20. Kapitel
Am nächsten Morgen weckten Cole die Sonnenstrahlen, die durch die Glaswand ins Zimmer schienen. Er drehte sich zur Seite und beobachtete Phoebe, die friedlich an seiner Seite schlief. Sie war ihm so merkwürdig vertraut und doch fremd. Er hatte die ganze Nacht mehr Zeit damit zugebracht, sie zu betrachten als zu schlafen. Ihr ganzes Gesicht wirkte so verletzlich und doch gleichzeitig stark. Sie machte einen überglücklichen zufriedenen Eindruck, und es erfüllte ihn mit Freude, dass er jemanden so glücklich gemacht hatte, wie sie jetzt aussah. Er schwor sich, dass er sie nie wieder verletzen würde. Er merkte wie sie anfing sich zu bewegen und küsste sie leicht. "Guten Morgen" meinte er leise.
"Hallo" noch nicht ganz wach schaute sie zu ihm rüber, sie wusste sofort wo sie war, aber es machte ihr keine Angst. Im Gegenteil, sie war froh ihn zu sehen.
"Und, bereust du es schon?" fragte Cole grinsend.
Überrascht schaute sie ihn an. "Weißt du, dass du mich das selbe nach unserer ersten gemeinsamen Nacht gefragt hast?"
"Wirklich? Nun für mich war es unsere erste gemeinsame Nacht."
"Ja, ich weiß." Nachdenklich sah sie ihn an und meinte, dass sie es ihm schuldig wäre, mehr dazu zu erzählen. "Weißt du, es war damals auch in deiner Wohnung, und es war ähnlich ... fantastisch. Ich werde sie beide niemals vergessen."
"Tja, das kann ich von mir leider nicht sagen." Er lächelte sie entschuldigend an. "Und was hast du damals gesagt."
"Nein, absolut nicht und das kann ich heute auch sagen." Sie küsste ihn. "Und wie steht es mit dir?"
"Was habe ich denn damals gesagt?"
"Ich frage dich aber heute." sie blickte ihn neugierig an.
Cole blickte an die Decke und tat als würde er überlegen. "Ich denke es war der Vollmond" meinte er nach kurzer Zeit zufrieden lächelnd. Phoebe nahm wütend ein Kissen, um ihn damit zu schlagen. Woraufhin er schnell meinte "Ich geh duschen," sich vom Bett erhob und in Richtung Badezimmer verschwand. So leicht ließ ihn Phoebe aber nicht entkommen und folgte ihm ins Bad. Als sie eintrat umarmte er sie und zog sie an sich. "Ich dachte du wolltest duschen." murmelte sie zwischen seinen Küssen. "Nicht ohne dich." Er zog sie mit sich unter die Dusche.
Als sich Cole kurze Zeit später rasierte, suchte Phoebe unter der Dusche immer noch nach einem geeigneten Duschgel. "Sportlich aktiv, männlich herb." las sie vor. "Hast du nichts anderes?"
"Tut mir Leid" Er schaute zu ihr rüber, "habe ich früher etwa mit sinnlichem Rosenduft geduscht?"
"Nein hast du nicht." Sie hatte sich unterdessen für sportlich aktiv entschieden.
"Gut, ich habe mir schon die größten Sorgen gemacht. Man kann ja nie wissen." Meinte er grinsend "Tja und meine letzte Freundin hat wohl leider nichts passendes dagelassen."
"Idiot." Sie öffnete die Tür der Dusche und wollte ihn mit einem nassen Schwamm bewerfen, als es an der Tür klingelte. "Die Rettung." meinte Cole und verließ das Badezimmer. Er zog sich schnell seine Hose über, die auf einem Sessel lag und ging zur Tür. Er konnte sich nicht vorstellen, wer am Sonntag morgen bei ihm klingeln konnte, höchstens Peter, aber den würde er gleich abwimmeln. Als er die Tür öffnete, stand ihm tatsächlich Peter gegenüber. Er stürmte an ihm vorbei in Coles Wohnung und setzte sich auf den nächsten Sessel.
"Oh Peter," meinte Cole schnell "Weißt du, es passt gerade ganz schlecht."
"Es dauert nur einen Moment, ich habe den ganzen Tag gestern versucht, dich zu erreichen und auch den Abend. Aber du warst nicht da."
"Nein, ich war unterwegs und ich muss auch ...."
"Also hör mir jetzt bitte endlich zu, ich muss das loswerden."
Cole ließ sich auf dem anderen Sessel nieder und seufzte. "Na gut, aber mach es kurz."
"Es tut mir so Leid, Kevin. Ich habe im Krankenhaus nur Schrott geredet, dass wollte ich dir sagen." Er redete mit Händen und Füßen. "Ich war nicht ganz ich selbst, natürlich habe ich nie gedacht, dass du Helens Unfall hättest verhindern können und auch nicht, dass du den Artikel aus Profitgier geschrieben hast. Das war mir schon klar, bevor ich mit Helen geredet habe. Ich war so ein Idiot, vergibst du mir?" Er sah ihn unsicher an.
"Klar." war Coles schlichte Antwort.
Peter schaute ihn überrascht an "Wirklich, du vergisst den ganzen Mist den ich gelabert habe, einfach so?"
"Wieso nicht, ich wusste ja, dass du es nicht so ganz ernst meinst." Er wollte Peter so schnell wie möglich wieder los werden, aber er meinte es auch so.
"Und du bist nicht einmal mehr wütend auf mich." Peter sah ungläubig zu, wie Cole den Kopf schüttelte. "Man, da fällt mir aber ein Stein vom Herzen." meinte er und lehnte sich entspannt zurück. "Du hättest mir aber auch ruhig mitteilen können, dass es nicht so ganz ungefährlich für Helen ist, diesen dämlichen Artikel zu schreiben."
Bevor Cole antworten konnte, öffnete sich die Tür des Badezimmers und Phoebe erschien nur mit einem Handtuch bekleidet im Zimmer. Sie hatte zwar Stimmen gehört, aber sie hatte angenommen, dass diese von der Tür kamen. "Oh, Besuch?" fragte sie und blickt Cole verwundert an.
"Ähm tja," meinte Peter überrascht und sprang sofort vom Sessel hoch. Er starrte Phoebe ungläubig an, denn er hatte sie sofort erkannt und wunderte sich, was sie hier zu suchen hatte. "Also Kevin, ich wollte wirklich nicht stören." Wandte er sich wieder an seinen Freund und begab sich Richtung Ausgang. Cole erhob sich ebenfalls und begleitete Peter zur Wohnungstür.
"Bist du dir sicher, was du da tust?" Fragte Peter, als er bereits vor der Tür stand.
"Das ist meine Sache, okay." Meinte Cole, obwohl er Peters misstrauischen Blick wahrgenommen hatte.
"Sicher, ich misch mich da auch nicht ein, aber sei vorsichtig. Ich weiß nicht, sie ..." Er bemerkte, dass sein Freund dies nicht hören wollte und hielt sich darum zurück. Er trat aus der Wohnung und drehte sich noch einmal kurz um. "Gut, es ist deine Sache, aber trotzdem, pass auf dich auf." Meinte er zum Abschluss und verschwand.
Als Cole zurück kam, hatte sich Phoebe bereits angezogen. "Es tut mir Leid, er ließ sich einfach nicht abwimmeln." versuchte er, Peters Eindringen zu erklären.
"Ist schon gut," meinte sie, ging auf ihn zu und schlang ihre Arme um seinen Hals. "Und, hat er dich vor mir gewarnt?" fragte sie und versuchte, ihn bedrohlich anzuschauen. Er schaute unbeeindruckt aber interessiert zurück. Phoebe lachte leise und meinte "Ich kann keine Gedanken lesen, keine Angst, ich hab es an seinem Blick gesehen."
"Er ist im Moment nicht so gut drauf." entschuldigte Cole seinen Freund. "Also was machen wir jetzt? Mir gehören schließlich noch ein paar Stunden. Wollen wir irgendwohin frühstücken gehen, ich fürchte" Er blickte in Richtung der Küche. "Ich habe immer noch nichts Richtiges zu essen da."
"Okay, warum nicht." Sie ließ ihn widerwillig los, damit er sich anziehen konnte.
Nachdem sie in einem nahgelegenen Cafe zusammen gefrühstückt hatten, gingen sie zurück zu Coles Wohnung.
"Was hast du heute noch vor?", fragte Phoebe, als sie erneut bei ihrem Auto angekommen waren.
"Ich weiß nicht," meinte er nachdenklich. "Ich werde mich wohl ausruhen, die letzten beiden Nächte habe ich schließlich kaum geschlafen." Er schaute sie verwegen an. "Aber zuerst will ich noch Helen im Krankenhaus besuchen. Da fällt mir ein." Er blickte zu den Geschäften die sich auf der anderen Seite der Straße befanden. "Ich muss ihr noch ein paar Blumen kaufen."
"Blumen, die bekommt man doch von jedem." Phoebe dachte nach und sah sich um. "Ich glaube da habe ich eine bessere Idee." Sie zog ihn hinter sich her in den nächsten Zeitungsladen.
"Zeitungen?" fragte er irritiert.
"Im Krankenhaus ist es langweilig." Erklärte sie ihm "und was ist besser dazu geeignet, sich die Zeit zu vertreiben, als in Illustrierten zu blättern." Sie blieb vor einer Riesenauswahl von Zeitschriften stehen und blickte sich suchend um. "Hier," sie nahm sich eine Zeitschrift und gab sie an Cole weiter. "Klatsch und Tratsch, und hier, Wahre Geschichten."
Cole nahm die Illustrieren entgegen und betrachtete sie skeptisch. "Also ich weiß wirklich nicht, ob Helen so was liest." versuchte er Phoebe zu erklären.
"Ach Quatsch," meine Phoebe und suchte unverdrossen weiter. "Im Krankenhaus liest man alles, und jeder interessiert sich irgendwann mal für Klatsch und Tratsch, glaub mir. So, hier ist noch meine Zeitschrift, die liest jeder." Erzählte sie ihm fröhlich "und hier, Rezepte, Mode und ach ja, Kreuzworträtsel." Zufrieden ging sie mit Cole zur Kasse. Der konnte sich schwer vorstellen, wie Helen Kreuzworträtsel löste, aber er wollte darüber lieber nicht mit Phoebe diskutieren. Er legte den Stapel auf den Ladentisch und holte sein Portemonnaie hervor. "Können sie die Zeitungen nicht noch einpacken," hörte er neben sich Phoebe den Ladenbesitzer fragen.
