17. Kapitel
Am nächsten Tag begab sich Cole auf den Weg zur Waffenfabrik, für die auch Adam Samuels gearbeitet hatte. Es war um die Mittagszeit und einige der Mitarbeiter verließen gerade das Gebäude um bei dem guten Wetter nebenan in einem Park ihre Pause zu verbringen. An der Straße hatten sich ein paar Straßenverkäufer eingefunden, die alle Arten von Imbissen verkauften. Cole folgte einer älteren Frau, die aus dem Gebäude kam und sich mit ihrem Snack auf eine Bank in der Sonne setzte.
Er setzte sich neben sie und lächelte sie unsicher an. "Entschuldigen sie," meinte er höflich " ich will sie nicht in ihrer Mittagspause stören, aber arbeiten sie für die Deacon Fabrik."
Sie sah ihn neugierig an und meinte dann "Ja, das tue ich, wieso fragen sie?"
"Also, das hört sich vielleicht ziemlich unsensibel an, aber ich habe gelesen, dass vor kurzem ein Mitarbeiter dieser Firma ermordet wurde." Sie blickte ihn irritiert an. "Verstehen sie mich nicht falsch, ich habe gelesen, dass er Rechtsanwalt gewesen ist und naja, wissen sie, ich bin ebenfalls Rechtsanwalt und da ich eine neue Stelle suche, also da wollte ich mal unverbindlich nachfragen, ob die Stelle schon wieder besetzt ist."
"Ach so," meinte sie lachend, "nein, das finde ich nicht unsensibel, wissen sie, als ich mich das letzte Mal auf Arbeitssuche befunden habe, hätte ich auch alles dafür gegeben, um endlich einen neuen Job zu bekommen. Es ist ja so schwierig."
"Nein Name ist Cole Turner" er gab ihr die Hand, es war komisch, ihr seinen neuen, alten Namen zu nennen, aber schließlich war es Cole Turner, der Anwalt gewesen war. Auch wenn der Cole von heute nichts mehr davon wusste. Komisch, er konnte sich gar nicht vorstellen, dass er mal Anwalt gewesen war. Wie hatte er sich nur diesen Beruf auszusuchen können?
"Barbara Hartwell," sie reichte ihm ebenfalls die Hand und sah ihn traurig an. "Aber ich muss ihnen leider mitteilen, das die Stelle schon vergeben ist." sagte sie entschuldigend.
"Oh, das ging aber schnell" meinte er überrascht.
"Ja, im Grunde stand schon vor Samuels Tod fest, dass er das Unternehmen würde verlassen müssen. Er hatte Probleme mit der Chefetage, wissen sie, er saß zwar auch im Vorstand, aber das hat ihm nicht geholfen."
"Also war die Stelle schon vorher vakant, so ein Pech. Aber vielleicht ist es auch besser so, wer will schließlich von dem Tod eines Menschen profitieren."
"Das stimmt schon, aber die Deacon Fabrik ist wirklich ein guter Arbeitgeber, obwohl" überlegte sie "seit der alte Chef sich aus dem Unternehmen zurückgezogen hat, hat es einige Probleme gegeben."
"Wer leitet das Unternehmen denn heute?"
"Sein Sohn, Michael Deacon und der interessiert sich nur für den Profit, deshalb hat er die Produktion auch ganz auf das Waffengeschäft ausgerichtet. Wissen sie früher haben wir vornehmlich Güter für den privaten Bereich produziert und nur ein kleiner Bereich produzierte Jagdwaffen und Zubehör. Aber Michael Deacon konzentriert sich ganz auf die Waffenproduktion, daraufhin gab es auch Probleme mit Samuels, der nicht der Meinung war, man die anderen Standbeine des Unternehmens einfach schließen sollte. Aber Deacon hat sich einer Unternehmensgruppe angeschlossen und war der Ansicht mit dem Waffengeschäft wäre mehr Geld zu machen." Sie seufzte "Es geht ja heute leider viel zu oft nur ums Geld."
"Ja, das ist wirklich schlimm." meinte er philosophisch.
Sie schwieg einen Moment, dann fiel ihr etwas ein. "Wissen sie was, vielleicht kann ich ihnen doch helfen. Die Deacon Fabrik ist nur eine Fabrik einer Unternehmensgruppe. Dazu gehört noch die Rüstungsfabrik am nördlichen Ende der Stadt und eine Chemiefabrik auch in der Gegend. Ich kann ihnen die Adresse von der Personalabteilung der Rüstungsfabrik geben, ich kenne die Leiterin etwas, wenn sie meinen Namen erwähnen, dann verschafft sie ihnen sicher ein Vorstellungsgespräch." Sie lächelte ihn erfreut an und suchte in ihrer Tasche nach einer Karte.
