Lily drängte sich durch die Eingangshalle und fragte sich, warum verdammt
noch mal es hier so voll war. Sollten nicht eigentlich alle damit
beschäftigt sein, sich umzuziehen?
Sie selbst hatte sich schon in ihre Festgarderobe geworfen. Beim genaueren
hinsehen stellte sie fest, dass es sich bei den Schülern durchweg um Erst-
Zweit- und Drittklässler handelte, die versuchten einen Blick in die Große
Halle zu erhaschen. Direkt vor der großen Flügeltür hatte sich eine Traube
gebildet, und als zwischen den wogenden schwarzen Umhängen etwas Rotes
aufleuchtete, war sie sich sicher, James gefunden zu haben.
Sie kämpfte sich durch die schnatternden Schüler, die die über ihren Köpfen
wirbelnden Schneeflocken und die funkelnden Eisskulpturen ausdiskutierten.
James war von mehreren Schülern umringt, in der Mitte ein kleines, dunkles
Mädchen mit geflochtenen Zöpfen und beneidenswerten braunen Augen. Sie
stand mit verschränkten Armen vor James, der eindringlich auf sie
einredete. „Nein Suzie, auch nicht einen Blick. Ihr bekommt ein super
Abendessen hoch in den Gemeinschaftsraum geschickt und könnt da tun und
lassen was ihr wollt. Wahrscheinlich würdet ihr den Ball gar nicht mal so
interessant finden..."Er blickte auf, als die Schüler beiseite traten um
Lily durchzulassen. „Hey, wo warst du? Ich brauche dich!"lächelte er und
sein Blick wanderte über ihre grüne Robe. Lily sah bezaubernd aus. Sie
hatte ihre Haare hochgesteckt, und kleine Perlenschnüre waren darin
verwoben. Der smaragdgrüne Stoff schmiegte sich an ihren Körper. Die Ärmel,
die aus einem helleren und feineren Stoff bestanden, waren Trompetenförmig
und hingen elegant nach unten, als Lily die Hände an die Tür legte. „Du
siehst gut aus", bemerkte er. Und Larzac wird anfangen mit dem Schwanz zu
wedeln, wenn er dich sieht. Lily wurde rot und lächelte. „Danke."Suzie
blickte James an. „Ist das deine Freeeeeuuundin?"fragte sie neugierig.
James grinste, während Lily noch röter wurde. „Nein Suzie, ist sie nicht.
Und jetzt sieh zu das du hier wegkommst, und nimm DEINE Freunde mit."Das
Mädchen schob die Unterlippe vor. „Das ist so unfair! Hier ist alles schön
geschmückt, und der Gemeinschafsraum sieht genauso aus wie immer. Total
öde. Warum dürft ihr das haben? Nur weil ihr älter seid..."James seufzte und
griff in die Tasche. „Pass auf Suzie, und lass das nicht die aus den
anderen Häusern hören, die wollen das dann auch. Du bist doch eine gute
Hexe, oder? Dann kannst hiermit den Gemeinschafsraum auch ganz leicht
Dekorieren."Er hielt ihr einen winzigen Eiskristall hin.
Lily hob die Augenbrauen. Wie sollte sie das denn anstellen? Suzie schien
das gleiche zu denken, denn sie öffnete den Mund, aber James ließ sie nicht
zu Wort kommen. „Du musst diesen Kristall mit den Zauberstab berühren und
ganz deutlich „Engorgio Circumferio"sagen. Okay? Merk es dir. Engorgio
Circumferio. Und jetzt ab mit euch."Suzie schloss die Finger um den
Kristall, strahlte James an und flitzte davon. Ihre Freunde folgten ihr.
James stöhnte und fuhr sich durch die Haare, sodass sie von seinem ganzen
Kopf abstanden. „Nervige Biester", murmelte er. Lily lachte. „Nachher sind
sie ja nicht mehr da. Was hat dein Zauberspruch bewirkt?"„Wirst du nachher
sehen, wenn du in den Gemeinschaftsraum kommst", meinte James
schulterzuckend. Lily sah sich in der Halle um. „Aber die Deko haben wir
ganz gut hinbekommen, nicht?"Dann fiel ihr etwas ein. „Sag mal, mit wem
gehst eigentlich du zum-"James unterbrach sie. „Sorry Lils, nicht jetzt!"
Er stürzte hinüber zu zwei Jungen, die angefangen hatten am Schloss der
Türen herumzusäbeln. Lily sah ihn herumschimpfen und gestikulieren, und
bald war er von einer neuen Schülerschar umgeben. Sie ging weiter, da es
wohl noch dauern würde, bis er wieder einen Augenblick verschnaufen konnte,
und sie wollte sehen, wie sie sich nützlich machen konnte.
Im vorbeigehen schickte sie Schüler in ihre Gemeinschaftsräume, obwohl sie
sicher sofort wieder zurückkommen würden, um die ankommenden älteren
Schüler in ihren Festumhängen zu begutachten.
„Hey, du hast hier auch nichts mehr zu suchen. Ab in den Gemeinschafsraum
mit dir", sagte sie freundlich zu einem kleinen Gryffindor, der ihr
entgegen kam. Der Junge lief rot an und schüttelte den Kopf. „Ich geh
gleich wieder", sagte er kleinlaut. „Aber ich soll dir was geben. Von
Sébastien Larzac an Lily Evans, die Schulsprecherin. Das bist du doch?"
Kleinlaut hielt er ihr ein Stück zusammengefaltetes Pergament hin. Lily
machte große Augen und nickte, während sie es annahm. „Äh, ja. Danke."Der
Junge schien froh zu sein, seine Aufgabe erledigt zu haben und verschwand
wieder. Verwirrt entfaltete Lily die Nachricht. Was wollte Sébastien? Sie
hatten doch alles geklärt und abgemacht, sich hier unten in der Halle zu
treffen? Sie begann, die kurze Nachricht zu lesen, und als sie fertig war,
ballte sich ihre Faust um das dünne Papier.
Bonjour Lily. Da du hast anscheinend keine Interesse in mir, gehe ich mit eine andere zu die Ball. Du wirst finden einen anderen der mit dir geht bestimmt.
Sébastien
Was sollte das? Warum schrieb er so was? Doch nicht wegen gestern Abend? Lily runzelte verstört das Gesicht. Weil sie nicht mit ihm herummachen wollte, ließ er sie sitzen? Sie schluckte, und mit dem zusammengeknüllten Pergament in ihrer Hand stürmte sie aus der Großen Halle.
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„Habt ihr December und Sirius gesehen?"Alice und Catherine drängten sich durch die Massen der Schüler im Gemeinschaftsraum zu Remus und Peter. Die Jungen begrüßten sie fröhlich. „Ihr seht gut aus", lächelte Remus. „Nein, Sirius ist vorhin verschwunden. Aber wehe er drückt sich. Schließlich hat er seine Wette verloren. Ich bin mal gespannt, was December aus ihm macht." „Tiens! Deceber lui a voulu marquiller!"murmelte Catherine. „Bitte was?" fragte Alice erstaunt. „Isch meinte, sie wollte ihn ja schinken, oder wie das 'eißt."„Schminken. Genau, ich bin schon gespannt. Wollen wir gehen?" „Un moment, isch brauche erst meine Partner."Catherine sah sich um. Peter sah nervös aus. „Ich muss auch noch meine Partnerin finden", murmelte er. Eine Fünftklässlerin kam zu ihnen. „Da bin ich, Peter", lächelte sie aufgeregt. Peter wurde rot. „Hallo Nataly. Das sind meine Freunde."Er machte eine Handbewegung zu den anderen, die sich kurz vorstellten. Catherine kehrte mit Paul McGregor, dem Gryffindorsucher aus der Sechsten am Arm zurück. „Wir können gehen", verkündete sie. Mit gerafften Röcken stiegen die Mädchen durch das Porträtloch. In der Großen Halle drängten sich überall Schüler in ihren Festumhängen, es war ein einziges buntes Gewimmel. „Merlin, wie soll ich da denn Frank jemals finden?"seufzte Alice verzweifelt. „Nischt schwer, Chérie. Da vorn ist er."Catherine deutete mit der Hand in die Menge. Frank Longbottom wartete in der Nähe des Eingangsportals. Neben ihm stand Decembers Cousine Julie, die aufgeregt herumflatterte. „Bonjour Remus!"rief zu, als sie sie entdeckten und eilte herüber. „Ach, isch wusste nischt das ihr seit Partner?"bemerkte Catherine. Frank begrüßte Alice mit einem Kuss. „Du siehst wundervoll aus!" sagte er mit leuchtenden Augen. Alice strahlte und alle ihre vorherigen Sorgen waren vergessen. „Ah, ihr 'abt eusch gut abgestimmt mit die Farben", bemerkte Julie nach einem Blick auf ihre Festumhänge. Alice lächelte breit du strich über ihre hellblaue Robe, die hinten eine lange Schleppe hatte. Franks Dunkelblauer Festumhang sah perfekt dazu aus. „Marvellous. Ah, da ist James!"Catherine erspähte über die Schüler hinweg einen verwuschelten schwarzen Haarschopf und winkte. „Hey James", grüßten die anderen, als er sich zu ihnen durch drängte. Er sah ziemlich geschafft aus. „Die sind alle irre hier", ächzte er. „Drängeln sich wie die Idioten!"„Hast du December und Sirius gesehen?"fragte Remus neugierig. James schüttelte den Kopf. „Sind sie nicht bei euch? Ich hab sie schon den ganzen Tag nicht gesehen, aber ich bin gespannt über Sirius Aufmachung."„Und ich auf Decembers. Sie hat ein großes Geheimnis aus ihrem Kleid gemacht", bemerkte Alice mit gerunzelter Stirn. James machte eine wegwerfende Handbewegung. „Egal, wir bemerken sie früher oder später sowieso. Sirius schafft es nicht, einen Raum zu betreten ohne irgendwie die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen." „Sag mal..."Alice sah sich um und wandte sich dann an James. „Weißt du eigentlich, was zwischen December und Sirius läuft? Uns erzählt sie nämlich nichts."James runzelte die Stirn. „Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung. Ich habe mich nie richtig mit Sirius darüber unterhalten. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es nichts Ernstes ist. Sirius hat gesagt, er mag sie sehr gerne- ob er in sie verliebt ist, weiß ich nicht. Und beide wissen ganz genau, dass December nach der Schule nach Amerika geht um Werwölfe und andere Kreaturen zu studieren, womit das ganze eh keine Zukunft hätte." Peters Partnerin Nataly schien ziemlich aufgeregt, mit einem Haufen Siebtklässler in der großen Halle gesehen zu werden, dazu noch mit drei Stars der Quidditchmannschaft von Gryffindor, die sich über Beziehungsprobleme unterhielten. Sie winkte die ganze Zeit irgendwelchen Freundinnen, die neidvoll herüber sahen. „Und hast du Lily gesehen?"wollte Remus wissen. Wieder verneinte James. „Vorhin war sie hier, aber irgendwie ist sie verschwunden. Ich musste die ganze Zeit alleine die Kleinen von der Halle fernhalten", bemerkte er düster. „Keine Ahnung, wo und mit wem sie sich herumtreibt."Die anderen schwiegen. Ihnen war klar, dass James dabei an Sébastien dachte, und keiner wagte etwas zu sagen, um James nicht zu verärgern. „Wann fängt der Ball an?"fragte Julie schließlich. „Halb acht, offiziell. Jetzt ist es zwanzig nach."James sah auf die Uhr. „Ich weiß nicht, ob-"Er brach ab und starrte etwas hinter Alices Kopf an. Verwirrt drehte sie sich um und folgte wie die anderen seinem Blick. Die Schüler hatten plötzlich hektisch angefangen zu flüstern und machten Platz für Sirius und December, die mit leuchtenden Augen auf die Gruppe zugeeilt kamen. „Merlins Bart", wisperte Alice. Sie sahen interessant aus, milde ausgedrückt. Sirius hatte sich tatsächlich an seinen verlorenen Wetteinsatz gehalten. December hatte ihn tatsächlich geschminkt, und obwohl sie sich ziemlich zurück gehalten hatte, war es sehr auffällig. Sie hatte nicht mehr getan, als seine Augen schwarz zu schminken, sodass sie noch dunkler wirkten als sonst. Dazu trug er einen schwarzen Festumhang, wobei genau definiert werden musste, um was für ein Fest es sich handelte. Der Stoff sah eher grob und robust aus, und mit den Lederteilen und Schnallen schien er für eine Drachenjagd besser geeignet. An einer Kette trug er eine versilberte Klaue, die das Bild vervollständigte. Er vermittelte ein abenteuerliches Bild. Aber neben December wirkte er noch beinahe unauffällig. Sie trug ebenfalls schwarz, ein langes, ärmelloses Gewand, das an der Taille geschnürt wurde und nach vorne hin offen war, sodass ihre spitzen schwarzen Lederstiefel zu erkennen waren. Sie trug lange schwarze Handschuhe, deren Spitzen grob abgeschnitten waren, sodass ihre lagen dünnen Finger aus den faserigen Kanten schauten. Sie hatte ihre Augen ebenfalls dunkel geschminkt und ihre Haare einfach offen gelassen, sodass sie in langen dunklen Strähnen über ihre Schultern fielen. James gluckste belustigt, während die anderen große Augen machten. „Kein Wunder dass sie von DEM Kleid nichts gesagt hat", murmelte Alice, als sie ihre Freundin anstarrte. „Äh- wollt ihr zum Schulball oder zum Tanz der Vampire?"fragte Remus vorsichtig. Sirius grinste breit. „Was dagegen, Moony?"Einer der beiden machte klirrende Geräusche beim Gehen. „Aber es gibt wichtigeres: Wo ist Lily?"fragte Sirius plötzlich. December, die eben noch fröhlich ausgesehen hatte, wurde plötzlich ernst. „Habt ihr sie gesehen?"fragte sie mit besorgter Stimme. Die anderen verneinten. „Wir haben uns auch schon gefragt, wo sie ist. Vielleicht ist sie mit diesem Larzac weg", meinte Paul McGregor unbekümmert. Sirius schüttelte den Kopf und seufzte. „Da ist sie ganz bestimmt nicht." James runzelte die Stirn. „Warum?"„Darum. Guck mal dort hinten."Er deutete über die Schulter, von wo er gekommen war. Sie reckten die Hälse. „A-aber das Mädchen da neben ihm ist nicht Lily"stotterte Alice verwirrt. December schüttelte düster den Kopf. „Nein, das ist Tamara Williams, sechste Klasse, Ravenclaw. Und deshalb fragen wir uns ja auch, wo Lily ist und ob sie davon weiß." Professor McGonagalls Stimme schallte durch die Eingangshalle. Sie stand vor der Flügeltür zur Großen Halle und kündigte den offiziellen Ballbeginn an. „Was ist denn jetzt mit Lily?"fragte Alice besorgt. „Geht ich ruhig tanzen. Ich suche sie", meinte James schnell. Sébastien hatte ihn geschockt. Wo verdammt noch mal war Lily? Und wie konnte Larzac so etwas tun? „Aber Was ist mit deine Partnerin?"fragte Catherine. Er zuckte die Schultern. „Ich habe keine. Also vermisst mich niemand. Und jetzt seht zu das ihr da rein kommt. Und Sirius; Tu mir doch bitte einen Gefallen und mache ein Foto von McGonagalls Gesicht, wenn sie dich sieht."Er grinste und drängte sich durch die Schüler, die jetzt alle zum Eingang der Großen Halle strömten.
