Kapitel IV – Elayne

Cilméron wartete gespannt auf die Rückkehr der jungen Frau, doch sie kam nicht. Quilderas bemerkte seine Unruhe und fragte ihn, was ihn bedrückt. „Eigentlich wollte ich euch nicht damit belasten, aber ein Freund von mir, ist eurer Truppe gefolgt um mich zu befreien. Diese junge Frau, welche vorher neben mir saß überbrachte mir eine Nachricht von ihm. Ich habe sie mit einer Antwort zu ihm geschickt, doch sie ist noch nicht zurück."„Ich verstehe."Quilderas nickte und deutete Elayne etwas. Sie stand auf und entfernte sich. Nach etwa 2 Minuten kehrte sie zurück und flüsterte Quilderas etwas ins Ohr. Seine Augen weideten sich. Schließlich fasste er sich und sagte: „Ihr habt mir nicht erzählt dass euer Freund ein Drache ist."Cilméron blickte verlegen halb zu Quilderas, halb zu Boden. „Verzeiht, aber ich wollte euch, wie gesagt nicht belasten oder beunruhigen. Denn auf Drachen sind die meisten Menschen,"Quilderas blickte ein wenig beleidigt und Cilméron fügte schnell hinzu, „und Elfen nicht gut zu sprechen."Quilderas nickte „Ja, das ist wohl war. Meine Soldaten haben deinen Drachen betäubt und ins Verlies gebracht."„Ich bitte darum, ihn sehen zu dürfen."„Selbst verständlich"erwiderte Quilderas. Er führte Cilméron und Siegurd ins Verlies. Gretor war noch ohne Bewusstsein, doch Cilméron hatte ein Mittel dabei welches ihn wieder zu Sinnen brachte. „Cilméron, endlich habe ich euch gefunden."Mehr brachte er nicht heraus, nachdem er Quilderas erblickte. „Keine Sorge Gretor, das ist ein Freund."er richtete sich an Quilderas, „darf ich vorstellen? Das ist Quilderas und das,"er wandte sich wieder Gretor zu, „ist Gretor, mein treuer Freund und Begleiter."Quilderas blickte immer noch recht verdutzt, er hatte noch nie von einer derartigen Freundschaft gehört, war es doch allgemeinhin bekannt, dass Drachen, Melkors Kreaturen waren und nichts gutes im Schilde führten. „Von dieser Geschichte habt ihr also noch nichts gehört"schmunzelte Cilméron, „es freut mich dass ihr nicht alles wisst"

Nachdem man Gretor von seinen Fesseln befreit hatte, widmete man sich wieder dem Mahl und sprach weiter über die Friedenspläne. Cilméron wandte sich an Elayne „Ihr seit euch sicher dass ihr diese Aufgabe erfüllen wollt?"Elayne blickte ihn beleidigt an, „Natürlich! Ich lebe seit meiner Geburt unter Elfen und beherrsche ihre Sprache mindestens so gut wie sie selbst."Es stimmte zwar dass Elayne das Quenya sehr gut sprach, aber Cilméron wusste sehr gut, dass sie niemals als Elfe durchgehen würde. Zum Glück war das ja auch nicht der Plan. „Nun, dann werde ich euch erklären müssen wo ihr hinmüsst."Gretor beobachtete die beiden, während er genüsslich ein paar Früchte verschlang. „Seit ihr etwa Vegetarier?"frage Quilderas ihn erstaunt. „Nun, ich muss zugeben dass mir Fleisch nicht besonders behagt,"erwiderte Gretor freundlich, „doch für Obst, könnte ich sterben"er lächelte und konzentrierte sich wieder auf Cilméron und Elayne. Könnte es sein? Nein, dachte er, das ist nicht möglich. Er kroch näher und belauschte die beiden. „In diesem Wald? Das ist doch gar nicht möglich, ich bin mindestens hundert mal daran vorbeigeritten."„Ja,"Cilméron lachte, „ihr seit nicht die erste, welche sich darüber wundert."