"Das ist wirklich nett, dass sie mir helfen wollen," beeilte Cole sich zu sagen. Wer weiß, wenn er seine Erinnerung zurückbekam, vielleicht wollte er dann ja tatsächlich wieder Rechtsanwalt werden, und die Adresse würde ihm dann nützlich sein.
Während sie schrieb teilte sie Cole noch mit "Wissen sie, der Leiter des Rüstungsunternehmens, Jared Canterro, ist ein Studienfreund von unserem Chef."
"Wo haben sie denn studiert?" Fragte Cole interessiert.
"Sie haben hier Betriebswirtschaft studiert. Canterro kommt aus ärmlichen Verhältnissen und Michael Deacons Vater hat ihm das Studium mitfinanziert. Ja, so war der alte Deacon, ganz anders als sein Sohn." Barbara schüttelte den Kopf sie hatte inzwischen eine Telefonnummer auf die Rückseite geschrieben und reichte Cole die Karte. "Bitte, ich hoffe sie kann ihnen weiterhelfen."
"Ich weiß gar nicht, wie ich mich bedanken soll."
"Keine Ursache, ich helfe doch gerne." Meinte sie und schaute ihn glücklich an.
Als Cole zurück in der Redaktion war, ging er zu Helen. Er war sich noch nicht ganz im klaren, was er ihr erzählen sollte, aber das würde sich schon finden. "Hallo Helen."
"Hallo," sie blickt von ihrem Schreibtisch auf. "Hast du ein paar wichtige Informationen aus Debra White herausgeholt, ich könnte sie wirklich gebrauchen, denn der Artikel soll in die Samstagausgabe."
"Was schon in die Samstagsausgabe?" fragte Cole überrascht. Dann konnte doch eigentlich nichts mehr passieren, oder doch? "Hast du denn noch neue Informationen bekommen?" Er setzte sich auf den Stuhl ihr gegenüber.
"Leider nein, ich muss die paar Sachen nehmen, die ich weiß. Also hast du auch nichts, nicht wahr." Sie sah ihn unglücklich an.
"Nein, tut mir Leid. Ich bin aber überzeugt, dass Debra White wirklich einen Unfall hatte und dabei zeitweise ihr Gedächtnis verloren hat." Er grinste sie an. "Und du weißt ja, auf diesem Gebiet bin ich leider Experte."
"Na toll, das hilft mir aber auch nicht weiter."
"Weißt du Helen, halt dich da lieber ein bisschen zurück." Sie sah ihn überrascht an. "Denn als du aus dem Lagerhallenbüro verschwunden warst, sind dort zwei Männer aufgetaucht, ich denke sie wollten dich einschüchtern." meinte er vorsichtig.
Sie sah ihn schockiert an. "Und das sagst du mir erst jetzt."
"Ich war mir nicht sicher, du meintest doch ich sei eingeschlafen, und ich wollte nicht hören, ich hätte das alles nur geträumt." Versuchte er ihr zu erklären.
"Aber du bist dir sicher, dass dort wirklich jemand war." Er nickte und sie dachte nach. "Vielleicht war es nur ein Zufall."
Er sah sie skeptisch an. "Das glaubst du doch nicht im Ernst oder? Schließlich hat dich jemand dorthin gelockt." Er beugte sich zu ihr herüber "Das muss doch einen Grund gehabt haben, wahrscheinlich wollten sie dich einschüchtern, damit du die ganze Geschichte fallen läßt."
"Ich weiß nicht, so heiß ist die Story doch auch wieder nicht, oder was meinst du?" Sie sah ihn unsicher an.
"Ich weiß es nicht Helen," er lehnte sich wieder zurück. "Aber ich rate dir, behalte es für dich, dass du diesen Artikel schreibst, such nach keinen neuen Informanten und schreib einfach, was du bis jetzt weißt. Wahrscheinlich wird dadurch schon genug Staub aufgewirbelt." versuchte er sie zu überzeugen.
Sie schaute ihn nachdenklich an. "Du hast wahrscheinlich Recht." meinte sie schließlich.
