3. Kapitel: Weihnachten
Am nächsten Tag war Weihnachten.
Arwen hatte sich noch nicht ganz von ihrem Nervenzusammenbruch erholt. Sie hatte sich blass und müde in ihren Sessel gekuschelt.
Aragorn, der die ganze Nacht bei ihr gewacht und sie nach ihren Albträumen, in denen sehr häufig ein brennender Gandalf und mampfende Hobbits vorkamen, beruhigt hatte, war auf seinem Stuhl eingeschlafen.
Boromir wollte das ausnutzen und Aragorns Schuhbänder zusammenknoten, aber so sehr er sich auch bemühte, seine Finger rutschten immer durch Aragorns Füße hindurch.
Die Hobbits hatten heute wieder Essenskörbe dabei und waren demzufolge mit Essen beschäftigt.
Gimli saß stöhnend da und starrte auf seine Finger. Die neue Methode hatte zwar anfangs funktioniert, aber dann hatte sie doch seine Brandwunden noch verschlimmert und er hatte nicht mal beim Frühstück das Besteck halten können. Neidisch starrte er jetzt auf das Essen der Hobbits, doch selbst wenn er versucht hätte, etwas zu klauen, hätte er es wohl nicht festhalten können.
Legolas hatte sich erholt. Perfekt gekleidet und frisiert saß er nun elegant auf seinem Stuhl und betrachtete sich in seinem Taschenspiegel. Immer wieder seufzte er dabei leise, denn in diesem winzigen Spiegel konnte er sich ja kaum sehen und verzweifelt wünschte er sich, in sein Zimmer zurückkehren zu können.
Gollum nagte an einem Fisch herum. Er hatte sich an den Hobbits ein Beispiel genommen und sich auch einen Korb voller roher Fische mitgebracht. Sam warf ihm deswegen immer wieder angewiderte Blicke zu.
Gandalf, der nach dem letzten Brand wirklich tiefschwarz gewesen war, war heute sehr zufrieden. Er hatte sich natürlich wieder bleichen müssen, und sein Aussehen danach hatte ihm gar nicht gefallen. Notgedrungen hatte er daraufhin Legolas Angebot, seine Antifaltencreme testen zu dürfen, angenommen. Wenn es nichts half, hätte er ja immer noch behaupten können, die roten Flecken seien deswegen entstanden. Tatsächlich waren durch dieses Wundermittel sämtliche roten Punkte verschwunden. Daraufhin hatte Gandalf Legolas den gesamten Vorrat Antifaltencreme abgekauft. Noch wusste er eben nicht, dass das Mittel zwar rote Flecken verschwinden ließ, die Faltenbildung sich dadurch aber verzehnfachte...
Die Hobbits hatten nach Arwens gestrigem Zusammenbruch Gewissensbisse gehabt und sich entschlossen, das Zimmer doch wenigstens ein bisschen herzurichten. Die Äpfel, Nüsse und Orangen, die sie samt und sonders verspeist hatten, hatten sie durch Tomaten, Kastanien und Paprika ersetzt. Das sah zwar etwas merkwürdig aus, war aber besser als nichts. Als sie den Baum mit dem Weihnachtsschmuck behängen wollten, hatten sie festgestellt, dass Legolas die falsche Kiste (die mit dem Osterschmuck) hochgebracht hatte. Da sie keine Lust gehabt hatten, selber in den Keller zu gehen, hatten sie eben diesen genommen. Die Ostereier am Weihnachtsbaum sahen auch nicht schlecht aus. Und die Osterhasenfiguren machten sich auch ganz nett. Außerdem hatte Sam in seinem Zimmer etwas Lametta gefunden und das noch an den Baum gehängt. Diese Kombination gefiel den Hobbits gar nicht so übel. Die Kerzen von Gimli hatten sie danach in den Baum gesteckt und wohlweißlich darauf geachtet, dass sie nichts in Brand setzen konnten. Nun waren sie mit ihrem Werk sehr zufrieden.
