Kapitel 12 – Animagi

Am Samstag dann beim Frühstück verkündete Marten:

„Novizen, wie ihr wisst, unterrichten wir neben der Elementarmagie auch die Verwandlung in Tiere. Da diese Fähigkeit sehr eng mit der Elementarmagie zusammenhängt und die Tierform von dem Element abhängt, beherrschen auch fast alle Elementare diese Fähigkeit. Das Erlernen ist freiwillig. Wer es versuchen möchte, bleibt bitte nach dem Frühstück hier."

Natürlich blieben alle im Saal.

Marten nahm sie beiseite und führte sie in den Raum, wo die Kelche gestanden hatten. Diesmal befand sich ein Bassin mit einer Kristallklaren Flüssigkeit in der Mitte des Raumes. Die Schüler blieben an der Wand stehen, während Marten zu dem Bassin ging.

„So, ich rufe euch jetzt einen nach dem anderen auf und ihr tretet vor. Wir werden einen Tropfen eures Blutes in des Bassin geben. Wenn ihr die Fähigkeit zur Transformation habt, wird euer Tier als Abbild über dem Bassin erscheinen. Ariane."

Ariane trat vor. Marten schnitt mit einem Dolch in ihren Finger und ein einzelner Tropfen landete im Bassin. Es sprudelte und es bildete sich Nebel über dem Bassin. Der Nebel nahm die Gestalt eines Waschbären an." Ariane strahlte und kehrte zur Gruppe zurück. Marten reinigte das Bassin und rief die anderen einzeln nach vorn.

Chris war ein Fuchs, Charles ein Pferd, Bryan ein Braunbär, Jana ein Falke, dann kam Harry.

Er hatte ein ganz ungutes Gefühl bei der Sache.

Marten machte einen kleinen Schnitt und ein Tropfen fiel in das Becken.

Wieder stieg Nebel auf, doch er bildete nicht ein Tier, sondern vier.

Erst erschien ein Großer Adler, dann ein Delphin, ein Phönix und ein Panther.

„Warum immer ich?" fragte sich Harry kopfschüttelnd.

„Es sieht so aus, als hättest du für jedes Element, das du beherrschst, ein Tier, in das du dich verwandeln kannst."

„Also, die Transformation in euer Tier ist relativ komplex und verlangt einen starken Willen. Da ihr jedoch generell euren Willen trainiert, sollte das für euch kein Problem sein. Um euch zu verwandeln, müsst ihr euch euer Tier in eurem Geist vorstellen. Ihr müsst euch jedes noch so kleine Detail vorstellen, auch, wie es sich bewegt. Dann müsst ihr euerem Körper das Signal geben, euch in dieses Tier zu verwandeln. Versucht zunächst, nur eure Hände zu verwandeln, dann mehr Körperteile. Bitte übt nicht, wenn nicht einer der Lehrer da ist, falls etwas schief geht. Von mir aus könnt ihr jetzt anfangen. Aber es wäre nicht schlecht, wenn ihr euch etwas Hintergrundwissen in der Bibliothek anlest. Je mehr ihr über euer Tier lest, desto einfache wird es euch nachher fallen, euch zu verwandeln."

Harry setzte sich auf den Boden und schloss die Augen. Er beschloss, mit dem Adler anzufangen. Luft war sein liebstes Element, noch vor Feuer. Sein Feuer-Tier war ein Phönix, ein magisches Tier. Das würde er sich für den Schluss aufheben.

Er visualisierte in seinem Geist jedes Detail über den Adler, wie seine Krallen sich gefährlich bogen, seine Augen prüfend den Boden absuchten, während seine Federn sich sacht im Wind bewegten. Er konnte fast spüren, wie der Wind ihn im Flug umspielte. Er griff ganz bewusst nach der Macht der Luft und ließ sich von ihr erfüllen. Dann befahl sein Bewusstsein seinem Körper sich zu verwandeln.

Er spürte schmerzhaft, wie sein Körper sich veränderte, wie seine Beine schrumpften und sich veränderten, wie seine Kniegelenke sich umdrehten und seine Arme sich verformten. Sein Gesicht änderte sich und sein Mund verformte sich, wuchs und verhärtete sich.

Er spürte, wie die Änderung vollbracht war und öffnete die Augen.

Er erschrak, er sah alles so klar und doch, er sah nur die Beine der anderen.

Er sah auf und blickte in erstarrte Gesichter.

„Endryl, du solltest nur deine Hände verwandeln. Doch wie auch immer, du hast es geschafft, auf Anhieb. Gratulation." sagte Marten nachdenklich.