Er schaute sie erleichtert an, es war doch einfacher gewesen, als er es sich gedacht hatte. Und er hatte ihr zum Glück nicht allzu viel erzählen müssen.
Am nächsten Tag fuhr er zur Universität. Er wollte in den Jahrbüchern nach Michael Deacon und Jared Canterro nachschlagen. Es dauerte nicht lange bis er die beiden gefunden hatte. Michael Deacon schien einer von den reichen Typen gewesen zu sein, die sich einfach so durch ihr Studium geschummelt hatten. Wohingegen Jared Canterro wohl eher der eiserne Arbeiter gewesen war. Komischerweise hatten aber beide ihren Abschluss mit Auszeichnung gemacht.
Cole konnte sich gar nicht vorstellen, wieso die zwei befreundet gewesen sein konnten. Er blätterte weiter in dem Buch und fand zu seiner Verwunderung ein Foto von Harold Fleisher. Er hätte ihn fast nicht erkannt, so war er heute in die Breite gegangen. So ein Zufall, also hatte der Leiter der Stadtabteilung für Sozialausgaben zusammen mit Deacon und Canterro studiert.
Cole ging zurück zu dem Regal, von dem er das Jahrbuch geholt hatte. Er schaute sich um und zu seinem Glück befanden sich dort auch noch Zeitschriften der Universität aus den einzelnen Jahren. Er nahm sich die entsprechenden heraus und begab sich wieder an seinen Platz. Er blätterte die Zeitschriften durch und fand zahlreiche Fotos, auf denen die drei zusammen abgebildet waren. Auf diesen Fotos befand sich meist auch noch eine junge Frau, er schaute auf die angegebenen Namen. Meagan Pattens, der Name sagte ihm nichts. Er fragte sich, was diese vier Leute wohl verbunden haben könnte. Wenn er nur die Möglichkeit hätte, irgendwen danach zu befragen. Er blätterte weiter in den Zeitungen. Als ihm auf einem Foto ein bekanntes Gesicht auffiel. Er las den Namen und wusste, dass er Recht gehabt hatte. Es handelte sich um Timothy Clark, Cole hatte ihn bei einer seiner Reportagen über die Neueröffnung eines Einkaufszentrums kennen gelernt. Clark war der Inhaber eines kleinen Ladens für Computerbedarf. Das Geschäft befand sich in der Nähe des neuen Supereinkaufzentrums und er hatte die Befürchtung, dass er seinen Laden aufgrund der übermächtigen Konkurrenz würde schließen müssen. Cole holte sich noch einmal die Jahrgangshefte. Timothy Clark hatte ein paar Jahrgänge unter den Vieren studiert. Aber vielleicht wusste er ja trotzdem etwas über sie. Einen Versuch war es wert. Cole schaute auf seine Uhr, er musste zurück in sein Büro, aber vielleicht würde er am Nachmittag noch etwas Zeit finden, um bei Clark vorbeizuschauen.
Am Nachmittag machte er sich auf den Weg zu Timothy Clarks Laden. Als er vor dem Geschäft ankam, sah er, dass es fast leer stand. An dem Fenster klebte ein Schild mit der Aufschrift Räumungsverkauf. Er schüttelte bedauernd den Kopf. Clark hatte also leider Recht behalten, er hatte sich gegen diese Konkurrenz nicht durchsetzen können. Cole ging auf den Laden zu und öffnete die Tür. Das Geschäft war noch geöffnet, wahrscheinlich um die letzten Waren zu verkaufen. Hinter der Kasse stand ein deprimiert schauender Timothy Clark. Cole erzählte ihm, wer er war und Timothy konnte sich an ihn erinnern.
"Es tut mir wirklich Leid mit ihrem Geschäft."
"Ach wissen sie, ich habe es ja schon damals gewusst, aber ich hatte halt noch eine kleine Hoffnung. Aber nun musste ich den Tatsachen ins Gesicht sehen und den Laden schließen, bevor er mich noch ruiniert."
"Das ist ihnen sicher schwer gefallen."
"Ja, ich hänge doch sehr an ihm, aber was soll es das Leben geht weiter, nicht wahr?"
Cole nickte, "und was wollen sie jetzt tun."
"Ich werde bei einem Kumpel einsteigen, es ist zwar nicht das selbe wie ein eigenes Geschäft, aber was soll man machen." Meinte er und sah Cole traurig lächelnd an. "Aber sie sind sicher nicht gekommen, um sich meine Probleme anzuhören."
