Dumbledore, Pomfrey, Remus, Hermine, Ginny und Ron eilten geführt von Brutus durch den dichten Wald, der an den Grund Hogwarts grenzte, den verbotenen Wald. Snape war im Schloss zurückgeblieben.
Die alles verschlingende Dunkelheit des Waldes wurde nur durch das magische Licht ihrer Zauberstäbe erhellt.
Sie schienen keinem festen Weg zu folgen und Brutus wechselte ab und an leicht die Richtung. Sie waren bereits zwanzig Minuten in voller Geschwindigkeit gelaufen und die Schüler fragten sich, wie Dumbledore das durchhielt, schließlich war er schon hundertfünfzig Jahre alt. Plötzlich wurden sie aufgehalten. Ein mächtiges Rudel Wölfe stand vor ihnen und knurrte sie an. Brutus schritt sicher auf den Rudelführer zu und knurrte einmal kurz zurück. Der Rudelführer schien sie zu mustern, doch dann teilte sich das Rudel zögernd um ihnen Platz zu machen.
„Sie scheinen etwas zu bewachen." meinte Remus nachdenklich.
Zwei Minuten später stießen sie auf das nächste Hindernis. Sie sahen, dass wenige Meter weiter der Wald in einer Lichtung mündete, die von einem unnatürlichen Lichtschimmer erhellt wurde.
Doch nun standen sie erst mal vor einer Gruppe Zentauren, die ihre gefährlichen Armbrüste schussbereit hielten. Sie schienen in einer Reihe die ganze Lichtung zu umschließen und blickten sie finster und entschlossen an.
Brutus ließen sie anstandslos durch, als würden sie ihn kennen, doch den Zauberern verwehrten sie den Weg.
„Hallo Firenze. Hallo Bane!" grüßte Dumbledore zwei der Zentauren höflich.
„Was wollt ihr hier? Dieser Teil des Waldes ist bis auf weiteres Tabu, mehr noch als jedes Heiligtum unseres Volkes." fauchte Bane.
„Wir wollen zu Harry. Er hat ausdrücklich nach unserer Heilerin geschickt und gesagt, sein Vertrauter Brutus würde uns den Weg weisen. Er hat uns hier her geführt, also gehen wir davon aus, dass sich Harry und Chantal auf dieser Lichtung befinden."
„Der Lord hat nichts davon gesagt, dass er jemanden erwartet, nur dass er nicht gestört werden will." meinte Bane nachdenklich.
Firenze trabte zu ihm herüber und legte ihm die Hand auf seine Schulter: „Wir können ihnen vertrauen, Bane. Sie gehören zu den engsten Freunden des Lords. Endryl hat sicher nichts dagegen, dass sie kommen und in ihren Worten liegt keine Lüge. Er hat nach ihnen geschickt und sie sind klug genug ihn nicht bei der Heilung der Prinzessin zu stören."
Bane sah ihm tief in die Augen und sagte dann, „Ich habe dir einmal unrecht getan, Firenze. ... LASST SIE PASSIEREN!"
Sie machten, wie die Wölfe, den Weg frei zur Lichtung.
Der Anblick, der sie erwartete, raubte ihnen den Atem.
Harry saß mitten auf der Lichtung im Lotussitz und hatte seine Hände vor sich ausgestreckt. Goldene Strahlen wanderten über den unbekleideten Körper vor ihm.
Die ganze Szene wurde von vier Flammen erhellt, die ohne jegliche Verankerung über den beiden schwebten.
Der Körper gehörte natürlich Chantal und sie schwebte über einem kleinen Grashügel, der genau ihrer Körperform angepasst zu sein schien. Zwischen ihr und dem Hügel schien sich ein Wirbel aus Luft zu befinden, auf dem wiederum Chantal schwebte. Sie war noch immer in das Stasisfeld gehüllt und alle waren sehr stark daran interessiert, zu erfahren, wie Harry trotz des Feldes die Kleidung von Chantals geschundenem Körper entfernt hatte, denn wo die Zeit angehalten war, sollte auch keine Bewegung möglich sein.
