Kapitel 27
Paige orbte die drei in die Nähe von Coles Apartment. Als sie sich von Phoebe verabschieden wollten, fragte Paige sie mit einem boshaften Lächeln "Und wann soll ich dich wieder abholen? Nachdem wir die Email gelöscht haben?"
"Ich denke ich komme schon allein nach Hause. Wozu gibt es schließlich Taxis." Teilte sie ihren Schwestern mit und sah zu, wie sie wieder verschwanden. Dann drehte sie sich um und betrat das Apartmenthaus. Als sie vor Coles Tür ankam, klingelte sie und wartete, hoffentlich war er Zuhause.
Nachdem Cole Phoebe nach Hause gebracht hatte, hatte er kein Interesse mehr daran gehabt, noch etwas zu unternehmen, und war nach Hause gefahren. Er hatte einen langweiligen Film im Fernsehen gesehen, doch trotz allem keine Lust gehabt, bei Peter vorbeizuschauen, da er noch von dessen schlechter Laune am Vormittag genug hatte. Er schaute überrascht auf die Uhr, als es gegen halb 11 an der Tür klingelte. Er stand auf und öffnete die Tür. "Phoebe" meinte er überrascht, aber mehr als erfreut. "Dich hätte ich jetzt nicht mehr erwartet." Er zog sie glücklich in seine Wohnung. "Zum Essen ist es jetzt wohl etwas spät" stellte er fest und küsste sie zur Begrüßung.
Phoebe erwiderte seinen Kuss und vergaß fast, warum sie eigentlich gekommen war. Vorsichtig löste sie sich von ihm. "Warte," meinte sie und lächelte "also ich habe schon noch Hunger." Sie ging in die Küche herüber und schaute sich nach ihm um. "Was hast du denn noch da?"
"Du willst wirklich noch etwas essen?" Er ging ihr hinterher und schaute sich um. "Tja, da du mich heute eigentlich einladen wolltest habe ich nichts da. Höchstens ein paar Gerichte für die Mikrowelle oder Chips." Er hielt eine Tüte mit Chips hoch.
"Für den Anfang reicht es." meinte Phoebe, ergriff die Tüte und ging zu einem Sessel in der Nähe des Fernsehers. Sie setzte sich gemütlich hin und wartete, bis Cole ihr gegenüber Platz genommen hatte. Sie musste erst die Sache mit dem Passwort klären, bevor sie sich anderen Dingen zuwenden konnten.
"Habt ihr eure Probleme gelöst." fragte Cole, der immer noch etwas überrascht, von ihrem plötzlichen Auftauchen war.
"Beinahe, war nicht so tragisch." Sie dachte kurz nach und entschied dann, dass es unnütz war, lange darum herumreden. "Sag mal, wie ist das bei euch bei der Zeitung eigentlich mit den Passwörter beim Anmelden." Fragte sie gerade heraus.
"Was?" Er schaute sie erstaunt an.
"Also bei uns beispielsweise kennen wir untereinander die jeweiligen Passwörter, falls mal jemand krank ist. Sonst kommt man womöglich nicht an einen wichtigen Artikel oder so. Einige Mitarbeiter finden das natürlich nicht so gut, weil sie denken, jeder könnte an ihre geheimen Notizen. Aber was ist denn da schon so groß geheim." Sie sah ihn erwartungsvoll an.
Cole lächelte und meinte trocken. "Sag mir doch einfach, was du wirklich wissen willst. Es muss ja ziemlich wichtig sein, wenn du so spät noch vorbeigekommen bist."
"Also du musst jetzt nicht denken, dass ich nur deswegen gekommen bin." Phoebe sah ihn empört an. "Ich wollte das nützliche mit dem privaten verbinden." Sie lächelte zufrieden.
"Und was ist das Nützliche?"
"Kennst du eine Kate Ferrucci?" fing sie an.
Cole schüttelte den Kopf "Nein, sollte ich?"
"Sie arbeitet beim Daylight Express in der Abteilung für Gesellschaftsklatsch."
Er schaute immer noch nachdenklich und meinte entschuldigend "Ich bin noch nicht so lange bei der Zeitung, dass ich alle Mitarbeiter kenne."
"Na gut, jedenfalls hat ein blöder Idiot dieser Kate Ferrucci kompromittierende Fotos von meiner Schwester Paige zugeschickt. Und die will sie wieder haben."
"Du willst also den Brief abfangen."
"Nein, die E-mail löschen. Und daher brauche ich das Passwort. Also kennst du es vielleicht zufällig."
"Was für Fotos sind das denn?" Fragte er sie mit einem interessierten Blick. "Sie kam mir nicht so vor, als wäre ihr irgendetwas so peinlich, dass sie gleich in die Zeitung einbrechen will."
Phoebe warf einen Kräcker zu ihm herüber und meinte "Da kennst du sie eben schlecht. Und darum geht es auch gar nicht. Kannst du mir das Passwort nun sagen oder nicht."
Cole dachte kurz nach. "Hm, vor kurzem wurde das System umgestellt und alle haben das gleiche Passwort bekommen. Die meisten haben es mittlerweile natürlich schon geändert, egal ob sie sollten oder nicht." Gab er zu bedenken. "Aber probieren könnte man es. Vielleicht haben wir ja Glück und sie gehört zu den Leuten, die erst darauf warten, bis man sie dazu auffordert." Er sprang auf und griff nach seinem Autoschlüssel. "Okay, dann lass uns erst mal gehen."
Phoebe schaute ihn erstaunt an. "Was?"
"Na du bist doch gekommen, damit ich dich in die Zeitung schleusen kann."
"Nein eigentlich nicht." Phoebe sah ihm an, dass er ihr kein Wort glaubte.
"Wie will Paige denn sonst dort reinkommen? Selbst mit den größten Überredungskünsten kommt sie an unserem Pförtner nicht vorbei." Erklärte Cole ihr voller Überzeugung.
"Unterschätz' sie da lieber nicht."
"Glaub mir, sie muss es gar nicht erst versuchen, der Kerl läßt sich nicht erweichen. Also komm schon." Er streckte die Hand nach ihr aus.
Phoebe stand auf und ging auf ihn zu, warum eigentlich nicht, was konnte schon schief gehen. Wie sollte sie ihm schließlich erklären, dass Paige ganz mühelos an dem Pförtner vorbei kommen konnte. Sie musste ihr nur vorher noch sagen, was sie vorhatten, damit sie nicht zu einem ungünstigen Moment in Kate Ferruccis Büro erscheinen würde. "Ich muss Paige nur vorher Bescheid sagen."
"Sie will doch nicht etwa mit?" Fragte Cole, der nicht besonders begeistert von dieser Vorstellung war.
Phoebe lachte. "Nein, aber sie macht sich Sorgen." Sie schaute ihn an. "Und wer weiß, vielleicht verschaffst du dir dadurch ein paar Pluspunkte bei ihr."
"Mein größtes Ziel." murmelte er, während Phoebe ihr Handy herausholte und Paige anrief.