"Nein, ich hoffe sie können mir vielleicht weiterhelfen. Sie haben doch auch Betriebswirtschaft hier an der Universität studiert." Er erzählte Timothy, was er von ihm wissen wollte.
"Oh ja, diese Vier, also die waren eine ganz eigenartige Clique. Sie hockten ständig zusammen und wir haben uns immer gefragt, wie sie eigentlich zusammengehören. Ich glaub sie verband ihr Drang nach Erfolg, Geld, Macht, ganz wie sie wollen. Das waren Typen, die würden über Leichen gehen, um dieses Ziel zu erreichen."
Das hatten sie wahrscheinlich auch schon getan, dachte sich Cole.
"Es waren zahlreiche Gerüchte über sie im Umlauf, dass sie Teufelsanbeter wären und ähnliches."
"Teufelsanbeter?"
"Ja, sie hielten angeblich irgendwelche Zeremonien ab. Einige Studenten behaupteten jedenfalls so etwas beobachtet zu haben. Und außerdem trugen sie immer eine Kette mit einem Anhänger mit irgendso einem Zeichen drauf, keine Ahnung was das zu bedeuten hatte. Wahrscheinlich gehörten auch noch andere Studenten zu dem Club, die haben dann aber nicht an unserer Fakultät studiert. Aber sie traffen sich wohl ab und zu" er dachte kurz nach, dann meinte er "Aber mehr weiß ich auch nicht darüber. Aber wissen sie, was das merkwürdige an unserer Clique war, alle schlossen ihr Studium mit den Bestnoten ab, obwohl gerade Michael Deacon weder zu den Klügsten, noch zu den Fleißigsten gehörte. Und eins davon muss man schon sein, um so einen Abschluss hinzulegen. Sie waren eben ein eingeschworener Zirkel und die Dozenten akzeptierten das."
"Eigenartig. Hat keiner je etwas gegen sie unternommen?"
"Nein, keiner hätte es gewagt, etwas gegen sie zu sagen. Es kursierte die Geschichte, dass ein Student, der sich in ihre Angelegenheiten einmischen wollte, ein paar Tage später im Krankenhaus wieder aufgewacht ist. Danach hat sich lieber jeder zurückgehalten. Denn außer Canterro hatten alle reiche Eltern und gerade Fleishers Vater ist ein hohes Tier in der Politik. Daher ist es für ihn wohl eher eine Enttäuschung, dass sein Sohn nur in der Stadtverwaltung gelandet ist." Er dachte nach "Das hat mich auch immer sehr gewundert. Aber er leitet die ganze Abteilung Stadtentwicklung, da hat man wohl genügend Macht, und nach Macht strebte er schon immer."
"Ich dachte er leitet die Abteilung für Sozialausgaben." fragte Cole überrascht.
"Ja, die gehört auch zur Stadtentwicklung, wie auch die Entscheidung über Bauvorhaben und ähnliches. Ich würde mich nicht Wundern, wenn dieser Idiot dafür verantwortlich ist, dass da drüben jetzt dieser Klotz von Einkaufszentrum steht." meinte er wütend.
"Und wer war diese Meagan Pattens?"
"Oh, die liebe Meagan hat später Jared Canterro geheiratet. Die kamen mir beide immer so eiskalt vor, ich hätte gar nicht gedacht, das einer von den beiden überhaupt je heiratet, naja wahrscheinlich war es nur ein Geschäft. Sie leitet eine Chemiefabrik, die zum Rüstungsunternehmen von Canterro gehört."
Hinter Cole erklang der Gong, der das Betreten eines neuen Kunden anzeigte. Cole bedankte sich bei Timothy Clark noch einmal für seine Informationen und wünschte ihm viel Glück für die Zukunft.
Cole konnte sich nicht vorstellen, was dieser ominöse Zirkel zu bedeuten hatte. Wahrscheinlich hatten die vier durch ihre Distanziertheit nur die Phantasien der übrigen Studenten angeregt. Das sie den Teufel angebetet hatten, konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen. Aber dass sie sich zusammengeschlossen hatten, um sich gegenseitig zu unterstützen, dass stand fest. Und dass alle mit Auszeichnung abgeschlossen hatten, war schon eigenartig. Aber vielleicht war ja Bestechung im Spiel gewesen, schließlich hatten alle bis auf Canterro reiche Eltern und Canterro stellte er sich so vom Ehrgeiz besessen vor, dass er auch ohne Hilfe seine guten Noten bekommen hatte.
