Harry erwachte ganz plötzlich, als hätte ihm jemand einen Stoß versetzt.

Es war immernoch recht dunkel. Er tastete nach seiner Brille. Er bemerkte, dass

er sie immer noch trug, und gleichzeitig bemerkte er, dass er nicht mehr in

seinem Bett lag. Er setzte sich auf und fand sich in der Dunkelheit wieder.

Er fühlte, kaltes, weiches Gras zwischen seinen Fingern. Ich muss draußen sein,

dachte er bei sich. Aber er wusste, dass dies keinen Sinn ergab. Er schlief in seinem

Bett ein, es gab keine Möglichkeit, plötzlich draußen zu liegen. Dann hörte er es,

zuerst leise, dann immer lauter werdend. Das unverwechselbare, schreckliche, grausam

rasselnde Atmen. Dementoren. Um ihn herum waren mehrere davon. Doch er konnte sie

nicht sehen, es war zu dunkel. Er konnte sie näher kommen hören, er fühlte die

bekannte Kälte in der Magengegend. Er sprang auf und griff instinktiv in die Tasche

nach seinem Zauberstab, zog ihn raus, schwang ihn und rief: "Expecto Patronum!"

Es war als würde die Dunkelheit vor seinen Augen verschwinden. Die Welt drehte

sich immer schneller um ihn herum. Er umklammerte seinen Zauberstab so fest er konnte,

während er versuchte Balance zu halten. Dann hörte es auf, so plötzlich, dass

Harry einen Moment brauchte, um sich wieder zu fangen. Er fühlte sich schlecht

und verwirrt. Langsam nahm er wieder seine Umgebung war. Er war auf dem Friedhof.

Genau der Friedhof, auf dem er den Tod seines Mitschülers Cedric Diggory mitansehen

musste, genauso wie die Wiedergeburt des dunklen Lords. Aber jetzt schien er leer zu sein.

Harry hielt seinen Zauberstab nach wie vor schützend nach vorn gerichtet. Er sah sich um, und

stellte sicher, dass er wirklich allein war. Als er das tat, richtete sich sein Blick gegen

einen Grabstein vor ihm. Das Grab schien neu zu sein, und die Erde sah noch recht locker aus.

Harry fixierte dem Namen auf dem Grabstein: "Sirius Black". Er sank auf den Boden und las den

Namen wieder und wieder. Wie kann es sein, dachte er, Sirius verschwand hinter dem Vorhang

In der Mysteriumsabteilung. Da war kein Körper mehr zum beerdigen. Dann bemerkte Harry, dass

er nicht mehr allein war. Er blickte auf und sah zwei Personen hinter dem Grabsten stehen. Harry

erkannte sie sofort. Eine war groß und dünn, mit einem grausamen, schlangenartigem Gesicht und

roten Augen - Lord Voldemort.

Die andere war unverwechselbar Bellatrix Lestrange, Sirius' Cousine

und Mörderin. Beide lachten Harry aus. Voldemort's schreckliches, hohes Lachen schallte über

den gesamten dunklen Friedhof. Das Lachen verursachte einen stechenden Schmerz in Harry's

Narbe. "NEIN!" Schrie Harry sie an. Er sprang auf und zielte mit dem Zauberstab direkt auf

Voldemort, welcher ihn weiterhin nur auslachte. Doch bevor Harry weiteres sagen konnte, drehte

er sich wieder um sich selbst, und das Lachen verstarb. Er fiel nach vorne auf die Knie und

verdrängte die Übelkeit. Er kniff die Augen zu, um die schwirrende Dunkelheit um ihn herum

abzublocken. Das Drehen hörte wieder auf, genauso plötzlich wie zuvor. Harry stolperte

nach vorn und fiel mit einem lautem BUMMS auf den Boden seines Schlafzimmers. Er fühlte

sich immer noch extrem verwirrt und seine Narbe auf der Stirn schmerzte weiterhin. Er

erhob sich vom Boden und schleppte sich zurück ins Bett. Er lauschte konzentriert, um

festzustellen, ob er die Dursleys geweckt hatte. Aber alles was er hörte, war Onkel Vernons

grunzendes Schnarchen. Harry legte sich hin und zog die Decke wieder über sich. Bilder von

dem Friedhof und Voldemort schwebten ihm vor den Augen, bis er wieder in einen sehr unruhigen

Schlaf fiel.

Am folgenden Morgen fand er Hedwig vor, bereit seinen Brief an Hermine und Ron auszuliefern.

Er gab ihr auch eine kurze Notiz an Remus Lupin, einem Mitglied des Ordens, welcher ein enger

Freund von Sirius und Harry's Vater war. Harry hatte versprochen, den Orden alle drei Tage

wissen zu lassen, dass er wohlauf war. Harry hatte erwartet, dass die Ordensmitglieder ihn den

Sommer über beobachteten, genau wie im letzten Jahr. Aber der regelmäßige Briefkontakt

genügte wohl. Hedwig kam vor dem nächsten Abend nicht zurück. Dafür hatte sie einen anderen

Brief bei sich, geschrieben in Hermine's ordentlicher Handschrift.