James hastete hoch zum Schlafsaal um die Karte des Rumtreibers zu holen. Während er lief, versank er in zornige Gedanken. Was glaubte dieser Larzac eigentlich, wer er war? Wie konnte er es wagen, Lily sitzen zulassen? Eigentlich hätte er froh sein müssen, und irgendwo war er das auch, aber es war ihm unbegreiflich, wie jemand Lily gegen eine andere eintauschen konnte. Er bemerkte kaum die aufgeregte Suzie, die ihm im Gemeinschaftsraum entgegen kam, um ihn zu sagen dass sie den gesamten Turm vereist hatte, sondern eilte die Treppe hoch zum Schlafsaal und stieß die Tür auf. Er stolperte über die Betten bis in die eine Ecke des Raumes, wo sie ihre Truhen aufbewahrten. Er öffnete seine eigene und zog die Karte heraus. Hastig ‚öffnete' er sie und suchte nach dem Punkt, der mit Lily Evans beschriftet war. Die meisten Personen drängten sich in der Großen Halle, und falls Lily dort war, würde es ihm unmöglich sein, sie auf der Karte ausfindig zu machen. Doch es bewegten sich einige einzelne Punkte im Schloss. Filch und Mrs Norris kontrollierten die Gänge, und Madame Pince hatte ihre Bibliothek nicht verlassen. Schließlich entdeckte er Lily in der Mädchentoilette der Maulenden Myrte. Hastig verstaute er die Karte wieder und machte sich wieder auf den Weg. Durch zahlreiche Abkürzungen über geheime Gänge und Öffnungen brauchte er nur wenige Minuten, bis er vor der Tür stand. Auf dem Weg war ihm keine Menschenseele begegnet. Behutsam öffnete er die Tür. Er fürchtete nicht, dass ihn irgendjemand sah, denn alle Schüler befanden sich jetzt entweder in der Großen Halle oder in den Gemeinschaftsräumen. Lily saß an der Wand auf dem Boden, das Gesicht in die Hände gestützt. Er sah Tränenspuren auf ihren Wangen, und ihre Augen waren gerötet. Die Maulende Myrte jammerte irgendwo in einer Toilette vor sich hin. Als er eintrat, sah sie auf. „James?"Ihre stimme war mehr ein heiseres Flüstern. „Was machst du denn hier?" James Herz wurde schwer, als er sie sah. Sie sah trotz der Tränen und der ruinierten Frisur wunderschön aus, aber dass sie sich soviel aus Sébastien machte, beunruhigte sie zutiefst. Sie sah so unglücklich aus! Am liebsten hätte er sie in die Arme genommen und an sich gedrückt und nie wieder losgelassen. „Ich sehe nach dir", sagte er freundlich und ließ sich neben ihr nieder. „Wir haben uns Sorgen gemacht, weil du nicht zum Ball aufgetaucht bist."Sie schluckte und wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht. „Ich gehe nicht mehr zum Ball", sagte mit gepresster Stimme. James zog eine Augenbraue hoch. „Und warum nicht?"„Weil- weil ich nicht kann!"Sie schlug mit der Faust auf den Steinboden. „Weil Sébastien Larzac mich verdammt noch mal sitzen lassen hat, und ich jetzt total verheult aussehe, und ich habe mir das Kleid aufgerissen, und ich sehe total schrecklich aus und..."Wieder stiegen Tränen in ihren Augen auf. James biss sich auf die Lippen, er hatte keine Ahnung, was genau er sagen sollte, damit sie nicht auch noch auf ihn wütend wurde. „Aber..."begann er zögerlich, „Willst du denn damit klein beigeben? Und dir von Larzac den Abend versauen lassen?"Er gab ihr ein Taschentuch. „Ich wusste nicht, dass du dir so viel aus ihm machst", gestand er. Lily trocknete sich das Gesicht und sah zornig aus. „ Es ist nicht so, dass ich unsterblich in ihn verliebt wäre. Es ist- ich mag ich gerne, verstehst du? Und etwas mit ihm zu unternehmen ist immer total schön gewesen. Ich hätte nie gedacht, dass er nur DAS gewollt hat..."In James Kopf schrillten die Alarmglocken. WAS genau hatte Larzac gewollt? „Lily- was wollte er von dir?"Hilfe, hoffentlich merkte sie nicht, wie heftig seine Worte herüberkamen. „Wir haben gestern rumgeknutscht, in der Nähe vom Gemeinschaftsraum. Und ich war halt müde und leicht genervt, weil ich Hausaufgaben gemacht hatte, und weil ich nervös war wegen dem Ball heute und ich wollte ausgeschlafen sein. Und dann wollte er mehr als nur Küsse und hat angefangen an mir herumzufummeln. Als ich ihm klargemacht hatte, dass ich das nicht will, ist er weggegangen. Und vorhin hat er mir einen Zettel überbringen lassen, dass er mit einer anderen gehen würde, da ich ja offenbar kein Interesse an ihm hätte. Das war doch gestern überhaupt nicht so gemeint! Und er hat noch nicht einmal den Mut, es mir persönlich ins Gesicht zu sagen!" Sie atmete tief durch und gab ihm mit einem kläglichen Lächeln das Taschentuch zurück. „Ich will mir nicht von ihm den Abend versauen lassen. Aber jetzt ist es zu spät, oder? Mein Kleid ist eingerissen, guck- und meine Frisur ist hin. Ich kann doch so nicht zum Ball gehen!"Sie strich sich eine Strähne aus dem Gesicht, die sich aus ihrer Frisur gelöst hatte. James lächelte verschmitzt. „Aber das war ja nicht dein einziges Kleid, oder?"Lily blinzelte und sah ihn an. „Du meinst, ich soll mich einfach umziehen und dann auf den Ball spazieren?" „Klar! Warum denn nicht? Du hast doch nichts zu verlieren, oder?"Er stand auf und griff nach ihrer Hand. „Es ist nie zu spät. Du nimmst einfach ein anderes Kleid, und deine Haare kriegst du auch schnell hin. Sie sind schön, egal wie du sie trägst."Das letzte war ihm mehr herausgerutscht, aber er schaffte es nicht rot zu werden. Lily nahm seine Hand und ließ sich von ihm hochziehen. Sie machten sich auf den Weg zurück zum Gemeinschaftsraum. Mit wem ist Sebastien auf dem Ball?"fragte Lily plötzlich. James erinnerte sich an das, was December gesagt hatte. „Tamara Williams, sechste Klasse, Raveclaw. Ne hübsche kleine Blondine mit großen Ti-"Er brach ab, und Lily verzog verächtlich den Mund. „Na toll. Wie hast du mich überhaupt gefunden?"James zuckte mit den Schultern und grinste schief. „Ich hab so meine Wege."„Und deine Tanzpartnerin? Wo ist die? Du hast sie doch hoffentlich nicht wegen mir sitzen lassen, oder?"„Hab ich nicht."Lily sah ihn leicht überrascht an. Mangel an Interesse konnte es von Seiten der Mädchen ja wohl kaum gegeben haben. Oder... „Ich warte hier auf dich, okay?" fragte er, als sie im Gemeinschaftsraum angelangt waren und Lily die Tür zu den Mädchenschlafsälen ansteuerte. Sie nickte und verschwand. James spürte die neugierigen Blicke, die die anderen ihm zuwarfen, da er eben erst hereingestürmt gekommen war, dann im gleichen Tempo wieder gegangen war und jetzt mit einer verheulten Schulsprecherin zurück kehrte. Suzie kam zu ihm gelaufen. „Dein Zauber hat ziemlich gut funktioniert"teilte sie ihm strahlend mit. James lächelte und sah sich um. Glitzernde Eiskristalle überzogen den ganzen Raum, sogar den Kamin, indem wie immer ein warmes Feuer brannte. Es dauerte nicht sehr lange, bis Lily wieder herunter kam. Suzie machte große Augen. „Oh, das ist aber ein anderes Kleid als vorhin", bemerkte sie erstaunt. Lily lächelte. „Ja, ich hatte zum Glück noch eins." Sie warf James einen halb ängstlichen Blick zu, der sagen sollte: Sehe ich okay aus? Er lächelte und nickte. „Du siehst großartig aus."Sie trug jetzt das silberblaue Kleid, und er vermochte nicht zu sagen, ob es ihr besser stand als das grüne oder nicht. Die Haare hatte sie offen gelassen und war offenbar nur kurz mit der Bürste durchgefahren. Ein Paar Haarsträhnen waren an ihrem Hinterkopf zu einem Knoten verschlungen. Die Perlen aus ihrer vorherigen Frisur hingen immer noch darin, was das Bild keineswegs störte. „Na los, gehen wir", spielerisch bot James ihr seinen Arm an. Lächelnd nahm sie ihn an und sie verließen den Gemeinschaftsraum. Suzie sah ihnen kopfschüttelnd nach. „Die wissen auch nicht, was sie wollen", murmelte sie leise.
