ich den Vertrag sehen? An Magie zu glauben, sieht ihr gar nicht ähnlich."

„Aber natürlich", meinte Dumbledore und gab Tarsuinn ein weiteres Pergament. „Es hat übrigens einige meiner eindrucksvolleren Zauber gebraucht, um Miss McNamara zu überzeugen."

„Sie zu heilen hätte sie sicher überzeugt", sagte Tarsuinn.

„Selbst wenn ich es könnte, dürfte ich es nicht", antwortete Dumbledore traurig.

„Warum nicht?", verlangte er zu wissen. „Es muss doch ein Leichtes für Sie sein."

„Wir können bei weitem nicht jede Krankheit heilen", erklärte der Direktor mit sanfter Stimme. „Und wir haben strenge Richtlinien, wann und wie wir einem Muggel helfen dürfen. Wunderheilungen sind nicht unauffällig, wie du zugeben wirst."

„Sie haben mit ihr gesprochen. Sie klangen so, als ob Sie sie mochten! Wie können Sie dann zusehen, wie sie einfach stirbt?"

„Ich schaue nicht einfach zu", sagte er immer noch sanft, trotz Tarsuinns anklagendem Ton. „Nicht ich habe es in der Hand, ob sie lebt oder stirbt. Nur du, Tarsuinn, kannst es verhindern."

„Ich? Wie?"

Hoffnung keimte in ihm.

„Du musst ein Zauberer werden. Selbst wenn du nur den kleinsten Zauber zu stande bekommst, giltst du als ein solcher und dann darf ich, oder besser noch ein Heiler, deiner Schwester helfen, so gut es die Magie vermag."

„Aber…", die Zweifel ließen ihn verstummen. Um ehrlich zu sein, hatte er nie daran geglaubt, er könnte ein Zauberer sein. Für ihn war das doch nur ein Abenteuer in einer unbekannten und faszinierenden Welt. Mit verrückten Menschen und abgedrehten Schulfächern. Und jetzt hatte er plötzlich die Verantwortung für das Leben seiner Schwester. Wenn er versagte…

„Aber die Ärzte sagen, sie hat nur noch wenige Monate zu leben", bemerkte er und bettelte damit indirekt um Aufschub für sie und sich selbst.

„Deine Schwester mag sehr krank sein, Tarsuinn. Aber was ihr Leben verlängern kann, ist die Hoffnung, die du ihr jetzt bietest. Lerne fleißig und mach ihr durch deine Briefe Mut. Dann wird sie lange genug leben."

„Oh je", entfuhr es ihm leise. Sein Herz schmerzte und seine Augen brannten.

„Ich unterschreibe", flüsterte er dann leise. „Eine kleine Chance ist besser als gar keine. Könnt ich einen Stift haben?"

„Wir schreiben mit Federn", erklärte Dumbledore und Tarsuinn wurde eine solche in die Hand gedrückt.

„Und das Tintenfass steht hier", ergänzte Flitwick und setzte dieses geräuschvoll auf den Tisch. Das brachte Tarsuinn ein wenig zum Lächeln. Er konnte die Tinte riechen, er musste nicht hören, wo das Fass stand.

„Können Sie nicht auch meine Hand führen", bat er ironisch.

„Das würde den Vertrag ungültig machen", lehnte Dumbledore ab. „Du kannst doch schreiben, oder?"

„Ich werd es versuchen, Sir", versicherte er ernsthaft und das stellte sich als schwieriger heraus als gedacht. Er hatte noch nie mit einem Federkiel geschrieben. Professor Flitwick löschte einige seiner Versuche von dem Pergament. Mal, weil er zuviel Tinte genommen hatte, mal, weil zu wenig. Doch irgendwann gelang es ihm.

Tarsuinn hörte, wie daraufhin auch noch Flitwick und Dumbledore unterschrieben, dann wurde das Pergament eingerollt.

Duplicia!", sagte Dumbledore Augenblicke später.

„Und was jetzt?", fragte Tarsuinn. „Jetzt könnte ich doch am Unterricht teilnehmen, oder?"

„Nicht so stürmisch", sagte Flitwick nachsichtig. „Erst mal brauchen Sie Bücher, einen Kessel, passende Kleidung und die Schulgebühren müssen auch bezahlt werden."

„Wie mache ich das?"

