Disc: Alle Rechte und Lizenzen liegen bei den Leuten, die seaQuest DSV erfunden haben und ich verdiene kein Geld damit.

Anm: Diese Geschichte habe ich speziell für diesen Tag geschrieben. Es soll auf der einen Seite ein Erinnerung an Jonathan Brandis sein und auf der anderen etwas Besonderes zu meinem einjährigen Beisein von FF.net sein. Nach allem was ich weiß hat Jon sich auch sehr bei sozialen caritativen (falls das falsch geschrieben ist, könnt ihr mich zurechtweißen) Organisationen beteiligt. Ich denke das hier genannte Projekt ist etwas, was Lucas in seaQuest auch wirklich mal getan haben könnte. Leider ist das jetzt so lang geworden, dass ich es nicht in einem Stück veröffentlichen kann. Darum gibt es mal wieder Kapitel. ^_^

Ich werde versuchen am Ende eines jeden Kapitels noch kurz etwas dazu zu sagen. Falls es Fragen gibt: Reviews und E-Mails sind jederzeit verfügbar und ich gehe auch darauf ein:

Besonderen Danke gebührt folgenden Personen: Lilain: Sie hat die Geschichte von Anfang an mitverfolgt und mich durch ihr positives Feedback sowie, das unbedingt wissen wollen wie es weiter geht zu einem schnellen Voranschreiten gebracht. Außerdem unterstütze sie mich bei der Entwicklung des Charakters Orlando. Ich glaube nicht, dass der in Wirklichkeit so ist, wie ich ihn beschrieben habe, doch hier ist er nun einmal so. Ach ja, der gehört sich natürlich selber und entstammt nicht meiner Fantasie, wie eine andere Person, die aber erst im zweiten Kapitel auftaucht.

Jo-Man: Dir gehört mein größter Dank, denn du hast dir die Mühe gemacht und die Story von Anfang bis Ende durch gesehen und nach Fehlern abgesucht. Besonders meine Kommas. ^_^ Falls du das hier liest, wirst du vielleicht feststellen, dass ich alle deine Korrekturen beibehalten habe.

Samusa: Meine liebe Schwester vom anderen Stern, die ich lange genug auf die Folter gespannt habe und bis heute nicht weiß, wie diese Geschichte ausgeht, weil ich bei der Hälfte aufgehört habe, sie ihr zu schicken. Hoffe, du kannst wieder etwas ruhiger schlafen, wenn du mit regelmäßige Updates von mir rechnen kannst.

Jetzt geht's aber los:

Das Projekt by YuryJulian

Grell blendete ihn die Sonne als er aus der Flughalle auf die Straße trat. Seine Sonnenbrille hatte er natürlich bei Bridger liegen lassen. Wie konnte er nur so vergesslich gewesen sein? Anscheinend hatte ihm das UNO-Match mit den anderen Crewmitgliedern so sehr in Anspruch genommen, dass er kurz vorm Schlafen gehen eben jenes Stück vergessen hatte einzupacken.

Lucas zog sich das rot karierte Hemd aus. Die Mittagssonne war einfach zu heiß, als dass er da noch mit diesem dicken Hemd herumlaufen konnte. Ohne es vorher zusammen zu legen stopfte er das gute Ding in die Tasche, schulterte diese und schlenderte gemächlich die wenigen Stufen des Flughafengebäudes hinunter. Es war früher Nachmittag, somit hatte er genug Zeit. Mit dem Zug wollte er die Stunde Fahrt bis zu dem kleineren Wohnort nicht zurücklegen. In der Woche waren diese immer bis zum bersten voll. Schüler, Pendler oder einfach nur Touristen und ältere Menschen, die ausgerechnet dann in die Stadt fahren mussten, wenn die gesamte Bewohnerschaft unterwegs war und somit die Züge nur noch mehr vollstopften. Er hasste das. Hatte er schon immer. Ihm war es lieber in einem menschenleeren Zug zu fahren. Mit etwas Glück würde er jedoch selber nachher über die Landstraße düsen können.

In der Ferne konnte er schon sein Ziel sehen. Das große Gebäude aus weißem Stein mit dem blauen Firmenemblem. Das von ihm gezeichnete Logo befand sich direkt vor dem Haupteingang auf einer großen Tafel. Seinem Vater hatte diese Grafik, die Lucas aus Spaß damals einfach mal erstellt hatte so gut gefallen, dass sie sofort zu seinem neuen Firmenlogo wurde. Je nachdem um welchen Geschäftsbereich es sich handelte gab es verschiedene Symbole auf den Briefpapieren, aber für die Firma selbst existierte nur eines und das ist nun von ihm erstellt worden.

Es war kurz nachdem Lucas auf die seaQuest gekommen war und seine Freundschaft mit Darwin zu wachsen begann. Der Delphin hatte ihn damals schon mit Geschenken aus dem Meer überhäuft. Das W lag in einer geöffneten Schatztruhe inmitten von Goldmünzen und Perlenketten. Um die Kiste herum waren Seesterne, eine kleine Krake, zwei, drei Fische und ein Delphin.

Er schlenderte an dem Schild mit der Aufschrift Wolenczak Industries und seiner ganz eigenen Logokreation vorbei. Früher befand sich an der Stelle noch ein eigenartig designter Computer. Wenn er damals seinen Vater richtig verstanden hatte, würden einige aus seiner Ingenieursabteilung an genau eben jenem Design von Computer arbeiten. Fehlte nur noch ein geeignetes Betriebssystem und Daddy Wolenczak würde wieder mal mit einem neuen Projekt durch die Medien geistern.

