Frische Morgenluft zog durch den kleinen Spalt der Terrassentür in das Zimmer.

„Hey, bist du wach?"fragte eine weibliche Stimme nahe seines Ohres.

Er nahm das Kopfkissen und stülpte es sich über den Kopf, während er sauer verneinte.

„Du bist doch wach! Das ist ganz klasse, ich will nämlich nicht allein zum joggen."

„Ich geh nicht mit zum joggen! Mag das nicht."

„Beim letzten Mal bist du auch immer mit mir mit!"

„Da war ich noch wach, weil ich die Nacht durchgespielt hatte und nicht schlafen konnte. Jetzt liege ich aber im Bett und schlafe!"

„Seit gestern Nachmittag?"

„Ich brauche viel Schlaf, bin ein vielbeschäftigter Mensch."

„Raus!"Sie zog an seiner Zudecke und hatte Erfolg. „Du gehst jetzt mit! Lange hättest du sowieso nicht mehr geschlafen."

Das Kissen zur Seite werfend richtete er sich mühselig auf. „Du bist die Pest, Valerie, weißt du das?"

„Ja, und ich habe eine Menge Zeit, dich den ganzen Tag auf Trab zu halten!"

Er fuhr sich gähnend durch das blonde Haar. „Wieso den ganzen Tag? Bist du momentan ohne Beschäftigung?"

„Ja, leider."kam betrübt die Antwort. „Das mit dem Studium hat nicht geklappt und keine Firma will mich einstellen. Weshalb auch immer."

„Hast du echt keine Ahnung weshalb?"

Valerie legte die Decke zusammen und setzte sich neben ihn aufs Bett. „Bei dem einen bin ich über die Türschwelle gestolpert und lag erst einmal vor seinen Füßen im Büro, danach war ich so nervös, dass ich keinen Ton mehr herausbekam. Bei einem anderen Einstellungsgespräch habe ich beim Übereinanderschlagen meiner Beine gegen den Tisch geschlagen und heißer Kaffee fiel dem Chef über die Hose. Anscheinend bin ich zu nichts zu gebrauchen."Das dunkelhaarige Mädchen ließ die Schultern hängen. Lucas umarmte sie kurz, um ihr Trost zu spenden.

„Was hast du denn machen wollen?"

„Selbst das weiß ich nicht. Alles was ich kann ist Ärger machen und mich bis auf die Knochen blamieren."

Das Computergenie zeigte auf die Uhr, die kurz vor fünf Uhr morgens anzeigte. „Und arme Lucas' zu gottlosen Zeiten aus dem Bett zu hauen, damit sie mit zum joggen gehen."

Sie lächelte. „Kommst du mit?"

„Na klar, jetzt bin ich ja wach. Wir können auch Maude gleich mitnehmen, ich denke der wird das gefallen, ein wenig durch die Gegend zu hopsen. Ist ja nicht meine Wenigkeit."Er schwang sich aus dem Bett und tapste barfüßig aus dem Zimmer, um wenig später mit dem Hund seines Cousins zurück zu kehren. Erwartungsvoll sprang das Tier hechelnd um ihn herum. Er hatte wohl schon darauf gewartet ausgeführt zu werden.

„Justin hat die ersten Tage immer am Fenster gehangen und versucht herauszufinden wer das ist, der hier ständig mit einem Hund herumläuft und bei euch zu wohnen scheint."

„War ihm wohl ein ganz schönes Rätsel, was?"grinste der Teenager und suchte im Schrank nach einer Jogginghose. Die Jeans und das verschwitzte T- Shirt würde er nicht anbehalten.

„Orlando war ja das letzte Mal vor einigen Jahren hier und als er da mit uns allen immer durch die Gegend gezogen war, hatte er noch kurze Haare und war um einiges dünner. So braun ist er damals auch noch nicht gewesen. Und so muskulös."Ihre Stimme nahm einen schwärmerischen Unterton an.

Lucas blickte kurz zu ihr hin. Ihr Blick war verträumt ins Nichts gerichtet. So wie es aussah, hatte sich seine junge Nachbarin in seinen Cousin verguckt. Hoffentlich blieb das nur eine harmlose Schwärmerei. Beim letzten Mal musste er wochenlang Seelsorger für die unglückliche Liebe seiner Freundin spielen.

Aus dem Schrank fiel ihm sein Chaos entgegen. Der sich vor ihm erstreckende Wäscheberg schlug ihm auch gleich ein geeignetes T-Shirt vor. Das hätte er damit schon mal. „Der hat jetzt wegen seiner Arbeit ziemlich viel draußen zu tun. Das wird ihn so zerbrutzelt haben. Dein Bruder hat ihn echt nicht mehr erkannt?"

