9. Kapitel
Ein paar Tage später saß Kevin in seinem Büro im Daylight Express, als Helen hereinkam. Er hatte ihr bisher noch nichts von den Vorfällen bei Midlands New Hope erzählt. Als er sie ansah bemerkte er, dass sie ziemlich betrübt aussah. "Hey was ist los?"
"Ach ich bin genervt, ich komme mit dieser Betrugsgeschichte einfach nicht weiter." Meinte sie und ließ sich auf den Stuhl vor Coles Schreibtisch fallen. "Stell dir vor, ich wollte heute eine Mitarbeiterin der Stadt treffen, die mich vor kurzem angerufen hat. Diese Debra White hat mir einige wichtige Hinweise gegeben und ich merkte sie wollte reden. Also haben wir uns für heute verabredet." Sie legte eine Pause ein.
"Na und, das ist doch gut."
"Ja sicher, wenn sie gekommen wäre. Aber ich habe gewartet und gewartet und sie kam nicht. Und als ich sie noch einmal in ihrem Büro angerufen habe, hat sie mir doch tatsächlich gesagt, sie kenne mich nicht. Ich konnte es kaum glauben. Also gut dachte ich, vielleicht hat sie ja nur meinen Namen vergessen, aber nein, die Gute tat wirklich so als hätte sie von der ganzen Sache keine Ahnung." meinte Helen entrüstet.
"Vielleicht hat sie Angst bekommen."
"Das kann schon sein, aber bei unserem ersten Gespräch erschien sie mir nicht so. Und dann erzählt sie mir auch noch so eine dämliche Geschichte, dass sie einen Unfall hatte und sich daraufhin nicht an die Ereignisse der letzten Monate erinnern kann. Also wer glaubt denn bitte so was."
"Nicht sehr originell."
"Wem sagst du das, ach ich bin so frustriert, ich dachte durch sie würde ich einen Durchbruch bei meinen Recherchen erzielen." Helen ließ ihren Kopf in ihre Hände sinken.
"Ach jetzt komm schon, Kopf hoch, du findest schon noch jemand der reden will. Jetzt weißt du wenigstens ganz sicher, dass du in ein Wespennest gestochen hast." Versuchte Kevin sie aufzumuntern.
"Du hast ja recht." sie richtete sich wieder auf. "Aber warum ich eigentlich gekommen bin," sie holte ein Foto hervor, dass Kevin von dem Gebäude von Midlands New Hope gemacht hatte. "Hier, schau mal, bei der Tür, da sieht es doch so aus, als wäre sie aufgebrochen worden."
"Wo denn?" Fragte Kevin arglos.
"Hier," Helen zeigte auf die Stelle.
"Hm."
"Hast du dort nichts entdeckt?"
Eigentlich wollte Kevin ihr nichts von der ganzen Sache erzählen, aber vielleicht war das unfair. Sie war schließlich seine Freundin. Er dachte nach. "Also um ganz ehrlich zu sein, als ich dort ankam, da waren vor dem Haus Absperrbänder der Polizei vor der Tür angebracht."
"Tatsächlich, wo denn?" fragte Helen aufgeregt.
"Ich habe sie abgenommen, weißt du, ich dachte sie würden sich auf dem Foto nicht so gut machen."
Sie sah ihn verwundert an. "Ich verstehe ja noch zur Not, dass du sie abgenommen hast. Aber warum hast du mir nichts davon erzählt?"
"Ich dachte, dass wäre nicht so wichtig."
Helen sah ihn überrascht an, so ganz verstand sie ihn da nicht, aber na schön, wahrscheinlich hatten nur ein paar Randalierer versucht in das Gebäude zu gelangen, und die Polizei hatte den Eingang dann notdürftig abgesperrt. Sie Blickte noch einmal auf das Foto. Dass würde auch die Spuren an der Tür erklären. "Du hättest es mir aber sagen müssen, wahrscheinlich ist es unwichtig, aber man kann dass nie so richtig sagen, vielleicht ist dann doch mehr dran als man denkt." Sie sah ihn an und war davon überzeugt, dass er das auch wusste. Selbst am Anfang seiner Journalistenarbeit hatte keinen solchen Fehler begangen.
"Ja tut mir Leid, wird nicht wieder vorkommen."
"Okay, ist schon gut, wie schon gesagt, ich denke auch nicht, dass es etwas mit meiner Story zu tun hat." Sie seufzte. "Leider!"
"Ach Helen komm, wenigstens arbeitest du an einem interessanten Fall. Seit wir hier sind, durfte ich fast nur Reportagen über Eröffnungen von Einkaufzentren oder Berichte über Frühlingsfeste schreiben," versuchte Kevin sie aufzumuntern.
"Armer Kevin, du hast ja Recht, aber sag mal, wie geht es dir eigentlich sonst so? Hast du deine Ex-Frau mal wieder getroffen?"
"Nein, wieso, wie kommst du denn darauf?" meinte Kevin alarmiert.
"Ach ich weiß auch nicht, man sieht dich in letzter Zeit so selten." sie sah ihn an. Und du bist auch so schweigsam geworden dachte sie sich.
"Und wieso soll das an ihr liegen? Ich habe doch nichts mit ihr zu tun. Das liegt wohl eher an der vielen Arbeit, die ein hart arbeitender Journalist in dieser Stadt erledigen muss."
"Na dann will ich den hart arbeitenden Journalist mal nicht weiter stören." meinte Helen lachend und verließ das Büro.
Als Helen gegangen war überlegte Kevin, ob er ihr nicht doch von der ganzen Entführung hätte erzählen sollen. Er hatte leichte Gewissensbisse, dass er es nicht getan hatte. Aber nur ganz leichte, sagte er sich, schließlich war er davon überzeugt, dass diese ganze Sache nichts mit Helens Betrugsgeschichte zu tun hatte. Durch Helens Besuch musste er sich aber wieder mit der ganzen Angelegenheit beschäftigen. In den letzten Tagen hatte er erfolgreich versucht dies nicht zu tun. Denn wenn er es tat, dann kamen ihm hunderte von Fragen in den Sinn, auf die er keine Antwort wusste, und dass machte ihn verrückt. Die einzige, die ihm hätte helfen können, Phoebe, hatte sich natürlich nicht wieder gemeldet.
Bisher hatte er der Versuchung nicht nachgegeben sich bei ihr zu melden. Aber er hatte schließlich ein Recht darauf zu erfahren, was das alles zu bedeuten hatte. Dachte er grimmig. Er nahm die Zeitschrift für die sie schrieb aus seiner Schublade, um sie zu betrachten. Er hatte sie sich aus Neugier gekauft und interessiert ihre Antworten auf einige Leserbriefe gelesen. Er hatte entweder gelacht oder zustimmen müssen, sie war wirklich gut. Nun blätterte er zum Impressum und erblickte dort die Telefonnummer der Zeitung.
Er holte den Zettel, auf den er Phoebes Namen geschrieben hatte aus seiner Brieftasche. Er überlegte noch kurz, dann griff er energisch zum Telefonhörer. Die Dame am Empfang gab ihm Phoebes Durchwahl. Als er diese Nummer aber probierte, landete er bei ihrer Kollegin, die ihm mitteilte, dass Phoebe schon gegangen war. So ein Ärger, ganz davon abgesehen, dass er ihre Telefonnummer nicht hatte, hatte er auch keine Lust sie Zuhause anzurufen.
Kevin schaute auf die Uhr es war noch recht früh. Er fragte Phoebes Kollegin also erstaunt ob sie schon nach Hause gefahren sei. Sie teilte ihm mit, dass sie heute früher Schluss gemacht hatte, da sie noch etwas vor hatte. Wie gut dass ihre Kollegin so mitteilsam war dachte er sich. Und hakte weiter nach. "Ich bin ein sehr guter Freund von Phoebe, mein Name ist Kevin Torrens, sicher hat sie ihnen schon von mir erzählt." er hoffte natürlich, dass dies nicht der Fall war. Die Frau gab ein vages "ja" von sich.
Gut dachte sich Kevin und grinste zufrieden. "Also ich muss sie unbedingt erreichen, und da sie sie so gut kennen, hat sie ihnen sicher mitgeteilt, wohin sie geht." Er merkte wie sie zögerte. "Sie wird ihnen ewig dankbar sein, wenn sie es mir sagen, dass verspreche ich ihnen."
Die Kollegin gab nach "Also schön, sie wollte an den Strand, bei dem guten Wetter, da hat sie früher Schluss gemacht."
"Ja, das ist keine schlechte Idee. Ich hoffe sie dürfen auch bald gehen."
Sie seufzte, "leider nein, ich muss noch bis 18 Uhr hier ausharren."
"Sie Ärmste, aber dann ist ja auch für sie Wochenende." versuchte er sie zu trösten "Hören sie, wissen sie zufällig, an welchen Strand sie gerne fährt, ich meine, ich weiß dass sie es mir schon erzählt hat, aber es will mir im Moment nicht einfallen" meinte er unglücklich.
"Tja das kenne ich" meinte sie, und nannte Kevin den Strand, zu dem Phoebe gerne fuhr. Er bedankte sich bei der Frau und machte sich sofort auf den Weg, er kannte diesen Teil des Strandes. Mit etwas Glück würde er Phoebe schon finden.
Ein paar Stunden zuvor war Phoebe bereits auf dem Parkplatz an ihrem Lieblingsstrand angekommen. Sie hatte ihr Auto stehen lassen und war am Meer entlanggegangen. Sie brauchte etwas Zeit zum Nachdenken und hier hatte sie diese. Die Sonne schien und es wehte ein leichter Wind, sie roch das Meer und sah den Möwen zu.