~*~*~*~
Als Lily und James die Große Halle betraten, war der Ball schon voll in Gange. Zufrieden stellten sie fest, dass sie ganze Arbeit geleistet hatten. Die Große Halle sah nicht mehr aus wie die Große Halle sondern wie ein faszinierender Eispalast, erleuchtet von einem Kerzenmeer. Dort, wo der Lehrertisch sonst immer stand, war ein riesiges Buffet aufgebaut. Auf einer hohen Bühne standen die Hobgoblins, die zurzeit beliebteste Band in der Zaubererwelt, und spielten ein Lied nach dem anderen. Den Gesichtern nach zu Urteilen kam der Ball gut an. Schnell entdeckten sie December und Sirius, die auch mitten in der Menge sofort auffielen und sich eine eigene Art von Tanz entwickelt hatten und andere damit ansteckten. Alice und Frank tanzten glückselig eng umschlungen weiter hinten, und irgendwo in der Menge tauchten auch ab und zu die Köpfe von Peter, Remus und Catherine auf. Dumbledore und Professor McGonagall hatten es sich an einem Tisch gemütlich gemacht und winkten sie zu sich. „Ich will mich erst noch ein bisschen umsehen, ja?"sagte Lily leise zu James und tauchte in der Menge unter, während er zu seinen Lehrern hinüber ging. „Eine Durchaus gelungene Aktion, Mr Potter", lobte Professor McGonagall lächelnd. James lächelte zurück. „Jaaa, scheint ganz gut geworden zu sein", murmelte er und ließ seinen Blick über die Schüler schweifen. Sirius zwinkerte ihm zu und drehte sich weiter mit December. Professor McGonagall folgte James Blick. „Was ist eigentlich mit Mr Black passiert?"fragte sie leicht pikiert. James grinste. „Eine verlorene Wette. Aber ich denke er hat einfach nur seinen Spaß."„Hm. Ich hatte Miss Sneakon etwas anders eingeschätzt."Sie warf einen missbilligenden Blick auf Decembers schwarzen Rock, der klimpernd hoch wirbelte, als sie sich um Sirius drehte. James lachte leise und verabschiedete sich, um sich am Buffet zu einem Butterbier zu verhelfen. Er entdeckte Remus und Julie, die jetzt an einem der kleinen Tische an der Seite saßen und sich angeregt unterhielten, und Peter und Nataly, die etwas unbeholfen ihre Runden drehten. Severus Snape saß zusammen mit einem Slytherinmädchen in einer düsteren Ecke und machte ein ebenso düsteres Gesicht. Er hatte sich zu James belustigung noch nicht mal zur Feier des Tages die Haare gewaschen. Direkt vor James wirbelte Bellatrix Black mit Rodolphus Lestrange vorbei. Über ihren Charakter ließ sich alles Mögliche sagen, aber sie sah unbestreitbar gut aus. Sie trug, sehr patriotisch, eine grün-silberne Robe und dazu passenden Schmuck in Schlangenform, der sich um ihre Arme und den Hals wand. Dann sah James etwas anderes und spuckte fast sein Butterbier wieder aus. Auf der anderen Seite der Halle stand Lily. Und zu ihr trat gerade- so dreist hätte James ihn nie eingeschätzt- Sébastien Larzac. Er redete auf sie ein, gestikulierte mit den Händen und schien eindringlich etwas zu erklären, bis Lily schließlich nachsichtig und mit einem Anflug von Erleichterung lächelte. James wurde schlecht. Sébastien deutete auf die Tanzfläche, und nach kurzem Zögern nahm sie seine gebotene Hand an und begann mit ihm zu dem nächsten Lied zu tanzen. Sein Gesicht versteinerte. Seine Knöchel wurden weiß, so fest umklammerte er seinen Kelch. „Na Potter, hast du keine Abbekommen?"erklang eine Stimme hinter ihm. Es war Bellatrix, die sich jetzt am Essen bediente und sich offenbar hämisch über sein Unglück freute. Sie trat neben ihm. „Schau an, das kleine Schlammblut hat wohl nicht genug von unserem Freund Larzac, der sich ja immerhin schon seit zwei Wochen mit der kleinen Miss Williams aus Ravenclaw vergnügt, weil unser Lieblingsschlammblut sich zu sehr ziert. Das tut weh, so etwas zu sehen, nicht wahr?"Ihre Stimme schnurrte fast, als sie ihr Gesicht neben seins brachte. „Armer James. Da verschmäht ihn sogar so ein dreckiges kleines Schlammblut, um einen Kerl zu kriegen, der es mit jeder treiben würde... du könntest es ja mit einer Viertklässlerin oder so passieren. In dem Jahrgang gibt's n Menge Schlammblüter, auf solche stehst du doch!?!" James biss die Zähne zusammen. „Oooooh, schau sie dir an. Die zwei sehen richtig vertraut aus", hauchte Bellatrix und sah James gespielt mitleidig an. „Potty, das muss der schlimmste Tag deines Lebens sein."Sie legte ihm eine hand auf die Schulter und runzelte die Stirn. Er ballte die Freie Hand zur Faust. „Bella, tu mir einfach den Gefallen und halte dein dreckiges Maul", fauchte er. Sie lachte auf. „Hu, ich hab da wohl einen empfindlichen Nerv getroffen, was? Tragisch, tragisch. Na dann ertrinke in Selbstmitleid."Laut lachend schritt sie davon. James starrte ihr wütend nach, dann richtete er seinen Blick wieder auf die Tanzfläche und suchte hektisch nach Lily und Sébastien. Wie konnte sie nur... warum tat sie das bloß??? Er entdeckte sie schnell, denn sie waren nicht weit von ihm entfernt. Aber sie bewegten sich wieder zum Eingang der Halle hin, wo Sébastien sie schließlich los ließ. James schob sich mit Hilfe seiner Ellenbogen durch die Tanzenden, bis er hinter Lily stand, die Sébastien nachsah und eine Haarsträhne zwischen den Fingern zwirbelte. „Ich kann es echt nicht glauben", sagte er. Er versuchte, seinen Zorn unter Kontrolle zu halten, aber er schaffte es nur mit Mühe, und seine Stimme bebte. Lily drehte sich um und sah ihn erschrocken, fast ertappt, an. „James, ich-"Er schüttelte hart den Kopf. „Und dich soll man verstehen. Du willst immer nur vertrauenswürdige Personen, die zuverlässig sind, dann wirst du sitzen gelassen, heulst dir die Augen aus und bist total sauer, und dann lässt du dich wieder von ihm einlullen und tanzt mit ihm. Was versprichst du dir denn davon???"Sie versuchte wieder zu sprechen, aber er ließ sie nicht zu Wort kommen. „Weißt du Lily, ich wollte gerne dafür sorgen, dass es ein schöner Tag für dich wird, und dass es dir gut geht. Aber wenn du so blöd bist, dann bist du selber Schuld. Ich versuche jetzt nicht mehr, dich vor irgendwelchen Schmerzen zu schützen. Das ist vorbei. Geh mit Larzac, sei sein Spielzeug, vergnüg dich und beklag dich nicht, wenn er dich wieder fallen lässt!"„JAMES! Er hat sich bei mir entschuldigt! Er hat gesagt, er hätte es nicht so gemeint, und als er mich gesehen hat, wusste er was für einen Fehler er gemacht hätte, und-"„Ja toll, Lily"unterbrach James sie ironisch. „Weil er gemerkt hat, dass er vielleicht ein bisschen überreagiert hat. Du siehst fantastisch aus in dem Ballkleid, vielleicht wurde ihm dadurch erst klar dass er seine Chance verspielt hat, mit dir zu poppen. Aber ein paar nette Worte, die natürlich von Herzen kommen, und du wirst butterweich. Und rate mal, was er beim nächsten Date versuchen wird? Dich so schnell wie möglich ins Bett zu kriegen. Aber zöger bloß nicht zu lange, sonst nimmt er sich wieder eine andere! Glaubst du, es ist das erste Mal, dass er mit Tamara Williams ausgeht? Viel Spaß noch!"Er wirbelte herum und stürmte mit brennendem Gesicht aus der Halle. Lily stand wie vom Blitz getroffen und starrte ihm nach. Gönnte er es ihr nicht, oder was? Wollte er ihr jetzt auch noch den Abend versauen? Aber was er gesagt hatte... Sie warf einen blick zu Sébastien, der gerade einer strahlenden Tamara einen Becher überreichte. Die heißen Blicke, die sie ihm zuwarf, entgingen ihr nicht. Hatte er Recht? Oder war er einfach nur eifersüchtig? Ja- das war er bestimmt. Aber warum so plötzlich? Vorher hatte er doch auch nichts gesagt, wenn sie sich mit Sébastien getroffen hatte. Er hatte ihr ein Kleid besorgt, sich mit ihr um den Ball gekümmert, sie vorhin aufgemuntert. Ich wollte gerne dafür sorgen, dass es schöner Tag für dich wird, und dass es dir gut geht hatte er gesagt. Er war seit Ewigkeiten in sie verliebt, dass wusste sie doch- und sie erzählte ihm, dass sie mit Sébastien herummachte, und wie sehr sie sich auf den Ball mit ihm freute und all das! Weil er immer zugehört hatte und verständnisvoll reagierte. Weil er so ein guter Freund gewesen war. Weil er wollte, dass es ihr gut ging. Und sich dabei innerlich wahrscheinlich quälte, während sie auf seinen Gefühlen herumtrat. Eine Welle von Schuldgefühlen überrollte sie. Sie hatte jetzt die Wahl- James nachzulaufen und mit ihm zu reden, oder hierzu bleiben, ihr Glück mit Sébastien versuchen, James James sein lassen und damit einen Freund zu verlieren. Lily raffte ihre Röcke zusammen und lief James nach, so schnell sie konnte.
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In der Großen Halle auf der Tanzfläche...
„Hast du irgendwo James und Lily gesehen?"fragte December und spähte über Sirius Schulter. Er nickte. „Ich habe sie vorhin zusammen in die Halle kommen sehen." Sie lächelt erleichtert. „Dann ist ja gut. Siehst du, hatten wir doch recht, dass das mit Larzac nicht lange hält." Sirius grinste. „Aber hättest du erwartet, dass er sie einfach sitzen lässt?" Sie schüttelte den Kopf. „Das hätte ich nicht von ihm geglaubt. Schien nicht so der Typ dafür zu sein. Obwohl, Julie war in Beauxbatons mit ihm in einer Klasse, und sie meinte er wäre bekannt dafür, seine Mädchen öfters mal fallen zu lassen wenn er eine Hübschere sieht." „Na. Ich würde Tamara Williams nicht unbedingt hübscher als Lily bezeichnen", zweifelte Sirius, während er December mit schnellen Schritten über die Tanzfläche führte. „Das nicht, aber williger", sie drehte sich in seinen Armen, „Und weniger Grips, wodurch er sich überlegen fühlen kann." Langsam waren sie außer Atem. Die Hobgoblins spielten ein neues Lied, diesmal ein langsameres. Sirius legte seine Hände an Decembers Hüften, und sie schlang die Arme um seinen Hals. „Glaubst du, James ergreift die Chance?"fragte sie. Sirius biss sich nachdenklich auf die Unterlippe. „Denk mal schon. Wenn er sich nicht gerade in einem Zustand geistiger Umnachtung befindet und irgendetwas Blödes anstellt." „Apropos geistige Umnachtung und anstellen; Der Ball hier ist ja ganz nett, aber mir wird ehrlich gesagt langsam langweilig." Sie klimperte mit den Wimpern und lächelte. Sirius' Augen blitzten. „Wie ihr wünscht, Mylady. Was gedenkt ihr gegen eure Langeweile zu unternehmen? Sich zum Buffet begeben und zu speisen? Oder lieber etwas ‚Blödes' anstellen?"December grinste breit. „Sir, ich wähle euren zweiten Vorschlag und wünsche, den Ball zu verlassen."„Aye, Mylady. Wenn ihr mir unauffällig folgen würdet..."„Das mit dem unauffällig wird nix, Siri. Wir werden sowieso die ganze Zeit angestarrt."Sie machte eine Kopfbewegung zu den anderen. Sirius sah sich kurz um und entdeckte auch Professor McGonagalls Blick von der Seite. „Dann halt bemerkt."Er zog sie noch dichter an sich und presste seine Lippen auf ihre. Als December erschrocken nach Luft schnappte, packte er ihre Hand und zog sie aus der Halle, während hunderte von erstaunten Blicken ihnen folgten.
~*~*~*~
Draußen...
