Vielen Dank für dein Review!!! Da ich morgen wahrscheinlich keine Zeit
habe, habe ich heute gleich vier Kapitel gelesen und sie reingestellt, so
kannst du sie lesen, wann immer du Zeit hast. Ich hoffe sie gefallen dir!!
30. Kapitel
"Also ist an diesem ganzen mystischen Zeug, diesem Schrein in meiner ehemaligen Wohnung und deinem Medium Kram wirklich etwas Wahres dran?" Cole konnte dies immer noch nicht glauben und schaute Phoebe misstrauisch an. "Und früher habe ich daran geglaubt?"
"Ja hast du, aber wenn du heute nicht mehr daran glaubst, dann ist es doch unwichtig und du musst dich nicht weiter darum kümmern."
"Ach, muss ich nicht?" er schüttelte ungläubig den Kopf. "Also langsam reicht es mir, egal was ich dir auch angetan habe, und was ich früher alles verbrochen habe. Aber du kannst doch nicht von mir verlangen, dass ich das alles so einfach hinnehme und keine Fragen stelle. Tut mir wirklich Leid, aber das ist unmöglich."
"Am besten fahre ich dich nach Hause." meinte Phoebe und startete den Wagen.
"Du bist wirklich unglaublich." meinte Cole und lehnte sich wütend zurück. Er verstand sie nicht. Er wusste mittlerweile, dass sie jetzt so verstockt war, dass sie ihm nichts mehr erzählen würde, aber wie sollte er sich damit abfinden. Menschen, die sich wie in Science Fiction Filmen durch die Gegend teleportieren konnten. "Dein Schwager beamt sich einfach mal so hierhin und dorthin und ich soll das ohne weitere Fragen hinnehmen?"
"Wenn du nicht unbedingt hättest mitkommen müssen, dann hättest du es gar nicht erst gesehen." fuhr Phoebe ihn ebenfalls wütend an.
"Na das ist ja mal eine Super Erklärung, die kann auch nur von dir kommen." Er schaute frustriert aus dem Fenster und auch Phoebe sagte kein Wort, bis sie vor Coles Wohnung ankamen.
"Also weil ich mitbekommen habe, wie merkwürdig sich dein Schwager fortbewegt, gehen wir nicht mehr zusammen aus?" fragte Cole und sah sie abwartend an.
"Ich hatte angenommen, dass du keine Lust mehr dazu hast." meinte Phoebe verblüfft.
"Wieso das denn?"
"Naja, weil ich dir nicht erklären kann, ...."
"Wohl eher willst. Aber was soll es, das bin ich ja mittlerweile gewohnt. Obwohl ich nicht verstehe, wie du es zulassen kannst, dass solche Dinge ständig zwischen uns stehen."
"Du würdest mir sowieso nicht glauben."
"Das kommt auf einen Versuch an."
Zu Phoebes Glück klingelte in dieser Minute ihr Telefon. Am anderen Ende war Piper, die ihr mitteilte, dass sie nicht in Canterros Büro kommen konnten, da es dort in der Nähe von Leuten wimmelte. Einige Arbeiter arbeiteten anscheinend auch am Samstag und niemand wollte es riskieren erwischt zu werden. Vor dem Gebäude hatten sie aber auf dem Bürgersteig neben einem Parkplatz ein Taschentuch mit Deacons Initialen gefunden.
"Warte mal, Deacon hat noch Taschentücher mit seinen Initialen, ich dachte soetwas gibt es gar nicht mehr." wunderte sich Phoebe.
"Tja, zum Glück hat er noch welche. Das spricht dafür, dass er heute hier war."
"Du denkst nicht, dass er noch dort ist?"
"Nein, ein Angestellter, der uns zufällig über den Weg gelaufen ist, war sehr gesprächig. Er hat uns erzählt, dass Canterro heute Nachmittag ein geschäftliches Treffen mit Deacon hatte und anschließend kurz nach ihm weggefahren ist." erklärte ihr Piper.
"Hm, meinst du Canterro ist Deacon gefolgt und hat ihn verschleppt?" fragte Phoebe skeptisch.
"Ja, wahrscheinlich hat Deacon sich hier im Büro mit Canterro getroffen. Das Treffen ist dann wohl nicht nach Canterros Wünschen verlaufen, und als Deacon gegangen ist, ist er ihm gefolgt. Da Deacon dann die Türen für mich aufgelassen hat, konnte Canterro ohne Probleme hinter ihm hergehen, ihn überwältigen und mitnehmen, wohin auch immer. Er brauchte noch nicht einmal einen Dämon dafür."
"Naja möglich ist das schon." überlegte Phoebe
"Wenn ich nur wüsste, wohin er ihn gebracht hat. Ich weiß nicht, es steckt mehr dahinter, als wir denken, das spüre ich. Wir haben schon probiert ihn auszupendeln, aber ohne Erfolg. Und die Canterros scheinen in ihrem Haus in der Stadt zu sein, jedenfalls ging sie ans Telefon, als ich kurz anrief. Wir wollen uns dort noch kurz umschauen, aber wir wollen auch nicht zu auffällig sein. Ich kann auch nicht sagen, warum mich die ganze Angelegenheit so beunruhigt." meinte Piper seufzend.
Phoebe dachte nach. "Du denkst also, Deacon weiß doch mehr, als er uns verraten hat, und er setzt die Canterros unter Druck? Hm, könnte sein."
Cole hatte neben ihr zugehört und meinte nun. "Er könnte doch sein Vergessensmittel einsetzen, dann hat er keine Probleme mehr mit Deacon."
Phoebe sah ihn aufmerksam an, er könnte Recht haben. Sie wandte sich wieder an Piper. "Piper, da gibt es noch eine Möglichkeit, wo sie Deacon hingebracht haben können. Die Canterros haben ein Grundstück auf dem Land und Cole glaubt, dass sie dort ein unterirdisches Labor gebaut haben. Dort erforschen sie anscheinend auch ein gedächtnislöschendes Mittel."
Piper hörte aufmerksam zu. "Du meinst sie könnten ein Mittel entwickelt haben, dass genauso funktioniert wie das von Quasta?"
"Scheint so." erwiderte Phoebe. "Und das wäre doch die perfekte Lösung, wenn Deacon etwas ausplaudern will."
"Hm, wenn er tatsächlich so ein Mittel hätte, dann könnte er es auch bei sich Zuhause haben. Wie schon gesagt, wir schauen heute noch dort vorbei und du solltest dir am besten die Adresse von dem Grundstück auf dem Land von Cole besorgen, damit wir morgen dort nachschauen können, falls es nötig ist."
"Ich kann es ja versuchen." meinte Phoebe, doch es erschien ihr fast unmöglich, die Adresse zu bekommen, ohne dass Cole dort nicht selbst Nachforschungen anstellen wollte.
Piper hörte die Zweifel in Phoebes Stimme. "Wie geht es ihm denn so, hat er sich mit der Situation im Büro abgefunden."
"Nicht so richtig."
"Also, es tut mir wirklich Leid Phoebe, aber irgendwann musste es dazu kommen. Er wird schon damit klarkommen." meinte Piper optimistisch, und als Phoebe nicht antwortete fügte sie hinzu. "Aber lasst euch nicht einfallen, alleine nach diesem Labor zu suchen, die Canterros könnten gefährlich sein. Und sie haben ganz sicher mit Dämonen zu tun."
"Werden wir schon nicht, keine Sorge."
