A/N: Dies ist das
letzte Kapitel von „Schattentanz" und ich würde es gerne ein paar Leuten
widmen. Ob diese Widmung nun eine Ehre ist, bleibt jedem selbst überlassen *g*
Als Erstes geht meine Widmung an Beias, meinen besten
Freund, der mir sehr mit dem Schreiben geholfen hat. Erst musste ich ihn zwar
zwingen „Schattentanz" überhaupt zu lesen, aber dann stand er mir mit Rat und
Tat zu Seite und hat sich sogar die Mühe gemacht, mir weiszumachen, dass er
sich auf jedes neue Kapitel gefreut hat *zwinker*
Aber ich möchte dieses Kap auch sehr gerne Meldis und
Strumpfhase widmen, da sie mich, vielleicht unwissentlich, mit ihren Reviews
unterstützt und aus so manch depressiver Phase geholt haben *lol*
Nun geht es aber wirklich los!
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Teil 8 –
Meeresrauschen
Schwere Regenwolken zogen lautlos auf und verdunkelten den Himmel. Stickige
Luft kroch in grauen Nebelschwaden über die Erde und verbreitete den Geruch von
modrigem Gras.
Vereinzelt begannen die ersten Regentropfen vom Firmament zu fallen. Sie
benetzten den Boden und verwandelten ihn in sumpfigen Morast.
Noch immer saß Legolas an Andeliniels frisch aufgeschüttetem Grab und grub
seine klammen Finger tief in die schlammige Erde, die ihre Ruhestätte bedeckte.
Bäche aus Tränen rannen sein bleiches Gesicht hinab und vermengten sich mit den
immer größer werdenden Pfützen.
Legolas fröstelte und ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken, als sich
eine leise singende Stimme langsam seinem Ohr näherte. Eine imaginäre Zunge
fuhr leicht durch seine Ohrmuschel und die Stimme bohrte sich weiter in seinen
Kopf.
Die zarte, melancholische Melodie schlang sich fest um seine Gedanken und
schnürte sie zu einem festen, unbeweglichen Bündel.
Legolas saß regungslos da und stierte mit hohlem Blick über die wabernden
Nebelschwaden hinweg. Er wagte es nicht zu atmen – hoffte, die Stimme würde
vergehen.
Abrupt endete das Lied und hinterließ eine eisige Leere in seinem Kopf. Endlose
Stille senkte sich nieder, einzig und allein unterbrochen von den dumpfen,
schwerfälligen Schlägen seines Herzens.
"Legolas!", rief eine helle Stimme plötzlich. Legolas zuckte zusammen und biss
sich auf die Unterlippe, um nicht aufzuschreien. Metallischer Geschmack
breitete sich in seinem Mund aus, als er seine Zähne tief ins rosige Fleisch
grub.
"Legolas!", flüsterte die Stimme nun eindringlich.
Unterdrückte Schluchzer brachten seinen Körper zum Beben.
"Andeliniel…", wisperte er erstickt.
Die Stimme kicherte leise. „Du hast Recht, Legolas! Oh mein geliebter Legolas,
wie sehr du dich quälst…", murmelte sie und weitere eisige Schauer rannen
Legolas' Wirbelsäule hinab.
"Was tust du hier?", stammelte er schwer atmend.
"Ich beobachte dich, Liebster. Lausche deinem Atem, rieche an deiner warmen
Haut und schmecke deine bittersüße Trauer, die dich umgibt.", antwortete
Andeliniel.
Legolas atmete tief ein. „Aber du bist tot… Schon längst wanderst du in Mandos
Hallen, vereint mit deinem Kind und deinem Mann…"
"Aber Legolas, du kannst mich hören, du sprichst mit mir. Wie soll ich da fort
sein? Ich verweile hier bei dir, geliebter Prinz.", schmeichelte Andeliniels
Stimme.
"Schon lange vertraue ich nicht mehr auf das, was meine Sinne mir weiß zu
machen versuchen…", antwortete Legolas nach einigem Zögern.