„James?"Lily sah sich in der Eingangshalle um. Wo war er hingegangen? Ihr Blick fiel auf das leicht offen stehende Eingangsportal. Doch nicht etwa hinaus? Bei dieser Kälte... Sie eilte zur Tür und spähte nach draußen. Tatsächlich, am Fuß der Treppe saß eine zusammengekauerte rot gekleidete Gestalt. Lily schloss das Portal hinter sich und trat in die eisige Luft. James hatte den Kopf in die Hände gestützt und starrte mit leerem blick auf die Ländereien. Lily wusste nicht, wie sie ihn ansprechen sollte, und so setzte sie sich einfach neben ihn und starrte ebenfalls. Nach einer Weile wagte sie es, zu sprechen. „Wie hast du das gemeint mit Sébastien?" „Was gemeint?"kam die dumpfe Antwort. „Dass es nicht das erste Mal war, dass er mit Tamara Williams ausgeht." „Na eben dass er sie nicht erst zum Schulball eingeladen hat, sondern schon vorher was mit ihr hatte." „Wa- was? Aber- warum hast du mir nichts davon gesagt?" „Hättest du mir den geglaubt?"Sie merkte, dass er sie ansah. In der Dunkelheit vor dem Schloss waren seine Augen nur dunkle Punkte, die hinter seiner Brille glitzerten. „Hätte ja sein können, dass ich es mir ausdenke. Um euch auseinander zu kriegen, oder? Aber wenn es dich beruhigt..."Er wandte seinen Blick wieder ab, „Ich habe es auch erst heute gehört. Ich habe keinen beweis dafür, aber ich denke mal, dass sich das ziemlich leicht herausfinden lässt."Er verschwieg, dass es Bellatrix Black gewesen war, die ihm diese Information gegeben hatte. Vielleicht hatte sie ja gelogen, es sich auch nur ausgedacht. Aber James glaubte ihr. Bella liebte es, anderen wehzutun, und zwar am liebsten mit Tatsachen und nicht mit Lügen. Lily schwieg und dachte nach. „Seit wann hat er was mit ihr?"„Seit zwei Wochen."Sie schluckte. Zwei Wochen. Und sie hatte nichts gewusst, nichts geahnt und sich einfach nur glücklich gefühlt. Ich wollte gerne dafür sorgen, dass es schöner Tag für dich wird, und dass es dir gut geht. Daraus war ja wohl nichts geworden. Aber James Schuld war das nicht gewesen. Er hatte ja getan, was er konnte. Und sie selbst hatte sich wie ein Trottel benommen. Warum hatte sie denn noch einmal mit Sébastien getanzt? Weil sie so gerne glauben wollte, dass er zu ihr zurückkam. Sonst wäre ihr doch wohl sofort aufgefallen, was er damit erreichen wollte. Du siehst fantastisch aus in dem Ballkleid, vielleicht wurde ihm dadurch erst klar dass er seine Chance verspielt hat, mit dir zu poppen. Aber ein paar nette Worte, die natürlich von Herzen kommen, und du wirst butterweich. Und rate mal, was er beim nächsten Date versuchen wird? Dich so schnell wie möglich ins Bett zu kriegen Ja, da hatte er wohl Recht. Und sie war ein absoluter Idiot. „Weißt du Lily, du machst es einem nicht einfach."James sprach leise, mehr zu sich selbst, sodass sie ihn fast nicht gehört hätte. „Ich habe versucht, nicht eifersüchtig zu sein und mich nicht einzumischen. Ich wollte- das es dir gut geht du das du glücklich bist."Er machte eine Pause. „Aber das ist nicht so einfach, weißt du? Ich kann meine Gefühle nicht einfach auf Knopfdruck ausstellen. Ich habe es versucht. Sirius und Deceber haben beide gesagt, das würde nicht lange mit dir und Sébastien halten. Ich dachte, ich könnte es vielleicht so lange aushalten. War aber ziemlich schwer."Seine Stimme klang rau. „S'ist nicht leicht zuzusehen, wenn der, den du liebst, mit jemand anderes rummacht. Ich hab versucht, mich zu bessern. Hast ja oft genug gesagt, ich wär' zu kindisch n' so. Hab versucht mein' Job als Schulsprecher gut zu machen. Und nicht mehr so viel Blödsinn zu machen. Versucht, wenigstens mit dir befreundet sein zu können. Na, hat ja auch irgendwie geklappt."Er schlang die Arme um seine angezogenen Knie, als ein eiskalter Wind durch seinen Umhang fuhr. „Ich mein, wir waren ja so was wie Freunde, oder? Haben uns ja nicht mehr angeschrieen, sowie früher. Normal mit'nander geredet. Und ich wollt, dass du halt glücklich bist. Hat aber nicht funktioniert."Er biss die Zähne zusammen. „Und jetzt bist du wahrscheinlich auch noch auf mich sauer. Ich mag dich wirklich, Lily."Und nach einem Augenblick: „Scheiße." Lily saß schweigend neben ihm und wagte nicht zu sprechen, da sie einen Kloß im Hals hatte. Seine Worte hatten sie ziemlich getroffen. Er hatte sich dieses Jahr wirklich bemüht. Und er war zu einem richtig guten Freund geworden. „Ich mag dich auch James", sagte sie leise. Aber wie sehr mochte sie ihn? Genug, um mit ihm etwas anzufangen? Und wollte er das jetzt überhaupt noch? Vor ihrem inneren Auge lief ein Film über den James ab, den sie dieses Jahr kennen gelernt hatte. Nicht der arrogante James von früher. Ein James, der von seiner toten Schwester erzählte. Einer, der morgens verschlafen aus seinem Schlafsack stieg, der auf dem Boden in ihrem Zimmer lag und Muggelzeitschriften las. Ein James, der mit strengem Gesichtsausdruck andere Schüler zur Ordnung rief, mit Sirius vor dem Kamin herumalberte, im Unterricht in den Büchern herummalte und strahlend von seinem Besen stieg, mit einem Lächeln, dass einen dunklen Raum erhellen konnte. Ja, sie mochte ihn auch. Und sie hatte ihm ziemlich wehgetan. „Das hier", sagte sie leise, aber aus vollem Herzen, „Ist das beschissenste Weihnachten, das ich je erlebt habe." James hob den Kopf von seinen Knien und sah sie an. Sie sah zurück. Und dann schlang sie die Arme um ihn und drückte ihn an sich. Sie spürte, wie seine Arme sie umfassten, und drückte ihren Kopf in seinen Umhang. „Du riechst nach Schokolade", stellte sie nach einer Weile verblüfft fest. Sie sah es im Dunkeln nicht, aber sie konnte sein Grinsen spüren. „Hmm."Sie ließen sich immer nich nicht los, und Lily genoss die Wärme, die von ihm ausging. „James?"fragte sie leise. „Was?"„Es tut mir leid."„Was tut dir leid?"Sie schluckte und sah ihn an. „Ich- weiß nicht. Es tut mir einfach leid."Sie konnte sein Gesicht nicht genau sehen, aber sie sah, wie sich sein Mund zu einem leisen Lächeln verzog. „Du musst dich bei mir nicht entschuldigen."„Ich möchte aber." Als sie seine Lippen auf ihren spürte, zuckte sie im ersten Moment zusammen. Sie waren genauso warm wie sein restlicher Körper. Es war ähnlich, und doch ganz anders, als wenn sie Sébastien küsste. Ein ganz anderes Gefühl. Sie spürte, wie seine linke Hand über ihre Haare und ihre rechte Wange strich. Ihre eigenen Finger lagen auf seinem Nacken und strichen über seine warme Haut. Seine Zunge strich über ihre Unterlippe, und sie öffnete den Mund um ihn einzulassen. Während sie mit der Hand durch seine Haare fuhr (genau die Bewegung, die sie bei ihm so hasste) und ihn schmeckte, spürte sie die ersten Schneeflocken auf ihrem Gesicht.
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In der Großen Halle...
„Tiens! Was war das?"Julie ließ Remus Hand los und starrte auf die Tanzfläche, wo sich Sirius und December gerade feixend einen Weg durch die Menge bahnten und hinaus stürmten. Remus runzelte die Stirn. „Vielleicht haben sie irgendwas geraucht..."überlegte er laut. Julie sah ihrer flüchtenden Cousine nach und wandte sich dann ihm zu. „Tu crois? Dann will isch auch was davon!"
(A/N: Tu crois= glaubst du?)
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Vor der Halle...
„Und was machen wir jetzt?"Sirius ließ Decembers Hand nicht los, als sie ihre Schritte draußen verlangsamten. Sie zuckte mit den Schultern und sah ihn von der Seite an. „Irgend etwas Verrücktes. Etwas, was ich noch nie gemacht habe."Sirius seufzte. „Dann muss ich mir diesmal also mehr einfallen lassen als über Dächer laufen, ja?"Er sah sich um, als suche er nach etwas. December betrachtete ihn interessiert. „Hm... das ist jetzt die Frage. Wir könnten ja..."Er sprach nicht weiter, sondern strebte die Wand neben der großen Treppe an. „Was? Was machen wir jetzt?"fragte sie neugierig, aber er schüttelte den Kopf. „Wirst du schon sehen."Er fuhr mit der Hand die Steine entlang, bis er den Richtigen gefunden hatte und drückte darauf. Die Wand öffnete sich, und dahinter kam eine Wendeltreppe zu Vorscheinen, die ebenfalls nach oben führte. „Komm, komm mit."Er führte sie die Treppe hinauf und über einen unglaublich schmalen Flur bis zu einer ebenso schmalen Tür. „Sirius-"„Was?"„Wohin gehen wir?"„Siehst du gleich."Er öffnete die Tür, und December spähte dahinter und schnappte nach Luft. „Sirius! Wir- wir sind über der großen Halle!"„Ganz genau!"Er spähte hinunter durch das schwebende Kerzenmeer auf die Tanzenden Schüler unter ihnen. „Wie- wie weit ist die Decke entfernt?"fragte December vorsichtig und sah zu dem wolkenverhangenen Himmel über ihnen auf. Sirius zuckte mit den Schultern. „Nicht weit. James ist mal nachts mit dem Besen raufgeflogen und hat sich tierisch den Kopf gestoßen."„Aber- aber die Säulen reichen ja gar nicht bis an die Decke."Sie deutete auf das obere Ende einer mächtigen Steinsäule, die nicht weit von ihnen entfernt stand. Sirius schüttelte den Kopf. „Tun sie nicht, und zwar aus einem Grund. Hier siehst du? Sie ergeben einen Weg."„Einen Weg? Wohin soll der denn führen?" Ungläubig sah December sich um und stellte fest, dass die oberen Säulen- Enden tatsächlich eine Art Weg ergaben- einmal über die ganze Große Halle, in Schwindel erregender Höhe, hinüber zu einer zweiten Tür. „Da drüben führt sie hin", meinte Sirius fröhlich. „Und was ist da?"„Weiß ich nicht. Aber wir können ja nachgucken."Sirius sprang leichtfüßig auf die erste Säule. December schluckte. „Das ist irre. Was ist, wenn uns jemand sieht?" „Wer guckt den schon nach oben? Und wenn doch, dann denken sie, sie hätten Halluzinationen Schließlich kann doch keiner hier oben herumspringen, oder? Weil die Säulen ja bis an die Decke reichen, wie man ja von unten sehen kann. Komm."Er winkte ihr mit der Hand und sprang auf die nächste Säule. December schluckte. Sie hatte etwas Verrücktes tun wollen- in zehn Meter Höhe von einer Säule zur nächsten zu springen, das war verrückt! Sie sprang, und ehe sie sich versah, hatte sie wieder Boden untern den Füßen. Vorsichtig spähte sie nach unten und sah schnell wieder hinauf. Sirius war schon zwei Säulen weiter, als er sich zu ihr umdrehte und sie fragend ansah. ‚Folgst du mir?' sagten seine Augen. December lächelte ihn an und sprang auf die nächste Säule. Schneller, als sie dachte, hatten sie das andere Ende der Halle erreicht, und Sirius öffnete die nächste Tür mit seinem Zauberstab. December landete neben ihm auf der letzten Säule. „Wer zuerst?"fragte sie. „Ladys First", Sirius machte eine einladende Handbewegung zur Tür. Sie sprang hinüber, und Sirius landete direkt hinter ihr. Sie standen in einem kleinen Raum. Er konnte von draußen nicht zu sehen sein, da sie ihn noch nie entdeckt hatten. Die Wände bestanden aus Glas, und der ganze Raum war Kuppelförmig wie ein Iglu. December trat in die Mitte und sah sich um. „Das ist alles total irre. Alles. Der Raum, der Säulenweg-"sie drehte sich wieder zu Sirius, „und vor allem du."Sie grinsten. „Mach mal die Tür zu, nachher sieht das doch noch jemand."„Aber dann hört man die Musik gar nicht mehr!"protestierte Sirius. December verdrehte die Augen, während er die Tür zuklappte. „Spinn nicht rum. Die ist so laut, dass man die auch hier drinnen hört. Spürst du nicht, wie der Boden vibriert?"Sie kniete sich hin und legte eine Hand auf den Boden. Sirius gesellte sich zu ihr. „Hast recht", gab er zu. „Wie konnte ich nur was anderes behaupten?"December schlug mit der Hand nach seinem Kopf. „Spinner."Sie sah ihn an. Er hatte diesen bestimmten Ausdruck in den Augen, der sich immer zeigte, wenn er etwas vorhatte. December konnte sich gut vorstellen, was es war und kam ihm zuvor. „Wag es ja nicht, mich jetzt zu küssen."Sirius zog die Augenbrauen hoch. „Warum nicht?"„Weil ich dich jetzt küssen will."Sie schlang die Arme um seinen Hals und drückte ihre Lippen auf seine. Sie spürte, wie sich sein Mund unter ihrem zu einem Grinsen verzog. „Das war jetzt nicht unbedingt logisch, Cem", flüsterte er. „Ist doch egal. Wir sind ja auch nicht logisch"flüsterte sie zurück, bevor er sie wieder küsste und begann, die Schnürung an ihrem Kleid zu lösen.
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„Lily?" „Hmmm?" „Wollen wir nicht reingehen?" „Warum?" „Weil wir ziemlich nass sind." James hob die Hand und wischte den Schnee aus ihren Haaren. Sie nahm ihren Kopf von seiner Schulter und sah an sich herunter. „Das könnte ein Grund sein."Auf den Treppenstufen hatte sich eine weiße Decke gebildet. Mühsam standen sie auf. „Scheiße. Das ist schon das zweite Kleid heute, dass ich ruiniere."Lily zupfte an dem durchnässten Stoff. „Uhm- will deine Mum die Sachen zurück haben?"„Bestimmt nicht. Sie hat genug davon. Und außerdem hast du ja noch eins."„Und das werde ich garantiert nicht anziehen, weil ich es sonst auch noch irgendwie zerstöre. Nein danke. Außerdem lohnt das nicht mehr von der Zeit her. Es kann nicht mehr lange dauern bis der Ball zu Ende ist."Sie seufzte und sah ihn an. „Wollen wir?"James öffnete ihr das Portal und sie traten in die Eingangshalle. Im gleichen Augenblick erklang Dumbledores Stimme, magisch verstärkt, sodass sie sie auch draußen hören konnten. „Leider muss auch dieser Tag zu einem Ende kommen. Bevor die Band das letzte Lied spielt, möchte ich deshalb den Schulsprechern danken, dieses hervorragende Fest organisiert zu haben- wo sind sie denn?"„Oh Fuck, wir müssen rein!"James riss die Augen auf. „Komm, Lily."Sie eilten zur Tür und stießen sie auf. Hundert Köpfe wandten sich zu den beiden nassen, zerzausten Gestalten, die mit halb verschämten Gesichtern eintraten. Dumbledores Augen funkelten belustigt. „Wie schön, dass auch sie zu uns gestoßen sind. Bitte einen Applaus für Mr Potter und Miss Evans, unsere beiden hervorragenden Schulsprecher!" Donnernder Beifall erklang, und beiden spürten, wie sie rot wurden. „Aaaah! Sind das Sirius uns December?"flüsterte Lily James leise zu und deutete auf zwei schwarze Gestalten, die nicht weit von ihnen entfernt standen und außer Atem schienen, als wären sie selbst erst eben im Laufschritt eingetroffen. James grinste. „Ach ja, du hast sie noch gar nicht gesehen." Die Musik setzte ein. James ob die Augenbrauen und sah Lily an. „Bekomm ich noch einen Tanz?"Sie lächelte. „Der letzte Tanz gehört dir."Sie nahm seine Hand und zusammen mischten sie sich unter die anderen Schüler.
