13. Kapitel
Bis zum Freitag hatte Cole noch nichts von Cyber gehört. Er machte sich keine Sorgen, er hatte ja gesagt, dass es länger dauern würde. Cole hatte sich gezwungen nicht weiter an sein vergangenes Ich zu denken, sonst würde er noch verrückt werden, vor lauter Grübeln. Zum Glück war er auch nicht mehr in die Versuchung gekommen, Phoebe anzurufen. Da würde er lieber ewig warten, als sich noch einmal bei ihr zu melden. Er hatte jetzt über ein Jahr damit gelebt, jetzt konnte er auch noch ein bisschen warten, wenn er dann endlich ans Ziel kam. Er war davon überzeugt, dass, wenn er mehr über sein früheres Leben erfahren würde, er umso schneller seine Erinnerungen zurückkommen würde. Aber man durfte nichts erzwingen, das hatte er gelernt.
Er freute sich auf die Abwechslung am Freitag Abend. Als er an der Tür seiner Nachbarn klingelte, war Helen schon fertig. Sie trug ein blaues ärmelloses Kleid und hatte ihre Haare zu einer kunstvollen Frisur aufgesteckt.
"Oh man Peter, willst du mich wirklich mit ihr alleine weggehen lassen?" fragte er grinsend.
"Die ganzen alten Leute auf dem Ball werden schon aufpassen." meinte Peter gelassen. Er gab Helen noch einen Kuss zum Abschied. "Amüsiert euch gut, ich muss leider vorm Fernseher sitzen und mir einen ruhigen Abend machen, solch ein Pech."
Die beiden verschwanden. Auf dem Weg zur Veranstaltung brachte Helen Cole auf den neuesten Stand ihrer Ermittlungen. Sie hatte in Erfahrung gebracht, das fast alle Ausgaben der Stadt für soziale Belange in irgendwelche fiktiven Firmen oder Organisationen floss, so das die Lage in diesen Vierteln langsam katastrophal waren. Die Leute verzweifelten und einige wurden sogar zu Straftätern.
"Aber wie ist es möglich, das das nicht herauskommt."
"Die meisten Leute halten diese Situation für normal. Und die Spenden von diesen Wohltätigkeitsbällen, die sie ständig veranstalten, fließen natürlich auch in ihre Taschen."
"Ich kann trotzdem kaum glauben, dass das niemand erfährt."
"Also überleg doch mal. Die meisten Leute spenden, damit ist ihr Gewissen erleichtert, und wo die Gelder hinfließen, das interessiert die meisten doch überhaupt nicht mehr. Vor allen auf solchen Bällen."
Manchmal war sie wirklich ziemlich zynisch, dachte sich Cole, sagte aber nichts, sondern fragte sie "Darum willst du heute also dahin."
"Ja, ich will sehen, wie das alles abläuft und mir die Leute, die beteiligt sind ansehen und wenn möglich mit ihnen sprechen. Ich verstehe einfach nicht, was das alles mit dieser Waffenfabrik zu tun hat." sie seufzte "Naja am Montag treffe ich mich mit der Informatin, die mir die Information von der Deacon Fabrik gegeben hat. Ich hoffe nur sie macht keinen Rückzieher wie die letzte."
"Wird sie schon nicht." beruhigte Cole sie.
Phoebe wartete im Halliwell Manor ungeduldig auf ihren Begleiter. Als Philip erschien und die zwei sich begrüßt hatten, sah er sie etwas ungläubig an. "Du siehst ... gut aus heute Abend." meinte er schmeichelnd. "Aber meinst du nicht rot ist etwas ... gewagt?"
"Wieso, gefällt dir mein Kleid nicht?" Phoebe sah an sich herunter und war zufrieden. Sie hatte beschlossen heute etwas Aufmerksamkeit zu erregen. Es musste schließlich noch jemand zwischen Dämon und Langweiler geben, und denjenigen würde sie heute finden. "Also ich finde es perfekt, ein fröhliches Rot auf einem Wohltätigkeitsball." Sie lächelte ihn an.
"Nun, wenn du meinst, dann komm, es wird Zeit."
Auf dem Ball wimmelte es von Leuten, Cole hatte Helen ein Glas Champagner geholt und sie zeigte ihm die wichtigsten Leute. "Dieser da hinten, der Dicke, das ist Harold Fleisher, er ist der Leiter der Abteilung, die für diesen ganzen Sozialausgabenkram verantwortlich ist. Und die kleine dürre mit dem frisch aufgespritzten Lippen ist seine Frau. Der große dünne dort mit der unmöglichen Krawatte arbeitet auch dort. Und der Kleine daneben ebenfalls." Cole schaute zu den beiden hinüber, und stellte zu seinem Entsetzen fest, dass es sich bei dem Kleinen um Phoebes Freund Philip Hartman handelte und die Frau an seiner Seite war Phoebe. Sie sah bezaubernd aus in ihrem tiefausgeschnittenen roten Kleid, musste Cole leider feststellen.
"Hey, hörst du mir gar nicht mehr zu?" fragte gerade Helen neben ihm.
"Phoebe ist da," meinte Cole nur und schaute weiter zu ihr rüber. Sie lachte und schien sich gut zu amüsieren, na toll. Helen wusste nicht so recht was oder wen er meinte und schaute in die gleiche Richtung. Die Frau in dem roten Kleid kam ihr vage bekannt vor, als ihr einfiel, das dies ja Kevins "Exfrau" war. Er starrte wie hypnotisiert zu ihr hin.
"Hey," versuchte sie ihn abzulenken, "wollen wir tanzen."
Das lenkte ihn wirklich ab, "tanzen? Ich, ach nein lieber nicht."
"Wieso denn nicht?"
"Ich bin kein großer Tänzer," meinte er und sah sie entschuldigend an.
"So ein Quatsch, ich glaube dir nicht, dass du nicht tanzen kannst also komm." Sie zog ihn auf die Tanzfläche, er seufzte, wenn Helen sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann konnte sie keiner davon abhalten.
"Aber jammere nicht, wenn dir hinterher die Füße wehtun, weil ich zu oft draufgetreten bin." warnte er sie. "Das lass mal meine Sorge sein." Wie Helen es sich gedacht hatte, war er kein schlechter Tänzer und sie genoss es mit ihm zu tanzen.
Für Phoebe war der Abend bisher nicht besonders erfolgreich verlaufen. Sie hatte sich nur mit einigen langweiligen Kollegen von Philip unterhalten können. Sie musste schnellstens von ihm loskommen, überlegte sie sich. Sie entschuldigte sich bei ihm und ging zur Tanzfläche, vielleicht würde sie ja ein attraktiver junger Mann zum Tanzen auffordern.