Nachdem Darryl am letzten Dienstag die Anzeige wegen Fahrerflucht entgegen genommen hatte, hatte er die Frau mit nach Hause begleitet. Im Anschluss daran hatte Phoebe ihn über die wahren Umstände des Unfalls aufgeklärt. Er hatte versprochen, dass die Anzeige bald darauf im Papierkorb landen würde und er Nachforschungen über den Vorfall anstellen würde. Am nächsten Tag hatte er ihnen dann mitgeteilt, dass ein Passant Schreie einer Frau aus dem Gebäude gehört und daraufhin die Polizei verständigt hatte. Diese war sofort zur Stelle gewesen, obwohl sie einige Zweifel an dem Wahrheitsgehalt der Anzeige gehabt hatten. Sie hatten große Mühe mit der Eingangstür gehabt, und sie erst nach 30 Minuten öffnen können. Als sie das Gebäude endlich hatten betreten können, fanden sie nur noch leeren Räume vor. Sie hatten keine Blutspuren entdecken können und waren davon ausgegangen, es es sich um falschen Alarm gehandelt hatte.
Phoebe war darüber sehr erleichtert. Seit den Ereignissen hatte sie zum Glück auch nichts mehr von Cole gehört. Sie wusste immer noch nicht, was sie dabei empfand, dass er noch lebte als Sterblicher aber mit unheilbarer Amnesie. Sie wagte zu bezweifeln, dass er sich mit den vagen Antworten und Ausflüchten zufrieden geben würde. In diesem Fall hatte er sich wohl nicht geändert. Sie war sich immer noch unsicher, wie sie mit ihm umgehen sollte, es war merkwürdig, dass er keine Ahnung von Hexen und Dämonen haben sollte, aber sie war inzwischen überzeugt davon, dass dem wirklich so war. Sie war überrascht, wie normal es für sie gewesen war, mit ihm zusammenzusein. Es ging schließlich keine Gefahr mehr von ihm aus, er war nun weder Dämon noch von ihr besessen. Das war eine Erleichterung, aber es bestand immer noch die Gefahr, dass er herausfand, dass die Schwestern Hexen ware. Und als Journalist konnte man nie wissen, ob er die Story nicht verwerten würde. Er hatte schließlich keinen Grund mehr, es nicht zu tun. Sie hatte wirklich keine Lust, dass er etwas gegen sie in der Hand hatte.
Sie seufzte und schaute sich um, sie war weiter gegangen als sie beabsichtigt hatte. Sie erblickte einen Felsbrocken und ging darauf zu. Sie wollte sich erst noch etwas erholen, bevor sie sich auf den Rückweg machte. Sie würde ihm einfach so weit dies möglich war aus dem Weg gehen, beschloss sie und betrachtete das Glitzern der Sonne auf dem Wasser.
Als Kevin noch ein ganzes Stück von der Stelle entfernt war, die ihm Phoebes Kollegin beschrieben hatte, sah er auf einem Stein am Meer eine Frau sitzen. Instinktiv wusste er, dass dies Phoebe war. Er stellte seinen Wagen am Straßenrand ab und ging auf sie zu. An dieser Stelle des Strandes war es fast menschenleer. Sie bemerkte nicht dass er sich ihr näherte, da sie in dem Anblick des Meeres versunken war. Es berührte ihn irgendwie wie er sie dort sitzen sah. Er ging langsam näher und überlegte sich, wie er sie ansprechen sollte, er wollte sie schließlich nicht aufschrecken, aber sie hörte bereits die Schritte und blickte auf. Wenn man vom Teufel spricht dachte sie sich. Was machte er denn hier.
"Hallo Phoebe" Fing er an, "ich hoffe ich störe dich nicht. Ähm deine Kollegin hat mir gesagt, dass ich dich hier finden kann."
"Ach, hat sie das." der werde ich was erzählen dachte sie grimmig.
Er machte eine beschwichtigende Handbewegung "sei ihr nicht böse, ich habe sie sozusagen überredet mir zu sagen, wo du bist."
"Und wieso das?"
"Naja du wolltest dich doch melden, und bisher .."
Sie erhob sich "aber du wusstest doch schon, dass es der Frau gut geht, was gibt es denn da noch zu bereden?"
Er lachte ungläubig. "Das meinst du doch nicht im Ernst, oder?"
"Also ich muss jetzt los, ich habe es noch ziemlich weit bis zu meinem Wagen" sie begann loszugehen.
Kevin ging ihr hinterher. "Warte," meinte er und grinste sie an "ich begleite dich ein Stück."
Sie wusste nicht was sie dagegen sagen sollte, sie wusste dieses Mal würde er sich nicht so einfach abschütteln lassen. Da sie ihn ablenken wollte fragte sie ihn, ob er schon Fortschritte gemacht hatte, was seine Amnesie anging.
"Nein, überhaupt nicht, ich denke ich lasse das einfach ruhen, sonst macht es mich nur völlig verrückt."
"Kommt dir denn gar nichts bekannt vor, kein Ort, kein Erlebnis."
"Nein. Ich war kürzlich sogar schon bei einer Psychiaterin, obwohl ich mir geschworen hatte, das nie zu tun." Oh man, warum erzählte er ihr das überhaupt.
"Und sie hat nichts in Erfahrung bringen können?" fragte sie leicht alarmiert.
"Nein, stell dir vor, sie hat mich in Hypnose sogar 100 Jahre zurückversetzt, um vielleicht in meinem vorherigen Leben einen Grund zu finden, warum ich mich an nichts erinnern kann, so ein Quatsch."
Phoebe konnte sich nicht beherrschen und fing an zu lachen, sie würde der Ärztin gerne erzählen, dass die ganzen 100 Jahre aus seinem jetzigen Leben bestanden. Das würde sie sicher interessieren.
Warum findet sie das denn komisch fragte sich Kevin unterdessen, musste sich aber eingestehen, dass die ganze Situation wirklich merkwürdig gewesen war.
"Tut mir Leid," meinte Phoebe als sie sich wieder beruhigt hatte. "Ich habe mir die ganze Situation nur gerade vorgestellt."
"Ja, es war wirklich merkwürdig. Ich wusste auch von Anfang an, dass sie mir nicht würde helfen können."
Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinander her, als Kevin wieder das Wort ergriff. "Erzähl mir doch einfach was die ganze Angelegenheit zu bedeuten hat, dann verschwinde ich schon wieder."
Sie dachte fieberhaft nach, wie konnte sie ihm das nur plausibel erklären. "Also die Frau hatte einen Verkehrsunfall und kann sich an nichts mehr erinnern, sie weiß auch nicht genau wie sie in das Gebäude gekommen ist, sie hat sich wohl einfach dorthin geschleppt."
"In das Gebäude geschleppt? Wie denn? Die Tür war doch verschlossen."
"Na von hinten, so wie wir."
"Und ihr Entführer?"
"Also den gab es gar nicht. Ich habe dir doch gesagt, dass ich dort niemand gesehen habe."
Er war sich so sicher gewesen, dass dort jemand gewesen war, hatte er nicht eine schemenhafte Gestalt gesehen? Oder hatte er sich das alles nur eingebildet?
"Und da ich schon oft schlechte Erfahrungen mit der Polizei gemacht habe, wollte ich nicht, dass sie eingeweiht wird." erklärte Phoebe.
"Aber woher wusstest du überhaupt, von der Frau?"
Sie überlegte kurz, dass würde dieser Cole sowieso nicht ernst nehmen, er glaubte schließlich auch nicht an die Wiedergeburt. "Ich bin so eine Art Medium." Sie blickte ihn an und bemerkte sofort, dass sie recht gehabt hatte.
"Medium?" Was sollte der Blödsinn denn jetzt, fragte er sich irritiert.
"Ja, ich habe gespürt, dass die Frau meine Hilfe braucht."
"Ach was!" Meinte sie das wirklich ernst, er konnte es kaum glauben.
"Siehst du, du bist genau wie die Polizei, die glauben mir auch nie, darum wollte ich sie auch nicht einweihen. Aber du hast doch gesehen, dass ich Recht hatte." Sie sah ihn triumphierend an.
Sie glaubte das tatsächlich, ob sie etwas verrückt war? Er sah sie skeptisch an. Obwohl, sie hatte wirklich gewusst, dass in dem Haus jemand war, aber das hätte sie auch von einem Passanten erfahren können. Aber so machte das Ganze etwas mehr Sinn. Ihr komisches Verhalten, ihre Geheimnistuerei, sie schien daran zu glauben und es war ja auch ganz harmlos.
Er lächelte sie an. "Also gut, wenn du das sagst." Sie war nicht verrückt, versuchte er sich zu beruhigen, sie glaubte sicher nur an so okkultes Hexenzeug . Es gab schließlich auch Voodoo und ähnliche Phänomene. Leider glaubte er nichts davon.
Phoebe war zufrieden, sie merkte, dass er ihr nicht wirklich glaubte, ihr Benehmen jetzt aber entschuldigte.
"Und der Frau geht es wirklich gut." fragte er noch einmal, er hoffte ihr Schwager war nicht auch irgend so ein Schamane und kein richtiger Arzt.
"Ja es geht ihr wirklich gut, sie heißt Debra White und wenn du willst kannst du sie ja besuchen und dich davon überzeugen, aber ich muss dich warnen, sie kann sich wirklich an nichts erinnern."
Debra White, hatte er diesen Namen nicht schon einmal gehört, überlegte er sich, er war davon überzeugt, er wusste nur nicht mehr wo.
Auf einmal hörten die beiden ein lautes Donnern hinter sich. Sie blickten sie um und sahen einen pechschwarzen Himmel hinten über dem Meer.
"Oh nein" meinte Phoebe "ein Gewitter." Vor ihnen schien noch die Sonne, aber hinter ihnen hatte sich eine bedrohliche Gewitterfront zusammengebraut, die rasant näher kam.
Kevin sah sich um, von seinem Auto hatten sie sich schon ein ziemliches Stück entfernt. "Wie weit ist es noch bis zu deinem Wagen?" fragte er Phoebe.
"Ich denke noch weit über einen Kilometer, dass schaffe ich nie vor dem Unwetter."