In der Eingangshalle trafen sie schließlich wieder alle zusammen. „December? Äh- dein Kleid ist etwas verrutscht", bemerkte Alice stirnrunzelnd und betrachtete ihre Freundin mit einem strengen Blick. December tat unschuldig. „Ach je. Da muss ich wohl etwas wild ... getanzt haben."Sie und Sirius tauschten einen raschen Blick und grinsten. Frank und Remus schüttelten die Köpfe, während James und schmunzelte. „Wo wart ihr überhaupt?"fragte Peter James. Die anderen sahen ihn und Lily neugierig und fragend an. „Lily! Dein Kleid! Quelle malheur!"Julie betrachtete entsetzt den feuchten Seidenstoff. Lily winkte ab. „das ist schon das zweite, das ich ruiniert habe. Wir- waren draußen."„Draußen?" wiederholte Catherine. „Aber dann ziemlisch lange, oui?"James zog eine Augenbraue hoch. „Und? Warum nicht?"Sie wollte gerade etwas antworten, als sie von einer quiekenden Stimme unterbrochen wurde. Professor Flitwick stand hinter ihnen, eine Kamera in der Hand. „Was halten sie von einem Foto? Als andenken?"fragte er aufgeregt, und sein Hut rutschte ihm vom Kopf. „Na klar!"antwortete December rasch, bevor irgendjemand anderes etwas sagen konnte. „Los Leute, quetscht euch zusammen!"Sie schlang einen Arm um Sirius Hüfte. James und Lily standen rechts von ihnen, Alice und Frank links. Um sie drängten sich Peter und Nataly, die immer noch total aufgeregt war, Remus, Julie, Catherine und Paul McGregor. Der Fotoapparat blitzte, und ihr kleiner Lehrer überreichte ihnen strahlend ein sich bewegendes Polaroidbild. „Und- wer nimmt es jetzt?"fragte Frank. „Isch weiß!"Catherine schnipste mit dem Finger. „James, du 'ast doch über deine Bett diese Fotowand. Da 'ängst du es 'in!"„Okay. Dann nehme ich es." Er ließ es in die Tasche gleiten. Sie sahen sich an. „So- und jetzt?" fragte Paul. „Jetzt", mischte sich Professor McGonagall ein, die hinter ihnen aus der Halle trat, „Sehen sie zu, dass sie in ihre Gemeinschaftsräume kommen. Und mit ihnen, Mr Black und Miss Sneakon, möchte ich morgen ein ernstes Wort reden!"Sie salutierten. „Aye, Ma'am!"Sie schnaufte und wartete solange, bis sie sich voneinander verabschiedet hatten und verschwunden waren. Dumbledore trat hinter sie. „Ein gelungenes Fest, finden sie nicht auch?"Sie drehte sich zu dem alten Schulleiter um, und überrascht sah er, dass sie lächelte. „Doch, es war sehr interessant."
Bonjour Lily. Da du hast anscheinend keine Interesse in mir, gehe ich mit eine andere zu die Ball. Du wirst finden einen anderen der mit dir geht bestimmt.
Sébastien
Was sollte das? Warum schrieb er so was? Doch nicht wegen gestern Abend? Lily runzelte verstört das Gesicht. Weil sie nicht mit ihm herummachen wollte, ließ er sie sitzen? Sie schluckte, und mit dem zusammengeknüllten Pergament in ihrer Hand stürmte sie aus der Großen Halle.
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„Habt ihr December und Sirius gesehen?"Alice und Catherine drängten sich durch die Massen der Schüler im Gemeinschaftsraum zu Remus und Peter. Die Jungen begrüßten sie fröhlich. „Ihr seht gut aus", lächelte Remus. „Nein, Sirius ist vorhin verschwunden. Aber wehe er drückt sich. Schließlich hat er seine Wette verloren. Ich bin mal gespannt, was December aus ihm macht." „Tiens! Deceber lui a voulu marquiller!"murmelte Catherine. „Bitte was?" fragte Alice erstaunt. „Isch meinte, sie wollte ihn ja schinken, oder wie das 'eißt."„Schminken. Genau, ich bin schon gespannt. Wollen wir gehen?" „Un moment, isch brauche erst meine Partner."Catherine sah sich um. Peter sah nervös aus. „Ich muss auch noch meine Partnerin finden", murmelte er. Eine Fünftklässlerin kam zu ihnen. „Da bin ich, Peter", lächelte sie aufgeregt. Peter wurde rot. „Hallo Nataly. Das sind meine Freunde."Er machte eine Handbewegung zu den anderen, die sich kurz vorstellten. Catherine kehrte mit Paul McGregor, dem Gryffindorsucher aus der Sechsten am Arm zurück. „Wir können gehen", verkündete sie. Mit gerafften Röcken stiegen die Mädchen durch das Porträtloch. In der Großen Halle drängten sich überall Schüler in ihren Festumhängen, es war ein einziges buntes Gewimmel. „Merlin, wie soll ich da denn Frank jemals finden?"seufzte Alice verzweifelt. „Nischt schwer, Chérie. Da vorn ist er."Catherine deutete mit der Hand in die Menge. Frank Longbottom wartete in der Nähe des Eingangsportals. Neben ihm stand Decembers Cousine Julie, die aufgeregt herumflatterte. „Bonjour Remus!"rief zu, als sie sie entdeckten und eilte herüber. „Ach, isch wusste nischt das ihr seit Partner?"bemerkte Catherine. Frank begrüßte Alice mit einem Kuss. „Du siehst wundervoll aus!" sagte er mit leuchtenden Augen. Alice strahlte und alle ihre vorherigen Sorgen waren vergessen. „Ah, ihr 'abt eusch gut abgestimmt mit die Farben", bemerkte Julie nach einem Blick auf ihre Festumhänge. Alice lächelte breit du strich über ihre hellblaue Robe, die hinten eine lange Schleppe hatte. Franks Dunkelblauer Festumhang sah perfekt dazu aus. „Marvellous. Ah, da ist James!"Catherine erspähte über die Schüler hinweg einen verwuschelten schwarzen Haarschopf und winkte. „Hey James", grüßten die anderen, als er sich zu ihnen durch drängte. Er sah ziemlich geschafft aus. „Die sind alle irre hier", ächzte er. „Drängeln sich wie die Idioten!"„Hast du December und Sirius gesehen?"fragte Remus neugierig. James schüttelte den Kopf. „Sind sie nicht bei euch? Ich hab sie schon den ganzen Tag nicht gesehen, aber ich bin gespannt über Sirius Aufmachung."„Und ich auf Decembers. Sie hat ein großes Geheimnis aus ihrem Kleid gemacht", bemerkte Alice mit gerunzelter Stirn. James machte eine wegwerfende Handbewegung. „Egal, wir bemerken sie früher oder später sowieso. Sirius schafft es nicht, einen Raum zu betreten ohne irgendwie die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen." „Sag mal..."Alice sah sich um und wandte sich dann an James. „Weißt du eigentlich, was zwischen December und Sirius läuft? Uns erzählt sie nämlich nichts."James runzelte die Stirn. „Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung. Ich habe mich nie richtig mit Sirius darüber unterhalten. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es nichts Ernstes ist. Sirius hat gesagt, er mag sie sehr gerne- ob er in sie verliebt ist, weiß ich nicht. Und beide wissen ganz genau, dass December nach der Schule nach Amerika geht um Werwölfe und andere Kreaturen zu studieren, womit das ganze eh keine Zukunft hätte." Peters Partnerin Nataly schien ziemlich aufgeregt, mit einem Haufen Siebtklässler in der großen Halle gesehen zu werden, dazu noch mit drei Stars der Quidditchmannschaft von Gryffindor, die sich über Beziehungsprobleme unterhielten. Sie winkte die ganze Zeit irgendwelchen Freundinnen, die neidvoll herüber sahen. „Und hast du Lily gesehen?"wollte Remus wissen. Wieder verneinte James. „Vorhin war sie hier, aber irgendwie ist sie verschwunden. Ich musste die ganze Zeit alleine die Kleinen von der Halle fernhalten", bemerkte er düster. „Keine Ahnung, wo und mit wem sie sich herumtreibt."Die anderen schwiegen. Ihnen war klar, dass James dabei an Sébastien dachte, und keiner wagte etwas zu sagen, um James nicht zu verärgern. „Wann fängt der Ball an?"fragte Julie schließlich. „Halb acht, offiziell. Jetzt ist es zwanzig nach."James sah auf die Uhr. „Ich weiß nicht, ob-"Er brach ab und starrte etwas hinter Alices Kopf an. Verwirrt drehte sie sich um und folgte wie die anderen seinem Blick. Die Schüler hatten plötzlich hektisch angefangen zu flüstern und machten Platz für Sirius und December, die mit leuchtenden Augen auf die Gruppe zugeeilt kamen. „Merlins Bart", wisperte Alice. Sie sahen interessant aus, milde ausgedrückt. Sirius hatte sich tatsächlich an seinen verlorenen Wetteinsatz gehalten. December hatte ihn tatsächlich geschminkt, und obwohl sie sich ziemlich zurück gehalten hatte, war es sehr auffällig. Sie hatte nicht mehr getan, als seine Augen schwarz zu schminken, sodass sie noch dunkler wirkten als sonst. Dazu trug er einen schwarzen Festumhang, wobei genau definiert werden musste, um was für ein Fest es sich handelte. Der Stoff sah eher grob und robust aus, und mit den Lederteilen und Schnallen schien er für eine Drachenjagd besser geeignet. An einer Kette trug er eine versilberte Klaue, die das Bild vervollständigte. Er vermittelte ein abenteuerliches Bild. Aber neben December wirkte er noch beinahe unauffällig. Sie trug ebenfalls schwarz, ein langes, ärmelloses Gewand, das an der Taille geschnürt wurde und nach vorne hin offen war, sodass ihre spitzen schwarzen Lederstiefel zu erkennen waren. Sie trug lange schwarze Handschuhe, deren Spitzen grob abgeschnitten waren, sodass ihre lagen dünnen Finger aus den faserigen Kanten schauten. Sie hatte ihre Augen ebenfalls dunkel geschminkt und ihre Haare einfach offen gelassen, sodass sie in langen dunklen Strähnen über ihre Schultern fielen. James gluckste belustigt, während die anderen große Augen machten. „Kein Wunder dass sie von DEM Kleid nichts gesagt hat", murmelte Alice, als sie ihre Freundin anstarrte. „Äh- wollt ihr zum Schulball oder zum Tanz der Vampire?"fragte Remus vorsichtig. Sirius grinste breit. „Was dagegen, Moony?"Einer der beiden machte klirrende Geräusche beim Gehen. „Aber es gibt wichtigeres: Wo ist Lily?"fragte Sirius plötzlich. December, die eben noch fröhlich ausgesehen hatte, wurde plötzlich ernst. „Habt ihr sie gesehen?"fragte sie mit besorgter Stimme. Die anderen verneinten. „Wir haben uns auch schon gefragt, wo sie ist. Vielleicht ist sie mit diesem Larzac weg", meinte Paul McGregor unbekümmert. Sirius schüttelte den Kopf und seufzte. „Da ist sie ganz bestimmt nicht." James runzelte die Stirn. „Warum?"„Darum. Guck mal dort hinten."Er deutete über die Schulter, von wo er gekommen war. Sie reckten die Hälse. „A-aber das Mädchen da neben ihm ist nicht Lily"stotterte Alice verwirrt. December schüttelte düster den Kopf. „Nein, das ist Tamara Williams, sechste Klasse, Ravenclaw. Und deshalb fragen wir uns ja auch, wo Lily ist und ob sie davon weiß." Professor McGonagalls Stimme schallte durch die Eingangshalle. Sie stand vor der Flügeltür zur Großen Halle und kündigte den offiziellen Ballbeginn an. „Was ist denn jetzt mit Lily?"fragte Alice besorgt. „Geht ich ruhig tanzen. Ich suche sie", meinte James schnell. Sébastien hatte ihn geschockt. Wo verdammt noch mal war Lily? Und wie konnte Larzac so etwas tun? „Aber Was ist mit deine Partnerin?"fragte Catherine. Er zuckte die Schultern. „Ich habe keine. Also vermisst mich niemand. Und jetzt seht zu das ihr da rein kommt. Und Sirius; Tu mir doch bitte einen Gefallen und mache ein Foto von McGonagalls Gesicht, wenn sie dich sieht."Er grinste und drängte sich durch die Schüler, die jetzt alle zum Eingang der Großen Halle strömten.
