Es war mal wieder einer von diesen langen Nachmittagen, an denen nur wenig zu tun war in der Notaufnahme vom St. Michaels Hospital. So weit er sich erinnern konnte, war es einer der letzten warmen Herbstnachmittage in diesem Jahr... Den ganzen morgen durfte er nur putzen und Verbände wechseln, jetzt stand er am Eingang, rauchte und dachte über sich und Heather nach. Aus irgendeinem Grund schien ihre Beziehung so verdammt kompliziert, dabei wusste er selbst nicht mal warum. Vielleicht weil sie sich so ähnlich waren...?

Plötzlich ließ ihn eine bekannte Stimme hochschrecken „Ich dachte Sie hätten das Rauchen aufgegeben..." „Dr. Reddicker"wer auch sonst dachte er. „Kyle, haben Sie nicht besseres zu tun, als hier draußen rumzuhocken, zu rauchen und Löcher in die Luft zu starren? Die Medikamente müssen geordnet werden!" „Aber das hier ist meine Pause... schon mal davon gehört? Da lässt man die Arbeit eine halbe Stunde Arbeit sein und kann sich etwas erholen...!" Lily verdrehte die Augen und erwiderte „Na dann ist ihre Pause hiermit beendet!" „Nicht mal in den Pausen hat man Ruhe!"murmelte er.

Kyle ging rein und sortierte lustlos die alten Medikamente aus. Wenigstens hatte er so Zeit, nachzudenken. Nur diesmal drehten sich sein Gedanken nicht um seine Beziehung zu Heather, sondern um Lily. Wieso war sie ihm gegenüber immer so abweisend und unfreundlich? Schon seitdem er hier angefangen hatte zu arbeiten, war das so. Anfangs glaubt er, das würde vorbei gehen, aber jetzt war schon fast ein ganzes Jahr vergangen und sie verhielt sich noch merkwürdiger als am Anfang...

Endlich war Kyle fertig, er schloss den Medikamentenschrank ab und ging in die Lounge, um sich einen Kaffee zu holen. Da rief Lily auch schon wieder nach ihm „Kyle, wo wollen sie schon wieder hin? Es gibt noch genug zu tun! Diese Proben müssen ins Labor."Sie drückte ihm einige Blutproben in die Hand. Kyle war genervt, „Gibt es dafür nicht Schwestern!?"„Kyle!"erwiderte sie energisch. „Ja, ja schon gut"als er außer Hörweite war seufzte er „Bin ich froh, wenn ich endlich hier raus bin!"

„Ach Kyle, da bist du ja!"plötzlich stand Heather vor ihm und ihm nächsten Moment fiel sie ihm um den Hals und küsste ihn

„Kannst du nicht aufpassen!?"Kyle sah auf den Boden, auf dem jetzt die zerbrochenen Röhrchen mit den Blutproben verteilt lagen. „Ohhh.. das tut mir leid"entschuldigend blickte sie ihn an „Ich mach das weg und besorg neue Proben" „Okay"sagte er und ließ Heather stehen.

Er behandelte noch 2 Patienten. Eine davon war eine nervige alte Dame, die sowieso immer alles besser wusste und bei der er sich fragte, weshalb sie denn nun eigentlich ins Krankenhaus gekommen war. Er kam zu dem Schluss, dass sie sich wohl ein neues Opfer zum nerven gesucht hatte... Als letztes musste er sich noch um einen Jungen kümmern, der beim Baseball vom Ball am Kopf getroffen wurde...

Heute war wirklich nicht sein Tag. Von Minute zu Minute bekam er schlechtere Laune, es war wenig zu tun und Lily konnte ihn so noch mehr nerven nur der gemeinsame Abend mit Heather war ein kleiner Lichtblick.

Als seine Schicht schließlich zu ende war, zog er sich um und machte sich auf den Weg nach Hause. Heather würde erst etwas später kommen und vor ihm lag noch die schwierige Aufgabe, Donna irgendwie dazu zu bringen, ihm die Wohnung für den Abend zu überlassen.

„Donna! Bitte! Nur heute Abend..."flehte er... Kyle hatte schon alles versucht, doch er konnte sie nicht überreden, ihm blieb nur noch eine Möglichkeit... „Ich pass auch auf Ariadne auf, wenn du nächstes Wochenende zu diesem Konzert gehst...von diesem... wie hieß der noch gleich? Bob...?" „Rob Zombie, Kyle!"sie überlegte kurz, das war ein super Angebot, wo sollte sie sonst einen Babysitter herbekommen... „Aber wo soll ich denn jetzt hin?" „Geh zu Amy und Maxine... oder zu Peter und Gillian, die haben sicher nichts dagegen, wenn du mit Ariadne kommst."Ihm war es so ziemlich egal, wo Donna nun hin sollte, Hauptsache, er hätte die Wohnung für sich... „Gut, okay... nächste Woche dann..."grinste sie ihn an und sprang dabei quiekend in die Luft, denn sie wusste, wie sehr er Babysitten hasste. Endlich schlug die Wohnungstür hinter Donna zu und Kyle fing an aufzuräumen und etwas zu kochen.

Langsam besserte sich seine Laune. Er hoffte, dass er früh genug fertig werden würde... Da klingelte plötzlich das Telefon. „Ja, hallo Schatz, ich bin's Heather, du, es wird heute später, tut mir leid, Lily will, dass ich länger bleibe" „Aber das ist doch dein einziger freier Abend diese Woche..."Kyle war enttäuscht. „Ich weiß, aber ich kann doch auch nichts daran ändern... manchmal glaube ich ernsthaft die will uns damit ärgern..." Kyle seufzte „In Ordnung, ich warte dann auf dich" „Ich liebe dich, bis später"bevor Kyle noch etwas erwidern konnte hatte sie auch schon aufgelegt. Er setzte sich auf die Couch und schaltete den Fernseher ein, seine Stimmung war wieder auf dem Tiefpunkt. Es war schon so oft so....sie hatten einen schönen Abend geplant und schon funkte Lily dazwischen... Manchmal warf sie sogar den ganzen Dienstplan um, so dass er und Heather selten zusammen einen freien Tag hatten. Kyle wusste nicht so recht, was er davon halten sollte, vielleicht hatte sie einfach etwas gegen Beziehungen am Arbeitsplatz, oder sie war eifersüchtig, was aber eher unwahrscheinlich erschien... Er überlegte, was sie wohl gerade machen würde, vielleicht saß sie in ihrer Wohnung und freute sich darüber, dass sie mal wieder seinen Abend ruiniert hatte und Heather ihre Schichte zu ende bringen musste. Nein, egal wie gefühlskalt sie manchmal auf ihn wirkte, das passte dann doch nicht zu ihr, er schüttelte den Gedanken ab und seufzte.

Er musste eingeschlafen sein, denn als er wieder aufsah, stand Heather vor ihm und sah in lächelnd an. „Hey! Tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken"sie gab ihm einen langen Kuss, setzte sich auf seinen Schoß und kuschelte sich an ihn „war das ein Tag, ich bin total erledigt..."seufzte sie. Als er Heather kurze Zeit später ruhig und gleichmäßig atmen hörte, stand er vorsichtig auf und trug sie ins Bett. Er küsste sie auf die Wange und strich eine ihrer dunklen Locken aus ihrem Gesicht, dann legte er sich neben sie. Lange bekam er kein Auge zu und starrte aus dem Fenster in den klaren Sternenhimmel. Mit Heather im Arm und Lily in seinen Gedanken schlief auch er gegen Morgen endlich ein.