Obwohl sie noch fünfzig Meter von ihm entfernt waren und noch keinen hörbaren Laut verursacht hatten, schien er sie bemerkt zu haben und plötzlich wurde das transparent-goldene Feld milchig und undurchsichtig.
Ohne sich zu ihnen umzuwenden rief er leise: „Wartet am Rand der Lichtung und wendet euren Blick von ihr ab. Madam Pomfrey, wenn sie näher treten würden. Ich wäre ihnen sehr verbunden, wenn sie mir assistieren könnten und beobachten, ob ich etwas übersehe. Eventuell brauch ich hier und da ihren Rat."
Etwas unsicher, doch schnell trat sie näher und sagte voller Wärme: „Du kannst mich Poppy nennen, Harry. Wie steht es um sie?"
„Gebrochene Rippen, eine schwere Schädelfraktur, Hirnquetschung, Risse in Lunge, Leber und Milz, schwere innere Blutungen, die Bauchschlagader ist geöffnet und diverse gebrochene Knochen."
Sie sah ihn mit geweiteten Augen an und fragte: „Und sie lebt noch?"
Als sie die Verzweiflung in seinen Augen bemerkte, schluckte sie schwer: „Sorry, das war unangebracht."
„Schon gut, ... Poppy. Ich dachte, ich kümmere mich zuerst um die Bauchschlagader, dann um die Leber und die Milz, anschließend um Rippen und Lunge und zum Schluss um die Kopfverletzungen."
„Hört sich gut an. Doch wie schaffst du es, trotz des Stasisfeldes?"
„Das kann ich dir nicht erklären, Poppy, wichtig ist nur, ich kann es, doch es wird meine ganze Kraft kosten. Das ist der zweite Grund, warum du hier bist. Wenn das Feld zum Schluss zusammenbricht, musst du sie sofort untersuchen, ob ich etwas übersehen habe und das eventuell heilen und dann, denke ich, musst du dich wohl um mich kümmern." sagte fest entschlossen und er ließ keinen Zweifel an der Reihenfolge, in der sie zu handeln hatte.
Sie schluckte und fragte „Was tust du gegen den Blutverlust?"
„Siehst du die Pflanzen, die in ihre Arme gehen?"
Das Feld wurde wieder transparent. Tatsächlich liefen in ihren rechten und linken Arm je eine Art Schlingpflanze und beide schimmerten leicht golden.
„Sie führen eine pflanzliche Ersatzflüssigkeit zu, sobald das Stasisfeld aufhört zu wirken. Sie sollten genug Flüssigkeit liefern, um den Blutverlust auszugleichen."
„Wow." Entfuhr es der alten Krankenschwester und Heilerin.
Das entlockte zum ersten Mal ein leichtes Lächeln aus Harrys Mundwinkeln.
„Lass uns beginnen, ich weiß nicht, wie lange ich das Feld noch aufrecht erhalten kann, Poppy." Sagte er schon reichlich erschöpft klingend.
Die anderen waren derweil Harrys Wunsch gefolgt und an den Waldrand zurückgekehrt. Sie beobachteten das Geschehen von dort aus, ohne jedoch Chantal anzustarren.
„Was... was ist passiert?" stammelte Ron.
„Wir haben Harrys Rückkehr wie geplant dem Orden mitgeteilt und als Harry das Wort übernahm, hat er ihnen kurz berichtet, was ihm widerfahren ist, bis auf Atlantis. Doch bevor sie reagieren konnten und ihn mit Fragen bestürmen konnten, knallte er ihnen die Frage auf den Tisch, was sie gegen die Besetzung der Winkelgasse unternehmen wollen."
„Nein, sag nicht ihr habt..." entfuhr es Hermine.
„Doch, Miss Granger. Harry hat ihnen aus dem Handgelenk einen sicheren Plan präsentiert und darauf bestanden, dass er sofort umgesetzt wird. Er schien sehr entschlossen und hätte es wahrscheinlich auch ohne den Orden versucht."