"Wie kannst du nur an mir zweifeln, mein Teurer, mein Liebster, mein
Augenstern?", fragte die Stimme enttäuscht.
"Ich…", begann Legolas. Doch er verstummte, bevor er den Satz zu Ende gebracht
hatte.
"Was, Legolas? Du kannst es mir sagen. Wir waren uns doch so nahe…"
Legolas schluckte. „Ich… ich… Andeliniel, dass bist nicht wirklich du… Du bist
nur eine von vielen Stimmen, die gekommen ist, um mich zu quälen und immer
weiter in die Düsternis des Wahnsinns zu treiben…" Es schein ihm, als würde
jemand zwei eiskalte Finger auf seine blutenden Lippen zu legen, um ihn zum
Schweigen zu bringen.
Die Stimme drang noch tiefer in seinen Kopf, während sie wieder leise ein Lied
summte. Sie breitet sich in seinem gesamten Körper aus – das Klopfen seines
Herzens, das Rauschen seines Blutes, der Rhythmus seines Atems passten sich der
wehmütigen Melodie an.
Legolas schloss die Augen und lauschte andächtig.
"Legolas, komm zu mir! Ich liebe dich!", säuselte Andeliniels Stimme. Ein Ruck
fuhr durch seinen Körper.
"Nein! Nein, das tust du nicht! Dein Herz gehörte nie mir. Ganz gleich, wie
sehr ich es mir gewünscht habe, du hattest es bereits an deinen Mann und das
Kind verschenkt und mit ihnen zusammen verloren. Du lügst! Du bist nichts als
eine Einbildung, nichts als eine Qual!", presste er zwischen zusammengebissenen
Zähnen hervor.
"Legolas! Bitte! Komm zu mir! Ich liebe dich! Ich spreche die Wahrheit!",
lockte Andeliniel fordernd.
"Nein! Nein, das tust du nicht…", hauchte Legolas erstickt und griff sich an
seinen Hemdkragen. Verzweifelt zog er an dem Stück Stoff, jedoch schien es sich
immer enger um seine Kehle zu schnüren und ihm die Atemluft zu rauben.
Er schnappte nach Luft, während Tränen zusammen mit Regentropfen an seiner Haut
hinunter rannen. Sein Herz schlug immer schwerer gegen seinen Brustkorb, bis das
dumpfe Pochen Andeliniels Stimme übertönte.
Schwarze Schleier zogen sich in seinen Blick und verschmolzen mit den
Nebelschwaden zu einer undurchsichtigen Wand, die bedrohlich näher rückte.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht fiel er in den Schlamm.
*-*-*
Stampfende Schritte hunderter Beinpaare…
Hämisch grinsende Gesichter, verzerrten Fratzen gleich… Fackeln, die zuckende
Schatten werfen... Das Klirren von Schwertern gegen Rüstungen… Grunzende
Schreie schallen durch die bewölkte Nacht… Es riecht nach Tod.
Ruckartig schob Elrond den Stuhl zurück und stand auf. Langsam wanderte seine
Hand zu seiner Brust, an der, gut verborgen unter dickem Samtstoff, der Ring an
einer Kette hing.
"Was ist passiert, Vater? Was hast du gesehen?", fragte Elladan und legte den
Pfeil, den er soeben repariert hatte, zur Seite.
"Sie kommen…", zischte Elrond bedeutungsschwer. „Das Zeitalter der Elben und
Menschen ist vorbei. Ihr Ende besiegelt… Die Zeit für die Herrschaft des Bösen
ist angebrochen."
Elladan sah seinen Vater, den hohen Elbenfürsten, mit Tränen in den Augen an.
„Du hast es die ganze Zeit gewusst, Adar*?!"
Elrond nickte. „Ja… Als ich versprach den Ring zu verwahren, wusste ich, was
kommen würde. Das ist der Zeiten Lauf… Nun sind die dunklen Geschöpfe an der
Reihe ihr Regiment zu führen…"
Elladans Unterlippe begann zu zittern, doch noch verkniff er sich das Weinen.
Er sah tief in die Augen seines Vaters und zum ersten Mal in seinem langen
Leben konnte er Furcht darin lesen.
