Kapitel 2

Das ist doch unmöglich, ist dieser Kerl denn niemals tot, diese Gedanken kreisten durch Paiges Kopf als sie auf dem schnellsten Weg zum Halliwell Manor fuhr. Es grenzte an ein Wunder, dass sie ohne Unfall unbeschadet vor dem Haus ankam. Sie stürmte ins Haus und hielt Ausschau nach Piper, die sich gerade in der Küche befand.

"Du wirst es nicht glauben, aber ich habe gerade ein Gespenst getroffen." erzählte sie ihrer Schwester atemlos.

"Was meinst du ?" fragte Piper verblüfft.

Paige blickte sich um "Ist Phoebe da?" fiel es ihr ein.

Ihre Schwester betrachtete sie alarmiert "Ja wieso, sie ist oben, sie will doch heute mit Philip zu einem dieser Wohltätigkeitsbälle. Ist etwa ein neuer Dämon in der Stadt? Oh nein, das wird ihr aber gar nicht gefallen ."

"Naja neu würde ich nun nicht gerade sagen" murmelte Paige vor sich hin, als Phoebe die Treppe herunterkam.

"Na wie sehe ich aus?" fragte sie und streckte ihre Arme aus.

"Phoebe, vielleicht wird es nichts mit dem Wohltätigkeitsball, Paige wollte uns gerade von einem neuen..."

"Cafe" warf Paige schnell ein, "ich wollte euch von einem neuen Cafe erzählen, das heute aufgemacht hat, aber es ist nicht so gut, dass wir da heute schon hin müssen, geh du ruhig auf deinen Wohltätigkeitsball!" Piper schaute ihre Schwester irritiert an. Sagte aber vorsichtshalber kein Wort mehr.

"Na dann ist ja gut, ich habe zwar nicht gerade die größte Lust auf diese Wohltätigkeitsveranstaltung, aber Philip bedeutet es sehr viel. Sein Vorgesetzter im Stadtrat ist dort und all diese langweiligen wichtigen Leute, hach, warum müssen solche Leute nur immer so uninteressant sein?" Phoebe verzog das Gesicht.

Paige zuckte mit den Schultern und betrachtete stattdessen Phoebes schlichtes hochgeschnittenes schwarzes Kleid. "Was hast du da eigentlich für ein Kleid an?" wollte sie wissen.

"Tja das ist ein Wohltätigkeitsball, also für Philip heißt das so viel, bloß nicht auffallen. Er meint für eine erwachsene Frau wie mich ziemt es sich." meinte Phoebe lachend.

"Naja wenn er das so sieht, passt aber gar nicht zu dir." meinte Paige skeptisch.

"Ja ich weiß, aber was solls meine wilde Zeit ist vielleicht einfach vorbei, also ihr Hübschen ich warte lieber draußen, ihr wisst doch..."

"Ja, ja, hier drinnen ist es Philip zu 'unorganisiert!' Aber was solls, viel Spaß." wünschte Piper ihr.

Die drei hörten draußen ein Auto vorfahren und Phoebe verschwand lächelnd aus der Tür.

"Hm," meinte Piper kopfschüttelnd "ich denke das wird nie was mit den beiden".

"Tja leider" stimmte Paige ein. Da ihr gerade wieder ihr Cafeerlebnis einfiel. Und sie fügte rasch hinzu. "Vielleicht sollten wir da etwas nachhelfen."

"Wieso das denn, das ist ganz allein Phoebes Sache, ich mische mich doch nicht in ihr Liebesleben ein." erklärte Piper strikt.

"Aber vielleicht denkst du ganz anders, wenn ich dir erst mal von meiner Begegnung mit der dritten Art heute erzählt." seufzte Paige.

"Nun erzähl endlich, so wie es scheint wolltest du Phoebe ja aus dem Weg haben, also sie ist weg, was ist passiert?" Piper schaute ihre Schwester gespannt und beunruhigt an.

"Setz dich lieber hin, ich verstehe es ja selber noch nicht, vielleicht hatte ich ja auch nur Halluzinationen aber heute in dem besagten neuen Cafe stand mir auf einmal Cole gegenüber". Paige schaute ihre Schwester entschuldigend an.

"Cole," fragte diese überrascht, "aber das ist doch unmöglich. Er ist tot und zwar schon seit über einem Jahr" "Das habe ich mir ja auch gesagt, aber tot heißt bei Cole vielleicht nicht besonders viel"

"Oh Gott, das darf doch nicht wahr sein, bist du dir ganz sicher, was hat er denn gesagt" Piper wollte sich gar nicht vorstellen, was es bedeuten würde, wenn er noch lebte. Was für eine Gefahr er für ihre nun noch größer gewordene Familie darstellen würde.

