Kapitel VII: Würstchen

Ziemlich außer Atem kam Snape hinter Lupin an ihrem heutigen Rastplatz an. Er schmiss sein Rad ins Gras, strich sich die verschwitzten Strähnen aus dem Gesicht, knallte seinen Rucksack auf den Boden und streckte sich dann erst mal ausgiebig. Bei dem Ganzen wurde er von Lupin beobachtet, und etwas säuerlich hielt er inne.

„Was glotzt du so?", fragte er reichlich barsch – nett sein musste er wohl noch üben.

„Nichts", sagte Lupin rasch und machte sich daran, das Zelt aus seinem Rucksack zu packen. „Na, diesmal haben wir ja mehr Glück mit dem Wetter, nicht wahr? Wenn ich da an letztes Mal denke... Aber lustig war's trotzdem, nicht?", plapperte er dabei munter vor sich hin. Snape, der sich müde ins Gras gelegt und alle Viere von sich gestreckt hatte, hörte ihm gar nicht zu und nickte nur. „Hm, jaja, lustig", murmelte er apathisch.

Lupin grinste zu ihm, während er fachmännisch das Zelt aufstellte und weiterplauderte. „Diesmal können wir sogar ein Lagerfeuer machen. Ach, Lagerfeuer sind doch immer so romantisch, findest du nicht? Romantisch... hach ja. Schade dass ich nicht Gitarre spielen kann, oder du. Mein Vetter kann das, mit dem war ich immer zelten, und der hat dann abends immer seine Gitarre ausgepackt und..."

Snape verzog gequält das Gesicht. „Muss ich mir nach diesem anstrengenden Tag auch noch dein Gewäsch anhören?", fragte er.

Lupin sah ihn nur an und grinste. „Ich dachte, du wolltest artig sein."Er unterdrückte ein Kichern, das man ihm trotzdem anmerkte, und Snape richtete sich sauer auf – und staunte. „Meine Güte, hast du das Zelt so schnell aufgebaut?"

Lupin nickte und errötete leicht. Dann griff er schnell zu seinem Rucksack und kramte darin herum. Snape war durchaus beeindruckt, und er schob seinen Rucksack etwas in Lupins Richtung. „Dann mach jetzt meins."

Lupin wurde noch röter und sah auf. „Also, ehrlich gesagt, hab ich mir gedacht... Also, ich dachte... Weil du ja letztes Mal nicht so – begabt warst im Zeltaufstellen... Da hab ich mir gedacht..."

„Was?", fragte Snape misstrauisch.

„Nun ja... Dieses ist doch groß genug für zwei..."

Snape bekam große Augen. Er wollte nicht mit Lupin im Zelt schlafen, auf keinen Fall. Okay, letztes Mal hatte er das auch gemacht, da war sogar noch Minerva dabei gewesen. Naja... vielleicht wollte er diesmal auch gerade deswegen nicht, weil Minerva NICHT dabei war. Irgendwie war es komisch, mit Lupin allein im Zelt zu schlafen. Er wollte nicht, dass es komisch war. Er wollte sein eigenes Zelt, und damit basta.

„Das hast du dir so gedacht, was?", raunzte er Lupin an. „Da schlafe ich lieber draußen als mit dir in einem Zelt!"

Lupin seufzte, und er sah wieder ein wenig müde aus dabei. „Ich hab mir gedacht, dass es dir nicht gefällt", sagte er. „Aber nimm du nur das Zelt. Dann schlafe ich draußen. Obwohl es innen zu zweit nicht mal eng werden würde", fügte er schnell hinzu, als würde er hoffen, Snape doch noch umzustimmen, aber der nickte nur. „Gut", sagte er und schob seinen Rucksack ins Zelt, räumte seinen Schlafsack aus und breitete seinen Kram aus. Dann kroch er wieder hinaus, wo Lupin gerade die Feuerstelle vorbereitete.

„Das wird prima", verkündete er, wieder fröhlich, während er Steine zu einem Kreis formierte und dann aufstand. „Komm, wir suchen Feuerholz!" Snape seufzte, und die nächste Viertelstunde krochen sie beide auf dem Boden herum und suchten Stecken und Ästchen, die sie dann in den Steinkreis trugen. Lupin suchte zwei dünne, lange Stecken heraus, und reichte einen Snape. „Ich habe Würstchen dabei, die braten wir uns an den Stöcken überm Feuer, wie damals mit meinem Vetter, man kann das auch mit Marshmallows machen. Oder Stockbrot, aber dazu bräuchten wir Teig, und da habe ich natürlich keinen mit. Aber das wird bestimmt toll, mein Vetter und ich haben immer..."

Snape hörte schon lange nicht mehr zu. Er starrte auf seinen Stock, und er machte eine Miene, als müsse er das gesamte Elend der Welt auf seinen Schultern tragen.

„Würstchen", sagte er, und seine Mundwinkel hingen ins Bodenlose. „Ganz toll."