~°~°~°~Briefe aus Askaban~°~°~°~

5.

Disclaimer: Nichts gehört mir, außer die Handlung.

:Vergangenheit:

Am nächsten Nachmittag machten sich Hermine, Lavender und Parvati auf den Weg nach Hogsmeade. Sie gingen zuerst in einen Laden mit wunderschönen Ballkleidern im Schaufenster, wo Hermine sich fast nicht traute, auf das Preisschild zu schauen. Doch ihre beiden Zimmergenossinnen zerrten sie trotz ihrer Proteste hinein. So ging sie suchend durch die Reihen, zog hier und da mal ein Kleid hervor, nur um es gleich wieder wegzuhängen. Lavender und Parvati schlichen mit geschultem Auge um die Kleiderständer herum, bis sie plötzlich begeistert aufschrieen.

 „Oh Hermine, sieh dir dieses Traumkleid an, dass ist perfekt für dich." Hermine drehte sich um und... ihr Atem stockte. Die Beiden hatten nicht übertrieben. Das Kleid war wirklich ein Traum. Es hatte eine wundervolle rubinrote Farbe, dünne Träger und schien aus Seide zu bestehen. Langsam streckte sie ihre Hand aus und fuhr mit den Fingern über den weichen Stoff. ‚So weich', fuhr es ihr durch den Kopf.

„Los, geh und probier es an", drängelte Parvati. Hermine nickte und ging zu einer der Umkleidekabinen. Nach einer Weile zog sie zögernd den Vorhang zurück. „Und?", fragte sie. Ihren Begleiterinnen fielen die Kinnladen herunter. „Wow", war deren einziger Kommentar. Das schimmernde Rot ließ Hermines braunes Haar glänzen und ihre Augen leuchteten honigbraun. Das Kleid floss in sanften Wellen um ihren Körper. Der seidene Stoff schmiegte sich perfekt an ihre Beine. Wahrhaft, ein Traumkleid.

Wenig später verließen sie den Laden, mit dem Kleid in einer Tasche. Hermine strahlte übers ganze Gesicht. „Ron werden die Augen aus dem Kopf fallen", sagte Lavender. Kichernd machten sie sich auf den Rückweg zum Schloss. Doch Hermine hoffte nicht unbedingt, Ron zu beeindrucken, sondern jemand anderen, jemanden mit blondem Haar und grauen Augen...

Draco lief betrübt durch die Straßen von Hogsmeade, doch man sah ihm seine Stimmung nicht an, da er einen gewohnt kühlen Gesichtsausdruck zur Schau stellte. Crabbe und Goyle hatten ihn gegen seinen Willen mitgeschleift. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er sich in seinem Bett verkrochen. Samstag rückte immer näher, und langsam verfiel Draco in Panik.

Während er so durch die Straßen lief, erblickte er plötzlich durch eines der Schaufenster eine engelsgleiche Gestalt.

Es war Hermine, in einem atemberaubenden Kleid. Abrupt blieb er stehen und starrte sie durch die Scheibe hindurch an. Ein versonnenes Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Ihr leicht gelocktes Haar fiel ihr schimmernd über den Rücken. Sie drehte sich im Kreis, um ihren Begleiterinnen einen Rundumblick zu gewähren. Er war sprachlos; sie sah aus wie eine Prinzessin. In dem Moment drehten sich Crabbe und Goyle nach ihm um und er war gezwungen, weiter zu gehen, wenn er sich nicht verraten wollte. Zu seinem Glück schauten sie ihm nicht allzu lange ins Gesicht, sonst wären sie vermutlich geschockt von den Gefühlen gewesen, die in Dracos Augen lagen.

:Gegenwart:

'Lieber Draco,

gestern habe ich Harry nach deiner Inhaftierung gefragt. Es schien ihm ziemlich peinlich zu sein, anfangs wollte er gar nicht darüber reden. Und dann erfuhr ich auch, warum.

Er wusste, dass ich etwas für dich empfinde. Er hatte uns damals draußen auf dem Balkon gesehen. Deshalb wollte er mir nichts davon erzählen, dass er dich eingesperrt hatte.

Er wollte nicht, dass ich ihn dafür verurteilte.

Was soll das bedeuten, du wusstest schon vorher, dass man dich zu einem Todesser machen wollte? Wenn du es wusstest, wieso hast du denn dann niemandem davon erzählt?! Man hätte dir helfen können; ICH hätte dir helfen können!!!

Na gut, jetzt bringt es wohl auch nichts mehr, wenn ich dir eine Standpauke halte.

Mein Studium läuft recht gut, ich darf vermutlich ein Jahr früher abschließen, sagt jedenfalls mein Professor. Und dann mal sehen, vielleicht arbeite ich in St. Mungos.

Harry erzählt mir ab und zu von seinen Besuchen in Askaban, wenn er einen neuen Gefangenen einliefert. Dass er sich danach immer ganz schwächlich und kalt fühlt. Er redet ungern darüber; schließlich darf Harry Potter doch keine Schwäche zeigen. Er ist, wenn das überhaupt möglich ist, noch berühmter geworden. In den Zeitungen steht er andauernd auf der Titelseite. Quidditch, seine Erfolge als Auror; Harry ist ziemlich erfolgreich.