Am nächsten Tag begab sich Cole auf den Weg zur Waffenfabrik, für die auch Adam Samuels gearbeitet hatte. Es war um die Mittagszeit und einige der Mitarbeiter verließen gerade das Gebäude um bei dem guten Wetter nebenan in einem Park ihre Pause zu verbringen. An der Straße hatten sich ein paar Straßenverkäufer eingefunden, die alle Arten von Imbissen verkauften. Cole folgte einer älteren Frau, die aus dem Gebäude kam und sich mit ihrem Snack auf eine Bank in der Sonne setzte.
Er setzte sich neben sie und lächelte sie unsicher an. "Entschuldigen sie," meinte er höflich " ich will sie nicht in ihrer Mittagspause stören, aber arbeiten sie für die Deacon Fabrik."
Sie sah ihn neugierig an und meinte dann "Ja, das tue ich, wieso fragen sie?"
"Also, das hört sich vielleicht ziemlich unsensibel an, aber ich habe gelesen, dass vor kurzem ein Mitarbeiter dieser Firma ermordet wurde." Sie blickte ihn irritiert an. "Verstehen sie mich nicht falsch, ich habe gelesen, dass er Rechtsanwalt gewesen ist und naja, wissen sie, ich bin ebenfalls Rechtsanwalt und da ich eine neue Stelle suche, also da wollte ich mal unverbindlich nachfragen, ob die Stelle schon wieder besetzt ist."
"Ach so," meinte sie lachend, "nein, das finde ich nicht unsensibel, wissen sie, als ich mich das letzte Mal auf Arbeitssuche befunden habe, hätte ich auch alles dafür gegeben, um endlich einen neuen Job zu bekommen. Es ist ja so schwierig."
"Nein Name ist Cole Turner" er gab ihr die Hand, es war komisch, ihr seinen neuen, alten Namen zu nennen, aber schließlich war es Cole Turner, der Anwalt gewesen war. Auch wenn der Cole von heute nichts mehr davon wusste. Komisch, er konnte sich gar nicht vorstellen, dass er mal Anwalt gewesen war. Wie hatte er sich nur diesen Beruf auszusuchen können?
"Barbara Hartwell," sie reichte ihm ebenfalls die Hand und sah ihn traurig an. "Aber ich muss ihnen leider mitteilen, das die Stelle schon vergeben ist." sagte sie entschuldigend.
"Oh, das ging aber schnell" meinte er überrascht.
"Ja, im Grunde stand schon vor Samuels Tod fest, dass er das Unternehmen würde verlassen müssen. Er hatte Probleme mit der Chefetage, wissen sie, er saß zwar auch im Vorstand, aber das hat ihm nicht geholfen."
"Also war die Stelle schon vorher vakant, so ein Pech. Aber vielleicht ist es auch besser so, wer will schließlich von dem Tod eines Menschen profitieren."
"Das stimmt schon, aber die Deacon Fabrik ist wirklich ein guter Arbeitgeber, obwohl" überlegte sie "seit der alte Chef sich aus dem Unternehmen zurückgezogen hat, hat es einige Probleme gegeben."
"Wer leitet das Unternehmen denn heute?"
"Sein Sohn, Michael Deacon und der interessiert sich nur für den Profit, deshalb hat er die Produktion auch ganz auf das Waffengeschäft ausgerichtet. Wissen sie früher haben wir vornehmlich Güter für den privaten Bereich produziert und nur ein kleiner Bereich produzierte Jagdwaffen und Zubehör. Aber Michael Deacon konzentriert sich ganz auf die Waffenproduktion, daraufhin gab es auch Probleme mit Samuels, der nicht der Meinung war, man die anderen Standbeine des Unternehmens einfach schließen sollte. Aber Deacon hat sich einer Unternehmensgruppe angeschlossen und war der Ansicht mit dem Waffengeschäft wäre mehr Geld zu machen." Sie seufzte "Es geht ja heute leider viel zu oft nur ums Geld."
"Ja, das ist wirklich schlimm." meinte er philosophisch.
Sie schwieg einen Moment, dann fiel ihr etwas ein. "Wissen sie was, vielleicht kann ich ihnen doch helfen. Die Deacon Fabrik ist nur eine Fabrik einer Unternehmensgruppe. Dazu gehört noch die Rüstungsfabrik am nördlichen Ende der Stadt und eine Chemiefabrik auch in der Gegend. Ich kann ihnen die Adresse von der Personalabteilung der Rüstungsfabrik geben, ich kenne die Leiterin etwas, wenn sie meinen Namen erwähnen, dann verschafft sie ihnen sicher ein Vorstellungsgespräch." Sie lächelte ihn erfreut an und suchte in ihrer Tasche nach einer Karte.