Die ersten Tropfen begannen schon zu fallen. Kevin sah sich um. Etwas weiter in der Nähe der Straße entdeckte er einige Unterstände. "Komm mit" meinte er und ergriff ihre Hand. Gemeinsam rannten sie auf die Unterstände zu, die Tropfen wurden immer dichter und verwandelten sich langsam in einen Platzregen. Sie erreichten schließlich den Unterstand, der sich als eine Reihe von einzeln abgetrennten, kleinen Hütten herausstellte. Die von den Besitzern sicher als Aufbewahrungsräume genutzt wurden.
Obwohl vor der Hütte ein Gang verlief, der überdacht war, waren Phoebe und Kevin, durch den starken Wind, auch hier kaum vor dem Regen geschützt. Phoebe probierte eine der Türen zu öffnen, aber sie waren verschlossen. "Verdammt" meinte sie, in ihrem dünnen Sommerkleid war ihr kalt geworden, denn es hatte sich merklich abgekühlt.
"Ich schau mal nach ob hier nicht irgendwo einen Schlüssel versteckt ist." Kevin fasste mit seiner Hand in einen Spalt unter dem Dach. Phoebe suchte am Boden und hob ein paar größere Steine hoch.
Minuten später fand Kevin einen Schlüssel in der Spalte, er hielt ihn Phoebe triumphierend hin. "Das ist höhere Gewalt," meinte er "Einbruch kann man das nicht nennen." Er steckte den Schlüssel in die Tür vor ihm und schloss auf.
Phoebe zuckte mit den Schultern, ihr war so kalt, dass es ihr egal war, ob es Einbruch war oder nicht, schließlich wusste es ja niemand. Sie betraten den Raum in dem sich alle möglichen Utensilien für den Strand, vom Sonnenschirm über ein Volleyballnetz bis hin zu Luftmatratzen befanden.
"Bist du sehr nass?" fragte Kevin Phoebe.
Phoebe sah an sich herunter. "Mein Kleid kann man auswringen."
Kevin begann die Sachen zu durchsuchen. Er warf ihr ein Handtuch herüber "Hier," meinte er. Dann zog er sein T-Shirt aus und trocknete sich ab. "Vielleicht finde ich ja auch noch etwas zum Anziehen." Er kramte weiter herum, während Phoebe sich die Haare abtrocknete. Schließlich holte er einen großen wollenen Seemannspullover hervor. Er schaute ihn an und gab ihn Phoebe. "Er ist zwar nicht gerade modern," meinte er lächelnd "und er riecht etwas muffig, aber wenigstens ist er warm und trocken."
Phoebe nahm den Pullover entgegen.
"Am besten ziehst du dein Kleid aus." fügte Kevin hinzu.
Das hättest du wohl gerne, dachte Phoebe und starrte den Pullover an, er sah kratzig aus, aber Cole hatte recht, ihr war scheußlich kalt. Da er weiter in den Sachen rumkramte und sich nicht weiter um sie zu kümmern schien, zog sie ihr Kleid aus und den Pullover an, er reichte ihr fast bis an die Knie. Sie wrang ihr Kleid aus und hängte es über einen Campingstuhl. Selber setzte sie sich auf eine aufblasbare Insel, die am Ende des Raumes stand. Die Besitzer hatten die Luft drinnen gelassen und sie irgendwie durch die Tür bekommen. Phoebe verstand nur nicht richtig wie.
Kevin hatte unterdessen eine Kühlbox mit Getränken entdeckt. "Hey, schau mal, hier gibt es sogar eine Art Minibar, na, wie wär´s mit einem kühlen Drink?"
Sie fröstelte "Mir wäre etwas warmes zu trinken lieber."
Er schaute sich um, "ist dir immer noch kalt?" fragte er besorgt und holte eine Decke aus dem Haufen hervor. "Warte einen Moment." meinte er und kam zu ihr herüber, um sich neben sie zu setzen.
"Was soll das werden?" fragte sie argwöhnisch als er sich neben sie setzte und rückte ein Stücken von ihm weg.
Kevin hob beschwichtigend die Hände. "Ich will doch nur, dass dir wärmer wird." Er legte die Decke um sie beide. "Mehr nicht." erklärte er unschuldig.
Phoebe war das ganze nicht ganz geheuer, aber sie wusste nicht genau was sie dagegen sagen sollte. Es ja bald vorbei, versuchte sie sich aufzumuntern.
Es blitzte wieder und der Blitz erhellte den ganzen Raum, gleich darauf donnerte es laut. Phoebe schreckte fast unmerklich zusammen, doch da Kevin genau neben ihr saß merkte er es. "Hast du Angst vor Gewittern?" fragte er überrascht.
"Nein, eigentlich nicht, aber hier direkt am Meer sind sie irgendwie viel intensiver, und das ist nicht so angenehm."
Es blitzte und donnerte erneut. "Stimmt schon, ich habe in Seattle mal ein Gewitter miterlebt. Ich war damals in einem Restaurant am Wasser, als der Blitz gleich nebenan in die Stromleitung einschlug. Auf einmal gab es keinen Strom mehr, dass Licht ging aus und einige Gäste wurden fast hysterisch. Zum Glück kam dann der Koch fluchend aus seiner Küche."
"Wieso zum Glück?"
"Naja, er sagte absolut empört, dass jetzt seine wunderbaren Gerichte ruiniert seien. Und er tat so als wären wir dafür verantwortlich. Das hat einen Gast dann so aufgeregt, dass er sich mit dem Koch angelegt hat. Es war wirklich so eine super Show, dass keiner sich mehr um den Stromausfall gekümmert hat." Bei dieser Erinnerung musste er lächeln.
"Ja bei Gewitter verhalten sich manche Menschen schon eigenartig," meinte Phoebe und erzählte ihm, wie sie einmal in New York bei einem Gewitter mit einem Bankmitarbeiter, der ihr kurz zuvor hochmütig mitgeteilt hatte, dass aufgrund ihrer ständigen Kontoüberziehungen, die Gefahr bestünde, dass ihr Konto gekündigt werden müsste, im Fahrstuhl stecken geblieben war. Er war im stecken gebliebenen Lift dann dermaßen durchgedreht, dass er, als der Aufzug wieder funktionierte, ihr mitgeteilt hatte, dass er dafür eintreten werde, dass sie keine Probleme mehr bei der Überziehung ihres Kontos haben würde, wenn sie daraufhin niemandem von seinem peinlichen Verhalten erzählen würde.
Die beiden mussten lachen, "Oh ja" meinte Kevin, "Solche Bankleute kenne ich auch zur genüge." Nach einer Weile fragte Kevin "So, du hast also mal in New York gewohnt?"
"Ja, eine ganze Weile sogar, ich wollte mich damals ausprobieren."
"Und hast du das?"
"Ja und dann bin ich wieder zurückgekehrt, nach San Francisco."
"Und welche Stadt gefallt dir besser?"
Sie unterhielten sich noch weiter über Phoebes Erlebnisse in New York, als sich plötzlich etwas über ihnen bewegte. Sie schauten nach oben. Die Palme der aufblasbaren Insel hatte Luft verloren und neigte sich langsam nach unten "Oh man" meinte Kevin "jetzt werden wir auch noch von der Palme erschlagen."
Phoebe musste lachen, "Tja, wir haben wirklich ein Glück, ob hier wohl irgendwo ein Loch ist." Sie blickte zur Seite und suchte die Insel ab, entdeckte aber keins.
"Bald sitzen wir auf dem blanken Boden mit einer platten Palme zwischen uns." meinte Kevin.
"Wie lange wir es hier wohl noch aushalten müssen." seufzte Phoebe und blickte zum Fenster. Die Blitze hatten fast aufgehört, aber es regnete immer noch stark.
Er musste lachen. "Es ist wohl sehr schlimm für dich mit mir hier zu sein?"
"Nein, natürlich nicht" meinte sie sofort und bemerkte zu ihrer Verwunderung, dass sie es tatsächlich ernst meinte. Sie hatte die letzte Stunde genossen. Jetzt wo sie keine Angst mehr vor ihm haben musste, wo er kein Dämon mehr war und nicht mehr zwanghaft hinter ihr her, war es eigentlich eine ganz entspannte Atmosphäre zwischen ihnen.
Sie drehte sich zu ihm hin und sie blickten sich eine zeitlang schweigend an. Kevin lächelte leicht. Sie spürte, dass die Atmosphäre zwischen ihnen doch nicht ganz so entspannt war, wie sie es sich gedacht hatte. Langsam und kaum merklich bewegten sich ihre Köpfe aufeinander zu, bis ihre Lippen sich berührten. Sie küssten sich erst zögerlich, dann immer intensiver. Für Kevin war es, als wäre dies alles, was er immer gewollt hatte, in gewisser Weise hatte er das Gefühl, als gehörten sie zueinander.
Auch Phoebe schob all ihre nagenden Gedanken beiseite und schlang ihre Arme um ihn. Sie hatte ganz vergessen, wie es sich anfühlte ihn zu küssen, sie zog ihn dichter an sich heran, sie spürte seine Lippen auf ihrem Mund, seine Hände in ihrem Haar und sie konnte seinen Herzschlag spüren. Sie wollte auf keinen Fall aufhören ihn zu küssen, doch die nagenden Zweifel wurden immer lauter und ihre warnende innere Stimme schwoll zu einem Schreien an. Wie konnte sie dies nur tun, es mochte sich zwar noch so gut anfühlen, aber sie wusste doch, was daraus werden würde, Kummer und Leid und ein gebrochenes Herz, ob er nun ein Sterblicher war oder nicht. Abrupt löste sie sich von ihm. Er sah sie mit einem fragenden Lächeln an.
"Es geht nicht Cole" meinte sie. "Ich will das nicht noch einmal durchmachen." Sie stand auf und ging langsam auf die Tür zu.
Kevin sprang ebenfalls auf und versuchte sie zurückzuhalten."Warte!" Sie blieb stehen und blickte sich um "Ich bin nicht Cole." meinte er leise.
Sie ging mit einem traurigen Lächeln wieder zu ihm zurück. Sie blieb vor ihm stehen und sah ihn an. "Doch" meinte sie "und das weißt du auch." Sie drehte sich um und verließ ohne ein weiteres Wort die Hütte.