Normalerweise musste man sich am Empfang anmelden, doch Lucas wusste nur zu genau wo er hin wollte und schlich sich an dem Mann vorbei zum Aufzug. Der Kerl kannte ihn und hatte ihn garantiert nicht in sehr guter Erinnerung. Die beiden hatten sich vor einem Jahr einmal einen heftigen verbalen Zweikampf geliefert, weil der den Teenager nicht zu seinem Vater lassen wollte, da dieser angeblich in einer wichtigen Konferenz sei. Das hatte sich der blonde Computerspezialist natürlich überhaupt nicht gefallen lassen.

Er fuhr in eine der oberen Etagen. Als er aus dem Aufzug stieg wandte er sich nach rechts und ging den mit dunkelrotem Teppich ausgelegten Gang entlang bis zu einer Glastür. Dahinter war ein größeres Büro eingerichtet, abgetrennt vom Vorraum durch eine Tür aus rotem Mahagoniholz. Sich gegenüber standen zwei Schreibtische, an einem davon war die persönliche Sekretärin seines Vaters mit einem Diktat beschäftigt. Die andere schien gerade Pause zu machen oder hatte ihren freien Tag. Lässig öffnete Lucas die Tür und spazierte an ihr vorbei. Schnell huschte er in das Büro seines Vaters, ehe sie protestieren konnte. Noch eine Person die ihn in schlechter Erinnerung hatte. Warum wollten sie ihn auch nie durchlassen. In ein paar Jahren wird er vielleicht schon derjenige sein, der ihre Gehälter bezahlte. Wie konnten sie nur so einfältig sein und ihm nicht die Füße küssen wollen? An die Tür gelehnt wartete er einen Moment, ob sie ihm folgte, sie tat es nicht und somit ließ er von der Tür auch wieder ab.

Das Büro war leer. Seine Tasche warf das Computergenie in die nächstbeste Ecke. Auch gut, nun hatte er ein wenig Zeit sich hier mal in aller Ruhe umzusehen. Der Computer war angeschaltet, aber durch ein Passwort vor unberechtigten Zugriff geschützt. Natürlich wirkte dies nur bei Leuten, die nicht Lucas hießen. Er ließ seine Fingerknöchel knacken und wenig später war das Passwort kein Geheimnis mehr.

Laut Terminplaner befand sich sein Vater in einer Besprechung. Die sollte jedoch nicht lang dauern, da es eine übliche Abteilungsbesprechung war, die alle zwei Wochen stattfanden. Einschläfernde Berichte über die Kapazitätsauslastungen und Firmenumsätze dieser zwei Wochen. Sollte das Computergenie wirklich eines Tages hier die Leitung übernehmen, dann würde speziell für diese Aufgabe ein Sprecher engagiert. Er laberte keine Reden runter.

Nun, wo er schon mal im Firmennetzwerk drinnen war und die Sekretärin von Dr. Wolenczak ihn nicht wirklich bemerkt zu haben schien, nutzte er die Gelegenheit ordentlich aus. Mit einigen Befehlen rief er die aktuellsten Arbeiten seines Vaters auf.

Der blonde Teenager war so vertieft in die ganzen Sachen auf dem Bildschirm, dass er überhaupt nicht mitbekam, wie die Tür aufging. „Soll ich den Sicherheitsdienst rufen, oder nimmst du deine Nase freiwillig aus meinen Firmengeheimnissen."

„Dad!"Erfreut sah das Computergenie nun von seinem Bildschirm auf.

„Los, komm weg von dem Computer."

Mit verzogenem Gesicht rutschte Lucas mit dem Chefsessel zur Seite. Sollte der Wissenschaftler doch auf dem anderen Platz nehmen! Der ging zu seinem Arbeitsplatz und sah sich an, in was sein Sohn da herum geschnüffelt hatte. „Du hast anscheinend immer noch nicht gelernt was Anstand ist."

„Ich hab mich mit keinem deiner Leute angelegt, ist das keine Besserung?"

„Das meinte ich nicht."Lawrence zeigte mit der Hand auf den Bildschirm. „Ich meine deine Hackerei. Ich habe keine Lust erneut Polizei abwimmeln zu müssen, wenn dir mal wieder ein Fehler unterläuft."

Provozierend über diese Unterschätzung seiner Fähigkeiten kam von Lucas nur die bissige Antwort: „Mir ist seit mehreren Jahren kein Fehler mehr unterlaufen. Ich bin nicht mehr der kleine Junge, dem man zu sagen hat, was er tun und lassen soll."

„Deine Neugier hast du dennoch nicht unter Kontrolle bekommen."Dr. Wolenczak schloss die einzelnen Dateien wieder. Er musste innerlich dennoch über seinen Sohn staunen. Die Dateien waren teilweise mit einem neuen Sicherheitssystem versehen. Wie hatte er es nur geschafft darauf Zugriff zu erhalten, ohne die ganze Wachmannschaft hier auflaufen zu lassen?

„Willst du schnell nach Hause oder kann ich noch etwas erledigen?"fragte Lawrence dann mit einem Seitenblick auf seinen Sohn.

„Du kannst mir, wenn das zu Erledigende zu lange dauert, die Autoschlüssel geben."schlug der blonde Teenager statt dessen vor.

„Kann ich nicht, denn ich habe den Zweitwagen nicht hier. Den hat Orlando."

Lucas zog die Augenbrauen zusammen. „Wieso Orlando?"

„Weil der ihn braucht."

„Orlando wohnt in Melbourne!"

„Nicht mehr. Er hat sich entschlossen für seine Doktorarbeit in meinem ozeanographischen Forschungsinstitut zu arbeiten."