Der Verkäufer schaute sie genervt an, machte sich dann aber doch die Mühe und fand nach kurzem Suchen einen Bogen Geschenkpapier. "Das macht aber noch etwas extra." Wandte er sich an Cole und begann die Zeitschriften einzuwickeln. Cole bezahlt und verließ mit einer zufriedenen Phoebe das Geschäft.
"Und was hast du heute noch vor." Fragte er sie, als sie wieder einmal vor ihrem Auto angekommen waren.
"Ich weiß nicht," meinte Phoebe und blickte ihn nachdenklich an. Sie hatte keine große Lust nach Hause zu fahren und ihren Schwestern zu begegnen. Was sollte sie ihnen nur sagen? Aber wenn sie noch länger wegblieb, dann würden sie womöglich noch auf die blöde Idee kommen sie zu suchen. Und sie wollte nun wirklich nicht, dass sie sie mit Cole antrafen. "Ich fahre am besten erst einmal nach Hause, meine Schwestern fragen sich sicher schon, wo ich bleibe."
"Gut." Er schaute sie unsicher an. "Meldest du dich bei mir?"
"Ganz bestimmt" versicherte sie ihm und gab ihm einen letzten Kuss. Dann stieg sie ins Auto und fuhr los. Er blickte ihr hinterher und begab sich anschließend auf den Weg ins Krankenhaus.
Als Cole Helens Zimmer mit seinem Geschenk in der Hand betrat, sah er sie im Bett liegen. Sie hatte ein Zimmer für sich allein, in dem schon einige Blumensträuße standen. Er ging zu ihr und setzte sich auf den Stuhl neben ihrem Bett. "Hey, wie geht es dir, du siehst schon viel besser aus."
"Ich fühl mich auch viel besser," meinte sie lächelnd. "Was hast du da in der Hand."
"Oh, das" Cole blickte auf das Geschenk in seinen Händen. "Das ist für dich, etwas zum Lesen."
Helen riss die Verpackung auf und schaute sich die Zeitschriften an. "Also das ist wirklich eine gute Idee von dir, mir fällt hier schon fast die Decke auf den Kopf, und dabei liege ich erst so kurze Zeit hier."
"Wie lange musst du denn noch bleiben, weißt du das schon?"
"Nein, aber diese Woche sicher noch." Sie seufzte und schaute ihn an. "Und wie geht es dir so?"
"Gut." meinte er und lächelte sie beruhigend an.
Helen überlegte kurz. "Also, Peter war heute morgen schon hier. Und naja, er hat mir erzählt, dass heute morgen diese Phoebe bei dir war."
"Hm" typisch die beiden, konnten auch nichts für sich behalten, er konnte sich schon vorstellen, wie sie sich gemeinsam den Kopf darüber zerbrochen hatten, als ob sie keine anderen Probleme hätten.
"Ich will mich ja nicht in dein Liebesleben einmischen, aber hältst du das für eine gute Idee?"
Was ging sie das an, dachte Cole verärgert.
"Du siehst schließlich aus wie ihr Ex-Ehemann, an den sie angeblich nicht gerade die besten Erinnerungen hat." erläuterte Helen weiter.
Genervt stand Cole auf und ging zum Fenster. Er schaute hinaus und sein Blick fiel aus den Parkplatz . "Ich bin ihr Ex-Ehemann." erklärte er schließlich.
"Was? Du kannst dich wieder erinnern und hast uns nichts ..." meinte Helen aufgeregt.
"Nein," er drehte sich kurz zu ihr um "Ich kann mich nicht wieder erinnern, aber es steht fest, er ist zur gleichen Zeit verschwunden wie ich, ich habe Fotos gesehen und ich bin mir halt sicher." Er schaute wieder aus dem Fenster und beobachtete die Besucher, wie sie aus ihren Autos stiegen und sich an einem Blumenstand am Eingang des Krankenhauses mit Sträußen eindeckten.
"Wie lange weißt du es schon, und wieso hast du nichts gesagt?" fragte Helen.
Er drehte sich um und kam wieder an ihr Bett. "Noch nicht sehr lange, und ich habe einfach gehofft, ich würde mich langsam an irgendwas erinnern."
"Aber dem ist nicht so." Stellte Helen fest. "Kann sie dir nicht helfen?"
"Nein, sie will mir nichts erzählen, sie meint, ich solle mich selbst wieder erinnern," deprimiert ließ er sich wieder auf dem Stuhl nieder.
"Aber warum das denn, es wäre doch sinnvoller wenn sie dir etwas auf die Sprünge helfen würde."
"Keine Ahnung, ich habe den Verdacht, sie hofft, ich erinnere mich nie mehr."
Helen sah ihn erstaunt an. "Aber was hat sie denn davon?"
Er zuckte mit den Schultern. "Weißt du, ich habe die Fotos von uns gesehen und mich an nichts erinnert, ich habe ihre nette Familie getroffen, ich habe ihr Haus und ihr Zimmer gesehen... aber nichts ... Und ich habe sogar .." er sprach nicht weiter, aber Helen wusste, was er sagen wollte. "Hast du es deshalb getan?"
"Nein!" er blickte sie entgeistert an. "Natürlich nicht, traust du mir so was zu."
"Nein, eigentlich nicht, aber ich finde eure ganz Affaire eben merkwürdig."
Cole schaute sie finster an, er hatte keine Lust noch weiter mit ihr darüber zu reden. Sie hatte seine Stimmung schon genug verdorben.
Doch Helen ließ sich nicht davon abbringen. "Weißt du Kevin, .. oder soll ich Cole sagen?" Er schüttelte den Kopf. "Ich habe wirklich nicht vor dir die Laune zu verderben, aber das geht doch alles nicht mit rechten Dingen zu. Ich meine, überleg doch mal. Wenn du Cole bist, dann hat sie sich von dir scheiden lassen und du wolltest sie dann angeblich nicht gehen lassen. Also gut. Und dann war sie dich endlich los, und ein gutes Jahr später musst du hier nur wieder auftauchen und sie schmeißt sich dir wieder an den Hals, dass ist doch völlig unlogisch."
"Sie hat sich mir nicht an den Hals geworfen." Stellte er missmutig klar.
"Du weißt schon wie ich das meine, denk doch mal nach, dass würde doch kein normaler Mensch tun."
"Früher hat es nicht geklappt und jetzt versuchen wir es eben noch einmal, wo ist das Problem." Helen warf ihm einen skeptischen Blick zu. "Ich fühle einfach, dass ich zu ihr gehöre," versuchte er es ihr zu erklären.
"Das sagt dir dein Gefühl, dein Herz, aber was sagt dein Verstand?" Als er nicht antwortete fügte sie hinzu. "Das weißt du selbst, nicht wahr?"
Cole dachte an den letzten Tag und die letzte Nacht, er konnte nichts falsches daran entdecken. Die Zeit mit Phoebe hatte ihn einfach nur glücklich gemacht, er hatte gespürt, dass dies alles war, was er immer gewollt hatte. Er würde sich das von keinem kaputt machen lassen. Zugegeben, da war zwar auch ein kleines nagendes Gefühl in ihm, dass ihn vor ihr warnte, aber er wollte nichts davon hören.
"Ich muss jetzt gehen Helen." erklärte er Helen daraufhin und stand abrupt auf.
"Es tut mir Leid, ich hätte nichts sagen sollen." Sie streckte ihre Hand nach ihm aus und hielt ihn fest. "Bleib doch noch ein bisschen, ich halte auch meine Klappe, versprochen."
Cole setzte sich wieder zu ihr und wechselte das Thema. "War die Polizei schon bei dir?"
"Ja gestern kurz. Und die Presse wollte auch schon zu mir, überleg dir das bloß, ich bin jetzt berühmt."
"Hast du ihnen etwas von dem Lagerhaus erzählt?"
"Nein, weißt du, ich habe darüber nachgedacht, hier habe ich ja viel Zeit dazu." meinte sie lächelnd. "Du hast recht damit, dass ich nicht weiß, wie ich in mein Büro gekommen bin." Sie sah ihn entschuldigend an. "Ich erinnere mich noch wie ich auf die Frau gewartet habe. Ich weiß auch, dass sie nicht gekommen ist, aber wie bin ich in mein Büro gekommen? Ich war so überzeugt davon, dass ich mit dir hingefahren bin. Und wenn nicht mir dir, dann mit einem Taxi, aber die Erinnerung daran ist so verschwommen. Weißt du, es ist so ähnlich als wenn man aus seinem Auto aussteigt, und sich 100 Meter weiter einfach nicht mehr daran erinnern kann, ob man das Licht ausgeschaltet hat, oder nicht. Man überlegt krampfhaft, da man davon überzeugt ist, dass man es wissen muss, aber es fällt einem einfach nicht ein, was man nun getan hat." Sie sah ihn unsicher an.
"Mach dir darüber besser keine weiteren Gedanken, du bist sicher mit dem Taxi gefahren und ich war einfach nur eingeschlafen." Er lächelte sie ermutigend an. "Und für die Polizei ist die ganze Angelegenheit ja sowieso uninteressant."
"Hm, meinst du wirklich?" Sie sah ihn skeptisch an. "Ich denke es wäre schon sinnvoll, wenn du es erwähnst und die Männer beschreiben kannst."
"Aber das kann ich leider nicht, ich habe sie kaum gesehen, also eine große Hilfe ist das nicht." Im Grunde hatte er nicht das geringste Interesse daran, der Polizei etwas von den Ereignissen zu erzählen. Sicher, er wollte, dass der Täter gefasst wurde, aber das würde er lieber auf seine Weise regeln.