James hastete hoch zum Schlafsaal um die Karte des Rumtreibers zu holen. Während er lief, versank er in zornige Gedanken. Was glaubte dieser Larzac eigentlich, wer er war? Wie konnte er es wagen, Lily sitzen zulassen? Eigentlich hätte er froh sein müssen, und irgendwo war er das auch, aber es war ihm unbegreiflich, wie jemand Lily gegen eine andere eintauschen konnte. Er bemerkte kaum die aufgeregte Suzie, die ihm im Gemeinschaftsraum entgegen kam, um ihn zu sagen dass sie den gesamten Turm vereist hatte, sondern eilte die Treppe hoch zum Schlafsaal und stieß die Tür auf. Er stolperte über die Betten bis in die eine Ecke des Raumes, wo sie ihre Truhen aufbewahrten. Er öffnete seine eigene und zog die Karte heraus. Hastig ‚öffnete' er sie und suchte nach dem Punkt, der mit Lily Evans beschriftet war. Die meisten Personen drängten sich in der Großen Halle, und falls Lily dort war, würde es ihm unmöglich sein, sie auf der Karte ausfindig zu machen. Doch es bewegten sich einige einzelne Punkte im Schloss. Filch und Mrs Norris kontrollierten die Gänge, und Madame Pince hatte ihre Bibliothek nicht verlassen. Schließlich entdeckte er Lily in der Mädchentoilette der Maulenden Myrte. Hastig verstaute er die Karte wieder und machte sich wieder auf den Weg. Durch zahlreiche Abkürzungen über geheime Gänge und Öffnungen brauchte er nur wenige Minuten, bis er vor der Tür stand. Auf dem Weg war ihm keine Menschenseele begegnet. Behutsam öffnete er die Tür. Er fürchtete nicht, dass ihn irgendjemand sah, denn alle Schüler befanden sich jetzt entweder in der Großen Halle oder in den Gemeinschaftsräumen. Lily saß an der Wand auf dem Boden, das Gesicht in die Hände gestützt. Er sah Tränenspuren auf ihren Wangen, und ihre Augen waren gerötet. Die Maulende Myrte jammerte irgendwo in einer Toilette vor sich hin. Als er eintrat, sah sie auf. „James?"Ihre stimme war mehr ein heiseres Flüstern. „Was machst du denn hier?" James Herz wurde schwer, als er sie sah. Sie sah trotz der Tränen und der ruinierten Frisur wunderschön aus, aber dass sie sich soviel aus Sébastien machte, beunruhigte sie zutiefst. Sie sah so unglücklich aus! Am liebsten hätte er sie in die Arme genommen und an sich gedrückt und nie wieder losgelassen. „Ich sehe nach dir", sagte er freundlich und ließ sich neben ihr nieder. „Wir haben uns Sorgen gemacht, weil du nicht zum Ball aufgetaucht bist."Sie schluckte und wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht. „Ich gehe nicht mehr zum Ball", sagte mit gepresster Stimme. James zog eine Augenbraue hoch. „Und warum nicht?"„Weil- weil ich nicht kann!"Sie schlug mit der Faust auf den Steinboden. „Weil Sébastien Larzac mich verdammt noch mal sitzen lassen hat, und ich jetzt total verheult aussehe, und ich habe mir das Kleid aufgerissen, und ich sehe total schrecklich aus und..."Wieder stiegen Tränen in ihren Augen auf. James biss sich auf die Lippen, er hatte keine Ahnung, was genau er sagen sollte, damit sie nicht auch noch auf ihn wütend wurde. „Aber..."begann er zögerlich, „Willst du denn damit klein beigeben? Und dir von Larzac den Abend versauen lassen?"Er gab ihr ein Taschentuch. „Ich wusste nicht, dass du dir so viel aus ihm machst", gestand er. Lily trocknete sich das Gesicht und sah zornig aus. „ Es ist nicht so, dass ich unsterblich in ihn verliebt wäre. Es ist- ich mag ich gerne, verstehst du? Und etwas mit ihm zu unternehmen ist immer total schön gewesen. Ich hätte nie gedacht, dass er nur DAS gewollt hat..."In James Kopf schrillten die Alarmglocken. WAS genau hatte Larzac gewollt? „Lily- was wollte er von dir?"Hilfe, hoffentlich merkte sie nicht, wie heftig seine Worte herüberkamen. „Wir haben gestern rumgeknutscht, in der Nähe vom Gemeinschaftsraum. Und ich war halt müde und leicht genervt, weil ich Hausaufgaben gemacht hatte, und weil ich nervös war wegen dem Ball heute und ich wollte ausgeschlafen sein. Und dann wollte er mehr als nur Küsse und hat angefangen an mir herumzufummeln. Als ich ihm klargemacht hatte, dass ich das nicht will, ist er weggegangen. Und vorhin hat er mir einen Zettel überbringen lassen, dass er mit einer anderen gehen würde, da ich ja offenbar kein Interesse an ihm hätte. Das war doch gestern überhaupt nicht so gemeint! Und er hat noch nicht einmal den Mut, es mir persönlich ins Gesicht zu sagen!" Sie atmete tief durch und gab ihm mit einem kläglichen Lächeln das Taschentuch zurück. „Ich will mir nicht von ihm den Abend versauen lassen. Aber jetzt ist es zu spät, oder? Mein Kleid ist eingerissen, guck- und meine Frisur ist hin. Ich kann doch so nicht zum Ball gehen!"Sie strich sich eine Strähne aus dem Gesicht, die sich aus ihrer Frisur gelöst hatte. James lächelte verschmitzt. „Aber das war ja nicht dein einziges Kleid, oder?"Lily blinzelte und sah ihn an. „Du meinst, ich soll mich einfach umziehen und dann auf den Ball spazieren?" „Klar! Warum denn nicht? Du hast doch nichts zu verlieren, oder?"Er stand auf und griff nach ihrer Hand. „Es ist nie zu spät. Du nimmst einfach ein anderes Kleid, und deine Haare kriegst du auch schnell hin. Sie sind schön, egal wie du sie trägst."Das letzte war ihm mehr herausgerutscht, aber er schaffte es nicht rot zu werden. Lily nahm seine Hand und ließ sich von ihm hochziehen. Sie machten sich auf den Weg zurück zum Gemeinschaftsraum. Mit wem ist Sebastien auf dem Ball?"fragte Lily plötzlich. James erinnerte sich an das, was December gesagt hatte. „Tamara Williams, sechste Klasse, Raveclaw. Ne hübsche kleine Blondine mit großen Ti-"Er brach ab, und Lily verzog verächtlich den Mund. „Na toll. Wie hast du mich überhaupt gefunden?"James zuckte mit den Schultern und grinste schief. „Ich hab so meine Wege."„Und deine Tanzpartnerin? Wo ist die? Du hast sie doch hoffentlich nicht wegen mir sitzen lassen, oder?"„Hab ich nicht."Lily sah ihn leicht überrascht an. Mangel an Interesse konnte es von Seiten der Mädchen ja wohl kaum gegeben haben. Oder... „Ich warte hier auf dich, okay?" fragte er, als sie im Gemeinschaftsraum angelangt waren und Lily die Tür zu den Mädchenschlafsälen ansteuerte. Sie nickte und verschwand. James spürte die neugierigen Blicke, die die anderen ihm zuwarfen, da er eben erst hereingestürmt gekommen war, dann im gleichen Tempo wieder gegangen war und jetzt mit einer verheulten Schulsprecherin zurück kehrte. Suzie kam zu ihm gelaufen. „Dein Zauber hat ziemlich gut funktioniert"teilte sie ihm strahlend mit. James lächelte und sah sich um. Glitzernde Eiskristalle überzogen den ganzen Raum, sogar den Kamin, indem wie immer ein warmes Feuer brannte. Es dauerte nicht sehr lange, bis Lily wieder herunter kam. Suzie machte große Augen. „Oh, das ist aber ein anderes Kleid als vorhin", bemerkte sie erstaunt. Lily lächelte. „Ja, ich hatte zum Glück noch eins." Sie warf James einen halb ängstlichen Blick zu, der sagen sollte: Sehe ich okay aus? Er lächelte und nickte. „Du siehst großartig aus."Sie trug jetzt das silberblaue Kleid, und er vermochte nicht zu sagen, ob es ihr besser stand als das grüne oder nicht. Die Haare hatte sie offen gelassen und war offenbar nur kurz mit der Bürste durchgefahren. Ein Paar Haarsträhnen waren an ihrem Hinterkopf zu einem Knoten verschlungen. Die Perlen aus ihrer vorherigen Frisur hingen immer noch darin, was das Bild keineswegs störte. „Na los, gehen wir", spielerisch bot James ihr seinen Arm an. Lächelnd nahm sie ihn an und sie verließen den Gemeinschaftsraum. Suzie sah ihnen kopfschüttelnd nach. „Die wissen auch nicht, was sie wollen", murmelte sie leise.
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Als Lily und James die Große Halle betraten, war der Ball schon voll in Gange. Zufrieden stellten sie fest, dass sie ganze Arbeit geleistet hatten. Die Große Halle sah nicht mehr aus wie die Große Halle sondern wie ein faszinierender Eispalast, erleuchtet von einem Kerzenmeer. Dort, wo der Lehrertisch sonst immer stand, war ein riesiges Buffet aufgebaut. Auf einer hohen Bühne standen die Hobgoblins, die zurzeit beliebteste Band in der Zaubererwelt, und spielten ein Lied nach dem anderen. Den Gesichtern nach zu Urteilen kam der Ball gut an. Schnell entdeckten sie December und Sirius, die auch mitten in der Menge sofort auffielen und sich eine eigene Art von Tanz entwickelt hatten und andere damit ansteckten. Alice und Frank tanzten glückselig eng umschlungen weiter hinten, und irgendwo in der Menge tauchten auch ab und zu die Köpfe von Peter, Remus und Catherine auf. Dumbledore und Professor McGonagall hatten es sich an einem Tisch gemütlich gemacht und winkten sie zu sich. „Ich will mich erst noch ein bisschen umsehen, ja?"sagte Lily leise zu James und tauchte in der Menge unter, während er zu seinen Lehrern hinüber ging. „Eine Durchaus gelungene Aktion, Mr Potter", lobte Professor McGonagall lächelnd. James lächelte zurück. „Jaaa, scheint ganz gut geworden zu sein", murmelte er und ließ seinen Blick über die Schüler schweifen. Sirius zwinkerte ihm zu und drehte sich weiter mit December. Professor McGonagall folgte James Blick. „Was ist eigentlich mit Mr Black passiert?"fragte sie leicht pikiert. James grinste. „Eine verlorene Wette. Aber ich denke er hat einfach nur seinen Spaß."„Hm. Ich hatte Miss Sneakon etwas anders eingeschätzt."Sie warf einen missbilligenden Blick auf Decembers schwarzen Rock, der klimpernd hoch wirbelte, als sie sich um Sirius drehte. James lachte leise und verabschiedete sich, um sich am Buffet zu einem Butterbier zu verhelfen. Er entdeckte Remus und Julie, die jetzt an einem der kleinen Tische an der Seite saßen und sich angeregt unterhielten, und Peter und Nataly, die etwas unbeholfen ihre Runden drehten. Severus Snape saß zusammen mit einem Slytherinmädchen in einer düsteren Ecke und machte ein ebenso düsteres Gesicht. Er hatte sich zu James belustigung noch nicht mal zur Feier des Tages die Haare gewaschen. Direkt vor James wirbelte Bellatrix Black mit Rodolphus Lestrange vorbei. Über ihren Charakter ließ sich alles Mögliche sagen, aber sie sah unbestreitbar gut aus. Sie trug, sehr patriotisch, eine grün-silberne Robe und dazu passenden Schmuck in Schlangenform, der sich um ihre Arme und den Hals wand. Dann sah James etwas anderes und spuckte fast sein Butterbier wieder aus. Auf der anderen Seite der Halle stand Lily. Und zu ihr trat gerade- so dreist hätte James ihn nie eingeschätzt- Sébastien Larzac. Er redete auf sie ein, gestikulierte mit den Händen und schien eindringlich etwas zu erklären, bis Lily schließlich nachsichtig und mit einem Anflug von Erleichterung lächelte. James wurde schlecht. Sébastien deutete auf die Tanzfläche, und nach kurzem Zögern nahm sie seine gebotene Hand an und begann mit ihm zu dem nächsten Lied zu tanzen. Sein Gesicht versteinerte. Seine Knöchel wurden weiß, so fest umklammerte er seinen Kelch. „Na Potter, hast du keine Abbekommen?"erklang eine Stimme hinter ihm. Es war Bellatrix, die sich jetzt am Essen bediente und sich offenbar hämisch über sein Unglück freute. Sie trat neben ihm. „Schau an, das kleine Schlammblut hat wohl nicht genug von unserem Freund Larzac, der sich ja immerhin schon seit zwei Wochen mit der kleinen Miss Williams aus Ravenclaw vergnügt, weil unser Lieblingsschlammblut sich zu sehr ziert. Das tut weh, so etwas zu sehen, nicht wahr?"Ihre Stimme schnurrte fast, als sie ihr Gesicht neben seins brachte. „Armer James. Da verschmäht ihn sogar so ein dreckiges kleines Schlammblut, um einen Kerl zu kriegen, der es mit jeder treiben würde... du könntest es ja mit einer Viertklässlerin oder so passieren. In dem Jahrgang gibt's n Menge Schlammblüter, auf solche stehst du doch!?!" James biss die Zähne zusammen. „Oooooh, schau sie dir an. Die zwei sehen richtig vertraut aus", hauchte Bellatrix und sah James gespielt mitleidig an. „Potty, das muss der schlimmste Tag deines Lebens sein."Sie legte ihm eine hand auf die Schulter und runzelte die Stirn. Er ballte die Freie Hand zur Faust. „Bella, tu mir einfach den Gefallen und halte dein dreckiges Maul", fauchte er. Sie lachte auf. „Hu, ich hab da wohl einen empfindlichen Nerv getroffen, was? Tragisch, tragisch. Na dann ertrinke in Selbstmitleid."Laut lachend schritt sie davon. James starrte ihr wütend nach, dann richtete er seinen Blick wieder auf die Tanzfläche und suchte hektisch nach Lily und Sébastien. Wie konnte sie nur... warum tat sie das bloß??? Er entdeckte sie schnell, denn sie waren nicht weit von ihm entfernt. Aber sie bewegten sich wieder zum Eingang der Halle hin, wo Sébastien sie schließlich los ließ. James schob sich mit Hilfe seiner Ellenbogen durch die Tanzenden, bis er hinter Lily stand, die Sébastien nachsah und eine Haarsträhne zwischen den Fingern zwirbelte. „Ich kann es echt nicht glauben", sagte er. Er versuchte, seinen Zorn unter Kontrolle zu halten, aber er schaffte es nur mit Mühe, und seine Stimme bebte. Lily drehte sich um und sah ihn erschrocken, fast ertappt, an. „James, ich-"Er schüttelte hart den Kopf. „Und dich soll man verstehen. Du willst immer nur vertrauenswürdige Personen, die zuverlässig sind, dann wirst du sitzen gelassen, heulst dir die Augen aus und bist total sauer, und dann lässt du dich wieder von ihm einlullen und tanzt mit ihm. Was versprichst du dir denn davon???"Sie versuchte wieder zu sprechen, aber er ließ sie nicht zu Wort kommen. „Weißt du Lily, ich wollte gerne dafür sorgen, dass es ein schöner Tag für dich wird, und dass es dir gut geht. Aber wenn du so blöd bist, dann bist du selber Schuld. Ich versuche jetzt nicht mehr, dich vor irgendwelchen Schmerzen zu schützen. Das ist vorbei. Geh mit Larzac, sei sein Spielzeug, vergnüg dich und beklag dich nicht, wenn er dich wieder fallen lässt!"