Nachdem Phoebe aufgelegt hatte, fragte Cole neugierig "Was werden wir nicht?"
"Alleine Canterros Landgrundstück auskundschaften." teilte ihm Phoebe mit. "Du hast sicher mitbekommen, dass sie Deacon nicht gefunden haben. Und Piper nimmt sich die ganze Angelegenheit sehr zu Herzen, ich verstehe auch nicht recht warum, sie denkt es steckt mehr dahinter, als wir überhaupt ahnen."
"Und warum will sie dann nicht, dass wir auf dem Land mal nach dem Rechten schauen?"
"Weil es gefährlich werden könnte. Sie macht sich Sorgen um mich, .... um uns."
Cole musste lächeln, ja sicher. "Wir können ja vorsichtig sein." meinte er. "Und wenn wir nichts finden, dann musst du es ihr ja nicht erzählen."
Phoebe sah ihn verschwörerisch an. "Du meinst also auch, dass wir uns mal kurz umschauen sollten."
"Ja, dass mit unserem Essen würde heute doch nichts mehr werden und ich wollte mich sowieso auf dem Grundstück umsehen, also warum nicht gleich heute mit dir." fragte Cole grinsend.
Phoebe sah ein, dass er Recht hatte, irgendwann würde er sich mit Sicherheit auf das Gelände begeben und wenn sie dabei war, dann konnte sie ihn wenigstens vor dämonischen Kräften bewahren oder ablenken. Also stimmte sie zu. Sie gingen in Coles Wohnung und holten die Zeichnung von Paula Tremayne.
Cole zeigte Phoebe die Stellen, an denen Paula die Eingänge zu dem unterirdischen Labor vermutete. "Es befindet sich vermutlich ein Lift im Haus und ein weiterer Eingang könnte eine Art Autozufahrt in diesem Wald sein." Er zeigte auf den südlichen Teil des Planes. "Da wir uns leider nicht so leicht in das Haus beamen können, wie dein Schwager, müssen wir uns wohl um den Eingang im Wald kümmern." Er schaute sie mit einem ironischen Blick an.
"Du könntest mir die Adresse auch geben und ich gebe sie an Piper weiter." erklärte Phoebe, und war sich sicher, wie die Antwort ausfallen würde.
"Tja, tut mir Leid, aber das ist keine gute Idee, ich habe nämlich meine Zweifel, dass mich deine Familie einfach so mitnehmen würde." Er sah sie fragend an.
Phoebe zuckte mit den Achseln, sie hatte es versucht, und jetzt blieb ihr keine andere Möglichkeit, als mit ihm dorthin zu fahren. Sie schaute auf die Adresse. "Es ist ein Stück zu fahren, aber wir müssten es leicht vor der Dunkelheit schaffen, wir wollen schließlich nur kurz vorbeischauen." meinte sie zuversichtlich und lächelte ihn an. "Und vorher können wir noch in einem Drive In vorbeischauen, das ist schließlich auch eine Einladung zum Essen."
"Ich hatte mir darunter zwar etwas anderes vorgestellt, aber warum nicht." Cole sah sie lächelnd an und beide waren froh, dass ihre Differenzen fürs erste beigelegt waren.
Das Grundstück der Canterros lag etwa 100 Kilometer westlich von San Francisco in einem abgelegenen ländlichen Gebiet, das zu großen Teilen noch unbewohnt war. Auf dem Weg dorthin hielten sie an einem Schnellimbiss an. Da sie noch genug Zeit hatten, stiegen sie aus und setzten sich mit ihrem Essen an einen leeren Tisch am Fenster.
Cole blickte aus dem Fenster und warf dann einen Blick auf Phoebe. "Hattest du nicht gesagt, dass du nicht an Magie glaubst," begann er und warf ihr einen argwöhnischen Blick zu.
"Wann hätte ich das denn sagen sollen?" fragte sie ihn erstaunt.
"Du hast gesagt, das du nicht glaubst, dass deine Kette magische Kräfte hat."
"Stimmt" meinte Phoebe und widmete sich wieder ihrem Essen. "Ich habe mir die Kette gekauft, weil ich sie schön fand, nicht weil ich an ihre Kräfte geglaubte habe. Aber überleg doch mal." Sie sah ihn triumphierend an. "Sie hat dich auf meine Spur gebracht, und dich somit wieder zu mir geführt, also wenn das keine Magie ist."
"Tja, wenn du das so siehst." Er sah sie skeptisch an.
Phoebe entschloss sich ihm wenigstens etwas von ihrem Leben zu erzählen. "Aber es gibt tatsächlich Magie in der Welt. Ich ... also ich und meine Schwestern, wir sind Hexen."
Cole sah sie zweifelnd an. "Hexen?"
"Ja, wir nutzen die Magie aber nur, um die Menschen vor dem Bösen zu retten." Sie sah ihn aufmerksam an.
"Aha, vor dem Bösen. Und wie geht das bitte, zieht ihr die Nadel aus den Voodoopuppen, die ein böser Mensch gebastelt hat." fragte er ironisch. Magie, nur der Gedanke daran, dass so etwas wirklich existieren könnte, war ihm völlig fremd.
"Nein, wir bewahren sie vor schwarzer Magie, und ähnlichen Gefahren." Dämonen und die Unterwelt erwähnte sie lieber nicht. Doch auch so merkte sie, dass er ihr nicht glaubte. "Aber was soll's ich habe dir ja gleich gesagt, dass du mir nicht glauben wirst."
"Ich versuche es ja, aber das ganze scheint mir doch ziemlich unglaubwürdig." Er lächelte sie versöhnlich an. "Könntest du nicht vielleicht in deine Wahrsagekugel schauen und auskundschaften, wo sich Deacon momentan aufhält."
Phoebe lächelte freundlich zurück. "Tut mir Leid, aber die habe ich leider nicht dabei. Und überhaupt für so etwas benutzen wir ein Pendel, und das hat uns leider auch nicht weiterhelfen können."
"So ein Pech." meinte er sarkastisch und fügte hinzu "Aber über welche überirdischen Fähigkeiten verfügst du denn nun?"
"Ich habe hauptsächlich Visionen, wo mir Menschen gezeigt werden, die in Gefahr sind. Und ach ja ich bin auch besonders gut darin, Zaubersprüche zu entwerfen." Teilte sie ihm zufrieden mit. "Und ich habe die Gabe der Levitation, was mir beim Kampf ziemlich zu gute kommt."
"Das habe ich schon bemerkt," erklärte er zynisch, als er sich an ihren Angriff im Büro erinnerte. "Aber trotzdem, das klingt alles nicht gerade spektakulär, was besseres hast du nicht zu bieten?"
"Was schwebt dir denn da vor?" fragte sie und funkelte ihn dabei wütend an.
"Ich weiß nicht, kannst du nicht wenigstens auf einem Besen reiten."
"Du nimmst das alles nicht besonders ernst, nicht wahr?"
"Doch sicher, wie soll ich mir sonst deinen teleportierenden Schwager erklären?" Im Grunde konnte er diesen ganzen Hexenkram nicht glauben. Aber bevor ihm keine realistischere Lösung für dieses Phänomen einfiel, musste er diese Möglichkeit wenigstens in Betracht ziehen. "Und du wirst es kaum glauben, aber ich hatte vor einiger Zeit einen Traum und da habe ich dich gesehen, wie du auf einem Besen reitest."