Sofort klärte sich der Blick des blonden Junggenies. „Er wurde gefeuert!"

„Genau."nickte Lawrence lächelnd.

„War ja klar. Bin mal gespannt wie lange du ihn hier behälst."

„Bis jetzt sieht es gut aus. Er benimmt sich und das soll hoffentlich auch so bleiben."

„Andernfalls rufst du seine Mutter an und es gibt Ärger?"

„Nein."Noch immer tippte der Wissenschaftler auf seiner Tastatur herum. Einen Stuhl hatte er nach wie vor nicht. „Ich würde deine auch nicht jedesmal anrufen, wenn du erneut mein Haus in ein Schlachtfeld verwandelst."

„Wann habe ich das jemals getan?"

„Als du letztes Jahr mit Biff eine spontane Gemeinsamschaftsparty geschmissen hast."

„Oh, das muss ich wohl vergessen haben."

„Ich nicht! Die haben mir drei Fensterscheiben eingeschmissen und ein Loch in die Mauer gehauen. Wie auch immer so etwas gehen konnte. Von gewissen Kleinigkeiten mal abgesehen. Solltest du bereits etwas ähnliches wieder in Planung haben, nach meinen Informationen sind die Pickerings am Wochenende nicht da. Tu mir den Gefallen und feiert eure Party bei ihnen."

„Meinst du ich könnte Orli fragen, ob er mich abholt?"

„Ich weiß nicht wie er Zeit hat."

Der blonde Teenager sprang ungeduldig auf. „Ich will aber Minto sehen!"

Lawrence zog sich den Stuhl heran. Endlich war dieser frei. „Minto wirst du noch früh genug sehen. Was stand in deiner Mail, wie lange hast du Urlaub?" Immer wenn ein Landurlaub anstand sandte Lucas seinen Eltern Mails, um sie über diesen zu informieren. Sollte jemand Zeit für ihn haben, mussten sie nur Bescheid sagen. Meistens traf das nie zu, dieses Mal jedoch kam eine Antwort von seinem Vater.

„Drei Wochen."

„Genügend Zeit also. Ich habe im übrigen aber noch einen eigenen Anschlag auf dich vor."

Hat ja lange gedauert bis er damit raus kam. Wahrscheinlich irgendeine doofe Gala oder ein Festessen zu dem er ihn mitschleifen wollte. Darum durfte er kommen.

„Am Donnerstag findet in der Stadt eine Wissenschaftstagung statt und ich bin als Sprecher geladen."

Bingo! „Und ich soll dich begleiten?"Wieso wusste er immer schon vorher was sein Vater von ihm wollte.

„Nein, dieses Mal nicht."Dr. Wolenczak sah auf. „Ich dachte du könntest vielleicht meine Unterlagen für den Vortrag zusammenstellen. Ich habe im Moment nur eine Sekretärin, wie du bemerkt haben solltest. Sie kommt kaum mit der Arbeit nach und ich finde niemanden, der geeignet ist. Meine Zeit ist viel zu knapp bemessen, als dass ich gerade jetzt nach neuen Angestellten suchen könnte.

In Lucas' Kopf sprudelte alles auf Hochtouren. Wenn er nein sagte, lief er Gefahr mitgehen zu müssen, würde er sich in die Arbeit stürzen, könnte er so einen Gefallen raus schlagen und müsste nicht mitgehen. Allerdings gab es dabei noch die Kehrseite und die bestand aus seinem eigenen persönlichen Interesse. Diese Wissenschaftstagung konnte eine Vielzahl von tollen Vorträgen beinhalten. Seine Sucht nach neuem Wissen trieb ihn innerlich dazu an ja zu sagen und um das Mitgehen zu dürfen zu betteln. Er konnte ja etwas dabei verpassen. Andererseits ist er bei der letzten ganz ordentlich ins Fettnäpfchen getreten, denn es war ein rein medizinischer Vortrag mit Liveanschauung. Zu allem Überfluß saß er damals auch noch in der ersten Reihe. Seine Überlegungen gingen weiter. Wenn sein Vater als Redner geladen war konnte es schon mal nicht um Medizin gehen. Die Arbeitsbereiche von Dr. Wolenczak interessierten ihn, doch bestand auch die Möglichkeit, dass dieser Vortrag der einzige seiner Art sein würde und letzten Endes säße das Computergenie dann doch bloß wieder gelangweilt auf seinem Stuhl und kämpfte mit der Müdigkeit.

„Lucas?"riß Lawrence seinen Sohn aus den Gedanken.

„Du musst nicht mitgehen, das hast du mitbekommen, oder?"

„Ja."

„Es ist nicht viel was du machen musst. Der Vortrag soll nicht zu lange dauern, ich bin auch nur so ein kleiner Lückenfüller zwischen zwei größeren Männern, die im Gegensatz zu mir Erfolge vorzuweisen hatten."Bei diesen Worten wandte Dr. Wolenczak den Blick von seinem Sohn ab. Der Misserfolg mit dem Power Plant Projekt lastete noch stark auf ihm, das sah Lucas ihm an. Er hatte ihn noch gar nicht danach gefragt. In den Zeitungen stand es würden Klagen gegen ihn laufen, wegen der Menschen, die in dem Kraftwerk damals umgekommen sind und auch wegen den Ausfällen, da er angeblich den störungsfreien Stromfluss prophezeit hatte. Die Medien hatten seinen Vater niedergemacht und mit Bangen hatte er damals die Zahlen der Umsatzbilanz von Wolenczak Industries verfolgt. Sie waren im Keller. Glücklicherweise hatte sich die Firma erholen können und das auch nur weil nicht überall, wo sie drinnen hing, das Firmenemblem des Hauptkonzernes hervorstach.