Draußen regnete es noch immer, aber das war Phoebe egal, sie begann zu laufen. Sie wollte so schnell wie möglich hier weg. Sie wusste nicht, was sie denken sollte, sie hatte einen Fehler gemacht. Nein zwei, korrigierte sie sich. Sie hätte ihn weder küssen dürfen, noch ihm erzählen sollen, dass sie ihn für Cole hielt. Sie hoffte er glaubte ihr nicht, obwohl sie das kaum zu hoffen wagte. Wie hatte sie nur so blöd sein können. Aber in dem Moment hatte sie es ihm einfach sagen müssen, damit er es verstand. Obwohl er es sowieso nie verstehen würde, dass es mit ihnen beiden niemals klappen würde, weder mit noch ohne Erinnerungen, es war einfach hoffnungslos. Selbst wenn er jetzt ein Sterblicher war, hatte das Schicksal doch immer etwas gegen ihre Beziehung gehabt. Ein Dämon und eine Hexe, das war einfach unmöglich. Selbst ohne ihre Schuld hatte es jedes Mal mit Kummer und Leid geendet, für sie beide. Sie wusste doch, es würde immer wieder etwas passieren, das ihre Liebe zerstören würde, und das würde sie nicht noch einmal ertragen. Ganz abgesehen von den Gefahren, in die er sie und ihre Schwestern gestürzt hatte. Sie würde es nie wieder zulassen, diesen Entschluss hatte sie schon vor langer Zeit getroffen, und daran würde sie auf gar keinen Fall rütteln. Und außerdem konnte sie ihm auch nicht so einfach verzeihen, dachte sie grimmig. Ach nein, meinte eine ironische Stimme in ihrem Kopf. Nein, auf keinen Fall, ob er sich nun daran erinnern konnte oder nicht.
Langsam konnte sie nicht mehr weiterlaufen. Sie blieb stehen, um sich kurz zu erholen. Sie blickte sich um, sie war schon ein gutes Stück von der Hütte entfernt und er kam ihr nicht hinterher, dass war schon einmal gut. Der Regen war auch nicht mehr so stark, es nieselte nur noch, doch ihr Pullover war trotzdem schon wieder nass. Ihr Pullover? Oh nein, sie hatte den Pullover mitgenommen und ihr Kleid und ihren Autoschlüssel in der Hütte gelassen. Verzweifelt blickte sie zurück. Auf keinen Fall wollte sie noch einmal zurück zu der Hütte gehen. Sie blickte sich um, in ihrer Nähe war natürlich kein Mensch. Also warum nicht, dachte sie sich und rief nach Leo.
Einige Sekunden später erschien er. "Phoebe, was machst du hier?" fragte er überrascht und irritiert, "Was ist los?"
"Ich bin klitschnass und habe meinen Autoschlüssel verloren" erklärte sie ihm "Also bin ich in einer Notlage, und du musst mir helfen. Bring mich nach Hause, sonst hole ich mir hier noch den Tod." Dem konnte Leo nicht widersprechen und nahm ihre Hand.
Kevin war inzwischen immer noch in der Hütte, er war Phoebe nach draußen gefolgt und hatte beobachtet, wie sie durch den Regen davongelaufen war. Er hatte beschlossen ihr besser nicht zu folgen. Das alles hatte ihn doch etwas verwirrt. Er wüsste, dass er dieser Cole war, also dass konnte er nun nicht behaupten. Es stimmte schon dass da etwas zwischen ihm und Phoebe war, vom ersten Moment an, als er sie aufgefangen hatte, hatte er eine gewisse Spannung gespürt. Aber er wusste nicht genau, was es war. Gut, er könnte einfach in sie verliebt sein, dass war nicht allzu schwer. Sie war attraktiv, aber es hatte gestimmt, was er Helen erzählt hatte, eigentlich war sie nicht sein Typ, jedenfalls nicht des letzten Jahres, und so etwas änderte sich doch nicht, selbst mit Amnesie, oder doch? Obwohl, sie war ein bisschen verrückt, interessant und etwas besonderes, was ihn schon anzog. Sie bedeutete ihm etwas, was über das einfache Verliebtsein hinaus ging, das war ihm klar und er verstand es nicht genau. Er hatte den Drang sie zu beschützen, was sicher eine schwierige Angelegenheit war, dachte er amüsiert. Doch schon aus diesem Grund konnte er doch gar nicht dieser Cole sein, oder doch?
Er schüttelte leicht seinen Kopf und sah in den Regen, der sich langsam legte. Aber eins hatte er gespürt, als sie sich geküsst hatten, da hatten sie beide mehr gewollt, er lächelte zufrieden. Wer weiß, was noch passiert wäre, wenn sie ihren Kuss nicht abgebrochen hätte. Es gab sicherlich die Chance, dass sie ihre Meinung in Bezug auf ihn noch ändern würde. Sie konnten ihre Schwierigkeiten sicher beseitigen und ihr Freund? Also der war keine allzu große Konkurrenz, und wer weiß was bei Helens Nachforschungen nicht noch alles zutage kommen würde. Davon überzeugt, ging er zurück in den Raum. Dort sah er Phoebes Kleid und ihre Autoschlüssel, sie hat sie vergessen, schoss es ihm durch den Kopf, er musste sie ihr so schnell wie möglich bringen. Schnell zog er sein immer noch feuchtes T-Shirt an, verließ den Raum, schloss ab und steckte den Schlüssel wieder in sein Versteck. Er überlegte ob er ihr hinterher gehen oder lieber seinen Wagen holen sollte. Er entschied sich für seinen Wagen und machte sich auf den Weg, es nieselte nur noch leicht und er kam schnell voran.
Als Phoebe und Leo Zuhause ankamen, musste Leo, kurz nachdem Piper aus der Küche gekommen war, sofort wieder los. Sie blickte ihm hinterher und murmelte "Wieder mal typisch." Als sie aber Phoebe erblickte, hatte sie ihren beschäftigten Ehemann fast schon wieder vergessen und fragte entsetzt "Phoebe, du meine Güte, was ist denn mit dir passiert und was hast du eigentlich an?"
"Ich wurde am Strand von einem Unwetter überrascht" versuchte sie die Situation zu erklären, ignorierte dabei aber die Frage nach ihrem Aufzug.
"Ach du Ärmste" meinte Piper mitfühlend.
"Ist Paige da?" fragte Phoebe und schaute sich um.
"Ja, sie ist oben, warum?"
"Paige" rief Phoebe die Treppe hinauf und ging zu einem kleinen Tisch, der im Flur stand. Dort holte sie ihren Ersatzschlüssel aus der Schublade.
Nachdem Paige die Treppe herunter gekommen war, und Phoebe ihr erklärt hatte, warum sie so nass war, bat sie sie sich zu ihrem Auto auf den Parkplatz am Strand zu orben und das Auto nach Hause zu bringen. Sie wollte am liebsten mitkommen, aber ihre Schwestern redeten ihr das aus.
Als Paige verschwunden war, meinte Piper fürsorglich "Nimm am besten erst einmal ein Bad".
"Ja das werde ich, mir ist schrecklich kalt." Meinte Phoebe nachdenklich und ging nach obenum sich ein Bad einzulassen. Sie hoffte dass Paige das Auto früh genug vom Parkplatz gefahren hatte, bevor Cole dort ankam. Sie befürchtete er würde nach ihrem Wagen gucken, wenn er ihren Schlüssel entdeckt hatte. Wahrscheinlich würde er sich sogar verpflichtet fühlen ihr ihren Wagen vorbei zu bringen, wenn er das Auto noch auf dem Parkplatz vorfand. Und sie wollte ihn heute nun wirklich nicht noch einmal sehen, um ihm beispielsweise erklären zu müssen, wie sie nach Hause gekommen war. Ebenso wenig wollte sie ihren Schwestern die ganze Geschichte erzählen müssen.
Sie füllte etwas Badeöl in die Wanne und zog schließlich den Pullover aus. Was sollte sie nur mit ihm anstellen, den würde doch sicher niemand vermissen, oder? Sie warf ihn vorsichtshalber in die Wäsche, später konnte sie sich immer noch Gedanken darüber machen, was sie mit ihm machen sollte. Sie stieg in die Wanne und legte sich entspannt zurück. Sie schloss die Augen und dachte ungewollt an Coles Kuss, sie konnte immer noch seine Lippen schmecken. Sie seufzte, sie musste sich eingestehen, dass sie gehofft hatte er möge nicht enden. Sie hielt die Luft an und ließ sich in die Wanne gleiten, bis auch ihr Kopf vollständig mit Wasser bedeckt war. Oh Gott, wie blöd war sie eigentlich, lernte sie denn nie? Sie hatte schon vor einiger Zeit entschieden, dass es das beste für sie war, ihn aus ihrem Leben herauszuhalten. Sie war schon lange über ihn hinweg, sie empfand nichts mehr für ihn, dass war klar. Es war nur das Gewitter gewesen, entschied sie zufrieden, dieses Mal hatte sie sich eben auch einmal merkwürdig verhalten, das hatte nichts weiter zu bedeuten. Und zum Glück hatte sie doch noch soviel Verstand besessen und es früh genug abgebrochen, also kein Grund zur Beunruhigung.
Als Paige auf dem Parkplatz ankam, war dort niemand anzutreffen, wie sie es sich auch gedacht hatte. Sie ging zu Phoebes einsamen Auto und stieg ein. Als sie den Parkplatz verließ, kam ihr ein Auto entgegen. Sie fragte sich was jemand bei solchem Wetter wohl am Meer wollte und fuhr einfach weiter.
Kevin sah Phoebes Auto starten, als er auf den Parkplatz fuhr, ihm war als würde jemand anderes hinter dem Steuer sitzen, aber da musste er sich wohl irren. Er fragte sich, wie sie das Auto wohl geöffnet und gestartet hatte. Aber wie es schien, musste sie einen Weg gefunden haben. Er drehte um und machte sich auf den Weg zu seiner Wohnung.
