Kapitel 29: Die Wetterspitze

Während Bill und die Hobbits sich nach einem geeigneten Lager für die Nacht umsahen, zog Gwen Aragorn zur Seite.

„Hast du einen Moment für mich Zeit? Ich müsste dringend mit jemandem reden."

Aragorn nickte und führte Gwen zu einem ruhigen Ort, wo sie ungestört reden konnten. Bill sah den beiden misstrauisch nach. Kalte Eifersucht stieg in ihm hoch, doch er bemühte sich ruhig zu bleiben. Inzwischen hatten die Hobbits einen Felsvorsprung als Nachtlager gefunden. Nachdem sie es sich so gemütlich wie möglich gemacht hatten, versuchten sie zu schlafen.

Gwen und Aragorn saßen, nicht weit vom Lager entfernt, auf einem kleinen Felsen.

„Was bedrückt dich Gwen? Seit wir in Mittelerde sind, benimmst du dich irgendwie seltsam..."

„Hast du nicht bemerkt, dass unsere Gruppe in zwei Teile zerfällt? Die Hobbits können mich irgendwie nicht so richtig leiden, glaube ich. Sie glauben einfach alles was Bill ihnen sagt. Nur wir beide sind noch übrig. Aber ich habe mit meinen eigenen Augen gesehen, was im Hotel war. Ich begreife es nicht, was habe ich den andern denn bloß getan?", fragte Gwen traurig.

Sie fühlte sich allein gelassen. Die Reise hatte sie sich ganz anders vorgestellt, viel entspannender und lustiger. Im Moment hätte sie alles dafür gegeben, dass die Geschehnisse der letzten Tage ein böser Traum waren, aus dem sie aufwachen könnte.

„Hey, das wird schon wieder. Du musst dir nur selbst vertrauen und fest an dich glauben. Und du hast ja immer noch mich", sagte Streicher und nahm sie tröstend in den Arm.

Der Geruch von gebratenen Tomaten und Speck strömte vom Felsvorsprung her. Pippin, Merry und Sam waren gerade dabei, ein zweites Abendessen zu kochen.

Der würzige Geruch hatte Bill und Frodo aufgeweckt. Mit seinen Füßen trampelte Frodo das kleine Lagerfeuer aus und sah sich ängstlich um.

„Ihr Narren! Ihr wisst doch, dass wir kein Feuer machen dürfen, das ist zu gef – ".

Vom Fuße der Wetterspitze her ertönte das gleiche markerschütternde Gekreische, das sie vorige Nacht in Bree gehörte hatten; doch diesmal klang es triumphierend. Sam blickte Frodo an.

„Was sollen wir tun, Herr Frodo?"

„Wo ist dieser vermaledeite Waldläufer, wenn man ihn mal braucht!", rief Bill wütend. Er selbst konnte nicht viel tun, um Frodo zu beschützen, denn er hatten keine Waffen. Bill erklärte den Hobbits rasch, dass sie den Ring und Frodo in Sicherheit bringen mussten. Ehe er sich auf die Suche nach Aragorn begab, rief er zurück: „Frodo, was auch immer du tust, benutze nicht den Ring!!"

Bill musste nicht lange suchen um Aragorn und Gwen zu finden. Die beiden saßen, Arm in Arm auf einem Felsen und sahen ihn nicht kommen.

„Hem hem. ´Tschuldigung wenn ich störe, aber wir werden gerade von schwarzen Reitern angegriffen."

Gwen schreckte hoch. „FRODO!", schrie sie und rannte in Richtung des Lagers. Aragorn und Bill folgten ihr.

Gwen rannte und rannte. Sie hoffte, dass es noch nicht zu spät war. Sie würde sich nie verzeihen, wenn Frodo ihretwegen sterbe müsste, oder Sauron seinen Ring zurückbekäme.

Sie sah die vier Hobbits in der Mitte eines Plateaus stehen, umzingelt von Ringgeistern. Merry, Pippin und Sam standen beschützerich vor Frodo und versuchten die Ringgeister zurückzutreiben. Gwen überlegte nicht lange, sondern lief rasch zu den Halblingen.

„Bleib dicht hinter mir! Und stecke bloß nicht den Ring an den Finger, das ist das Schlimmste was du jetzt tun könntest."

Sie stellte sich vor Frodo und versuchte, die immer näher kommenden schwarzen Kreaturen von ihm fernzuhalten.

Inzischen hatten auch Bill und Aragorn das Plateau erreicht und begannen, die Ringgeister zu vertreiben. Bill hatte eine Fackel in der Hand und steckte zwei seiner Feinde in Brand, die daraufhin kreischen davon liefen. Aragorn vertrieb ebenfalls einige von ihnen, mit gekonnten Schwerttricks.

Den letzten der Ringgeister hatten sie allerdings übersehen. Gwen und Frodo standen alleine am Rande eines Abgrunds, bedroht vom Anführer der schwarzen Reiter. Sie konnten nicht weiter zurückweichen, denn hinter ihnen öffnete sich eine tiefe Schlucht. Sie saßen in der Falle.

„Gib mir den Halbling, Menschenweib!", zischte der Fiesling Gwen an.

„Niemals!", schrie sie zurück.

Der Reiter gab ein drohendes Geräusch von sich und zog sein langes Schwert hervor. Ehe Bill oder Aragorn eingreifen konnten, stieß der Ringgeist Gwen das Schwert mit voller Wucht in die linke Schulter.

Mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen fiel Gwen zu Boden. Wutentbrannt warf Bill mit der brennenden Fackel nach dem Ringgeist und traf ihn mitten ins Gesicht. Er kreischte auf und lief davon.

Frodo hatte sich zu Gwen hinuntergebeugt und weinte. Die andern gesellten sich zu ihm und der Schock war ihnen in den Augen abzusehen. Gwen lag regungslos am Boden. Ihr Gesicht war sehr blass geworden und ihr Körper eiskalt. Ihre Augen waren halb geöffnet, jedoch völlig ausdruckslos und sie atmete nur schwach.

Frodo sah Aragorn verzweifelt an. „Was jetzt? Wir müssen Hilfe holen, sonst stirbt sie!"

Sie hievten Gwens schlaffen Körper vorsichtig auf das Pony und gingen in den Schutz des Waldes. Sam und Aragorn suchten heilende Kräuter, um die Wunde an Gwens Schulter zu säubern und zu heilen.

„Was geschieht mit ihr? Sie ist doch nicht ...", fragte Pippin leise.

„Nein. Sie lebt. Doch sie muss schnell geheilt werden. Sie gleitet in die Schattenwelt hinab und wird ein Ringgeist werden, so wie die neun die uns verfolgen. Nur Elrond kann ihr jetzt noch helfen!"

A/N: So ich hoffe das Kapitel war nicht zu langweilig.
Hhmm... wird mein Aragorn sich ändern? Ich hoffe es doch sehr, denn er ist ziemlich OOC. Wenn ihr brav weiterlest, werdet ihr es in fünf bis sechs Kapiteln erfahren.