Als sie im linken Teil des Saales, wo sich die Tanzfläche befand ankam, erblickte sie aber etwas nicht allzu erfreuliches. Sie sah Cole mit dieser Helen tanzen. Da die beide ziemlich groß waren, stachen sie aus der Menge hervor. Sie lachten und schienen sich gut zu amüsieren. In Phoebe brodelte es, aber was kümmerte sie das überhaupt, fragte sie sich. Sie hatte ihm schließlich immer geraten, weiterzumachen, sein Leben zu Leben. Also sollte sie doch froh sein, wenn er es auch tat. Aber trotzdem, dachte sie wütend, dass musste ja nicht unbedingt vor ihrer Nase geschehen. Sie blickte sich um, aber leider war in ihrer Nähe kein junger Mann zu erblicken, dem sie ihre Aufmerksamkeit widmen konnte. Neben ihr stand nur eine ältere Frau die auf die Tanzfläche starrte. "Ach ja die Jugend." seufzte sie. "Bitte?" fragte Phoebe höflich.
"Die Jugend meinte ich, ist doch die schönste Zeit im Leben. Schauen sie dieses junge Paar dort an." Sie zeigte auf Cole und Helen, "wie schön sie aussehen und wie verliebt sie wirken."
Phoebe lächelte verkrampft und hätte die alte Frau am liebsten erwürgt.
"Wissen sie, als ich noch so jung war, da habe ich auch die ganze Nacht durchtanzen können, mein Walter und ich..." Phoebe lächelte weiter eisern und hörte nicht mehr richtig zu, sie versuchte verzweifelt nicht zu den beiden zu schauen, was sich als äußerst schwierig herausstellte.
Und zu ihr hatte er mal gesagt, er könne nicht tanzen, ob sich das durch die Amnesie wohl geändert hatte, dachte sie grimmig. Die Frau war endlich zum Schluss ihrer öden Geschichte angekommen. Sie lächelte Phoebe freundlich an und meinte, "Aber ich langweile sie wahrscheinlich, auf sie wartet sicher ihr junger Galan."
Die Chance zu entkommen. "Ja, das tut er, und ich möchte ihn nicht länger warten lassen, tut mir Leid, aber es war wirklich nett sie kennen zu lernen."
"Ja sie auch." Die alte Frau wandte sich wieder der Tanzfläche zu "Ach ja die Jugendzeit."
Phoebe flüchtete schnell in Richtung des Balkons. Er nahm die gesamte Breite des Saales ein, einschließlich der Gänge auf der rechten und linken Seite, in denen sich die Garderoben befanden. Diese Gänge führten ebenso wie der Ballsaal in eine gemeinsame Halle und diese führte zum Ausgang. Auf dem Balkon befanden sich viele Menschen in dem Teil, der auch in den Saal führte. An den Enden des Balkons, wo es zu den Gängen ging, war es leerer. Phoebe begab sich ans linke Ende der Balkons, wo sich in der hintersten Ecke nur noch zwei Männer befanden, die sich angeregt unterhielten. Als Phoebe sich näherte, verstummten sie und schauten sie an, als würde sie stören. Doch das kümmerte Phoebe nicht, wenn sie allein sein wollten, dann hatten sie eben Pech gehabt, oder sollten woanders hingehen, dachte sie schlecht gelaunt. Sie stellte sich ganz in ihre Nähe und lehnte sich über die Ballustrade. Sie atmete die kühle Nachtluft ein und beruhigte sich etwas. Es war doch wirklich unsinnig, wegen Cole eifersüchtig zu sein, sie wollte schließlich nichts mehr von ihm. Sie hatte beschlossen, dass sie einen anderen Mann kennen lernen wollte, aber das hatte er ihr jetzt vermasselt. Sie war einfach nicht mehr in der Stimmung, sich nach Männern umzusehen.
Sie bemerkte, wie sich die Männer hinter ihr verstimmt verzogen. Doch sie kümmerte sich nicht darum, sondern schaute weiter zu den Sternen, die am klaren Himmel glitzerten. Sie hörte das Stimmengewirr und Lachen von der Mitte des Balkons und seufzte, sie verspürte keine Lust sich wieder zu der fröhlichen Masse zu begeben, sie war hier lieber allein. Doch dann hörte sie zu ihrem Bedauern auch hinter sich Schritte, und eine Stimme, die sagte "Hallo Phoebe."
Cole hatte beobachtet, wie Phoebe am Rande der Tanzfläche von einer älteren Frau in Beschlag genommen worden war. Er wusste nicht, ob sie ihn gesehen hatte, aber er nahm es an. Als sie gegangen war, hatte er ihr rotes Kleid verfolgt, bis es auf dem Balkon verschwunden war. Als er mit Helen von der Tanzfläche kam und sie sich etwas frisch machen wollte, war er Phoebe auf den Balkon gefolgt.
Sie drehte sich um "Hallo Cole, auch hier." meinte sie unschuldig. Er sah wirklich gut aus, das musste sie ihm lassen.
"Wie du siehst." Beide waren etwas verlegen und Phoebe entfernte sich etwas von ihm und begab sich somit näher in die Ecke, in der zuvor die Männer gestanden hatten. Phoebe wollte sich wieder umdrehen, und berührte die Ballustrade, als sie merkte, dass sie eine Vision bekam. Ihr wurde schummerig und sie hielt sich weiter an der Balustrade fest. Sie sah eine leere Straße, eine Frau stieg aus ihrem Auto und machte sich auf den Weg zu ihrer Wohnung als ein Dämon erschien und sie ergriff. Phoebe erkannte ihn sofort, es war Quasta. Er fuhr mit den langen Fingernägeln über den Arm der Frau, die entsetzt aufschrie. Dann verschwand er mit ihr. Phoebe erwachte, sie schwankte leicht. Sofort war Cole neben ihr und stützte sie. "Geht es dir nicht gut?" fragte er besorgt. "Ist dir schwindelig?" Er blickte sich um "da ist ein Stuhl." Er führte sie zu einem Stuhl, auf dem sie sich niederließ. Er ging vor ihr in die Hocke und schaute sie besorgt an. Sie sah blass aus. "Geht es etwas besser" fragte er," oder soll ich dir etwas zu essen oder trinken bringen?"
"Einen Saft bitte," sie wollte etwas Zeit zum Überlegen haben.
"Kommt sofort." Er verschwand.
Sie schloss kurz die Augen und dachte nach, sie musste so schnell wie möglich nach Hause, damit sie Quasta aufhalten und etwas von seiner grünen Substanz erhalten konnten. Sie sah sich um, um Leo zu rufen waren hier überall einfach zu viele Menschen. Und dummerweise war sie mit Philip hierher gefahren. Wenn sie ihn fragen würde, sie zu bringen, dann würde dies nur in endlosen Diskusionen enden, dazu hatte sie keine Zeit. Sie würde sich wohl oder übel ein Taxi rufen müssen, auch wenn dies ebenfalls ziemlich viel Zeit in Anspruch nehmen würde, da die Gäste entweder mit ihrem eigenen Wagen oder einer Limousine mit Chauffeur vorgefahren worden waren, warteten draußen keine Taxis. Warum hatte diese Vision auch hier kommen müssen, fragte sie sich ärgerlich, der völlig falsche Augenblick.
"Hier" sie blickte hoch, Cole stand vor ihr und gab ihr ein Glas. Dann kniete er sich wieder vor sie. Das ist auch eine Möglichkeit, schoss es Phoebe durch den Kopf, er könnte sie doch nach Hause fahren. Sie trank einen Schluck.