"Das ist wirklich nett, dass sie mir helfen wollen," beeilte Cole sich zu sagen. Wer weiß, wenn er seine Erinnerung zurückbekam, vielleicht wollte er dann ja tatsächlich wieder Rechtsanwalt werden, und die Adresse würde ihm dann nützlich sein.
Während sie schrieb teilte sie Cole noch mit "Wissen sie, der Leiter des Rüstungsunternehmens, Jared Canterro, ist ein Studienfreund von unserem Chef."
"Wo haben sie denn studiert?" Fragte Cole interessiert.
"Sie haben hier Betriebswirtschaft studiert. Canterro kommt aus ärmlichen Verhältnissen und Michael Deacons Vater hat ihm das Studium mitfinanziert. Ja, so war der alte Deacon, ganz anders als sein Sohn." Barbara schüttelte den Kopf sie hatte inzwischen eine Telefonnummer auf die Rückseite geschrieben und reichte Cole die Karte. "Bitte, ich hoffe sie kann ihnen weiterhelfen."
"Ich weiß gar nicht, wie ich mich bedanken soll."
"Keine Ursache, ich helfe doch gerne." Meinte sie und schaute ihn glücklich an.
Als Cole zurück in der Redaktion war, ging er zu Helen. Er war sich noch nicht ganz im klaren, was er ihr erzählen sollte, aber das würde sich schon finden. "Hallo Helen."
"Hallo," sie blickt von ihrem Schreibtisch auf. "Hast du ein paar wichtige Informationen aus Debra White herausgeholt, ich könnte sie wirklich gebrauchen, denn der Artikel soll in die Samstagausgabe."
"Was schon in die Samstagsausgabe?" fragte Cole überrascht. Dann konnte doch eigentlich nichts mehr passieren, oder doch? "Hast du denn noch neue Informationen bekommen?" Er setzte sich auf den Stuhl ihr gegenüber.
"Leider nein, ich muss die paar Sachen nehmen, die ich weiß. Also hast du auch nichts, nicht wahr." Sie sah ihn unglücklich an.
"Nein, tut mir Leid. Ich bin aber überzeugt, dass Debra White wirklich einen Unfall hatte und dabei zeitweise ihr Gedächtnis verloren hat." Er grinste sie an. "Und du weißt ja, auf diesem Gebiet bin ich leider Experte."
"Na toll, das hilft mir aber auch nicht weiter."
"Weißt du Helen, halt dich da lieber ein bisschen zurück." Sie sah ihn überrascht an. "Denn als du aus dem Lagerhallenbüro verschwunden warst, sind dort zwei Männer aufgetaucht, ich denke sie wollten dich einschüchtern." meinte er vorsichtig.
Sie sah ihn schockiert an. "Und das sagst du mir erst jetzt."
"Ich war mir nicht sicher, du meintest doch ich sei eingeschlafen, und ich wollte nicht hören, ich hätte das alles nur geträumt." Versuchte er ihr zu erklären.
"Aber du bist dir sicher, dass dort wirklich jemand war." Er nickte und sie dachte nach. "Vielleicht war es nur ein Zufall."
Er sah sie skeptisch an. "Das glaubst du doch nicht im Ernst oder? Schließlich hat dich jemand dorthin gelockt." Er beugte sich zu ihr herüber "Das muss doch einen Grund gehabt haben, wahrscheinlich wollten sie dich einschüchtern, damit du die ganze Geschichte fallen läßt."
"Ich weiß nicht, so heiß ist die Story doch auch wieder nicht, oder was meinst du?" Sie sah ihn unsicher an.
"Ich weiß es nicht Helen," er lehnte sich wieder zurück. "Aber ich rate dir, behalte es für dich, dass du diesen Artikel schreibst, such nach keinen neuen Informanten und schreib einfach, was du bis jetzt weißt. Wahrscheinlich wird dadurch schon genug Staub aufgewirbelt." versuchte er sie zu überzeugen.
Sie schaute ihn nachdenklich an. "Du hast wahrscheinlich Recht." meinte sie schließlich.