Aragorn hatte sich ebenfalls noch nützlich gemacht und die Überbleibsel des Wohnzimmertischs fein säuberlich an der Wand aufgeschichtet. „Man weiß nie, ob man nicht mal Feuerholz brauchen kann." meinte er dazu. Die Hobbits waren sich nicht sicher gewesen, was er damit meinte. Es gab im Wohnzimmer keinen Kamin und wo wollte er sonst ein Feuer machen? Aber Aragorn musste ja wissen, was er tat.
Als es Abend geworden war, bekam auch Arwen wieder bessere Laune. Die Fackeln, die die Hobbits übersehen hatten, hatte Gimli ordentlich in Halter an der Wand gesteckt und, als es dunkel wurde, angezündet.
Die Hobbits waren nun dabei, die Kerzen vom Weihnachtsbaum zu entzünden. Alles in allem war es eine sehr gemütliche Atmosphäre, die nicht mal dadurch getrübt wurde, dass der inzwischen erwachte Aragorn das Feuerholz vom Wohnzimmertisch herbeiholte und unter dem Weihnachtsbaum aufschichtete – keiner verstand, was das werden sollte.
Sam verschwand in der Küche und bereitete das Essen. Sehr zu Gollums Ärger, der sich nun wieder die Nase zu hielt, aber klug genug war, zu schweigen. Seine Beule war noch längst nicht verheilt und er hatte keine Lust, zu einem Nashorn zu werden.
Die anderen drei Hobbits schnupperten genüsslich und sehnsüchtig zugleich und betrachteten mit zufriedenen Minen den Weihnachtsbaum. „Meint ihr, man kann die Eier essen?" fragte Merry nach einer Weile, bekam aber sofort Pippins Ellbogen zwischen die Rippen, da Arwens Gesichtsausdruck unheilverkündend erstarrt war.
Boromir war zutiefst deprimiert. Er hatte es nicht geschafft Aragorns Schuhbänder zu verknoten und als dieser erwacht war und gesehen hatte, was Boromir tat, hatte er nur sanft gelächelt. Boromir war tief gekränkt und fragte sich, welchen Sinn dieses Leben – na gut, dieser Tod wohl hatte. Wenn er nicht mal Aragorn ärgern konnte...
Gandalf saß entspannt da und rauchte ein Pfeifchen. Bisher war alles gut gelaufen. Er hatte nicht zaubern müssen, niemand machte Witze auf seine Kosten, niemand störte ihn. So konnte es weitergehen.
Gimli hatte Aragorn inzwischen um ein Heilmittel gebeten, und dieser hatte ihm auch eine Handcreme gebracht, aber Legolas hatte dann erklärt, die Wunden müssten unbedingt vor Schmutz geschützt werden und er hatte Gimlis Finger dick bandagiert. Gimli fragte sich nun, wann er wohl wieder etwas essen können würde. Bewegen konnte er seine Finger jetzt überhaupt nicht mehr. Vielleicht konnte er ja Legolas überreden, ihn zu füttern...
Legolas selbst war wieder dabei, sein Make-up zu erneuern. Nicht, dass das nötig gewesen wäre, es war einfach seine liebste Freizeitbeschäftigung.
Als Sam schließlich mit dem kochen fertig war und „Zu Tisch!" rief (wovor er sich natürlich schon an den besten Platz gesetzt hatte) saßen die Hobbits innerhalb von 5 Sekunden, Aragorn, Arwen und Legolas in 30 Sekunden und Gandalf und Gimli nach einer Minute am Küchentisch. Gollum kam gar nicht. Er saß beleidigt weiter im Wohnzimmer und mümmelte an seinem Fisch herum. Boromir blieb bei ihm, um sich etwas richtig gemeines zu überlegen.
Während dem Essen wollte Arwen sich aus dem Zimmer schleichen, um den Weihnachtstisch vorzubereiten. Da das ja niemand bemerken sollte, hatte sie sich einen Plan überlegt.
Die Hobbits waren so ins Essen vertieft, dass sie sich um sie keine Sorgen machen musste.
An Gimli gewandt sagte sie: „Du, ich glaub da liegt ein Mithrilnugget im Waschbecken!" woraufhin dieser aufsprang und losstürzte.
Dann rief sie: „Dort! Ein Ringgeist unter dem Fenster!" was dazu führte, dass Aragorn elegant sein Schwert zog und losstürzte, während Legolas in sein Zimmer rannte um Pfeil und Bogen zu holen.