"Geht es wieder ?" fragte er sie erneut.
"Nicht besonders" meinte sie.
"Ist das immer noch deine Erkältung?" er fasste ihr mit der Hand auf die Stirn, "also Fieber hast du nicht." stellte er erleichtert fest.
Sie schaute ihn an, warum sollte sie ihn nicht fragen, ein Taxi würde viel zu lange brauchen, redete sie sich ein, und nebenbei würde sie ihn auch noch von der blöden Helen fern halten, was natürlich ganz nebensächlich war. "Ich glaube ich will so schnell es geht nach Hause und mich ausruhen," meinte sie leidend.
"Soll ich deinem Freund holen," bot Cole sich an und wollte schon aufstehen, doch sie hielt ihn zurück.
"Nein warte," meinte sie "Weißt du, er ist auch beruflich hier und es ist wichtig für ihn, also ähm könntest du mich vielleicht fahren?" Sie sah ihn vorsichtig an.
Er war von ihrer Bitte zwar überrascht, aber auch irgendwie erfreut. "Sicher" meinte er und blickte sich um. "Ich denke wir gehen besser nicht durch den Saal, da ist es zu voll, nehmen wir doch den Gang hier." Er half ihr auf. "Deinem Freund kann ich ja hinterher sagen, dass es dir nicht gut ging und ich dich nach Hause gebracht habe." sagte er zufrieden und führte sie schnell in den Gang. Er wusste nicht, dass er ihr damit einen Gefallen tat, da sie auch keine Lust hatte, Philip noch Bescheid zu sagen, das würde alles nur unnütz Zeit kosten.
An der Garderobe war es zum Glück noch leer, als Phoebe ihre Sachen abholte. Sie zog ihren Sommermantel an und piepte Piper und Paige an, dass sie sich Zuhause treffen müssten. Als sie vor die Eingangstür trat, hatte Cole sich schon darum gekümmert, dass ein junger Mann sein Auto vorfuhr. Sie stiegen ein. "Du sagst mir am besten den Weg, um am schnellsten zu euch nach Hause zu kommen." meinte Cole. Phoebe sagte ihm den Weg an, sonst war es still im Wagen. Cole hatte beschlossen, sie heute nicht mit Fragen zu bedrängen, schließlich ging es ihr nicht gut. Eine Sache musste er ihr dann aber doch sagen. "Also dass deinem Freund sein Beruf wichtiger ist als du, kann ich nicht akzeptieren. So eine Beziehung kann nicht das wahre sein, ich würde so etwas nie tun," meinte er überzeugt. Er warf ihr einen kurzen Blick zu und fügte hinzu "Soviel ich weiß."
Sie ging nicht darauf ein und teilte ihm stattdessen mit, dass Philip gar nicht ihr Freund sondern nur ein Freund war. Ihr erschien es überflüssig ihn in diesem Punkt zu belügen, schließlich wollte sie sich nach einem anderen Mann umsehen und hatte keine Lust mehr Philip als ihren Freund auszugeben.
Ach hatte sie da nicht mal was anderes erzählt, überlegte sich Cole und meinte "Das ist gut."
"Tatsächlich."
"Ja, ich finde ihr passt überhaupt nicht zusammen, das habe ich gleich gesehen." Und außerdem ist er wahrscheinlich kriminell fügte Cole in Gedanken hinzu.
"Und zu wem passe ich dann, deiner Meinung nach." fragte sie interessiert.
Cole überlegte "Hm, zu jemand der alles für dich tun würde. Keiner der sich mehr um seine Karriere kümmert als um dich. Also beispielsweise nicht einfach auf dem Ball bleibt, wenn es dir schlecht geht. Jemand der nicht so angepasst ist," überlegte er weiter "ungewöhnlicher, etwas besonders, wahrscheinlich sogar etwas gefährlich, der dich aber auch beschützen kann, leidenschaftlich ist und dich über alles liebt."
"Hast du da zufällig dich beschrieben."
Er sah erstaunt zur Seite, "nein, eigentlich nicht," meinte er überrascht "wieso, war ich früher so?"
Sie ignorierte die Frage und sagte stattdessen "Vielleicht wollte ich früher mal so einen Mann, aber heute will ich lieber etwas ungefährliches solides."
"Ach" meinte er wenig überzeugt, "das meinst du doch nicht ernst, etwas Gefahr ist immer gut, sonst wird es doch langweilig."
"Von Gefahr habe ich wirklich die Nase voll, das kannst du mir glauben. Für mich ist es am wichtigsten, dass ich jemand blind vertrauen kann und keine Enttäuschungen mehr erlebe."
Er merkte, dass sie dies todernst meinte und fragte vorsichtig. "Habe ich dich betrogen?"
"Ja" meinte Phoebe und bemerkte erst danach, auf was er hinaus wollte. "Aber nicht so wie du denkst."
"Was denke ich denn?"
"Du hattest keine Affaire." erklärte sie ihm.
"Aha" das war also nicht ihr Problem gewesen, aber was dann? Nach einer kurzen Pause stellte er ihr schließlich die Frage, die ihn seit Tagen beschäftigte. "Sag mal Phoebe, unsere Beziehung, also haben wir uns eigentlich geliebt?" Da sie nicht sofort antwortete, fuhr er fort. "Oder war es eher so eine Beziehung, in der wir uns gestritten haben und anschließend zur Versöhnung Sex hatten."
Sie sah ihn geschockt an. "Nein!" sagte sie entrüstet, "wie kommst du denn da drauf?"
Er zuckte nur mit den Schultern, "schien mir irgendwie so." Im Grunde war er erleichtert, dass seine Annahme falsch gewesen war.
Kurze Zeit später kamen sie vor dem Haus an. Phoebe bedankte sich schnell bei Cole und wollte aussteigen, überlegte es sich dann aber noch einmal anders und drehte sich zu ihm um. Sie zögert, sagte dann aber doch "Eine zeitlang habe ich das zwar geleugnet, aber wir haben uns einmal geliebt Cole, ohne Zweifel, das war nie das Problem, oder vielleicht doch?"
Er sah sie überrascht an. Er wusste nicht, was ihn mehr verblüffte, dass sie es ihm gesagt hatte oder dass sie es tatsächlich so meinte. Phoebe merkte, dass er sie etwas fragen wollte, doch sie wollte nicht darüber reden. Sie beugte sich zu ihm hinüber, um ihm einen kurzen Abschiedskuss geben. Doch als sich ihre Lippen berührten, zog er sie an sich und der Kuss fiel intensiver aus, als sie es geplant hatte.
Sie blickte ihn an. Er zog eine Augenbraue hoch und meinte "Du wolltest mich sicher nur anstecken."
"Ja, das war pure Rache." antwortete sie mit einem Lächeln.
Er blickte kurz herunter, bevor er sie wieder ansah. "Und wenn es nicht geklappt hat, versuchst du es dann noch einmal?"
Phoebe öffnete die Tür und schüttelte den Kopf. "Gute Nacht Cole," sagte sie, bevor sie, ohne sich noch einmal umzusehen, ins Haus ging.
