/ ... / Harrys Gedanken
"..." Die Stimme
Kursiv Liedtext ("Totale Finsternis" aus Tanz der Vampire)
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Prolog
Totale Finsternis
Es war kurz vor Mitternacht.
Das schwache Licht des Mondes spiegelte sich silbern im See von Hogwarts,
während der raue Herbstwind durch die alten Gemäuer jagte und sein trauriges
Lied heulte.
Ein Lied voll von Kummer und Schmerz.
Trauernd um eine verlorene Liebe.
In dieser Ode an die Finsternis, mischte sich ein Wispern, so leise, dass er
glaubt der einzige zu sein der es hörte.
Ein verlockender Ruf, der nur ihm zu gelten schien.
"Sei bereit"
Verwirrt, blinzelte Harry in die Dunkelheit.
Hatte er sich das nur eingebildet?
Gewundert hätte es ihn nicht, lag er doch auch schon eine ganze Zeit wach.
Leise seufzend, fuhr Harry sich über das Gesicht, trocknete die letzten
Tränenspuren.
Schon lange nicht mehr hatte er diesen Traum, welcher ihm früher viele
schlaflose Nächte bereitet hatte.
Es war ein Traum, beherrscht von einer zerstörerischen Sehnsucht.
Von Liebe, so schön und traurig zugleich.
Von Narben, die leuchtend rot auf einer weißen, reinen Seele klafften.
Und von... IHM.
Jedes Mal wenn der Schwarzhaarige dann aufwachte, war sein Herz erfüllt von
Einsamkeit und Tränen benetzten sein Gesicht.
/Manchmal in der Nacht
fühl ich mich einsam und traurig,
doch ich weiß nicht, was mir fehlt/
"Sei bereit"
Ein leiser Schrei entfuhr Harrys Lippen.
Wurde er langsam verrückt?
Sein erster Gedanke war, zu Fred und George zu gehen, doch verwarf er diesen
gleich wieder. Wie würde das denn aussehen wenn der große Harry Potter nur
wegen eines Alptraums, in das Bett der Zwillinge krauchte?
Nicht sehr heldenhaft. Also.
Der Schwarzhaarige schloss die Augen und atmete tief durch.
Sofort erschien SEIN Bild vor seinem geistigen Auge, ohne dass er etwas dagegen
tun konnte.
Harry hatte IHN schon fast vergessen.
Nicht, dass er IHN beschreiben konnte, sah er SEIN Bild doch immer nur wie durch
Nebel. Fast so als sei ER ein Geist.
Doch überkam Harry jedes Mal Sehnsucht die Hand in Hand mit einer Angst
einherging, die ihm die Brust zuschnürte.
ER schien Harry wie ein verbotener, wunderschöner, grausamer Dämon.
/Manchmal in der Nacht
hab ich fantastische Träume,
aber wenn ich aufwach', quält mich die Angst/
"Sei bereit"
Das konnte keine Einbildung sein!
Viel zu deutlich schien ihm diese schönklingende, melodische Stimme.
Leise schnuffelnd krabbelte Harry aus seinem Bett und zog sich den Tarnumhang
über.
Er wollte nicht mehr warten!
Der Schwarzhaarige riss die Vorhänge seines Himmelbetts auf, und lief barfuss
über den kalten Steinfussboden.
Zulange schon brannte diese Sehnsucht in ihm. Zerriss ihn beinah in zwei Teile.
Die Leiden des Gestern interessierten Harry nicht mehr und auch die Gefahren des
Morgens waren ihm egal!
Wichtig war nur ER!
Harry war schon auf der Wendeltreppe zum Gemeinschaftsraum, als er seinen Kopf
schüttelte.
Auf was sollte er denn bitte schön warten?
Und nach was sich sehnen?
/Manchmal in der Nacht
lieg ich im Dunklen und warte,
doch worauf ich warte, ist mir nicht klar/
"Sei bereit"
Es war ihm, als wenn er mit jedem seiner Schritte der Stimme näher kommen
würde.
Ein kalter Schauer lief über Harrys Rücken.