Bryan ließ mit einer Drehung seines Handgelenks einen Spiegel entstehen.

Harry betrachtete sich und sah das Spiegelbilds eines eindrucksvollen Adlers mit dunkelbraunen Federn und strahlend grünen Augen.

Er wollte sagen: „Cool!", doch nur ein Krächzen kam aus seinem Schnabel.

„Endryl, versuch jetzt mal, dich in den Panther zu verwandeln, ohne dich in den Menschen zurückzuverwandeln." forderte ihn Marten auf.

Wieder konzentrierte sich Harry. Er stellte sich den schwarzen Panther vor, wie er geschmeidig über den grünen Boden eines dunklen Waldes lief. Er spürte die Erde unter seinen Pfoten und rief die ruhige doch gewaltige Macht von Erde zu sich.

Er stellte sich jede noch so winzige Kleinigkeit vor, das samtene Fell, den langen Schwanz, die kräftige Schnauze, die Zähne und die Schnurrhaare der Katze. Dann, als er es für gut befand, ließ er der Erd-Energie freien Lauf und verwandelte sich.

Wieder verformte sich sein Körper schmerzhaft. Seine Beine und Flügel wuchsen und wurden zu Tatzen mit gefährlichen Krallen.

An seinem Hintern wuchs schmerzhaft ein Schwanz und seine Ohren wuchsen.

Schließlich war es vollbracht und er öffnete wieder die Augen.

Er starrte in sein Spiegelbild, das Bild eines nachtschwarzen Panthers mit strahlend grünen Augen, die einen zu hypnotisieren schienen. Er fragte sich, ob er durch seine Augen als Tier stablose Magie ausüben könnte.

Er konzentrierte sich und übte einen minimalen Bannzauber auf den Spiegel aus. Tatsächlich rückte er einige Millimeter nach hinten. Das könnte sich noch als nützlich erweisen.

„Endryl, du hast unsere Erwartungen mehr als nur übertroffen. Bitte verwandle dich zurück."

Innerhalb von Sekunden hatte sich Harry wieder in einen Menschen zurückverwandelt.

„Wow, das war Klasse!" rief Chris begeistert.

„Ja. Wahnsinn." strahlte Jana.

„Endryl, warum beschreibst du den anderen nicht, wie du die Verwandlung erlebt hast." forderte ihn Marten auf.

„Also, das ist nicht schwer, nur schmerzhaft." stöhnte Harry geschafft, „Ich habe mir den Adler bildlich vorgestellt bis ins kleinste Detail. Dann habe ich mir vorgestellt, ich bin der Adler und ich fliege durch die Luft und spüre, wie der Wind über meine Federn streicht. Dann habe ich nach dem Element Luft gegriffen und seine Magie gespürt, sie in meinen Körper geleitet. Sorry, ich kann es nicht besser beschreiben. Dann habe ich meinem Körper befohlen, sich zu verwandeln und voila!"

„Das hast du perfekt beschrieben, Endryl. Ich habe mir schon gedacht, dass du die Macht der Elemente benutzt hast. Viele lernen das erst nach Jahren, die Elemente zur Unterstützung der Verwandlung einzusetzen. Du bist ein Naturtalent, wenn du es ganz von selbst so machst. Also Novizen, ihr habt es gehört. Wenn ihr es schafft, eure Elementarmagie zu benutzen, geht es wie von selbst. Das ist genaugenommen das Geheimnis, was hinter dieser Transformation steckt. Übrigens verringern sich die Schmerzen, je mehr ihr übt und irgendwann spürt ihr sie gar nicht mehr. Wollt ihr morgen weiter machen?"

Alle sagten begeistert ja.

„Gut, dann treffen wir uns morgen nach dem Frühstück am Strand, damit Endryl gleich seine Delphinform üben kann."

Diese Nacht ging Harry sehr früh ins Bett, die Verwandlung hatte ihn sehr geschafft.

Doch der Schlaf wollte nicht so bald kommen. Mit Wehmut dachte er an Chantal. Zu dieser Zeit hatten sie sich auf die Lichtung geschlichen und trainiert. Anschließend hatten sie immer zusammen gesessen, sich unterhalten und leichte Zärtlichkeiten ausgetauscht. Er vermisste ihre Nähe, die Wärme, die sie ihm schenkte. Doch er durfte nicht aufgeben, zu viele Leben standen auf dem Spiel, zumindest, wenn er Merlin Glauben schenkte. Aber er gab seine Liebe zu Chantal nicht auf. Vielleicht, wenn alles vorbei war und Voldemort besiegt war, vielleicht gab es eine Möglichkeit, zu ihr zurückzukehren. Mit einem letzten von Wärme erfüllten Gedanken an Chantal schlief er doch endlich ein.