"Paige, es ist alles in Ordnung, ich fahre mit Cole jetzt zum Zeitungsgebäude."
"Mit Cole, warum das denn?" Hörte sie am anderen Ende die entsetzte Stimme.
"Es wird schon alles klappen, du musst nur Zuhause auf uns warten." Schärfte sie ihrer Schwester ein, und legte wieder auf, bevor diese noch etwas sagen konnte.
"Alles klar." wandte sie sich wieder an Cole. "Lass uns gehen."
Vor dem Gebäude des Daylight Express war es um diese Uhrzeit fast menschenleer. Cole und Phoebe betraten die Empfangshalle, wo bereits ein sehr korrekt aussehender Pförtner wartete. Er beobachtete aufmerksam den Eingang, und ließ sich nicht durch einen Fernseher oder andere Aktivitäten von seiner Aufgabe abhalten. "Guten Abend, so spät wollen sie noch arbeiten?" fragte er sie misstrauisch.
"Guten Abend, tja sie wissen ja, wie das ist, wenn man ein paar wichtige Sachen in seinem Büro liegen gelassen hat." meinte Cole und gab ihm seinen Ausweis.
"Nein." erwiderte der Mann missbilligend und brachte damit zum Ausdruck, dass ihm so etwas nicht passieren konnte. Dann betrachtete er aufmerksam Coles Ausweis. Nachdem er nichts an ihm auszusetzen hatte, trug er Coles Namen ein und gab ihm den Ausweis zurück. Dann wandte er sich an Phoebe. "Und ihr Ausweis." Er sah sie erwartungsvoll an.
"Sie ist mein Gast, sie arbeitet hier nicht." Teilte Cole ihm langsam leicht genervt mit.
"Ich benötige trotzdem ihre Personalien, gerade um diese Uhrzeit, Vorschrift ist Vorschrift."
"Kein Problem." Phoebe nannte ihm ihre Personalien und er ließ sie widerwillig durch.
"Ich hoffe sie finden auch was sie suchen." Rief er ihnen hinterher.
"Meine Güte," meinte Phoebe. "Wir sollten uns besser beeilen, der stoppt die Zeit, die wir uns hier aufhalten bestimmt mit der Stoppuhr."
Cole machte eine wegwerfende Handbewegung. "Ach, um den kümmert sich hier niemand, der führt sich immer so wichtig auf, er braucht das anscheinend. Seine Aufzeichnungen landen meist irgendwo in der Ablage, wo sie niemand mehr zu Gesicht bekommt."
"Aber du weißt doch, was der denkt, was wir hier wollen." Gab Phoebe amüsiert zu bedenken.
"Als ob wir dafür keinen besseren Platz hätten."
"Vielleicht turnt das manche Leute ja an." meinte Phoebe lachend. Sie betraten den Fahrstuhl und drückten auf den Knopf für den 8. Stock.
Cole blickte sie interessiert an. "Und würde es dich anturnen?"
"Ich weiß nicht, vielleicht." Sie grinste ihn an. "Aber im Moment interessiert mich leider nur diese blöde E-mail."
"Eigentlich schade, und ich kann dich nicht umstimmen?"
Bevor Phoebe antworten konnte ging die Fahrstuhltür auf und sie gingen in Cole's Büro. Cole stellte seinen Computer an, um die Angelegenheit schnell hinter sich zu bringen. Doch als das Eröffnungsbild erschien stieß er einen enttäuschten Laut aus.
"Was ist," Phoebe eilte zu ihm, um ihm über die Schulter zu gucken.
"Jeder hier hat eine Personalnummer, die er mit seinem Namen eingeben muss, und ich habe nicht die geringste Ahnung, welche Nummer diese Ferrucci hat."
"Ist die Nummer geheim?" fragte Phoebe und glaubte sich zu erinnern, dass sie so eine Nummer gesehen hatte, als Paige den Computer von Kate Ferrucci angeschaltet hatte.
"Nein" meinte Cole. "Aber ich habe keine Ahnung, wo man die Nummern der anderen Mitarbeiter finden kann." Er sah sie entschuldigend an.
"Hm," überlegte Phoebe, wie sollte sie ihm dies unauffällig mitteilen? "Steht sie nicht vielleicht automatisch da, wenn man seinen eigenen Computer das nächste Mal anstellt, also bei dir erschien ja auch dein Name und deine Nummer."
"Ja natürlich, sie ist vom letzten Mal gespeichert, also müssen wir nur in ihr Büro und hoffen, dass sie die letzte war, die an ihrem Computer gearbeitet hat." Er stand auf und stellte seinen Computer ab. "Wenn ich nur wüsste, wo ihr Büro ist." Überlegte er. "Ich habe keine Lust, dass uns jemand vom Wachpersonal dabei erwischt, wie wir hier in der Gegend herumirren."
Phoebe sah ihn unsicher an. "Also um ganz ehrlich zu sein, wir haben schon herausbekommen, wo ihr Büro liegt, Zimmer 612."
Er sah sie bewundernd an. "Ich frag besser nicht, woher ihr das wisst." Meinte er und lächelte. "612, das ist im 6. Stock. Hm, wir nehmen besser die Treppe, komm."
Sie gingen den Gang entlang bis zu einer versteckten Tür, die ins Treppenhaus führte. Die Treppe war spärlich beleuchtet, doch die Stufen waren gerade noch so zu erkennen. Sie stiegen vorsichtig die zwei Stockwerke hinunter. Unten angekommen, blickte Cole um die Ecke, es war niemand in Sicht. Sie betraten den dunklen nur mit einer Notbeleuchtung erhellten Gang und Phoebe bemühte sich, hinter Cole zu bleiben, um ihm nicht unbewusst den richtigen Weg vorzugeben.
Als sie endlich in dem Büro von Kate Ferrucci ankamen, schlüpften sie schnell hinein. Ein leichter Schein der Außenbeleuchtung erhellte den Raum, so dass sie das Licht nicht anstellen mussten. Cole begab sich zum Computer und stellte ihn an. Als das Eröffnungsbild erschien, sah er Phoebe beeindruckt an. "Du hattest Recht," meinte er "Dort steht ihre Personalnummer. Jetzt muss sie nur noch das alte Passwort haben." Er gab das Wort ein. Phoebe starrte ihm aufgeregt über die Schulter und betete, dass es klappen würde. Zur großen Freude beider, begann der Computer, die Programme zu laden. Er hatte das Passwort akzeptiert.
"Glück gehabt." Freute sich Cole und schaute Phoebe an, deren Gesicht ihn im halbdunklen anstrahlte. Sie stellte sich neben Cole "Danke!" meinte sie und küsste ihn auf die Wange. "Aber kannst du jetzt bitte aufpassen, dass uns niemand vom Wachpersonal erwischt." forderte sie ihn auf und wollte ihn schon vom Schreibtischstuhl wegschieben.
Er stand murrend auf und ging zur Tür. "Ich finde, da ich euch geholfen habe, könnte ich doch wenigstens mal ein Blick auf ihre Fotos werfen."