Er sah ihr hinterher, bis sie im Haus verschwunden war. Er wurde einfach nicht schlau aus ihr, was hatte das jetzt alles zu bedeuten? Sie hatten sich also geliebt, und was war dann schiefgelaufen? Wenn man sich wirklich liebte, dann fand man immer einen Weg, davon war er überzeugt. Er würde schon noch herausfinden, was mit Phoebe los war, er musste nur hartnäckig bleiben. Er hatte keine große Lust mehr, noch einmal auf den Ball zu gehen, aber er musste schließlich Helen abholen. Und ihrem nur Freund Bescheid sagen. Er lachte zufrieden und fuhr los.
Als Phoebe das Haus betrat warteten dort Piper, Paige und Leo bereits im Esszimmer auf sie.
"Muss du uns unbedingt den Freitagabend verderben?" fragte Paige sie genervt, als sie eintrat.
"Oh, ich habe mir das auch nicht ausgesucht, schließlich war ich auf einem Ball, da wollte ich auch keine Vision haben." teilte Phoebe ihr mit.
"Du hattest eine Vision?" fragte Piper.
"Ja leider" sie setzte sich "von unserem neuen Freund Quasta, er überfällt heute Nacht wieder eine Frau und zwar" sie versetzte sich noch einmal in ihre Vision zurück und versuchte das Straßenschild zu lesen " in der Oakham Road." teilte sie ihren Schwestern mit. "Die Frau steigt dort aus ihrem Auto und will in ihr Haus, als er erscheint, sie verletzt und mit ihr verschwindet."
"Worauf warten wir dann noch, nichts wie hin." entschied Paige. "Piper hast du den Behälter für seine schleimige Flüssigkeit?"
Piper holte ihn aus dem Schrank und blickte zu Leo "Du wartest besser hier, wir sind bald zurück." wies sie ihn an. Die Schwestern fassten sich an den Händen und verschwanden in einem bläulichen Licht.
Als sie in der Straße ankamen, erblickte Phoebe sofort das Auto der Frau, die gerade aussteigen wollte. Als Quasta auch schon erschien und ihr seine langen Fingernägel in den Arm drückte.
"Oh nein" stöhnte Paige auf. Doch Phoebe hatte den Dämon schon erreicht und gab ihm einen kräftigen Tritt, so dass er die Frau loslassen musste. Paige eilte sofort zu ihr und verschwand mit ihr. Der Dämon sah sich irritiert um und sagte bedrohlich, "das werdet ihr noch bereuen, Hexen." Doch ohne noch etwas zu unternehmen, verschwand er.
Die beiden schauten sich überrascht an. "Na das ging ja einfach." Wunderte sich Phoebe.
"Fast zu einfach. Phoebe schau mal, hat er hier irgendwo etwas von seiner Substanz gelassen."
Phoebe suchte den Boden ab und fand etwas. "Ja hier, bäh schau mal."
Piper ging zu ihr und füllte etwas von der Substanz in den Behälter. "Wir müssen uns beeilen, sonst verschwindet es wieder."
Phoebe schaute sich um. "Nur leider ist unser Transportmittel verschwunden, dass passiert mir in letzter Zeit ziemlich oft. Hoffentlich kommt Paige bald wieder."
"Sie konnte ja nicht ahnen, dass alles so schnell gehen würde, ohne großen Kampf."
"Ja, der Dämon hatte der Frau schon etwas der Gedächtnisschwundflüssigkeit injiziert, ob ihm das wohl gelangt hat, schließlich hat er sich nicht bemüht, weiter zu kämpfen."
"Schon eigenartig, am besten wir rufen erst einmal Leo."
Leo und Paige erschienen fast gleichzeitig zurück.
"Ist er weg und habt ihr etwas von seinem Zeug?" fragte Paige sofort.
Piper zeigte es ihr. "Wie geht es der Frau?"
Sie war immer noch bewusstlos. Sie legten sie an den Rand des Fußweges und Leo untersuchte sie, sie schien in Ordnung zu sein, obwohl ihr wohl schon etwas von der Gedächtnisschwundflüssigkeit injiziert worden war. Da niemand annahm, dass der Dämon noch einmal angreifen würde, beschlossen Piper und Paige sich schon einmal nach Hause zu begeben, um sich gleich an die Zubereitung des Vernichtungselixiers zu machen, damit sich die Flüssigkeit nicht vorher verflüchtigen konnte.
Leo und Phoebe blieben bei der Frau, die kurz darauf aufwachte.
"Wo bin ich" fragte sie überrascht. "Und wer sind sie?"
"Sie hatten einen Unfall." teilte Leo ihr mit.
"Was ... wieso, wer sind sie?" fragte sie argwöhnisch.
"Wir haben sie gefunden, ich bin Laura und das ist mein Mann .... Mike. Sie haben hier am Rand auf dem Boden gelegen, wahrscheinlich wurden sie überfallen." erzählte ihr Phoebe.
"Überfallen? Ich kann mich an nichts erinnern" sagte sie entsetzt. "Ich wollte gerade Frühjahrsputz machen und bin auf die Leiter gestiegen"
Frühjahrsputz, Leo und Phoebe schauten sich an. Die Frau hatte also auch einige Wochen ihrer Erinnerungen verloren. "Sollen wir einen Arzt rufen?" fragte Phoebe die Frau.
"Nein danke es geht schon." Ihr Blick zeigte, dass sie den beiden nicht traute. "Ich gehe lieber in meine Wohnung zurück."
"Ganz wie sie meinen, komm Mike," Phoebe hakte sich bei Leo ein und führte ihn von der Frau weg. "Wir müssen die Straße unauffällig entlanggehen," teilte sie ihm mit "sie sieht uns nach." Phoebe schmiegte sich eng an Leo. "Du bist schließlich mein Mann," meinte sie lachend.
"Fiel dir nichts besseres ein." meinte er leicht genervt.
"Ach jetzt stell dich nicht so an, darf ich mir nicht auch mal wünschen, einen ganz normalen Freund zu haben, so wie Piper."
"Na ja so normal bin ich nun auch nicht."
"Du weißt schon, wie ich das meine, ich habe doch das Talent mich sowieso nur in die Falschen zu verlieben." Sie seufzte, es reichte schon der Falsche.
"Darauf hat man leider keinen Einfluss."
"Ja, leider." Sie schwiegen. "Warum musste er auch wieder auftauchen." meinte sie mürrisch.
Leo wusste sofort, wer gemeint war. "Das war nicht so vorgesehen Phoebe, es war nicht geplant, dass er dir je wieder über den Weg läuft."
"Tja, das hat wohl nicht so ganz funktioniert, können sie nicht irgendetwas unternehmen um ihn hier wieder wegzuschaffen?"
"Sie würden ihre Entscheidung gerne wieder rückgängig machen, aber das geht leider nicht."
"Rückgängig, du meinst ihn wieder sterben lassen?" fragte Phoebe doch etwas entsetzt. "Also so schlimm ist es nun auch wieder nicht. Ich komme schon damit klar, ich muss ihm nur aus dem Weg gehen." Wenn das nur so einfach wäre, dachte sie sich, aber noch einmal wollte sie nun wirklich nicht für seinen Tod verantwortlich sein.