„Na gut, ich werde es mir mal ansehen, aber keine Garantie und wehe du hast was zum meckern! Bisher habe ich für dich sowas noch nie machen müssen."

„Dann wird es ja Zeit.", lächelte Lawrence glücklich. Um seine Augen bildeten sich die warmen Lachfalten, die mit zu den positiven Eigenschaften seines Vaters gehörten und auch immer sofort beim Gedanken an ihn in Lucas' Kopf auftauchten.

„Wie lange wirst du hier noch brauchen? Ich habe keine Lust mich in den nächsten Zug setzen zu müssen."Dann kam ihm aber eine Idee. „Du sagtest Orli sei jetzt im Institut?"

„Sollte er sein und ich hoffe es sehr für ihn."

„Gut."Bevor Lawrence weiter fragen konnte verschwand Lucas aus dem Büro. Die Sekretärin schien ihn zuvor wirklich nicht bemerkt zu haben. Sie sah ihn ziemlich verwundert an, als er aus dem Zimmer ihres Chefs stürmte und sich auf dem Platz ihr gegenüber niederließ. Das Computergenie ließ sie einfach gucken und wählte die Nummer des Ocean Institutes.

Er wartete darauf, dass sein Cousin im Büro seines Vaters an den Vidlink gehen würde. Und er ging ran.

„Oh, Verwandtschaft. Tja, wenn das so ist."Der lockige Kopf verschwand aus dem Bild. Im Hintergrund konnte Lucas hören wie eine Tür abgeschlossen wurde. „Ich habe jetzt eine wichtige Konferenz und will nicht gestört werden. Wie geht es dir, Lucas? Anscheinend hast du von meinem Schicksal Wind bekommen. Na, seh' ich nicht gut im Chefsessel aus?"

„Würde besser aussehen, wenn ich dort säße."Im Hintergrund schwamm einer der Killerwale des Institutes vorbei. Der Teenager mochte diese Büro viel lieber als das, welches sein Vater im Firmensitz hatte. Es war so gebaut, dass die gesamte hintere Wand aus Glas bestand und somit einen erstklassigen Blick in das Becken der Orcas zuließ. Das Büro war zum Teil also in das Becken hinein gesetzt worden, denn ein Drittel der Decke und der Wände rechts und links waren ebenfalls noch dicke Glasscheiben.

„Sitzt du aber nicht. Ich überlege gerade ob ich nicht die Leitung hier übernehmen soll. Bis jetzt läuft alles super."

„Hast du keinen eigenen Vater, dem du die Firma ruinieren kannst?"

„Nein, der will im Moment nichts von mir wissen."Das war maßlos übertrieben und beide wussten das.

„Warum haben die dich gefeuert?"Das Computergenie lehnte sich lässig in dem Stuhl zurück. Die Sekretärin sah ihn missmutig an, aber sollte sie Probleme machen, würde sie welche danach haben, schließlich befand sich sein Vater gleich nebenan.

Orlando zuckte mit den Schultern. „Wenn ich das wüsste."

„Zu viele Müslipausen?"

„Das könnte möglich sein. Aber so viele waren das eigentlich gar nicht."

„Wie kann man nach dem Zeug nur so süchtig sein?"

„So wie du mit Computern!"konterte der dunkelhaarige Mann sofort.

„Hast du Dads Zweitwagen in Beschlag? Er sagte so etwas."

„Das Cabrio? Ja, ist jetzt mein Firmenwagen. Leider kann man damit aber nicht so viele Frauen aufreißen wie ich gehofft hatte. Die stehen wohl nicht mehr auf oben ohne. Ich sollte mir mal so eine richtige Bonzenkarre zulegen, was meinst du? Wenn die sehen, was für Geld ich habe, dann sollte das doch kein Problem mehr sein."

Lucas lächelte. „Mach' lieber Konferenzschluss und hol' mich hier ab. Wenn du dir meinen Wagen einfach so unter den Nagel reißt, kannst du mich auch ruhig abholen!"

„Das ist nicht dein Wagen!"

„Doch ist er! Ich bin immer damit gefahren, als du noch nicht hier warst."

Während die beiden diskutierten kam Dr. Wolenczak in den Vorraum und besprach etwas mit seiner Sekretärin, die einige Unterlagen aus den Regalen holte.

Orlando gab klein bei. „Na gut, ich komme schon. Hab hier sowieso nur Papierkram rumliegen und der Chefpfleger geht mir auf die Nerven."

„Laber nicht, komm einfach!"Der Teenager beendete die Verbindung. Dr. Wolenczak trat an seine Seite. „Sieh mal, das sind die Unterlagen für den Vortrag."Innerlich verdrehte das Computergenie die Augen. Er schien das wirklich dringend schon zu brauchen. Als nächstes sollte er wohl noch hier bereits mit der Arbeit anfangen bis Orlando kam.

„Wie lange sollte der Vortrag sein?"

„Das sind nur fünfzehn Minuten, wenn überhaupt."Lawrence blätterte durch die Seiten in der Mappe. „Es ist fast alles bereits gegliedert. Vielleicht könntest du noch einige Illustrationen am Computer machen, damit ich auch etwas Ansichtsmaterial zu meinem Vortrag habe."

„Willst du auch den Nobelpreis für die fünfzehn Minuten oder reicht es wenn du in positiver Erinnerung bleibst?"fragte der blonde Teenager. An dem fragenden Blick seines Vaters erkannte er wie sehr er sich im Ton vergriffen haben musste. Das geschah schnell. Ab einem gewissen Punkt gingen sich die beiden ständig auf die Nerven. „Ich meine nur, dass es nicht besonders kompliziert aussieht und ich dafür nur zwei, drei Stunden brauche um etwas passables vorzubereiten. Solltest du es aber absolut perfekt haben wollen dauert es länger, aber dann kann ich nicht dafür garantierten, dass du mit deiner Redezeit hinkommst."

