Lily schob ihre Bücher zusammen und verließ die Bibliothek. Die Ferien hatten zwar schon begonnen, aber sie wollte ihre Hausaufgaben so schnell wie möglich hinter sich haben. Und morgen würde der Schulball stattfinden. Wenn sie daran dachte, spürte sie Schmetterlinge im Bauch. Sie hatte sich jetzt für eines von Mrs Potters Kleidern entschieden, und zusammen mit James hatte sie viele Dekorationen schon so angebracht, dass sie sozusagen nur auf Knopfdruck in Erscheinung treten mussten. Morgen würden sie zusammen mit den Lehrern endgültig das Schloss dekorieren. Es würde so perfekt werden!

Als sie eine Treppe hochstieg, die zum Flur führte, indem die Fette Dame hing, trat ihr jemand in den Weg. Sébastien. Zuerst erschreckte sie sich, aber als sie ihn erkannte, lächelte sie. „Hey. Was machst du denn hier?" fragte sie sanft. Er lächelte zurück. „Isch wollte nachsehen wo du disch 'erumtreibst." Lily schnalzte mit der Zunge. „Ich habe mich nicht herumgetrieben, ich war in der Bibliothek." Sie sah ihn an. Er nickte. „Bien sûr. Wo sonst?" Seine rechte Hand umfasste sanft ihr Kinn und er küsste sie. Lily schlang die Arme um seinen Nacken. Sie genoss es, mit ihm durch das Schloss zu schlendern und sich über Nonsens zu unterhalten. Und von ihm geküsst zu werden. Sie öffnete die Lippen, und seine Zunge glitt in ihren Mund. Sie kann ihm entgegen und schmeckte ihn, aber diesmal zog er sich nicht wie sonst immer zurück. Sie spürte, wie seine Hände an ihren Seiten herunter glitten und dann wieder hoch wanderten. Einen Augenblick später fühlte sie sie an ihrem Hals, und dann wie sie abwärts glitten, zu ihrer Brust. Sie hielt ihn auf. „Nicht", sagte sie leise. Sébastien sah sie an. „Warum nischt?" fragte er. Lily verzog das Gesicht. Es war keiner hier, und vermutlich würde sie auch niemand stören, aber sie selbst wollte es einfach nicht. „Jemand könnte vorbeikommen." „Na und?" „Ich mag das nicht." „Wir können gehen zu ein anderen Ort." Er küsste sie wieder, und seine Hände begannen wieder ihren Weg abwärts zu suchen. Lily löste sich von ihm. „Sébastien, ich will nicht." Er lachte leise. „Pourqoi, Lily? Es ist niemand 'ier!" Sie schluckte, als seine Finger über ihre Wange strichen. „Ich möchte es nicht!" sagte sie. Sein Gesicht verdunkelte sich. „Comment? Isch verstehe nischt!" Seine andere Hand hatte ihr Handgelenk umfasst. „Ich WILL das jetzt nicht, Sébastien!" wiederholte sie, diesmal mit mehr Nachdruck, und entzog sich seinem Griff. Er starrte sie einen Augenblick an. „So ist das also." Dann ließ er sie stehen.

*********************************************

„Guck mal, Cember. Sehe ich darin nicht dick aus?" Alice zupfte nervös an ihrem Ballkleid. December stöhnte innerlich auf, diese Frage kam jetzt schon zum vierten Mal, aber sie tat, als würde sie ihre Freundin genau betrachteten. „Finde ich nicht, Alice. Du siehst super aus. Und warum machst du dir immer solche langweiligen Gedanken über deine Figur?" Alice funkelte sie böse an. „Du hast ja gut reden!" Sie betrachtete Decembers schlanken, schon fast zu dünnen Körper. „Du hast solche Probleme ja nicht! Was ist denn, wenn Frank mich morgen so sieht, und dazu diese ganzen anderen dünnen Mädchen, und dann…" December sah sie erstaunt und erschrocken an. „Al! Du siehst super aus, so wie du bist! Und Frank weiß das; er hat sowieso nur Augen für dich. Ich wäre froh, wenn ich ein paar von deinen Pfunden haben würde, ich sehe aus wie ein Brett." Von Catherines Bett kam Gelächter. „December, du siehst nicht aus wie ein Brett", gurrte sie, „Du siehst aus wie Schneewittchen." Während December sie wütend anstarrte, sah Alice verwirrt aus. „Schneewittchen?" December seufzte genervt. „Kennst du nicht den Spruch? ‚Du siehst aus wie Schneewittchen- ein Arsch, keine Tittchen.'"

Catherine giggelte und biss sich auf die Lippen, und Alice grinste, als sie December ansah. „Ich denke, da hat Cathy recht!"