„JAMES! Er hat sich bei mir entschuldigt! Er hat gesagt, er hätte es nicht so gemeint, und als er mich gesehen hat, wusste er was für einen Fehler er gemacht hätte, und-"„Ja toll, Lily"unterbrach James sie ironisch. „Weil er gemerkt hat, dass er vielleicht ein bisschen überreagiert hat. Du siehst fantastisch aus in dem Ballkleid, vielleicht wurde ihm dadurch erst klar dass er seine Chance verspielt hat, mit dir zu poppen. Aber ein paar nette Worte, die natürlich von Herzen kommen, und du wirst butterweich. Und rate mal, was er beim nächsten Date versuchen wird? Dich so schnell wie möglich ins Bett zu kriegen. Aber zöger bloß nicht zu lange, sonst nimmt er sich wieder eine andere! Glaubst du, es ist das erste Mal, dass er mit Tamara Williams ausgeht? Viel Spaß noch!"Er wirbelte herum und stürmte mit brennendem Gesicht aus der Halle. Lily stand wie vom Blitz getroffen und starrte ihm nach. Gönnte er es ihr nicht, oder was? Wollte er ihr jetzt auch noch den Abend versauen? Aber was er gesagt hatte... Sie warf einen blick zu Sébastien, der gerade einer strahlenden Tamara einen Becher überreichte. Die heißen Blicke, die sie ihm zuwarf, entgingen ihr nicht. Hatte er Recht? Oder war er einfach nur eifersüchtig? Ja- das war er bestimmt. Aber warum so plötzlich? Vorher hatte er doch auch nichts gesagt, wenn sie sich mit Sébastien getroffen hatte. Er hatte ihr ein Kleid besorgt, sich mit ihr um den Ball gekümmert, sie vorhin aufgemuntert. Ich wollte gerne dafür sorgen, dass es schöner Tag für dich wird, und dass es dir gut geht hatte er gesagt. Er war seit Ewigkeiten in sie verliebt, dass wusste sie doch- und sie erzählte ihm, dass sie mit Sébastien herummachte, und wie sehr sie sich auf den Ball mit ihm freute und all das! Weil er immer zugehört hatte und verständnisvoll reagierte. Weil er so ein guter Freund gewesen war. Weil er wollte, dass es ihr gut ging. Und sich dabei innerlich wahrscheinlich quälte, während sie auf seinen Gefühlen herumtrat. Eine Welle von Schuldgefühlen überrollte sie. Sie hatte jetzt die Wahl- James nachzulaufen und mit ihm zu reden, oder hierzu bleiben, ihr Glück mit Sébastien versuchen, James James sein lassen und damit einen Freund zu verlieren. Lily raffte ihre Röcke zusammen und lief James nach, so schnell sie konnte.
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In der Großen Halle auf der Tanzfläche...
„Hast du irgendwo James und Lily gesehen?"fragte December und spähte über Sirius Schulter. Er nickte. „Ich habe sie vorhin zusammen in die Halle kommen sehen." Sie lächelt erleichtert. „Dann ist ja gut. Siehst du, hatten wir doch recht, dass das mit Larzac nicht lange hält." Sirius grinste. „Aber hättest du erwartet, dass er sie einfach sitzen lässt?" Sie schüttelte den Kopf. „Das hätte ich nicht von ihm geglaubt. Schien nicht so der Typ dafür zu sein. Obwohl, Julie war in Beauxbatons mit ihm in einer Klasse, und sie meinte er wäre bekannt dafür, seine Mädchen öfters mal fallen zu lassen wenn er eine Hübschere sieht." „Na. Ich würde Tamara Williams nicht unbedingt hübscher als Lily bezeichnen", zweifelte Sirius, während er December mit schnellen Schritten über die Tanzfläche führte. „Das nicht, aber williger", sie drehte sich in seinen Armen, „Und weniger Grips, wodurch er sich überlegen fühlen kann." Langsam waren sie außer Atem. Die Hobgoblins spielten ein neues Lied, diesmal ein langsameres. Sirius legte seine Hände an Decembers Hüften, und sie schlang die Arme um seinen Hals. „Glaubst du, James ergreift die Chance?"fragte sie. Sirius biss sich nachdenklich auf die Unterlippe. „Denk mal schon. Wenn er sich nicht gerade in einem Zustand geistiger Umnachtung befindet und irgendetwas Blödes anstellt." „Apropos geistige Umnachtung und anstellen; Der Ball hier ist ja ganz nett, aber mir wird ehrlich gesagt langsam langweilig." Sie klimperte mit den Wimpern und lächelte. Sirius' Augen blitzten. „Wie ihr wünscht, Mylady. Was gedenkt ihr gegen eure Langeweile zu unternehmen? Sich zum Buffet begeben und zu speisen? Oder lieber etwas ‚Blödes' anstellen?"December grinste breit. „Sir, ich wähle euren zweiten Vorschlag und wünsche, den Ball zu verlassen."„Aye, Mylady. Wenn ihr mir unauffällig folgen würdet..."„Das mit dem unauffällig wird nix, Siri. Wir werden sowieso die ganze Zeit angestarrt."Sie machte eine Kopfbewegung zu den anderen. Sirius sah sich kurz um und entdeckte auch Professor McGonagalls Blick von der Seite. „Dann halt bemerkt."Er zog sie noch dichter an sich und presste seine Lippen auf ihre. Als December erschrocken nach Luft schnappte, packte er ihre Hand und zog sie aus der Halle, während hunderte von erstaunten Blicken ihnen folgten.
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Draußen...
„James?"Lily sah sich in der Eingangshalle um. Wo war er hingegangen? Ihr Blick fiel auf das leicht offen stehende Eingangsportal. Doch nicht etwa hinaus? Bei dieser Kälte... Sie eilte zur Tür und spähte nach draußen. Tatsächlich, am Fuß der Treppe saß eine zusammengekauerte rot gekleidete Gestalt. Lily schloss das Portal hinter sich und trat in die eisige Luft. James hatte den Kopf in die Hände gestützt und starrte mit leerem blick auf die Ländereien. Lily wusste nicht, wie sie ihn ansprechen sollte, und so setzte sie sich einfach neben ihn und starrte ebenfalls. Nach einer Weile wagte sie es, zu sprechen. „Wie hast du das gemeint mit Sébastien?" „Was gemeint?"kam die dumpfe Antwort. „Dass es nicht das erste Mal war, dass er mit Tamara Williams ausgeht." „Na eben dass er sie nicht erst zum Schulball eingeladen hat, sondern schon vorher was mit ihr hatte." „Wa- was? Aber- warum hast du mir nichts davon gesagt?" „Hättest du mir den geglaubt?"Sie merkte, dass er sie ansah. In der Dunkelheit vor dem Schloss waren seine Augen nur dunkle Punkte, die hinter seiner Brille glitzerten. „Hätte ja sein können, dass ich es mir ausdenke. Um euch auseinander zu kriegen, oder? Aber wenn es dich beruhigt..."Er wandte seinen Blick wieder ab, „Ich habe es auch erst heute gehört. Ich habe keinen beweis dafür, aber ich denke mal, dass sich das ziemlich leicht herausfinden lässt."Er verschwieg, dass es Bellatrix Black gewesen war, die ihm diese Information gegeben hatte. Vielleicht hatte sie ja gelogen, es sich auch nur ausgedacht. Aber James glaubte ihr. Bella liebte es, anderen wehzutun, und zwar am liebsten mit Tatsachen und nicht mit Lügen. Lily schwieg und dachte nach. „Seit wann hat er was mit ihr?"„Seit zwei Wochen."Sie schluckte. Zwei Wochen. Und sie hatte nichts gewusst, nichts geahnt und sich einfach nur glücklich gefühlt. Ich wollte gerne dafür sorgen, dass es schöner Tag für dich wird, und dass es dir gut geht. Daraus war ja wohl nichts geworden. Aber James Schuld war das nicht gewesen. Er hatte ja getan, was er konnte. Und sie selbst hatte sich wie ein Trottel benommen. Warum hatte sie denn noch einmal mit Sébastien getanzt? Weil sie so gerne glauben wollte, dass er zu ihr zurückkam. Sonst wäre ihr doch wohl sofort aufgefallen, was er damit erreichen wollte. Du siehst fantastisch aus in dem Ballkleid, vielleicht wurde ihm dadurch erst klar dass er seine Chance verspielt hat, mit dir zu poppen. Aber ein paar nette Worte, die natürlich von Herzen kommen, und du wirst butterweich. Und rate mal, was er beim nächsten Date versuchen wird? Dich so schnell wie möglich ins Bett zu kriegen Ja, da hatte er wohl Recht. Und sie war ein absoluter Idiot. „Weißt du Lily, du machst es einem nicht einfach."James sprach leise, mehr zu sich selbst, sodass sie ihn fast nicht gehört hätte. „Ich habe versucht, nicht eifersüchtig zu sein und mich nicht einzumischen. Ich wollte- das es dir gut geht du das du glücklich bist."Er machte eine Pause. „Aber das ist nicht so einfach, weißt du? Ich kann meine Gefühle nicht einfach auf Knopfdruck ausstellen. Ich habe es versucht. Sirius und Deceber haben beide gesagt, das würde nicht lange mit dir und Sébastien halten. Ich dachte, ich könnte es vielleicht so lange aushalten. War aber ziemlich schwer."Seine Stimme klang rau. „S'ist nicht leicht zuzusehen, wenn der, den du liebst, mit jemand anderes rummacht. Ich hab versucht, mich zu bessern. Hast ja oft genug gesagt, ich wär' zu kindisch n' so. Hab versucht mein' Job als Schulsprecher gut zu machen. Und nicht mehr so viel Blödsinn zu machen. Versucht, wenigstens mit dir befreundet sein zu können. Na, hat ja auch irgendwie geklappt."Er schlang die Arme um seine angezogenen Knie, als ein eiskalter Wind durch seinen Umhang fuhr. „Ich mein, wir waren ja so was wie Freunde, oder? Haben uns ja nicht mehr angeschrieen, sowie früher. Normal mit'nander geredet. Und ich wollt, dass du halt glücklich bist. Hat aber nicht funktioniert."Er biss die Zähne zusammen. „Und jetzt bist du wahrscheinlich auch noch auf mich sauer. Ich mag dich wirklich, Lily."Und nach einem Augenblick: „Scheiße." Lily saß schweigend neben ihm und wagte nicht zu sprechen, da sie einen Kloß im Hals hatte. Seine Worte hatten sie ziemlich getroffen. Er hatte sich dieses Jahr wirklich bemüht. Und er war zu einem richtig guten Freund geworden. „Ich mag dich auch James", sagte sie leise. Aber wie sehr mochte sie ihn? Genug, um mit ihm etwas anzufangen? Und wollte er das jetzt überhaupt noch? Vor ihrem inneren Auge lief ein Film über den James ab, den sie dieses Jahr kennen gelernt hatte. Nicht der arrogante James von früher. Ein James, der von seiner toten Schwester erzählte. Einer, der morgens verschlafen aus seinem Schlafsack stieg, der auf dem Boden in ihrem Zimmer lag und Muggelzeitschriften las. Ein James, der mit strengem Gesichtsausdruck andere Schüler zur Ordnung rief, mit Sirius vor dem Kamin herumalberte, im Unterricht in den Büchern herummalte und strahlend von seinem Besen stieg, mit einem Lächeln, dass einen dunklen Raum erhellen konnte. Ja, sie mochte ihn auch. Und sie hatte ihm ziemlich wehgetan. „Das hier", sagte sie leise, aber aus vollem Herzen, „Ist das beschissenste Weihnachten, das ich je erlebt habe." James hob den Kopf von seinen Knien und sah sie an. Sie sah zurück. Und dann schlang sie die Arme um ihn und drückte ihn an sich. Sie spürte, wie seine Arme sie umfassten, und drückte ihren Kopf in seinen Umhang. „Du riechst nach Schokolade", stellte sie nach einer Weile verblüfft fest. Sie sah es im Dunkeln nicht, aber sie konnte sein Grinsen spüren. „Hmm."Sie ließen sich immer nich nicht los, und Lily genoss die Wärme, die von ihm ausging. „James?"fragte sie leise. „Was?"„Es tut mir leid."„Was tut dir leid?"Sie schluckte und sah ihn an. „Ich- weiß nicht. Es tut mir einfach leid."Sie konnte sein Gesicht nicht genau sehen, aber sie sah, wie sich sein Mund zu einem leisen Lächeln verzog. „Du musst dich bei mir nicht entschuldigen."„Ich möchte aber." Als sie seine Lippen auf ihren spürte, zuckte sie im ersten Moment zusammen. Sie waren genauso warm wie sein restlicher Körper. Es war ähnlich, und doch ganz anders, als wenn sie Sébastien küsste. Ein ganz anderes Gefühl. Sie spürte, wie seine linke Hand über ihre Haare und ihre rechte Wange strich. Ihre eigenen Finger lagen auf seinem Nacken und strichen über seine warme Haut. Seine Zunge strich über ihre Unterlippe, und sie öffnete den Mund um ihn einzulassen. Während sie mit der Hand durch seine Haare fuhr (genau die Bewegung, die sie bei ihm so hasste) und ihn schmeckte, spürte sie die ersten Schneeflocken auf ihrem Gesicht.