Ein paar Tage später saß Kevin in seinem Büro im Daylight Express, als Helen hereinkam. Er hatte ihr bisher noch nichts von den Vorfällen bei Midlands New Hope erzählt. Als er sie ansah bemerkte er, dass sie ziemlich betrübt aussah. "Hey was ist los?"
"Ach ich bin genervt, ich komme mit dieser Betrugsgeschichte einfach nicht weiter." Meinte sie und ließ sich auf den Stuhl vor Coles Schreibtisch fallen. "Stell dir vor, ich wollte heute eine Mitarbeiterin der Stadt treffen, die mich vor kurzem angerufen hat. Diese Debra White hat mir einige wichtige Hinweise gegeben und ich merkte sie wollte reden. Also haben wir uns für heute verabredet." Sie legte eine Pause ein.
"Na und, das ist doch gut."
"Ja sicher, wenn sie gekommen wäre. Aber ich habe gewartet und gewartet und sie kam nicht. Und als ich sie noch einmal in ihrem Büro angerufen habe, hat sie mir doch tatsächlich gesagt, sie kenne mich nicht. Ich konnte es kaum glauben. Also gut dachte ich, vielleicht hat sie ja nur meinen Namen vergessen, aber nein, die Gute tat wirklich so als hätte sie von der ganzen Sache keine Ahnung." meinte Helen entrüstet.
"Vielleicht hat sie Angst bekommen."
"Das kann schon sein, aber bei unserem ersten Gespräch erschien sie mir nicht so. Und dann erzählt sie mir auch noch so eine dämliche Geschichte, dass sie einen Unfall hatte und sich daraufhin nicht an die Ereignisse der letzten Monate erinnern kann. Also wer glaubt denn bitte so was."
"Nicht sehr originell."
"Wem sagst du das, ach ich bin so frustriert, ich dachte durch sie würde ich einen Durchbruch bei meinen Recherchen erzielen." Helen ließ ihren Kopf in ihre Hände sinken.
"Ach jetzt komm schon, Kopf hoch, du findest schon noch jemand der reden will. Jetzt weißt du wenigstens ganz sicher, dass du in ein Wespennest gestochen hast." Versuchte Kevin sie aufzumuntern.
"Du hast ja recht." sie richtete sich wieder auf. "Aber warum ich eigentlich gekommen bin," sie holte ein Foto hervor, dass Kevin von dem Gebäude von Midlands New Hope gemacht hatte. "Hier, schau mal, bei der Tür, da sieht es doch so aus, als wäre sie aufgebrochen worden."
"Wo denn?" Fragte Kevin arglos.
"Hier," Helen zeigte auf die Stelle.
"Hm."
"Hast du dort nichts entdeckt?"
Eigentlich wollte Kevin ihr nichts von der ganzen Sache erzählen, aber vielleicht war das unfair. Sie war schließlich seine Freundin. Er dachte nach. "Also um ganz ehrlich zu sein, als ich dort ankam, da waren vor dem Haus Absperrbänder der Polizei vor der Tür angebracht."
"Tatsächlich, wo denn?" fragte Helen aufgeregt.
"Ich habe sie abgenommen, weißt du, ich dachte sie würden sich auf dem Foto nicht so gut machen."
Sie sah ihn verwundert an. "Ich verstehe ja noch zur Not, dass du sie abgenommen hast. Aber warum hast du mir nichts davon erzählt?"
"Ich dachte, dass wäre nicht so wichtig."
Helen sah ihn überrascht an, so ganz verstand sie ihn da nicht, aber na schön, wahrscheinlich hatten nur ein paar Randalierer versucht in das Gebäude zu gelangen, und die Polizei hatte den Eingang dann notdürftig abgesperrt. Sie Blickte noch einmal auf das Foto. Dass würde auch die Spuren an der Tür erklären. "Du hättest es mir aber sagen müssen, wahrscheinlich ist es unwichtig, aber man kann dass nie so richtig sagen, vielleicht ist dann doch mehr dran als man denkt." Sie sah ihn an und war davon überzeugt, dass er das auch wusste. Selbst am Anfang seiner Journalistenarbeit hatte keinen solchen Fehler begangen.
"Ja tut mir Leid, wird nicht wieder vorkommen."
"Okay, ist schon gut, wie schon gesagt, ich denke auch nicht, dass es etwas mit meiner Story zu tun hat." Sie seufzte. "Leider!"
"Ach Helen komm, wenigstens arbeitest du an einem interessanten Fall. Seit wir hier sind, durfte ich fast nur Reportagen über Eröffnungen von Einkaufzentren oder Berichte über Frühlingsfeste schreiben," versuchte Kevin sie aufzumuntern.
"Armer Kevin, du hast ja Recht, aber sag mal, wie geht es dir eigentlich sonst so? Hast du deine Ex-Frau mal wieder getroffen?"
"Nein, wieso, wie kommst du denn darauf?" meinte Kevin alarmiert.
"Ach ich weiß auch nicht, man sieht dich in letzter Zeit so selten." sie sah ihn an. Und du bist auch so schweigsam geworden dachte sie sich.
"Und wieso soll das an ihr liegen? Ich habe doch nichts mit ihr zu tun. Das liegt wohl eher an der vielen Arbeit, die ein hart arbeitender Journalist in dieser Stadt erledigen muss."
"Na dann will ich den hart arbeitenden Journalist mal nicht weiter stören." meinte Helen lachend und verließ das Büro.
Als Helen gegangen war überlegte Kevin, ob er ihr nicht doch von der ganzen Entführung hätte erzählen sollen. Er hatte leichte Gewissensbisse, dass er es nicht getan hatte. Aber nur ganz leichte, sagte er sich, schließlich war er davon überzeugt, dass diese ganze Sache nichts mit Helens Betrugsgeschichte zu tun hatte. Durch Helens Besuch musste er sich aber wieder mit der ganzen Angelegenheit beschäftigen. In den letzten Tagen hatte er erfolgreich versucht dies nicht zu tun. Denn wenn er es tat, dann kamen ihm hunderte von Fragen in den Sinn, auf die er keine Antwort wusste, und dass machte ihn verrückt. Die einzige, die ihm hätte helfen können, Phoebe, hatte sich natürlich nicht wieder gemeldet.
Bisher hatte er der Versuchung nicht nachgegeben sich bei ihr zu melden. Aber er hatte schließlich ein Recht darauf zu erfahren, was das alles zu bedeuten hatte. Dachte er grimmig. Er nahm die Zeitschrift für die sie schrieb aus seiner Schublade, um sie zu betrachten. Er hatte sie sich aus Neugier gekauft und interessiert ihre Antworten auf einige Leserbriefe gelesen. Er hatte entweder gelacht oder zustimmen müssen, sie war wirklich gut. Nun blätterte er zum Impressum und erblickte dort die Telefonnummer der Zeitung.
Er holte den Zettel, auf den er Phoebes Namen geschrieben hatte aus seiner Brieftasche. Er überlegte noch kurz, dann griff er energisch zum Telefonhörer. Die Dame am Empfang gab ihm Phoebes Durchwahl. Als er diese Nummer aber probierte, landete er bei ihrer Kollegin, die ihm mitteilte, dass Phoebe schon gegangen war. So ein Ärger, ganz davon abgesehen, dass er ihre Telefonnummer nicht hatte, hatte er auch keine Lust sie Zuhause anzurufen.
Kevin schaute auf die Uhr es war noch recht früh. Er fragte Phoebes Kollegin also erstaunt ob sie schon nach Hause gefahren sei. Sie teilte ihm mit, dass sie heute früher Schluss gemacht hatte, da sie noch etwas vor hatte. Wie gut dass ihre Kollegin so mitteilsam war dachte er sich. Und hakte weiter nach. "Ich bin ein sehr guter Freund von Phoebe, mein Name ist Kevin Torrens, sicher hat sie ihnen schon von mir erzählt." er hoffte natürlich, dass dies nicht der Fall war. Die Frau gab ein vages "ja" von sich.
Gut dachte sich Kevin und grinste zufrieden. "Also ich muss sie unbedingt erreichen, und da sie sie so gut kennen, hat sie ihnen sicher mitgeteilt, wohin sie geht." Er merkte wie sie zögerte. "Sie wird ihnen ewig dankbar sein, wenn sie es mir sagen, dass verspreche ich ihnen."
Die Kollegin gab nach "Also schön, sie wollte an den Strand, bei dem guten Wetter, da hat sie früher Schluss gemacht."
"Ja, das ist keine schlechte Idee. Ich hoffe sie dürfen auch bald gehen."
Sie seufzte, "leider nein, ich muss noch bis 18 Uhr hier ausharren."
"Sie Ärmste, aber dann ist ja auch für sie Wochenende." versuchte er sie zu trösten "Hören sie, wissen sie zufällig, an welchen Strand sie gerne fährt, ich meine, ich weiß dass sie es mir schon erzählt hat, aber es will mir im Moment nicht einfallen" meinte er unglücklich.
"Tja das kenne ich" meinte sie, und nannte Kevin den Strand, zu dem Phoebe gerne fuhr. Er bedankte sich bei der Frau und machte sich sofort auf den Weg, er kannte diesen Teil des Strandes. Mit etwas Glück würde er Phoebe schon finden.
Ein paar Stunden zuvor war Phoebe bereits auf dem Parkplatz an ihrem Lieblingsstrand angekommen. Sie hatte ihr Auto stehen lassen und war am Meer entlanggegangen. Sie brauchte etwas Zeit zum Nachdenken und hier hatte sie diese. Die Sonne schien und es wehte ein leichter Wind, sie roch das Meer und sah den Möwen zu.