Am nächsten Morgen erwachte er zeitig. Bryan stand gerade auf. Sie versuchten Chris und Charles zu wecken, doch sie drehten sich grummelnd auf die andere Seite.

Harry grinste diebisch.

„Tritt zurück Bryan."

Bryan und Harry traten einen Schritt zurück.

Dann hob Harry beide Hände, und deutete auf die beiden schlafenden Figuren.

Er konzentrierte sich auf das Wasser und mit einer Drehung seines Handgelenks erzeugte er einen Schwall Wasser, der sich über die beiden Schlafmützen ergoss.

„Was ist... ENDRYL!" schrieen Charles und Chris wie aus einem Mund und schmissen die nassen Kissen nach ihm. Harry wich aus und rannte in den Gemeinschaftsraum. Bryan folgte ihm. Die beiden Mädchen warteten schon auf sie und als die beiden lachend hereingestürmt kamen, fragten sie verwundert: „Was ist denn los?"

Harry lachte nur und Bryan antwortete: „Endryl hat Chris und Charles geweckt... mit einer Dusche. Ist schon praktisch, Wasser zu beherrschen."

Dann lachten alle vier und noch mehr, als zwei ziemlich bedröppelte Feuermagier in den Gemeinschaftsraum traten.

Sie sahen Harry wütend an, dann nickten sich die beiden zu und ließen tennisballgroße Feuerbälle auf ihren Händen entstehen. Sie warfen sie auf Harry.

Der wedelte einmal mit seiner Hand und eine solide Eiswand erschien vor ihm. Als die Feuerbälle die Wand erreichten wurden sie erloschen sie zischend und verschwanden in einer Dampfwolke.

Mit einer weiteren Handbewegung und einem teuflischem Blick wandelte er die Wand zu Wasser und sandte sie zu Chris und Charles. Sie schloss sich um die beiden, bevor sie zusammenfiel und zwei klitschnasse Feuerelementare zurückließ.

„Zwei zu null für mich." sagte Harry grinsend.

„Sollen wir so jetzt zum Frühstück gehen?" fragten sie geschlagen.

Harry hob seine Hand und tat so, als würde er Staub von der Handfläche blasen, doch es erschien ein starker stetiger Wind, der die beiden in null komma nichts trocknete. Jedoch hatten die beiden danach ziemlich wirre Frisuren.

„Danke." sagten sie lachend.

„Du bist wirklich gut, Endryl." sagte Ariane anerkennend.

Trübe antwortete Harry, „Das muss ich auch sein."

Mit einem verzweifelten Gesichtsausdruck ging er in den Speisesaal.

Die fünf Freunde sahen sich fragend an, doch sie wussten, dass sie im Moment nicht mehr aus ihm herausbringen würden.

„Ich werde einfach nicht aus ihm schlau" sagte Jana, „Einmal ist er fröhlich und ein Scherzbold, wie er im Buche steht und im nächsten Moment ist er ernst und verbissen, als trüge er das Schicksal der Welt auf seinen Schultern."

„Ja, und dann die Sache mit seiner Verlobten. Wieso ist er schon verlobt? Und wieso sieht er sie dann nie wieder?"

„Ja, und er sagt er kommt von den Elfen. Er hat auch eindeutig die Kleidung eines Elfenkriegers an, ich habe schon mal einen gesehen." sagte Bryan nachdenklich, „Doch er ist kein Elf. Wo kommt er her? Und ist Endryl sein richtiger Name?"

Sie zuckten ratlos mit den Schultern. Dann folgten sie ihm zum Frühstück.

Nach dem Frühstück gingen sie hinunter zum Strand. Er war zwei Kilometer von der Schule entfernt. Sie genossen den Sonnenschein, das warme Wetter und die wunderbare Aussicht auf das Meer und die vielen kleinen Fischerboote auf dem Wasser.

In der Nähe des Strandes badeten einige Kinder.

Schon trat Marten zu ihnen.

„Guten Morgen Novizen."

„Guten Morgen, Meister Marten." antworteten sie.

„Marten, gibt es nicht gefährliche Tiere im Meer, die den Badenden gefährlich werden könnten?" fragte Harry neugierig.

„Das schon, Endryl. Aber die Badenden wissen, dass hundert Meter um den Strand Schutzschilde im Wasser sind, welche die Meeresräuber abhalten näher zu kommen. Sie werden von Wasserelementaren erzeugt."

„Praktisch."