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In der Großen Halle...
„Tiens! Was war das?"Julie ließ Remus Hand los und starrte auf die Tanzfläche, wo sich Sirius und December gerade feixend einen Weg durch die Menge bahnten und hinaus stürmten. Remus runzelte die Stirn. „Vielleicht haben sie irgendwas geraucht..."überlegte er laut. Julie sah ihrer flüchtenden Cousine nach und wandte sich dann ihm zu. „Tu crois? Dann will isch auch was davon!"
(A/N: Tu crois= glaubst du?)
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Vor der Halle...
„Und was machen wir jetzt?"Sirius ließ Decembers Hand nicht los, als sie ihre Schritte draußen verlangsamten. Sie zuckte mit den Schultern und sah ihn von der Seite an. „Irgend etwas Verrücktes. Etwas, was ich noch nie gemacht habe."Sirius seufzte. „Dann muss ich mir diesmal also mehr einfallen lassen als über Dächer laufen, ja?"Er sah sich um, als suche er nach etwas. December betrachtete ihn interessiert. „Hm... das ist jetzt die Frage. Wir könnten ja..."Er sprach nicht weiter, sondern strebte die Wand neben der großen Treppe an. „Was? Was machen wir jetzt?"fragte sie neugierig, aber er schüttelte den Kopf. „Wirst du schon sehen."Er fuhr mit der Hand die Steine entlang, bis er den Richtigen gefunden hatte und drückte darauf. Die Wand öffnete sich, und dahinter kam eine Wendeltreppe zu Vorscheinen, die ebenfalls nach oben führte. „Komm, komm mit."Er führte sie die Treppe hinauf und über einen unglaublich schmalen Flur bis zu einer ebenso schmalen Tür. „Sirius-"„Was?"„Wohin gehen wir?"„Siehst du gleich."Er öffnete die Tür, und December spähte dahinter und schnappte nach Luft. „Sirius! Wir- wir sind über der großen Halle!"„Ganz genau!"Er spähte hinunter durch das schwebende Kerzenmeer auf die Tanzenden Schüler unter ihnen. „Wie- wie weit ist die Decke entfernt?"fragte December vorsichtig und sah zu dem wolkenverhangenen Himmel über ihnen auf. Sirius zuckte mit den Schultern. „Nicht weit. James ist mal nachts mit dem Besen raufgeflogen und hat sich tierisch den Kopf gestoßen."„Aber- aber die Säulen reichen ja gar nicht bis an die Decke."Sie deutete auf das obere Ende einer mächtigen Steinsäule, die nicht weit von ihnen entfernt stand. Sirius schüttelte den Kopf. „Tun sie nicht, und zwar aus einem Grund. Hier siehst du? Sie ergeben einen Weg."„Einen Weg? Wohin soll der denn führen?" Ungläubig sah December sich um und stellte fest, dass die oberen Säulen- Enden tatsächlich eine Art Weg ergaben- einmal über die ganze Große Halle, in Schwindel erregender Höhe, hinüber zu einer zweiten Tür. „Da drüben führt sie hin", meinte Sirius fröhlich. „Und was ist da?"„Weiß ich nicht. Aber wir können ja nachgucken."Sirius sprang leichtfüßig auf die erste Säule. December schluckte. „Das ist irre. Was ist, wenn uns jemand sieht?" „Wer guckt den schon nach oben? Und wenn doch, dann denken sie, sie hätten Halluzinationen Schließlich kann doch keiner hier oben herumspringen, oder? Weil die Säulen ja bis an die Decke reichen, wie man ja von unten sehen kann. Komm."Er winkte ihr mit der Hand und sprang auf die nächste Säule. December schluckte. Sie hatte etwas Verrücktes tun wollen- in zehn Meter Höhe von einer Säule zur nächsten zu springen, das war verrückt! Sie sprang, und ehe sie sich versah, hatte sie wieder Boden untern den Füßen. Vorsichtig spähte sie nach unten und sah schnell wieder hinauf. Sirius war schon zwei Säulen weiter, als er sich zu ihr umdrehte und sie fragend ansah. ‚Folgst du mir?' sagten seine Augen. December lächelte ihn an und sprang auf die nächste Säule. Schneller, als sie dachte, hatten sie das andere Ende der Halle erreicht, und Sirius öffnete die nächste Tür mit seinem Zauberstab. December landete neben ihm auf der letzten Säule. „Wer zuerst?"fragte sie. „Ladys First", Sirius machte eine einladende Handbewegung zur Tür. Sie sprang hinüber, und Sirius landete direkt hinter ihr. Sie standen in einem kleinen Raum. Er konnte von draußen nicht zu sehen sein, da sie ihn noch nie entdeckt hatten. Die Wände bestanden aus Glas, und der ganze Raum war Kuppelförmig wie ein Iglu. December trat in die Mitte und sah sich um. „Das ist alles total irre. Alles. Der Raum, der Säulenweg-"sie drehte sich wieder zu Sirius, „und vor allem du."Sie grinsten. „Mach mal die Tür zu, nachher sieht das doch noch jemand."„Aber dann hört man die Musik gar nicht mehr!"protestierte Sirius. December verdrehte die Augen, während er die Tür zuklappte. „Spinn nicht rum. Die ist so laut, dass man die auch hier drinnen hört. Spürst du nicht, wie der Boden vibriert?"Sie kniete sich hin und legte eine Hand auf den Boden. Sirius gesellte sich zu ihr. „Hast recht", gab er zu. „Wie konnte ich nur was anderes behaupten?"December schlug mit der Hand nach seinem Kopf. „Spinner."Sie sah ihn an. Er hatte diesen bestimmten Ausdruck in den Augen, der sich immer zeigte, wenn er etwas vorhatte. December konnte sich gut vorstellen, was es war und kam ihm zuvor. „Wag es ja nicht, mich jetzt zu küssen."Sirius zog die Augenbrauen hoch. „Warum nicht?"„Weil ich dich jetzt küssen will."Sie schlang die Arme um seinen Hals und drückte ihre Lippen auf seine. Sie spürte, wie sich sein Mund unter ihrem zu einem Grinsen verzog. „Das war jetzt nicht unbedingt logisch, Cem", flüsterte er. „Ist doch egal. Wir sind ja auch nicht logisch"flüsterte sie zurück, bevor er sie wieder küsste und begann, die Schnürung an ihrem Kleid zu lösen.
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„Lily?" „Hmmm?" „Wollen wir nicht reingehen?" „Warum?" „Weil wir ziemlich nass sind." James hob die Hand und wischte den Schnee aus ihren Haaren. Sie nahm ihren Kopf von seiner Schulter und sah an sich herunter. „Das könnte ein Grund sein."Auf den Treppenstufen hatte sich eine weiße Decke gebildet. Mühsam standen sie auf. „Scheiße. Das ist schon das zweite Kleid heute, dass ich ruiniere."Lily zupfte an dem durchnässten Stoff. „Uhm- will deine Mum die Sachen zurück haben?"„Bestimmt nicht. Sie hat genug davon. Und außerdem hast du ja noch eins."„Und das werde ich garantiert nicht anziehen, weil ich es sonst auch noch irgendwie zerstöre. Nein danke. Außerdem lohnt das nicht mehr von der Zeit her. Es kann nicht mehr lange dauern bis der Ball zu Ende ist."Sie seufzte und sah ihn an. „Wollen wir?"James öffnete ihr das Portal und sie traten in die Eingangshalle. Im gleichen Augenblick erklang Dumbledores Stimme, magisch verstärkt, sodass sie sie auch draußen hören konnten. „Leider muss auch dieser Tag zu einem Ende kommen. Bevor die Band das letzte Lied spielt, möchte ich deshalb den Schulsprechern danken, dieses hervorragende Fest organisiert zu haben- wo sind sie denn?"„Oh Fuck, wir müssen rein!"James riss die Augen auf. „Komm, Lily."Sie eilten zur Tür und stießen sie auf. Hundert Köpfe wandten sich zu den beiden nassen, zerzausten Gestalten, die mit halb verschämten Gesichtern eintraten. Dumbledores Augen funkelten belustigt. „Wie schön, dass auch sie zu uns gestoßen sind. Bitte einen Applaus für Mr Potter und Miss Evans, unsere beiden hervorragenden Schulsprecher!" Donnernder Beifall erklang, und beiden spürten, wie sie rot wurden. „Aaaah! Sind das Sirius uns December?"flüsterte Lily James leise zu und deutete auf zwei schwarze Gestalten, die nicht weit von ihnen entfernt standen und außer Atem schienen, als wären sie selbst erst eben im Laufschritt eingetroffen. James grinste. „Ach ja, du hast sie noch gar nicht gesehen." Die Musik setzte ein. James ob die Augenbrauen und sah Lily an. „Bekomm ich noch einen Tanz?"Sie lächelte. „Der letzte Tanz gehört dir."Sie nahm seine Hand und zusammen mischten sie sich unter die anderen Schüler.
In der Eingangshalle trafen sie schließlich wieder alle zusammen. „December? Äh- dein Kleid ist etwas verrutscht", bemerkte Alice stirnrunzelnd und betrachtete ihre Freundin mit einem strengen Blick. December tat unschuldig. „Ach je. Da muss ich wohl etwas wild ... getanzt haben."Sie und Sirius tauschten einen raschen Blick und grinsten. Frank und Remus schüttelten die Köpfe, während James und schmunzelte. „Wo wart ihr überhaupt?"fragte Peter James. Die anderen sahen ihn und Lily neugierig und fragend an. „Lily! Dein Kleid! Quelle malheur!"Julie betrachtete entsetzt den feuchten Seidenstoff. Lily winkte ab. „das ist schon das zweite, das ich ruiniert habe. Wir- waren draußen."„Draußen?" wiederholte Catherine. „Aber dann ziemlisch lange, oui?"James zog eine Augenbraue hoch. „Und? Warum nicht?"Sie wollte gerade etwas antworten, als sie von einer quiekenden Stimme unterbrochen wurde. Professor Flitwick stand hinter ihnen, eine Kamera in der Hand. „Was halten sie von einem Foto? Als andenken?"fragte er aufgeregt, und sein Hut rutschte ihm vom Kopf. „Na klar!"antwortete December rasch, bevor irgendjemand anderes etwas sagen konnte. „Los Leute, quetscht euch zusammen!"Sie schlang einen Arm um Sirius Hüfte. James und Lily standen rechts von ihnen, Alice und Frank links. Um sie drängten sich Peter und Nataly, die immer noch total aufgeregt war, Remus, Julie, Catherine und Paul McGregor. Der Fotoapparat blitzte, und ihr kleiner Lehrer überreichte ihnen strahlend ein sich bewegendes Polaroidbild. „Und- wer nimmt es jetzt?"fragte Frank. „Isch weiß!"Catherine schnipste mit dem Finger. „James, du 'ast doch über deine Bett diese Fotowand. Da 'ängst du es 'in!"„Okay. Dann nehme ich es." Er ließ es in die Tasche gleiten. Sie sahen sich an. „So- und jetzt?" fragte Paul. „Jetzt", mischte sich Professor McGonagall ein, die hinter ihnen aus der Halle trat, „Sehen sie zu, dass sie in ihre Gemeinschaftsräume kommen. Und mit ihnen, Mr Black und Miss Sneakon, möchte ich morgen ein ernstes Wort reden!"Sie salutierten. „Aye, Ma'am!"Sie schnaufte und wartete solange, bis sie sich voneinander verabschiedet hatten und verschwunden waren. Dumbledore trat hinter sie. „Ein gelungenes Fest, finden sie nicht auch?"Sie drehte sich zu dem alten Schulleiter um, und überrascht sah er, dass sie lächelte. „Doch, es war sehr interessant."