Nachdem Darryl am letzten Dienstag die Anzeige wegen Fahrerflucht entgegen genommen hatte, hatte er die Frau mit nach Hause begleitet. Im Anschluss daran hatte Phoebe ihn über die wahren Umstände des Unfalls aufgeklärt. Er hatte versprochen, dass die Anzeige bald darauf im Papierkorb landen würde und er Nachforschungen über den Vorfall anstellen würde. Am nächsten Tag hatte er ihnen dann mitgeteilt, dass ein Passant Schreie einer Frau aus dem Gebäude gehört und daraufhin die Polizei verständigt hatte. Diese war sofort zur Stelle gewesen, obwohl sie einige Zweifel an dem Wahrheitsgehalt der Anzeige gehabt hatten. Sie hatten große Mühe mit der Eingangstür gehabt, und sie erst nach 30 Minuten öffnen können. Als sie das Gebäude endlich hatten betreten können, fanden sie nur noch leeren Räume vor. Sie hatten keine Blutspuren entdecken können und waren davon ausgegangen, es es sich um falschen Alarm gehandelt hatte.
Phoebe war darüber sehr erleichtert. Seit den Ereignissen hatte sie zum Glück auch nichts mehr von Cole gehört. Sie wusste immer noch nicht, was sie dabei empfand, dass er noch lebte als Sterblicher aber mit unheilbarer Amnesie. Sie wagte zu bezweifeln, dass er sich mit den vagen Antworten und Ausflüchten zufrieden geben würde. In diesem Fall hatte er sich wohl nicht geändert. Sie war sich immer noch unsicher, wie sie mit ihm umgehen sollte, es war merkwürdig, dass er keine Ahnung von Hexen und Dämonen haben sollte, aber sie war inzwischen überzeugt davon, dass dem wirklich so war. Sie war überrascht, wie normal es für sie gewesen war, mit ihm zusammenzusein. Es ging schließlich keine Gefahr mehr von ihm aus, er war nun weder Dämon noch von ihr besessen. Das war eine Erleichterung, aber es bestand immer noch die Gefahr, dass er herausfand, dass die Schwestern Hexen ware. Und als Journalist konnte man nie wissen, ob er die Story nicht verwerten würde. Er hatte schließlich keinen Grund mehr, es nicht zu tun. Sie hatte wirklich keine Lust, dass er etwas gegen sie in der Hand hatte.
Sie seufzte und schaute sich um, sie war weiter gegangen als sie beabsichtigt hatte. Sie erblickte einen Felsbrocken und ging darauf zu. Sie wollte sich erst noch etwas erholen, bevor sie sich auf den Rückweg machte. Sie würde ihm einfach so weit dies möglich war aus dem Weg gehen, beschloss sie und betrachtete das Glitzern der Sonne auf dem Wasser.
Als Kevin noch ein ganzes Stück von der Stelle entfernt war, die ihm Phoebes Kollegin beschrieben hatte, sah er auf einem Stein am Meer eine Frau sitzen. Instinktiv wusste er, dass dies Phoebe war. Er stellte seinen Wagen am Straßenrand ab und ging auf sie zu. An dieser Stelle des Strandes war es fast menschenleer. Sie bemerkte nicht dass er sich ihr näherte, da sie in dem Anblick des Meeres versunken war. Es berührte ihn irgendwie wie er sie dort sitzen sah. Er ging langsam näher und überlegte sich, wie er sie ansprechen sollte, er wollte sie schließlich nicht aufschrecken, aber sie hörte bereits die Schritte und blickte auf. Wenn man vom Teufel spricht dachte sie sich. Was machte er denn hier.
"Hallo Phoebe" Fing er an, "ich hoffe ich störe dich nicht. Ähm deine Kollegin hat mir gesagt, dass ich dich hier finden kann."
"Ach, hat sie das." der werde ich was erzählen dachte sie grimmig.
Er machte eine beschwichtigende Handbewegung "sei ihr nicht böse, ich habe sie sozusagen überredet mir zu sagen, wo du bist."
"Und wieso das?"
"Naja du wolltest dich doch melden, und bisher .."
Sie erhob sich "aber du wusstest doch schon, dass es der Frau gut geht, was gibt es denn da noch zu bereden?"
Er lachte ungläubig. "Das meinst du doch nicht im Ernst, oder?"
"Also ich muss jetzt los, ich habe es noch ziemlich weit bis zu meinem Wagen" sie begann loszugehen.
Kevin ging ihr hinterher. "Warte," meinte er und grinste sie an "ich begleite dich ein Stück."
Sie wusste nicht was sie dagegen sagen sollte, sie wusste dieses Mal würde er sich nicht so einfach abschütteln lassen. Da sie ihn ablenken wollte fragte sie ihn, ob er schon Fortschritte gemacht hatte, was seine Amnesie anging.
"Nein, überhaupt nicht, ich denke ich lasse das einfach ruhen, sonst macht es mich nur völlig verrückt."
"Kommt dir denn gar nichts bekannt vor, kein Ort, kein Erlebnis."
"Nein. Ich war kürzlich sogar schon bei einer Psychiaterin, obwohl ich mir geschworen hatte, das nie zu tun." Oh man, warum erzählte er ihr das überhaupt.
"Und sie hat nichts in Erfahrung bringen können?" fragte sie leicht alarmiert.
"Nein, stell dir vor, sie hat mich in Hypnose sogar 100 Jahre zurückversetzt, um vielleicht in meinem vorherigen Leben einen Grund zu finden, warum ich mich an nichts erinnern kann, so ein Quatsch."
Phoebe konnte sich nicht beherrschen und fing an zu lachen, sie würde der Ärztin gerne erzählen, dass die ganzen 100 Jahre aus seinem jetzigen Leben bestanden. Das würde sie sicher interessieren.
Warum findet sie das denn komisch fragte sich Kevin unterdessen, musste sich aber eingestehen, dass die ganze Situation wirklich merkwürdig gewesen war.
"Tut mir Leid," meinte Phoebe als sie sich wieder beruhigt hatte. "Ich habe mir die ganze Situation nur gerade vorgestellt."
"Ja, es war wirklich merkwürdig. Ich wusste auch von Anfang an, dass sie mir nicht würde helfen können."
Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinander her, als Kevin wieder das Wort ergriff. "Erzähl mir doch einfach was die ganze Angelegenheit zu bedeuten hat, dann verschwinde ich schon wieder."
Sie dachte fieberhaft nach, wie konnte sie ihm das nur plausibel erklären. "Also die Frau hatte einen Verkehrsunfall und kann sich an nichts mehr erinnern, sie weiß auch nicht genau wie sie in das Gebäude gekommen ist, sie hat sich wohl einfach dorthin geschleppt."
"In das Gebäude geschleppt? Wie denn? Die Tür war doch verschlossen."
"Na von hinten, so wie wir."
"Und ihr Entführer?"
"Also den gab es gar nicht. Ich habe dir doch gesagt, dass ich dort niemand gesehen habe."
Er war sich so sicher gewesen, dass dort jemand gewesen war, hatte er nicht eine schemenhafte Gestalt gesehen? Oder hatte er sich das alles nur eingebildet?
"Und da ich schon oft schlechte Erfahrungen mit der Polizei gemacht habe, wollte ich nicht, dass sie eingeweiht wird." erklärte Phoebe.
"Aber woher wusstest du überhaupt, von der Frau?"
Sie überlegte kurz, dass würde dieser Cole sowieso nicht ernst nehmen, er glaubte schließlich auch nicht an die Wiedergeburt. "Ich bin so eine Art Medium." Sie blickte ihn an und bemerkte sofort, dass sie recht gehabt hatte.
"Medium?" Was sollte der Blödsinn denn jetzt, fragte er sich irritiert.
"Ja, ich habe gespürt, dass die Frau meine Hilfe braucht."
"Ach was!" Meinte sie das wirklich ernst, er konnte es kaum glauben.
"Siehst du, du bist genau wie die Polizei, die glauben mir auch nie, darum wollte ich sie auch nicht einweihen. Aber du hast doch gesehen, dass ich Recht hatte." Sie sah ihn triumphierend an.
Sie glaubte das tatsächlich, ob sie etwas verrückt war? Er sah sie skeptisch an. Obwohl, sie hatte wirklich gewusst, dass in dem Haus jemand war, aber das hätte sie auch von einem Passanten erfahren können. Aber so machte das Ganze etwas mehr Sinn. Ihr komisches Verhalten, ihre Geheimnistuerei, sie schien daran zu glauben und es war ja auch ganz harmlos.
Er lächelte sie an. "Also gut, wenn du das sagst." Sie war nicht verrückt, versuchte er sich zu beruhigen, sie glaubte sicher nur an so okkultes Hexenzeug . Es gab schließlich auch Voodoo und ähnliche Phänomene. Leider glaubte er nichts davon.
Phoebe war zufrieden, sie merkte, dass er ihr nicht wirklich glaubte, ihr Benehmen jetzt aber entschuldigte.
"Und der Frau geht es wirklich gut." fragte er noch einmal, er hoffte ihr Schwager war nicht auch irgend so ein Schamane und kein richtiger Arzt.
"Ja es geht ihr wirklich gut, sie heißt Debra White und wenn du willst kannst du sie ja besuchen und dich davon überzeugen, aber ich muss dich warnen, sie kann sich wirklich an nichts erinnern."
Debra White, hatte er diesen Namen nicht schon einmal gehört, überlegte er sich, er war davon überzeugt, er wusste nur nicht mehr wo.
Auf einmal hörten die beiden ein lautes Donnern hinter sich. Sie blickten sie um und sahen einen pechschwarzen Himmel hinten über dem Meer.
"Oh nein" meinte Phoebe "ein Gewitter." Vor ihnen schien noch die Sonne, aber hinter ihnen hatte sich eine bedrohliche Gewitterfront zusammengebraut, die rasant näher kam.
Kevin sah sich um, von seinem Auto hatten sie sich schon ein ziemliches Stück entfernt. "Wie weit ist es noch bis zu deinem Wagen?" fragte er Phoebe.
"Ich denke noch weit über einen Kilometer, dass schaffe ich nie vor dem Unwetter."