„So, Endryl. Du weißt, wie es geht. Du kannst beginnen. Geh vorher mindestens bis zu Hüfte ins Wasser, damit du dich nachher in der Delphin-Form bewegen kannst. Ihr anderen könnt entweder zuschauen, oder selbst üben. Aber ich möchte, dass ihr erst mal einzelne Körperteile transformiert."

„Wir schauen erst mal zu. Endryl ist immer für ein Schauspiel gut." sagte Jana lachend.

Harry schüttelte den Kopf, zog seine Hosen und sein Oberteil aus und ging in seinen Boxern ins Wasser. Es war angenehm warm.

Er konzentrierte sich und spürte das Wasser um ihn herum. Dann stellte er sich das Bild des Delphins vor. Er hatte sich gestern Nachmittag in der Bibliothek über alle seine Tiere schlau gemacht. So viel es ihm diesmal viel leichter, als gestern.

Dann wandelte er sich wieder. Es war noch schmerzhafter als gestern. Seine Beine wuchsen zusammen und sein Gesicht veränderte sich schmerzhaft. Dann war es endlich vollbracht.

Er sah sich um. Er befand sich unter Wasser und fühlte sich schwerelos. Er bewegte seine Schwanzflosse und schoss vorwärts. Er war überrascht und rief: „Wooaaa!" doch es kam ein Quieken aus seinem Maul und plötzlich erfasste er in seinem Gehirn eine Art Sonarreflex. Er konnte die Formen von dem wahrnehmen, was in seiner Umgebung war, den Meeresboden, einige Felsen im Wasser und weiter entfernt ein schwimmendes Kind. Außerdem wusste er, in welcher Himmelsrichtung er sich bewegte. Das Gefühl war einfach unbeschreiblich.

‚Cool' dachte Harry. Er wiederholte das Geräusch und wieder ‚Sah' er unter Wasser. Dann wurde ihm die Luft knapp und er erinnerte sich daran, dass er auftauchen musste.

Er durchbrach die Oberfläche und holte tief Luft. Dann tauchte er wieder unter und schwamm. Langsam bekam er bessere Kontrolle über seinen Delphinkörper.

Er sprang durch die Oberfläche und tanzte auf seiner Schwanzflosse durch das Wasser. Das war fast so schön, wie fliegen. Schließlich kehrte er an den Strand zurück und wandelte sich zurück. Seine Freunde jubelten ihm zu und klatschten begeistert.

Er war fast aus dem Wasser heraus, als er einen lauten Schrei hörte. Er drehte sich um. Der Schrei kam von einem der Fischerboote.

Er sah, dass einer ins Wasser gefallen war und er sah, wie ein anderer Fischer ihm zu rief, er solle ins Boot zurückkommen, wobei er auf etwas weiter entfernt im Wasser deutete.

Harry folgte der Geste und erschrak. Er sah eine große dreieckige Flosse, wie sie sich gemächlich auf den Fischer zu bewegte.

Ohne zu zögern handelte Harry. Er rannte ins Wasser und diesmal dauerte die Verwandlung nur eine Sekunde. Wie ein Pfeil schoss er durch das Wasser und mit seinem Sonarsinn peilte er den Räuber an. Der Hai war riesig, mindestens zehn Meter lang und er sah gefährlich aus. Als der Hai noch zwei Meter entfernt von dem Fischer war, rammte Harry das Biest voll in die Kiemen.

Aufgebracht brach der Hai den Angriff ab und zog sich etwas zurück. Harry tauchte kurz neben dem Fischer auf und stellte fest, dass es noch ein Kind war. Das Boot trieb von dem Kind weg. Harry holte Luft und tauchte wieder unter.

Doch als der Hai den Delphin bemerkte schätzte er ihn offensichtlich nicht als Gefahr ein und er griff erneut an.

Was sollte Harry tun? Er konnte dem Meeresräuber nicht wirklich gefährlich werden, außer...

Er konzentrierte sich mit aller Macht auf das Element Wasser. Er verdichtete das Wasser vor ihm so stark, dass es eine stabile Lanze formte. Mit einem schrillen Ton aus seinem Maul ließ er die Lanze auf das Monstrum zuschießen.

Die Lanze traf das Tier, schoss durch es hindurch und löste sich dahinter auf. Langsam trieb der Hai sterbend und eine Blutspur hinter sich herziehend zur Oberfläche.

Mit dem Bauch nach oben verreckte er schließlich. Harry tauchte wieder auf und schwamm zu dem aufgeregten Kind.

„Warst du das?" fragte das Kind aufgebracht und deutete auf den Haikörper.

Harry imitierte ein Nicken.

„Bist du ein Delphin?" fragte der Junge in kindlicher Neugier.