"Wirklich?" Phoebe sah ihn überrascht an. Es könnte tatsächlich sein, dass er sie schon einmal auf einem fliegenden Besen gesehen hatte. Sie hoffte das bedeutete nicht, dass er sich langsam wieder an Geschehnisse von früher erinnerten konnte, und sie dafür der Auslöser war.
"Du glaubst dann doch sicherlich auch an diesen Himmel und Hölle Kram, oder?" Cole blickte sie fragend an.
"Sicher im Prinzip schon, du etwa nicht?"
"Nein, ganz bestimmt nicht. Ich meine es wäre ja praktisch, wenn dich zum Schluss wirklich jemand nach deinen Taten oder besser deinem Herzen beurteilen würde, aber das ist doch Quatsch." meinte er überzeugt. "Stell dir nur mal vor, du wärst im Himmel und dort wären nur so überedle langweilige Leute, das wäre ja die schlimmste Strafe, die ich mir vorstellen kann." überlegte er lachend. "Obwohl, wenn es nach meiner Überzeugung ginge, dann würden diese selbstzufriedenen Gutmenschen, die sich für die besten Menschen der Welt halten, aber meist ein eiskaltes Herz haben, in der Hölle landen. Das wäre sicher ein Schock für sie." erklärte er mit einem zufriedenen Grinsen. "Die meisten Menschen tragen doch sowieso gut und böse in sich, die Frage ist nur, ob sie ein so ausgeprägtes Gewissen haben, dass sie sich für das Gute entscheiden. Dieses Himmel Hölle Zeug diente doch nur als Drohung"
Sie blickte ihn fragend an. "Als Drohung?"
"Ja sicher, wenn die Leute früher nicht gehorcht haben, dann konnte man sie mit der Androhung in die Hölle zu kommen, doch gut so lenken, wie die Kirche und damit auch die Herrschenden das wollten. War doch sehr zweckmäßig und hat auch funktioniert. Außerdem würde die Hölle langsam überquellen, und der Himmel auch denke ich." Er lachte. "Stell dir doch nur mal vor, sie würden wegen Überfüllung geschlossen. Wo bleiben dann nur die restlichen Toten?"
Selbst Phoebe musste bei der Vorstellung lachen.
"Und überhaupt, wer will sich schon anmaßen, zu beurteilen, wer wohin gehört. Könntest du das?"
Phoebe zuckte mit den Achseln. "Nein, ich denke nicht."
"Sei froh, dass du das gesagt hast, sonst hätte ich dich noch gefragt wohin ich gehöre." Cole lächelte sie herausfordernd an.
Sie blickte ihm tief in die Augen, er konnte nicht ahnen, was für gemischte Gefühle er mit diesem Satz bei ihr ausgelöst hatte.
"Aber wohin ich auch kommen werde, ist es mir egal, solange ich mit dir zusammen bin." Erklärte Cole ihre ernst.
"Ja ich weiß." Murmelte sie und hatte Angst, dass er ihren Kummer in ihren Augen sehen konnte. Sie wandte den Blick ab und blickte nachdenklich aus dem Fenster. Sie beschloss so schnell wie möglich das Thema zu wechseln. "Ich denke wir sollten uns langsam wieder auf den Weg machen, ich will nicht im Dunkeln in diesem Wald herumlaufen."
Cole hatte nichts dagegen, sofort aufzubrechen. "Keine schlechte Idee, die Canterros sind wenigstens etwas Reales."
Da war sich Phoebe gar nicht so sicher, aber sie sagte lieber nichts dazu. Sie verließen den Imbiss und begaben sich auf den weiteren Weg zum Grundstück der Canterros. Die Landschaft wurde langsam etwas bergiger und es gab mehr Waldgebiete und naturbelassene Grundstücke.
Nach einiger Zeit meinte Phoebe, "ich denke hier könnte es sein."
Cole schaute nach rechts "Du meinst dieses Grundstück mit der Gefängnismauer? Stimmt, könnte passen, wenn man etwas zu verbergen hat."
Das Gelände zu ihrer rechten war von einer mindestens zwei Meter hohen Mauer von der Straße getrennt. Nach gut einem Kilometer erreichten sie ein Tor. Es schien so als würde dahinter eine Straße weiter auf das Grundstück führen. In der Höhe des Autofensters befand sich ein Kasten, ähnlich denen, die man an Ein- und Ausfahrten in einer Parkhäusern antraf. Da kein weiteres Auto auf der Straße fuhr, hielt Cole an und sie stiegen aus, um das Gerät zu betrachten.
"Wie ich geahnt hatte," meinte Phoebe. "Ohne Karte kommen wir da nicht durch."
"Warte einen Moment." sagte Cole und holte die Chipkarte hervor, die ihn auch schon in das Archiv in der Chemiefabrik gebracht hatte. Er steckte die Karte in den Automaten, aber nichts passierte.
"Das ist wohl die falsche Karte." meinte Phoebe enttäuscht.
Cole wollte schon fragen, ob sie das Schloss nicht mit ihren Hexenkräften knacken konnte, hielt sich aber lieber zurück. "Es wird auch noch einen weniger auffälligen Weg auf das Grundstück geben, im Gegensatz zu den Canterros haben die anderen Besitzer meist noch nicht einmal einen Zaun."
"Du hast recht. Lass uns wieder einsteigen und bis zum nächsten Grundstück fahren, vielleicht führt diese Mauer ja nur die Straße entlang."
Sie fuhren weiter und kamen fast einen Kilometer später am Ende der Mauer an. Das Grundstück, das darauf folgte, war weder von einer Mauer, noch von einem Zaun umgeben. Ein Waldweg führt auf das Grundstück, den sie einschlugen. Einige Meter weiter, so dass der Wagen nicht mehr von der Straße aus gesehen werden konnte, parkten sie das Auto und stiegen aus. Sie sahen sich um und schlugen dann den Weg in Richtung des Canterro Grundstückes ein. Nach einiger Zeit kamen sie an einer Mauer an, die aus Backsteinen gefertigt war, aber sonst der Mauer an der Straße auffallend ähnelte. Sie gingen einige Zeit an der Mauer entlang, aber es schien so als würde sie das gesamte Gelände umschließen.
"Meinst du wir können darüberklettern." Fragte Phoebe skeptisch, und blickte an der zwei Meter hohen Mauer hoch.
"Kannst du nicht rüberspringen?" Fragte Cole mit einem Grinsen.
"Nein, tut mir leid, dass ist selbst für mich zu hoch." erklärte ihm Phoebe.
"Ein Besen steht hier leider nicht in der Nähe," erwiderte Cole, doch als er ihren bösen Blick sah, hob er beschwichtigend die Hände. "Tut mir Leid, ich höre ja schon auf." Er betrachtete die Mauer ebenfalls. "Hm, da sie nicht mehr die allerneuste ist, gibt es schon ein paar lockere Steine und Stellen, wo der Putz herausgefallen ist. Ich denke dass es möglich ist, so lange oben kein Stacheldraht ist, oder ein Alarm ausgelöst wird."
"Gut, ich denke nicht, dass sie einen Alarm haben, der auf Bewegungen reagiert, sonst hätten sie ja ständig Fehlalarm, wenn zufällig ein Tier oder ein Ast dagegen kommt." meinte Phoebe und schaute erneut skeptisch an der Mauer hoch. "Darum probier es am besten aus."