Die ersten Tropfen begannen schon zu fallen. Kevin sah sich um. Etwas weiter in der Nähe der Straße entdeckte er einige Unterstände. "Komm mit" meinte er und ergriff ihre Hand. Gemeinsam rannten sie auf die Unterstände zu, die Tropfen wurden immer dichter und verwandelten sich langsam in einen Platzregen. Sie erreichten schließlich den Unterstand, der sich als eine Reihe von einzeln abgetrennten, kleinen Hütten herausstellte. Die von den Besitzern sicher als Aufbewahrungsräume genutzt wurden.
Obwohl vor der Hütte ein Gang verlief, der überdacht war, waren Phoebe und Kevin, durch den starken Wind, auch hier kaum vor dem Regen geschützt. Phoebe probierte eine der Türen zu öffnen, aber sie waren verschlossen. "Verdammt" meinte sie, in ihrem dünnen Sommerkleid war ihr kalt geworden, denn es hatte sich merklich abgekühlt.
"Ich schau mal nach ob hier nicht irgendwo einen Schlüssel versteckt ist." Kevin fasste mit seiner Hand in einen Spalt unter dem Dach. Phoebe suchte am Boden und hob ein paar größere Steine hoch.
Minuten später fand Kevin einen Schlüssel in der Spalte, er hielt ihn Phoebe triumphierend hin. "Das ist höhere Gewalt," meinte er "Einbruch kann man das nicht nennen." Er steckte den Schlüssel in die Tür vor ihm und schloss auf.
Phoebe zuckte mit den Schultern, ihr war so kalt, dass es ihr egal war, ob es Einbruch war oder nicht, schließlich wusste es ja niemand. Sie betraten den Raum in dem sich alle möglichen Utensilien für den Strand, vom Sonnenschirm über ein Volleyballnetz bis hin zu Luftmatratzen befanden.
"Bist du sehr nass?" fragte Kevin Phoebe.
Phoebe sah an sich herunter. "Mein Kleid kann man auswringen."
Kevin begann die Sachen zu durchsuchen. Er warf ihr ein Handtuch herüber "Hier," meinte er. Dann zog er sein T-Shirt aus und trocknete sich ab. "Vielleicht finde ich ja auch noch etwas zum Anziehen." Er kramte weiter herum, während Phoebe sich die Haare abtrocknete. Schließlich holte er einen großen wollenen Seemannspullover hervor. Er schaute ihn an und gab ihn Phoebe. "Er ist zwar nicht gerade modern," meinte er lächelnd "und er riecht etwas muffig, aber wenigstens ist er warm und trocken."
Phoebe nahm den Pullover entgegen.
"Am besten ziehst du dein Kleid aus." fügte Kevin hinzu.
Das hättest du wohl gerne, dachte Phoebe und starrte den Pullover an, er sah kratzig aus, aber Cole hatte recht, ihr war scheußlich kalt. Da er weiter in den Sachen rumkramte und sich nicht weiter um sie zu kümmern schien, zog sie ihr Kleid aus und den Pullover an, er reichte ihr fast bis an die Knie. Sie wrang ihr Kleid aus und hängte es über einen Campingstuhl. Selber setzte sie sich auf eine aufblasbare Insel, die am Ende des Raumes stand. Die Besitzer hatten die Luft drinnen gelassen und sie irgendwie durch die Tür bekommen. Phoebe verstand nur nicht richtig wie.
Kevin hatte unterdessen eine Kühlbox mit Getränken entdeckt. "Hey, schau mal, hier gibt es sogar eine Art Minibar, na, wie wär´s mit einem kühlen Drink?"
Sie fröstelte "Mir wäre etwas warmes zu trinken lieber."
Er schaute sich um, "ist dir immer noch kalt?" fragte er besorgt und holte eine Decke aus dem Haufen hervor. "Warte einen Moment." meinte er und kam zu ihr herüber, um sich neben sie zu setzen.
"Was soll das werden?" fragte sie argwöhnisch als er sich neben sie setzte und rückte ein Stücken von ihm weg.
Kevin hob beschwichtigend die Hände. "Ich will doch nur, dass dir wärmer wird." Er legte die Decke um sie beide. "Mehr nicht." erklärte er unschuldig.
Phoebe war das ganze nicht ganz geheuer, aber sie wusste nicht genau was sie dagegen sagen sollte. Es ja bald vorbei, versuchte sie sich aufzumuntern.
Es blitzte wieder und der Blitz erhellte den ganzen Raum, gleich darauf donnerte es laut. Phoebe schreckte fast unmerklich zusammen, doch da Kevin genau neben ihr saß merkte er es. "Hast du Angst vor Gewittern?" fragte er überrascht.
"Nein, eigentlich nicht, aber hier direkt am Meer sind sie irgendwie viel intensiver, und das ist nicht so angenehm."
Es blitzte und donnerte erneut. "Stimmt schon, ich habe in Seattle mal ein Gewitter miterlebt. Ich war damals in einem Restaurant am Wasser, als der Blitz gleich nebenan in die Stromleitung einschlug. Auf einmal gab es keinen Strom mehr, dass Licht ging aus und einige Gäste wurden fast hysterisch. Zum Glück kam dann der Koch fluchend aus seiner Küche."
"Wieso zum Glück?"
"Naja, er sagte absolut empört, dass jetzt seine wunderbaren Gerichte ruiniert seien. Und er tat so als wären wir dafür verantwortlich. Das hat einen Gast dann so aufgeregt, dass er sich mit dem Koch angelegt hat. Es war wirklich so eine super Show, dass keiner sich mehr um den Stromausfall gekümmert hat." Bei dieser Erinnerung musste er lächeln.
"Ja bei Gewitter verhalten sich manche Menschen schon eigenartig," meinte Phoebe und erzählte ihm, wie sie einmal in New York bei einem Gewitter mit einem Bankmitarbeiter, der ihr kurz zuvor hochmütig mitgeteilt hatte, dass aufgrund ihrer ständigen Kontoüberziehungen, die Gefahr bestünde, dass ihr Konto gekündigt werden müsste, im Fahrstuhl stecken geblieben war. Er war im stecken gebliebenen Lift dann dermaßen durchgedreht, dass er, als der Aufzug wieder funktionierte, ihr mitgeteilt hatte, dass er dafür eintreten werde, dass sie keine Probleme mehr bei der Überziehung ihres Kontos haben würde, wenn sie daraufhin niemandem von seinem peinlichen Verhalten erzählen würde.
Die beiden mussten lachen, "Oh ja" meinte Kevin, "Solche Bankleute kenne ich auch zur genüge." Nach einer Weile fragte Kevin "So, du hast also mal in New York gewohnt?"
"Ja, eine ganze Weile sogar, ich wollte mich damals ausprobieren."
"Und hast du das?"
"Ja und dann bin ich wieder zurückgekehrt, nach San Francisco."
"Und welche Stadt gefallt dir besser?"
Sie unterhielten sich noch weiter über Phoebes Erlebnisse in New York, als sich plötzlich etwas über ihnen bewegte. Sie schauten nach oben. Die Palme der aufblasbaren Insel hatte Luft verloren und neigte sich langsam nach unten "Oh man" meinte Kevin "jetzt werden wir auch noch von der Palme erschlagen."
Phoebe musste lachen, "Tja, wir haben wirklich ein Glück, ob hier wohl irgendwo ein Loch ist." Sie blickte zur Seite und suchte die Insel ab, entdeckte aber keins.
"Bald sitzen wir auf dem blanken Boden mit einer platten Palme zwischen uns." meinte Kevin.
"Wie lange wir es hier wohl noch aushalten müssen." seufzte Phoebe und blickte zum Fenster. Die Blitze hatten fast aufgehört, aber es regnete immer noch stark.
Er musste lachen. "Es ist wohl sehr schlimm für dich mit mir hier zu sein?"
"Nein, natürlich nicht" meinte sie sofort und bemerkte zu ihrer Verwunderung, dass sie es tatsächlich ernst meinte. Sie hatte die letzte Stunde genossen. Jetzt wo sie keine Angst mehr vor ihm haben musste, wo er kein Dämon mehr war und nicht mehr zwanghaft hinter ihr her, war es eigentlich eine ganz entspannte Atmosphäre zwischen ihnen.
Sie drehte sich zu ihm hin und sie blickten sich eine zeitlang schweigend an. Kevin lächelte leicht. Sie spürte, dass die Atmosphäre zwischen ihnen doch nicht ganz so entspannt war, wie sie es sich gedacht hatte. Langsam und kaum merklich bewegten sich ihre Köpfe aufeinander zu, bis ihre Lippen sich berührten. Sie küssten sich erst zögerlich, dann immer intensiver. Für Kevin war es, als wäre dies alles, was er immer gewollt hatte, in gewisser Weise hatte er das Gefühl, als gehörten sie zueinander.
Auch Phoebe schob all ihre nagenden Gedanken beiseite und schlang ihre Arme um ihn. Sie hatte ganz vergessen, wie es sich anfühlte ihn zu küssen, sie zog ihn dichter an sich heran, sie spürte seine Lippen auf ihrem Mund, seine Hände in ihrem Haar und sie konnte seinen Herzschlag spüren. Sie wollte auf keinen Fall aufhören ihn zu küssen, doch die nagenden Zweifel wurden immer lauter und ihre warnende innere Stimme schwoll zu einem Schreien an. Wie konnte sie dies nur tun, es mochte sich zwar noch so gut anfühlen, aber sie wusste doch, was daraus werden würde, Kummer und Leid und ein gebrochenes Herz, ob er nun ein Sterblicher war oder nicht. Abrupt löste sie sich von ihm. Er sah sie mit einem fragenden Lächeln an.
"Es geht nicht Cole" meinte sie. "Ich will das nicht noch einmal durchmachen." Sie stand auf und ging langsam auf die Tür zu.
Kevin sprang ebenfalls auf und versuchte sie zurückzuhalten."Warte!" Sie blieb stehen und blickte sich um "Ich bin nicht Cole." meinte er leise.
Sie ging mit einem traurigen Lächeln wieder zu ihm zurück. Sie blieb vor ihm stehen und sah ihn an. "Doch" meinte sie "und das weißt du auch." Sie drehte sich um und verließ ohne ein weiteres Wort die Hütte.