„Nun – Sie werden heute noch nach London reisen. Dort werden Sie sich Muggelgeld besorgen und es bei Gringotts umtauschen. Mit einem Teil des Geldes bezahlen Sie die Schulgebühren – die Kobolde wissen schon welches Verlies – und mit dem Rest kaufen Sie sich die nötige Schulausrüstung."

„Und was muss ich alles einkaufen?"

„Ich hab die diesjährige Liste für Sie hier. Da das Schuljahr schon begonnen hat, haben Sie vielleicht Glück und bekommen einige Sonderpreise."

Tarsuinn bekam die Liste gereicht. Er überflog sie erst einmal nur kurz:

Uniform

Im ersten Jahr benötigen die Schüler:

1. Drei Garnituren einfache Arbeitskleidung (schwarz)

2. Einen einfachen Spitzhut (schwarz) für tagsüber

3. Ein Paar Schutzhandschuhe (Drachenhaut o. Ä.)

4. Einen Winterumhang (schwarz, mit silbernen Schnallen)

Bitte beachten Sie, dass alle Kleidungsstücke der Schüler mit

Namensetiketten versehen sein müssen.

Lehrbücher

Alle Schüler sollten jeweils ein Exemplar der folgenden Werke

besitzen:

- Miranda Habicht: Lehrbuch der Zaubersprüche, Band 1

- Bathilda Bagshot: Geschichte der Zauberei

- Adalbert Schwahfel: Theorie der Magie

- Emeric Wendel: Verwandlungen für Anfänger

- Phyllida Spore: Tausend Zauberkräuter und -pilze

- Arsenius Bunsen: Zaubertränke und Zauberbräue

- Lurch Scamander: Sagentiere und wo sie zu finden sind

- Gilderoy Lockhart: Tanz mit einer Todesfee

- Gilderoy Lockhart: Gammeln mit Gulen

- Gilderoy Lockhart: Ferien mit Vetteln

- Gilderoy Lockhart: Trips mit Trollen

- Gilderoy Lockhart: Abstecher mit Vampiren

- Gilderoy Lockhart: Wanderungen mit Werwölfen

- Gilderoy Lockhart: Ein Jahr bei einem Yeti

Ferner werden benötigt:

- 1 Zauberstab

- 1 Kessel (Zinn, Normgröße 2)

- 1 Sortiment Glas- oder Kristallfläschchen

- 1 Teleskop

- 1 Waage aus Messing

„Ich hab noch in keinem Laden solche Bücher gesehen", sagte er dann. „Und woher ich einen Zauberstab bekomme, weiß ich auch nicht. Genauso wenig, wie ich Gringotts kenne."

„Du wirst natürlich nicht allein gehen", antwortete Dumbledore. „Das würde das Ministerium niemals zulassen. Aber Hagrid hat sich bereit erklärt, dich zu begleiten."

„Der Wildhüter?"

„Ja – er will eh versuchen noch ein paar Dinge einzukaufen und er nimmt dich gern mit. Er weiß genau, wo du bekommst, was du brauchst."

„Wann?"

„Sobald wir hier fertig sind."

„Fehlt denn noch was?"

„Von unserer Seite nicht mehr, aber vielleicht hast du noch Fragen?"

Tarsuinn dachte einen Moment angestrengt nach. Zuerst fiel ihm nichts ein, doch dann dachte er an den Vertrag und wie ausgefeilt er gewesen war.

„Wegen Tikki…", begann er.

„Ja?"

„Darf sie ständig bei mir bleiben? Auch in den Klassen? Ich brauche sie, wie Sie sicher gesehen haben."

„Ich denke, das kann ich in diesem speziellen Fall erlauben. Aber das gilt nur, solange ich mir keine Klagen anhören muss."

„Ähem, können Sie den Hausmeister davon ausnehmen?", entfuhr es ihm ungewollt.

„Nein. Aber ich habe mit ihm gesprochen, so dass ihr eure Startschwierigkeiten vergessen könnt."

„Ansonsten fällt mir nichts ein."

„Nichts?", fragte Dumbledore fast lauernd.

„Nein."

„Und was ist mit deinen Augen?"

„Was soll mit ihnen sein?"

„Vielleicht können wir sie heilen?"

„Sie wollen – dürfen – meiner Schwestern nicht helfen, warum also mir?"

„Du bleibst unter Aufsicht hier. Wir könnten dir eventuell für dieses eine Jahr das Augenlicht schenken."

Das Angebot war unglaublich verlockend, aber auch so unfair.