"Na schön." Er stellte sich vor die Mauer und begann nach einem Halt für seine Füße und seine Hände zu suchen, als er diese gefunden hatte, begann er die Mauer hochzuklettern, er verlor einmal fast den Halt, als ein lockerer Stein sich löste, aber schließlich kam er oben an. Doch als er sich hochziehen wollte, erblickte er zu seinem Entsetzen in der Mitte der Mauer einen Drahtkranz mit spitzen Stacheln. Dieser reichte jedoch nicht ganz bis an den Rand der Mauer, und somit blieb Cole ein schmaler Streifen, an dem er sich hochziehen konnte. Als er endlich oben stand, drehte er sich zu Phoebe um. "Das war zu erwarten, hier oben ist Stacheldraht."
"Kommst du daran vorbei?"
"Hm," Cole sah auf die mit Stacheldraht versperrte Mauer und wandte dann seinen Blick nach links. Es hatte den Anschein, als würde einige Meter entfernt ein Stück des Stacheldrahtes fehlen. "Dort hinten könnte eine Lücke sein," Er zeigte auf die Stelle. "Lass uns bis dorthin gehen."
Sie machten sich auf den Weg, Cole balancierte auf dem schmalen Rand der Mauer und Phoebe ging unten auf dem Boden. Als er an der Stelle ankam, sah er, dass er Recht gehabt hatte, an dieser Stelle fehlte ein Teil des Drahtes.
Phoebe versuchte nun ebenfalls die Mauer zu erklimmen und Cole half ihr dabei. Als sie beide oben standen, zwängten sie sich durch den stacheldrahtlosen Teil der Mauer und Cole ließ sich am anderen Ende vorsichtig auf den Boden nieder. Anschließend fing er Phoebe auf, als diese sich von der Mauer fallen ließ.
Da er sie schon in den Armen hielt küsste sie und murmelte "Schon ziemlich blöd von uns, unseren Abend hier zu verbringen."
"Du wollest doch unbedingt hierher." erklärte Phoebe ihm.
"Ja, du hast recht. Solche Sachen ziehen mich irgendwie magisch an." Er sah sie forschend an. "War ich schon immer so?"
"Kann man so sagen." Meinte Phoebe lachend "Aber das ist okay."
"Wirklich? Ich dachte du suchst nach jemandem der solide und ungefährlich ist?"
"Ich habe meine Meinung eben geändert." erklärte Phoebe und sah ihm tief in die Augen.
"Ich Idiot, was suchen wir nur hier?" ärgerte sich Cole, er könnte jetzt mit ihr in seiner Wohnung sein, aber nein. "Komm beeilen wir uns, damit wir schnell von hier wieder verschwinden können."
Sie sahen sich um und schlugen den Weg in nördlicher Richtung ein, da sie annahmen, dort auf die asphaltierte Straße zu stoßen. Da nirgendwo ein Trampelpfand zu erkennen war, mussten sie über Wurzeln steigen und sich an Bäumen und Sträuchern vorbeischlängeln, so dass sie nur langsam vorwärts kamen.
"So ein Mist," ärgerte sich Phoebe, als sie erneut über eine Wurzel stolperte. "Wenn wir nicht bald auf die Straße oder wenigstens einen Weg stoßen, müssen wir noch umkehren, ohne überhaupt irgendetwas entdeckt zu haben."
"Unter den dichten Bäumen erscheint es einem später, als es ist, und da vorne sieht es heller aus, wer weiß, vielleicht ist das endlich die Straße."
Sie gingen weiter und erreichten tatsächlich eine asphaltierte Straße, die in östlicher Richtung wieder zurück zu dem Tor an der Straße führte. Sie bogen nach links ab und blieben in der Nähe der Bäume, um vor vorbeifahrenden Autos versteckt zu sein. Nach einem knappen Kilometer verschwand die Straße in einem Tunnel, der möglicherweise zu dem unterirdischen Labor führen könnte. Phoebe und Cole blieben stehen und schauten sich an.
"Was meinst du, sollen wir hinuntergehen." fragte Phoebe.
Cole schaute sich um "Hm, bisher ist uns noch kein Auto entgegengekommen, aber wenn wir der Straße in den Tunnel folgen, dann können wir uns nicht mehr verstecken, falls doch eins kommt."
"Ich weiß." Phoebe sah in den Tunnel. "Aber was haben wir für eine Wahl?"
Er zuckte mit den Achseln und meinte "Na dann los."
Sie liefen die Einfahrt hinunter, und als sie fast unten angekommen waren, sahen sie vor sich ein weiteres Tor. "Oh verdammt." ärgerte sich Phoebe, als sie wieder einen ähnlichen Kasten sah, wie den vor dem Tor an der Straße.
Cole wollte erneut die Chipkarte ausprobieren, als sie hinter sich das Geräusch eines sich nähernden Autos wahrnahmen. Sie sahen sich erschrocken an und suchten augenblicklich nach einem Versteck. Vor dem Tor war es relativ dunkel, und da der Fahrer des Autos seine Aufmerksamkeit auf die linke Seite und den Automaten richten würde, begaben sie sich in die hinterste rechte Ecke. Phoebe hoffte, dass der Fahrer noch kein Licht angestellt hatte, denn das Scheinwerferlicht würde genau auf sie strahlen. Sie schaute die Straße hoch und schätzte ab, ob sie den Hauch einer Möglichkeit hätten, in den Wald zu entkommen. Da der Fahrer erst wenden oder aussteigen musste, wäre es theoretisch möglich, entschied sie erleichtert. Solange er keinen Alarm schlug, hatten sie eine Chance zu entkommen.
Das Auto kam näher und sie kauerten sich in die Ecke. Glücklicherweise hatte der Fahrer tatsächlich kein Licht eingeschaltet und es schien, als würde er sie nicht entdecken. Sie hörten, wie er sein Fenster herunterkurbelte und seine Karte in den Apparat steckte. Kurz darauf piepste dieser und das Tor begann sich zu öffnen. Der Fahrer schloss sein Fenster wieder und fuhr in die Garage, ohne die beiden zu bemerken. Cole und Phoebe folgten ihm in angemessener Entfernung, kurz bevor das Tor sich wieder schloss. Das Auto war inzwischen auf einem freien Parkplatz eingebogen, und Phoebe und Cole duckten sich hinter den anderen Wagen, die ebenfalls in der Garage parkten. Sie beobachteten, wie ein Mann aus dem Wagen stieg und auf eine Tür im hinteren Ende der Halle zuging. Als er verschwunden war, atmeten sie erleichtert auf. "Das war knapp." meinte Phoebe erleichtert.
"Das kannst du laut sagen." meinte Cole, konnte aber nicht ignorieren, dass ihm solche Situationen das Gefühl gaben, am Leben zu sein. Er blickte sich um. "Ich hoffe sie haben hier keine Überwachungskameras, sonst sind wir geliefert."
Sie blickten nach oben, konnten aber keine offensichtlichen Kameras erkennen. "Erkennen kann ich keine." meinte Phoebe und ging mit forschem Schritt auf die Tür zu, durch die der Mann verschwunden war. Cole folgte ihr und nachdem sie die Tür durchquert hatten, standen sie vor einem Aufzug.
"Scheint so, als ginge es noch tiefer nach unten." wunderte sich Phoebe und drückte auf den Knopf.
Cole sah sie skeptisch an. "Willst du wirklich den Lift nehmen?" Er schaute sich um. "Gibt es hier nicht irgendwo eine Treppe."