"Vielleicht hilft es wirklich nicht weiter, aber ich denke schon, dass du es ihnen erzählen solltest. Obwohl die Polizei ja unseren Artikel kennt und somit weiß, wo sie mit ihren Ermittlungen anfangen muss." Meinte Helen und fügte dann aufgeregt hinzu. "Hast du schon gehört, was für einen Wirbel der Artikel hervorgebracht hat?"
Er schüttelte den Kopf.
"Es war doch in allen Nachrichten." Er zuckte mit den Schultern. Sie schüttelte den Kopf "War dir das ganz egal?" fragte sie überrascht. "Naja jedenfalls werden sie in der Stadtverwaltung erst einmal richtig ausmisten, und der gute Harold Fleisher ist seinen Job sicher bald los." Sie lachte glücklich. "Ich hoffe nur er findet nicht irgendwelche Ausreden und Entschuldigungen, sondern erhält seine gerechte Bestrafung und seine Komplizen ebenfalls."
"Die Gerechtigkeit wird schon siegen." meinte Cole pathosmäßig und grinste Helen an. "Dabei fällt mir ein, ich muss ja morgen auch noch einmal auf das Polizeirevier, um meine Aussage zu machen."
"Du siehst ja sehr begeistert aus."
"Oh ja, du weißt doch wie sehr ich die Polizei mag." meinte er sarkastisch.
"Aber Kevin, komm nicht auf die Idee und stell deine eigenen Ermittlungen an, es könnte gefährlich werden." Warnte sie ihn.
"Das würde mir nicht im Traum einfallen." versicherte er ihr lächelnd. Sie sah ihn skeptisch an, und ihr Blick sagte ihm, dass sie kein Wort glaubte.
Als Phoebe vor dem Haus ankam, hatte sie ein ungutes Gefühl im Magen. Aber warum denn, versuchte sie sich zu beruhigen, es war schließlich nichts dabei, einen Tag und eine Nacht nicht nach Hause zu kommen, das kam bei ihr ja nicht zum ersten Mal vor. Als sie die Tür öffnete, traf sie auch gleich Paige in der Küche an. "Phoebe, du meine Güte, wir haben uns schon Sorgen gemacht."
"Wieso das denn, darf man nicht einmal einen Tag von Zuhause weg bleiben."
"Sicher, aber weil du am Morgen noch nicht einmal Lust zum Einkaufen hattest, fanden wir es schon eigenartig. Hast du einen neuen Freund?" Fragte sie ihre Schwester neugierig. "Wann stellst du ihn uns vor?" Sie blickte ihre Schwester erwartungsvoll an.
"Also fürs erste nicht." erklärte ihr Phoebe.
"Warum denn nicht?" fragte Paige beleidigt.
Piper war inzwischen auch die Treppe herunter gekommen und hatte die Unterhaltung mit angehört. "Weil er wahrscheinlich gar nicht so neu ist wie sie denkt, nicht wahr." meinte sie leise zu Phoebe, die sie böse ansah.
Paige hatte von Pipers Bemerkung nichts mitbekommen und schaute auf ihre Uhr. "So ein Ärger, ich muss weg." Sie blickte Phoebe verschwörerisch an. "Ich habe heute auch noch eine Verabredung, und wenn ich wieder da bin, erzählst du mir alles, ja?"
"Klar." murmelte Phoebe und Paige verschwand aus der Haustür.
"Na da wird sie sich aber freuen." meinte Piper sarkastisch.
"Ich weiß gar nicht was du meinst." Phoebe wandte sich Piper zu. "Hast du irgendein Problem?"
"Oh, ich nicht, aber du schon." Erklärte diese sachlich.
"Ich habe kein Problem, wie kommst du darauf?" Phoebe goss sich etwas zu Trinken ein und ließ sich auf einem Küchenstuhl nieder.
"Halt mich doch nicht für blöd Phoebe, ich kenn dich doch. Du warst gestern bei Cole, nicht wahr." stellte Piper wütend fest.
Phoebe wusste nicht, wie sie sich aus dieser Angelegenheit herauswinden sollte. "Es ist meine Sache," sagte sie schließlich.
"Oh Gott Phoebe," Piper ließ sich ebenfalls am Küchentisch nieder. "Es war doch niemals nur deine Sache, wieso tust du das, du hattest mir doch versprochen, dich von ihm fern zu halten."
Phoebe starrte in ihr Getränk. Sie hatte keine Lust sich zu rechtfertigen. Sie hatte sich darauf eingelassen und sie bedauerte es keinen Augenblick. Im Gegenteil, sie fühlte sich so zufrieden, wie seit Jahren nicht mehr. Sie war viel zu glücklich, um es zu bereuen. "Er ist schließlich kein Dämon mehr, wieso soll es da ein Problem geben?" meinte sie trotzig.
"Und was ist er für ein Mensch, wenn seine Freundin im Krankenhaus liegt und er sich derweil mit dir vergnügt?"
"Helen ist nicht seine Freundin, sie ist mit diesem Fotografen liiert." stellte Phoebe klar. "Ich hatte das nur falsch verstanden."
Auch das noch dachte sich Piper, bevor sie ihre Diskussion weiterführen konnten, erschien ein blaues Leuchten im Raum und Leo erschien. Erfreut ging sie zu ihm rüber, um ihn zu begrüßen. Phoebe nutzte diese Möglichkeit, um schnell das Esszimmer zu verlassen.
Doch Piper hatte es bemerkt und rief ihr hinterher. "Wir sind noch nicht fertig Phoebe." Ertappt drehte sie sich um und ging wieder zu ihrem Stuhl zurück.
"Leo sag es ihr." Wandte sich Piper daraufhin an ihren Ehemann. Der sie fragend anschaute. "Sag ihr, dass es mit ihr und Cole nie gut gehen kann." Überrascht blickte Leo zu Phoebe. Die sich unwohl auf ihre Stuhl herumdrehte und auf den Tisch starrte. "Sie war heute Nacht bei ihm" erklärte Piper weiter.
"Piper," Phoebe schaute empört auf. "Das musst du ja nicht unbedingt Leo erzählen." meinte sie wütend zu ihrer Schwester.
"Ach nein, und wenn ich mir Sorgen mache?" fragte diese zurück.
"Phoebe." Mischte sich Leo in ihre Diskussion ein. "Cole ist nicht zurück gekommen, damit ihr wieder zusammen kommt." Versuchte er es ihr zu erklären. "Ihr solltet euch noch nicht einmal begegnen."
"Aber wenn es sich so ergibt, wo ist dann das Problem. Ich liebe ihn Leo," versuchte sie ihn zu überzeugen.
"Ich kann es nicht glauben," meine Piper kopfschüttelnd "Nach allem was er dir, was er uns angetan hat?"
Phoebe wollte nichts weiter darüber hören und meinte. "Das ist vorbei, und ich will nicht in der Vergangenheit leben, Piper. Meine Güte, er kann sich noch nicht einmal daran erinnern."
"Wie praktisch für ihn." Erklärte Piper ironisch.
"Wir hatten niemals zuvor so eine Chance und ich muss sie nutzen, denn ich habe nie aufgehört ihn zu lieben, auch wenn ich das selbst geglaubt habe."
"Das ändert aber leider nichts daran, dass er nur auf die Erde zurück kam, um ein normales Leben zu führen. Es war nicht gedacht, dass er wieder Kontakt mit der Welt der Magie hat, mit Hexen und Dämonen, mit der Unterwelt. Keiner weiß, was dann geschieht." erläuterte ihr Leo.
"Was willst du damit sagen?" fragte Phoebe alarmiert.
"Es ist besser, wenn du dich von ihm fern hältst."
"Wieso?"
"Weil er durch dich zwangsläufig wieder mit diesem Teil der Welt in Berührung kommt."
"Aber das muss doch gar nicht so sein." Erklärte Phoebe selbstsicher "Wenn es nur darauf ankommt, dass ich ihn von meinem Hexenleben fern halte, das bekomme ich schon hin."
"Und wie willst du das machen? Du musst Unschuldige retten, wirst von Dämonen gejagt und ganz nebenbei hast du auch noch Visionen, das wird nie klappen." Stellte Piper sachlich fest.
"Ich schaffe das schon, wenn ich es will." meinte Phoebe überzeugt.
"Ach ja? Und zusätzlich will er von dir sicher auch etwas von seinem früheren Leben erfahren, er wird dir Fragen stellen. Was willst du ihm erzählen?"
"Mir wird schon etwas einfallen. Bisher habe ich immer eine Ausrede gefunden." meinte sie triumphierend.
Piper sah sie unglücklich an. "Das geht doch nie gut, Phoebe, willst du deine neue Beziehung mit ihm auf Lügen aufbauen?"
"Wisst ihr, ihr habt wirklich ein Talent einem die Laune zu verderben." Meinte Phoebe und schaute die beiden enttäuscht an. "Wieso lasst ihr es mich nicht einfach versuchen, wenn es nicht funktioniert dann komme ich schon damit klar. Wenn es sein muss, dann kann ich hart sein. Ich kann ihn wieder vergessen, das habe ich ja wohl bewiesen. Aber trotzdem kann ich diese Chance nicht einfach so ungenutzt an mir vorbeiziehen lassen. Könnt ihr das denn nicht verstehen?" Sie sah sie fragend an.
"Denkst du dabei auch mal an ihn?" Fragte sie Piper vorsichtig. "Findest du es fair, wenn er sich wieder in dich verliebt? Du schaffst es wahrscheinlich dich wieder von ihm zu lösen, aber wie sieht es bei Cole aus? Was passiert mit ihm, wenn es schief läuft? Ihm ist es nicht gelungen, sich von dir zu lösen. Und du weißt, was daraus geworden ist. Willst du dich, ich spreche gar nicht von uns anderen, dieser Gefahr noch einmal aussetzen?"
"Aber er ist jetzt ein Mensch." Versuchte Phoebe sich zu verteidigen. "Er hat ein normales Leben." Sie blickte ihre Schwester und ihren Schwager unsicher an. Hatten sie recht, war sie zu egoistisch? Nein! Sie schüttelte energisch den Kopf und sah Piper an. "Wenn du Cole entscheiden lassen würdest, dann bin ich überzeugt, dass er trotz aller Risiken diese Chance ergreifen würde."