„Nein, überhaupt nicht. Aber dein Cousin ist vielleicht auch lustig gewesen. Die beiden unterhalten sich stundenlang, bemerken wie gut sie sich verstehen und am nächsten Tag steht der bei uns an der Tür und weiß nicht wie sein neuer bester Freund heißt."

Lucas hielt inne. „Echt? Das Gesicht hätte ich zu gerne gesehen!"

„Mein Vater hat ihm erst versucht einzureden er sei falsch und müsste beim Haus gegenüber klingeln, da dort ja Jeremy wohne und in seinem Alter sei. Der hat irgendwie nicht mitbekommen, dass Orlando bei euch wohnt und Justin am Tag zuvor tatsächlich mit ihm zusammen war."

„Find ich ja toll, dass er sich so gut mit meinen Freunden versteht. Hat der keine eigenen gefunden?"

„Das weiß ich nicht. Sag mal, hast du es bald? Wenn es zu warm wird, habe ich keine Lust mehr zum joggen."

„Soll ich mir mehr Zeit nehmen, denn auf dem Fahrrad habe ich weitaus mehr Kondition?"Das hatten sie schon immer so gehandhabt. Wenn es zum Joggen bereits zu warm war, wurden die Fahrräder gesattelt und spazieren gehende Touristen mit waghalsigen Wendemanövern zur Weißglut getrieben, sofern sie nicht noch mehr Lust darauf hatten mit den Inlinern andere Fahrradfahrer zu überholen.

„Beeil' dich einfach. Mein Vater glaubt sonst nur ich hätte schon wieder bei was männlichem übernachtet, wenn ich ohne genügend durchgeschwitzt zu sein nach Hause komme."

„Das musst du mir aber genauer erklären!"

„Später."Valerie kam zu dem Sauhaufen an Wäsche und zog eine Jogginghose aus dem Nichts hervor. „Hier, jetzt geh dich umziehen! Wauwau und ich werden draußen auf dich warten."Maude kraulend ging sie nach draußen.

Lucas sah den beiden nach. Andy hatte diese Tür offen gelassen, kam es ihm in den Sinn, denn als er sich hingelegt hatte, war diese noch zu gewesen. Eigentlich könnte er noch schlafen. Ihm fiel garantiert noch etwas ein, wie er sich an seinem Freund rächen konnte.

********

Völlig fertig versuchte Lucas zur Haustür hereinzukommen. Bevor er zum Joggen war hatte er die Terrassentür in seinem Zimmer geschlossen und war durch den Eingang raus. Leider reichte sein Denkvermögen zu dieser Zeit noch nicht aus um ihn an einen Schlüssel denken zu lassen. Nun stand er mit dem fusseligen Hund, auf der Veranda und versuchte ins Haus zu kommen. Er sah durch das Küchenfenster. Sein Vater saß Zeitung lesend am Tisch. Nichts mit Kletterpartie ins Haus, auch gut. Wenn es eine neue Alarmanlage gab, würde er diese nur aktivieren, wenn er über das Wohnzimmer einstieg. Er klopfte an die Scheibe und gab dem Wissenschaftler ein Zeichen ihn rein zu lassen.

„Wo kommst du jetzt her?"

„Joggen! Valerie hat es geschafft mich raus zu jagen."

Maude trottete zufrieden in den Flur und schüttelte sich vor den Beinen Dr. Wolenczaks. „Habe mich schon gewundert wo der Staubwedel steckt. Sonst kommt der mir, mit seinem Fressnapf im Maul, jeden Morgen entgegen, weil sein Herrchen nicht aus den Federn kommt."Das konnte sich der Teenager nur zu gut vorstellen.

„Ich verschwinde erst mal unter der Dusche."Auf halbem Wege überlegte es sich das blonde Genie doch anders. Wozu hatten sie denn einen Pool im Garten? Ruckzuck hatte er eine Badehose an und spazierte gut gelaunt mit einem Handtuch über der Schulter zum Arbeitszimmer.

„Lucas?"rief ihn sein Vater aus der Küche.

Was war denn nun wieder? Kehrt machend ging er zurück. „Ja?"

„Ich wollte dich gestern nicht wecken. Mir sind noch einige Unterlagen für den Vortrag in die Hände gefallen."Augenverdrehend wandte sich der Teenager wieder ab. Dazu hatte er jetzt gar keine Lust. „Ich seh' mir das dann später an. Nun muss ich erst ein paar Bahnen schwimmen."