„Da bin ich mir sicher. Nachdem er uns gestern einen weiteren Teil seiner Erlebnisse in Atlantis geschildert hat, haben wir ihm gesagt, was in der Winkelgasse geschehen ist. Er schien entsetzt, dann wütend, ...verdammt, er hat mit einem Schlag auf dem Tisch die massive Mahagoniplatte gespalten und dann machte sich ein Ausdruck absoluter Entschlossenheit in ihm breit." erzählte Hermine und war anschließend über sich selbst geschockt, weil sie geflucht hatte. Ron klopfte ihr nur beglückwünschend auf die Schulter und feixte. Auch Dumbledore grinste leicht.
„Den Eindruck hatte ich auch," fuhr Dumbledore fort, „Jedenfalls haben wir den Plan umgesetzt und die Winkelgasse befreit. Harry und Chantal allein haben über die Hälfte der Todesser ausgeschaltet. Moody hat sich noch immer nicht von Harrys Auftritt erholt, nachdem die Todesser Chantal erwischt hatten. ... Er ist unter sie gekommen, wie ein Tornado, hat er gesagt und er war unfähig, irgendwas zu tun, außer ihn anzustarren und wir reden hier von einem der erfahrensten Auroren überhaupt." sagte Dumbledore beeindruckt und doch niedergeschlagen, „Ich wünschte, der Orden hätte ihnen mehr zur Seite gestanden."
„Was ist mit Chantal geschehen?" fragte Hermine leise, die ersten Tränen liefen ihr schon über die Wangen.
„Sie hat tapfer gekämpft. Sie haben sich an die Hauptgruppe der Todesser herangeschlichen, nachdem sie vier einzelne ausgeschalten haben und haben die Gruppe mit einem Pfeilhagel eingedeckt. Dann haben die Todesser reagiert und sie mit Flüchen eingedeckt. Sie konnten zunächst gut ausweichen und viele Flüche reflektieren. Die Phönixagenten waren nicht schnell genug vor Ort, um einzugreifen. Gerade als sie ankamen, geschah es. Chantal reflektierte einen äußerst mächtigen Reduktor mit ihrem Schild. Doch dieser traf den Schild in einem ungünstigen Winkel und er wurde in die Hauswand neben Chantal reflektiert. Das halbe Haus ist eingestürzt und die Trümmer haben sie unter sich begraben."
„Das ist ja furchtbar!" schluchzte Hermine und Ron umarmte sie beruhigend.
„Und Harry..." nun schluckte selbst der sonst so ausgeglichene Dumbledore schwer bevor er fortfuhr, „er... er wusste was auf dem Spiel stand. Trotzdem seine Verlobte und große Liebe gerade ein so furchtbares Schicksal ereilt hatte, kämpfte er weiter, ohne eine Sekunde zu zögern. Es ... es muss ihm das Herz zerrissen haben. Er stürmte auf die Todesser zu und richtete sie... anders kann man es nicht formulieren, sie hatten keine Chance gegen ihn. Wie... wie er es während des Laufens und Ausweichens geschafft hat, ein Stasisfeld zu erzeugen und einen Abwehr-Schild, ist mir ein absolutes Rätsel." sagte Dumbledore leise und tief beeindruckt.
„Wieder mal hat er sein eigenes Wohl und in diesem Fall das seiner Liebsten hinter dem Wohl der Allgemeinheit zurückgestellt." sagte Ron leise.
Und nun hatte auch er Tränen in den Augen.
Schweigend beobachteten sie, wie Harry versuchte, Chantal zu retten. Selbst hier spürten sie die Macht der Magie, mit der Harry dort im Zentrum der Lichtung arbeitete. Sie alle bekamen eine Gänsehaut, als sich wieder die goldenen Strahlen aus Harrys Hand lösten und den Körper Chantals abtasteten. Hier und da verharrte der Strahl und wechselte seine Farbe in das Orange des Feuers, das Blau des Wassers oder das Grün der Natur. Madam Pomfrey schien hier und da etwas zu sagen und Harry schien zu antworten.
Zuerst verharrten Harrys Strahlen über dem Bauch seiner Liebsten. Er durchbrach nur an dieser Stelle das Stasisfeld und schloss die Wunde mit der geballten Macht seiner Magie, er dachte nicht darüber nach, welche Magie er einsetzte, oder wie er sie kombinierte, dass er zum Beispiel gerade die heilende Kraft der Elfen mit der Macht von Feuer unterstützt und beschleunigt hatte. In diesem Augenblick, wo allein von ihm das Leben seiner Liebsten abhing, war er eins mit der Magie und sie beugte sich seinem Willen.