"Nie im Leben." meinte Phoebe und öffnete das E-mail Programm.
Cole ließ sich gelangweilt auf einem Tisch, der neben der Tür stand nieder und blickte durch die verglaste Wand auf den dunklen Flur. "Dauert das noch lange?"
"Jetzt sei doch nicht so ungeduldig." Phoebe war inzwischen beim Posteingangsordner angekommen.
"Du verlierst ja nicht deinen Job, wenn wir hier erwischt werden." erklärte er ihr mit absichtlich ernster Stimme.
"Jetzt werde bloß nicht melodramatisch, ich habe sie ja gleich." Sie erblickte die E-mail und löschte sie blitzschnell. Dann löschte sie sie ein zweites Mal.
Cole schaute weiterhin gelangweilt auf den Flur und erkannte plötzlich den Strahl einer Taschenlampe in nicht allzu weiter Entfernung. "Oh nein, da kommt jemand." Er hechtete zu Phoebe herüber und sie stellte blitzschnell den Bildschirm aus. Sie kauerten sich hinter den Schreibtisch und lauschten auf die Schritte, die langsam aber ohne zu stoppen an Kate Ferruccis Büro vorbeigingen. Ein Taschenlampenstrahl leuchtete kurze Zeit in das Büro und verschwand dann wieder.
"Und all das, ohne überhaupt zu wissen, um was für Fotos es sich überhaupt handelt." teilte Cole ihr leise mit.
"Tut mir Leid, aber du kommst zu spät, ich habe sie schon gelöscht." Sie schaltete den Bildschirm noch einmal an und Cole schaute in die E-mail- Liste von Kate Ferrucci. "Man kriegt die viele E-mails, bist du sicher, dass ihr die eine überhaupt aufgefallen wäre."
Phoebe zuckte mit den Schultern. "Sicher ist sicher." meinte sie. "Hat sie noch irgendeine Möglichkeit, die E-mail zu finden." Fragte sie vorsichtshalber.
Cole schaute auf den Bildschirm und sah sich ihre Programme an. "Nein, ein spezielles Sicherungssystem hat sie nicht, kein Wunder, sonst würde ihre Festplatte auch vor lauter E-mails überquellen."
Phoebe stellte den Computer ab und sie verließen vorsichtig das Büro. Cole bestand darauf, dass sie wieder die Treppe in den 8. Stock hochstiegen, da er davon ausging, dass der Pförtner den Fahrstuhl beobachtete.
Als sie wieder im 8. Stock ankamen, dachte Phoebe kurz nach. "Wenn wir schon mal hier sind, könntest du mir eigentlich auch gleich diese Akten der Canterro Fabrik zeigen."
"Wenn ich jetzt wüsste, dass dich etwas anderes mehr interessieren würde als diese Unterlagen, dann würde ich ja sagen, aber so ..." Cole schüttelte den Kopf. "Lieber nicht, sonst denkt der Pförtner noch wir veranstalten hier eine Orgie."
Sie musste lachen und ging mit ihm zum Lift. "Woher willst du wissen, dass mich etwas anderes nicht viel mehr interessiert? Aber okay, ich will ja nicht deinen Ruf ruinieren." meinte sie heiter.
"Vielen Dank! Für deine Rücksichtnahme."
Als sie unten ankamen, sah der Pförtner ihnen schon missbilligend entgegen. "Ich hoffe sie haben gefunden, was sie gesucht haben."
"Haben wir." Teilte ihm Phoebe fröhlich mit. "Und einen schönen Abend noch." Wünschte sie ihm und sie verließen das Gebäude.
"Fährst du mich zu mir nach Hause, damit ich Paige Bescheid sagen kann?" fragte Phoebe Cole, als sie wieder im Wagen saßen.
"Du willst nach Hause?" erwiderte er enttäuscht. "Und das nachdem ich alles riskiert habe, um den Ruf deiner Schwester zu retten?"
Sie sah ihn von der Seite aus an. "Du kannst ja mitkommen." meinte sie entschlossen. Es wurde langsam Zeit, dass Cole und ihre Schwestern wieder normal miteinander umgingen.
"Okay, wenn du meinst." antwortete er, obwohl er sich dabei nicht sonderlich begeistert anhörte.
Als sie das Haus betraten, kam ihnen sofort Paige entgegen gestürmt "Phoebe, bist du es, hast du...." Sie blieb mitten im Satz stecken, als sie Cole erblickte. "Oh," meinte sie "Hallo." Sie schaute Phoebe an, als hätte diese den Verstand verloren und ging mit zweifelndem Blick ins Wohnzimmer, in dem sich bereits Leo und Piper befanden.
Phoebe tat so als hätte sie nichts bemerkt und folgte ihr mit Cole im Schlepptau. "Es ist alles in Ordnung," erzählte sie ihnen. "Ich habe die E- mail unwiderruflich gelöscht."
"Na Gott sein Dank" erwiderte Piper und warf Cole einen wie sie hoffte neutralen Blick zu. "Hallo Cole." meinte sie und wandte sich wieder an Phoebe "Kann ich dich mal kurz sprechen." Sie schob sie vor sich her auf den Flur, wohin Paige ihnen folgte.
Cole schaute ihnen unglücklich hinterher, er war nicht sonderlich begeistert davon, mit Phoebes Schwager alleine ihm Wohnzimmer zu bleiben. Er wandte sich mit einem unverbindlichen Lächeln an ihn und fragte "Sie wohnen also auch hier?"
Leo sah ihn überrascht an. "Ja die meiste Zeit schon." erwiderte er.
"Die meiste Zeit?" Was wollte er damit nur sagen.
"Äh, ja, hm wenn ich nicht gerade geschäftlich unterwegs bin." meinte Leo nach einer Weile.
"Geschäftlich? Ich dachte sie sind Arzt."
Auf dem Flur fragte Piper unterdessen leise "Was macht er hier Phoebe?" und sah dabei ihre Schwester durchdringend an.
"Er hat uns schließlich geholfen." meinte Phoebe trotzig, die nicht einsah, warum sie sich dafür rechtfertigen musste, dass sie Cole mitgebracht hatte.
"Das weiß ich, aber das war nicht meine Frage."
"Und wieso hast du ihn mit in die Zeitung geschleppt, was hast du ihm überhaupt erzählt?" mischte sich Paige ein, die die schlimmsten Befürchtungen hatte.
"Cole war der Meinung dass kein Unbefugter an dem Pförtner vorbei kommt, und damit hatte er auch Recht, was hätte ich denn sagen sollen, dass du dich mal schnell an ihm vorbeibeamst? Seid doch einfach mal dankbar, dass er uns geholfen hat." Sie sah ihre Schwestern böse an und drehte sich dann zu Piper. "Ich sehe einfach nicht ein, warum ich ihn von hier fern halten sollte, und außerdem hast du mir gesagt, dass du meine Entscheidung akzeptierst."