„Hast du gestern schon etwas gemacht, das ich mir ansehen kann?"fragte Lawrence ohne auf die letzten Worte seines Sohnes einzugehen.

Hallo? Lucas war gar nicht bewusst heute morgen schon Abgabetermin zu haben. „Nicht viel. Jedenfalls nichts, was du dir ansehen könntest."

„Würdest du es aber bitte dringend behandeln. Wie gesagt, ich habe keine Lust am Tag der Tagung noch selbst darüber zu sitzen."

„Ja."sagte der Teenager genervt. „Ich werde es nachher soweit vorbereiten."Nichts mit den Plänen, dies am Abend vor dem Fernseher zu erledigen. Schnell verschwand er aus Hör- und Sichtweite seines Vaters. Am Ende fiel ihm noch mehr ein und er käme heute gar nicht mehr in den Pool.

Kopfüber tauchte er in das kühle Nass. Nach dem anstrengenden Lauf war dies genau das Richtige um zu entspannen. Mit ruhigen Bewegungen schwamm er auf das andere Ende des Beckens zu. In der Mitte drehte er sich auf den Rücken, ließ seine Glieder erschlaffen und schloss genüßlich die Augen. Die Sonne brannte bereits heiß vom Himmel, obwohl es noch nicht einmal sieben Uhr war. Ein heißer Tag erwartete sie. Dicht neben ihm platschte das Wasser auf und tausend Tropfen fielen auf ihn. Sofort versteifte er sich und schlug die Augen wieder auf. Maude war zu ihm ins Wasser gesprungen. „Du kannst einen aber ganz schön erschrecken. Ich hoffe das ist dir klar?"

Die dampfende Kaffeetasse in der Hand, trat Lawrence in den Garten. Einen der Stühle zog er sich nahe des Pools. „Du willst überhaupt nichts mehr von meinem Vortrag hören, richtig?"

Lucas schüttelte grinsend den Kopf und tauchte unter. Maude paddelte über ihn hinweg und traf ihn dabei am Kopf. Wieder auftauchend spritze das Computergenie den Hund seines Cousins nass. Er schwamm zum Rand, wo sein Vater saß. „Ich würde mich ganz gern erst ein wenig erholen, bevor ich hier mit Arbeit anfange. Es ist schließlich mein Urlaub. Arbeiten tu' ich schon die ganze Zeit. Du kannst Bridger anrufen und ihn fragen. Es ist nicht so, dass ich die ganze Zeit nur rum sitze und nichts tue. Ganz im Gegenteil."

Dr. Wolenczak nickte. Nachdem er einen Schluck seines Kaffees getrunken hatte, sah er wieder zu seinem Sohn. „Ja, du musst verstehen, wir sehen uns so selten, da bemerke ich es nicht sofort, wenn du verantwortungsbewusster und selbständiger geworden bist. Als ich dich beim letzten Mal um etwas gebeten habe, dauerte es Tage bis du erst einmal in die Gänge gekommen bist dir die Unterlagen zusammen zu suchen und dann waren es nochmals mehrere Tage bis ich eine grobe Struktur erkennen konnte, in dem was du da getan hast."

„Sei versichert, deinen Vortrag wirst du noch früh genug auf dem Tisch liegen haben!"

„Kann man sich jetzt so auf dich verlassen?"

„Natürlich!"bestätigte Lucas selbstsicher.

„Darf ich dir dann noch etwas auftischen?"

„Solange es nicht in stundenlanger Arbeit ausartet und ich auch noch ein wenig Freizeit habe!"

„Ich glaube unter der Aussicht den Tag im Institut verbringen zu dürfen, sollte dir das nicht schwer fallen."

„Soll ich Animateur für die Delphine spielen?"fragte der Teenager sofort mit Begeisterung.

„Eigentlich Aufpasser für den derzeitigen Leiter. Du bringst den Delphinen vorerst keine Kunststücke mehr bei! Es hat nach deinem letzten Urlaub hier zwei volle Monate gedauert bis sie verstanden haben, dass sie keine Belohnung mehr bekommen, wenn sie besonders hoch aus dem Wasser springen oder die Reifen vom Beckenboden holen. Und dann nochmals zwei Monate um sie überhaupt zu irgend etwas zu bringen. Du hast mit deinem Unfug die ganze Forschung dort verhindert."

„Kann gar nicht sein!"grinste das Computergenie schelmisch. Er wusste genau wie bockig Delphine werden konnten, wenn auf einmal nicht mehr alles so lief wie bis eben noch. Damit hatte er Bridger auch schon in den Wahnsinn getrieben. „Wieso soll ich Aufpasser spielen? Wegen Orlando?"