„Aber das hiesse ja, sie sind gerade mal zwei Tagesmärsche entfernt."„Ich weiss leider nicht wo genau wir uns befinden, aber das kann gut möglich sein, ja."Gretor räusperte sich, worauf Cilméron sich zu ihm wandte. „Gretor, wie geht es dir?"„Nun, ich werde mich jetzt wohl zur Ruhe begeben, soviel ich mitbekam, werden die nächsten Tage recht aufregend und ich will nichts verpassen."Er wandte sich nochmal allen zu und verabschiedete sich feierlich, daraufhin kroch er zur Türe hinaus und rollte sich in eine Ecke des Vorhofes. Er schlief sofort ein. Auch Siegurd und Quilderas verabschiedeten sich um sich auszuruhen. Doch Elayne wollte Cilméron nicht gehen lassen und fragte ihn aus über die Welt und vor allem über die Elfen. Sie kannte ja beinahe nichts als diese Festung und das umgebende Arial im Umkreis von 4 Tagesmärschen. Cilméron beantwortete höflich jede ihrer Fragen, sie war ihm sehr sympatisch und erinnerte ihn an sich selbst. Plötzlich fiel sie ihm um den Hals und küsste ihn. Er stieß sie zurück und starrte sie fassungslos an. „Du.. du findest mich abstossend."Sie rannte aus dem Saal. Cilméron fasste sich und stürmte ihr nach „So warte doch Elayne."Sie war gerissen. Sofort blieb sie stehen und blickte ihn listig an. „Also liebst du mich auch?"„Lieben.. ?"Cilméron glaubte, nicht richtig zu hören. Elayne hatte sich also tatsächlich in ihn verliebt. „Elayne,"er nahm sie zärtlich bei ihren Schultern und blickte ihr tief in die Augen, „Ich mag dich, doch lieben.. das ist einfach nicht richtig. Ich bin mindestens doppelt so alt wie du."Sie riss sich los und kauerte sich auf den Boden. Sie beherrschte sich zwar sichtlich doch die Tränen schossen ihr dennoch aus den Augen. Cilméron kniete sich zu ihr und versuchte sie zu trösten. „Verschwinde! Mach bloss dass du wegkommst."Sie gab sich zwar reif, aber in diesem Moment erkannte Cilméron dass sie noch sehr viel zu lernen hatte. Er hob sich hoch und trug sie in ihr Zimmer. Dort legte er sie in ihr Bett und deckte sie zu. Sie hatte sich wieder gefasst und die Tränen aus den Augen gewischt. „Schläfst du in meinem Zimmer?"fragte sie ihn. „Das hatte ich eigentlich nicht..."weiter kam er nicht, da Elayne ihm einen Polster ins Gesicht warf „RAUS AUS MEINEM ZIMMER"Er wünschte eine gute Nacht und verliess das Zimmer. Wäre sie ein paar Jahre älter.. nein er mochte diesen Gedanken gar nicht zu Ende denken. Er begab sich in sein Zimmer und schlief bald dannach ein.

Am nächsten Morgen weckten ihn die ersten Strahlen der Sonne, die ihm ins Gesicht schienen. Er erhob sich aus dem Bett und streckte sich. Nachdem er sich gewaschen und angezogen hatte, verliess er das Zimmer und entdeckte vor seiner Türe liegend, Elayne. Er rüttelte an ihr und sie erwachte, vermutlich aus einem Traum denn sie lächelte wie in Trance. „Cilméron," seufzte sie, „ich wusste dass du es dir überlegen würdest."Cilméron spielte den Unwissenden. „Überlegen? Ich weiss nur dass ihr vor meiner Türe eingeschlafen seit junge Lady."sagte er freundlich. Sie schüttelte den Kopf und wollte etwas sagen. Doch Cilméron kam ihr zuvor: „Ich schlage vor ihr macht euch fertig und kommt dann nach zum Frühstückstisch."Er erhob sich und schritt davon. Elayne war sprachlos. Wie konnte er nur. Sie stand dennoch auf und holte ihre Kleider aus ihrem Zimmer.

