Kapitel 19 – Der Elementar
Hand in Hand ging Harry mit Chantal durch das Schloss, kaum zwei Meter hinter ihm folgten seine Freunde Ginny, Ron und Hermine, auch letztere Hand in Hand nun da das Geheimnis durch Harry gelüftet war.
Harry drehte sich zu ihnen um und sagte: „Ich muss noch mal zu Dumbledore. Wir müssen klären, wie es weitergehen soll. Es ist wichtig, das wir das erste Teilproblem so schnell wie möglich lösen, wenn ihr versteht, was ich meine."
Die Freunde sahen sich an und nickten verstehend. Hermine antwortete: „Erzählst du es uns nachher? Wir warten im Gemeinschaftsraum."
Harry nickte: „Was ich kann, werde ich erzählen."
Chantal wollte zu Hermine gehen, doch Harry hielt sie lächelnd zurück, „Ich dachte, du begleitest mich?"
Sie strahlte ihn überrascht an, „Ich dachte, es wäre geheim?"
„Das ist es, aber wir sind verlobt, wir werden bald heiraten und ich liebe dich aus tiefstem Herzen. Keine Geheimnisse zwischen uns." sagte er ernst.
Sie umarmte ihn herzlich und seine Freunde betrachteten das mit Wohlwollen.
Ron fragte keck: „Wie bald?"
„Was?" fragte Harry.
„Wie bald ihr heiraten wollt?" hakte Ginny nach und feixte.
Harry grinste und sagte: „Wenn wir Mann und Frau sind, werdet ihr es erfahren." sagte er fies.
Die drei sahen ihn mit offenem Mund an: „Wollt ihr uns nicht einladen?"
„DAS müssen wir uns noch in Ruhe überlegen." antwortete Harry und ließ seine drei sprachlosen Freunde im Gang stehen.
Als sie außer Hörweite waren, fragte Chantal ihn leise: „Wann möchtest du heiraten, mein Prinz?"
Er sah ihr tief in die Augen und antwortete ehrlich, „Wenn es nach mir geht, so bald wie möglich. Und du?"
„Am liebsten sofort." seufzte sie glücklich.
„Darüber reden wir bald noch mal, versprochen. Jetzt müssen wir erst mal zu Dumbledore."
Sie folgten den Gängen zum Büro des Direktors.
Kurz vor der Tür lief ihnen McGonagall über den Weg.
„Professor. Ist der Direktor in seinem Büro?" fragte Harry höflich.
Sie nickte. Harry ging zu der Statue.
McGonagall wollte ihm das Passwort sagen, doch mit geweiteten Augen beobachtete sie, dass sich die Statue für ihn öffnete, ohne dass er ein Wort gesagt hatte. Grinsend drehte sich Harry um und meinte: „Wollten sie mir noch etwas sagen?"
„Das Passwort..." stammelte sie verblüfft.
„Keine Sorge. Die Cargoyle erkennt mich nun. Solange ich ohne böse Absicht komme und den Professor nicht störe, wird sie sich immer für mich öffnen. Das ist der Vorteil, wenn man eine wesentliche Rolle bei der Erbauung des Schlosses gespielt hat, keine Tür ist vor einem sicher."
Sie schüttelte verzweifelt den Kopf und ging ihrer Wege.
Harry und Chantal folgten der Treppe nach oben.
„Irgendwann verursachst du bei einem der Lehrer noch einen Herzinfarkt, Harry."
triezte sie ihn freundschaftlich.
„Ach was. Die Marauder haben sie gut vorbereitet und irgendwann gewöhnen sie sich daran."
Er klopfte an die Tür und Dumbledore bat sie herein: „Ja, bitte?"
Die beiden traten ein und Dumbledore schaute sie überrascht an.
„Harry, ich kann deine Anwesenheit immer noch nicht spüren." seufzte er.
Harry zuckte mit den Schultern.
„Also gut, was führt euch beide hierher?"
„Einiges. Zunächst mal danke ich ihnen, dass sie mich aus dem Zeitungsartikel herausgehalten haben. So weiß Tom noch nicht, dass ich es war, der ihm diesen Ärger verursacht hat."
„Ja, ich hielt es für besser so. Doch da dich all die Schüler gesehen haben und einige zumindest mit Todessern symphatisieren, wird es nicht für lange ein Geheimnis bleiben."