"Ada**… Wir müssen den anderen Elben Bescheid geben! Wir müssen die Truppen
zusammenrufen, Waffen verteilen…" Er wurde leiser und verstummte schließlich
ganz.
Elrond schüttelte nur stumm den Kopf und schloss seinen Sohn fest in die Arme.
Dieser schluchzte laut auf und klammerte sich an Elronds schweres Gewand.
*-*-*
Die Tür wurde grob aufgestoßen und ein hässlicher Ork stürmte in den Raum.
Als er Elrond und Elladan sah, brach er in jubilierendes Gegröle aus und nach
wenigen Augenblicken hatte sich eine Horde weiterer Orks im Zimmer eingefunden.
Der Gestank ihrer dreckigen Leiber kroch in jede Ecke, jede noch so kleine
Ritze und ihr irres Gelächter schallte durch den Raum, brachte die Wände zum
Zittern.
Von manchen ihrer Waffen tropfte Blut auf den hellen Fußboden und floss in
kleinen Rinnsalen um ihre Füße.
Aus ihrer Mitte trat ein besonders hässlicher, großer Ork hervor und die Menge
verstummte.
Elrond löste sich von seinem Sohn und blickte dem Anführer der Orks
entschlossen entgegen.
"Nun, oh großer Elbenfürst, ist deine Zeit gekommen! Sage Lebewohl!", grunzte
der Ork verächtlich und spuckte Elrond vor die Füße.
Angewidert verzog Elrond das Gesicht. „Was willst du, Ork?", fragte er
herausfordernd.
Der Ork brach in schallendes Gelächter aus. „Was soll ich schon von dir
wollen?" Er drehte sich zu seinem Trupp um. „Sagt, Männer, was will ich von
ihm?"
"Sein Leben, Osgar!", zischte ein schmaler, übel riechender Ork.
"Und den Ring…", fügte ein Anderer grunzend hinzu.
Osgar wendete sich wieder Elrond zu. „Du hast es gehört, Elb! Wirst du mir
geben, wonach ich verlange?!"
Elrond schloss die Augen und tastete nach Elladans Hand. Er griff nach ihr und
drückte sie fest. Dann nickte er zaghaft. „Nimm dir, wonach du verlangst,
Ork…", wisperte er leise.
Osgar holte weit aus und ein wohlgesetzter Schnitt der Orkklinge durchtrennte
Elrond die Kehle – das Ende des Elbenfürsten war gekommen.
Mit aufgerissenen Augen fiel sein Kopf, getrennt vom Körper, zu Boden.
Der Ork beugte sich zu Elronds leblosen Körper hinab und riss ihm die Kette, an
der der Ring hing, vom Hals.
Gerade wand er sich zu Elladan um, um auch dessen ewiges Leben zu beenden, als
dieser bereits leblos in sich zusammensank. Sein eigener Pfeil steckte ihm in
der Brust.
Blut floss aus der wohlgesetzten Wunde und vermengte sich mit dem seines
Vaters.
*-*-*
Unwirsch wurde Legolas am Kragen gepackt und auf die Beine gezogen. Langsam
öffnete er die Lider. Als der Nebel der Ohnmacht aus seinen Augen verklungen
war, blitzte Erkennen auf.
"Osgar!", zischte er verächtlich.
"Ich wusste, wir würden uns eines Tages wieder sehen, Prinzchen…", grunzte
dieser und ließ Legolas' Hemdkragen los.
Legolas' Beine, noch nicht wieder fähig die Last seines Körpers zu tragen,
versagten ihren Dienst und Legolas sank kraftlos zu Boden.
"Und wieder kniest du im Dreck, Prinzchen, während ich hoch über dir throne!",
lachte der Ork hämisch. „Einen letzten Aufschub habe ich dir gegönnt,
Prinzchen, doch jetzt will ich mich an deiner Leiche satt fressen! Dein, vor
Blut tropfendes, Herz werde ich dir ausreißen und es gierig verschlingen!"