Draußen regnete es noch immer, aber das war Phoebe egal, sie begann zu laufen. Sie wollte so schnell wie möglich hier weg. Sie wusste nicht, was sie denken sollte, sie hatte einen Fehler gemacht. Nein zwei, korrigierte sie sich. Sie hätte ihn weder küssen dürfen, noch ihm erzählen sollen, dass sie ihn für Cole hielt. Sie hoffte er glaubte ihr nicht, obwohl sie das kaum zu hoffen wagte. Wie hatte sie nur so blöd sein können. Aber in dem Moment hatte sie es ihm einfach sagen müssen, damit er es verstand. Obwohl er es sowieso nie verstehen würde, dass es mit ihnen beiden niemals klappen würde, weder mit noch ohne Erinnerungen, es war einfach hoffnungslos. Selbst wenn er jetzt ein Sterblicher war, hatte das Schicksal doch immer etwas gegen ihre Beziehung gehabt. Ein Dämon und eine Hexe, das war einfach unmöglich. Selbst ohne ihre Schuld hatte es jedes Mal mit Kummer und Leid geendet, für sie beide. Sie wusste doch, es würde immer wieder etwas passieren, das ihre Liebe zerstören würde, und das würde sie nicht noch einmal ertragen. Ganz abgesehen von den Gefahren, in die er sie und ihre Schwestern gestürzt hatte. Sie würde es nie wieder zulassen, diesen Entschluss hatte sie schon vor langer Zeit getroffen, und daran würde sie auf gar keinen Fall rütteln. Und außerdem konnte sie ihm auch nicht so einfach verzeihen, dachte sie grimmig. Ach nein, meinte eine ironische Stimme in ihrem Kopf. Nein, auf keinen Fall, ob er sich nun daran erinnern konnte oder nicht.
Langsam konnte sie nicht mehr weiterlaufen. Sie blieb stehen, um sich kurz zu erholen. Sie blickte sich um, sie war schon ein gutes Stück von der Hütte entfernt und er kam ihr nicht hinterher, dass war schon einmal gut. Der Regen war auch nicht mehr so stark, es nieselte nur noch, doch ihr Pullover war trotzdem schon wieder nass. Ihr Pullover? Oh nein, sie hatte den Pullover mitgenommen und ihr Kleid und ihren Autoschlüssel in der Hütte gelassen. Verzweifelt blickte sie zurück. Auf keinen Fall wollte sie noch einmal zurück zu der Hütte gehen. Sie blickte sich um, in ihrer Nähe war natürlich kein Mensch. Also warum nicht, dachte sie sich und rief nach Leo.
Einige Sekunden später erschien er. "Phoebe, was machst du hier?" fragte er überrascht und irritiert, "Was ist los?"
"Ich bin klitschnass und habe meinen Autoschlüssel verloren" erklärte sie ihm "Also bin ich in einer Notlage, und du musst mir helfen. Bring mich nach Hause, sonst hole ich mir hier noch den Tod." Dem konnte Leo nicht widersprechen und nahm ihre Hand.
Kevin war inzwischen immer noch in der Hütte, er war Phoebe nach draußen gefolgt und hatte beobachtet, wie sie durch den Regen davongelaufen war. Er hatte beschlossen ihr besser nicht zu folgen. Das alles hatte ihn doch etwas verwirrt. Er wüsste, dass er dieser Cole war, also dass konnte er nun nicht behaupten. Es stimmte schon dass da etwas zwischen ihm und Phoebe war, vom ersten Moment an, als er sie aufgefangen hatte, hatte er eine gewisse Spannung gespürt. Aber er wusste nicht genau, was es war. Gut, er könnte einfach in sie verliebt sein, dass war nicht allzu schwer. Sie war attraktiv, aber es hatte gestimmt, was er Helen erzählt hatte, eigentlich war sie nicht sein Typ, jedenfalls nicht des letzten Jahres, und so etwas änderte sich doch nicht, selbst mit Amnesie, oder doch? Obwohl, sie war ein bisschen verrückt, interessant und etwas besonderes, was ihn schon anzog. Sie bedeutete ihm etwas, was über das einfache Verliebtsein hinaus ging, das war ihm klar und er verstand es nicht genau. Er hatte den Drang sie zu beschützen, was sicher eine schwierige Angelegenheit war, dachte er amüsiert. Doch schon aus diesem Grund konnte er doch gar nicht dieser Cole sein, oder doch?
Er schüttelte leicht seinen Kopf und sah in den Regen, der sich langsam legte. Aber eins hatte er gespürt, als sie sich geküsst hatten, da hatten sie beide mehr gewollt, er lächelte zufrieden. Wer weiß, was noch passiert wäre, wenn sie ihren Kuss nicht abgebrochen hätte. Es gab sicherlich die Chance, dass sie ihre Meinung in Bezug auf ihn noch ändern würde. Sie konnten ihre Schwierigkeiten sicher beseitigen und ihr Freund? Also der war keine allzu große Konkurrenz, und wer weiß was bei Helens Nachforschungen nicht noch alles zutage kommen würde. Davon überzeugt, ging er zurück in den Raum. Dort sah er Phoebes Kleid und ihre Autoschlüssel, sie hat sie vergessen, schoss es ihm durch den Kopf, er musste sie ihr so schnell wie möglich bringen. Schnell zog er sein immer noch feuchtes T-Shirt an, verließ den Raum, schloss ab und steckte den Schlüssel wieder in sein Versteck. Er überlegte ob er ihr hinterher gehen oder lieber seinen Wagen holen sollte. Er entschied sich für seinen Wagen und machte sich auf den Weg, es nieselte nur noch leicht und er kam schnell voran.
Als Phoebe und Leo Zuhause ankamen, musste Leo, kurz nachdem Piper aus der Küche gekommen war, sofort wieder los. Sie blickte ihm hinterher und murmelte "Wieder mal typisch." Als sie aber Phoebe erblickte, hatte sie ihren beschäftigten Ehemann fast schon wieder vergessen und fragte entsetzt "Phoebe, du meine Güte, was ist denn mit dir passiert und was hast du eigentlich an?"
"Ich wurde am Strand von einem Unwetter überrascht" versuchte sie die Situation zu erklären, ignorierte dabei aber die Frage nach ihrem Aufzug.
"Ach du Ärmste" meinte Piper mitfühlend.
"Ist Paige da?" fragte Phoebe und schaute sich um.
"Ja, sie ist oben, warum?"
"Paige" rief Phoebe die Treppe hinauf und ging zu einem kleinen Tisch, der im Flur stand. Dort holte sie ihren Ersatzschlüssel aus der Schublade.
Nachdem Paige die Treppe herunter gekommen war, und Phoebe ihr erklärt hatte, warum sie so nass war, bat sie sie sich zu ihrem Auto auf den Parkplatz am Strand zu orben und das Auto nach Hause zu bringen. Sie wollte am liebsten mitkommen, aber ihre Schwestern redeten ihr das aus.
Als Paige verschwunden war, meinte Piper fürsorglich "Nimm am besten erst einmal ein Bad".
"Ja das werde ich, mir ist schrecklich kalt." Meinte Phoebe nachdenklich und ging nach obenum sich ein Bad einzulassen. Sie hoffte dass Paige das Auto früh genug vom Parkplatz gefahren hatte, bevor Cole dort ankam. Sie befürchtete er würde nach ihrem Wagen gucken, wenn er ihren Schlüssel entdeckt hatte. Wahrscheinlich würde er sich sogar verpflichtet fühlen ihr ihren Wagen vorbei zu bringen, wenn er das Auto noch auf dem Parkplatz vorfand. Und sie wollte ihn heute nun wirklich nicht noch einmal sehen, um ihm beispielsweise erklären zu müssen, wie sie nach Hause gekommen war. Ebenso wenig wollte sie ihren Schwestern die ganze Geschichte erzählen müssen.
Sie füllte etwas Badeöl in die Wanne und zog schließlich den Pullover aus. Was sollte sie nur mit ihm anstellen, den würde doch sicher niemand vermissen, oder? Sie warf ihn vorsichtshalber in die Wäsche, später konnte sie sich immer noch Gedanken darüber machen, was sie mit ihm machen sollte. Sie stieg in die Wanne und legte sich entspannt zurück. Sie schloss die Augen und dachte ungewollt an Coles Kuss, sie konnte immer noch seine Lippen schmecken. Sie seufzte, sie musste sich eingestehen, dass sie gehofft hatte er möge nicht enden. Sie hielt die Luft an und ließ sich in die Wanne gleiten, bis auch ihr Kopf vollständig mit Wasser bedeckt war. Oh Gott, wie blöd war sie eigentlich, lernte sie denn nie? Sie hatte schon vor einiger Zeit entschieden, dass es das beste für sie war, ihn aus ihrem Leben herauszuhalten. Sie war schon lange über ihn hinweg, sie empfand nichts mehr für ihn, dass war klar. Es war nur das Gewitter gewesen, entschied sie zufrieden, dieses Mal hatte sie sich eben auch einmal merkwürdig verhalten, das hatte nichts weiter zu bedeuten. Und zum Glück hatte sie doch noch soviel Verstand besessen und es früh genug abgebrochen, also kein Grund zur Beunruhigung.
Als Paige auf dem Parkplatz ankam, war dort niemand anzutreffen, wie sie es sich auch gedacht hatte. Sie ging zu Phoebes einsamen Auto und stieg ein. Als sie den Parkplatz verließ, kam ihr ein Auto entgegen. Sie fragte sich was jemand bei solchem Wetter wohl am Meer wollte und fuhr einfach weiter.
Kevin sah Phoebes Auto starten, als er auf den Parkplatz fuhr, ihm war als würde jemand anderes hinter dem Steuer sitzen, aber da musste er sich wohl irren. Er fragte sich, wie sie das Auto wohl geöffnet und gestartet hatte. Aber wie es schien, musste sie einen Weg gefunden haben. Er drehte um und machte sich auf den Weg zu seiner Wohnung.