"Tja, leider ist er nicht dafür bekannt, die klügsten Entscheidungen zu treffen." meinte Piper. "Und darum geht es auch nicht, Phoebe, es geht darum die richtige Entscheidung zu treffen."
Phoebe sah sie nachdenklich an. "Ist nur die Frage, welche Entscheidung wirklich klug ist." Sie erhob sich und ging in Richtung Tür, dann drehte sie sich noch einmal zu Piper um, und teilte ihr mit "Ich werde darüber nachdenken." Fluchtartig verließ sie das Esszimmer.
Als Cole am späten Nachmittag in seine Wohnung zurück kam, klingelte das Telefon. Lächelnd ging er an den Apparat, aber zu seiner Überraschung war am anderen Ende Cyber, der ihm mitteilte, dass er die entsprechenden Informationen erhalten hatte und sie ihm per Kurier am nächsten Tag abschicken würde. Cole hatte gar nicht mehr an Cybers Nachforschungen gedacht und er hatte ein ungutes Gefühl dabei.
"Es tut mir Leid, ich habe leider nicht viel in Erfahrung bringen können. Ich schicke dir die Unterlagen morgen zu, am Telefon müssen wir ja jetzt nicht unbedingt darüber reden."
"Nein ist schon gut, morgen ist früh genug, und nochmal vielen Dank." Cole spürte, dass Cyber ihm noch etwas mitteilen wollte. "Ist sonst noch etwas," ermutigte er ihn.
"Es ist nur so eine vage Ahnung, also deine Identität, wenn du wirklich dieser Cole Turner bist, dann weiß ich nicht ob das deine wirkliche Identität ist."
"Wie meinst du das?" fragte Cole alarmiert.
"Es ist so. Du weißt ja noch, wie es war, als ich dir geholfen habe, deine jetzigen Papiere zu bekommen."
"Sicher." Da er nicht zur Polizei oder einem Arzt gehen wollte, hatte er sich mit Hilfe von Cyber und seinen Leuten neue Papiere mit dem Namen Kevin Torrens besorgt. "Was ist damit?"
"Nichts, aber bei genauen Nachforschungen, würden sie wohl nicht stand halten. Ganz anders als die Unterlagen, die ich zu diesem Turner gefunden habe, die sind über jeden Zweifel erhaben. Sie sind perfekt, aber dennoch habe ich das ungute Gefühl, dass sie gefälscht sind."
"Gefälscht, wieso, wie kommst du darauf?"
"Nicht richtig gefälscht, eher manipuliert, der Persönlichkeit angepasst. Sie sind in der Art so ähnlich, wie staatliche Stellen sie verwenden, wenn sie neue Identitäten erfinden müssen, bei Zeugenschutzprogrammen beispielsweise oder auch bei der CIA. Doch da sind sie stichhaltiger, ohne Lücken, und falls ich richtig liege, und wie schon gesagt, ich habe im Grunde keine Beweise dafür gefunden, dann spricht es eher für die organisierte Kriminalität."
Cole sagte einen Moment nichts. "Du denkst, ich gehörte zur Mafia?" fragte er verblüfft.
"Ich wollte dich nicht beunruhigen, wahrscheinlich liege ich damit völlig falsch. Ich wollte dich nur warnen, dass du vorsichtig sein musst, damit du nicht den falschen Leuten auf die Füße trittst." Meinte Cyber vorsichtig. "Mit denen ist nicht zu spaßen. Aber wie schon erwähnt, es ist nur eine Theorie und ich habe keine wirklichen Hinweise darauf gefunden, dass ich richtig liege."
"Trotzdem danke für deine Warnung." Cole bedankte sich noch einmal bei Cyber für seine Nachforschungen und verabschiedete sich von ihm. Als er den Hörer aufgelegt hatte, dachte er über das Gehörte nach. Es schien ihm nicht sehr wahrscheinlich, dass er einmal Mitglied der Mafia gewesen war. So sehr konnte er sich schließlich nicht verändert haben, oder doch? Wahrscheinlich bildete sich Cyber das alles wirklich nur ein, manchmal sah er hinter jeder Ecke eine Verschwörung. Das kommt wahrscheinlich davon, wenn man immer nur vor dem Computer hockt, schlussfolgerte Cole.
Am Abend war Cole froh, dass Peter an seine Tür klingelte und ihn von seinen Grübeleien abbrachte.
"Hey, ich wollte mich nur versichern, dass du meine Entschuldigung von heute Morgen wirklich angenommen hast. Und mich nicht nur schnell loswerden wolltest." erkundigte sich Peter.
"Wegen der Sache im Krankenhaus bin ich nicht sauer, mach doch nicht so ein Drama daraus. Das du dagegen am Sonntag Morgen einfach so in meine Wohnung geplatzt bist, darüber muss ich noch nachdenken." Er ging zum Kühlschrank und gab Peter etwas zu trinken.
"Ich konnte ja nicht ahnen, dass du Besuch hast." Verteidigte sich Peter als er das Getränk nahm und Cole auf den Balkon folgte. "Kommt sie denn heute nicht mehr vorbei."
"Nein" antwortete Cole knapp und setzte sich hin. Sie hatte sich bisher noch nicht einmal gemeldet, dachte er unzufrieden. Aber er hatte nicht das geringste Bedürfnis, dies Peter mitzuteilen.
Doch als könne dieser Gedanken lesen meinte er. "Naja sie muss ihren Schwestern wohl erst einmal begreifbar machen, warum sie sich wieder mit ihrem gewalttätigen Ex-Ehemann einlässt."
Das schon wieder, dachte Cole genervt. "Soviel ich weiß, war ich nicht gewalttätig."
"Das Problem ist nur, du weißt nichts."
"Ich dachte du bist gekommen um dich zu entschuldigen."
Peter schaute verblüfft zur Seite. "Stell dich doch nicht so an, seit wann bist du so dünnhäutig geworden?"
Cole schaute in den Abendhimmel hinaus, die Sonne war zwar schon verschwunden, aber es waren noch die Farben des Sonnenuntergangs am Himmel zu erkennen. "Wenn es um dein Leben ginge, dann würdest du es vielleicht verstehen."
"Ist ja schon gut." Peter schwieg für einen Moment. "Also, Helen hat mir heute erzählt, dass du dich für diesen Cole hältst."
Cole zog genervt seine Augenbrauen hoch. "Ihr zwei seit einfach schrecklich, ihr könnt aber auch nichts für euch behalten."
"Also jetzt hör mal, du nervst uns doch seit wir uns kennen damit, dass du unbedingt wissen willst, wer du bist. Und nun weißt du es und sagst zu uns keinen Ton. Findest du das normal?"
Cole dachte einen Augenblick nach, Peter war schließlich sein Freund, und mit wem sollte er diese Nachrichten sonst teilen. Phoebe schoss es ihm durch den Kopf, aber die war in dieser Angelegenheit auch keine große Hilfe. "Ich habe heute einen Anruf von meinem Bekannten aus Seattle bekommen." Er sah Peter an, dass er nicht wusste, wer gemeint war. "Der Hacker, er sollte für mich einige Nachforschungen anstellen."
"Und was hat er gesagt?" Fragte Peter interessiert.
"Er hat nicht viel in Erfahrung bringen können, die Unterlagen dazu bekomme ich erst morgen, am Telefon wollte er nicht darüber reden. Aber er ist der Ansicht, dass meine Identität falsch sein könnte."
"Was will er denn damit sagen?"
"Er hat die Theorie, dass ich entweder so eine Art Spion war, oder zum organisierten Verbrechen gehörte."
"Wie kommt er denn auf den Schwachsinn," fragte Peter lachend. "Agent, ganz bestimmt. Und nach einem zwielichtigen Mafiosi siehst du auch nicht aus."
"Und wie sieht deiner Meinung nach ein typischer Mafiosi aus? Glaubst du bei der Mafia sind nur echte Italiener im Anzug?"
"Du bringst es auf den Punkt."
"Du guckst zu viele Filme, das kann man ja nun wirklich nicht nach dem Aussehen beurteilen."
"Doch, ganz sicher und du passt leider nicht ins Schema."
"Und wie wär es mit der Chinesen Mafia." Er schaute Peter an. "Na gut, kein gutes Beispiel, dann eben die Russen Mafia."
"Nein, stop ich hab es, du gehörst zur IRA." stellte Peter zufrieden fest.
"Die IRA? Ich dachte wir reden hier über die Mafia."
"Ja, aber wenn du es denn unbedingt möchtest, dann siehst du noch am ehesten aus wie ein Ire."
"Und was habe ich dann in den USA zu suchen?" meinte Cole wenig überzeugt.
"Du bist untergetaucht. Falsche Identität, was weiß ich denn."
"Du bist wirklich eine tolle Hilfe." Stellte Cole entnervt fest.
Peter sah ihn verblüfft an. "Ich dachte nicht, dass du diesen Quatsch ernst meinst, aber bitte, wenn du wirklich denkst es steckt etwas dahinter, dann frag doch einfach deine neue Freundin."
Cole schaute überrascht zu Peter rüber. "Also das wundert mich jetzt aber doch," meinte er ironisch. "Hat Helen dir das etwa gar nicht erzählt? Phoebe will mit mir nicht darüber reden."
"Worüber? Deine Vergangenheit? Wieso das denn nicht?"
"Frag doch Helen, ich habe keine Lust schon wieder darüber zu reden." Cole lehnte sich in seinem Stuhl zurück. "Das ist zu ermüdend und ich schlafe sowieso gleich ein."
"Soll das dezent heißen, hau ab."
"Sieht ganz danach aus, ich habe keine Lust die dritte Nacht hintereinander durchzumachen." Stellte er nüchtern fest.
"Ach du Ärmster, die letzte Nacht war bestimmt hart."
"Hau ab Peter." meinte Cole bestimmt und führte ihn zum Ausgang. Zurück auf den Balkon, machte er sich Gedanken darüber, was Peter gesagt hatte. Phoebe würde ihm höchstwahrscheinlich auch nichts über seine nicht sehr wahrscheinliche Verbindungen zur Unterwelt erzählen, wenn sie sich sonst schon so mit seiner Vergangenheit anstellte, dachte er grimmig. Oder hatte sich das nach letzter Nacht verändert?