„Alles was ich will ist es mindestens einen Tag vor der Tagung bereits vor mir zu haben und nicht vollkommen unvorbereitet dort aufzutauchen. Ich möchte da schon noch einmal drüber sehen, um auch wirklich alles drinnen zu haben, was mir wichtig erscheint und auch die Zusammenhänge flüssig wiederzugeben."

Lucas nahm die Unterlagen und sah sie durch. „Bis Orlando auftaucht habe ich ja noch etwas Zeit. Ich denke ich kann es mir bis dahin ein wenig ansehen und schon ein wenig anfangen."Er drehte sich herum und suchte einige Datenspeicher. An die Sekretärin seines Vaters gewandt fragte er: „Sind die leer?"Ein stummes Nicken als Antwort. Solange Dr. Wolenczak noch da war würde sie vorsichtig sein. Er würde drei Wochen hier sein. In dieser Zeit gäbe es bestimmt noch eine Möglichkeit die Dame in den Wahnsinn zu treiben.

„Aber deine Ersatzsekretärin muss ich jetzt nicht dauerhaft spielen?" fragte Lucas noch seinen Vater, bevor dieser wieder in seinem Büro verschwinden konnte.

„Keine Sorge, das habe ich bereits zu oft mit dir probiert, als dass ich mir das allzu schnell wieder antun würde."In der Tür hielt Lawrence inne. „Wenn Orlando hier ist, kannst du ihn dann kurz zu mir rein schicken?"Wie war das mit der Ersatzsekretärin?

„Klar."Schon war Daddy Wolenczak wieder in seinem Büro verschwunden. Unter den kritischen, immer wieder zu ihm sehenden Blicken der eigentlichen Sekretärin, machte sich der blonde Teenager an die Arbeit. Schon bald verlor die Dame mit der Spitzenbluse das Interesse an ihm. Wohl genügend eigenen Stress auf dem Tisch. Auf dem Bildschirm vor Lucas änderte sich die Datei, die angezeigt wurde. Er war in die Produktentwicklungsabteilung gewechselt und brachte sich auf den neuesten Stand. Aus den ihm vorliegenden Unterlagen hatte er im Kopf bereits eine grobe Struktur für den Vortrag. Das auszuarbeiten würde er abends vor der Glotze machen, sollte kein Problem sein. Die Notizen hatte er bereits auf eine der Datendisks übertragen.

Nachdem er die Produktentwicklungsabteilung komplett durch hatten, sah er sich die Neuerwerbungen an und anschließend die geplanten Projekte. Sein Vater gab seinen Samaritertraum vom kostenlosen Strom für die ganze Welt noch immer nicht auf. Beneidenswert diese Zielstrebigkeit. Im Grunde war er in manchen Dingen genauso.

Die Glastür zum Vorraum ging einen kleinen Spalt auf und eine in die Knien gegangene Person streckte vorsichtig den Kopf rein. „Psst.", zischte sie in Lucas' Richtung.

„Brauchst dich nicht zu verstecken, er will dich vorher noch sprechen."

Orlando ließ den Kopf hängen und erhob sich seufzend. „Und ich dachte dem Appell für heute entgehen zu können."

„Läuft wohl doch nicht so wie du dachtest, was?"Er wandte das Gesicht gar nicht von seinem Bildschirm ab, sondern tippte weiterhin seelenruhig auf die Tastatur.

Dr. Wolenczaks Sekretärin war nun wieder auf die beiden aufmerksam geworden. Sie tat als wäre sie mit etwas an ihrem Computer beschäftigt und konnte so unentwegt die Cousins im Auge behalten.

Der junge Mann blies sich eine Haarlocke aus dem Gesicht und ging entschlossen auf das Büro zu. Nach kurzem Anklopfen trat er ein.

Lucas verfluchte sich, er hätte ihn um die Autoschlüssel bitten sollen. Nun musste er hier warten bis die da drinnen fertig waren. Würde Miss Spitzenkragen nicht so sehr aufpassen, hätte er schon längst sein Ohr an die Tür gelegt um zu lauschen, doch so zog er sich einige andere Firmendaten auf den Datenspeicher bis dieser voll war. Einen weiteren konnte er nicht einlegen, das würde auffallen. Tratschtante verpfiff ihn zu gerne bei seinem Vater, als dass er es riskieren würde. Musste er sich dann eben vom Institut einloggen.

Er wollte die Sachen in seine Tasche packen, da fiel ihm auf, dass diese ja noch bei seinem Vater drinnen liegen musste. Die Mappe unter den Arm klemmend, mit dem Speicher in der Hand, stolzierte er einfach in das Büro hinein, wo Orlando gerade einen Vortrag über Verantwortung und Disziplin gehalten bekam. Den hier kannte Lucas schon. Mit einem fetten Grinsen auf dem Gesicht zeigte er auf seine Tasche. „Die brauch' ich, oder hast du einen Pagen für mich?"

Lawrence wartete bis Lucas fertig war. Leicht genervt fuhr er sich mit den Fingern über die Stirn. Orlando sah ihn derweil bettelnd an. Er hoffte darauf hier schnell herausgeholt zu werden. Doch die nächsten fünf Minuten, die dieser Vortrag noch dauern würde, konnte er schon durchhalten.

Lucas schulterte seine Tasche und ließ die beiden allein.