Dann ließ er die Risse in Leber und Milz heilen.
Nachdem die erste Stunde vergangen war, hatte er die Rippen geheilt und kümmerte sich um die Lunge.
Nach einer weiteren Stunde drehte er sie um und heilte eine Verletzung des Rückenmarks, die ihm vorher nicht aufgefallen war und was selbst für Zauberer normalerweise sehr schwer und vor allem langwierig war, doch er setzte hier sowieso alle geltenden Grundsätze der Magie, wie sie die Zauberer kannten, außer Kraft.
Poppy betrachtete das alles nur staunend und mit halb offenem Mund. Ab und an fragte er sie etwas und sie riss sich zusammen und antwortete.
Dann drehte er sie wieder auf den Rücken. Doch plötzlich verblassten seine goldenen Strahlen und er schloss erschöpft die Augen. Er schien leicht zu schwanken und atmete schwer. Das Licht des anbrechenden Tages begann, die Lichtung zu erhellen während die Sterne im Blau des Himmels begannen zu verblassen.
Neben Dumbledore und Harrys Freunden ertönte plötzlich eine tiefe wohlklingende Stimme: „Ein beeindruckendes Stück Magie, nicht wahr? Doch selbst wenn er es schafft, steht er vor einem weiteren Problem. Ihre Seele hat ihren Körper bereits verlassen. Wenn er es schafft, ihren Körper zu heilen, muss er sie erst zurück holen, bevor sie wieder leben kann."
Die Köpfe flogen in Richtung der Stimme herum und sie sahen einen alten Zauberer in einer dunkelblauen Robe, gestützt auf einen langen weißen Stab. Er hatte einen weißen Bart und lange weiße Haare und wirkte unglaublich weise, wesentlich weiser als Dumbledore. Er zwinkerte ihnen zu und schritt eilig auf die Lichtung, wo er neben Harry stehen blieb und ihm die Hände auf die Schultern legte. Sofort saß Harry wieder ruhig und begann wieder konzentriert zu arbeiten.
„Wer... wer war das?" fragte Hermine verblüfft.
Dumbledore fuhr sich abwesend über den Bart: „Nun, wenn mich nicht alles täuscht, ist das Merlin, der seinem Ur-Ur.... und so weiter- Enkel einen Besuch abstattet um ihm in dieser schweren Stunde zu helfen."
„Merlin? Wow..." flüsterte Hermine und betrachtete weiter das Schauspiel.
Harry spürte die Hände auf seinen Schultern und wie ihn neue Kraft durchfloss. Er sah kurz auf und flüsterte überrascht: „Merlin!... Danke."
„Keine Ursache. Aber du musst wissen... ihre Seele weilt nicht mehr in ihrem Körper. Wenn du es schaffst sie zu heilen, musst du einen Weg finden, dass sie in ihren Körper zurückfindet."
Harry schluckte und nickte, dann wandte er sich wieder Chantal zu und setzte die Heilung ihres Kopfes fort.
Er übersah in seiner Konzentration den verblüfften Gesichtsausdruck Poppys als sie erkannte, wen sie da vor sich hatte und Merlin zwinkerte ihr zu.
Eine weitere Stunde später war es vollbracht. Harry hatte getan, was er konnte.
Das goldene Stasisfeld verblasste und erlosch. Im selben Augenblick, begannen die Pflanzen sichtbar Flüssigkeit in die Venen zu pumpen.
Die letzten Bluttropfen fielen auf den grünen Rasen.
Die Brust Chantals hob und senkte sich langsam, doch ihre Augen blieben geschlossen. Harry seufzte erschöpft, doch dank Merlins Kraft, die er ihm geschenkt hatte, brach er nicht zusammen.
Poppy untersuchte derweil Chantal gründlich, dann zog sie eine Decke aus ihrer Tasche und bedeckte ihre Blöße. Langsam senkte sich der schwebende Körper herab auf das Bett aus Gras.