„Ja, das dachte ich mir. Wenigstens hat es mir einen Presseansturm erspart. Wie wollen wir der Presse verklickern, dass ich wieder da bin? Ich meine, ich bin zwar erst einen Tag hier, aber das bekommen sie auch so bald heraus."
„Mit deinem Einverständnis werde ich eine Mitteilung an den Tagespropheten senden, dass du buchstäblich aus dem Nichts wieder hier aufgetaucht bist und keine Erinnerung an die letzten vier Monate hier hast. Ich werde ihnen sagen, dass es dir gut geht und dass alles wieder in Butter ist."
Harry wirkte nachdenklich und Chantal sah ihn fragend an.
Dann nickte er, „Soweit ist es fast die Wahrheit und nicht so verkehrt. Außer ihnen, Remus, Chantal und meinen Freunden kennt niemand die wirkliche Story. Doch es war etwas unklug von mir und Merlin vor allen Schülern zu erklären, dass ich beim Bau des Schlosses geholfen habe. Mein Auftritt lässt sich nicht ohne weiteres verheimlichen."
„Das ist wahr, doch wie wir bereits festgestellt haben, wird das Voldemort nicht lange verborgen bleiben. Es geht hier nur um die Presse und die Öffentlichkeit."
„Ja. Wenn ich es recht überlege, berichten sie dem Tagespropheten gleich, dass ich zusammen mit Chantal aufgetaucht bin, dass sie mich gerettet hat. So erledigen wir das gleich in einem Aufwasch. Dieses Mysterium dürfte im Vergleich zu meinem plötzlichen Erscheinen etwas verblassen. Das wäre besser, als wenn die Presse es später herausfindet und das dann zur Headline macht. Falls du einverstanden bist, natürlich." wandte er sich an seine Verlobte.
„Warum ist das so wichtig? Warum sollte die Presse über mich schreiben wollen?" fragte sie verwundert.
Dumbledore lachte, „Aus zwei Gründen. Zunächst sind sie eine Hochelfe, selbst unter den Zauberern nur eine Legende. Und dann sind sie die Verlobte von Harry James Potter."
„Und?" fragte sie verwirrt.
„Harry hat es ihnen nicht erzählt? Das wundert mich nicht. Er ist der berühmteste Zauberer der Welt, Chantal. Er kann nicht mal niesen, ohne dass die Presse darüber schreibt."
Harry wurde rot.
"Wenn die Presse Wind davon bekommt, dass ihr verlobt seid, ist das Grund genug für eine Extra-Ausgabe."
„Du bist berühmt?" fragte sie ihn überrascht.
Er seufzte: „Ich hab damit nichts zu tun. Seit der Todesfluch auf Voldemort zurückgeschlagen ist, denken alle, ich wäre ein Held. Dabei war es das Opfer meiner Mutter, das mich gerettet hat."
„Nun untertreibst du aber, Harry. Schon in deinem ersten Schuljahr hast du bewiesen, dass du der bist, für den dich alle halten." lachte Dumbledore.
„Wenn das so ist, dann wäre es wirklich besser, so viel wie möglich in einem Abwasch zu erklären. Wenn ich das richtig verstehe, kommt der Presserummel sowieso, wenn sie erfahren, dass du zurück bist. Warum erzählen wir ihnen nicht gleich, dass ich eine Elfe bin. Es bringt nichts, das geheim zu halten, da es alle Schüler wissen und wir können ihnen auch gleich erzählen, dass wir verlobt sind."
Harry wirkte wieder nachdenklich, „Wir müssen uns klar werden, was das bedeuten wird. Dass uns die Reporter auf den Fersen sein werden ist klar. Professor Dumbledore könnte ihnen den Zutritt zu Hogwarts verwehren und einem Nachstellen könnten wir entgegnen, wenn wir bei Gelegenheit eine Pressekonferenz in Hogsmeade abgeben. Soweit sehe ich kein Problem. Doch wenn wir ihnen jetzt erzählen, dass wir verlobt sind, könnte es schmutzig für dich werden Liebling. Einige Reporter sind nicht gut auf mich zu sprechen. Sie würden vielleicht behaupten, du hättest mich entführt und dann verhext, damit ich dir verfalle."
„Ihr Menschen seid verrückt." sagte sie kopfschüttelnd.