"Es war ganz eigenartig er tat so als würde er mich nicht kennen. Faselte irgendetwas von Gedächtnisverlust oder so, ich war so geschockt, dass ich nicht richtig zugehört habe, es war irgendwie gruselig."

"Gedächtnisverlust, meinte er das ernst, oder wollte er nur irgendein dämonisches Spiel spielen?" fragte Piper zweifelnd.

"Ich weiß es wirklich nicht, ich kann auch nicht hundertprozentig sagen, ob er es wirklich war, ich meine hat nicht jeder Mensch seinen Doppelgänger, jeder Dämon vielleicht auch!" meinte Paige zweifelnd.

"Also ich weiß nicht, es wäre ja zu schön um wahr zu sein, aber das mit dem Gedächtnisverlust..." die Schwestern schauten sich an.

"Wir müssen herausfinden war dahinter steckt, Paige. Bevor Phoebe irgendwas davon erfährt."

"Oder bevor er ihr über den Weg läuft" Paige fasste in ihre Hosentasche und holte den Zettel hervor "Hier diesen Zettel hat er mir gegeben, falls mir noch etwas einfällt" meinte sie in ironischem Ton.

Piper nahm den Zettel entgegen "Kevin Torrens" las sie vor. "Und eine Telefonnummer."

"Erkennst du die Handschrift?" fragte Paige

"Woher soll ich Coles Handschrift kennen?"

"Naja ich dachte nur, hat er Phoebe nicht mal irgendwas geschrieben" überlegte Paige "Genau!" fiel es ihr ein, "damals als er das erste Mal gestorben ist, hat er Phoebe da nicht einen Brief hinterlassen."

"Ich wühle bestimmt nicht in Phoebes Sachen, um einen Handschriftenvergleich zu machen" entgegnete Piper entrüstet. "Nein, ich denke du musst wohl in den sauren Apfel beißen und dich mit ihm treffen." Paiges Blick zeigte, dass sie von diesem Vorschlag nicht besonders überzeugt war. "Du musst ihn nur ausfragen, was er wirklich weiß und was er will, oder probier´ zu erfahren, wer er wirklich ist."

"Na toll, und wenn es gefährlich wird?"

"Triff dich mit ihm einfach an einem öffentlichen Ort mit vielen Menschen, dann wird er dir schon nichts tun. Aber falls es wirklich Cole sein sollte und er tatsächlich sein Gedächtnis verloren hat, dann gib ihm ja keine Anhaltspunkte es wiederzufinden." schärfte Piper ihrer Schwester ein.

"Meinst du wirklich das ist alles nötig, wir könnten doch suchen ob wir irgendwo noch etwas Vernichtungselixier finden und einfach zisch..."

"Und wenn er tatsächlich ein anderer ist?" wollte Piper wissen.

"Na dann stirbt er einfach nicht." meinte Paige achselzuckend.

"Tja Paige tut mir Leid, aber wir haben nichts mehr von dem Zeug und mich würde auch wirklich interessieren, was das alles soll. Wieso und wie sollte es möglich sein, dass er noch lebt. Interessiert dich das denn gar nicht?"

"Also schön, gib das Telefon her.." stöhnte Paige und fing an zu wählen.

Etwa zur selben Zeit auf der anderen Seite von San Francisco kam Kevin in die Küche von Helens und Peters Wohnung. "Hey das riecht ja so gut hier, hast du etwa gekocht?" erkundigte er sich grinsend.

"Bist du verrückt, das ist vom Italiener unten, zum Kochen hab ich im Moment weder Zeit noch Lust." erklärte Helen lachend. "Als ob du nicht wüsstest, dass Peter bei uns eher der geborene Koch ist." Sie nahmen die Teller und trugen sie in das Wohnzimmer wo Peter schon wartete.

Als sie mit dem Essen begonnen hatte, fiel Peter plötzlich ein "Hat Kevin dir eigentlich schon von seinem tollen Treffen heute erzählt, Helen?"

"Welches Treffen?" fragte sie und schaute Kevin gespannt an.

Dieser schaute genervt nach oben, erzählte Helen dann aber doch von seiner Begegnung mit der jungen Frau im Cafe.

"Und sie lief einfach weg?" fragt Helen überrascht.