Bis zum Freitag hatte Cole noch nichts von Cyber gehört. Er machte sich keine Sorgen, er hatte ja gesagt, dass es länger dauern würde. Cole hatte sich gezwungen nicht weiter an sein vergangenes Ich zu denken, sonst würde er noch verrückt werden, vor lauter Grübeln. Zum Glück war er auch nicht mehr in die Versuchung gekommen, Phoebe anzurufen. Da würde er lieber ewig warten, als sich noch einmal bei ihr zu melden. Er hatte jetzt über ein Jahr damit gelebt, jetzt konnte er auch noch ein bisschen warten, wenn er dann endlich ans Ziel kam. Er war davon überzeugt, dass, wenn er mehr über sein früheres Leben erfahren würde, er umso schneller seine Erinnerungen zurückkommen würde. Aber man durfte nichts erzwingen, das hatte er gelernt.
Er freute sich auf die Abwechslung am Freitag Abend. Als er an der Tür seiner Nachbarn klingelte, war Helen schon fertig. Sie trug ein blaues ärmelloses Kleid und hatte ihre Haare zu einer kunstvollen Frisur aufgesteckt.
"Oh man Peter, willst du mich wirklich mit ihr alleine weggehen lassen?" fragte er grinsend.
"Die ganzen alten Leute auf dem Ball werden schon aufpassen." meinte Peter gelassen. Er gab Helen noch einen Kuss zum Abschied. "Amüsiert euch gut, ich muss leider vorm Fernseher sitzen und mir einen ruhigen Abend machen, solch ein Pech."
Die beiden verschwanden. Auf dem Weg zur Veranstaltung brachte Helen Cole auf den neuesten Stand ihrer Ermittlungen. Sie hatte in Erfahrung gebracht, das fast alle Ausgaben der Stadt für soziale Belange in irgendwelche fiktiven Firmen oder Organisationen floss, so das die Lage in diesen Vierteln langsam katastrophal waren. Die Leute verzweifelten und einige wurden sogar zu Straftätern.
"Aber wie ist es möglich, das das nicht herauskommt."
"Die meisten Leute halten diese Situation für normal. Und die Spenden von diesen Wohltätigkeitsbällen, die sie ständig veranstalten, fließen natürlich auch in ihre Taschen."
"Ich kann trotzdem kaum glauben, dass das niemand erfährt."
"Also überleg doch mal. Die meisten Leute spenden, damit ist ihr Gewissen erleichtert, und wo die Gelder hinfließen, das interessiert die meisten doch überhaupt nicht mehr. Vor allen auf solchen Bällen."
Manchmal war sie wirklich ziemlich zynisch, dachte sich Cole, sagte aber nichts, sondern fragte sie "Darum willst du heute also dahin."
"Ja, ich will sehen, wie das alles abläuft und mir die Leute, die beteiligt sind ansehen und wenn möglich mit ihnen sprechen. Ich verstehe einfach nicht, was das alles mit dieser Waffenfabrik zu tun hat." sie seufzte "Naja am Montag treffe ich mich mit der Informatin, die mir die Information von der Deacon Fabrik gegeben hat. Ich hoffe nur sie macht keinen Rückzieher wie die letzte."
"Wird sie schon nicht." beruhigte Cole sie.
Phoebe wartete im Halliwell Manor ungeduldig auf ihren Begleiter. Als Philip erschien und die zwei sich begrüßt hatten, sah er sie etwas ungläubig an. "Du siehst ... gut aus heute Abend." meinte er schmeichelnd. "Aber meinst du nicht rot ist etwas ... gewagt?"
"Wieso, gefällt dir mein Kleid nicht?" Phoebe sah an sich herunter und war zufrieden. Sie hatte beschlossen heute etwas Aufmerksamkeit zu erregen. Es musste schließlich noch jemand zwischen Dämon und Langweiler geben, und denjenigen würde sie heute finden. "Also ich finde es perfekt, ein fröhliches Rot auf einem Wohltätigkeitsball." Sie lächelte ihn an.
"Nun, wenn du meinst, dann komm, es wird Zeit."
Auf dem Ball wimmelte es von Leuten, Cole hatte Helen ein Glas Champagner geholt und sie zeigte ihm die wichtigsten Leute. "Dieser da hinten, der Dicke, das ist Harold Fleisher, er ist der Leiter der Abteilung, die für diesen ganzen Sozialausgabenkram verantwortlich ist. Und die kleine dürre mit dem frisch aufgespritzten Lippen ist seine Frau. Der große dünne dort mit der unmöglichen Krawatte arbeitet auch dort. Und der Kleine daneben ebenfalls." Cole schaute zu den beiden hinüber, und stellte zu seinem Entsetzen fest, dass es sich bei dem Kleinen um Phoebes Freund Philip Hartman handelte und die Frau an seiner Seite war Phoebe. Sie sah bezaubernd aus in ihrem tiefausgeschnittenen roten Kleid, musste Cole leider feststellen.
"Hey, hörst du mir gar nicht mehr zu?" fragte gerade Helen neben ihm.
"Phoebe ist da," meinte Cole nur und schaute weiter zu ihr rüber. Sie lachte und schien sich gut zu amüsieren, na toll. Helen wusste nicht so recht was oder wen er meinte und schaute in die gleiche Richtung. Die Frau in dem roten Kleid kam ihr vage bekannt vor, als ihr einfiel, das dies ja Kevins "Exfrau" war. Er starrte wie hypnotisiert zu ihr hin.
"Hey," versuchte sie ihn abzulenken, "wollen wir tanzen."
Das lenkte ihn wirklich ab, "tanzen? Ich, ach nein lieber nicht."
"Wieso denn nicht?"
"Ich bin kein großer Tänzer," meinte er und sah sie entschuldigend an.
"So ein Quatsch, ich glaube dir nicht, dass du nicht tanzen kannst also komm." Sie zog ihn auf die Tanzfläche, er seufzte, wenn Helen sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann konnte sie keiner davon abhalten.
"Aber jammere nicht, wenn dir hinterher die Füße wehtun, weil ich zu oft draufgetreten bin." warnte er sie. "Das lass mal meine Sorge sein." Wie Helen es sich gedacht hatte, war er kein schlechter Tänzer und sie genoss es mit ihm zu tanzen.
Für Phoebe war der Abend bisher nicht besonders erfolgreich verlaufen. Sie hatte sich nur mit einigen langweiligen Kollegen von Philip unterhalten können. Sie musste schnellstens von ihm loskommen, überlegte sie sich. Sie entschuldigte sich bei ihm und ging zur Tanzfläche, vielleicht würde sie ja ein attraktiver junger Mann zum Tanzen auffordern.
