In den nächsten zwei Wochen kam er kaum zum nachdenken, denn es war viel zu tun und die Patienten stapelten sich in der Notaufnahme. Lily ließ ihn die meiste Zeit in Ruhe seine Arbeit machen und sprach auch sonst kaum ein Wort mit ihm. Sie ging ihm aus dem Weg. Darüber war er einerseits froh, aber andererseits tat es ihm auch weh, so ignoriert zu werden. Oft grübelte er darüber, was dieses Verhalten nun schon wieder zu bedeuten hatte, doch je mehr er darüber nachdachte, desto weniger konnte er es sich erklären...

Nach und nach wurden die Tage immer kälter und so auch seine Beziehung zu Heather. Sie hatten von Woche zu Woche weniger Zeit füreinander, jedoch lag es diesmal nicht an Lily und ihren Dienstplänen. Heather war oft mit ihren Freundinnen unterwegs und Kyle verbrachte die Abende meistens allein zu Haus, ging mit Donna weg, oder er saß mit Amy und Maxine vor dem Kamin und sie unterhielten sich über die „Gute alte Zeit".

Wenn Heather und er mal einen Abend zusammen verbrachten, endete es oft in einem sinnlosen Streit oder sie schwiegen sich lange an, bis einer von ihnen wortlos die Wohnung verließ. Dann fragte er sich immer, ob es seine Schuld war, oder ob es an Heather läge, doch er fand keine Antwort. Er wußte nicht mehr, ob es überhaupt noch einen Sinn hatte mit ihr zusammen zu sein, oder ob es nicht besser wäre die Beziehung zu beenden. Jedes mal kam er zu dem Entschluss es noch mal zu probieren und sich Mühe zu geben und mehr für Heather da zu sein. Doch das schien ihm nicht mehr zu gelingen...

Eines Abends saß er mal wieder zu Hause vor dem Fernseher, Donna stand vor ihm und wollte ihn überreden mit ihr und einem Freund, für den sie seit neustem schwärmte, weg zu gehen. „Donna..."sagte er genervt und versuchte an ihr vorbei auf den Fernseher zu schielen „wieso geht's du nicht mit ihm allein, ich hab keine Lust dein Kindermädchen zu spielen, ich bin da doch überflüssig!" „Was ist, wenn plötzlich... wenn ich plötzlich... wenn irgendwas Unvorhergesehenes passiert? Wenn Aliens auf dem Dach des Restaurants landen...?" „Donna! So ein Blödsinn"Kyle verdrehte die Augen, und starrte weiter auf den Fernseher. Da riss ihm Donna die Fernbedienung aus der Hand und schaltete den Fernseher aus. „Natürlich ist das Blödsinn, aber dann weiß ich wenigstens, dass du mir zuhörst... Was mach ich, wenn wir uns nicht verstehen, Kyle? Wenn er sabbert beim essen und die Soße ihm sein Kinn... seinen Hals entlang läuft und dann auf den Tisch tropft? Wenn ihm sein Gebiss ins Glas fällt oder direkt auf meinem Teller landet? Was soll ich dann tun!? Oder noch schlimmer... wenn er meine Witze nicht versteht!? Was soll ich dann tun Kyle!? Bitte komm mit!! Du sitzt eh nur hier rum, da kannst du mir auch bei meinem Da... äh... dem Treffen beistehen... Kyyyle, biiiitteee!" Um endlich Ruhe zu haben, stimmte er zu, bei der erst besten Gelegenheit wollte er sich sowieso wieder verdrücken...

Kyle fand Donnas Bekannten irgendwie durchgedreht, aber er passte perfekt zu ihr. Die beiden verstanden sich super und er saß gelangweilt daneben, aß seine Pizza und schaute aus dem Fenster. Er verstand nicht, warum Donna ihn dabei haben wollte, was sollte er überhaupt hier?

Nach dem Essen ließ er die beiden alleine, sie wollten noch etwas trinken gehen und Kyle wollte einfach alleine sein. Er lief durch die Stadt und beobachtete die Leute. Es war kalt es war zwar erst Ende November, aber die Luft roch nach Schnee.

Einige Paare kamen ihm eng umschlungen entgegen und er mußte sofort an Lily denken.

Da sah er sie plötzlich... Laut lachend kam sie aus einem der vornehmen Restaurants, an ihrer Seite ein gut aussehender Mann. Wer war das bloß? Kyle hatte diesen Typen noch nie gesehen. Der Mann mit dem sie unterwegs war reichte ihr ihren Mantel, dann beugte er sich vor und küsste sie und sie schien seinen Kuss zu erwidern. Sie legte sogar ihre arme um ihn. Er starrte sie von weitem an. Dieser Kuss schien eine Ewigkeit zu dauern, so kam es ihm zumindest vor... Er drehte sich weg, diesen Anblick konnte er nicht länger ertragen...