Lawrence nickte. „Genau. Weißt du schon warum er gekündigt wurde?"

„Nein, er hat mir noch nichts erzählt. Ich bin aber auch recht schnell im Bett verschwunden, nachdem wir Ausreißer und Kratzbürste von und zu Quoll Wolenczak wieder eingefangen hatten."Er hielt seine zerkratzten und zerbissenen Arme hoch.

„Sieht gar nicht gut aus."Der Wissenschaftler stand auf und kniete sich an den Rand des Beckens.

„Orli hat's schlimmer erwischt. Wir mussten sofort hinterher und konnten uns kein Netz zur eigenen Sicherheit leisten, aber so schlimm ist es nicht."

„Mach' dir aber dennoch nachher ein Desinfektionsmittel drauf!"Er ging wieder auf den Stuhl zurück.

„Erzählst du mir warum die ihn geschmissen haben?"

„Genau, Orlando ist gekündigt worden, weil er wohl meinte einige der Tiere aus dem Aqua Zoo frei lassen zu müssen."

„Wieso denn das? War doch eine eins A Einrichtung für Meerestiere."

„Laut dem was er mir erzählt hat, gibt es wohl gewisse Aufsätze in denen sich Wissenschaftler mit dem benötigten Freiraum von Meerestieren in Gefangenschaft beschäftigt haben und nach diesen waren für die dort untergebrachten Tiere die Becken zu sechzig Prozent zu klein. Entweder einige der Tiere frei lassen oder neue Anlagen bauen. Er hat beides getan. Angebote für den Neubau der Anlage eingeholt und eine ganze Arbeiterschaft während des Besucherbetriebes auflaufen lassen und so ganz zufällig mal das Tor zum Meer offen gelassen, damit die Delphine raus schwimmen konnten. Zu seinem Pech waren die Tiere intelligenter als er und sind gesamtheitlich auf und davon."

Er musste unwillkürlich lachen und schluckte dabei Wasser. „Du meinst er könnte das auch bei dir hier machen?"

„Ich meine es nicht nur, ich habe bereits eine ausgearbeitete Mappe mit Verbesserungsvorschlägen über den offiziellen Dienstweg zugestellt bekommen."

„Ich will sie sehen."

„Kannst du nicht. Ich hab angewiesen das Ding durch den Aktenvernichter zu jagen."

„Das hast du nicht getan?"Ungläubig sah er den älteren Mann an.

„Doch! Ich habe keine Zeit mich mit solchen Lappalien zu befassen. Für die gesamte Umstrukturierung des Ocean Institutes müssten Millionen aufgewendet werden, die im Moment bei anderen Projekten dringender benötigt werden. Außerdem kann ich die Forschungen nicht unterbrechen. Einige stehen kurz vor dem Abschluß. Es wäre verantwortungslos da jetzt eine Unterbrechung vorzunehmen."

„Das kann doch nicht dein Ernst sein. Das Wohl der Tiere geht vor."

„Lucas, das ist kein Zoo! Das Institut ist aus genau diesem Grund nicht jeden Tag geöffnet wie das Indo Pacific Marine in Darwin. Es ist eine rein wissenschaftliche Einrichtung, die mit durch Besucher finanziert wird, die dreimal die Woche Zutritt erhalten, aber sonst ist diese Einrichtung für die Öffentlichkeit tabu! Viele unserer Tiere sind, wie du selber weißt nur vorübergehend da, je nachdem ob sie für Projekte benötigt werden oder nicht. Die größeren ausgenommen, da kostet der Transport allein schon jedesmal ein Vermögen. Es geht einfach nicht. Die Kapazitäten für eine solche Aktion sind nicht vorhanden."Die Kaffeetasse war bereits seit einiger Zeit leer, als sich der Wissenschaftler erhob. „Wirfst du eine Weile ein Auge auf Orlando?"

Lucas nickte, während er Maude versuchte aus dem Pool zu jagen, doch der Hund wollte nicht und schwamm lieber vor ihm davon. Das schien der auch noch Spaß zu machen. Dem Teenager wurde das zu blöd. Wenn der Hund nicht raus wollte, dann ging eben er.

Lawrence hielt ihm das Handtuch hin. „Danke."

„Jetzt noch nicht. Dir ist hoffentlich klar, dass ich nur einen Moment meine Konzentration zu verlieren brauche und schon für den Rest des Tages bei Minto bin."Eine Möglichkeit, die sehr wahrscheinlich war. Es dauerte nie lange bis Lucas den Weg zu seinem Lieblingsorca fand. Gemeinsam gingen sie ins Haus.