Harry,

Danke für die Antwort, es ist schön, von dir zu hören. Jemand vom Orden wird kommen und dich

um 10:00 am Donnerstag abholen. Wir sehen uns dann in der Winkelgasse. Nach dem Treffen wird

dich auch jemand zurückbringen. Wer weiß, vielleicht möchtest du doch mit uns mitkommen?

Denk drüber nach Harry, Ok? Wir könnens kaum erwarten dich zu sehen,

Hermine & Ron.

Ohne wirklich darüber nachzudenken, Zeriss Harry den Brief und warf ihn in den Mülleimer

in einer Ecke seines Zimmers. Am folgenden Morgen zwang er sich selbst dazu, runter zum

Frühstück zu gehen. Er verbrachte kaum noch Zeit mit den Dursleys und wusste, dass sie

froh darüber waren. Als er die Küche betrat, sah er, dass Dudley's Augen sich ängstlich

weiteten. Im letzten Sommer rettete Harry ihn vor zwei Dementoren, die grausamen Kreaturen,

die das Zauberergefängnis Askaban bewachten. Aber die Dursleys waren der Meinung, dass Harry

die Dementoren auf Dudley gehetzt hatte. Sie verstanden nicht, dass die Dementoren ausgesendet

wurden, um ihn anzugreifen, und das Dudley einfach zur falschen Zeit am falschen Ort war.

Wäre Harry nicht gewesen, hätten sie Dudley geküsst - das tun Dementoren, um jemandem die

Seele aus dem Mund zu saugen. Das wäre schlimmer als der Tod gewesen für Harry's Cousin.

Aber anstatt ihn wie einen Held zu betrachten, weil er ihren Sohn gerettet hat, behandelten

ihn die Dursleys ihn mehr denn je wie einen Streuner. Harry setzte sich an den Küchentisch

und nahm sich einen Toast. "Morgen," murmelte er, während er Marmelade auf dem warmen Toast

verteilte. Niemand antwortete ihm, dafür wurde Onkel Vernon's Gesicht immer roter, und

sein Schnurrbart zuckte wütend. "Ich gehe weg am Donnerstag," sagte er. "Wohin?" Fragte

Tante Petunia, die am Herd stand. "Wenn du zu der verrückten alten Tante willst, tu das,

sie ist genauso wahnsinnig wie du es bist." "Ich bin nicht wahnsinnig, und sie erst recht

nicht," sagte Harry ruhig, "Aber nein, Ich gehe nicht zu Mrs Figg. Ich werde in London sein..."

"Wenn du glaubst, ich vergeude meine Zeit damit, dich nach London zu kutschieren," wandte Onkel

Vernon ein, "liegst du ordentlich falsch, Junge!" Sein Gesicht wurde lila vor Wut. Aber

das war normal, wenn er mit Harry sprach. Es war als würde jedes Gespräch mit Harry sein Blut

zum kochen bringen. "Danke," antwortete Harry, "Aber ich brauch deine Hilfe nicht. Jemand

wird mich abholen und zurückbringen." "NIEMAND VON DEINEM PACK WIRD HIER VORBEIKOMMEN!" Donnerte

Onkel Vernon. Die Dursleys hatten nicht viele positive Erfahrungen mit Zauberern gemacht. Die

paar Male, wo sie sich mit ihnen in näheren Kontakt befanden, endeten in Chaos. Harry konnte

sie nicht dafür beschuldigen Angst zu haben, doch er wollte vor seinem Onkel nicht aufgeben.

"Es interessiert mich nicht, was du sagst," zischte er zurück, erhob sich vom Stuhl und

ward Dudley einen giftigen Blick zu. "Die Tage, in denen du mich rumkommandieren konntest,

sind vorbei. Ich bin jetzt sechszehn, falls du es noch nicht bemerkt hast, und alt genug

um zu entscheiden, was ich tue und wann ich es tue. Ich werde Donnerstag nach London gehen

und jemand wird mich um 10 abholen. Wenn du ihn nicht sehen willst, dann halt dich eben

fern! Aber du wirst mich nicht davon abhalten zu gehen!" "Solange du unter meinem Dach wohnst..."

Doch Harry hörte nicht mehr den Rest von Onkel Vernon's Predigt. Er lief bereits aus der Küche,

und nahm sein halb aufgegessenes Toast mit. Er ging zurück in sein Schlafzimmer, wo er sich aufs

Bett warf und sein Frühstück beendete. Die nächsten Tage verbrachte er genauso wie die letzten

vier Wochen, er blieb in seinem Zimmer und mied die Dursleys so gut wie möglich. Harry hatte

erwartet, dass Onkel Vernon ihn in seinem Zimmer einschloss, wie er es immer tat, wenn Harry

sich gegen ihn stellte. Aber alles was passierte, war, dass Tante Petunia ihm wie immer sein

Essen durch die Katzenklappe schob, die Tür blieb unverschlossen.