Am Ende des Ganges gab es tatsächlich eine Treppe, und sie beschlossen, dass es weniger auffällig war, diese zu nehmen. Sie blickten ins Teppenhaus, das einige Stockwerke in die Tiefe führte. Sie gingen die Stufen rechts und links herunter und kamen im ersten unteren Stockwerk an, wo eine Tür zu dieser Etage führte. Sie sahen sich an und beschlossen erst noch weiter nach unten zu gehen. Als sie in der nächsten Etage angekommen waren, hörten sie, wie sich unter ihnen eine Tür öffnete und jemand begann die Treppe hochzusteigen.
"Die Treppe ist also sicherer" wisperte Phoebe sarkastisch, als sie umkehrten. Sie versuchten, möglichst leise und dennoch schnell die Treppe wieder heraufzugehen.
Als sie zwei Treppen hochgestiegen waren, zeigte Cole auf die Tür, die in das erste Stockwerk führte. Phoebe nickte und er öffnete die Tür, die nur leicht quietschte. Unvermittelt standen sie in einem hellerleuchteten Gang. Am rechten Ende des Ganges sahen sie den Eingang zum Fahrstuhl und am linken Ende führte der Gang weiter nach rechts und links. Gegenüber gab es eine Tür. Vorsichtig traten sie auf diese Tür zu und lauschten. Als sie keine verdächtigen Laute hören konnten, öffnete Cole vorsichtig die Tür.
Sie befanden sich in einem nur mit einer Notbeleuchtung erhellten Raum, bei dem es sich um eine Art Lagerraum handelte. Auf Regalen lagen alle möglichen Arten von Geräten und Utensilien. Cole trat näher heran und betrachtete einige dieser Geräte. "Was das wohl ist." wunderte er sich.
Phoebe trat neben ihn und warf ebenfalls einen Blick auf die Gegenstände. "Keine Ahnung" meinte sie.
Cole ging weiter den Gang entlang und fand schließlich ein Gerät, dass ihn magisch anzog. Er nahm es aus dem Regal und schaute es sich genauer an. Es sah aus wie ein Schutzhandschuh und bestand aus einem formbaren Gestell aus Drähten und Stoff. Er zog den Handschuh an und zu seiner eigenen Überraschung waren solche Materialien verwendet worden, dass es kaum auffiel, dass er überhaupt einen Handschuh trug. Er drückte mit dem Daumen auf einen Knopf am Rand und eine brennende Kugel erschien in der Mitte seiner Handfläche. Er wollte den Schalter vor Schreck schon wieder ausschalten, als er bemerkte, dass die Materialien die Hitze des Balles von seiner Hand fern hielten. "Hey, schau mal, dieses Teil kommt mir irgendwie bekannt vor, ich weiß nur nicht woher." Er schaute es fasziniert an. "Ach ja, jetzt weiß ich es, in der Ausstellung da gab es eine Lampe, die so ähnlich aussah. Wozu es wohl nützlich ist?"
Phoebe kam um die Ecke und blieb vor Schreck zitternd stehen. Dieser Anblick war ihr nur allzu vertraut sie starrte ihn entsetzt an. Sie begriff erst mit der Zeit, dass sich Cole nicht wieder in einen Dämon verwandelt hatte, sondern dass es sich hierbei um ein Gerät handelte, dass den Energieball herstellte. "Oh Gott mach das aus." entfuhr es ihr panisch.
Cole starrte sie überrascht an. Er stellte das Gerät ab und kam zu ihr herüber. "Was ist denn los," fragte er besorgt und legte ihr den Arm um die Schulter, als er sie bleich im Gang stehen sah. "Es ist doch nur eine brennende Handlampe oder ein überdimensionales Feuerzeug, oder wozu das Ding auch immer gut ist." versuchte er sie zu beruhigen.
"Nein es ist eine Waffe." brachte sie heraus.
"Eine Waffe?" Er sah auf seine Hand, gab der Versuchung aber nicht nach das Gerät wieder anzustellen, da es Phoebe derart in Panik versetzt hatte. "Was soll das denn für eine Waffe sein, damit kann man höchstens einen Brand legen."
"Lass uns von hier verschwinden." meinte Phoebe und sah sich um. "Wir hätten gar nicht erst hierher kommen sollen."
Cole sah sie irritiert an, was war denn auf einmal los mit ihr. "Meinst du nicht wir sollten die Gelegenheit wahrnehmen und uns hier erst einmal umschauen, wenn es uns schon gelungen ist, hier reinzukommen?" fragte er und sah sie eindringlich an.
Phoebe schüttelte den Kopf. "Es ist viel zu gefährlich, wer weiß was die mit uns anstellen, wenn sie uns hier erwischen."
Cole sah sie enttäuscht an, so eine Chance würden sie vielleicht nicht ein zweites Mal bekommen. Doch er spürte, dass sie sich wirklich unwohl fühlte und das ganze nicht mehr als Spaß ansah. "Also schön," meinte er schließlich "Wenn du wirklich schon gehen willst, dann lass uns gehen."
Phoebe wusste, dass er unzufrieden damit war, jetzt schon zu gehen, aber sie hatte auf einmal ein ganz schlechtes Gefühl bei der Sache. Sie musste ihren Schwestern davon erzählen und sie mussten besser vorbereitet sein, wenn sie dieses Labor erforschen wollten. Und Cole wollte sie dann auch nicht unbedingt dabei haben. Diese Canterros entwickelten anscheinend tatsächlich Waffen und Fähigkeiten in der Art von Dämonen. Sie wusste zwar nicht, in wieweit der Energieballhandschuh identisch war mit einer echten dämonischen Energiekugel, aber sie wollte es lieber nicht herausfinden. "Und lege auch dieses Ding wieder weg." ermahnte sie ihn, bevor sie an der Tür lauschte.
Cole sah den Handschuh zweifelnd an. Er war gerade dabei, ihn wieder auf das Regal zu legen, als er es sich anders überlegte. Er steckte ihn in seine Jackentasche. Diese Kugel kam ihm irgendwie vertraut vor, und es würde sowieso niemandem auffallen, dass er fehlte, warum sollte er ihn da nicht einfach mitnehmen.
Phoebe hatte inzwischen leise die Tür geöffnet und er folgte ihr auf den Gang. An der Tür zum Treppenhaus blieben sie erneut stehen, aber es schien, als befände sich auch niemand im Treppenhaus. Sie stiegen die Stufen wieder hoch und kamen schließlich unbehelligt in der Garage an. Als sie sich umsahen, bemerkten sie, dass sich nicht mehr besonders viele Autos auf den Parkplätzen befanden. Sie gingen an der Wand entlang zum Tor, konnten dort aber keinen erkennbaren Toröffner entdecken.
"Wie geht dieses verdammte Tor nur auf," fluchte Phoebe.
"Ich weiß auch nicht, vielleicht muss das Auto über einen gewissen Sensor fahren." Sie gingen auf der Suche danach vor dem Tor auf und ab, aber nichts geschah.
Phoebe blickte sich um. "Wenn wir hier warten, bis, ein Auto kommt oder fährt, riskieren wir noch entdeckt zu werden."
"Und es könnte noch Stunden dauern, bis eins kommt. Die meisten scheinen schon nach Hause gefahren zu sein. Und die Nachtschicht ist wohl auch schon da. Vielleicht sollten wir schauen, ob es noch einen anderen Ausgang gibt."