Dumbledore sah Harry überrascht an und meinte: „Du bist erwachsen geworden Harry. Deine Einsicht ist bemerkenswert. Chantal, ich fürchte, Harry hat recht, doch auch eure Verlobung wird nicht lange ein Geheimnis bleiben. Wenn die Reporter Wind von Harrys Erscheinen bekommen, greifen sie sich die Schüler und es wird leicht sein, alles aus ihnen herauszuholen."
„Also gut, von mir aus sagen wir ihnen die ganze Wahrheit und bringen es hinter uns. Was meinst du Schatz?"
Chantal nickte, „Mir wäre es lieber, wenn alle wüssten, dass wir uns lieben. Diese Gerüchte, sofern sie entstehen, überleben wir auch. Vielleicht können wir ja auf dieser Presse... dingens"
„Pressekonferenz. Ja wir können versuchen, dem von vorneherein entgegenzuwirken. Gut, Professor. Geben sie bekannt, dass ich zurück bin, gerettet von Chantal. Das mit der Verlobung geben wir auf der Konferenz bekannt."
„Gerne doch, Harry. Die Konferenz in zwei Wochen, am nächsten Hogsmeade Wochenende im ‚Drei Besen'?"
Harry nickte.
„Was wolltet ihr sonst noch?"
Harry wurde plötzlich todernst und die Luft schien plötzlich einige Grade kälter zuwerden. Dumbledore lief ein Schauer über den Rücken. Harry strahlte plötzlich eine fast greifbare übernatürliche Macht aus.
„Jetzt kommen wir zu den ernsten Dingen, Professor. Erstens, ich brauch Informationen. Was genau ist in den letzten vier Monaten vorgefallen in Bezug auf Voldemort und ich brauch alle Informationen, keine Halbwahrheiten. Zweitens, wo ist Voldemort, wo ist sein Hauptquartier und wo könnte er seine Experimente mit dem Elementar durchführen. Drittens, wurden noch mehr Artefakte gestohlen... vielleicht ein schwarzer Altarstein aus schwarzem Gold?"
Dumbledore sah ihn überrascht an, seine Stimme zitterte, als er fragte: „Woher weißt du das?"
„Wissen sie, was diese Artefakte bewirken?" antwortete Harry mit einer Gegenfrage.
Dumbledore schüttelte erschüttert seinen Kopf.
„Ich bin auf eine alte Schriftrolle gestoßen. Mit Hilfe dieser Artefakte kann man das Ritual der Macht durchführen. Es ist schwärzeste Blutmagie. Man bindet seine Seele an das Böse und dafür wird die Macht, die man hat, etwa verdoppelt. Um es kurz zu machen, das Ritual ist im wesentlichen das, was die Muggel als Pakt mit dem Teufel bezeichnen. Nur durch dieses Ritual konnte Voldemort mächtig genug werden, um ein Necromancer zu werden."
Dumbledore starrte ihn entsetzt an.
„Bi... bist du sicher?"
„Absolut. Diese Rolle lagerte in den Archiven von Atlantis. Sie ist während meiner Anwesenheit aus den Archiven entwendet worden und verschollen. Gott sei dank, konnte ich sie vorher lesen. Da er bereits den Elementar erwecken konnte, muss er das Ritual erfolgreich durchgeführt haben."
Plötzlich erfuhr Harry einen brennenden Schmerz an seiner Narbe und seine Hand flog reflexartig an seine Stirn.
„Voldemort!" flüsterte er.
„Harry!" rief Chantal verzweifelt.
Er wehrte sie ab und flüsterte: „Er ist wütend. Ich werde die Verbindung diesmal zulassen, vielleicht finde ich heraus, was er gerade vorhat. Seien sie auf der Hut, Professor, das ist nicht ungefährlich, wie sie wissen."
Dumbledore nickte leichenblass.
Harry schloss die Augen und öffnete seinen Geist.
Harry wurde schwarz vor Augen, dann sah er Voldemort, wie er vor der vermummten
Gestalt eines Todessers stand und außer sich vor Wut fluchte.
„Warum hab ich nichts erfahren?" schrie er mit seiner unnatürlichen Stimme.
„Mei...Meister... ihr wart doch in Arabien..."
„Du hättest mich kontaktieren müssen, Nott! CRUCIO!"
Eine Minute ließ er Nott unter den Qualen des Schmerzfluches leiden, dann löste er den Fluch.