"Na gut." meinte Piper. "Aber es ist deine Verantwortung, wenn er hier irgendetwas mitbekommt, was er nicht erfahren sollte, dann ist das dein Problem." Sie wandte sich um und ging wieder ins Wohnzimmer.
Als sie das Zimmer betrat erklärte Cole gerade. "Naja, es ist ja auch ganz ... gemütlich hier." Gemütlich hin oder her, er verstand es trotzdem nicht. Wie konnte ein wahrscheinlich nicht allzu schlecht verdienender Arzt freiwillig zusammen mit seinen Schwägerinnen in diesem Haus wohnen? Wo blieb denn da die Privatspähre.
Piper meinte aus Coles Tonfall seine eigentliche Meinung herauszuhören und meinte zuckersüß. "Ja, wir hängen wirklich sehr an diesem Haus, keiner von uns will hier ausziehen, selbst du hast schließlich mal hier gewohnt."
Er blickte sie erstaunt an. "Ach tatsächlich?" Das konnte er kaum glauben. Das Haus war zwar ganz schön, aber trotzdem, was war an diesem Haus nur so besonders, dass sich niemand davon trennen wollte?
Phoebe blickte vom Flur aus ins Wohnzimmer und teilte Paige ärgerlich mit, "Was soll er denn schon groß mitbekommen, es ist ja nicht so, als würden bei uns pausenlos Dämonen ein und ausgehen."
"Naja so ähnlich ist es schon." Gab Paige zu bedenken. "Also was hast du ihm nun erzählt?"
Phoebe wandte ihren Blick wieder Paige zu und erklärte ihr lächelnd "Das ein Freund von dir kompromittierende Fotos von dir an die Zeitung geschickt hat."
"Das ist doch nicht dein Ernst, oder?" fragte Paige entsetzt.
"Was hätte ich denn sonst sagen sollen? Und es hat doch geklappt, was stellst du dich so an, er konnte sich sowieso nicht vorstellen, dass dir irgendwelche Fotos peinlich sind." stellte Phoebe amüsiert fest.
"Oh Gott," Paige blickte ins Wohnzimmer und zu Cole hinüber. Aber was scherte es sie eigentlich, was er von ihr dachte.
Die beiden gingen zurück ins Wohnzimmer, wo Piper ihnen mitteilte, dass sie jetzt schlafen gehen würden. Auch Paige verzog sich in ihr Zimmer, so dass Cole und Phoebe alleine im Wohnzimmer zurück blieben. Er blickte sich immer noch ungläubig um. "Piper hat erzählt, dass ich hier mal gewohnt habe." meinte er zu Phoebe.
Sie bemerkte, dass er das nicht ganz glauben konnte und meinte. "Ja, das hast du, warum?"
"Hm, ich weiß nicht, aber es kommt mir irgendwie komisch vor." Er schüttelte den Kopf. "So groß ist das Haus ja nun auch wieder nicht. Haben wir nach der Hochzeit auch noch hier gelebt?"
"Nein, da hatten wir eine eigene Wohnung." Ihr Ton war kühl und Cole merkte, dass er lieber nicht weiter danach fragen sollte. "Aber lass uns nicht über die Vergangenheit reden." hörte er sie auch sofort sagen.
"Ist ja auch egal." antwortete er und sah sie an. "Trotzdem, ich habe mit dir hier zusammen gelebt, und ich weiß nichts mehr davon."
Sie ging auf ihn zu und vergrub das Gesicht an seiner Schulter, dann legte sie den Kopf zurück und blickte ihn ernst an. "So ist es nun mal Cole, du musst es akzeptieren."
"Es stört dich also nicht, dass ich dich vergessen habe?" fragte er überrascht.
"Hm, es ist schon etwas beleidigend." meinte sie lächelnd. Sie löste sich von ihm und ging in Richtung der Treppe. Sie streckte die Hand nach ihm aus. "Vielleicht sollten wir in dein früheres Zimmer gehen und deine Erinnerungen etwas auffrischen?"
"Warum nicht." Erwiderte er und sie gingen Hand in Hand die Treppe hoch.
Nachdem sie Phoebes Zimmer betreten hatten, sah sich Cole genau um. Doch wie zu erwarten war, kam ihm immer noch nichts bekannt vor. Er stand unschlüssig im Raum, während sich Phoebe auf das Bett gesetzt hatte. "Diese Wände sehen aber nicht besonders dick aus." Stellte er fest.
Phoebe sah ihn irritiert an. "Was? Wie kommst du denn darauf?"
"Ich mein ja nur, wo sind denn die Zimmer deiner Schwestern?"
"Paiges Zimmer ist auch hier oben und Leos und Pipers ist unten." Phoebe wunderte sich, warum ihn dies interessierte.
"Unten? Du meinst hier unter?" Cole zeigte entsetzt auf den Fußboden.
Phoebe musste lachen "Du meine Güte, Cole, seit wann bist du denn so prüde? Das hat dich früher nie gestört."
"Wirklich nicht?" Er schaute immer noch unzufrieden auf den Fußboden. "Kann ich mir gar nicht vorstellen, ich verstehe sowieso nicht, was an diesem Haus so anziehend ist, dass alle hier wohnen müssen?" meinte er unzufrieden.
"Weil dies halt ein wunderschönes Haus unserer Vorfahren ist, und wir uns hier wohlfühlen."
"Wie schön."
"Was ist denn?" Sie sah ihn fragend an.
Das wusste er selber nicht, was war nur mit ihm los, so kannte er sich selbst gar nicht. Es waren nicht ihre Schwestern, die ihn störten, es war etwas anderes. Wenn er mit Phoebe in seiner Wohnung zusammen war, war alles in Ordnung, dort gab es weder für ihn noch für sie eine Vergangenheit. Aber hier, hier war er schon früher mit ihr zusammen gewesen, und er hatte nicht den blassesten Schimmer, was hier so alles passiert war. Er konnte nicht einschätzen, welche Schatten der Vergangenheit ihrer Beziehung belasten konnten.
Phoebe schaute den unschlüssigen Cole an. Sie konnte sich vorstellen, worüber er nachdachte, auch für sie war es eigenartig, wieder mit ihm hier zu sein. Aber es machte ihr keine Angst. Sie wollte die Geister der Vergangenheit verscheuchen. Sie streckte ihm die Hand entgegen."Komm her." meinte sie.
Er sah sie an und setzte sich seufzend neben sie auf ihr Bett.
Phoebe zog ihren Pullover aus und begann dann sein Hemd aufzuknöpfen, dabei murmelte sie "Denk einfach nicht darüber nach."
Cole sah sie überrascht an, woher wusste sie, was ihn beschäftigte? Sie zog ihm das Hemd aus und ihr Mund fand seinen. Sie hatte Recht, was brachte es schon über die Vergangenheit nachzudenken, sie lebten hier und jetzt. Er spürte ihre Lippen auf seinen und ihre Hände, die über seinen Rücken strichen. Er zog sie enger an sich, spürte ihren Haut an seiner Haut und ihren Herzschlag an seiner Brust. Seine Zweifel waren plötzlich wie weggewischt.