Bei Gandalf sagte Arwen: „Du, schau mal! Eine Macke in deinem Stab!" Was dazu führte, dass dieser seinen Stab entsetzt absuchte und nichts mehr wahrnahm von dem, was um ihn geschah.
Nun konnte Arwen das Zimmer ungestört verlassen. Nun stellte sich das Problem, was sie mit Gollum und Boromir machte.
Bei Boromir erledigte sich das Problem von selbst, da er so in seine Gedanken vertieft war, dass er langsam aber sicher durch die Decke entschwebte.
Um Gollum loszuwerden, nahm Arwen ihm seinen Fisch ab und schoss ihn mit ihrem Bogen weit aus dem Fenster. Gollum stürzte sofort hinterher. Arwen schätzte, dass er hin und zurück sicher eine halbe Stunde brauchen würde. Also begann sie nun, den Geschenktisch vorzubereiten.
Als sie fertig war, kehrte sie in die Küche zurück und bemerkte nun erst, was sie angerichtet hatte.
Gandalf war das kleinste Problem. Er suchte immer noch brav seinen Stab ab.
Gimli allerdings hatte inzwischen das Waschbecken auseinandergenommen auf der Suche nach dem Nugget. Da er einen Schlauch aus der Wand gerissen hatte, war der Küchenboden inzwischen bis in Knöchelhöhe überschwemmt.
Legolas hatte den großen Kürbis unter dem Fenster mit Pfeilen gespickt und schoss immer weiter um sich.
Aragorn, der sich wohl aus dem Fenster gestürzt hatte, stand nun draußen und schlug auf alles ein, was nicht bei drei auf einen Baum geflüchtet war. Die Verwüstung um ihn war unbeschreiblich. Arwen überlegte verzweifelt, wie sie ihn zum Stillstand bringen könnte, bevor er noch mehr Schaden anrichtete. Der Gartenschlauch schien ihr eine gute Lösung. Außerdem wäre Aragorn dadurch weihnachtsfein...
Aber wie konnte sie Gimli ausschalten? Sie könnte ihm den Kürbis, den Legolas eh ruiniert hatte, über den Kopf ziehen... oder das Nudelholz... und ihn dann das Wasser vom Küchenboden auflecken lassen...
Und Legolas? Eine Schlammschlacht? Oder sollte sie ihn einfach in seinem Zimmer einen neuen Kürbis züchten lassen?...
Aus Rücksichtsnahme auf jüngere Leser überspringen wir die nächste, allzu gewalttätige Szene.
Etwas später:
Wieder waren alle im Wohnzimmer versammelt. Aragorn saß schluchzend auf seinem Stuhl. Er war tropfnass und, am schlimmsten, sehr sehr sauber. Arwen wusste nicht wieso, aber aus dem Gartenschlauch war auch Shampoo gekommen. Sie fragte sich, ob wohl Boromir seine Hand im Spiel hatte... Dieser schwebte allerdings immer noch nachdenklich inzwischen auf dem Dachboden und stieg weiter. Wenn es ihr möglich gewesen wäre, hätte Arwen ihn vielleicht festgebunden.
Legolas klammerte sich ebenfalls schluchzend an Aragorn. Es war wohl der Shampoogeruch, der von Aragorn ausging, den er als tröstlich empfand. Arwen hatte sich entschlossen, den Elb, um seine Aufmerksamkeit zu erregen, mit zwei Händen voll Schlamm aus Aragorns Zimmer zu bewerfen und ihn dann dazu verurteilt, einen neuen Kürbis in seinem Zimmer zu züchten. Legolas wusste nicht, was er tun sollte. Wahrscheinlich war er nun rettungslos zum Dreckigwerden verurteilt.
Gimli stöhnte leise. Er hatte in den letzten zehn Minuten so viel getrunken, wie sonst in einer Woche.
Gandalf warf immer noch ständig beunruhigte Blicke auf seinen Stab, als fürchtete er, er könne plötzlich in Flammen aufgehen.
Die Hobbits sahen verwirrt um sich und fragten sich, was denn in die anderen gefahren war. Sie hatten von dem ganzen Theater nichts mitbekommen. Wobei sie sich schon gewundert hatten, wieso der Küchenboden plötzlich so sauber war...