Seine Freunde strömten auf ihn zu und umarmten ihn bedrückt.
„Es ist noch nicht überstanden." flüsterte er erschöpft und strich Chantal sanft über die Stirn.
Er wandte sich an Merlin: „Hast du eine Idee?"
„Du könntest versuchen, deine Seele an ihre zu binden und sie dann zu leiten."
„Die Seelen an einander zu binden... das ist nicht einfach." murmelte Harry nachdenklich und seine Augen blickten in unendliche Weiten.
Seine Freunde sahen sich verständnislos an.
„Doch nur du kannst herausfinden, wie, Harry, schließlich bist du es, der etwas über Blut- und Seelenmagie weiß." sagte Merlin mit einem amüsierten Funkeln in den Augen.
„Das ist es." sagte Harry strahlend, „Das Ritual des Goldenen Bundes! Doch dazu brauchen wir einen Priester, einen Priester der Druiden." stellte er fest und warf Merlin einen bedeutenden Blick zu und fuhr fort, „Du bist also nicht ohne Grund hier. Hilfst du mir?"
„Natürlich. Aber ich kann nicht länger hier bleiben, als bis zur Mittagsstunde. Das heißt, du hast weniger als sechs Stunden."
Ruckartig stand Harry auf und feste Entschlossenheit war in seinen Blick zurückgekehrt.
„Ich brauche das Buch... ich muss zurück... zurück nach Atlantis."
Damit trat er ein Stück weg von Chantal und wandte sich auf den leeren Teil der Lichtung.
Er streckte seine Hände vor sich und murmelte Worte in einer unbekannten Sprache. Ein Feuerball formte sich auf seiner Hand und flog in die Luft, ein Erdball formte sich auf seiner anderen Hand und flog neben das Feuer. Dann formte sich eine Kugel aus Wind und platzierte sich auf die andere Seite neben Feuer und zum Schluss eine Kugel aus Wasser die neben Luft schwebte.
„Was... was macht er da?" fragte Hermine.
Merlin lächelte ihr freundlich zu und antwortete: „Er öffnet ein Elementarportal in die Bibliothek von Atlantis, würde ich meinen."
Die Kugeln setzten sich in Bewegung und formten einen Kreis. Schneller und schneller Kreisten sie um ein imaginäres Zentrum bis sich langsam ein Trichter zu formen schien, der in allen Farben schimmerte.
„Aber... das ist nicht möglich... er hat gesagt, dazu bräuchte es einen Magier von jedem Element." stammelte Hermine und selbst Dumbledore schüttelte fassungslos den Kopf.
„Prinzipiell schon, doch Harry hat heute sowieso schon nahezu alle Grundsätze der Magie auf den Kopf gestellt, da kommt es darauf wohl auch nicht mehr an. Außerdem wird er von der stärksten Macht des Universums angetrieben... seiner Liebe. Ich glaube, wenn er es darauf anlegen würde, könnte er hier und jetzt die Welt aus den Angeln heben." antwortete Merlin amüsiert.
Aus dem Wirbel wurde plötzlich ein flaches Bild, dass eine riesige Halle voller Bücher zeigte. In diesem Moment schritt Harry hindurch.
„Eigentlich sollte das Portal jetzt zusammen fallen." sagte Merlin nachdenklich, „Es sieht so aus, als wolle er durch dieses Portal zurückkehren. Damit wäre er der erste Magier, der ein Zwei-Wege-Portal geschaffen hat. Ich muss sagen, er übertrifft meine Erwartungen."
„Das macht er mit uns dauernd, egal wie hoch wir unsere Erwartungen setzten." sagte Dumbledore amüsiert.
Plötzlich erschien Harry mit einem dicken uralt wirkendem Buch in den Händen wieder auf der Wiese und nun brach das Portal zusammen.
Er stellte sich neben Chantal und beschwor einen Buchhalter. Er legte das Buch darauf ab und durchblätterte es zielstrebig.
„Ah, hier ist es." murmelte er abwesend.
Hermine trat zu ihm und sah ihm über die Schulter, doch sie sah nur völlig unbekannte Runen. Harrys Finger folgten den Runen schnell und fließend, als würde er ein Buch auf englisch lesen.