„So, ich musste also aus dem Tagespropheten erfahren, dass mein Angriff fehlgeschlagen ist. Was soll das Gerede, sie wären von einem Krieger aufgehalten worden? Es waren fünfzig mit Flammenschwertern bewaffnete Todesser! Bin ich denn nur von Versagern umgeben? Wo sind Malfoy und Pettigrew?" herrschte der dunkle Lord seinen Untergebenen an.
„Sie... sie werden gefangen gehalten vom Ministerium. Wir wissen nicht wo. Selbst unser Spion weiß es nicht."
„Alles Idioten! Was ist mit dem einen Krieger? Wer ist er?"
„Wir... wissen es nicht, Meister. Dumbledore hat der Presse nur bestätigt, dass es ein Krieger war, nicht mehr und nicht weniger. Das Ministerium hat der Presse verboten, weitere Fragen zu stellen." stammelte der Todesser.
„Du inkompetenter Bastard! Dann frag die Schüler! Es gibt doch genug, die auf meiner Seite stehen. Zum Beispiel Malfoys Sohn. Bring ihn her!"
"Ja… jawohl mein Lord!"
„Ach und Nott... Crucio!"
Harry sah zu, wie Nott sich zurückzog, nachdem der dunkle Lord den Fluch gelöst hatte. Voldemort ging in den Keller des Hauses und schritt zu einem Steinsarg.
Er streichelte fast sanft über den Deckel und hisste:
„Wenn meine Armee vernichtet worden ist, wirst du mir neue Waffen fertigen."
Harry hatte genug gesehen. Er löste sich aus der Trance, ohne dass er von Voldemort bemerkt worden wäre.
Er fand sich in einer Umarmung wieder. Harry holte tief Luft, dann berichtete er, was er gesehen hatte.
„Wir müssen schnell handeln. Ist Snape immer noch Spion?" fragte Harry.
Chantal sah ihn überrascht an, bisher hatte sie nur gesehen, dass sich Snape und Harry hassten und nun stellte sich heraus, dass sie trotzdem auf einer Seite standen.
Dumbledore nickte.
„Dann sollte er dem dunklen Lord die Information bringen, wer der mysteriose Krieger war. Vielleicht können wir Draco so aus der Geschichte raus halten und Snape würde dem dunklen Lord zur Abwechslung eine nützliche Leistung erbringen."
„Du hast recht. Ich werde das gleich veranlassen. Was mag Voldemort in Arabien gewollt haben?"
„Das Necronomicon?"
„Vermutlich." bestätigte Dumbledore.
„So, sie entschuldigen mich? Ich muss zu einer Verabredung." sagte Harry und stand auf.
„Wo willst du hin?" fragten Dumbledore und Chantal aus einem Mund.
„Ich gehe den Elementar vernichten." antwortete Harry, „Im Augenblick weiß ich, wo er ist und Voldemort ist allein, die Chancen standen noch nie günstiger."
Sie sahen ihn eine Sekunde sprachlos an.
„Du wirst nicht allein gehen!" sagten sie wieder wie aus einem Mund.
„Oh doch! Dumbledore, sie werden hier gebraucht. Und Chantal, ich möchte dich nicht unnötig in Gefahr bringen. Ich wette mit euch, er wird gerade versuchen, den Elementar zu erwecken. Wenn das geschehen ist, wird er ihn auf mich hetzen und sich verziehen. Ich werde ihm nicht folgen, ich verspreche es."
Chantal sah verzweifelt zu Dumbledore, doch sie erkannte, dass er ihn nicht davon abhalten würde, die Chance war tatsächlich einmalig.
„Bitte... versprich, dass du auf dich aufpasst!" sagte sie ernst und warf sich ihm um den Hals.
„Ich verspreche es. Ich habe nicht vor, dich allein zu lassen, so kurz nachdem ich dich wieder habe." Er küsste ihr zum Abschied auf die Stirn und teleportierte kurz in sein Quartier um sich auszurüsten und reiste dann mit ‚Wasser' in eine schattige Ecke an Riddles Haus in Little Hangleton.
Absolut lautlos tauchte er im Schatten auf. Er machte sich mit Luft unsichtbar und schlich durch die Eingangstür. Vorsichtig tastete er sich in Richtung Keller vor.