Harry machte ein Kopfschütteln nach.

„Was dann...?"

Harry quiekte nur.

„Kannst du mir helfen?"

Harry ‚nickte' und hielt ihm seine Rückenflosse hin.

Der Junge ergriff sie dankbar und Harry zog ihn behende zum Strand zurück.

Seine Freunde kamen ihm entgegengerannt und halfen dem Jungen aus dem Wasser.

Erschöpft wandelte sich Harry zurück.

Der kleine Junge rannte auf ihn zu und umarmte ihn stürmisch.

„Danke, das du mich gerettet hast, das war so ... krass. Wie hast du es geschafft das Monster zu töten? Der muss mindestens zehn Meter lang gewesen sein."

Harry fuhr dem Jungen lachend durch die Haare.

„Ich habe das Element Wasser benutzt und eine Art Speer geformt. Den habe ich dann durch den Hai geschossen. Er ging durch ihn hindurch, wie durch Butter." sagte Harry nachdenklich.

„WAS?" fragte Ariane aufgebracht, „Du hast in deiner Tierform gezaubert? Und eine Waffe geschaffen? Das haben wir doch noch nicht mal gelernt."

„Ich habe gesagt, eine Art Waffe. Ich habe das Wasser vor mir soweit komprimiert, bis es so dicht war, dass es fest war und eine Art Speer gebildet hat und ja, ich habe in meiner Tierform gezaubert. Ist das so ungewöhnlich?"

Marten schüttelte fassungslos den Kopf, „Endryl, noch niemand hat in seiner Tierform gezaubert. Und was deine Waffe angeht, ich denke, wenn du die Form noch etwas beeinflusst hättest, wäre es eine Elementarwaffe geworden. Du hast die ersten Schritte dazu durchgeführt."

Inzwischen war der Vater des Jungen mit seinem Boot an den Strand gekommen, mit dem toten Hai im Schlepptau.

Er sprang aus dem Boot und eilte Harry zu.

„Ich danke dir für die Rettung meines Sohnes, Meister."

„Meister? Ich bin grade mal ne Woche hier und noch Novize."

Der Fischer sah Marten fragend an.

Dieser nickte lächelnd, „Er hat recht, das ist Endryl. Er ist noch Novize, wenn auch einer mit beeindruckenden Fähigkeiten."

„Dann danke ich dir umso mehr. Ich konnte nichts machen, die Strömung hat uns auseinandergetrieben und mein Junge ist nicht der beste Schwimmer. Wie kann ich dir das je vergelten, Endryl?"

Harry winkte lächelnd ab, „Euer Dank ist mir genug. Wirklich. Ich habe gern geholfen."

„Ihr habt ein gutes Herz, Endryl. Was soll mit dem Fisch geschehen?"

Die Schüler betrachteten staunend das riesige Tier.

„Macht damit, was ihr wollt. Vielleicht könnt ihr das Fleisch verwenden. Aber vielleicht könnt ihr mir die Zähne als Erinnerung zukommen lassen?" sagte Harry.

„Vielen Dank. Das werden wir tun. Das Fleisch ist mehr, als wir sonst mit einem Fang bekommen. Damit hast du uns schon wieder geholfen."

Harry winkte nur ab.

Der Fischer und sein Junge kehrten auf das Boot zurück und setzten sich in Richtung Hafen in Bewegung.

Harry setzte sich erschöpft auf den Boden und schaute den anderen bei ihren Übungen zu.

Vor dem Mittag kehrten sie zurück in die Schule.

Am Abend bekam Harry Besuch von einer Frau, den Jungen im Schlepptau.

Sie umarmte ihn und dankte ihm nochmals für die Rettung ihres Sohnes.

Dann reichte sie ihm eine Silberkette, an der einige Zähne des Hais befestigt waren.

Die nächsten Wochen setzten sie intensiv ihr Training fort. Harry verbrachte einen Teil seiner Freizeit in der riesigen Bibliothek der Schule und lernte viel über die Elementarmagie. Er fand heraus, dass die Atlanter viele Bücher über andere Magieformen besaßen, aber niemand beherrschte etwas davon. Er lernte außerdem, dass die Bibliothek durch viele Zauber gegen alle möglichen Arten von Katastrophen geschützt waren, gegen Feuer, Überschwemmungen, Diebstahl alles.

Er lernte neue Sprüche für die stablose Magie, die Magie mit Fokussen, wie einem Zauberstab und über Elementarmagie. Besonders die Elementarschilde faszinierten ihn und bald übte er sie in seiner Freizeit. Außerdem trainierte er seine Animagusformen. Er hatte auch bald den Phönix gemeistert.