Cilméron lief, lachend, die Treppen hinunter in den Speisesaal. Quilderas wartete schon und wenig später kam auch Siegurd. „Ich wünsche euch beiden, einen wunderschönen Morgen"sagte Siegurd fröhlich. Der bevorstehende Krieg war zumindest für ihn, im Moment vergessen. Gretor und Elayne kamen auch nach einiger Zeit hinzu und daraufhin begannen alle zu essen. Die anderen Festungsbewohner hatten ihre eigenen Wohnungen und es wäre auch ziemlich voll geworden wenn alle 2000 Menschen und Elfen sich in diesen Saal gezwängt hätten. Elayne war immer noch beleidigt auf Cilméron und setzte sich ans gegenüberliegende Ende der Tafel um ihm auszuweichen. Gretor schmunzelte. Quilderas erhob sich und sprach zu seinen Gästen: „Seit fast vier Jahren herrscht ein blutiger Krieg zwischen den Völkern der Menschen und den Elfen. Hier in Onóna leben Menschen und Elfen gemeinsam im Schutze eines starken Elfenzaubers. Es dürfte bekannt sein aus Legenden, dass es viele solche Horte des Friedens gab in älteren Tagen. Seit der Vernichtung des Bösen hatte sich die Welt verändert. Die Elfen verschwanden zunehmend und die Menschen verbreiteten sich. Und doch gibt es noch genügend Elfen in den Landen, welche bereit sind ohne Grund gegen die Menschen zu kämpfen. Ohne Grund ist die ganze Sache natürlich nicht. Wenn ich gehässig wäre würde ich Cilméron hier,"er deutete auf Cilméron, „die Schuld am Krieg geben. Doch der weitere Verlauf der Geschichte wird ergeben, dass ein Krieg erstens, unabwendbar und auch nicht sinnlos war. Es sind nicht allzuviele gestorben, obwohl es schreckliche Verluste auf beiden Seiten gab. Doch eine neue Bedrohung überzieht die östlichen Grenzländer seit einiger Zeit. Scharren von Orks, welche wahllos, schutzlose Gemeinschaften überfallen und auch vor Frauen und Kindermorden nicht zurückschrecken. Hier an diesem Punkt sind wir angelangt, an dem ein Bündnis von Menschen und Elfen die einzige, vernünftigste Lösung ist. Um dieses Bündnis zu erreichen, zieht Cilméron nun seit einiger Zeit umher um die Menschen vorzubereiten. Ich selbst habe mir Gedanken gemacht über einen Waffenstillstand, um auf dessen Basis ein Bündnis zu schaffen. Dieses Bündnis ist unsere einzige Hoffnung die kommende Bedrohung abzuwenden."Quilderas hielt inne und blickte in die Gesichter. Dannach wandte er sich an Elayne: „Seit einiger Zeit, um genauer zu sein, seit deiner Geburt wurdest du in beiden, menschlichen als auch elfischen Sitten unterrichtet. Obwohl du dir der Gefahr bewusst bist, hast du dich sofort freiwillig gemeldet als ich den Waffenstillstand das erste Mal erwähnte. Du hast dich mit Cilméron unterhalten und weisst nun wo sich der Zentrale Stützpunkt der Elfen befindet. Ich bin zuversichtlich dass du es bis dorthin schaffst und unseren Vorschlag übermitteln kannst. Ich selbst werde mich inzwischen an mein Volk nennen und unseren Anschluss an die vereinte Armee des Cilméron verkünden. Wie ich hörte haben sich bereits mehrere Grenzfestungen und auch grössere Festungen im Landesinneren bereit erklärt, dir zu folgen."Cilméron erhob sich und Quilderas überliess ihm das Wort. „Ich habe in gewisser Weise tatsächlich diesen Krieg zu verantworten, doch ist inzwischen erwiesen, dass es vorherbestimmt war und so sein musste. Ich verbinde mit meiner Trennung von Vanyarië viele tragische Erinnerungen und wünschte es wäre nie soweit gekommen."Elayne zuckte bei der Nennung Vanyarië ´s Namen zusammen. Sie musste sich zusammenreisen, immerhin würde sie ihr in einigen Tagen gegenüberstehen. „Ich möchte euch ausserdem danken,"fuhr Cilméron fort, „ihr seit diejenigen die mir immer vertrauten und mir bisher gefolgt seit. Zweifellos wird es ein schwerer Kampf und zweifellos werden einige von uns sterben. Ich wüsste nicht wie ích in Worte fassen soll, was ich von diesem Krieg halte und mir davon erwarte. Ich bitte euch nur darum, weiterhin alles zu versuchen um jedem sinnlosem Kampf gegen die Elfen aus dem Weg zu gehen. Ein böser Bann liegt auf Vanyarië , doch ich glaube und hoffe, dass die bevorstehende Bedrohung sie wachrütteln wird."Cilméron senkte seinen Kopf und setzte sich wieder. Nach einiger Zeit des Schweigens fragte Elayne wann sie aufbrechen sollte. „Morgen, vor Mittag wirst du aufbrechen um mit einem Gefolge und der Parlamentärsflagge zum Elfenwald zu reiten. Überbringe ihnen Grüsse von uns und erkläre die Lage, wie besprochen."sagte Quilderas. Elayne nickte, erhob sich und schritt zur Türe. Bevor sie den Raum verließ drehte sie sich noch einmal um und blickte in die Runde. „Ich werde mich nun ausruhen und auf Morgen vorbereiten,"sagte sie und blickte dabei speziell Cilméron an, „Ich wünsche einen schönen Tag und eine gute Nacht."endete sie bitter, nachdem er nichts sagte und schritt davon. Cilméron senkte den Kopf. Die Zeit des Ruhens war vorrüber, früher als erwartet.