Am nächsten Morgen weckten Cole die Sonnenstrahlen, die durch die Glaswand ins Zimmer schienen. Er drehte sich zur Seite und beobachtete Phoebe, die friedlich an seiner Seite schlief. Sie war ihm so merkwürdig vertraut und doch fremd. Er hatte die ganze Nacht mehr Zeit damit zugebracht, sie zu betrachten als zu schlafen. Ihr ganzes Gesicht wirkte so verletzlich und doch gleichzeitig stark. Sie machte einen überglücklichen zufriedenen Eindruck, und es erfüllte ihn mit Freude, dass er jemanden so glücklich gemacht hatte, wie sie jetzt aussah. Er schwor sich, dass er sie nie wieder verletzen würde. Er merkte wie sie anfing sich zu bewegen und küsste sie leicht. "Guten Morgen" meinte er leise.
"Hallo" noch nicht ganz wach schaute sie zu ihm rüber, sie wusste sofort wo sie war, aber es machte ihr keine Angst. Im Gegenteil, sie war froh ihn zu sehen.
"Und, bereust du es schon?" fragte Cole grinsend.
Überrascht schaute sie ihn an. "Weißt du, dass du mich das selbe nach unserer ersten gemeinsamen Nacht gefragt hast?"
"Wirklich? Nun für mich war es unsere erste gemeinsame Nacht."
"Ja, ich weiß." Nachdenklich sah sie ihn an und meinte, dass sie es ihm schuldig wäre, mehr dazu zu erzählen. "Weißt du, es war damals auch in deiner Wohnung, und es war ähnlich ... fantastisch. Ich werde sie beide niemals vergessen."
"Tja, das kann ich von mir leider nicht sagen." Er lächelte sie entschuldigend an. "Und was hast du damals gesagt."
"Nein, absolut nicht und das kann ich heute auch sagen." Sie küsste ihn. "Und wie steht es mit dir?"
"Was habe ich denn damals gesagt?"
"Ich frage dich aber heute." sie blickte ihn neugierig an.
Cole blickte an die Decke und tat als würde er überlegen. "Ich denke es war der Vollmond" meinte er nach kurzer Zeit zufrieden lächelnd. Phoebe nahm wütend ein Kissen, um ihn damit zu schlagen. Woraufhin er schnell meinte "Ich geh duschen," sich vom Bett erhob und in Richtung Badezimmer verschwand. So leicht ließ ihn Phoebe aber nicht entkommen und folgte ihm ins Bad. Als sie eintrat umarmte er sie und zog sie an sich. "Ich dachte du wolltest duschen." murmelte sie zwischen seinen Küssen. "Nicht ohne dich." Er zog sie mit sich unter die Dusche.
Als sich Cole kurze Zeit später rasierte, suchte Phoebe unter der Dusche immer noch nach einem geeigneten Duschgel. "Sportlich aktiv, männlich herb." las sie vor. "Hast du nichts anderes?"
"Tut mir Leid" Er schaute zu ihr rüber, "habe ich früher etwa mit sinnlichem Rosenduft geduscht?"
"Nein hast du nicht." Sie hatte sich unterdessen für sportlich aktiv entschieden.
"Gut, ich habe mir schon die größten Sorgen gemacht. Man kann ja nie wissen." Meinte er grinsend "Tja und meine letzte Freundin hat wohl leider nichts passendes dagelassen."
"Idiot." Sie öffnete die Tür der Dusche und wollte ihn mit einem nassen Schwamm bewerfen, als es an der Tür klingelte. "Die Rettung." meinte Cole und verließ das Badezimmer. Er zog sich schnell seine Hose über, die auf einem Sessel lag und ging zur Tür. Er konnte sich nicht vorstellen, wer am Sonntag morgen bei ihm klingeln konnte, höchstens Peter, aber den würde er gleich abwimmeln. Als er die Tür öffnete, stand ihm tatsächlich Peter gegenüber. Er stürmte an ihm vorbei in Coles Wohnung und setzte sich auf den nächsten Sessel.
"Oh Peter," meinte Cole schnell "Weißt du, es passt gerade ganz schlecht."
"Es dauert nur einen Moment, ich habe den ganzen Tag gestern versucht, dich zu erreichen und auch den Abend. Aber du warst nicht da."
"Nein, ich war unterwegs und ich muss auch ...."
"Also hör mir jetzt bitte endlich zu, ich muss das loswerden."
Cole ließ sich auf dem anderen Sessel nieder und seufzte. "Na gut, aber mach es kurz."
"Es tut mir so Leid, Kevin. Ich habe im Krankenhaus nur Schrott geredet, dass wollte ich dir sagen." Er redete mit Händen und Füßen. "Ich war nicht ganz ich selbst, natürlich habe ich nie gedacht, dass du Helens Unfall hättest verhindern können und auch nicht, dass du den Artikel aus Profitgier geschrieben hast. Das war mir schon klar, bevor ich mit Helen geredet habe. Ich war so ein Idiot, vergibst du mir?" Er sah ihn unsicher an.
"Klar." war Coles schlichte Antwort.
Peter schaute ihn überrascht an "Wirklich, du vergisst den ganzen Mist den ich gelabert habe, einfach so?"
"Wieso nicht, ich wusste ja, dass du es nicht so ganz ernst meinst." Er wollte Peter so schnell wie möglich wieder los werden, aber er meinte es auch so.
"Und du bist nicht einmal mehr wütend auf mich." Peter sah ungläubig zu, wie Cole den Kopf schüttelte. "Man, da fällt mir aber ein Stein vom Herzen." meinte er und lehnte sich entspannt zurück. "Du hättest mir aber auch ruhig mitteilen können, dass es nicht so ganz ungefährlich für Helen ist, diesen dämlichen Artikel zu schreiben."
Bevor Cole antworten konnte, öffnete sich die Tür des Badezimmers und Phoebe erschien nur mit einem Handtuch bekleidet im Zimmer. Sie hatte zwar Stimmen gehört, aber sie hatte angenommen, dass diese von der Tür kamen. "Oh, Besuch?" fragte sie und blickt Cole verwundert an.
"Ähm tja," meinte Peter überrascht und sprang sofort vom Sessel hoch. Er starrte Phoebe ungläubig an, denn er hatte sie sofort erkannt und wunderte sich, was sie hier zu suchen hatte. "Also Kevin, ich wollte wirklich nicht stören." Wandte er sich wieder an seinen Freund und begab sich Richtung Ausgang. Cole erhob sich ebenfalls und begleitete Peter zur Wohnungstür.
"Bist du dir sicher, was du da tust?" Fragte Peter, als er bereits vor der Tür stand.
"Das ist meine Sache, okay." Meinte Cole, obwohl er Peters misstrauischen Blick wahrgenommen hatte.
"Sicher, ich misch mich da auch nicht ein, aber sei vorsichtig. Ich weiß nicht, sie ..." Er bemerkte, dass sein Freund dies nicht hören wollte und hielt sich darum zurück. Er trat aus der Wohnung und drehte sich noch einmal kurz um. "Gut, es ist deine Sache, aber trotzdem, pass auf dich auf." Meinte er zum Abschluss und verschwand.
Als Cole zurück kam, hatte sich Phoebe bereits angezogen. "Es tut mir Leid, er ließ sich einfach nicht abwimmeln." versuchte er, Peters Eindringen zu erklären.
"Ist schon gut," meinte sie, ging auf ihn zu und schlang ihre Arme um seinen Hals. "Und, hat er dich vor mir gewarnt?" fragte sie und versuchte, ihn bedrohlich anzuschauen. Er schaute unbeeindruckt aber interessiert zurück. Phoebe lachte leise und meinte "Ich kann keine Gedanken lesen, keine Angst, ich hab es an seinem Blick gesehen."
"Er ist im Moment nicht so gut drauf." entschuldigte Cole seinen Freund. "Also was machen wir jetzt? Mir gehören schließlich noch ein paar Stunden. Wollen wir irgendwohin frühstücken gehen, ich fürchte" Er blickte in Richtung der Küche. "Ich habe immer noch nichts Richtiges zu essen da."
"Okay, warum nicht." Sie ließ ihn widerwillig los, damit er sich anziehen konnte.
Nachdem sie in einem nahgelegenen Cafe zusammen gefrühstückt hatten, gingen sie zurück zu Coles Wohnung.
"Was hast du heute noch vor?", fragte Phoebe, als sie erneut bei ihrem Auto angekommen waren.
"Ich weiß nicht," meinte er nachdenklich. "Ich werde mich wohl ausruhen, die letzten beiden Nächte habe ich schließlich kaum geschlafen." Er schaute sie verwegen an. "Aber zuerst will ich noch Helen im Krankenhaus besuchen. Da fällt mir ein." Er blickte zu den Geschäften die sich auf der anderen Seite der Straße befanden. "Ich muss ihr noch ein paar Blumen kaufen."
"Blumen, die bekommt man doch von jedem." Phoebe dachte nach und sah sich um. "Ich glaube da habe ich eine bessere Idee." Sie zog ihn hinter sich her in den nächsten Zeitungsladen.
"Zeitungen?" fragte er irritiert.
"Im Krankenhaus ist es langweilig." Erklärte sie ihm "und was ist besser dazu geeignet, sich die Zeit zu vertreiben, als in Illustrierten zu blättern." Sie blieb vor einer Riesenauswahl von Zeitschriften stehen und blickte sich suchend um. "Hier," sie nahm sich eine Zeitschrift und gab sie an Cole weiter. "Klatsch und Tratsch, und hier, Wahre Geschichten."
Cole nahm die Illustrieren entgegen und betrachtete sie skeptisch. "Also ich weiß wirklich nicht, ob Helen so was liest." versuchte er Phoebe zu erklären.
"Ach Quatsch," meine Phoebe und suchte unverdrossen weiter. "Im Krankenhaus liest man alles, und jeder interessiert sich irgendwann mal für Klatsch und Tratsch, glaub mir. So, hier ist noch meine Zeitschrift, die liest jeder." Erzählte sie ihm fröhlich "und hier, Rezepte, Mode und ach ja, Kreuzworträtsel." Zufrieden ging sie mit Cole zur Kasse. Der konnte sich schwer vorstellen, wie Helen Kreuzworträtsel löste, aber er wollte darüber lieber nicht mit Phoebe diskutieren. Er legte den Stapel auf den Ladentisch und holte sein Portemonnaie hervor. "Können sie die Zeitungen nicht noch einpacken," hörte er neben sich Phoebe den Ladenbesitzer fragen.