Obwohl er wusste, dass des Nachts manche Gefahren im Schloss lauerten, erregte
ihn dieses kleine Abenteuer dennoch.
Er spürte, dass etwas in der Luft lag.
Eine dunkle bedrohliche und zugleich unwiderstehliche Macht zog ihn zu sich.
Leise öffnete Harry das Bild und huschte aus den Turm
/Manchmal in der Nacht
spür ich die unwiderstehliche Versuchung
einer dunklen Gefahr/
"Sei bereit, Sternenkind..."
Der Stimme folgend, schlich er durch das riesige Labyrinth namens Hogwarts,
bis er in die Große Halle kam. Das kalte Licht blauer Fackeln empfing ihn.
Harry blickte kurz zur Decke, wo sich schwarze Wolken zusammenzogen und hörte
von weit entfernt dunkles Grollen, gleich eines Donnerns.
Er musste leicht schlucken, während sein Verstand ihn davor warnte
weiterzugehen.
Was hatte er überhaupt hier zu suchen?
Er sollte in seinem Bett liegen und Ron beim schnarchen zuhören, statt, nur im
Pyjama und mutterseelenallein, einer Stimme zu folgen, die höchst
wahrscheinlich noch nicht einmal existierte.
/Ich höre eine Stimme, die mich ruft/
"Sei bereit, Sternenkind..."
Alles in ihm sträubte sich, wollte umkehren und sich irgendwo verstecken.
Nur weit weg genug weg von dieser Stimme sein.
Harry wollte schon umkehren, als Sehnsucht von ihm Besitz ergriff, sein ganzes
Sein ausfüllte.
Er konnte nicht mehr warten!
Er wollte nicht mehr warten!
Vielleicht war dies, die einzigste Chance, die sich ihm jemals bieten würde.
Er würde sich sein ganzes Leben Vorwürfe machen, würde er jetzt nicht
weitergehen.
/Ich spüre eine Sehnsucht, die mich sucht/
"Sich verlieren heißt sich befreien,
du wirst dich in mir erkennen,
was du erträumst, wird Wahrheit sein,
nichts und niemand kann uns trennen,
Tauch mit mir in die Dunkelheit ein,
zwischen Abgrund und Schein,
verbrennen wir die Zweifel und vergessen die Zeit,
ich hüll dich ein in meinen Schatten und trage dich weit,
du bist das Wunder,
das mit der Wirklichkeit versöhnt"
Das laute Knarren des Tors wirkte unwirklich laut in der gespenstischen
Stille der Nacht.
In der Angst entdeckt zu werden, fing Harry an zu rennen.
Er merkte noch nicht einmal wie er seinen Umhang verlor.
Weiter, nur weiter.
Harrys Herz fing an zu pochen, schien glühende Lava durch seine Venen zu
pumpen.
Weiter, nur weiter.
/Mein Herz ist Dynamit,
das ein Funken ersehnt/
"Ich bin zum Leben erwacht,
die Ewigkeit beginnt heut Nacht,
die Ewigkeit beginnt heut Nacht"
Schon leicht keuchend lief er durch das nasse Gras zur Grenze des Verbotenen
Waldes, in dem das Mondlicht dunkle Schatten warf.
Schon immer fand Harry, dass der Wald des Nachts etwas diabolisches hatte.
Es war nichts wirklich Greifbares, jedoch konnte man das Böse, was dort hauste,
förmlich fühlen.
Er schluckte leicht, nicht zum letzten mal in dieser Nacht.
Mit einer schlechten Vorahnung betrat Harry den Wald.
/Du bist zum Leben erwacht,
die Ewigkeit beginnt heut Nacht,
die Ewigkeit beginnt heut Nacht/
"Sei bereit"
Laut knackte das Holz unter seinen nackten Füßen, während der Wind mit den
letzten Blättern des Herbstes spielte.
Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und Harry hörte das Blut in seinen Ohren
rauschen.
Plötzlich zuckte ein greller Blitz über den Horizont, gefolgt von einem
ohrenbetäubenden Donnern.
Erschrocken wollte er nach seinem Zauberstab greifen, als ihm einfiel, dass er
oben im Schlafsaal lag.