"Tja bei ihr hat sein Charme nicht gewirkt, das hat ihn schwer getroffen" meinte Peter grinsend.

"Ha ha, sehr lustig, aber nein im Ernst, falls ich wirklich dieser Carl bin, war sie nicht sehr erfreut mich wiederzusehen." erklärte Kevin nachdenklich.

"Cole, sie hat dich Cole genannt, nicht Carl" verbesserte ihn Peter.

"Cole oder Carl, ist doch egal, sie weiß irgendetwas über mich und das werde ich schon noch herausbekommen." meinte Kevin selbstzufrieden und verschränkte seine Arme vor dem Körper.

"Weißt du denn wie sie heißt und wie ihre Adresse ist?" fragte Helen.

"Nein, das nicht aber sie kennt meine und sie wird sich schon melden." Helen und Peter schauten ihn skeptisch an. "Hoffe ich jedenfalls, ach was sie meldet sich ganz bestimmt." erklärte er zuversichtlich.

"Naja wenn du das sagst." meinte Helen zögerlich.

Kevin spürte, dass die beiden nicht glaubten, dass die junge Frau sich melden würde und auch er hatte seine Zweifel, so wie sie reagiert hatte, würde es schon an ein Wunder grenzen, wenn sie anrufen würde. Aber er durfte die Hoffnung nicht aufgeben, endlich hatte er einen kleinen Zipfel seiner Vergangenheit zu fassen gekriegt und den würde er auf keinen Fall loslassen. Auch wenn das hieße, dass er die junge Frau in der ganzen Stadt suchen müsste, er würde es tun. Dachte er grimmig.

"Sag, mal Kevin, vielleicht ist es ja auch besser, wenn sie sich nicht meldet, ich meine möchtest du wirklich jemand sein, vor dem eine junge Frau solch einen Widerwillen hat, ich meine, hast du ihre Augen gesehen?" fragte Peter.

"Ihr versteht das nicht, es macht einen rasend wenn man nicht weiß wer man ist, wenn ich dieser Frau früher irgendetwas angetan habe, dann will ich es trotzdem lieber wissen. Schlimmer als die Horrorvisionen die ich manchmal über meine Vergangenheit habe, kann die Wirklichkeit gar nicht sein." meinte Kevin bestimmt.

"Sicher hast du recht, und so wie wir dich im letzten Jahr kennen gelernt haben, können da schon keine allzu schlimmen Enthüllungen hervorkommen" meinte Helen.

"Naja ich wäre mir da nicht ganz so sicher, ich könnte mir da schon einiges vorstellen." erwiderte Peter lächelnd.

"Ach ja und was?"

Peter blieb die Antwort erspart, denn in diesem Moment klingelte Kevins Handy. Er nahm es vom Tisch und meldete sich. Eine junge Frau war am Apparat, die sich Paige nannte.

"Paige? " fragte Kevin nach.

"Ja" kam es gedehnt, sie seufzte demonstrativ und setzte schließlich zu einer Erklärung an. "Die junge Frau aus dem Cafe, sie haben mir ihre Nummer auf einen Zettel geschrieben." Sie konnte sich wirklich nicht vorstellen, dass der Idiot nicht wusste, wer sie war.

"Ja sicher, klar, ähm danke dass sie sich melden. Ich hatte schön befürchtet sie würden es nicht tun, also noch mal Danke, ich kenne ja auch gar nicht ihren Namen .."

"Ja ist schon gut." unterbrach ihn Paige sofort, sie hatte wirklich keine Lust zu einem überflüssigen Gespräch am Telefon. "Also es ist so, ich denke ich bin es ihnen schuldig mich mit ihnen zu treffen, darum sagen wir morgen zum Frühstück, am besten gleich um 8.00 Uhr." sie wollte es so schnell wie möglich hinter sich bringen "Falls sie Zeit haben, natürlich nur!" fügte sie hinzu.

"Ja natürlich, kein Problem, das kann ich einrichten!" erklärte Kevin schnell, diese Chance würde er sich nicht entgehen lassen.

"Okay also dann in dem Cafe von heute Nachmittag, um 8.00 Uhr bis dann." beendete Paige das Gespräch.

Bevor Kevin noch etwas erwidern konnte hatte die junge Frau schon aufgelegt. Etwas überrascht hörte er dem Rauschen im Telefon zu. Das war alles schon etwas eigenartig. Seltsam.

Doch als er zu seinen Freunden aufblickte setzte er einen triumphierenden Blick auf "Seht ihr, ich habe es euch doch gesagt, sie will sich mit mir treffen."