Dabei murmelte er Worte in einer ihr unbekannten Sprache. So las er mehrere Stunden, das Tageslicht erhellte längst den Wald.
„Was für eine Magie ist dieses Ritual?" fragte sie.
Ohne aufzusehen sagte er: „Eine Kombination starker Blut- und Seelenmagie aus der Zeit lange vor Atlantis und im Original von den Urvätern der Druiden."
Er streckte seine Hände aus und plötzlich erschienen fünf Kelche auf hohen langen Stielen, so dass sie Harry bis zur Brust gingen. Dann erschien ein weiterer Kelch in seiner Hand. Mit diesem ging er zu Chantal und fügte einen Schnitt in ihrer Armvene aus und ließ etwas Blut in den Kelch laufen. Dann heilte er den Schnitt und fügte etwas Blut von sich hinzu. Anschließend murmelte er eine Beschwörung und das Blut in dem Kelch schien sich zu mehren. Er schritt auf den Kelch zu, der am Kopfende von Chantal stand, zwei Meter entfernt. Er goss einen Teil des Blutes in den kleinen Kelch. Dann ging er auf den Kelch, der in Richtung des linken Fußes von Chantal stand, doch dabei tropfte er eine Linie aus Blut vom ersten Kelch zum zweiten.
Er bedeutete allen außerhalb der Kelche stehen zu bleiben, nur Merlin trat an das Kopfende von Chantal.
Harry setzte seinen Weg von Kelch zu Kelch fort, bis er eine letzte Linie zu dem ersten Kelch gezogen hatte. Die Blutlinien bildeten ein Pentagramm deren Spitzen durch die Kelche markiert wurde.
„Wow." flüsterte Ron.
Ein Frösteln lief über Hermines Körper, als Harry eine lange Beschwörung begann, die sich fast wie ein Singsang anhörte.
Dunkle Wolken formten einen Wirbel am Himmel und mächtiges Donnergrollen setzte ein.
Nun kniete sich Harry neben Chantal nieder, nachdem er Merlin den Kelch gegeben hatte. Dieser schwang seinen Stab darüber und murmelte ein paar unverständliche Worte. Dann stellte er den Kelch vor Harry und Chantal ab.
Plötzlich zuckten Blitze auf den Boden. Einer nach dem anderen und die Anwesenden traten überrascht einige Meter zurück.
Schließlich blieben fünf gleißende Blitze stehen und tauchten die Szene in ein unwirkliches Licht... sie endeten in den fünf Kelchen. Das Knistern gewaltiger statischer Elektrizität erfüllte die gesamte Lichtung und allen Anwesenden schienen buchstäblich die Haare zu Berge zu stehen. Nur die drei innerhalb des Pentagramms waren dadurch nicht betroffen. Blaue Blitze wanderten nun die Blutlinien entlang und erleuchteten das Pentagramm.
Zuletzt schossen Blitze aus den Kelchen in den Kelch, der in der Mitte stand und brachten ihn zum Leuchten.
Merlin murmelte ein paar Worte und die Blitze verschwanden mit einem lauten Knall. Doch sowohl die Kelche des Pentagramms, als auch der Kelch in der Mitte leuchteten weiterhin in einem unwirklichen Licht. Dann reichte er Harry den Kelch.
Er nahm ihn, neigte sein Haupt und trug ihn zu Chantal. Er setzte ihn an ihre Lippen und ließ etwas von dem gemischten leuchtenden Blut in ihren Mund laufen. Er massierte ihren Kehlkopf und löste einen Schluckreflex aus. Ihr Körper wurde von einem goldenen Lichtschimmer von innen erleuchtet. Dann kniete er sich wieder neben sie und trank selbst einen Schluck aus dem Kelch. Auch er schien aus seinem Inneren zu leuchten.
Schließlich neigte er sein Haupt und hob den Kelch hoch in die Luft in die Mitte über den beiden.