Paige orbte die drei in die Nähe von Coles Apartment. Als sie sich von Phoebe verabschieden wollten, fragte Paige sie mit einem boshaften Lächeln "Und wann soll ich dich wieder abholen? Nachdem wir die Email gelöscht haben?"
"Ich denke ich komme schon allein nach Hause. Wozu gibt es schließlich Taxis." Teilte sie ihren Schwestern mit und sah zu, wie sie wieder verschwanden. Dann drehte sie sich um und betrat das Apartmenthaus. Als sie vor Coles Tür ankam, klingelte sie und wartete, hoffentlich war er Zuhause.
Nachdem Cole Phoebe nach Hause gebracht hatte, hatte er kein Interesse mehr daran gehabt, noch etwas zu unternehmen, und war nach Hause gefahren. Er hatte einen langweiligen Film im Fernsehen gesehen, doch trotz allem keine Lust gehabt, bei Peter vorbeizuschauen, da er noch von dessen schlechter Laune am Vormittag genug hatte. Er schaute überrascht auf die Uhr, als es gegen halb 11 an der Tür klingelte. Er stand auf und öffnete die Tür. "Phoebe" meinte er überrascht, aber mehr als erfreut. "Dich hätte ich jetzt nicht mehr erwartet." Er zog sie glücklich in seine Wohnung. "Zum Essen ist es jetzt wohl etwas spät" stellte er fest und küsste sie zur Begrüßung.
Phoebe erwiderte seinen Kuss und vergaß fast, warum sie eigentlich gekommen war. Vorsichtig löste sie sich von ihm. "Warte," meinte sie und lächelte "also ich habe schon noch Hunger." Sie ging in die Küche herüber und schaute sich nach ihm um. "Was hast du denn noch da?"
"Du willst wirklich noch etwas essen?" Er ging ihr hinterher und schaute sich um. "Tja, da du mich heute eigentlich einladen wolltest habe ich nichts da. Höchstens ein paar Gerichte für die Mikrowelle oder Chips." Er hielt eine Tüte mit Chips hoch.
"Für den Anfang reicht es." meinte Phoebe, ergriff die Tüte und ging zu einem Sessel in der Nähe des Fernsehers. Sie setzte sich gemütlich hin und wartete, bis Cole ihr gegenüber Platz genommen hatte. Sie musste erst die Sache mit dem Passwort klären, bevor sie sich anderen Dingen zuwenden konnten.
"Habt ihr eure Probleme gelöst." fragte Cole, der immer noch etwas überrascht, von ihrem plötzlichen Auftauchen war.
"Beinahe, war nicht so tragisch." Sie dachte kurz nach und entschied dann, dass es unnütz war, lange darum herumreden. "Sag mal, wie ist das bei euch bei der Zeitung eigentlich mit den Passwörter beim Anmelden." Fragte sie gerade heraus.
"Was?" Er schaute sie erstaunt an.
"Also bei uns beispielsweise kennen wir untereinander die jeweiligen Passwörter, falls mal jemand krank ist. Sonst kommt man womöglich nicht an einen wichtigen Artikel oder so. Einige Mitarbeiter finden das natürlich nicht so gut, weil sie denken, jeder könnte an ihre geheimen Notizen. Aber was ist denn da schon so groß geheim." Sie sah ihn erwartungsvoll an.
Cole lächelte und meinte trocken. "Sag mir doch einfach, was du wirklich wissen willst. Es muss ja ziemlich wichtig sein, wenn du so spät noch vorbeigekommen bist."
"Also du musst jetzt nicht denken, dass ich nur deswegen gekommen bin." Phoebe sah ihn empört an. "Ich wollte das nützliche mit dem privaten verbinden." Sie lächelte zufrieden.
"Und was ist das Nützliche?"
"Kennst du eine Kate Ferrucci?" fing sie an.
Cole schüttelte den Kopf "Nein, sollte ich?"
"Sie arbeitet beim Daylight Express in der Abteilung für Gesellschaftsklatsch."
Er schaute immer noch nachdenklich und meinte entschuldigend "Ich bin noch nicht so lange bei der Zeitung, dass ich alle Mitarbeiter kenne."
"Na gut, jedenfalls hat ein blöder Idiot dieser Kate Ferrucci kompromittierende Fotos von meiner Schwester Paige zugeschickt. Und die will sie wieder haben."
"Du willst also den Brief abfangen."
"Nein, die E-mail löschen. Und daher brauche ich das Passwort. Also kennst du es vielleicht zufällig."
"Was für Fotos sind das denn?" Fragte er sie mit einem interessierten Blick. "Sie kam mir nicht so vor, als wäre ihr irgendetwas so peinlich, dass sie gleich in die Zeitung einbrechen will."
Phoebe warf einen Kräcker zu ihm herüber und meinte "Da kennst du sie eben schlecht. Und darum geht es auch gar nicht. Kannst du mir das Passwort nun sagen oder nicht."
Cole dachte kurz nach. "Hm, vor kurzem wurde das System umgestellt und alle haben das gleiche Passwort bekommen. Die meisten haben es mittlerweile natürlich schon geändert, egal ob sie sollten oder nicht." Gab er zu bedenken. "Aber probieren könnte man es. Vielleicht haben wir ja Glück und sie gehört zu den Leuten, die erst darauf warten, bis man sie dazu auffordert." Er sprang auf und griff nach seinem Autoschlüssel. "Okay, dann lass uns erst mal gehen."
Phoebe schaute ihn erstaunt an. "Was?"
"Na du bist doch gekommen, damit ich dich in die Zeitung schleusen kann."
"Nein eigentlich nicht." Phoebe sah ihm an, dass er ihr kein Wort glaubte.
"Wie will Paige denn sonst dort reinkommen? Selbst mit den größten Überredungskünsten kommt sie an unserem Pförtner nicht vorbei." Erklärte Cole ihr voller Überzeugung.
"Unterschätz' sie da lieber nicht."
"Glaub mir, sie muss es gar nicht erst versuchen, der Kerl läßt sich nicht erweichen. Also komm schon." Er streckte die Hand nach ihr aus.
Phoebe stand auf und ging auf ihn zu, warum eigentlich nicht, was konnte schon schief gehen. Wie sollte sie ihm schließlich erklären, dass Paige ganz mühelos an dem Pförtner vorbei kommen konnte. Sie musste ihr nur vorher noch sagen, was sie vorhatten, damit sie nicht zu einem ungünstigen Moment in Kate Ferruccis Büro erscheinen würde. "Ich muss Paige nur vorher Bescheid sagen."
"Sie will doch nicht etwa mit?" Fragte Cole, der nicht besonders begeistert von dieser Vorstellung war.
Phoebe lachte. "Nein, aber sie macht sich Sorgen." Sie schaute ihn an. "Und wer weiß, vielleicht verschaffst du dir dadurch ein paar Pluspunkte bei ihr."
"Mein größtes Ziel." murmelte er, während Phoebe ihr Handy herausholte und Paige anrief.