„Ich will es nicht", sagte er trotzig.

„Es ist eine Behinderung, die dich beim Lernen stören wird."

„Ich will es trotzdem nicht!", bestand Tarsuinn stur. Er wollte sich nicht noch mehr schuldig gegenüber Rica fühlen.

„Nun – ich kann dich nicht zwingen", bestätigte Dumbledore.

„Aber ich kann", mischte sich Flitwick ein. „Mr McNamara, ich bringe Sie jetzt gleich zu Madame Pomfrey und lasse Sie untersuchen."

„Das können Sie nicht verlangen", wehrte Tarsuinn sich.

„Oh, doch", antwortete Flitwick scharf. Seiner sonst so freundlichen Stimme war jetzt eine unerwartete Härte beigemischt. „Denn ich bin jetzt Ihr Vormund und Hauslehrer und ich werde nicht zulassen, dass einer meiner Schüler krank am Unterricht teilnimmt, ohne dass ein Versuch der Heilung unternommen wurde."

„Das ist unfair", beschwerte Tarsuinn sich.

„So ist leider das Leben. Stehen Sie auf und kommen Sie mit. Es sei denn, Sie haben noch etwas anzumerken, Professor Dumbledore?"

„Nein. Ich denke es verläuft alles in den richtigen Bahnen."

Eine Viertelstunde später betrat Tarsuinn mit Flitwick den Krankenflügel. Er war ziemlich sauer auf Flitwick, der jedoch den Eindruck machte, als würde er durchaus in der Lage sein, ihn auch gegen seinen Willen hierher zu bringen. Trotz seiner geringen Körpergröße.

„Na endlich", begrüßte die Krankenschwester sie. „Seit ich gehört habe, dass Sie hier bleiben dürfen, habe ich auf Ihren Besuch gewartet, McNamara. Setzen Sie sich! Wir fangen gleich an."

Dabei lief sie energisch und schnell durch die Gegend, als würde Tarsuinn innerhalb der nächsten Sekunden sterben.

„So –Kopf in den Nacken – ja, so ist gut – nicht blinzeln."

Eine Weile untersuchte sie anscheinend seine Augen, drehte seinen Kopf mal sanft nach links, mal nach rechts, zog seine Lider zurück und ließ eine kühle Flüssigkeit hineintropfen. Nach etwa zehn Minuten durfte er seinen Kopf wieder in eine normale Position bringen.

„Seltsam, ich sehe nichts", sagte sie in Flitwicks Richtung.

„Komisch, ich auch nicht", kommentierte Tarsuinn.

„Tztz – werden Sie nicht schnippisch", wies sie ihn mit strenger Stimme zurecht. „Eigentlich müssten Sie sehen können und das wird jeder Heiler auch bestätigen. Aber Sie simulieren auch nicht, McNamara. Sag Sie, haben Sie früher mal sehen können?"

„Meine Schwester sagt, als ich noch ganz klein war, konnte ich sehen. Aber ich kann mich nicht mehr daran erinnern."

„Sind Sie sicher?"

„Ja! Aber ich träume in Bildern und ich weiß, welche Farbe das Gras hat."

„Dann sind Sie ein extrem seltsamer Fall. Sie können jetzt gehen, aber in der nächsten Woche, werden sie noch einmal hier vorbei kommen. Ich werde Ihnen noch genau sagen wann und dann wird ein Spezialist Sie untersuchen."

„Es hat keine Eile", sagte er nur.

„Von wegen", blaffte sie ihn scharf an, wie jede Krankenschwester schien sie Widerspruch nicht zu akzeptieren. „Jeder Tag ohne Sehkraft ist ein Tag eingeschränkten Lebens. Und nur weil Sie einen Merlin-Komplex oder so haben, ändert das nichts an dieser Tatsache."

„Ich gehe dann mal lieber, wenn Sie erlauben", sagte er nur noch unfreundlich. Tarsuinn wollte einfach nicht weiter darüber diskutieren.

„Ja – hinaus mit Ihnen. Diese jungen Leute, vorlaut und dumm zugleich. Ich bedaure Sie dieses Jahr, Professor Flitwick."

„Immer mit der Ruhe, Poppy", kicherte Flitwick. „Er hatte einen sehr ereignisreichen und nicht unbedingt angenehmen Morgen. Ich denke, Mrs Norris haben Sie ja morgens schon gesehen."