Nun war Merlin wieder an der Reihe. Er hob seinen weißen Stab, seine tiefblaue Robe flatterte im Wind und er strahlte unwiderstehliche Macht aus. Er rief nun mit lauter und tiefer Stimme:
„Ich bezeuge den Willen der alten Götter. Ich kann sehen, dass diese beiden zusammengehören, wie auch ihr Götter es sehen könnt. Ich bezeuge hier auf Erden die Verbindung dieser beiden unschuldigen Seelen. Und nun verkünde ich den Willen der alten Götter und sage: AUS ZWEI WIRD EINS!." Den letzten Satz schrie er und rammte seinen weißen Stab machtvoll in den Boden. Fünf scharlachrote Blitze zuckten von den Kelchen am Rand auf den Kelch in der Mitte zu und verbanden sich mit ihm. Von diesem Kelch in der Mitte gingen zwei starke Blitze in die Köpfe von Chantal und Harry, doch sie schienen keine Schmerzen zu spüren. Plötzlich traten goldene Blitze aus Harrys und Chantals Herz und trafen sich in der Mitte. Mit dem erlöschen der Blitze war der Spuk zu ende, so schnell wie er gekommen war.
Die Wolken verschwanden in das Nichts aus dem sie gekommen waren, die Kelche verschwanden und Harry kniete sich neben Chantal und berührte ihre Stirn mit seiner.
Seine Freunde liefen auf ihn zu und verharrten in einem Meter Abstand.
„Hat es geklappt?" fragte Ginny besorgt.
Merlin nickte: „Er sucht sie gerade. Aber es hat geklappt und ihre Liebe wird ihre Seele in ihren Körper zurückkehren lassen."
„Hoffentlich." flüsterte sie und ihre Augen wurden wieder feucht.
Harry flüsterte leise: „Komm zurück zu mir Chantal. Ich warte auf dich."
Er selbst versank in einem Meer absoluter Dunkelheit, ohne jeglichen Hinweis auf eine Richtung oder ein Ziel. Nur wo er war, leuchtete ein goldenes Licht. Von seinem Herzen gelenkt, begann er sich immer schneller werdend von dem Licht zu entfernen. Das Licht entschwand seinen Blicken und doch wusste er instinktiv, wo er es wiederfinden würde. Die Reise schien unendlich lang zu dauern. Ab und an rief er nach seiner Liebsten, doch seine Rufe verhallten ungehört.
Schließlich sah er vor sich einen blassen Schimmer. Er strengte sich an, um ihn einzuholen und nach einer Weile schaffte er es. Der Schemen bewegte sich in nahezu gerader Linie von ihm und dem Licht weg. Als er den Schemen erreicht hatte, sah er, was er schon von seinem Herzen wusste. Es war Chantal.
„Chantal, Liebste." sagte er sanft.
Zögernd blickte sie ihn an: „Harry? Bist du... bist du auch tot?"
„Nein, Liebling. Ich lebe und dein Körper lebt auch. Ich konnte dich heilen. Doch er kann nicht sein, ohne seine Seele. Komm mit mir zurück."
Sie zögerte.
„Zurück? Zurück ... wohin?" fragte sie nach einer Weile.
„Zurück in deinen Körper. Zurück ins Leben.... zurück zu mir." bat er sie und er legte all seine Liebe, die er für Chantal empfand in diese letzten Worte.
Es schien, als würde sich eine Träne aus ihrem Auge lösen und dann reichte sie ihm ihre halbtransparente Hand. Er nahm sie und führte sie zurück zum Licht.
Als sie sich näherten und Chantal das Licht sah, fragte Chantal verwundert: „Das Licht, was ist es?"
„Das Licht bist du, dein ‚Sein' und gleichzeitig ich. Um dich zu retten und deine entschwindende Seele zu finden, habe ich unsere Seelen verbunden, mit Emrys' Hilfe. Wir sind nun nicht nur im Herzen eins, Chantal sondern auch in unserer Seele."
Ihr halbtransparenter Schemen schien von innen heraus zu erstrahlen. Und gemeinsam kehrten sie zurück in das Licht bis sie schließlich damit verschmolzen.
Harry flüsterte leise: „Komm zurück zu mir Chantal. Ich warte auf dich."
Diese Worte wiederholte er immer wieder und langsam kehrte Farbe in ihre Wangen zurück.