An die Seite des Wagens gelehnt, einen Apfel essend wartete er auf seinen Beifahrer. Es stand außer Frage, wer den Wagen kontrollieren würde. Da kam er dann auch schon.

„Du hättest mir ruhig helfen können."warf er ihm mit einem bösen Blick vor.

„Warum? War doch ganz harmlos."

„Woher willst du das wissen?"

„Ist mein Vater. Gib mir die Schlüssel!"Er hielt die Hand hin, doch Orlando dachte gar nicht daran sie ihm zu geben.

„Du hast mir nicht geholfen!"

„Ich spendiere dir ein Müslifrühstück und eine Packung Zigaretten, her mit den Schlüsseln!"

„Ich rauche nicht mehr!"

„Dann nur das Frühstück."Lucas begann nervös mit den Fingern zu wackeln, nicht mehr lange und er würde auf den sechsundzwanzigjährigen los gehen, um sie gewaltsam an sich zu reißen.

„Ich verhandle nicht mit Leuten, die mich im Stich lassen."Orlando wandte sich ab und ging um den Wagen herum.

„Was soll das? Mir hat all die Jahre zuvor niemand geholfen, wenn ich diese Predigt bekommen habe. Glaub mir, der hat weitaus schlimmere drauf!"

„Trotzdem fährst du nicht!"Die Zentralverriegelung löste sich mit einem Klick, als der junge Mann den Schlüssel im Schloss herumdrehte.

„Mein Urlaub ist bereits versaut, willst du mir die Stimmung auch noch verderben?"Das Computergenie warf seine Tasche auf den Rücksitz. Das Dach wurde eingefahren und er ließ sich auf dem Beifahrersitz nieder. Orlando startete bereits den Motor.

„Wieso ist der versaut? Gutes Wetter, Aussicht auf ruhige Wochen ohne Störung, weil dein Vater ununterbrochen bei der Arbeit ist."

„Und ich muss seine Vorträge für irgendwelche Tagungen vorbereiten."

„Du musst seinen Vortrag machen? Sei froh nicht mit zu müssen. Den Part hat er mir übergeben."

Lucas hielt inne. „Dann wird mein Urlaub doch besser als gedacht. Wärst du nicht hier, würde er mich da mit hin schleifen wollen."Er drehte sich herum und suchte nach ein wenig Musik, die er einlegen könnte. Während sie aus der Stadt fuhren überkam den Teenager die Müdigkeit und er schlief ein. Erst als Orlando ihn hart anstieß, wachte er nur schwer wieder auf.

„Dein Bett wartet frisch bezogen da drinnen auf dich."

Sich streckend versuchte Lucas irgendwie aus dem Auto zu kommen, doch das war nicht so einfach. „Hm, den Gurt sollte ich vielleicht dann doch lösen." Seine Finger tasteten zu dem entsprechenden Knopf. Das Seltsame war nur, immer dann wenn sich die Dinger schnell lösen sollten taten sie es nicht. Endlich befreite er sich und schlurfte müde über das kurze Rasenstück zwischen der direkt am Haus befindlichen Garagenauffahrt bis zur Veranda. Sein Cousin war bereits im Haus verschwunden und sofort in die Küche gestürmt. Das Computergenie wollte seine Schuhe ausziehen, als zwischen seinen Beinen ein bekanntes Haustier durch die offene Tür nach draußen zischte. „Orli, der Quoll macht sich gerade aus dem Staub!"rief er in die Küche. Lucas sah nach draußen. Besagtes Tier saß wenige Meter unterhalb der Stufen zur Veranda und blickte ihn neugierig an.

Orlando's Kopf blickte aus der Küche zu ihm. „Was?"

„Sieh mal was da draußen sitzt. Seit wann haben wir im ersten Stock die Türen alle immer auf?"Wegen der Flinkheit ihres exotischen Haustieres hatten die Wolenczaks dieses eben nur im ersten Stock gehalten und auch darauf geachtet dies hauptsächlich nur im Wohnzimmer. Damals lebte aber Cousin Orlando noch nicht bei ihnen. Dieser kam vorsichtig, ohne eine hastige Bewegung zu machen, an die Seite des siebzehnjährigen. „Das war ich nicht."

„Wer denn sonst? Ich habe den Boden hier doch gerade erst berührt."

„Du kommst von rechts und ich von links! Das Vieh kriegen wir!"Beide setzten sie gerade an sich langsam an das Beuteltier heran zu schleichen, als aus dem Arbeitszimmer wild bellend Orlando's Hund zwischen ihnen hindurch nach draußen hechtete und den Quoll jagte. Sofort sprinteten die beiden ebenfalls los. Orlando schrie seinem tierischen Freund noch hinterher, den Ausreißer ja nicht entkommen zu lassen. Die Haustür zum Anwesen ließen sie beide, durch ihre Jagd beschäftigt, bis zum Anschlag geöffnet.

Der Nachbarschaft bot sich folgendes Bild: Ein Quoll auf der Flucht vor einem mittelgroßen weißen Hund, gefolgt von zwei jungen Männern, die alles gaben um mit den Tieren mithalten zu können. Der Beutler bog scharf um eine Ecke, der Hund hinterher. „Der versucht umzudrehen."hechelte Orlando atemlos auf.

„Bleib du hinter deinem Hund, ich nehme eine Abkürzung!"kam es genauso atemlos von dem Computergenie. Er bog quer über ein Blumenbeet, das zu einem Ferienhaus gehörte und somit keinen Ärger für ihn bedeuten würde, vom Weg ab. Hechtete über einen kleinen Gartenzaun und konnte nicht mehr schnell genug bremsen, um nicht in die junge Frau hinein zu fallen, die gerade verträumt die Häuser betrachtet hatte. Beide landeten sie auf dem Asphalt. Anstatt sich zu entschuldigen waren die ersten Worte von Lucas nur: „Was machst du hier?"