"Paige, es ist alles in Ordnung, ich fahre mit Cole jetzt zum Zeitungsgebäude."
"Mit Cole, warum das denn?" Hörte sie am anderen Ende die entsetzte Stimme.
"Es wird schon alles klappen, du musst nur Zuhause auf uns warten." Schärfte sie ihrer Schwester ein, und legte wieder auf, bevor diese noch etwas sagen konnte.
"Alles klar." wandte sie sich wieder an Cole. "Lass uns gehen."
Vor dem Gebäude des Daylight Express war es um diese Uhrzeit fast menschenleer. Cole und Phoebe betraten die Empfangshalle, wo bereits ein sehr korrekt aussehender Pförtner wartete. Er beobachtete aufmerksam den Eingang, und ließ sich nicht durch einen Fernseher oder andere Aktivitäten von seiner Aufgabe abhalten. "Guten Abend, so spät wollen sie noch arbeiten?" fragte er sie misstrauisch.
"Guten Abend, tja sie wissen ja, wie das ist, wenn man ein paar wichtige Sachen in seinem Büro liegen gelassen hat." meinte Cole und gab ihm seinen Ausweis.
"Nein." erwiderte der Mann missbilligend und brachte damit zum Ausdruck, dass ihm so etwas nicht passieren konnte. Dann betrachtete er aufmerksam Coles Ausweis. Nachdem er nichts an ihm auszusetzen hatte, trug er Coles Namen ein und gab ihm den Ausweis zurück. Dann wandte er sich an Phoebe. "Und ihr Ausweis." Er sah sie erwartungsvoll an.
"Sie ist mein Gast, sie arbeitet hier nicht." Teilte Cole ihm langsam leicht genervt mit.
"Ich benötige trotzdem ihre Personalien, gerade um diese Uhrzeit, Vorschrift ist Vorschrift."
"Kein Problem." Phoebe nannte ihm ihre Personalien und er ließ sie widerwillig durch.
"Ich hoffe sie finden auch was sie suchen." Rief er ihnen hinterher.
"Meine Güte," meinte Phoebe. "Wir sollten uns besser beeilen, der stoppt die Zeit, die wir uns hier aufhalten bestimmt mit der Stoppuhr."
Cole machte eine wegwerfende Handbewegung. "Ach, um den kümmert sich hier niemand, der führt sich immer so wichtig auf, er braucht das anscheinend. Seine Aufzeichnungen landen meist irgendwo in der Ablage, wo sie niemand mehr zu Gesicht bekommt."
"Aber du weißt doch, was der denkt, was wir hier wollen." Gab Phoebe amüsiert zu bedenken.
"Als ob wir dafür keinen besseren Platz hätten."
"Vielleicht turnt das manche Leute ja an." meinte Phoebe lachend. Sie betraten den Fahrstuhl und drückten auf den Knopf für den 8. Stock.
Cole blickte sie interessiert an. "Und würde es dich anturnen?"
"Ich weiß nicht, vielleicht." Sie grinste ihn an. "Aber im Moment interessiert mich leider nur diese blöde E-mail."
"Eigentlich schade, und ich kann dich nicht umstimmen?"
Bevor Phoebe antworten konnte ging die Fahrstuhltür auf und sie gingen in Cole's Büro. Cole stellte seinen Computer an, um die Angelegenheit schnell hinter sich zu bringen. Doch als das Eröffnungsbild erschien stieß er einen enttäuschten Laut aus.
"Was ist," Phoebe eilte zu ihm, um ihm über die Schulter zu gucken.
"Jeder hier hat eine Personalnummer, die er mit seinem Namen eingeben muss, und ich habe nicht die geringste Ahnung, welche Nummer diese Ferrucci hat."
"Ist die Nummer geheim?" fragte Phoebe und glaubte sich zu erinnern, dass sie so eine Nummer gesehen hatte, als Paige den Computer von Kate Ferrucci angeschaltet hatte.
"Nein" meinte Cole. "Aber ich habe keine Ahnung, wo man die Nummern der anderen Mitarbeiter finden kann." Er sah sie entschuldigend an.
"Hm," überlegte Phoebe, wie sollte sie ihm dies unauffällig mitteilen? "Steht sie nicht vielleicht automatisch da, wenn man seinen eigenen Computer das nächste Mal anstellt, also bei dir erschien ja auch dein Name und deine Nummer."
"Ja natürlich, sie ist vom letzten Mal gespeichert, also müssen wir nur in ihr Büro und hoffen, dass sie die letzte war, die an ihrem Computer gearbeitet hat." Er stand auf und stellte seinen Computer ab. "Wenn ich nur wüsste, wo ihr Büro ist." Überlegte er. "Ich habe keine Lust, dass uns jemand vom Wachpersonal dabei erwischt, wie wir hier in der Gegend herumirren."
Phoebe sah ihn unsicher an. "Also um ganz ehrlich zu sein, wir haben schon herausbekommen, wo ihr Büro liegt, Zimmer 612."
Er sah sie bewundernd an. "Ich frag besser nicht, woher ihr das wisst." Meinte er und lächelte. "612, das ist im 6. Stock. Hm, wir nehmen besser die Treppe, komm."
Sie gingen den Gang entlang bis zu einer versteckten Tür, die ins Treppenhaus führte. Die Treppe war spärlich beleuchtet, doch die Stufen waren gerade noch so zu erkennen. Sie stiegen vorsichtig die zwei Stockwerke hinunter. Unten angekommen, blickte Cole um die Ecke, es war niemand in Sicht. Sie betraten den dunklen nur mit einer Notbeleuchtung erhellten Gang und Phoebe bemühte sich, hinter Cole zu bleiben, um ihm nicht unbewusst den richtigen Weg vorzugeben.
Als sie endlich in dem Büro von Kate Ferrucci ankamen, schlüpften sie schnell hinein. Ein leichter Schein der Außenbeleuchtung erhellte den Raum, so dass sie das Licht nicht anstellen mussten. Cole begab sich zum Computer und stellte ihn an. Als das Eröffnungsbild erschien, sah er Phoebe beeindruckt an. "Du hattest Recht," meinte er "Dort steht ihre Personalnummer. Jetzt muss sie nur noch das alte Passwort haben." Er gab das Wort ein. Phoebe starrte ihm aufgeregt über die Schulter und betete, dass es klappen würde. Zur großen Freude beider, begann der Computer, die Programme zu laden. Er hatte das Passwort akzeptiert.
"Glück gehabt." Freute sich Cole und schaute Phoebe an, deren Gesicht ihn im halbdunklen anstrahlte. Sie stellte sich neben Cole "Danke!" meinte sie und küsste ihn auf die Wange. "Aber kannst du jetzt bitte aufpassen, dass uns niemand vom Wachpersonal erwischt." forderte sie ihn auf und wollte ihn schon vom Schreibtischstuhl wegschieben.
Er stand murrend auf und ging zur Tür. "Ich finde, da ich euch geholfen habe, könnte ich doch wenigstens mal ein Blick auf ihre Fotos werfen."