Minuten später, die allen wie eine Ewigkeit vorkamen, öffnete sie ihre Augen und strahlte Harry an. Dann umarmte sie ihn und Tränen liefen über seine Augen.
Kurz darauf löste er sich sanft von ihr und sah Merlin an.
„Danke, für alles was du getan hast."
„Nicht der Rede wert. Aber jetzt muss ich gehen. Lebt wohl, alle miteinander."
„MERLIN! Was war das für ein Ritual?" rief Hermine dem plötzlich verblassenden Merlin hinterher.
Ein herzliches Lachen erfüllte die Lichtung, als er verschwunden war.
„Das, Hermine Granger, war ein Ritual, das nur zwei Wesen durchführen können, die sich wahrhaft lieben und für immer zusammen sein wollen. Ja, du hast recht ..." hallte Merlins Stimme über die ganze Lichtung, „es war ein uraltes Heiratsritual."
Wieder ertönte Merlins fröhliches Lachen bis der Wind es davon wehte.
Überrascht starrten alle Harry und Chantal an, die sich innig umarmten. Sie küssten sich und strahlten sich an. Jeder konnte das Ausmaß der Liebe spüren, das die beiden ausstrahlten.
Schließlich blickte Harry seine Freunde an und grinste spitzbübisch. „Keine Sorge, wir werden noch eine konventionelle Hochzeit feiern. Nicht wahr, Chantal?"
„Natürlich. Aber nur eine kleine, im Rahmen der Familie." antwortete sie und schmiegte sich an ihn.
„Einverstanden. Wie fühlt es sich an, mit mir verheiratet zu sein?" fragte er sie lächelnd.
„Als hätte sich mein sehnlichster Wunsch erfüllt geliebter Ehemann." erwiderte sie und sie versanken erneut in einem zärtlichen Kuss.
Er hob sie zusammen mit der Decke auf seine Arme und meinte: „Ihr entschuldigt uns sicher für den Rest des Tages, oder?"
Seine Freunde nickten ihm überrascht zu, unfähig auch nur ein Wort zu sagen und er verschwand mit Chantal vor ihren Augen, genau wie Chantals Sachen, das alte Buch und ihre Waffen, die vorher noch neben dem Grashügel auf dem Boden gelegen hatten.
Es dauerte einige Minuten, bis sich zumindest Dumbledore endlich fasste und sagte: „Ich glaube, wir können langsam ins Schloss zurückkehren. Brutus? Kannst du uns zurück führen?"
Brutus trottete mit seinem treuen Blick voran und Harrys Freunde machten sich auf den Weg zurück in Harrys Schloss, während sie versuchten, das wunderbare Ereignis zu verarbeiten, dessen Zeugen sie gerade geworden waren.
AN: Ich hoffe, ihr verzeiht mir nach diesem Kapitel und diese vorläufige Zeremonie hat euch gefallen. Nicht ganz die traditionelle Hochzeit, aber ich wollte mal was anderes und die Verbindung der beiden Seelen eröffnet mir wieder ein paar neue Möglichkeiten. Natürlich konnte ich Chantal (noch) nicht sterben lassen, nachdem ihr mir auf meine Frage geantwortet habt. Das wäre ja unfair, oder?
@Brisana-Brownie: Danke. Ich werde das berücksichtigen, falls ich das nächste mal Geld brauche ;-) Allerdings ein blödes Zahlensystem. Ich mag ja die Lizenz zum Töten haben und manchmal etwas herzlos erscheinen, doch so gemein bin ich auch wieder nicht. Außerdem mag ich Chantal auch und finde sie ist eine gute Partnerin für Harry, da seine Freunde inzwischen meilenweit hinterherhinken, um es mal so zu formulieren.
@Michael: Das war doch gar kein richtiger Cliffhanger ;-) Der kommt erst wieder in einem der nächsten Kaps *böse grins* Ich musste nur einen Schlussstrich ziehen, denn wie du nun gesehen hast, war der Weg zu Chantals Rettung doch etwas zu weit um noch in dem selben Kapitel abgehandelt zu werden. Zudem hatte ich gestern keine Zeit mehr zum weiter schreiben.