Als sie im linken Teil des Saales, wo sich die Tanzfläche befand ankam, erblickte sie aber etwas nicht allzu erfreuliches. Sie sah Cole mit dieser Helen tanzen. Da die beide ziemlich groß waren, stachen sie aus der Menge hervor. Sie lachten und schienen sich gut zu amüsieren. In Phoebe brodelte es, aber was kümmerte sie das überhaupt, fragte sie sich. Sie hatte ihm schließlich immer geraten, weiterzumachen, sein Leben zu Leben. Also sollte sie doch froh sein, wenn er es auch tat. Aber trotzdem, dachte sie wütend, dass musste ja nicht unbedingt vor ihrer Nase geschehen. Sie blickte sich um, aber leider war in ihrer Nähe kein junger Mann zu erblicken, dem sie ihre Aufmerksamkeit widmen konnte. Neben ihr stand nur eine ältere Frau die auf die Tanzfläche starrte. "Ach ja die Jugend." seufzte sie. "Bitte?" fragte Phoebe höflich.
"Die Jugend meinte ich, ist doch die schönste Zeit im Leben. Schauen sie dieses junge Paar dort an." Sie zeigte auf Cole und Helen, "wie schön sie aussehen und wie verliebt sie wirken."
Phoebe lächelte verkrampft und hätte die alte Frau am liebsten erwürgt.
"Wissen sie, als ich noch so jung war, da habe ich auch die ganze Nacht durchtanzen können, mein Walter und ich..." Phoebe lächelte weiter eisern und hörte nicht mehr richtig zu, sie versuchte verzweifelt nicht zu den beiden zu schauen, was sich als äußerst schwierig herausstellte.
Und zu ihr hatte er mal gesagt, er könne nicht tanzen, ob sich das durch die Amnesie wohl geändert hatte, dachte sie grimmig. Die Frau war endlich zum Schluss ihrer öden Geschichte angekommen. Sie lächelte Phoebe freundlich an und meinte, "Aber ich langweile sie wahrscheinlich, auf sie wartet sicher ihr junger Galan."
Die Chance zu entkommen. "Ja, das tut er, und ich möchte ihn nicht länger warten lassen, tut mir Leid, aber es war wirklich nett sie kennen zu lernen."
"Ja sie auch." Die alte Frau wandte sich wieder der Tanzfläche zu "Ach ja die Jugendzeit."
Phoebe flüchtete schnell in Richtung des Balkons. Er nahm die gesamte Breite des Saales ein, einschließlich der Gänge auf der rechten und linken Seite, in denen sich die Garderoben befanden. Diese Gänge führten ebenso wie der Ballsaal in eine gemeinsame Halle und diese führte zum Ausgang. Auf dem Balkon befanden sich viele Menschen in dem Teil, der auch in den Saal führte. An den Enden des Balkons, wo es zu den Gängen ging, war es leerer. Phoebe begab sich ans linke Ende der Balkons, wo sich in der hintersten Ecke nur noch zwei Männer befanden, die sich angeregt unterhielten. Als Phoebe sich näherte, verstummten sie und schauten sie an, als würde sie stören. Doch das kümmerte Phoebe nicht, wenn sie allein sein wollten, dann hatten sie eben Pech gehabt, oder sollten woanders hingehen, dachte sie schlecht gelaunt. Sie stellte sich ganz in ihre Nähe und lehnte sich über die Ballustrade. Sie atmete die kühle Nachtluft ein und beruhigte sich etwas. Es war doch wirklich unsinnig, wegen Cole eifersüchtig zu sein, sie wollte schließlich nichts mehr von ihm. Sie hatte beschlossen, dass sie einen anderen Mann kennen lernen wollte, aber das hatte er ihr jetzt vermasselt. Sie war einfach nicht mehr in der Stimmung, sich nach Männern umzusehen.
Sie bemerkte, wie sich die Männer hinter ihr verstimmt verzogen. Doch sie kümmerte sich nicht darum, sondern schaute weiter zu den Sternen, die am klaren Himmel glitzerten. Sie hörte das Stimmengewirr und Lachen von der Mitte des Balkons und seufzte, sie verspürte keine Lust sich wieder zu der fröhlichen Masse zu begeben, sie war hier lieber allein. Doch dann hörte sie zu ihrem Bedauern auch hinter sich Schritte, und eine Stimme, die sagte "Hallo Phoebe."
Cole hatte beobachtet, wie Phoebe am Rande der Tanzfläche von einer älteren Frau in Beschlag genommen worden war. Er wusste nicht, ob sie ihn gesehen hatte, aber er nahm es an. Als sie gegangen war, hatte er ihr rotes Kleid verfolgt, bis es auf dem Balkon verschwunden war. Als er mit Helen von der Tanzfläche kam und sie sich etwas frisch machen wollte, war er Phoebe auf den Balkon gefolgt.
Sie drehte sich um "Hallo Cole, auch hier." meinte sie unschuldig. Er sah wirklich gut aus, das musste sie ihm lassen.
"Wie du siehst." Beide waren etwas verlegen und Phoebe entfernte sich etwas von ihm und begab sich somit näher in die Ecke, in der zuvor die Männer gestanden hatten. Phoebe wollte sich wieder umdrehen, und berührte die Ballustrade, als sie merkte, dass sie eine Vision bekam. Ihr wurde schummerig und sie hielt sich weiter an der Balustrade fest. Sie sah eine leere Straße, eine Frau stieg aus ihrem Auto und machte sich auf den Weg zu ihrer Wohnung als ein Dämon erschien und sie ergriff. Phoebe erkannte ihn sofort, es war Quasta. Er fuhr mit den langen Fingernägeln über den Arm der Frau, die entsetzt aufschrie. Dann verschwand er mit ihr. Phoebe erwachte, sie schwankte leicht. Sofort war Cole neben ihr und stützte sie. "Geht es dir nicht gut?" fragte er besorgt. "Ist dir schwindelig?" Er blickte sich um "da ist ein Stuhl." Er führte sie zu einem Stuhl, auf dem sie sich niederließ. Er ging vor ihr in die Hocke und schaute sie besorgt an. Sie sah blass aus. "Geht es etwas besser" fragte er," oder soll ich dir etwas zu essen oder trinken bringen?"
"Einen Saft bitte," sie wollte etwas Zeit zum Überlegen haben.
"Kommt sofort." Er verschwand.
Sie schloss kurz die Augen und dachte nach, sie musste so schnell wie möglich nach Hause, damit sie Quasta aufhalten und etwas von seiner grünen Substanz erhalten konnten. Sie sah sich um, um Leo zu rufen waren hier überall einfach zu viele Menschen. Und dummerweise war sie mit Philip hierher gefahren. Wenn sie ihn fragen würde, sie zu bringen, dann würde dies nur in endlosen Diskusionen enden, dazu hatte sie keine Zeit. Sie würde sich wohl oder übel ein Taxi rufen müssen, auch wenn dies ebenfalls ziemlich viel Zeit in Anspruch nehmen würde, da die Gäste entweder mit ihrem eigenen Wagen oder einer Limousine mit Chauffeur vorgefahren worden waren, warteten draußen keine Taxis. Warum hatte diese Vision auch hier kommen müssen, fragte sie sich ärgerlich, der völlig falsche Augenblick.
"Hier" sie blickte hoch, Cole stand vor ihr und gab ihr ein Glas. Dann kniete er sich wieder vor sie. Das ist auch eine Möglichkeit, schoss es Phoebe durch den Kopf, er könnte sie doch nach Hause fahren. Sie trank einen Schluck.