Plötzlich nahm er vor sich eine Bewegung wahr und erstarrte. Etwas langes, großes glitt durch den Schatten. Nagini! Verdammt, das Biest hatte er vergessen. Lautlos nahm er seinen Bogen von der Schulter und legte einen von seinen Pfeilen ein. Er orientierte sich am kaum wahrnehmbaren Geräusch der Riesenschlange. Dann sah er im Schein des Mondes, der durch das nächste Fenster fiel, wie die Schlange über den Boden glitt... genau auf ihn zu. Sie musste ihn jeden Moment entdecken, denn Schlangen sahen die Wärmebilder der Lebewesen und das seine wurde durch den Unsichtbarkeitszauber sicher nicht verdeckt.
Er zog die Sehne aus und ließ den Pfeil fliegen. Mit einem dumpfen Geräusch nagelte der Pfeil den großen Kopf der Schlange auf den Holzfußboden.
Hoffentlich hatte Voldemort dieses Geräusch nicht gehört.
Langsam schlich er zu der Schlange, die gerade ihre letzten Zuckungen ausführte und dann still liegen blieb.
Er zog den Pfeil aus der Schlange, wische ihn ab und steckte ihn zurück in den Köcher.
Dann zog er lautlos sein Schwert und schlich weiter in Richtung Keller, alle Sinne aus äußerste angespannt.
Die Kellertreppe schlich er äußerst langsam hinunter, behutsam verlagerte er sein Körpergewicht bei jedem Schritt erneut auf seinen Fuß, um ein Quietschen der Holzstufen zu vermeiden.
Es dauerte fast zwanzig Minuten, bis er unten war.
Er spähte durch den schmalen Spalt, den die offene Tür hinterließ und betrachtete die Szene vor seinen Augen.
Voldemort hatte tatsächlich den Elementar beschworen doch dieser stand mit dem Rücken zu ihm. Er war über einen Todesser gebeugt und schien einen Zauber auszuführen. Voldemort saß ein Stück dahinter in einem Sessel und betrachtete den Vorgang interessiert.
Harry tauschte sein Schwert wieder gegen seinen Bogen. Lautlos legte er einen Pfeil in die Sehne und schob die Tür ein Stück weiter auf. Er zog die Sehne aus und ließ sie nach vorn schnellen. Mit einem feinen Sirren bohrte sich der Pfeil in Voldemorts Schulter. Zu Harrys Pech hatte er sich gerade gedreht und so verfehlte der Pfeil das Herz, falls Voldemort so etwas überhaupt hatte.
Überrascht und vor Schmerz schrie Voldemort auf und riß sich den Pfeil aus der Wunde.
Harry hatte derweil in einer einzigen fließenden Bewegung seinen Bogen geschultert und sein Schwert gezogen.
Er trat die Tür auf und schnellte in den Kellerraum.
„Du?" fuhr ihn Voldemort an, „Potter... das ist dein Ende. Ha, einem Elementar-Magier bist du nicht gewachsen. Vernichtet ihn!" schrie er und disapparierte, seine Hand auf die stark blutende Wunde gepresst.
Harry schaute sich schnell um, außer ihm waren nur der Elementar und der Todesser da, welcher gerade aufstand. Er war eine sie und es war Bellatrix Lestrange. Was für eine glückliche Fügung des Schicksals.
In diesem Augenblick drehte sich der Elementar um und Harry stöhnte überrascht auf: „CHRIS?" rief er.
Auch die toten Augen des Elementars schienen Überraschung auszudrücken.
„Endryl? Du? Du musst… mich … erlösen... stehe unter Zwang... muss dich .... töten!" flüsterte er mit erstickter Stimme.
Plötzlich hatten sowohl der Elementar als auch Lestrange Flammenschwerter in der Hand.
Er vereiste mit seiner linken Hand Chris und wandte sich einer entsetzten Todesserin zu.
„Du... du bist ein Elementar?" stammelte sie verblüfft.
„So ist es, doch dieses Geheimnis nimmst du mit in dein Grab."
Damit griff er sie mit seinem Schwert an. Grelle funken stieben aus seiner Klinge, als sie das Flammenschwert traf. In Sekunden hatte er die ungeübte Lestrange entwaffnet und ihr seine Klinge durch ihr schwarzes Herz gebohrt.