Am Donnerstagmorgen wachte Harry früh auf und stahl sich in die Küche, um zu frühstücken

bevor die Dursleys aufstanden. Dann ging er zurück auf sein Zimmer, wo er sich aufs Bett

setzte und bis zehn Uhr wartete. Um halb zehn hörte er, wie die Dursleys ins Auto stiegen

und davonfuhren. Das erleichterte ihn. Schliesslich hörte er die Uhr unten zehn schlagen.

Als der neunte Ton durch das leere Haus schallte, klingelte es an der Tür. Harry sprang auf

und polterte die Treppe hinunter. Er hätte es nie zugegeben, aber er war sehr aufgeregt, wieder

in die Zaubererwelt zurückzukehren, auch wenn es nur für einen Tag war.

Harry öffnete die Tür und zu seiner großen Überraschung sah er das Gesicht von Percy Weasley,

einem von Ron's älteren Brüdern. "Hi Harry," sagte Percy lächelnd, "Ich denke, du bist

überrascht mich zu sehen?" "Nun, ja, ein bisschen schon," antwortete Harry. "Schon ok, ich

nehms dir nicht übel." Percy trat ein und schaute sich mit großem Interesse um. Dann sah er

wieder Harry an. "Ich denke, ich muss mich auch bei dir entschuldigen." "Oh, nein, mach dir

da mal keine Sorgen," stammelte Harry. Er hatte nicht wirklich an Percy gedacht den ganzen

Sommer über. Percy war auf der Seite des Ministeriums und nahm Harry seine Geschichte ebenfalls

nicht ab, und zerstritt sich mit seiner Familie. Jetzt, wo das Ministerium seine Meinung

geändert hatte, war klar, dass Percy es ebenfalls tat. "Nein, es tut mir wirklich Leid,

Harry," fuhr Percy fort, "Ich war ein Idiot und kann mich nicht genug entschuldigen. Ich

hab mich auch bei meinen Eltern entschuldigt. Ich hätte sie nicht verurteilt, wenn sie mich

zurückgestoßen hätten. Aber sie waren sehr erleichtert darüber."

Harry fühlte sich wohl mit dem Gedanken, dass Percy sich mit seinen Eltern wieder versöhnt

hatte. Er wusste, dass Mrs Weasley glücklich sein musste, ihre ganze Familie zurück auf

der selben Seite zu haben. "Wie kommen wir nun dorthin?" Fragte Harry. "Nun, ich bin

natürlich appariert," antwortete Percy," Aber wir nehmen den fahrenden Ritter. Mitglieder

des Ordens werden speziell überwacht auf der Reise mit dem Bus, nur nebenbei." Percy trat zurück

nach druaßen und Harry folgte ihm, die Tür hinter sich schliessend. Es war ein warmer Tag,

doch der Himmel war voller grauer Regenwolken, die sich jederzeit über ihnen ergießen

könnten. Harry folgte Percy zur Straßenecke, sich umblickend nach einem Zeichen von anderen

Ordensmitgliedern, aber die Straße schien leer. Percy hob seinen Zauberstab - PENG.

Der bekannte lilane, dreistöckige fahrende Ritter erschien aus dem Nichts direkt vor ihnen.

Ein Zauberer mit strubbeligen Haaren und einem pickligem Gesicht trat aus dem Bus. Harry kannte

ihn, es war Stan Shunpike. "Willkommen an Board des fahrenden Ritters," verkündete er,"Oh,

Hallo Harry! Schön dich wiederzusehen!" Sie zahlten jeder elf Sickel und traten ein. "Zum

tropfenden Kessel," sagte Percy und führte Harry zu einer Sitzgruppe im unteren Bereich.

PENG. Der Ligusterweg verschwand. Sie fuhren rücksichtslos über ein Feld, und Kühe sprangen

ihnen aus dem Weg. PENG. Sie waren auf einer voll befahrenen Autobahn. PENG. PENG. PENG.

Einige Stopps später waren sie vor dem tropfenden Kessel. Harry und Percy bedankten sich bei Stan,

und gingen raus. PENG. Der Bus war weg. Der Eingang zum tropfenden Kessel war kaum bemerkbar.

Die meisten Muggel würden direkt dran vorbeilaufen, ohne zu bemerken, dass er existierte.

Percy drückte die Tür auf und ging in den Laden. Harry folgte ihm, doch bevor er sich

umsehen konnte, versperrte ihm schon ein Büschel brauner Haare die Sicht.