Gollum war gerade als Arwen Aragorn abgeduscht hatte zurückgekommen. Als sie ihn und vor allem den Schmutz, der nun an ihm klebte gesehen hatte, hatte sie den Gartenschlauch auch auf ihn gerichtet. Gollum hatte das Wasser weniger gestört, aber nun roch auch er stark nach Shampoo und war davon so angewidert, dass er sich nun mit einem seiner Fische einrieb. Sam bemühte sich, nicht in seine Richtung zu schauen.
Arwen klatschte in die Hände. „Gut, nachdem wir so glücklich hier versammelt sind, kann Weihnachten ja losgehen! Hier sind die Geschenke, da ein Brieföffner und dort eine Schere. Und los geht's!"
Die Hobbits waren sofort auf den Beinen und stürzten sich wie wild auf ihre Geschenke. Zerfetztes Geschenkpapier und Schnüre segelten durch die Luft.
Boromir, den der Lärm aufgeschreckt hatte, steckte neugierig den Kopf durch die Decke.
Gandalf erhob sich weit würdevoller und ging zu seinem Geschenkhaufen. Die Hobbits waren mittlerweile dazu übergegangen, sich um die Schere zu balgen und da Gandalf nicht wusste, wie er seine Geschenke ohne die Schere öffnen sollte, ließ er sich brummig wieder auf seinem Stuhl nieder.
Aragorn versuchte, den schluchzenden Legolas sanft aber bestimmt von sich zu schieben, aber dieser klammerte sich umso mehr fest und schließlich schleifte ihn Aragorn einfach mit zu seinem Geschenkstapel. Er befürchtete allerdings, dass er Halsschmerzen davontragen würde. Als Legolas jedoch seine Geschenke sah, vergaß er Aragorn und kroch begeistert hinüber. Ein neues Shampoo? Oder ein neues Haargel?
Aragorn benutzte nun sein Schwert, um die Schnüre zu durchtrennen. Die Hobbits hatten sich immer noch nicht fertig gebalgt, und auch Legolas blickte sich nun suchend nach etwas scharfem um. Er entschied sich schließlich für das Brotmesser aus der Küche. Damit sägte er nun an den Schnüren herum.
Arwen war bereits dabei, ihre Geschenke zu öffnen. Sie hatte den Streit der Hobbits vorausgeahnt und sich eine Schere gesichert.
Gimli saß vor seinen Geschenken und versuchte verzweifelt, seine Finger so krumm zu bekommen, dass er seine Axt umfassen konnte. Schließlich entschied er sich mit einem Blick auf Legolas, den Verband zu lösen. Sein erster Hieb ging dann allerdings daneben und er spaltete sein erstes Geschenk in zwei Teile. „Nun gut, geteilte Freude ist ja doppelte Freude." murmelte er und versuchte es beim nächsten Geschenk... und beim nächsten... und beim nächsten...
Gollums Geschenke hatten alle einen so starken Eigengeruch, dass man sie nicht öffnen musste um zu wissen, was darin war. Allerdings bekam auch er sie ohne Schere nicht auf. Inzwischen war er dazu übergegangen, mit einem seiner alten Fische auf ein Geschenk einzuschlagen. Das bewirkte allerdings nicht besonders viel.
Boromir war mittlerweile durch die Decke heruntergeschwebt und blickte nun suchend um sich. Irgendwer hatte doch sicher an ihn gedacht. Aber ja, da war sein Stapel. Glücklich schwebte Boromir hinab und versuchte, das erste Geschenk zu öffnen. Seine Finger glitten hindurch. Er versuchte es erneut. Wieder nichts. Wieder und wieder glitten seine Finger hindurch. Schließlich packte Boromir die Wut und er begann, auf dem Geschenk herumzutrampeln. Was natürlich auch nichts bewirkte, da auch seine Füße hindurchglitten. Alles, was geschah, war, dass er langsam aber sicher in den Keller absank.