Henderson schob ihn von sich herunter. „Freue mich auch dich zu sehen. Könntest du bitte von mir runter gehen?"

„Oh."Er stützte sich mit den Händen auf den Asphalt und half ihr, nachdem er selbst ein wenig wieder auf seinen Beinen war, auf. „Tut mir leid, war nicht beabsichtigt. Ich hab' nicht mehr bremsen können."

Sie klopfte sich den Staub von der Jeans und rückte ihr Shirt wieder zurecht. „Das habe ich gemerkt. Gibt es für diese schwungvolle Begrüßung auch einen Grund?"

Da fiel ihm doch wieder etwas ein, was gerade an ihnen vorbei rannte. „Bis später!", rief er und stürmte hinter dem Beutler hinterher. Der Hund seines Cousins half ihm dabei sehr, denn einige Meter weiter hatte er es festgesetzt und Lucas konnte es endlich mit festem Griff hochheben. Der Quoll biss und kratzte ihn, doch da musste er nun durch.

Seine Lunge brannte nach dem Sprint durch die Nachbarschaft und sein Atem ging schwer. Den Hund pfiff er zu sich und machte sich gemütlich auf den Weg zurück. Kein Wunder, warum sein Cousin noch nicht an seiner Seite aufgetaucht war. Der kam ihm fett grinsend, bei Henderson untergehakt, entgegen. „Glückwunsch zur Ergreifung des Ausreißers. Der Anstand verlangt es umgerannte Damen zur Wiedergutmachung zum Essen einzuladen. Falls du nichts dagegen hast, übernehme ich den Job."

Der Teenager versuchte die Zähne des Nagetiers aus seinem Finger zu bekommen und Orlando erzählte hier etwas von irgendwelchen Essenseinladungen. Geschafft, aber nun war der andere Finger dran. Genervt drückte er das Tier seinem Cousin an die Brust. „Halt mal!"Darauf achtend wo der Quoll seine Krallen und Zähne hatte, nahm er ihn auch etwas unfreiwillig in die Hand.

Das Blut lutschend sah Lucas nun wieder seine Crewkollegin an. „Noch mal von vorn, was machst du hier?"

„Das gleiche könnte ich dich fragen."lächelte sie. „Anscheinend ist das deine Freude über den längst fälligen Landurlaub kleine Tierchen zu jagen und ahnungslose Kollegen über den Haufen zu rennen."

Sie gingen zurück zum Anwesen der Wolenczaks. „Das ist alles seine Schuld. Ich steige nichtsahnend, mich auf mein Bett freuend, aus dem Auto und ein paar Minuten später muss ich ausreißende Haustiere wieder einfangen."Er zeigte auf seinen Cousin. Orlando war nun derjenige, der seine Finger in Sicherheit bringen musste.

„Du wohnst hier?"

„Ja, zumindest wenn ich nicht auf der seaQuest bin und meine Eltern sich mal doch entscheiden können, wohne ich hier. Sonst bei Bridger. Bei meiner Mutter bin ich eher selten."

„Toll! Dann kannst du mir hier ja einiges zeigen, nicht? Meine Eltern hatten nämlich die glorreiche Idee sich ein Ferienhaus zulegen zu müssen und sich dann auch noch für teures Pflaster entschieden. Angeblich soll das hier einer der reichsten Flecken sein."

„Gute Wahl!"kam es von Orlando, der mal kurz Ruhe vor einem beißenden Beutler hatte. Seine Unachtsamkeit wurde mit einer weiteren Bisswunde belohnt.

„Als reichsten Flecken würde ich es nicht bezeichnen. Es gibt weitaus exklusivere Gegenden. Außerdem besteht dieses Kaff hier zu mindestens fünfzig Prozent aus Touristen. Wir haben beim Strand drei verschiedene Ferienanlagen und jedes sechste Haus hier ist für Feriengäste. Teilweise Prominenz, die uns diesen Ruf hier eingebracht hat."

„Deinen Vater eingeschlossen."Ein weiterer Kratzer auf dem Arm und das Armband war zerrissen. Die Steine fielen klackernd auf den Boden. „Ich weiß schon ganz genau, was ich am Wochenende auf den Grill werfen werden." Orlando hielt sich den Beutler dicht vor Augen, jedoch nicht so nah, dass dieser ihm diese auskratzen konnte.

„Wirklich? Ist er so berühmt?"

„Hör nicht auf ihn!"winkte Lucas die Einwände ab. Sie waren vor dem Haus angekommen, wo bereits jemand auf den Stufen sitzend wartete.

„Wo genau befindet sich euer Ferienhaus?"fragte Lucas.

Lonnie dachte nach. „Ich habe vergessen wie die Straße heißt. Einen Augenblick, vielleicht fällt es mir wieder ein."

Der Cousin des Computergenies verschwand im Haus. Alles was er wollte war den kleinen Teufel auf seinen Händen los zu werden. Der andere Teenager, der bis eben das Haus bewacht hatte stand auf, steckte die Hände in die Taschen seiner Shorts und schlenderte gemütlich zu den beiden seaQuest Leuten.

„Machen wir es anders. Ich wohne hier, das findet man glaube ich ganz leicht. Lass uns eine Zeit ausmachen, zu der ich dich hier ein wenig herumführe und bis dahin kannst du deine neue Adresse in aller Ruhe auswendig lernen."