Mutlos sah Legolas zu ihm hinauf. „Es wird nicht mehr schmerzen, als es bereits
tut…", murmelte er.
"Dann danke mir dafür, dass ich deine Qualen nun beende, widerlicher Elb!",
knurrte Osgar und zog seine Waffe.
Legolas schüttelte verächtlich den Kopf und zwang sich zu einem spöttischen
Lachen. „Dir danken? Wofür? Dafür, dass jeder Tag ein immerwiederkehrendes
Leid war, dass jeder Sonnenaufgang neuen Schmerz bereitete?!"
"Du kannst dich glücklich schätzen, Prinzchen, den nächsten Sonnenaufgang wirst
du nicht erleben!", kicherte der Ork dämonisch.
Der kalte Stahl der Orkklinge legte sich an Legolas' Brust und drang langsam in
sein bebendes, erhitztes Fleisch.
Blut rann über die Schneide und färbte den Boden rot wie glühende Kohlen.
Schwerfällig pochte Legolas' Herz gegen seinen Brustkorb und sein eigenes Blut
stieg ihm in den Mund. Der ekelerregende Geschmack
machte seine Zunge schwer.
Würgend und röchelnd zog er den Ork an seiner Rüstung zu sich hinunter.
„Na, Prinzchen, wie fühlt es sich an, das Sterben?", grölte Osgar triumphierend
und versuchte sich aus Legolas' eisernem Griff zu befreien.
"Wunderschön…", antwortete Legolas zischend. „Probiere es selbst, verfluchter
Ork!"
Schnell und mit letzter Kraft zog er eines seiner Messer und ehe Osgar zu einer
Reaktion fähig war, hatte sich die elbische Klinge
zwischen seine beiden gelben Augen gebohrt.
Ohne einen weiteren Laut sank er in sich zusammen und blieb regungslos liegen.
Schwach ließ sich Legolas in die vom Blut aufgeweichte Erde sinken. Er schloss
die Augen.
Von weit her konnte er die Schreie der
Möwen vernehmen… Ihre leisen Flügelschläge kamen näher… Der salzige Geruch der
Meeresbrandung drang in seine Nase… Das gleichmäßige Rauschen der Wellen lullte
ihn ein und schon bald war er eingeschlafen.
Blutrot dämmerte der nächste Morgen und tauchte die toten Leiber der Elben
in glühendes Gold.
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* Sinadrin: „Vater"
** Sindarin: „Papa"
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Das war tatsächlich das längste Kapitel, das ich je in meinem Leben geschrieben
habe! Und es ist auch das Kapitel, das ich am öftesten überarbeitet habe…
Doch nun, nach drei Anläufen gefällt es mir endlich *freu* Ich muss dazu sagen,
dass es mal wieder im Cola-Vollrausch entstanden ist. *g* Cola – die
gefährlichste Droge der Welt. *lol* Ich denke damit ist allen klar, dass man
mir Kaffee schon gar nicht verabreichen sollte. Wer weiß schon, wozu mich der
dermaßen hohe Koffeingehalt wohl treiben würde *g*
Hm, tja… Was soll ich sonst noch sagen? Legolas ist also tot… Und soll ich euch
mal was verraten? Ich bin stolz auf die Sache mit dem Meer! *g* Das mir das
eingefallen ist, hat dem Ganzen doch noch zu einer gewissen Traurigkeit
verholfen *löl* Kleiner Tipp: Hört euch dazu „Into the west" an. Thematisch
passt es vielleicht nicht so ganz, aber ich finde, es hilft in die richtige
Stimmung zu kommen *g*
Oh, Gott! Das hört sich jetzt sehr selbstgefällig an… Ist aber so gemeint, dass
ich bloß stolz bin, weil das Kapitel sonst überhaupt nicht traurig geworden
wäre. Aber vielleicht kommt es ja auch nur mir so vor… *löl*
Hm, sonst noch was? Ach ja, nach diesem Kapitel folgt noch ein Epilog und es
wäre schön, wenn ihr den auch noch lesen würdet. Dann habt ihr es auch
tatsächlich geschafft! *fg*
Eure Kröte