Der Verkäufer schaute sie genervt an, machte sich dann aber doch die Mühe und fand nach kurzem Suchen einen Bogen Geschenkpapier. "Das macht aber noch etwas extra." Wandte er sich an Cole und begann die Zeitschriften einzuwickeln. Cole bezahlt und verließ mit einer zufriedenen Phoebe das Geschäft.
"Und was hast du heute noch vor." Fragte er sie, als sie wieder einmal vor ihrem Auto angekommen waren.
"Ich weiß nicht," meinte Phoebe und blickte ihn nachdenklich an. Sie hatte keine große Lust nach Hause zu fahren und ihren Schwestern zu begegnen. Was sollte sie ihnen nur sagen? Aber wenn sie noch länger wegblieb, dann würden sie womöglich noch auf die blöde Idee kommen sie zu suchen. Und sie wollte nun wirklich nicht, dass sie sie mit Cole antrafen. "Ich fahre am besten erst einmal nach Hause, meine Schwestern fragen sich sicher schon, wo ich bleibe."
"Gut." Er schaute sie unsicher an. "Meldest du dich bei mir?"
"Ganz bestimmt" versicherte sie ihm und gab ihm einen letzten Kuss. Dann stieg sie ins Auto und fuhr los. Er blickte ihr hinterher und begab sich anschließend auf den Weg ins Krankenhaus.
Als Cole Helens Zimmer mit seinem Geschenk in der Hand betrat, sah er sie im Bett liegen. Sie hatte ein Zimmer für sich allein, in dem schon einige Blumensträuße standen. Er ging zu ihr und setzte sich auf den Stuhl neben ihrem Bett. "Hey, wie geht es dir, du siehst schon viel besser aus."
"Ich fühl mich auch viel besser," meinte sie lächelnd. "Was hast du da in der Hand."
"Oh, das" Cole blickte auf das Geschenk in seinen Händen. "Das ist für dich, etwas zum Lesen."
Helen riss die Verpackung auf und schaute sich die Zeitschriften an. "Also das ist wirklich eine gute Idee von dir, mir fällt hier schon fast die Decke auf den Kopf, und dabei liege ich erst so kurze Zeit hier."
"Wie lange musst du denn noch bleiben, weißt du das schon?"
"Nein, aber diese Woche sicher noch." Sie seufzte und schaute ihn an. "Und wie geht es dir so?"
"Gut." meinte er und lächelte sie beruhigend an.
Helen überlegte kurz. "Also, Peter war heute morgen schon hier. Und naja, er hat mir erzählt, dass heute morgen diese Phoebe bei dir war."
"Hm" typisch die beiden, konnten auch nichts für sich behalten, er konnte sich schon vorstellen, wie sie sich gemeinsam den Kopf darüber zerbrochen hatten, als ob sie keine anderen Probleme hätten.
"Ich will mich ja nicht in dein Liebesleben einmischen, aber hältst du das für eine gute Idee?"
Was ging sie das an, dachte Cole verärgert.
"Du siehst schließlich aus wie ihr Ex-Ehemann, an den sie angeblich nicht gerade die besten Erinnerungen hat." erläuterte Helen weiter.
Genervt stand Cole auf und ging zum Fenster. Er schaute hinaus und sein Blick fiel aus den Parkplatz . "Ich bin ihr Ex-Ehemann." erklärte er schließlich.
"Was? Du kannst dich wieder erinnern und hast uns nichts ..." meinte Helen aufgeregt.
"Nein," er drehte sich kurz zu ihr um "Ich kann mich nicht wieder erinnern, aber es steht fest, er ist zur gleichen Zeit verschwunden wie ich, ich habe Fotos gesehen und ich bin mir halt sicher." Er schaute wieder aus dem Fenster und beobachtete die Besucher, wie sie aus ihren Autos stiegen und sich an einem Blumenstand am Eingang des Krankenhauses mit Sträußen eindeckten.
"Wie lange weißt du es schon, und wieso hast du nichts gesagt?" fragte Helen.
Er drehte sich um und kam wieder an ihr Bett. "Noch nicht sehr lange, und ich habe einfach gehofft, ich würde mich langsam an irgendwas erinnern."
"Aber dem ist nicht so." Stellte Helen fest. "Kann sie dir nicht helfen?"
"Nein, sie will mir nichts erzählen, sie meint, ich solle mich selbst wieder erinnern," deprimiert ließ er sich wieder auf dem Stuhl nieder.
"Aber warum das denn, es wäre doch sinnvoller wenn sie dir etwas auf die Sprünge helfen würde."
"Keine Ahnung, ich habe den Verdacht, sie hofft, ich erinnere mich nie mehr."
Helen sah ihn erstaunt an. "Aber was hat sie denn davon?"
Er zuckte mit den Schultern. "Weißt du, ich habe die Fotos von uns gesehen und mich an nichts erinnert, ich habe ihre nette Familie getroffen, ich habe ihr Haus und ihr Zimmer gesehen... aber nichts ... Und ich habe sogar .." er sprach nicht weiter, aber Helen wusste, was er sagen wollte. "Hast du es deshalb getan?"
"Nein!" er blickte sie entgeistert an. "Natürlich nicht, traust du mir so was zu."
"Nein, eigentlich nicht, aber ich finde eure ganz Affaire eben merkwürdig."
Cole schaute sie finster an, er hatte keine Lust noch weiter mit ihr darüber zu reden. Sie hatte seine Stimmung schon genug verdorben.
Doch Helen ließ sich nicht davon abbringen. "Weißt du Kevin, .. oder soll ich Cole sagen?" Er schüttelte den Kopf. "Ich habe wirklich nicht vor dir die Laune zu verderben, aber das geht doch alles nicht mit rechten Dingen zu. Ich meine, überleg doch mal. Wenn du Cole bist, dann hat sie sich von dir scheiden lassen und du wolltest sie dann angeblich nicht gehen lassen. Also gut. Und dann war sie dich endlich los, und ein gutes Jahr später musst du hier nur wieder auftauchen und sie schmeißt sich dir wieder an den Hals, dass ist doch völlig unlogisch."
"Sie hat sich mir nicht an den Hals geworfen." Stellte er missmutig klar.
"Du weißt schon wie ich das meine, denk doch mal nach, dass würde doch kein normaler Mensch tun."
"Früher hat es nicht geklappt und jetzt versuchen wir es eben noch einmal, wo ist das Problem." Helen warf ihm einen skeptischen Blick zu. "Ich fühle einfach, dass ich zu ihr gehöre," versuchte er es ihr zu erklären.
"Das sagt dir dein Gefühl, dein Herz, aber was sagt dein Verstand?" Als er nicht antwortete fügte sie hinzu. "Das weißt du selbst, nicht wahr?"
Cole dachte an den letzten Tag und die letzte Nacht, er konnte nichts falsches daran entdecken. Die Zeit mit Phoebe hatte ihn einfach nur glücklich gemacht, er hatte gespürt, dass dies alles war, was er immer gewollt hatte. Er würde sich das von keinem kaputt machen lassen. Zugegeben, da war zwar auch ein kleines nagendes Gefühl in ihm, dass ihn vor ihr warnte, aber er wollte nichts davon hören.
"Ich muss jetzt gehen Helen." erklärte er Helen daraufhin und stand abrupt auf.
"Es tut mir Leid, ich hätte nichts sagen sollen." Sie streckte ihre Hand nach ihm aus und hielt ihn fest. "Bleib doch noch ein bisschen, ich halte auch meine Klappe, versprochen."
Cole setzte sich wieder zu ihr und wechselte das Thema. "War die Polizei schon bei dir?"
"Ja gestern kurz. Und die Presse wollte auch schon zu mir, überleg dir das bloß, ich bin jetzt berühmt."
"Hast du ihnen etwas von dem Lagerhaus erzählt?"
"Nein, weißt du, ich habe darüber nachgedacht, hier habe ich ja viel Zeit dazu." meinte sie lächelnd. "Du hast recht damit, dass ich nicht weiß, wie ich in mein Büro gekommen bin." Sie sah ihn entschuldigend an. "Ich erinnere mich noch wie ich auf die Frau gewartet habe. Ich weiß auch, dass sie nicht gekommen ist, aber wie bin ich in mein Büro gekommen? Ich war so überzeugt davon, dass ich mit dir hingefahren bin. Und wenn nicht mir dir, dann mit einem Taxi, aber die Erinnerung daran ist so verschwommen. Weißt du, es ist so ähnlich als wenn man aus seinem Auto aussteigt, und sich 100 Meter weiter einfach nicht mehr daran erinnern kann, ob man das Licht ausgeschaltet hat, oder nicht. Man überlegt krampfhaft, da man davon überzeugt ist, dass man es wissen muss, aber es fällt einem einfach nicht ein, was man nun getan hat." Sie sah ihn unsicher an.
"Mach dir darüber besser keine weiteren Gedanken, du bist sicher mit dem Taxi gefahren und ich war einfach nur eingeschlafen." Er lächelte sie ermutigend an. "Und für die Polizei ist die ganze Angelegenheit ja sowieso uninteressant."
"Hm, meinst du wirklich?" Sie sah ihn skeptisch an. "Ich denke es wäre schon sinnvoll, wenn du es erwähnst und die Männer beschreiben kannst."
"Aber das kann ich leider nicht, ich habe sie kaum gesehen, also eine große Hilfe ist das nicht." Im Grunde hatte er nicht das geringste Interesse daran, der Polizei etwas von den Ereignissen zu erzählen. Sicher, er wollte, dass der Täter gefasst wurde, aber das würde er lieber auf seine Weise regeln.
"Vielleicht hilft es wirklich nicht weiter, aber ich denke schon, dass du es ihnen erzählen solltest. Obwohl die Polizei ja unseren Artikel kennt und somit weiß, wo sie mit ihren Ermittlungen anfangen muss." Meinte Helen und fügte dann aufgeregt hinzu. "Hast du schon gehört, was für einen Wirbel der Artikel hervorgebracht hat?"