"Geht es wieder ?" fragte er sie erneut.
"Nicht besonders" meinte sie.
"Ist das immer noch deine Erkältung?" er fasste ihr mit der Hand auf die Stirn, "also Fieber hast du nicht." stellte er erleichtert fest.
Sie schaute ihn an, warum sollte sie ihn nicht fragen, ein Taxi würde viel zu lange brauchen, redete sie sich ein, und nebenbei würde sie ihn auch noch von der blöden Helen fern halten, was natürlich ganz nebensächlich war. "Ich glaube ich will so schnell es geht nach Hause und mich ausruhen," meinte sie leidend.
"Soll ich deinem Freund holen," bot Cole sich an und wollte schon aufstehen, doch sie hielt ihn zurück.
"Nein warte," meinte sie "Weißt du, er ist auch beruflich hier und es ist wichtig für ihn, also ähm könntest du mich vielleicht fahren?" Sie sah ihn vorsichtig an.
Er war von ihrer Bitte zwar überrascht, aber auch irgendwie erfreut. "Sicher" meinte er und blickte sich um. "Ich denke wir gehen besser nicht durch den Saal, da ist es zu voll, nehmen wir doch den Gang hier." Er half ihr auf. "Deinem Freund kann ich ja hinterher sagen, dass es dir nicht gut ging und ich dich nach Hause gebracht habe." sagte er zufrieden und führte sie schnell in den Gang. Er wusste nicht, dass er ihr damit einen Gefallen tat, da sie auch keine Lust hatte, Philip noch Bescheid zu sagen, das würde alles nur unnütz Zeit kosten.
An der Garderobe war es zum Glück noch leer, als Phoebe ihre Sachen abholte. Sie zog ihren Sommermantel an und piepte Piper und Paige an, dass sie sich Zuhause treffen müssten. Als sie vor die Eingangstür trat, hatte Cole sich schon darum gekümmert, dass ein junger Mann sein Auto vorfuhr. Sie stiegen ein. "Du sagst mir am besten den Weg, um am schnellsten zu euch nach Hause zu kommen." meinte Cole. Phoebe sagte ihm den Weg an, sonst war es still im Wagen. Cole hatte beschlossen, sie heute nicht mit Fragen zu bedrängen, schließlich ging es ihr nicht gut. Eine Sache musste er ihr dann aber doch sagen. "Also dass deinem Freund sein Beruf wichtiger ist als du, kann ich nicht akzeptieren. So eine Beziehung kann nicht das wahre sein, ich würde so etwas nie tun," meinte er überzeugt. Er warf ihr einen kurzen Blick zu und fügte hinzu "Soviel ich weiß."
Sie ging nicht darauf ein und teilte ihm stattdessen mit, dass Philip gar nicht ihr Freund sondern nur ein Freund war. Ihr erschien es überflüssig ihn in diesem Punkt zu belügen, schließlich wollte sie sich nach einem anderen Mann umsehen und hatte keine Lust mehr Philip als ihren Freund auszugeben.
Ach hatte sie da nicht mal was anderes erzählt, überlegte sich Cole und meinte "Das ist gut."
"Tatsächlich."
"Ja, ich finde ihr passt überhaupt nicht zusammen, das habe ich gleich gesehen." Und außerdem ist er wahrscheinlich kriminell fügte Cole in Gedanken hinzu.
"Und zu wem passe ich dann, deiner Meinung nach." fragte sie interessiert.
Cole überlegte "Hm, zu jemand der alles für dich tun würde. Keiner der sich mehr um seine Karriere kümmert als um dich. Also beispielsweise nicht einfach auf dem Ball bleibt, wenn es dir schlecht geht. Jemand der nicht so angepasst ist," überlegte er weiter "ungewöhnlicher, etwas besonders, wahrscheinlich sogar etwas gefährlich, der dich aber auch beschützen kann, leidenschaftlich ist und dich über alles liebt."
"Hast du da zufällig dich beschrieben."
Er sah erstaunt zur Seite, "nein, eigentlich nicht," meinte er überrascht "wieso, war ich früher so?"
Sie ignorierte die Frage und sagte stattdessen "Vielleicht wollte ich früher mal so einen Mann, aber heute will ich lieber etwas ungefährliches solides."
"Ach" meinte er wenig überzeugt, "das meinst du doch nicht ernst, etwas Gefahr ist immer gut, sonst wird es doch langweilig."
"Von Gefahr habe ich wirklich die Nase voll, das kannst du mir glauben. Für mich ist es am wichtigsten, dass ich jemand blind vertrauen kann und keine Enttäuschungen mehr erlebe."
Er merkte, dass sie dies todernst meinte und fragte vorsichtig. "Habe ich dich betrogen?"
"Ja" meinte Phoebe und bemerkte erst danach, auf was er hinaus wollte. "Aber nicht so wie du denkst."
"Was denke ich denn?"
"Du hattest keine Affaire." erklärte sie ihm.
"Aha" das war also nicht ihr Problem gewesen, aber was dann? Nach einer kurzen Pause stellte er ihr schließlich die Frage, die ihn seit Tagen beschäftigte. "Sag mal Phoebe, unsere Beziehung, also haben wir uns eigentlich geliebt?" Da sie nicht sofort antwortete, fuhr er fort. "Oder war es eher so eine Beziehung, in der wir uns gestritten haben und anschließend zur Versöhnung Sex hatten."
Sie sah ihn geschockt an. "Nein!" sagte sie entrüstet, "wie kommst du denn da drauf?"
Er zuckte nur mit den Schultern, "schien mir irgendwie so." Im Grunde war er erleichtert, dass seine Annahme falsch gewesen war.
Kurze Zeit später kamen sie vor dem Haus an. Phoebe bedankte sich schnell bei Cole und wollte aussteigen, überlegte es sich dann aber noch einmal anders und drehte sich zu ihm um. Sie zögert, sagte dann aber doch "Eine zeitlang habe ich das zwar geleugnet, aber wir haben uns einmal geliebt Cole, ohne Zweifel, das war nie das Problem, oder vielleicht doch?"
Er sah sie überrascht an. Er wusste nicht, was ihn mehr verblüffte, dass sie es ihm gesagt hatte oder dass sie es tatsächlich so meinte. Phoebe merkte, dass er sie etwas fragen wollte, doch sie wollte nicht darüber reden. Sie beugte sich zu ihm hinüber, um ihm einen kurzen Abschiedskuss geben. Doch als sich ihre Lippen berührten, zog er sie an sich und der Kuss fiel intensiver aus, als sie es geplant hatte.
Sie blickte ihn an. Er zog eine Augenbraue hoch und meinte "Du wolltest mich sicher nur anstecken."
"Ja, das war pure Rache." antwortete sie mit einem Lächeln.
Er blickte kurz herunter, bevor er sie wieder ansah. "Und wenn es nicht geklappt hat, versuchst du es dann noch einmal?"
Phoebe öffnete die Tür und schüttelte den Kopf. "Gute Nacht Cole," sagte sie, bevor sie, ohne sich noch einmal umzusehen, ins Haus ging.