Panisch machte er kehrt, wollte nur noch weg von hier, als er wieder diese
Stimme hörte.
/Manchmal in der Nacht
denk ich, ich sollte lieber fliehen,
solange ich es noch vermag/
"Sei bereit"
So nah war sie.
So nah wie noch nie.
Harry versuchte weiter wegzulaufen, doch seine Beine wollte ihm nicht mehr
gehorchen.
/Doch rufst du dann nach mir,
bin ich bereit dir blind zu folgen
selbst zur Hölle würd' ich fahren mit dir/
"Sei bereit"
So schön, so wunderschön.
Und so vertraut.
Seufzend machte er kehrt und folgte ihr weiter.
Selbst wenn ihn diese Stimme in die Hölle führen sollte, so war sich Harry
sicher, er würde ihr blind folgen.
Flink huschte er durch das Geäst, das laute Heulen der Wölfe nicht beachtend.
/Manchmal in der Nacht
gäb' ich mein Leben her für einen Augenblick,
in dem ich ganz dir gehör/
"Sei bereit"
Kurz stoppte er um Luft zu holen.
Ein Kribbeln in seinem Bauch sagte ihm, dass es nicht mehr weit sein konnte.
Gerade als Harry weiterlaufen wollte, flammte in ihm etwas auf und er sank
keuchend zu Boden.
Harry wusste nicht, was es war, konnte er sich doch nur hilflos dieser Ohnmacht
ergeben.
Ohne, dass er den Grund kannte, traten Tränen in seine Augen und er musste ein
leises Schluchzen unterdrücken.
Was war nur los mit ihm?
Eine weitere Flammenflut durchfuhr Harrys Körper, ließ ihn aufstöhnen.
Helle Flecken tanzten vor seinen Augen und das Kribbeln in seinem Bauch nahm zu.
Plötzlich sah er SEIN Bild vor sich.
Und von da an wusste Harry, was dieses flammende Gefühl war, was ihn noch
öfters heimsuchen sollte.
Es war Sehnsucht.
Glühendheiße Sehnsucht.
/Manchmal in der Nacht
möchte ich so sein, wie du mich haben willst,
auch wenn ich mich selber zerstör/
"Sei bereit"
Stolpernd rappelte Harry sich auf.
Die Stimme schien nun von überall und nirgends zu kommen.
Er konzentrierte sich, wollte er doch so schnell wie möglich da sein.
Warum?
Harry wusste es nicht.
Woher denn auch?
All das schien ihm wie ein Traum und doch viel realer. Es war wie eine
Erinnerung, die allerdings so lückenhaft war, dass sie ihm nicht wirklich etwas
nützte .
Harry wusste, dass er sich in eine große Gefahr begab, doch im gleichem
Augenblick sagte ihm sein Herz, dass es sich lohnen würde.
Einen Fluch von sich gebend, setzte der Schwarzhaarige seinen Weg fort.
Und wenn es ihn zerstören würde!
Ihm wäre es egal!
/Ich höre eine Stimme, die mich ruft/
"Sei bereit, Sternenkind..."
Harry sah sich um und erkannte im silbernen Mondlicht eine kleine Lichtung.
Er wusste nicht wieso, aber er spürte, dass er am Ende seiner Suche war.
Die glühende Sehnsucht in ihm verwandelte sich in das warme Gefühl der
Vorfreude.
Lachend drehte Harry sich um mich selbst, blickte in den nun sternenklaren
Himmel.
/Ich spüre eine Sehnsucht, die mich sucht/
"Sich verlieren heißt, sich befreien,
du wirst dich in mir erkennen,
was du erträumst wird Wahrheit sein,
nichts und niemand kann uns trennen,
Tauch mit mir in die Dunkelheit ein,
zwischen Abgrund und Schein
verbrennen wir die Zweifel und vergessen die Zeit,
ich hüll dich ein in meinen Schatten und trage dich weit,
du bist das Wunder,
das mit der Wirklichkeit versöhnt"
Er schrie leise auf, als er die Stimme direkt hinter sich hörte.