Er schüttelte den Kopf.
"Es war doch in allen Nachrichten." Er zuckte mit den Schultern. Sie schüttelte den Kopf "War dir das ganz egal?" fragte sie überrascht. "Naja jedenfalls werden sie in der Stadtverwaltung erst einmal richtig ausmisten, und der gute Harold Fleisher ist seinen Job sicher bald los." Sie lachte glücklich. "Ich hoffe nur er findet nicht irgendwelche Ausreden und Entschuldigungen, sondern erhält seine gerechte Bestrafung und seine Komplizen ebenfalls."
"Die Gerechtigkeit wird schon siegen." meinte Cole pathosmäßig und grinste Helen an. "Dabei fällt mir ein, ich muss ja morgen auch noch einmal auf das Polizeirevier, um meine Aussage zu machen."
"Du siehst ja sehr begeistert aus."
"Oh ja, du weißt doch wie sehr ich die Polizei mag." meinte er sarkastisch.
"Aber Kevin, komm nicht auf die Idee und stell deine eigenen Ermittlungen an, es könnte gefährlich werden." Warnte sie ihn.
"Das würde mir nicht im Traum einfallen." versicherte er ihr lächelnd. Sie sah ihn skeptisch an, und ihr Blick sagte ihm, dass sie kein Wort glaubte.
Als Phoebe vor dem Haus ankam, hatte sie ein ungutes Gefühl im Magen. Aber warum denn, versuchte sie sich zu beruhigen, es war schließlich nichts dabei, einen Tag und eine Nacht nicht nach Hause zu kommen, das kam bei ihr ja nicht zum ersten Mal vor. Als sie die Tür öffnete, traf sie auch gleich Paige in der Küche an. "Phoebe, du meine Güte, wir haben uns schon Sorgen gemacht."
"Wieso das denn, darf man nicht einmal einen Tag von Zuhause weg bleiben."
"Sicher, aber weil du am Morgen noch nicht einmal Lust zum Einkaufen hattest, fanden wir es schon eigenartig. Hast du einen neuen Freund?" Fragte sie ihre Schwester neugierig. "Wann stellst du ihn uns vor?" Sie blickte ihre Schwester erwartungsvoll an.
"Also fürs erste nicht." erklärte ihr Phoebe.
"Warum denn nicht?" fragte Paige beleidigt.
Piper war inzwischen auch die Treppe herunter gekommen und hatte die Unterhaltung mit angehört. "Weil er wahrscheinlich gar nicht so neu ist wie sie denkt, nicht wahr." meinte sie leise zu Phoebe, die sie böse ansah.
Paige hatte von Pipers Bemerkung nichts mitbekommen und schaute auf ihre Uhr. "So ein Ärger, ich muss weg." Sie blickte Phoebe verschwörerisch an. "Ich habe heute auch noch eine Verabredung, und wenn ich wieder da bin, erzählst du mir alles, ja?"
"Klar." murmelte Phoebe und Paige verschwand aus der Haustür.
"Na da wird sie sich aber freuen." meinte Piper sarkastisch.
"Ich weiß gar nicht was du meinst." Phoebe wandte sich Piper zu. "Hast du irgendein Problem?"
"Oh, ich nicht, aber du schon." Erklärte diese sachlich.
"Ich habe kein Problem, wie kommst du darauf?" Phoebe goss sich etwas zu Trinken ein und ließ sich auf einem Küchenstuhl nieder.
"Halt mich doch nicht für blöd Phoebe, ich kenn dich doch. Du warst gestern bei Cole, nicht wahr." stellte Piper wütend fest.
Phoebe wusste nicht, wie sie sich aus dieser Angelegenheit herauswinden sollte. "Es ist meine Sache," sagte sie schließlich.
"Oh Gott Phoebe," Piper ließ sich ebenfalls am Küchentisch nieder. "Es war doch niemals nur deine Sache, wieso tust du das, du hattest mir doch versprochen, dich von ihm fern zu halten."
Phoebe starrte in ihr Getränk. Sie hatte keine Lust sich zu rechtfertigen. Sie hatte sich darauf eingelassen und sie bedauerte es keinen Augenblick. Im Gegenteil, sie fühlte sich so zufrieden, wie seit Jahren nicht mehr. Sie war viel zu glücklich, um es zu bereuen. "Er ist schließlich kein Dämon mehr, wieso soll es da ein Problem geben?" meinte sie trotzig.
"Und was ist er für ein Mensch, wenn seine Freundin im Krankenhaus liegt und er sich derweil mit dir vergnügt?"
"Helen ist nicht seine Freundin, sie ist mit diesem Fotografen liiert." stellte Phoebe klar. "Ich hatte das nur falsch verstanden."
Auch das noch dachte sich Piper, bevor sie ihre Diskussion weiterführen konnten, erschien ein blaues Leuchten im Raum und Leo erschien. Erfreut ging sie zu ihm rüber, um ihn zu begrüßen. Phoebe nutzte diese Möglichkeit, um schnell das Esszimmer zu verlassen.
Doch Piper hatte es bemerkt und rief ihr hinterher. "Wir sind noch nicht fertig Phoebe." Ertappt drehte sie sich um und ging wieder zu ihrem Stuhl zurück.
"Leo sag es ihr." Wandte sich Piper daraufhin an ihren Ehemann. Der sie fragend anschaute. "Sag ihr, dass es mit ihr und Cole nie gut gehen kann." Überrascht blickte Leo zu Phoebe. Die sich unwohl auf ihre Stuhl herumdrehte und auf den Tisch starrte. "Sie war heute Nacht bei ihm" erklärte Piper weiter.
"Piper," Phoebe schaute empört auf. "Das musst du ja nicht unbedingt Leo erzählen." meinte sie wütend zu ihrer Schwester.
"Ach nein, und wenn ich mir Sorgen mache?" fragte diese zurück.
"Phoebe." Mischte sich Leo in ihre Diskussion ein. "Cole ist nicht zurück gekommen, damit ihr wieder zusammen kommt." Versuchte er es ihr zu erklären. "Ihr solltet euch noch nicht einmal begegnen."
"Aber wenn es sich so ergibt, wo ist dann das Problem. Ich liebe ihn Leo," versuchte sie ihn zu überzeugen.
"Ich kann es nicht glauben," meine Piper kopfschüttelnd "Nach allem was er dir, was er uns angetan hat?"
Phoebe wollte nichts weiter darüber hören und meinte. "Das ist vorbei, und ich will nicht in der Vergangenheit leben, Piper. Meine Güte, er kann sich noch nicht einmal daran erinnern."
"Wie praktisch für ihn." Erklärte Piper ironisch.
"Wir hatten niemals zuvor so eine Chance und ich muss sie nutzen, denn ich habe nie aufgehört ihn zu lieben, auch wenn ich das selbst geglaubt habe."
"Das ändert aber leider nichts daran, dass er nur auf die Erde zurück kam, um ein normales Leben zu führen. Es war nicht gedacht, dass er wieder Kontakt mit der Welt der Magie hat, mit Hexen und Dämonen, mit der Unterwelt. Keiner weiß, was dann geschieht." erläuterte ihr Leo.
"Was willst du damit sagen?" fragte Phoebe alarmiert.
"Es ist besser, wenn du dich von ihm fern hältst."
"Wieso?"
"Weil er durch dich zwangsläufig wieder mit diesem Teil der Welt in Berührung kommt."
"Aber das muss doch gar nicht so sein." Erklärte Phoebe selbstsicher "Wenn es nur darauf ankommt, dass ich ihn von meinem Hexenleben fern halte, das bekomme ich schon hin."
"Und wie willst du das machen? Du musst Unschuldige retten, wirst von Dämonen gejagt und ganz nebenbei hast du auch noch Visionen, das wird nie klappen." Stellte Piper sachlich fest.
"Ich schaffe das schon, wenn ich es will." meinte Phoebe überzeugt.
"Ach ja? Und zusätzlich will er von dir sicher auch etwas von seinem früheren Leben erfahren, er wird dir Fragen stellen. Was willst du ihm erzählen?"
"Mir wird schon etwas einfallen. Bisher habe ich immer eine Ausrede gefunden." meinte sie triumphierend.
Piper sah sie unglücklich an. "Das geht doch nie gut, Phoebe, willst du deine neue Beziehung mit ihm auf Lügen aufbauen?"
"Wisst ihr, ihr habt wirklich ein Talent einem die Laune zu verderben." Meinte Phoebe und schaute die beiden enttäuscht an. "Wieso lasst ihr es mich nicht einfach versuchen, wenn es nicht funktioniert dann komme ich schon damit klar. Wenn es sein muss, dann kann ich hart sein. Ich kann ihn wieder vergessen, das habe ich ja wohl bewiesen. Aber trotzdem kann ich diese Chance nicht einfach so ungenutzt an mir vorbeiziehen lassen. Könnt ihr das denn nicht verstehen?" Sie sah sie fragend an.
"Denkst du dabei auch mal an ihn?" Fragte sie Piper vorsichtig. "Findest du es fair, wenn er sich wieder in dich verliebt? Du schaffst es wahrscheinlich dich wieder von ihm zu lösen, aber wie sieht es bei Cole aus? Was passiert mit ihm, wenn es schief läuft? Ihm ist es nicht gelungen, sich von dir zu lösen. Und du weißt, was daraus geworden ist. Willst du dich, ich spreche gar nicht von uns anderen, dieser Gefahr noch einmal aussetzen?"
"Aber er ist jetzt ein Mensch." Versuchte Phoebe sich zu verteidigen. "Er hat ein normales Leben." Sie blickte ihre Schwester und ihren Schwager unsicher an. Hatten sie recht, war sie zu egoistisch? Nein! Sie schüttelte energisch den Kopf und sah Piper an. "Wenn du Cole entscheiden lassen würdest, dann bin ich überzeugt, dass er trotz aller Risiken diese Chance ergreifen würde."