„Ja, das hab ich", antwortete Madame Pomfrey und es klang bitter. „Und jetzt raus. Vielleicht kommt ja heut noch mal jemand, der meine Hilfe zu schätzen weiß."

Tarsuinn folgte Professor Flitwick nach draußen.

„Sie haben Madame Pomfrey sehr Unrecht getan, als Sie Ihren Ärger auf mich an ihr ausließen", warf der Professor ihm auf dem Weg vor.

„Das war alles von Ihnen schon geplant, bevor Sie mich im Büro des Direktors gefragt haben", hielt Tarsuinn gegen. „Sie hätten mich so oder so in den Krankenflügel gebracht, ob mit oder ohne mein Einverständnis. Das ist mehr als unfair."

Flitwick blieb stehen und er wirkte plötzlich extrem hart, fast so wie diese Professorin McGonagall.

„Das ist unfair? Weißt du was unfair ist? Ich habe heute Nacht Professor Dumbledore zu deiner Schwester begleitet. Ich lernte ein Muggelmädchen kennen, das freundlich, mutig und intelligent ist. Dabei aber auch todkrank. Und ich musste daneben stehen und durfte ihr nicht helfen, denn wenn ich das täte, wären Minuten später fünf Ministeriumszauber da, würden mich nach Askaban verfrachten und deine Schwester wieder krank machen. Du glaubst nicht, wie unfair ich das fand. Aber statt um Hilfe für sich selbst zu bitten, hat sie die ganze Zeit immer nur erzählt, was für ein guter Junge du bist. Es war zu einem großen Teil ihre Fürsprache, die dich in mein Haus gebracht hat. Und ich habe mir geschworen alles Mögliche zu tun, um dir und deiner Schwester zu helfen. Doch die einzige Möglichkeit für mich besteht darin, irgendeinen kleinen Funken Magie in dir zu finden. Was mir aber nicht gelingt, wenn du dich den Leuten verweigerst, die dir Hilfe geben können und wollen. Ich dachte, du hättest begriffen, um was es in diesem Jahr für dich geht. Nun stell einfach deinen Stolz zurück, überwinde deine Angst und tu, was getan werden muss. Es wird eh für dich viel schwerer werden, als für alle anderen. Du kannst es dir nicht leisten, auf irgendwelche Hilfe zu verzichten. Ist dir das klar?"

Tarsuinn war ganz klein mit Hut. Kleiner noch als Flitwick, der ihm eben wie ein Gigant erschien.

„Ja, Sir", flüsterte er.

„Schon besser", Flitwicks Tonfall war plötzlich wieder normal und als wäre nichts geschehen, ging er voran und führte Tarsuinn zu dem Zimmer, in dem er genächtigt hatte.

„So – packen Sie jetzt ein paar Sachen, die Sie für einen Stadtbummel brauchen, dann bringe ich Sie zu Hagrid.

Das dauerte nicht lange und wenig später verließen sie das Schloss und gingen über eine Wiese zu einem Haus, das ein wenig modrig roch – und auch nach allerlei Getier.

„Ah – da sind Sie ja, Professor", hörte er die markante Stimme, die am Bahnhof die Erstklässler eingesammelt hatte. „Wollt gerade nachschauen kommen, wo Sie bleiben."

„Tut mir leid, Hagrid. Wir hatten noch viel zu tun. Sind deshalb etwas in Verzug geraten", sagte der Professor, dessen Stimme ein hundertprozentiges Gegenteil von der tiefen und dröhnenden Stimme des Wildhüters war.

„Nicht weiter schlimm. Muss nur sehen, wie dann die Zeit für meine Einkäufe reicht."

„Ich denke, in der Winkelgasse kommt Mr McNamara wahrscheinlich allein zurecht, solange du ihn vor der Nokturnegasse warnst. Nur bei den Muggeln musst du, laut Ministerium, immer bei ihm sein."

„Verstanden, Professor. Können wir los, Junge?"

Tarsuinn nickte.

„Dann – wenn Sie entschuldigen, Professor – sollten wir uns auf den Weg machen."

„Nur zu, Hagrid. Benehmen Sie sich, McNamara", ermahnte Flitwick ihn noch.

„Das werde ich", versprach Tarsuinn. „Und…danke."

„Wüsste nicht wofür?", lachte dieser und ging von dannen.

Tarsuinn konnte nicht anders – er begann den kleinen Professor unheimlich zu mögen.

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