"Nie im Leben." meinte Phoebe und öffnete das E-mail Programm.
Cole ließ sich gelangweilt auf einem Tisch, der neben der Tür stand nieder und blickte durch die verglaste Wand auf den dunklen Flur. "Dauert das noch lange?"
"Jetzt sei doch nicht so ungeduldig." Phoebe war inzwischen beim Posteingangsordner angekommen.
"Du verlierst ja nicht deinen Job, wenn wir hier erwischt werden." erklärte er ihr mit absichtlich ernster Stimme.
"Jetzt werde bloß nicht melodramatisch, ich habe sie ja gleich." Sie erblickte die E-mail und löschte sie blitzschnell. Dann löschte sie sie ein zweites Mal.
Cole schaute weiterhin gelangweilt auf den Flur und erkannte plötzlich den Strahl einer Taschenlampe in nicht allzu weiter Entfernung. "Oh nein, da kommt jemand." Er hechtete zu Phoebe herüber und sie stellte blitzschnell den Bildschirm aus. Sie kauerten sich hinter den Schreibtisch und lauschten auf die Schritte, die langsam aber ohne zu stoppen an Kate Ferruccis Büro vorbeigingen. Ein Taschenlampenstrahl leuchtete kurze Zeit in das Büro und verschwand dann wieder.
"Und all das, ohne überhaupt zu wissen, um was für Fotos es sich überhaupt handelt." teilte Cole ihr leise mit.
"Tut mir Leid, aber du kommst zu spät, ich habe sie schon gelöscht." Sie schaltete den Bildschirm noch einmal an und Cole schaute in die E-mail- Liste von Kate Ferrucci. "Man kriegt die viele E-mails, bist du sicher, dass ihr die eine überhaupt aufgefallen wäre."
Phoebe zuckte mit den Schultern. "Sicher ist sicher." meinte sie. "Hat sie noch irgendeine Möglichkeit, die E-mail zu finden." Fragte sie vorsichtshalber.
Cole schaute auf den Bildschirm und sah sich ihre Programme an. "Nein, ein spezielles Sicherungssystem hat sie nicht, kein Wunder, sonst würde ihre Festplatte auch vor lauter E-mails überquellen."
Phoebe stellte den Computer ab und sie verließen vorsichtig das Büro. Cole bestand darauf, dass sie wieder die Treppe in den 8. Stock hochstiegen, da er davon ausging, dass der Pförtner den Fahrstuhl beobachtete.
Als sie wieder im 8. Stock ankamen, dachte Phoebe kurz nach. "Wenn wir schon mal hier sind, könntest du mir eigentlich auch gleich diese Akten der Canterro Fabrik zeigen."
"Wenn ich jetzt wüsste, dass dich etwas anderes mehr interessieren würde als diese Unterlagen, dann würde ich ja sagen, aber so ..." Cole schüttelte den Kopf. "Lieber nicht, sonst denkt der Pförtner noch wir veranstalten hier eine Orgie."
Sie musste lachen und ging mit ihm zum Lift. "Woher willst du wissen, dass mich etwas anderes nicht viel mehr interessiert? Aber okay, ich will ja nicht deinen Ruf ruinieren." meinte sie heiter.
"Vielen Dank! Für deine Rücksichtnahme."
Als sie unten ankamen, sah der Pförtner ihnen schon missbilligend entgegen. "Ich hoffe sie haben gefunden, was sie gesucht haben."
"Haben wir." Teilte ihm Phoebe fröhlich mit. "Und einen schönen Abend noch." Wünschte sie ihm und sie verließen das Gebäude.
"Fährst du mich zu mir nach Hause, damit ich Paige Bescheid sagen kann?" fragte Phoebe Cole, als sie wieder im Wagen saßen.
"Du willst nach Hause?" erwiderte er enttäuscht. "Und das nachdem ich alles riskiert habe, um den Ruf deiner Schwester zu retten?"
Sie sah ihn von der Seite aus an. "Du kannst ja mitkommen." meinte sie entschlossen. Es wurde langsam Zeit, dass Cole und ihre Schwestern wieder normal miteinander umgingen.
"Okay, wenn du meinst." antwortete er, obwohl er sich dabei nicht sonderlich begeistert anhörte.
Als sie das Haus betraten, kam ihnen sofort Paige entgegen gestürmt "Phoebe, bist du es, hast du...." Sie blieb mitten im Satz stecken, als sie Cole erblickte. "Oh," meinte sie "Hallo." Sie schaute Phoebe an, als hätte diese den Verstand verloren und ging mit zweifelndem Blick ins Wohnzimmer, in dem sich bereits Leo und Piper befanden.
Phoebe tat so als hätte sie nichts bemerkt und folgte ihr mit Cole im Schlepptau. "Es ist alles in Ordnung," erzählte sie ihnen. "Ich habe die E- mail unwiderruflich gelöscht."
"Na Gott sein Dank" erwiderte Piper und warf Cole einen wie sie hoffte neutralen Blick zu. "Hallo Cole." meinte sie und wandte sich wieder an Phoebe "Kann ich dich mal kurz sprechen." Sie schob sie vor sich her auf den Flur, wohin Paige ihnen folgte.
Cole schaute ihnen unglücklich hinterher, er war nicht sonderlich begeistert davon, mit Phoebes Schwager alleine ihm Wohnzimmer zu bleiben. Er wandte sich mit einem unverbindlichen Lächeln an ihn und fragte "Sie wohnen also auch hier?"
Leo sah ihn überrascht an. "Ja die meiste Zeit schon." erwiderte er.
"Die meiste Zeit?" Was wollte er damit nur sagen.
"Äh, ja, hm wenn ich nicht gerade geschäftlich unterwegs bin." meinte Leo nach einer Weile.
"Geschäftlich? Ich dachte sie sind Arzt."
Auf dem Flur fragte Piper unterdessen leise "Was macht er hier Phoebe?" und sah dabei ihre Schwester durchdringend an.
"Er hat uns schließlich geholfen." meinte Phoebe trotzig, die nicht einsah, warum sie sich dafür rechtfertigen musste, dass sie Cole mitgebracht hatte.
"Das weiß ich, aber das war nicht meine Frage."
"Und wieso hast du ihn mit in die Zeitung geschleppt, was hast du ihm überhaupt erzählt?" mischte sich Paige ein, die die schlimmsten Befürchtungen hatte.
"Cole war der Meinung dass kein Unbefugter an dem Pförtner vorbei kommt, und damit hatte er auch Recht, was hätte ich denn sagen sollen, dass du dich mal schnell an ihm vorbeibeamst? Seid doch einfach mal dankbar, dass er uns geholfen hat." Sie sah ihre Schwestern böse an und drehte sich dann zu Piper. "Ich sehe einfach nicht ein, warum ich ihn von hier fern halten sollte, und außerdem hast du mir gesagt, dass du meine Entscheidung akzeptierst."