Sie gingen an den äußeren Wänden der Garage entlang und fanden in der entgegengesetzten Ecke endlich eine Tür, die als Feuerschutztür gekennzeichnet war. "Nur im Notfall benutzen." las Phoebe. "Nun ich denke dies ist ein Notfall." Sie öffnete die schwere Tür und befand sich vor einer schmalen Leiter, die nach oben führte.
Cole folgte ihr, und sah ebenfalls die Leiter hoch. Hinter ihnen fiel die Tür ins Schloss. Cole drehte sich um und versuchte sie wieder zu öffnen, doch es befand sich kein Knauf an der Tür. Von außen konnte man sie somit nicht öffnen. "Tja" meinte Cole, "da haben wir uns wohl ausgesperrt. Zurück kommen wir nicht mehr."
"Wollen wir ja auch nicht unbedingt" erwiderte Phoebe und stieg die Leiter hoch. Als sie oben ankam, bemerkte sie, dass es schon später war, als sie gedacht hatte. Sie sah sich um, und im ersten Augenblick erschien es ihr, als wäre es schon stockdunkel. Die Sonne war fast unter gegangen und durch die Bäume schien kaum noch Licht. Doch mit der Zeit gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit.
Als Cole kurze Zeit später neben ihr stand, fragte sie ihn "Wo sind wir hier nur? Weißt du in welche Richtung wir gehen müssen, um zum Auto zu kommen."
Cole schaute sich um, von dieser Stelle aus konnten sie weder die Straße oder Autoscheinwerfer, noch einen anderen Anhaltspunkt finden, wo sie sich befanden. "Tja." meinte er und wollte es nicht recht zugeben, dass er ebenfalls nicht wusste wo sie langgehen mussten. Er versuchte sich die Form und Lage der Garage vorzustellen und entschied sich schließlich für eine Richtung. "Wir müssen da lang." erklärte er zuversichtlicher als er war.
"Bist du sicher?" Phoebe schien von seinen Orientierungsfähigkeiten nicht ganz so überzeugt zu sein.
"Ja klar, du weißt doch, Männer haben den besseren Orientierungssinn." erklärte er grinsend.
"Ach tatsächlich? Dass ich nicht lache!" meinte Phoebe verächtlich.
"Hast du einen besseren Vorschlag? Wenn wir hier noch lange herumstehen, dann wird es immer dunkler."
Sie begannen sich im Halbdunkeln durch die Bäume zu schlagen, doch ihr Vorhaben erwies sich als noch schwerer als gedacht. Sie stolperten immer wieder über Wurzeln und wurden von den Ästen der Bäume verkratzt. Es wurde immer dunkler und sie waren bisher kaum vorwärts gekommen.
Als Phoebe erneut von einem Ast gestreift wurde, blieb sie entnervt stehen. "Es hilft alles nichts," entschied sie, "ich rufe Leo."
Cole blieb erstaunt stehen und sah sie im Dunkel an. "Hast du dein Telefon doch dabei?"
"Nein, das habe ich dummerweise im Auto vergessen, aber das brauche ich auch gar nicht dafür." Sie begann nach ihm zu rufen.
"Na da bin ich ja gespannt" murmelte Cole und beobachtete sie mit einem skeptischen Blick, und wie er erwartet hatte, geschah nichts.
Phoebe sah sich irritiert um "Das verstehe ich nicht? Warum hört er mich nicht?"
Cole verkniff sich einen Kommentar, während Phoebe es weiter versuchte, ihren Schwager zu rufen. Nachdem weitere Minuten nichts passierte, meinte Cole schließlich "Ich will dich ja nicht hetzten, aber es wird immer dunkler und Leo kann deinen Ruf von San Francisco aus leider nicht hören, auch wenn er noch so gute Ohren hat." Wenn es heller gewesen wäre, hätte er ihren mitleidigen Blick sehen können, den sie ihm zuwarf. So hörte er nur ihr verächtliches Schnauben.
Doch zu ihrem Ärger musste sich Phoebe eingestehen, dass Leo sie tatsächlich nicht zu hören schien. Sie versuchte etwas anderes, und sah zu ihrem Entsetzen ihre Ahnung bestätigt. "Hier funktioniert keine Magie." Entfuhr es ihr entsetzt.
"Aha."
"Du weißt nicht, was das bedeutet, die Canterros haben es fertig gebracht, dass sie auf diesem Gelände alle Arten von Magie blocken können."
"Das hört sich ja wirklich schlimm an," meinte er sarkastisch "Aber diese Erkenntnis hilft uns im Moment leider auch nicht weiter. Es ist jetzt stockfinster hier und wir haben keine Ahnung, wie weit es noch bis zu unserem Auto ist, ganz zu schweigen von der Mauer und dem Stacheldraht." Er sah sich genervt um. "Ich würde ja diese brennende Lampe, oh entschuldige, Waffe einschalten, aber nachher setzte ich noch den Wald in Brand."
"Du hast sie doch mitgenommen." fuhr Phoebe ihn wütend an, "Ich hatte dich doch gebeten, sie dort zu lassen."
"Wieso denn? Dort lag soviel nutzloser Kram rum, da bemerken sie nie, dass dieser Handschuh fehlt, keine Sorge. Und ich würde mir das Ding Zuhause gerne näher anschauen."
Phoebe zuckte mit den Achseln, er hatte vielleicht sogar recht, und das war im Moment auch ihr geringstes Problem. Sie begannen Schritt für Schritt weiter zu kommen. Cole ging vor und versuchte ihnen den Weg zu bahnen. Doch kurze Zeit später hörte er, wie Phoebe hinter ihm stolperten. "Aua! Mist, mein Knöchel." fluchte sie. Cole drehte sich zu ihr um, sie hatte sich mit einer Hand an einen Baum gelehnt und hielt ihren Fuß hoch und versuchte ihn zu bewegen.
"Hast du ihn dir verstaucht." fragte er besorgt und ging zu ihr rüber.
"Ich weiß nicht, aber es tut höllisch weh, wenn ich versuche aufzutreten." Sie stützte sich bei ihm auf und versuchte es erneut. Sie biss die Zähne zusammen und meinte "Vielleicht geht es ja, lass es uns probieren." Doch dann stockte sie und meinte. "Aber wie soll ich mit dem Fuß nur die Mauer hochklettern"
Cole sah sie zweifelnd an. "Hm. Um ganz ehrlich zu sein, ist es doch hoffnungslos, wir kommen so schon kaum vorwärts und ob die Richtung stimmt kann ich auch nicht mit Sicherheit sagen."
"Aber was sollen wir denn sonst machen? Etwa hier bleiben." fragte Phoebe nicht sehr begeistert von dieser Vorstellung.
"Das wäre vielleicht die beste Lösung. Eine lauschige Nacht im Wald." Er sah sich um und fand ein Stück neben ihnen einen großen Baum. Er kniete sich hin und legte seine Jacke auf den Boden. "Hier ist es gar nicht so übel." meinte er und half ihr zu der Stelle herüber zu humpeln.
Phoebe schaute skeptisch auf die Jacke und kniete sich ebenfalls auf den Boden, um ihn im Dunkeln zu untersuchen. "Hoffentlich sitzen wir hier nicht auf einem Ameisenhügel, das könnte unangenehm werden." Als sie nichts entdecken konnte, setzte sie sich. Cole setzte sich neben sie und legte seinen Arm beschützend um ihre Schulter. Sie lehnten sich an den Baum und Cole spürte wie Phoebe leicht fröstelte. Hier im Wald würde es in der Nacht sicher kalt werden.