Sie lächelte glücklich auf. „Das ist ein guter Vorschlag! Ich hatte schon Angst hier niemanden zu kennen und ganz allein die Tage verbringen zu müssen."

„Vollkommen unbegründet. Dann bis...?"er sah sie fragend an.

„Ich weiß nicht. Du wirst ja sicherlich, wenn du hier wohnst, erst deine Freunde wieder sehen wollen."

„Genau!"ging nun der andere Teenager, der die ganze Zeit ruhig neben ihnen gestanden hatte dazwischen. „Einer davon bin ich und ich wollte ihn noch vor seinem Gang ins Bett begrüßen."Er sah Lucas an. „Das machst du immer, ist dir das noch nicht aufgefallen? Sobald du da bist verschwindest du bis zum nächsten Tag im Bett und keiner darf stören. Anscheinend hat dich der Jetlag doch stärker in seiner Gewalt als wir alle dachten."

„Er hat recht! Ich bin völlig fertig. Du warst bei Bridger die erste Nacht nicht dabei. Commander Ford und Tony können ganz schön dicke Freunde sein und wenn die sich erst gegen einen gemeinsam verschwören, wird es noch lustiger."

„Stimmt, der Captain hat ja wieder eine Party gegeben. Ich konnte dieses Mal leider nicht, weil meine Eltern hierher wollten. Scheint dich ganz schön geschafft zu haben?"

„Ja, das ist wahrlich kein Spaß gewesen. Darwin der Feigling hat sich auch noch aus dem Staub gemacht, als es für ihn gefährlich wurde. Nein, aber ich glaub' es ist eine gute Idee, wenn wir morgen Nachmittag vielleicht einen kleinen Rundgang machen. Ich kann dir auch Darwin direkt zeigen. Nur Beaches haben wir in Windeseile durch. In der Stadt gibt es sehr viel mehr zu sehen."

„Ist gut, dann treffen wir uns morgen Nachmittag!"

„Komm einfach vorbei. Ich bin ab Mittag dann da und warte."

„Sofern nichts dazwischen kommt."meinte Andy, furchtbar von seinen Fingernägeln fasziniert.

Lucas' Kopf drehte sich in seine Richtung. „Ich bin noch lange genug da. Alle Pläne sofort um einen Tag verschieben!"Er wandte sich nochmals an Lonnie. „Bis morgen dann. Ich bin wirklich total erschossen und muss ins Bett."

„Schlaf gut!"Anschließend drehte sie sich um. „Hoffentlich finde ich wieder zurück."

„Ganz bestimmt! Bisher hat es nur Lucas allein geschafft sich hier mal zu verlaufen, aber nach zwei Stunden tauchte er dann doch wieder auf."sagte Andrew grinsend.

„Das sind meine Freunde."kam es verächtlich von dem Computergenie.

Henderson lachte nur und machte sich auf den Weg nach Hause. Die beiden Teenager gingen zum Haus, wo Orlando gerade zur Tür gestürzt kam. „Ist mein heutiges Date schon weg?"

„Ja, sie ist weg und du gehst brav arbeiten, sonst kommt heute Abend der nächste Vortrag! Wie gesagt, der hat noch weitaus schlimmere auf Lager." Lachend hob er seine Tasche auf und ging mit seinem Freund in sein Zimmer. Dieses befand sich hinter einem kleineren Gang links vom Eingang im Erdgeschoss. Er schaltete den Deckenventilator an und bald fächelte ihnen ein kühler Windhauch entgegen.

„Willkommen zu Hause!"Andrew fiel ihm plötzlich, ohne Vorwarnung um den Hals. „Hab ich vorhin vergessen."

„Kannst du solche Anschläge bitte vorher ankündigen? Ich bekomme hier noch einen Herzinfarkt."

„Ach was, das ist schon in Ordnung so. Bei der Willkommensparty morgen Abend musst du mit der netten Dame von eben wieder zurück sein. Wenn sie will, kann sie auch mitkommen. Wir haben die Halle vom Sportverein gemietet. Die können wir nicht mehr verschieben."

Die Schuhe ausziehend ließ sich das junge Genie im Schneidersitz auf sein Bett nieder. „Wann soll es denn losgehen? Dann geh ich mit ihr nur hier ein wenig durch den Ort. Darwin läuft uns ja nicht davon."

„Keine Ahnung. Wir fangen an wann wir lustig sind. Wer ist sie?"

„Eine Kollegin von der seaQuest."

Andrew zwinkerte ihm zu. „Sicher?"

„Ganz sicher und nun geh, du hast mich begrüsst, jetzt kann ich schlafen gehen."Er zog sich gar nicht aus, sondern schob seine Füße einfach unter die Decke.

„Na gut, ruf mich an, wenn du wach bist! Muss dir was zeigen."

Lucas nuschelte nur seine Zustimmung und driftete bereits ins Traumland.

„Schlafmütze!"zischte Andy, noch bevor er durch die Terrassentür ging. Er ließ sie angelehnt.

Fortsetzung folgt...

Anm: Hier ist der erste Kommentar zu diesem Kapitel. Es geht um die Quolls. Es sind die sogenannten heimischen Katzen der Australiern. Ihr Lebensraum liegt nicht im Nordterritorium Australiens, aber ich habe das für die Geschichte so gedreht. Normalerweise findet man sie im Süden und Osten des Landes. Hauptsächlich auf Tasmanien. Ihre Größe ähnelt auch denen von Katzen und es sind die Tiere, die man mit einer speziellen Genehmigung auch als Haustiere halten kann. Wer mehr wissen möchte, kann bei einer Suchmaschine Quoll eingeben, da findet man einige interessante Dinge über sie.