"Tja, leider ist er nicht dafür bekannt, die klügsten Entscheidungen zu treffen." meinte Piper. "Und darum geht es auch nicht, Phoebe, es geht darum die richtige Entscheidung zu treffen."
Phoebe sah sie nachdenklich an. "Ist nur die Frage, welche Entscheidung wirklich klug ist." Sie erhob sich und ging in Richtung Tür, dann drehte sie sich noch einmal zu Piper um, und teilte ihr mit "Ich werde darüber nachdenken." Fluchtartig verließ sie das Esszimmer.
Als Cole am späten Nachmittag in seine Wohnung zurück kam, klingelte das Telefon. Lächelnd ging er an den Apparat, aber zu seiner Überraschung war am anderen Ende Cyber, der ihm mitteilte, dass er die entsprechenden Informationen erhalten hatte und sie ihm per Kurier am nächsten Tag abschicken würde. Cole hatte gar nicht mehr an Cybers Nachforschungen gedacht und er hatte ein ungutes Gefühl dabei.
"Es tut mir Leid, ich habe leider nicht viel in Erfahrung bringen können. Ich schicke dir die Unterlagen morgen zu, am Telefon müssen wir ja jetzt nicht unbedingt darüber reden."
"Nein ist schon gut, morgen ist früh genug, und nochmal vielen Dank." Cole spürte, dass Cyber ihm noch etwas mitteilen wollte. "Ist sonst noch etwas," ermutigte er ihn.
"Es ist nur so eine vage Ahnung, also deine Identität, wenn du wirklich dieser Cole Turner bist, dann weiß ich nicht ob das deine wirkliche Identität ist."
"Wie meinst du das?" fragte Cole alarmiert.
"Es ist so. Du weißt ja noch, wie es war, als ich dir geholfen habe, deine jetzigen Papiere zu bekommen."
"Sicher." Da er nicht zur Polizei oder einem Arzt gehen wollte, hatte er sich mit Hilfe von Cyber und seinen Leuten neue Papiere mit dem Namen Kevin Torrens besorgt. "Was ist damit?"
"Nichts, aber bei genauen Nachforschungen, würden sie wohl nicht stand halten. Ganz anders als die Unterlagen, die ich zu diesem Turner gefunden habe, die sind über jeden Zweifel erhaben. Sie sind perfekt, aber dennoch habe ich das ungute Gefühl, dass sie gefälscht sind."
"Gefälscht, wieso, wie kommst du darauf?"
"Nicht richtig gefälscht, eher manipuliert, der Persönlichkeit angepasst. Sie sind in der Art so ähnlich, wie staatliche Stellen sie verwenden, wenn sie neue Identitäten erfinden müssen, bei Zeugenschutzprogrammen beispielsweise oder auch bei der CIA. Doch da sind sie stichhaltiger, ohne Lücken, und falls ich richtig liege, und wie schon gesagt, ich habe im Grunde keine Beweise dafür gefunden, dann spricht es eher für die organisierte Kriminalität."
Cole sagte einen Moment nichts. "Du denkst, ich gehörte zur Mafia?" fragte er verblüfft.
"Ich wollte dich nicht beunruhigen, wahrscheinlich liege ich damit völlig falsch. Ich wollte dich nur warnen, dass du vorsichtig sein musst, damit du nicht den falschen Leuten auf die Füße trittst." Meinte Cyber vorsichtig. "Mit denen ist nicht zu spaßen. Aber wie schon erwähnt, es ist nur eine Theorie und ich habe keine wirklichen Hinweise darauf gefunden, dass ich richtig liege."
"Trotzdem danke für deine Warnung." Cole bedankte sich noch einmal bei Cyber für seine Nachforschungen und verabschiedete sich von ihm. Als er den Hörer aufgelegt hatte, dachte er über das Gehörte nach. Es schien ihm nicht sehr wahrscheinlich, dass er einmal Mitglied der Mafia gewesen war. So sehr konnte er sich schließlich nicht verändert haben, oder doch? Wahrscheinlich bildete sich Cyber das alles wirklich nur ein, manchmal sah er hinter jeder Ecke eine Verschwörung. Das kommt wahrscheinlich davon, wenn man immer nur vor dem Computer hockt, schlussfolgerte Cole.
Am Abend war Cole froh, dass Peter an seine Tür klingelte und ihn von seinen Grübeleien abbrachte.
"Hey, ich wollte mich nur versichern, dass du meine Entschuldigung von heute Morgen wirklich angenommen hast. Und mich nicht nur schnell loswerden wolltest." erkundigte sich Peter.
"Wegen der Sache im Krankenhaus bin ich nicht sauer, mach doch nicht so ein Drama daraus. Das du dagegen am Sonntag Morgen einfach so in meine Wohnung geplatzt bist, darüber muss ich noch nachdenken." Er ging zum Kühlschrank und gab Peter etwas zu trinken.
"Ich konnte ja nicht ahnen, dass du Besuch hast." Verteidigte sich Peter als er das Getränk nahm und Cole auf den Balkon folgte. "Kommt sie denn heute nicht mehr vorbei."
"Nein" antwortete Cole knapp und setzte sich hin. Sie hatte sich bisher noch nicht einmal gemeldet, dachte er unzufrieden. Aber er hatte nicht das geringste Bedürfnis, dies Peter mitzuteilen.
Doch als könne dieser Gedanken lesen meinte er. "Naja sie muss ihren Schwestern wohl erst einmal begreifbar machen, warum sie sich wieder mit ihrem gewalttätigen Ex-Ehemann einlässt."
Das schon wieder, dachte Cole genervt. "Soviel ich weiß, war ich nicht gewalttätig."
"Das Problem ist nur, du weißt nichts."
"Ich dachte du bist gekommen um dich zu entschuldigen."
Peter schaute verblüfft zur Seite. "Stell dich doch nicht so an, seit wann bist du so dünnhäutig geworden?"
Cole schaute in den Abendhimmel hinaus, die Sonne war zwar schon verschwunden, aber es waren noch die Farben des Sonnenuntergangs am Himmel zu erkennen. "Wenn es um dein Leben ginge, dann würdest du es vielleicht verstehen."
"Ist ja schon gut." Peter schwieg für einen Moment. "Also, Helen hat mir heute erzählt, dass du dich für diesen Cole hältst."
Cole zog genervt seine Augenbrauen hoch. "Ihr zwei seit einfach schrecklich, ihr könnt aber auch nichts für euch behalten."
"Also jetzt hör mal, du nervst uns doch seit wir uns kennen damit, dass du unbedingt wissen willst, wer du bist. Und nun weißt du es und sagst zu uns keinen Ton. Findest du das normal?"
Cole dachte einen Augenblick nach, Peter war schließlich sein Freund, und mit wem sollte er diese Nachrichten sonst teilen. Phoebe schoss es ihm durch den Kopf, aber die war in dieser Angelegenheit auch keine große Hilfe. "Ich habe heute einen Anruf von meinem Bekannten aus Seattle bekommen." Er sah Peter an, dass er nicht wusste, wer gemeint war. "Der Hacker, er sollte für mich einige Nachforschungen anstellen."
"Und was hat er gesagt?" Fragte Peter interessiert.
"Er hat nicht viel in Erfahrung bringen können, die Unterlagen dazu bekomme ich erst morgen, am Telefon wollte er nicht darüber reden. Aber er ist der Ansicht, dass meine Identität falsch sein könnte."
"Was will er denn damit sagen?"
"Er hat die Theorie, dass ich entweder so eine Art Spion war, oder zum organisierten Verbrechen gehörte."
"Wie kommt er denn auf den Schwachsinn," fragte Peter lachend. "Agent, ganz bestimmt. Und nach einem zwielichtigen Mafiosi siehst du auch nicht aus."
"Und wie sieht deiner Meinung nach ein typischer Mafiosi aus? Glaubst du bei der Mafia sind nur echte Italiener im Anzug?"
"Du bringst es auf den Punkt."
"Du guckst zu viele Filme, das kann man ja nun wirklich nicht nach dem Aussehen beurteilen."
"Doch, ganz sicher und du passt leider nicht ins Schema."
"Und wie wär es mit der Chinesen Mafia." Er schaute Peter an. "Na gut, kein gutes Beispiel, dann eben die Russen Mafia."
"Nein, stop ich hab es, du gehörst zur IRA." stellte Peter zufrieden fest.
"Die IRA? Ich dachte wir reden hier über die Mafia."
"Ja, aber wenn du es denn unbedingt möchtest, dann siehst du noch am ehesten aus wie ein Ire."
"Und was habe ich dann in den USA zu suchen?" meinte Cole wenig überzeugt.
"Du bist untergetaucht. Falsche Identität, was weiß ich denn."
"Du bist wirklich eine tolle Hilfe." Stellte Cole entnervt fest.
Peter sah ihn verblüfft an. "Ich dachte nicht, dass du diesen Quatsch ernst meinst, aber bitte, wenn du wirklich denkst es steckt etwas dahinter, dann frag doch einfach deine neue Freundin."
Cole schaute überrascht zu Peter rüber. "Also das wundert mich jetzt aber doch," meinte er ironisch. "Hat Helen dir das etwa gar nicht erzählt? Phoebe will mit mir nicht darüber reden."
"Worüber? Deine Vergangenheit? Wieso das denn nicht?"
"Frag doch Helen, ich habe keine Lust schon wieder darüber zu reden." Cole lehnte sich in seinem Stuhl zurück. "Das ist zu ermüdend und ich schlafe sowieso gleich ein."
"Soll das dezent heißen, hau ab."
"Sieht ganz danach aus, ich habe keine Lust die dritte Nacht hintereinander durchzumachen." Stellte er nüchtern fest.
"Ach du Ärmster, die letzte Nacht war bestimmt hart."
"Hau ab Peter." meinte Cole bestimmt und führte ihn zum Ausgang. Zurück auf den Balkon, machte er sich Gedanken darüber, was Peter gesagt hatte. Phoebe würde ihm höchstwahrscheinlich auch nichts über seine nicht sehr wahrscheinliche Verbindungen zur Unterwelt erzählen, wenn sie sich sonst schon so mit seiner Vergangenheit anstellte, dachte er grimmig. Oder hatte sich das nach letzter Nacht verändert?