Aragorn war der erste, der alle seine Geschenke geöffnet hatte. Nicht, dass er wusste, was drin gewesen war. Ihm ging es an Weihnachten nur um die Schwertübungen, die er dank den Geschenken machen konnte. Nun war er damit fertig und ließ sich gemütlich ein paar Sekunden auf seinem Stuhl nieder. Dann sprang er aber wieder auf. „Nein, so geht das nicht!" Damit verschwand er in die Küche.
Legolas war gerade erst mit seinem ersten Geschenk fertig. Es war ein großer Spiegel, den er jetzt anstarrte. „Woher hatten sie nur dieses wunderschöne Portrait von mir?" murmelte er immer wieder vor sich hin.
Die Hobbits prügelten sich immer noch um die Schere, die aber inzwischen Gandalf ergriffen hatte, der nun endlich damit beginnen konnte, seine Geschenke zu öffnen. Das erste, das er geöffnet hatte, enthielt Alleskleber für seine Stäbe.
Gollum war nun, ähnlich wie Boromir, dazu übergegangen auf seinem Paket herumzuhüpfen. Das half tatsächlich, das Papier löste sich und Schwups! lag Gollum auf dem Rücken. Er war auf seinem Fisch ausgerutscht.
Gimli hatte inzwischen nur noch halbe Geschenke. Da er sich mit seiner schlechten Treffsicherheit nicht abfinden konnte, übte er einfach weiter. Die meisten seiner Geschenke waren nun in Viertel gehackt. Das tat einigen nicht sehr gut. Das Geschenk von Legolas, ein Parfüm mit Namen „Eau de Mithril", verteilte sich langsam über den Boden, was dafür sorgte, dass Gimli plötzlich schnüffelte, und dann begann wie wild auf den Boden einzuhacken. „Eine Ader!" schrie er. „Hier gibt's eine Ader!" Arwen setzte dem ein Ende, indem sie ihn am Kragen packte und mit der Nase in Legolas' Parfüm stieß. „Da hast du deine Ader!"
Arwen sah sich nun suchend nach Aragorn um. Sie war fertig mit dem Geschenke auspacken und wollte sich bei ihm für das wundervolle Kleid bedanken. (Wahrscheinlich hatte er es gleich im Laden einpacken lassen, jedenfalls war es sauber.) Sie entdeckte ihn, als er mit einer Streichholzschachtel in der Hand aus der Küche kam. „Was machst du?" fragte sie verwirrt.
„Ich sorge dafür, dass es hier gemütlich wird!" erklärte er, ging geradewegs auf den Baum und das Holz, dass er darunter aufgeschichtet hatte, zu und setzte es in Brand. Blitzschnell hatte auch der gesamte Weihnachtsbaum Feuer gefangen. Aragorn jedoch ließ sich dadurch nicht stören. Gemütlich ließ er sich unter dem Baum nieder, zog seine Pfeife hervor, begann zu rauchen und sang leise ein paar elbische Liedchen. Arwen, die das sehr romantisch fand, kuschelte sich an ihn und summte seine Liedchen mit.
Gimli fing an zu kreischen. „Es brennt! Es brennt!" Woraufhin Gandalf verwirrt den Kopf hob. „Kann nicht sein. Ich hab nicht gezaubert!" Als er jedoch den brennenden Baum genau betrachtet hatte, kam er zu der Überzeugung, dass das genau genommen wohl doch ein Feuer sein musste. Wie das wohl entstanden war? Bestimmt ein böser Zauber! Ein Balrog verbarg sich hier drin! Sie mussten ihn ausschalten. Aber wie? Natürlich! Sie mussten das Feuer löschen! „Wasser! Wasser!" kreischte Gandalf panisch und rannte auch schon los in die Küche. Dabei stolperte er aber über seinen Mantel. Hastig sprang er wieder auf und rannte weiter. Wieder stolperte er und landete auf dem Boden. Wieder rappelte er sich auf...
Gollum begann hilfsbereit, mit seinem neuen Fisch, den er gerade angenagt hatte, auf den Baum einzuschlagen. Dann jedoch stellte er fest, dass aus seinem Fisch nun ein gebratener Fisch geworden war und angewidert schleuderte er ihn hinter sich.
Der Fisch fiel genau in Legolas' Ausschnitt. Dieser sprang nun kreischend auf und begann, im Zimmer auf und ab zu hüpfen. „Heiß, heiß, eklig, heiß!" kreischte er dabei.