Er schaute sie erleichtert an, es war doch einfacher gewesen, als er es sich gedacht hatte. Und er hatte ihr zum Glück nicht allzu viel erzählen müssen.
Am nächsten Tag fuhr er zur Universität. Er wollte in den Jahrbüchern nach Michael Deacon und Jared Canterro nachschlagen. Es dauerte nicht lange bis er die beiden gefunden hatte. Michael Deacon schien einer von den reichen Typen gewesen zu sein, die sich einfach so durch ihr Studium geschummelt hatten. Wohingegen Jared Canterro wohl eher der eiserne Arbeiter gewesen war. Komischerweise hatten aber beide ihren Abschluss mit Auszeichnung gemacht.
Cole konnte sich gar nicht vorstellen, wieso die zwei befreundet gewesen sein konnten. Er blätterte weiter in dem Buch und fand zu seiner Verwunderung ein Foto von Harold Fleisher. Er hätte ihn fast nicht erkannt, so war er heute in die Breite gegangen. So ein Zufall, also hatte der Leiter der Stadtabteilung für Sozialausgaben zusammen mit Deacon und Canterro studiert.
Cole ging zurück zu dem Regal, von dem er das Jahrbuch geholt hatte. Er schaute sich um und zu seinem Glück befanden sich dort auch noch Zeitschriften der Universität aus den einzelnen Jahren. Er nahm sich die entsprechenden heraus und begab sich wieder an seinen Platz. Er blätterte die Zeitschriften durch und fand zahlreiche Fotos, auf denen die drei zusammen abgebildet waren. Auf diesen Fotos befand sich meist auch noch eine junge Frau, er schaute auf die angegebenen Namen. Meagan Pattens, der Name sagte ihm nichts. Er fragte sich, was diese vier Leute wohl verbunden haben könnte. Wenn er nur die Möglichkeit hätte, irgendwen danach zu befragen. Er blätterte weiter in den Zeitungen. Als ihm auf einem Foto ein bekanntes Gesicht auffiel. Er las den Namen und wusste, dass er Recht gehabt hatte. Es handelte sich um Timothy Clark, Cole hatte ihn bei einer seiner Reportagen über die Neueröffnung eines Einkaufszentrums kennen gelernt. Clark war der Inhaber eines kleinen Ladens für Computerbedarf. Das Geschäft befand sich in der Nähe des neuen Supereinkaufzentrums und er hatte die Befürchtung, dass er seinen Laden aufgrund der übermächtigen Konkurrenz würde schließen müssen. Cole holte sich noch einmal die Jahrgangshefte. Timothy Clark hatte ein paar Jahrgänge unter den Vieren studiert. Aber vielleicht wusste er ja trotzdem etwas über sie. Einen Versuch war es wert. Cole schaute auf seine Uhr, er musste zurück in sein Büro, aber vielleicht würde er am Nachmittag noch etwas Zeit finden, um bei Clark vorbeizuschauen.
Am Nachmittag machte er sich auf den Weg zu Timothy Clarks Laden. Als er vor dem Geschäft ankam, sah er, dass es fast leer stand. An dem Fenster klebte ein Schild mit der Aufschrift Räumungsverkauf. Er schüttelte bedauernd den Kopf. Clark hatte also leider Recht behalten, er hatte sich gegen diese Konkurrenz nicht durchsetzen können. Cole ging auf den Laden zu und öffnete die Tür. Das Geschäft war noch geöffnet, wahrscheinlich um die letzten Waren zu verkaufen. Hinter der Kasse stand ein deprimiert schauender Timothy Clark. Cole erzählte ihm, wer er war und Timothy konnte sich an ihn erinnern.
"Es tut mir wirklich Leid mit ihrem Geschäft."
"Ach wissen sie, ich habe es ja schon damals gewusst, aber ich hatte halt noch eine kleine Hoffnung. Aber nun musste ich den Tatsachen ins Gesicht sehen und den Laden schließen, bevor er mich noch ruiniert."
"Das ist ihnen sicher schwer gefallen."
"Ja, ich hänge doch sehr an ihm, aber was soll es das Leben geht weiter, nicht wahr?"
Cole nickte, "und was wollen sie jetzt tun."
"Ich werde bei einem Kumpel einsteigen, es ist zwar nicht das selbe wie ein eigenes Geschäft, aber was soll man machen." Meinte er und sah Cole traurig lächelnd an. "Aber sie sind sicher nicht gekommen, um sich meine Probleme anzuhören."