"Na gut." meinte Piper. "Aber es ist deine Verantwortung, wenn er hier irgendetwas mitbekommt, was er nicht erfahren sollte, dann ist das dein Problem." Sie wandte sich um und ging wieder ins Wohnzimmer.
Als sie das Zimmer betrat erklärte Cole gerade. "Naja, es ist ja auch ganz ... gemütlich hier." Gemütlich hin oder her, er verstand es trotzdem nicht. Wie konnte ein wahrscheinlich nicht allzu schlecht verdienender Arzt freiwillig zusammen mit seinen Schwägerinnen in diesem Haus wohnen? Wo blieb denn da die Privatspähre.
Piper meinte aus Coles Tonfall seine eigentliche Meinung herauszuhören und meinte zuckersüß. "Ja, wir hängen wirklich sehr an diesem Haus, keiner von uns will hier ausziehen, selbst du hast schließlich mal hier gewohnt."
Er blickte sie erstaunt an. "Ach tatsächlich?" Das konnte er kaum glauben. Das Haus war zwar ganz schön, aber trotzdem, was war an diesem Haus nur so besonders, dass sich niemand davon trennen wollte?
Phoebe blickte vom Flur aus ins Wohnzimmer und teilte Paige ärgerlich mit, "Was soll er denn schon groß mitbekommen, es ist ja nicht so, als würden bei uns pausenlos Dämonen ein und ausgehen."
"Naja so ähnlich ist es schon." Gab Paige zu bedenken. "Also was hast du ihm nun erzählt?"
Phoebe wandte ihren Blick wieder Paige zu und erklärte ihr lächelnd "Das ein Freund von dir kompromittierende Fotos von dir an die Zeitung geschickt hat."
"Das ist doch nicht dein Ernst, oder?" fragte Paige entsetzt.
"Was hätte ich denn sonst sagen sollen? Und es hat doch geklappt, was stellst du dich so an, er konnte sich sowieso nicht vorstellen, dass dir irgendwelche Fotos peinlich sind." stellte Phoebe amüsiert fest.
"Oh Gott," Paige blickte ins Wohnzimmer und zu Cole hinüber. Aber was scherte es sie eigentlich, was er von ihr dachte.
Die beiden gingen zurück ins Wohnzimmer, wo Piper ihnen mitteilte, dass sie jetzt schlafen gehen würden. Auch Paige verzog sich in ihr Zimmer, so dass Cole und Phoebe alleine im Wohnzimmer zurück blieben. Er blickte sich immer noch ungläubig um. "Piper hat erzählt, dass ich hier mal gewohnt habe." meinte er zu Phoebe.
Sie bemerkte, dass er das nicht ganz glauben konnte und meinte. "Ja, das hast du, warum?"
"Hm, ich weiß nicht, aber es kommt mir irgendwie komisch vor." Er schüttelte den Kopf. "So groß ist das Haus ja nun auch wieder nicht. Haben wir nach der Hochzeit auch noch hier gelebt?"
"Nein, da hatten wir eine eigene Wohnung." Ihr Ton war kühl und Cole merkte, dass er lieber nicht weiter danach fragen sollte. "Aber lass uns nicht über die Vergangenheit reden." hörte er sie auch sofort sagen.
"Ist ja auch egal." antwortete er und sah sie an. "Trotzdem, ich habe mit dir hier zusammen gelebt, und ich weiß nichts mehr davon."
Sie ging auf ihn zu und vergrub das Gesicht an seiner Schulter, dann legte sie den Kopf zurück und blickte ihn ernst an. "So ist es nun mal Cole, du musst es akzeptieren."
"Es stört dich also nicht, dass ich dich vergessen habe?" fragte er überrascht.
"Hm, es ist schon etwas beleidigend." meinte sie lächelnd. Sie löste sich von ihm und ging in Richtung der Treppe. Sie streckte die Hand nach ihm aus. "Vielleicht sollten wir in dein früheres Zimmer gehen und deine Erinnerungen etwas auffrischen?"
"Warum nicht." Erwiderte er und sie gingen Hand in Hand die Treppe hoch.
Nachdem sie Phoebes Zimmer betreten hatten, sah sich Cole genau um. Doch wie zu erwarten war, kam ihm immer noch nichts bekannt vor. Er stand unschlüssig im Raum, während sich Phoebe auf das Bett gesetzt hatte. "Diese Wände sehen aber nicht besonders dick aus." Stellte er fest.
Phoebe sah ihn irritiert an. "Was? Wie kommst du denn darauf?"
"Ich mein ja nur, wo sind denn die Zimmer deiner Schwestern?"
"Paiges Zimmer ist auch hier oben und Leos und Pipers ist unten." Phoebe wunderte sich, warum ihn dies interessierte.
"Unten? Du meinst hier unter?" Cole zeigte entsetzt auf den Fußboden.
Phoebe musste lachen "Du meine Güte, Cole, seit wann bist du denn so prüde? Das hat dich früher nie gestört."
"Wirklich nicht?" Er schaute immer noch unzufrieden auf den Fußboden. "Kann ich mir gar nicht vorstellen, ich verstehe sowieso nicht, was an diesem Haus so anziehend ist, dass alle hier wohnen müssen?" meinte er unzufrieden.
"Weil dies halt ein wunderschönes Haus unserer Vorfahren ist, und wir uns hier wohlfühlen."
"Wie schön."
"Was ist denn?" Sie sah ihn fragend an.
Das wusste er selber nicht, was war nur mit ihm los, so kannte er sich selbst gar nicht. Es waren nicht ihre Schwestern, die ihn störten, es war etwas anderes. Wenn er mit Phoebe in seiner Wohnung zusammen war, war alles in Ordnung, dort gab es weder für ihn noch für sie eine Vergangenheit. Aber hier, hier war er schon früher mit ihr zusammen gewesen, und er hatte nicht den blassesten Schimmer, was hier so alles passiert war. Er konnte nicht einschätzen, welche Schatten der Vergangenheit ihrer Beziehung belasten konnten.
Phoebe schaute den unschlüssigen Cole an. Sie konnte sich vorstellen, worüber er nachdachte, auch für sie war es eigenartig, wieder mit ihm hier zu sein. Aber es machte ihr keine Angst. Sie wollte die Geister der Vergangenheit verscheuchen. Sie streckte ihm die Hand entgegen."Komm her." meinte sie.
Er sah sie an und setzte sich seufzend neben sie auf ihr Bett.
Phoebe zog ihren Pullover aus und begann dann sein Hemd aufzuknöpfen, dabei murmelte sie "Denk einfach nicht darüber nach."
Cole sah sie überrascht an, woher wusste sie, was ihn beschäftigte? Sie zog ihm das Hemd aus und ihr Mund fand seinen. Sie hatte Recht, was brachte es schon über die Vergangenheit nachzudenken, sie lebten hier und jetzt. Er spürte ihre Lippen auf seinen und ihre Hände, die über seinen Rücken strichen. Er zog sie enger an sich, spürte ihren Haut an seiner Haut und ihren Herzschlag an seiner Brust. Seine Zweifel waren plötzlich wie weggewischt.