Doch schon musste er sich wieder Chris zuwenden. Eine eisige Hand schloss sich um sein Herz. Er musste seinen Freund töten... Nein, er war schon tot. Er musste sein Leiden beenden, hämmerte sich Harry in den Kopf. Diese Zehntelsekunde Unaufmerksamkeit hätte ihn fast das Leben gekostet. Er steckte sein Schwert weg und rief seine Zwillingsschwerter, seine Luft-Waffe.
Er verwandelte sich mit Hilfe seiner Luft-Magie in einen wirbelnden Schemen, in dem die beiden Klingen gefährlich aufblitzten. Chris widerstand ihm naturgemäß etwas länger, denn auch er war im Schwertkampf geübt, doch Harrys meisterhafter Kunst verbunden mit seinen Elementarfähigkeiten war er nicht gewachsen, besonders da er seine Fähigkeiten zurückzuhalten schien.
Auch dieser Kampf dauerte nicht mal eine Minute, dann hatten Harrys wirbelnde Klingen Chris' unnatürliches Dasein beendet, indem er ihm den Kopf von den Schultern trennte. Sein Flammenschwert erlosch, als er langsam zu Boden sackte. Harry hob die Teile des Leichnams auf und bettete sie in den offenen Sarg. Er hatte Tränen in den Augen und sein Herz trauerte, doch seine Arbeit war noch nicht vollbracht. Er legte auch Lestranges Überreste zu Chris' Leiche. Er würde auch sie zerstören, damit sie ihm als Zombie nichts von Harrys Fähigkeiten berichten würde.
Dann konzentrierte er sich stark und rief die geballte Macht des Feuers. Diesmal ließ er zu, dass sich seine Wut in ihm staute und heizte sein Feuer damit an. Dann ließ er dem Feuer freien Lauf und richtete es auf den Sarg. Weiße Flammen schossen aus seinen Händen und verbrannten die Leichen in einem Sekundenbruchteil zu feiner Asche, die durch die heiße Luft aufgewirbelt wurde. Der Sarg, obwohl aus Stein, zerschmolz in einer Sekunde zu einem glühenden Schlackehaufen. Dann ließ er das Feuer erlöschen, doch sein Zorn war noch immer da. Er ließ dem Element noch mal freien Lauf und diesmal breitete sich ringförmig um ihn herum eine Flammenwand aus, die rasend schnell auf die Wände zuschoss. In Flammen gehüllt stieß er sich ab und ließ sich von Luft nach oben tragen. In der geballten Macht und dem Schutz der Elemente durchbrach er in seiner Wut die Kellerdecke und befand sich im Erdgeschoss. Noch einmal griff er nach seiner Macht und sammelte mehr Energie, als je zuvor. Er dachte an die ganzen Opfer Voldemorts und an Chris. In einer Flammenexplosion um ihn herum, ließ er seine Wut entweichen und teleportierte einen Sekundenbruchteil später zurück ins Schloss. Er sah nicht mehr, wie das Haus in einer gewaltigen Explosion verging und die Außenwände in Tausend Stücke explodierten. Er spürte nur den Schmerz von Voldemorts rasender Wut in seiner Narbe, doch diesmal blendete er das Gefühl aus und setzte seine Okklumentik in voller Kraft ein.
Tränenüberströmt erschien er in Dumbedores Büro, wo auch Chantal noch immer auf ihn wartete. Entsetzt sah sie ihn an. Seine Haare waren wild durcheinander, seine Augen rot unterlaufen und sein Umhang schwelte im Rauch des Feuers, dem er gerade entronnen war.
Sie umarmte ihn fest und fragte ihn: „Was ist passiert?"
Er riss sich zusammen und sagte leise: „Ich habe es geschafft. Der Elementar ist vernichtet. Voldemort war gerade dabei, Lestrange ein Schwert zu verpassen und auch sie ist tot. Sirius wurde gerächt. Ich habe Voldemort mit einem Pfeil verwundet, daraufhin hat er dem Magier und ihr befohlen, mich zu vernichten und ist disappariert, wie ich es vorausgeahnt hatte. Ich habe den Magier vereist und Lestrange nach einem kurzen Kampf getötet. Sie war kein Gegner. Was nützen solch gefährliche Waffen, wenn die Todesser nicht damit umgehen können. Dann hat sich der Magier befreit und ich habe ihn mit meinen Luft-Schwertern besiegen können. Er hat sich nicht mal wirklich gewehrt."
„Das ist gut, aber warum bist du dann so ... fertig?" fragte sie ihn besorgt.