Die Hobbits rauften sich immer noch. Sie bemerkten rein gar nichts.
Boromir betrachtete in höchstem Entzücken, wie Legolas hüpfend einen Kriegstanz um den brennenden Weihnachtsbaum aufzuführen schien. „Sie brauchen mich gar nicht mehr, um sich lächerlich zu machen!" strahlte er. „Inzwischen können sie's allein..." Dann schniefte er: „Hach, sie werden so schnell groß..." und brach in ein irres Gekicher aus.
Gimli kam mit einem Eimer Wasser aus der Küche angerannt. Als er jedoch sah, wie Legolas auf und ab hüpfte und immer noch „Heiß! Heiß! Eklig!" schrie, entschloss er sich, dass er doch zuerst seinem Freund helfen könnte. PLATSCH! Legolas triefte vor Nässe, hüpfte aber weiter auf und ab. „Nass! Eklig! Eklig! Nass!" kreischte er nun. Gimli war sich nicht sicher, ob er Legolas mit einer Fackel helfen könnte.
Nun kam Gandalf aus der Küche gehumpelt. Sein Eimer war inzwischen nach gelegentlichen Stürzen nur noch zu einem Viertel voll, aber dieser Rest landete erstaunlicherweise doch im brennenden Baum. Was natürlich angesichts der Menge gar nichts bewirkte. Nun kam Gandalf der Gedanke, dass er es mit einem Zauberspruch versuchen könnte. Noch mehr Feuer konnte ja jetzt nicht mehr schaden.
„Wasser marsch!" rief er laut und das Wunder geschah: Aus seinem Stab schoss anstatt des von ihm fast erwarteten Feuerstrahls Wasser hervor. Begeistert hielt Gandalf nun seinen Stab vor sich und löschte heldenhaft den Baum. Dann war das Feuer aus. „Wasser Stopp!" rief Gandalf. Nichts geschah. Das Wasser strömte weiter. „Wasser Stopp!" kreischte Gandalf nun, leicht panikartig. Als wieder nichts geschah, ließ er den Stab fallen und begann darauf herumzutrampeln. Das führte dazu, dass nun noch an drei weiteren Stellen Wasser aus dem Stab spritzte.
Aus der Schlacht der Hobbits war eine Wasserschlacht geworden. Doch nicht einmal das bewirkte, dass den Hobbits klar wurde, dass sie im Wasser lagen.
Legolas hüpfte immer noch herum, kreischte allerdings inzwischen nicht mehr: „Nass! Eklig! Eklig! Nass!" sondern „Ganz nass! Eklig! Eklig! Ganz nass!"
Gollum versuchte, das Aquarium umzukippen, um den armen Fischen ihre Freiheit zurückzugeben. Dafür nahm er Gimlis Axt zu Hilfe, was diesem gar nicht gefiel. Mit einem Kampfschrei rannte er nun hinter Gollum her, der schleunigst untertauchte, dabei jedoch die Axt fallen ließ. Gimli watete nun verzweifelt durchs Wasser und starrte zu Boden, um seine Axt wiederzufinden.
Boromir schwebte über ihnen. Er war hin- und hergerissen zwischen Entzücken, das ihn immer befiel, wenn die anderen in Schwierigkeiten waren, und Depression, weil er sich so überflüssig vorkam. Das erste Mal seit er sich erinnern konnte, war er an derartigen Schwierigkeiten komplett unschuldig.
Aragorn hatte, um Arwen vor der Flut zu retten einen Sessel am Kronleuchter befestigt und war mit ihr hinaufgeklettert. „Schiffbruch... wie romantisch." murmelte sie – bevor der Kronleuchter von der Decke krachte und das allgemeine Chaos noch vergrößerte.
Das Wohnzimmer war noch zwei Jahre danach Sperrgebiet. Irgendwo darin liegen noch die Überreste von Gandalfs Stab und Gimlis Axt, im übrigen eine große Anzahl von ungeöffneten Hobbitgeschenken. Doch zum Glück forderte die Naturkatastrophe keine Opfer, weder während sie geschah, noch danach.
ENDE