"Ist dir kalt?"
Phoebe schüttelte den Kopf. "Nein, es geht schon." Sie kuschelte sich an Cole und lauschte in die Nacht. "Ob es hier wohl noch wilde Tier gibt?" fragte sie skeptisch.
"Wölfe und Bären sind sicher längst ausgerottet, falls es die hier überhaupt gegeben hat. Aber sollten dennoch welche kommen, dann habe ich ja immer noch die gefährliche Brandwaffe, die wird alle in die Flucht schlagen."
"Mach darüber lieber keine Witze."
"War gar keiner." Er schwieg einen Moment. "Was ängstigt dich an dem Ding denn so?"
"Es ist nicht so harmlos, wie du denkst. So eine Energiekugel kann durch schwarze Magie erschaffen werden." versuchte Phoebe es vorsichtig zu erklären, ohne zu viel zu sagen. "Wenn sie auf einen Menschen geworfen wird, dann verbrennt dieser augenblicklich. Es ist nicht nur das Feuer sondern auch negative Energie, Kräfte."
"Hm," Cole wusste nicht was er davon halten sollte. Der Handschuh, den er hatte, war auf jeden Fall voll mechanisch, ohne Zauber oder ähnlichem Zeug. "Und ich dachte du beschäftigst dich mit so harmlosen Dingen wie Tarotkarten legen oder anzünden von Räucherstäbchen."
"Sowas mache ich auch, gelegentlich."
"Helen hat von einem Freund einmal Räucherstäbchen geschenkt bekommen, die sie dann ihm zu Ehren angesteckt hat. Der Geruch war furchtbar, wir haben fast Kopfschmerzen bekommen und dann ging das blöde Ding noch nicht einmal aus."
"Das war bestimmt billige Massenware." teilte ihm Phoebe mit.
"Das muss ich ihr erzählen" meinte Cole lachend.
"Du magst sie sehr, nicht wahr?"
"Wen Helen?" er nahm schemenhaft ein Nicken war. "Ja sie ist etwas besonderes, eine gute Freundin, du musst sie unbedingt näher kennen lernen."
"Hm," Phoebe schaute nach oben und suchte den Himmel. "Falls wir je aus diesem Wald herauskommen." Sie seufzte. "Wenn wenigstens Vollmond wäre, dann könnten wir vielleicht etwas mehr erkennen."
"Bei den dichten Bäumen würde uns das auch nicht viel helfen." meinte er skeptisch.
Sie blickte nach oben und musste ihm zustimmen, durch den dichten Baum konnte sie noch nicht einmal die Sterne sehen. Sie schmiegte sich noch näher an Cole und meinte seufzend "Vor einer Woche hatten wir Vollmond, da ging es uns jedenfalls viel besser."
Cole lächelte bei dem Gedanken daran. Er konnte nicht glauben, dass es erst eine Woche her war. Es kam ihm vor als wäre er schon immer mit ihr zusammen gewesen. "Solange du bei mir bist, geht es mir immer gut, selbst hier auf einem Ameisenhaufen." Er wollte an keinem anderen Ort der Welt sein, als hier mit ihr, komisch, und dass, obwohl sie ihn heute mit ihrer Geheimnistuerei fast zur Weißglut gebracht hatte. Er hatte ihr längst verziehen, und das Magieproblem würde sich auch noch lösen lassen, da war er sich sicher. Er konnte im Dunken gerade noch ihr Gesicht erkennen und beugte sich zu ihr um sie zu küssen.
Augenblicklich vergaß Phoebe die Ameisen und die wilden Tiere und schlang ihre Arme um seinen Hals. "Wenn es hier nur nicht so unbequem und so kalt wäre." murmelte sie "Ich bin ja eigentlich experimentierfreudig, aber hier vergeht einem doch alles."
"Schade, aber ich bin ja selbst Schuld." Stöhnte Cole."Warum hast du mich auch nicht davon abgebracht, hierher zu kommen."
"Ich glaube kaum, dass mir das gelungen wäre, du hast schon immer getan, was du wollest."
"Das glaube ich kaum, für dich würde ich alles tun." Erklärte er überzeugt. "Ich liebe dich Phoebe."
Phoebe lächelte zufrieden. Wenn ihr vor einem Monat jemand erzählt hätte, dass sie bald eine Nacht in einem finsteren Wald mit Cole verbringen würde, und sich dabei so wohl fühlen würde, dann hätte sie ihn für verrückt erklärt, aber es war so, sie war glücklich. "Ich liebe dich auch Cole, aber trotzdem wäre ich jetzt gerne wo anders."
"Wo bleibt denn deine Abenteuergeist, deine Naturverbundenheit?" meinte er mit gespielter Entrüstung.
"Von Mücken zerstochen zu werden und sich womöglich noch eine Zecke einzufangen, also da kann ich mir wirklich etwas besseres vorstellen."
"Es ist mal etwas anderes."
"Wem sagst du das." Sie legte ihren Kopf an seine Brust und hörte seinen Herzschlag. "Aber du hast Recht, es hätte auch noch schlimmer kommen können, ich könnte mit Philip hier sein, der wäre sicher längst in Panik ausgebrochen."
"Wieso hast du dich überhaupt mit ihm abgegeben?"
"Hm, also so schlimm ist er nun auch wieder nicht." verteidigte ihn Phoebe. "Und ich wollte einfach die Theorie testen, dass Gegensätze sich anziehen."
"Dann habt ihr die These also widerlegt und das Ganze hatte auch sein Gutes."
"Sei dir da lieber nicht so sicher." meinte Phoebe verschlagen.
"Wie meinst du das denn jetzt?" fragte Cole alarmiert und schob sie ein Stück weg, damit er sie im Dunkeln anblicken konnte.
Sie lachte. "Ich meine nicht wegen Philip, sondern wegen uns, auf einer Ebenen konnten wir nicht unterschiedlicher sein, glaub' mir."
"Hm, und auf welcher?" erkundigte Cole sich neugierig. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, auf welcher Ebene das gewesen sein sollte.
"Das sag ich dir besser nicht."
"Ach was, das hatte ich mir fast gedacht, und es ist auch sinnlos, noch weiter zu fragen, nicht wahr?"
"Ja, so ist es, du lernst wirklich schnell." sie kuschelte sich an ihn.
"Ja ich weiß. Weißt du, vom ersten Moment an wußte ich, dass ich dich kenne. Da war so etwas besonderes zwischen uns, ganz egal wie zickig du warst. Ich wußte, dass wir zusammengehören."
"Ich war nicht zickig." Meinte Phoebe empört und erbarmte sich dann doch ihm zu erklären. "Und wenn dich das beruhigt, den Unterschied gibt es heute nicht mehr."
Sie schwiegen eine Weile. "Cole?" meinte Phoebe schließlich.
"Ja."
"Lass nicht zu, dass wieder etwas zwischen uns kommt, versprichst du mir das?"
"Ja, sicher." erwiderte er, überrascht, dass sie überhaupt dachte, dass so etwas passieren könnte.
Phoebe lauschte in die Nacht hinaus und hörte die Bäume rascheln und Äste knacken. Wenn sie wollte, dann konnte sie ihre Phantasie spielen lassen und sich bei den Geräuschen die schauerlichsten Dinge vorstellen, aber das ließ sie nicht zu. Und schließlich saß Cole neben ihr. "Kannst du mich nicht irgendwie ablenken, Cole? Erzählt mir etwas über Seattle." beschloss sie.
