A/N: Vielen Dank für eure lieben Reviews, da mussten wir uns gleich hinsetzen und die beiden weiterquä... weiterschreiben!

Kapitel VI: Snape will artig sein

Snape haderte mit sich. Sie waren jetzt zwei weitere Stunden unterwegs, und jeder Versuch, trotz seiner zunehmenden Erschöpfung einen Streit mit Lupin anzufangen, war von diesem abgeglitten wie Wasser am Gefieder einer Ente. Lupin schien fest entschlossen, nicht mit ihm zu streiten. Und wenn Snape sich ans letzte Jahr erinnerte, würde er das sicherlich auch durchhalten. Damals hatte es nur einen einzigen wirklich befreienden Krach gegeben, bei dem Lupin herumgeschrien hatte, und der hatte vielleicht fünf Minuten gedauert, und sie hatten ihn sehr triezen müssen. Außerdem waren sie zu zweit gewesen. Zwei gegen einen war leichter.

Alleine schien er nicht die geringste Chance zu haben, und das frustrierte ihn unendlich. Er hatte bisher noch jedem außer dem Albus die Laune verderben können, aber bei Lupin schien er jetzt, wo es darauf ankam, zu versagen. Und das wo er soviel Stress aufgebaut hatte, dass er sich mit Freuden die ganzen verbleibenden zwei Tage lauthals mit ihm hätte streiten können, ohne dessen müde zu werden.

Es wurde ihm nicht vergönnt. Lupin radelte gutgelaunt voraus, und manchmal hörte Snape ihn irgendeine dämliche Melodie pfeifen, während er wieder mal die Arme hinter dem Kopf verschränkte und sein freihändiges Fahren zur Schau stellte. Snape fragte sich, wo er die gute Laune hernahm. Er schien sogar fröhlicher als das letzte Mal, wo doch jeder andere sich angesichts der Aussicht auf eine dreitägige Radtour mit Severus Snape schreiend im Kreis gedreht und schnellstens auf die Kanaren abgesetzt hätte.

Snape wurde den Eindruck nicht los, dass Lupin ihn mochte. Das machte ihm Angst. Er war es gewohnt, dass Leute sich vor ihm fürchteten, ihn mieden, hinter seinem Rücken schlecht über ihn redeten. Aber nicht, dass sie sich – so benahmen. Es war erschreckend. Jede Taktik, die er über die Jahre entwickelt hatte, um sich unbeliebt zu machen, schien fehlzuschlagen. Das machte ihm wirklich, wirklich Angst.

Was sollte er tun? Er überlegte und überlegte und überlegte und kam dabei auf Möglichkeiten, die ihm ganz und gar nicht gefielen. Wenn er Lupin nicht gegen sich aufbringen konnte, was blieb ihm denn dann noch, außer den Rest der Tour zu schweigen, oder – auch nett zu sein? Er schauderte. Er fühlte sich zurückversetzt um genau ein Jahr, als er entdecken musste, dass plötzlich sein Hass auf Lupin verschwunden war, und es hatte ihn ziemliche Mühe gekostet, ihn wiederzugewinnen. Sollte er das jetzt noch einmal durchmachen müssen? Aber was blieb ihm denn anderes übrig? Lupin weiterhin zu provozieren würde ihn nur frustrieren und vielleicht – Gott bewahre – Zweifel an seinen Fähigkeiten aufkommen lassen. Vielleicht konnte er Lupin überreden, es keinem zu verraten. Immerhin war er der einzige, der davon wüsste, und auch wenn er es herumerzählte – wer würde ihm schon glauben, dass Severus Snape versucht hätte, nett zu sein? Sie würden ihn in die Klapse einliefern wenn er ernsthaft darauf bestehen würde.

Also trat er in die Pedale, aber als er Lupin fast erreicht hatte, fiel ihm ein dass er überhaupt nicht wusste, wie man denn zum Ausdruck brachte, dass man nett sein wollte. Oder es zumindest versuchen wollte.

„Lupin!", rief er, und Lupin drehte sich um und fuhr langsamer bis er auf gleiche Höhe mit ihm kam.

„Na?", fragte er und grinste Snape an. Der zog die Augenbrauen zusammen.

„Grins nicht so blö..."Ach, alte Gewohnheiten waren so schwer abzulegen. Er räusperte sich schnell und versuchte, seine Augenbrauen wieder auseinanderzubringen. „Ich, äh..."

„Ja?"Lupin grinste ihn immer noch an als hätte Snape ihm den ganzen Tag nichts als Komplimente gemacht. Das war wirklich zum aus der Haut fahren. Er hatte Lupins gut Laune nicht das kleinste bisschen ankratzen können, und resigniert seufzend sagte er, was er zu sagen hatte.

„Ab jetzt will ich artig sein."

Lupins Unterkiefer fiel herab. Snape war sehr irritiert. Was war denn jetzt los? Misstrauisch sah er Lupin an, der ihn aus riesigen Augen anglotzte – Snape hasste es, wenn die Leute so etwas taten – und den Mund nicht zubekam. Unangenehm berührt sah Snape weg, dann wieder hin. Lupin schloss den Mund, und genau wie unter der Plane fing alles mit einem Lächeln an, entwickelte sich zum Grinsen, und dann fing er schallend an zu lachen, so sehr dass er fast vom Fahrrad fiel.

Snape war über die Maßen empört. „DU LACHST?", brüllte er. „Ich setze mit der ganzen Überwindung meiner Abscheu gegen dich ein Zeichen meines guten Willens, und DU LACHST MICH AUS?! Na warte!"Er trat feste in die Pedale, und Lupin merkte trotz des Lachens, dass es besser war, einen Zahn zuzulegen. So schossen sie davon, der sich langsam neigenden Sonne entgegen. Lupin lachend an der Spitze, Snape, eine Gewitterwolke hinter sich herziehend, hinterher, wilde Verwünschungen ausstoßend. Soviel zur Nettigkeit....

A/N: Ob Snape es schafft, nett zu sein? Ob Lupin jemals aufhören können wird, zu lachen? Ob ich mich wohl über Reviews freuen würde? Das alles UND MEHR im nächsten Kapitel! Bwahaha!