 Askaban muss schrecklich sein, wenn selbst er diesen Ort meidet.

Ich schreibe dir bald wieder, bis dahin

In Liebe

Hermine'

:Vergangenheit:

Die Tage bis zum Samstag vergingen wie im Flug. Es schien so, als ob alle Mädchen in Hogwarts nur noch den Ball im Kopf hatten. Andauernd hörte man die Frage „Was zieh ich bloß an?" oder „Welcher Lippenstift passt am Besten zu meinem Kleid?" Die Jungs verdrehten regelmäßig ihre Augen, wenn sie das hörten. Am Abend des Abschlussballes war kaum jemand auf den Fluren zu sehen. Alle saßen in ihren Zimmern und bereiteten sich auf den Ball vor. Da es der Abschlussball war, waren natürlich nur Siebtklässler zum Ball zugelassen. Die restlichen Schüler würden derweil ihre privaten Hauspartys abhalten.

Um kurz vor sieben war Hermine schließlich fertig. Sie betrachtete sich noch einmal im Spiegel. Perfekt. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Das Kleid reichte bis zum Boden und schimmerte bei jeder Bewegung. Ihre Haare hatte sie geglättet und hingen ihr nun lose über die Schultern. Ihre Augen glitzerten verführerisch unter den schwarzgetuschten Wimpern hervor. Zeit, zu gehen, dachte sie nach einem letzten prüfenden Blick und ging zur Ausgangstür. Dann schritt sie graziös die Treppe hinunter, wo Ron bereits mit Harry wartete...

Draco stand neben der Treppe der Eingangshalle und drückte sich in den Schatten herum. Teils, um Pansy zu entgehen, die ihn die ganze Woche lang gelöchert hatte, mit ihr zum Ball zu gehen.

Aber auch teils, weil er wartete. Wartete, einen Blick auf sie werfen zu können. Heute war der letzte Abend, wo er sie sehen würde. Danach würden sich ihre Wege für immer trennen.

Sein Vater würde erwarten, dass Draco seine gesamte Zeit Lord Voldemort widmete. Und sie würde vermutlich an irgend einer berühmten Universität studieren, um etwas großartiges aus ihrem Leben zu machen. Unwahrscheinlich, dass sich ihre Wege da noch einmal kreuzten.

Plötzlich hörte er, wie sich Schritte näherten.

Da schwebte sie die Treppe hinunter, in diesem traumhaften Kleid, dessen Farbe ihn an Rubine erinnerte. Das sie Arm in Arm mit Ron Weasley kam, bemerkte er kaum. Er sah nur sie.

Doch als ihr Blick plötzlich in seine Richtung schweifte, drückte er sich hastig tiefer in die Schatten. Wieso er das tat, war ihm unklar. Wollte er denn nicht, das sie ihn bemerkte? Sehnte er sich denn nicht nach ihr, nach ihrem Blick, der auf ihm ruhte?

Hermine ging neben Ron in die Große Halle, welche wundervoll geschmückt war. Auf einem großen Plakat stand in leuchtenden Lettern Abschlussklasse 1998 und die großen Speisetische waren entfernt worden. An ihrer Stelle standen lauter kleinere runde Tische, die festlich geschmückt waren. Ron leitete sie zu einem Tisch nahe der Wand, wo Harry und Ginny gerade Platz nahmen. Ron zog galant ihren Stuhl zurück und ließ sie sich setzen, was ihr einen bedeutungsvollen Blick von Ginny einbrachte. Hermine grinste nur schulterzuckend zurück.

Dann glitt ihr Blick zu den großen Eingangstüren, durch die gerade Draco Malfoy schritt. Er sah unglaublich aus in seinem schwarzen Festumhang. Sein blond-weißes Haar schimmerte im Licht. Erstaunt blickte er durch den Saal, bevor er sich langsam in Richtung der anderen Slytherins machte. Doch vorher streifte sein Blick Hermine, und sie fühlte, wie sich ein merkwürdiges Kribbeln in ihrem Bauch ausbreitete.

Draco staunte nicht schlecht, als er die Große Halle betrat. Nun gut, er war Luxus gewöhnt, aber die schweren kristallenen Kronleuchter, die glitzernd das Licht zurückwarfen, beeindruckten selbst ihn. An den Wänden hingen funkelnde silberne und goldene Banner, so das die ganze Halle von regenbogenfarbenen Lichtern erfüllt war. Sein Blick schweifte zur Decke und seine Augen weiteten sich erstaunt. Eindeutig magisch, dachte er lächelnd. Verschiedene Sternenbilder leuchteten am Himmel und, häh, war das da etwa Saturn? Da hatte sich wohl jemand sehr viel Mühe mit der Atmosphäre gemacht.

Automatisch suchten seine Augen nach Hermine, welche ihn im selben Moment ansah. Hastig riss er seinen Blick los; jede Minute länger brachte ihn in Gefahr, einfach zu ihr rüber zu gehen, und sie vor der gesamten Abschlussklasse zu küssen.

Eilig, aber mit typischer Malfoy-Gelassenheit ging er zu den Tischen hinüber, an denen sich bereits die Slytherins gesetzt hatten.