"Nein, ich hoffe sie können mir vielleicht weiterhelfen. Sie haben doch auch Betriebswirtschaft hier an der Universität studiert." Er erzählte Timothy, was er von ihm wissen wollte.
"Oh ja, diese Vier, also die waren eine ganz eigenartige Clique. Sie hockten ständig zusammen und wir haben uns immer gefragt, wie sie eigentlich zusammengehören. Ich glaub sie verband ihr Drang nach Erfolg, Geld, Macht, ganz wie sie wollen. Das waren Typen, die würden über Leichen gehen, um dieses Ziel zu erreichen."
Das hatten sie wahrscheinlich auch schon getan, dachte sich Cole.
"Es waren zahlreiche Gerüchte über sie im Umlauf, dass sie Teufelsanbeter wären und ähnliches."
"Teufelsanbeter?"
"Ja, sie hielten angeblich irgendwelche Zeremonien ab. Einige Studenten behaupteten jedenfalls so etwas beobachtet zu haben. Und außerdem trugen sie immer eine Kette mit einem Anhänger mit irgendso einem Zeichen drauf, keine Ahnung was das zu bedeuten hatte. Wahrscheinlich gehörten auch noch andere Studenten zu dem Club, die haben dann aber nicht an unserer Fakultät studiert. Aber sie traffen sich wohl ab und zu" er dachte kurz nach, dann meinte er "Aber mehr weiß ich auch nicht darüber. Aber wissen sie, was das merkwürdige an unserer Clique war, alle schlossen ihr Studium mit den Bestnoten ab, obwohl gerade Michael Deacon weder zu den Klügsten, noch zu den Fleißigsten gehörte. Und eins davon muss man schon sein, um so einen Abschluss hinzulegen. Sie waren eben ein eingeschworener Zirkel und die Dozenten akzeptierten das."
"Eigenartig. Hat keiner je etwas gegen sie unternommen?"
"Nein, keiner hätte es gewagt, etwas gegen sie zu sagen. Es kursierte die Geschichte, dass ein Student, der sich in ihre Angelegenheiten einmischen wollte, ein paar Tage später im Krankenhaus wieder aufgewacht ist. Danach hat sich lieber jeder zurückgehalten. Denn außer Canterro hatten alle reiche Eltern und gerade Fleishers Vater ist ein hohes Tier in der Politik. Daher ist es für ihn wohl eher eine Enttäuschung, dass sein Sohn nur in der Stadtverwaltung gelandet ist." Er dachte nach "Das hat mich auch immer sehr gewundert. Aber er leitet die ganze Abteilung Stadtentwicklung, da hat man wohl genügend Macht, und nach Macht strebte er schon immer."
"Ich dachte er leitet die Abteilung für Sozialausgaben." fragte Cole überrascht.
"Ja, die gehört auch zur Stadtentwicklung, wie auch die Entscheidung über Bauvorhaben und ähnliches. Ich würde mich nicht Wundern, wenn dieser Idiot dafür verantwortlich ist, dass da drüben jetzt dieser Klotz von Einkaufszentrum steht." meinte er wütend.
"Und wer war diese Meagan Pattens?"
"Oh, die liebe Meagan hat später Jared Canterro geheiratet. Die kamen mir beide immer so eiskalt vor, ich hätte gar nicht gedacht, das einer von den beiden überhaupt je heiratet, naja wahrscheinlich war es nur ein Geschäft. Sie leitet eine Chemiefabrik, die zum Rüstungsunternehmen von Canterro gehört."
Hinter Cole erklang der Gong, der das Betreten eines neuen Kunden anzeigte. Cole bedankte sich bei Timothy Clark noch einmal für seine Informationen und wünschte ihm viel Glück für die Zukunft.
Cole konnte sich nicht vorstellen, was dieser ominöse Zirkel zu bedeuten hatte. Wahrscheinlich hatten die vier durch ihre Distanziertheit nur die Phantasien der übrigen Studenten angeregt. Das sie den Teufel angebetet hatten, konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen. Aber dass sie sich zusammengeschlossen hatten, um sich gegenseitig zu unterstützen, dass stand fest. Und dass alle mit Auszeichnung abgeschlossen hatten, war schon eigenartig. Aber vielleicht war ja Bestechung im Spiel gewesen, schließlich hatten alle bis auf Canterro reiche Eltern und Canterro stellte er sich so vom Ehrgeiz besessen vor, dass er auch ohne Hilfe seine guten Noten bekommen hatte.