Seine Augen füllten sich erneut mit Tränen und er schluchzte: „Es war ... Chris."
Sie sah ihn mit geweiteten Augen an, „Dein Freund aus Atlantis?"
Harry nickte, „Er wollte, dass ich ihn erlöse von diesem Fluch, deswegen hat er sich nicht wirklich gewehrt. Er hat gegen Voldemorts Zwang angekämpft und sich dagegen gewehrt. Ohne das, wäre der Kampf viel härter geworden. Ich... ich musste ihn töten." schluchzte Harry verzweifelt.
Er versank in Chantals Umarmung.
Plötzlich leuchtete das Kaminfeuer in Dumbledores Büro grün auf und das Gesicht eines Aurors erschien in den Flammen.
„Albus... das Riddle-Haus. Unser Posten berichtet, es sei in einer gewaltigen Explosion zerfetzt worden. Ich war eben da, es ist nur noch ein riesiges Trümmerfeld." berichtete der Auror aufgebracht.
„Danke. Beim nächsten Treffen des Ordens werden wir das besprechen. Es wird übermorgen im Hauptquartier stattfinden." antwortete Dumbledore.
Damit verschwand der Auror und die Flammen brannten wieder normal.
Der Direktor warf Harry einen leicht amüsierten Blick zu, „So, so. Das Haus ist explodiert. Möchtest du uns dazu vielleicht etwas berichten?"
Harry hatte sich wieder etwas beruhigt. Es stahl sich fast so etwas wie ein Lächeln in seine Mundwinkel, „Oh... äh.. das. Ich habe mir sagen lassen, man sollte einen Feuer-Elementar nicht wütend machen. Das führt zu mangelnder Kontrolle über das Element. Besonders gefährlich ist es, wenn der betreffende Magier seine Wut ausleben WILL." fügte er eisig hinzu.
„Ah, gut zu wissen. Ich werde wohl mal einen gewissen Zaubertrank-Professor vorwarnen müssen." erwiderte Dumbledore amüsiert.
Harry winkte ab, „Das ist nicht nötig, Professor. Ich habe meinen Hass auf ihn überwunden. Vier Jahre sind eine lange Zeit. Inzwischen betrachte ich es eher... wie ein Spiel. Ich habe ihn sogar dazu gebracht, uns Punkte zu geben." erzählte er grinsend.
„Davon habe ich gehört. Professor Snape war nicht sehr begeistert, kann ich dir sagen. Ich habe übrigens in der Zeit wo du weg warst mit Serverus gesprochen. Er hat eine Eule mit der Information zu Voldemort geschickt unter dem Vorwand, dass er bis heute unter genauer Beobachtung stand und den dunklen Lord nicht eher informieren konnte. Und ich möchte, dass du ab sofort offiziell an allen Treffen des Ordens teilnimmst. Sie finden noch immer in Grimmauld Place statt, vorausgesetzt, du stimmst zu. Das Haus gehört jetzt ja dir."
"Selbstverständlich Professor. Das erinnert mich daran, dass wir beide noch zu Gringotts müssen. Ich würde gern diesen Samstag gehen. Chantal benötigt einige neue Sachen." sagte er. Dann sah er an sich herunter und fügte grinsend hinzu: „Ich auch, ich bin wohl aus meiner Schuluniform etwas herausgewachsen."
„Ist gut. Samstag wird auch das Treffen stattfinden. Ich schlage vor, ihr geht Vormittag einkaufen. Nachmittag kommt ihr ins Haus und du zeigst Chantal alles und abend nehmt ihr beide am Treffen teil. Dann werde ich Chantal vorstellen. Wir werden jedoch niemand von euren Fähigkeiten berichten, außer vielleicht von euren Kampfkünsten."
„Sehr gut. Sie entschuldigen uns, Professor."
Immer noch leicht angeschlagen von Chris Schicksal kehrte er mit Chantal in seine Unterkunft zurück. Als er sich nach einer halben Stunde beruhigt hatte, gingen sie in den Gryffindor-Gemeinschaftsraum und Harry erzählte stark geschönt und gekürzt, dass der Elementar vernichtet war. Doch auch so sahen ihn seine Freunde mit ehrfürchtig an. Sie blieben nur kurz und zogen sich in ihre Wohnung zurück.
Dort sorgte Chantal dann dafür, dass sich Harry besser fühlte... sehr viel besser.