„Dann nimm deinen Cousin einfach mit! Sehr viel außer diesem Umstrukturierungsplan hat der nämlich noch nicht getan. Im Büro des Institutes sollen sich die Schreibarbeiten bereits häufen."

Während des Haare trocknens hielt Lucas inne. „Wie jetzt, soll ich das etwa auch noch machen?"

Da musste Dr. Wolenczak schon eine ganze Weile überlegen. „Nein, ich versuche jemanden zu finden, der das vorübergehend übernehmen könnte. Pass vorerst nur ein wenig auf Orlando auf. Deine Hauptaufgabe ist nach wie vor der Vortrag. Meinen Neffen werde ich mir noch zurecht ziehen müssen, wenn ich ihn nicht ebenso rausschmeißen will wie sein früherer Arbeitgeber." Lawrence sah auf die Uhr an seinem Handgelenk. „Ich muss jetzt aber los, bin schon viel zu spät dran."Er drückte seinem Sohn einen trockenen Kuss auf die Wange und eilte zur Garderobe, wo er bereits seine Unterlagen für den heutigen Tag zusammen gestellt hatte. „Ich werde am Mittag vorbeikommen und im Institut nach euch sehen."

„Ist gut. Bye!"Das hatte der Wissenschaftler nicht mehr gehört. Er war bereits zur Tür hinaus gewesen. Na dann würde sich der blonde Teenager eine schöne ausgiebige Dusche gönnen. Er bog im Flur in den Gang zu seinem Zimmer ein und sah schon von weitem etwas das ihm ganz und gar nicht gefiel. Neben seinem Zimmer befand sich noch eines, das er immer Freunden anbot, die bei ihm schlafen wollten. Bei diesem stand die Tür offen und drinnen sah es gar nicht mehr so aus wie noch vor einem Jahr. Auf dem Boden zwischen einigen Pflanzen stand eine kniehohe Buddhafigur. Ein Zimmerbrunnen plätscherte auf dem Fensterbrett ruhig vor sich hin. Die Wände waren frisch gestrichen, neue Möbel gekauft und alle Bücher und Computerspiele von Lucas waren wie vom Erdboden verschwunden. Was ihn aber mehr beunruhigte: wo war sein Computer? Er hatte zwar in seinem Zimmer einen, aber mit dem, der hier drinnen gestanden hatte, hatte er immer gespielt. Einen Schritt vorwärts machend trat er ein. Das ungemachte Bett mit der gelben Bettwäsche fand sich links neben der Tür. Darüber hing ein Poster des größten Fantasyfilmerfolges des anfänglichen einundzwanzigsten Jahrhundert: Der Herr der Ringe. Es war jenes mit Legolas, dem Elbenprinzen. (wem hier noch nichts aufgefallen ist, dem kann ich auch nicht mehr helfen ^^: Anm. des Autors)

Was zur Hölle tat Orlando in einem seiner Zimmer? Im ersten Stock befanden sich genug Gästezimmer! Hätte er sich da nicht einrichten können? Ein Plätschern drang an seine Ohren. Na toll, dachte er sich, und mein Badezimmer nimmt er auch noch in Beschlag. Dabei hatte sich das Genie so auf seine Dusche gefreut. Mit hängenden Schultern stapfte er in sein Zimmer, suchte aus dem immer noch am Boden liegenden Wäscheberg etwas zum anziehen heraus und ging nach oben. Musste er sich eben in die Badewanne stellen und dort mit der Brause, die keine Halterung hatte, duschen. Es half jetzt alles nichts, aber auf Orli würde er nicht warten. Wer weiß wie lange der brauchen würde.

Fortsetzung folgt...

Anm: Den Charakter von Valerie hätte ich liebend gerne noch weiter ausgebaut. Ich mag sie einfach. Sie ist nicht die Freundin von Lucas und wird es auch niemals werden. Ich fand es schade, nicht genau rüber bringen zu können, wie sehr es ihr doch an Selbstvertrauen und Durchsetzungskraft mangelt. Sie hat einen recht schlimmen Minderwertigkeitskomplex, kann aber auch recht bockig sein, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat. Zum Beispiel, wenn sie einen neuen Schwarm unbedingt auf sich aufmerksam machen will. Die Geschichte hier hat es jedoch nicht zugelassen, sie weiter einzusetzen. Valerie taucht in den folgenden Kapiteln aber nochmals auf.

@Samusa: Damit du nicht so lange warten musst, habe ich dieses heute schon hochgeladen. Mit dem nächsten lasse ich mir noch Zeit, sonst schimpft Kiddo wieder mit mir. ^_^