Eine Gänsehaut legte sich auf Harrys Körper und erst jetzt schien er wirklich
alles richtig wahrzunehmen. Er fror erbärmlich, seine Füße schmerzten und der
Kratzer auf seiner Wange brannte höllisch.
Eine panische Angst machte sich in Harry breit, schnürte ihm die Luft ab.
Wer wusste schon, was das für ein Verrückter war?
Vielleicht quält er ihn jetzt stundenlang um den Schwarzhaarigen dann grausam
zu töten!
Oder noch schlimmer: er war Death Eater!
Harry wollte schon die Flucht ergreifen, als er von hinten in eine sanfte
Umarmung gezogen wurde. Zärtlich strichen Finger das Blut von seinem Kratzer,
während warmer Atem sein Ohr streifte.
Ein Schwarm von Schmetterlingen schien sich in Harrys Bauch eingenistet zu
haben. Er spürte die Hitze in seinen Wangen hochsteigen und kuschelte sich
näher an die breite Brust.
/Mein Herz ist Dynamit,
das ein Funken ersehnt/
"Ich bin zum Leben erwacht,
die Ewigkeit beginnt heut Nacht,
die Ewigkeit beginnt heut Nacht"
Tausend Fragen schwirrten in dem Kopf des Schwarzhaarigen herum, doch allein
die Sprache schien zu fehlen. Und rumstammeln war auch nicht seine Art.
So beschloss Harry, das beste aus seiner Lage zu machen und verkroch sich weiter
an den wärmespendende Körper, spürte gar nicht mehr, wie sie beide zu Boden
gingen.
/Du bist zum Leben erwacht,
die Ewigkeit beginnt heut Nacht,
die Ewigkeit beginnt heut Nacht/
"Ich hab mich gesehnt danach mein Herz zu verlieren, jetzt verlier
ich fast den Verstand." flüsterte Harry lächelnd.
Er wusste immer noch nicht wer ihn in dieser, äußert intimen, Umarmung hielt,
doch schien das so unwichtig.
Es könnte Voldemort sein und es wäre ihm egal!
Harry spürte wie vorwitzige Finger unter sein Pyjamaoberteil schlüpften und
seinen Rücken zu streicheln begannen.
"Totale Finsternis,
ein Meer von Gefühl und kein Land"
Hörte er die leise Stimme antworten.
Harry konnte nur nicken, spürte er doch schon wieder Tränen in seinen Augen.
Das wurde ja fast schon zu einer Krankheit bei ihm!
Doch er konnte es nicht ändern, wusste er doch nicht wohin mit all diesen
Gefühlen!
Es war einfach überwältigend!
Als würde alles auseinanderbrechen und neu zusammengesetzt werden.
Röte schoss in sein Gesicht, als die Finger unter seinen Hosenbund glitten und
sanft seinen Po streichelten.
DAS war auch überwältigend!
"Einmal dacht ich, Liebe bricht den Bann."
Stöhnte Harry schon beinah, eh er seinen Kopf leise schnurrend in die
Halsbeuge des Anderen vergrub. Er bräuchte nur aufzusehen und er würde wissen,
wer der Fremde war, doch spürte der Schwarzhaarige nicht das leiseste Verlangen
danach.
Viel lieber bog er seinen Rücken durch, als der Andere auf Anhieb all seine
empfindlichen Stellen zu finden schien.
"Jetzt zerbricht sie gleich, deine Welt"
Flüsterte die, nun schon heisere Stimme in sein Ohr, gefolgt von kleinen
Küssen auf eben dieses. Erneut durchfuhren Schauer Harry.
Es wirkte alles so unwirklich.
Wie ein wunderschöner Traum, aus dem er Angst hatte, zu erwachen. Der
Schwarzhaarige drängte sich näher an den Fremden, wollte sichergehen, dass
dieser nicht verschwindet.
"Totale Finsternis
wir fallen und nichts, was uns hält"
Beruhigte der Andere Harry, während er durch seine Haare strich.
Neugierde stieg in den Schwarzhaarigen auf und mit einem Ruck setzte er sich auf
/Totale Finsternis
ein Meer von Gefühl und kein Land
Totale Finsternis
Ich glaub ich verlier den Verstand/
"Du... ?!"