Er sah ihr hinterher, bis sie im Haus verschwunden war. Er wurde einfach nicht schlau aus ihr, was hatte das jetzt alles zu bedeuten? Sie hatten sich also geliebt, und was war dann schiefgelaufen? Wenn man sich wirklich liebte, dann fand man immer einen Weg, davon war er überzeugt. Er würde schon noch herausfinden, was mit Phoebe los war, er musste nur hartnäckig bleiben. Er hatte keine große Lust mehr, noch einmal auf den Ball zu gehen, aber er musste schließlich Helen abholen. Und ihrem nur Freund Bescheid sagen. Er lachte zufrieden und fuhr los.
Als Phoebe das Haus betrat warteten dort Piper, Paige und Leo bereits im Esszimmer auf sie.
"Muss du uns unbedingt den Freitagabend verderben?" fragte Paige sie genervt, als sie eintrat.
"Oh, ich habe mir das auch nicht ausgesucht, schließlich war ich auf einem Ball, da wollte ich auch keine Vision haben." teilte Phoebe ihr mit.
"Du hattest eine Vision?" fragte Piper.
"Ja leider" sie setzte sich "von unserem neuen Freund Quasta, er überfällt heute Nacht wieder eine Frau und zwar" sie versetzte sich noch einmal in ihre Vision zurück und versuchte das Straßenschild zu lesen " in der Oakham Road." teilte sie ihren Schwestern mit. "Die Frau steigt dort aus ihrem Auto und will in ihr Haus, als er erscheint, sie verletzt und mit ihr verschwindet."
"Worauf warten wir dann noch, nichts wie hin." entschied Paige. "Piper hast du den Behälter für seine schleimige Flüssigkeit?"
Piper holte ihn aus dem Schrank und blickte zu Leo "Du wartest besser hier, wir sind bald zurück." wies sie ihn an. Die Schwestern fassten sich an den Händen und verschwanden in einem bläulichen Licht.
Als sie in der Straße ankamen, erblickte Phoebe sofort das Auto der Frau, die gerade aussteigen wollte. Als Quasta auch schon erschien und ihr seine langen Fingernägel in den Arm drückte.
"Oh nein" stöhnte Paige auf. Doch Phoebe hatte den Dämon schon erreicht und gab ihm einen kräftigen Tritt, so dass er die Frau loslassen musste. Paige eilte sofort zu ihr und verschwand mit ihr. Der Dämon sah sich irritiert um und sagte bedrohlich, "das werdet ihr noch bereuen, Hexen." Doch ohne noch etwas zu unternehmen, verschwand er.
Die beiden schauten sich überrascht an. "Na das ging ja einfach." Wunderte sich Phoebe.
"Fast zu einfach. Phoebe schau mal, hat er hier irgendwo etwas von seiner Substanz gelassen."
Phoebe suchte den Boden ab und fand etwas. "Ja hier, bäh schau mal."
Piper ging zu ihr und füllte etwas von der Substanz in den Behälter. "Wir müssen uns beeilen, sonst verschwindet es wieder."
Phoebe schaute sich um. "Nur leider ist unser Transportmittel verschwunden, dass passiert mir in letzter Zeit ziemlich oft. Hoffentlich kommt Paige bald wieder."
"Sie konnte ja nicht ahnen, dass alles so schnell gehen würde, ohne großen Kampf."
"Ja, der Dämon hatte der Frau schon etwas der Gedächtnisschwundflüssigkeit injiziert, ob ihm das wohl gelangt hat, schließlich hat er sich nicht bemüht, weiter zu kämpfen."
"Schon eigenartig, am besten wir rufen erst einmal Leo."
Leo und Paige erschienen fast gleichzeitig zurück.
"Ist er weg und habt ihr etwas von seinem Zeug?" fragte Paige sofort.
Piper zeigte es ihr. "Wie geht es der Frau?"
Sie war immer noch bewusstlos. Sie legten sie an den Rand des Fußweges und Leo untersuchte sie, sie schien in Ordnung zu sein, obwohl ihr wohl schon etwas von der Gedächtnisschwundflüssigkeit injiziert worden war. Da niemand annahm, dass der Dämon noch einmal angreifen würde, beschlossen Piper und Paige sich schon einmal nach Hause zu begeben, um sich gleich an die Zubereitung des Vernichtungselixiers zu machen, damit sich die Flüssigkeit nicht vorher verflüchtigen konnte.
Leo und Phoebe blieben bei der Frau, die kurz darauf aufwachte.
"Wo bin ich" fragte sie überrascht. "Und wer sind sie?"
"Sie hatten einen Unfall." teilte Leo ihr mit.
"Was ... wieso, wer sind sie?" fragte sie argwöhnisch.
"Wir haben sie gefunden, ich bin Laura und das ist mein Mann .... Mike. Sie haben hier am Rand auf dem Boden gelegen, wahrscheinlich wurden sie überfallen." erzählte ihr Phoebe.
"Überfallen? Ich kann mich an nichts erinnern" sagte sie entsetzt. "Ich wollte gerade Frühjahrsputz machen und bin auf die Leiter gestiegen"
Frühjahrsputz, Leo und Phoebe schauten sich an. Die Frau hatte also auch einige Wochen ihrer Erinnerungen verloren. "Sollen wir einen Arzt rufen?" fragte Phoebe die Frau.
"Nein danke es geht schon." Ihr Blick zeigte, dass sie den beiden nicht traute. "Ich gehe lieber in meine Wohnung zurück."
"Ganz wie sie meinen, komm Mike," Phoebe hakte sich bei Leo ein und führte ihn von der Frau weg. "Wir müssen die Straße unauffällig entlanggehen," teilte sie ihm mit "sie sieht uns nach." Phoebe schmiegte sich eng an Leo. "Du bist schließlich mein Mann," meinte sie lachend.
"Fiel dir nichts besseres ein." meinte er leicht genervt.
"Ach jetzt stell dich nicht so an, darf ich mir nicht auch mal wünschen, einen ganz normalen Freund zu haben, so wie Piper."
"Na ja so normal bin ich nun auch nicht."
"Du weißt schon, wie ich das meine, ich habe doch das Talent mich sowieso nur in die Falschen zu verlieben." Sie seufzte, es reichte schon der Falsche.
"Darauf hat man leider keinen Einfluss."
"Ja, leider." Sie schwiegen. "Warum musste er auch wieder auftauchen." meinte sie mürrisch.
Leo wusste sofort, wer gemeint war. "Das war nicht so vorgesehen Phoebe, es war nicht geplant, dass er dir je wieder über den Weg läuft."
"Tja, das hat wohl nicht so ganz funktioniert, können sie nicht irgendetwas unternehmen um ihn hier wieder wegzuschaffen?"
"Sie würden ihre Entscheidung gerne wieder rückgängig machen, aber das geht leider nicht."
"Rückgängig, du meinst ihn wieder sterben lassen?" fragte Phoebe doch etwas entsetzt. "Also so schlimm ist es nun auch wieder nicht. Ich komme schon damit klar, ich muss ihm nur aus dem Weg gehen." Wenn das nur so einfach wäre, dachte sie sich, aber noch einmal wollte sie nun wirklich nicht für seinen Tod verantwortlich sein.