"Über Seattle?" Fragte er nicht sehr begeistert von der Idee, er konnte sich wirklich etwas besseres vorstellen.
"Ja ich war noch nie dort, wie ist es da so?"
"Na gut, wenn du unbedingt willst." Er begann ihr von seinem Leben in Seattle zu erzählen, bis er spürte, dass sie eingeschlafen war. Waren seine Erzählungen so langweilig gewesen, fragte er sich amüsiert. Er hörte auf die Geräusche des Waldes und war sich sicher, dass er in dieser Nacht kein Auge zutun würde.
30. Kapitel
"Also ist an diesem ganzen mystischen Zeug, diesem Schrein in meiner ehemaligen Wohnung und deinem Medium Kram wirklich etwas Wahres dran?" Cole konnte dies immer noch nicht glauben und schaute Phoebe misstrauisch an. "Und früher habe ich daran geglaubt?"
"Ja hast du, aber wenn du heute nicht mehr daran glaubst, dann ist es doch unwichtig und du musst dich nicht weiter darum kümmern."
"Ach, muss ich nicht?" er schüttelte ungläubig den Kopf. "Also langsam reicht es mir, egal was ich dir auch angetan habe, und was ich früher alles verbrochen habe. Aber du kannst doch nicht von mir verlangen, dass ich das alles so einfach hinnehme und keine Fragen stelle. Tut mir wirklich Leid, aber das ist unmöglich."
"Am besten fahre ich dich nach Hause." meinte Phoebe und startete den Wagen.
"Du bist wirklich unglaublich." meinte Cole und lehnte sich wütend zurück. Er verstand sie nicht. Er wusste mittlerweile, dass sie jetzt so verstockt war, dass sie ihm nichts mehr erzählen würde, aber wie sollte er sich damit abfinden. Menschen, die sich wie in Science Fiction Filmen durch die Gegend teleportieren konnten. "Dein Schwager beamt sich einfach mal so hierhin und dorthin und ich soll das ohne weitere Fragen hinnehmen?"
"Wenn du nicht unbedingt hättest mitkommen müssen, dann hättest du es gar nicht erst gesehen." fuhr Phoebe ihn ebenfalls wütend an.
"Na das ist ja mal eine Super Erklärung, die kann auch nur von dir kommen." Er schaute frustriert aus dem Fenster und auch Phoebe sagte kein Wort, bis sie vor Coles Wohnung ankamen.
"Also weil ich mitbekommen habe, wie merkwürdig sich dein Schwager fortbewegt, gehen wir nicht mehr zusammen aus?" fragte Cole und sah sie abwartend an.
"Ich hatte angenommen, dass du keine Lust mehr dazu hast." meinte Phoebe verblüfft.
"Wieso das denn?"
"Naja, weil ich dir nicht erklären kann, ...."
"Wohl eher willst. Aber was soll es, das bin ich ja mittlerweile gewohnt. Obwohl ich nicht verstehe, wie du es zulassen kannst, dass solche Dinge ständig zwischen uns stehen."
"Du würdest mir sowieso nicht glauben."
"Das kommt auf einen Versuch an."
Zu Phoebes Glück klingelte in dieser Minute ihr Telefon. Am anderen Ende war Piper, die ihr mitteilte, dass sie nicht in Canterros Büro kommen konnten, da es dort in der Nähe von Leuten wimmelte. Einige Arbeiter arbeiteten anscheinend auch am Samstag und niemand wollte es riskieren erwischt zu werden. Vor dem Gebäude hatten sie aber auf dem Bürgersteig neben einem Parkplatz ein Taschentuch mit Deacons Initialen gefunden.
"Warte mal, Deacon hat noch Taschentücher mit seinen Initialen, ich dachte soetwas gibt es gar nicht mehr." wunderte sich Phoebe.
"Tja, zum Glück hat er noch welche. Das spricht dafür, dass er heute hier war."
"Du denkst nicht, dass er noch dort ist?"
"Nein, ein Angestellter, der uns zufällig über den Weg gelaufen ist, war sehr gesprächig. Er hat uns erzählt, dass Canterro heute Nachmittag ein geschäftliches Treffen mit Deacon hatte und anschließend kurz nach ihm weggefahren ist." erklärte ihr Piper.
"Hm, meinst du Canterro ist Deacon gefolgt und hat ihn verschleppt?" fragte Phoebe skeptisch.
"Ja, wahrscheinlich hat Deacon sich hier im Büro mit Canterro getroffen. Das Treffen ist dann wohl nicht nach Canterros Wünschen verlaufen, und als Deacon gegangen ist, ist er ihm gefolgt. Da Deacon dann die Türen für mich aufgelassen hat, konnte Canterro ohne Probleme hinter ihm hergehen, ihn überwältigen und mitnehmen, wohin auch immer. Er brauchte noch nicht einmal einen Dämon dafür."
"Naja möglich ist das schon." überlegte Phoebe
"Wenn ich nur wüsste, wohin er ihn gebracht hat. Ich weiß nicht, es steckt mehr dahinter, als wir denken, das spüre ich. Wir haben schon probiert ihn auszupendeln, aber ohne Erfolg. Und die Canterros scheinen in ihrem Haus in der Stadt zu sein, jedenfalls ging sie ans Telefon, als ich kurz anrief. Wir wollen uns dort noch kurz umschauen, aber wir wollen auch nicht zu auffällig sein. Ich kann auch nicht sagen, warum mich die ganze Angelegenheit so beunruhigt." meinte Piper seufzend.
Phoebe dachte nach. "Du denkst also, Deacon weiß doch mehr, als er uns verraten hat, und er setzt die Canterros unter Druck? Hm, könnte sein."
Cole hatte neben ihr zugehört und meinte nun. "Er könnte doch sein Vergessensmittel einsetzen, dann hat er keine Probleme mehr mit Deacon."
Phoebe sah ihn aufmerksam an, er könnte Recht haben. Sie wandte sich wieder an Piper. "Piper, da gibt es noch eine Möglichkeit, wo sie Deacon hingebracht haben können. Die Canterros haben ein Grundstück auf dem Land und Cole glaubt, dass sie dort ein unterirdisches Labor gebaut haben. Dort erforschen sie anscheinend auch ein gedächtnislöschendes Mittel."
Piper hörte aufmerksam zu. "Du meinst sie könnten ein Mittel entwickelt haben, dass genauso funktioniert wie das von Quasta?"
"Scheint so." erwiderte Phoebe. "Und das wäre doch die perfekte Lösung, wenn Deacon etwas ausplaudern will."
"Hm, wenn er tatsächlich so ein Mittel hätte, dann könnte er es auch bei sich Zuhause haben. Wie schon gesagt, wir schauen heute noch dort vorbei und du solltest dir am besten die Adresse von dem Grundstück auf dem Land von Cole besorgen, damit wir morgen dort nachschauen können, falls es nötig ist."
"Ich kann es ja versuchen." meinte Phoebe, doch es erschien ihr fast unmöglich, die Adresse zu bekommen, ohne dass Cole dort nicht selbst Nachforschungen anstellen wollte.
Piper hörte die Zweifel in Phoebes Stimme. "Wie geht es ihm denn so, hat er sich mit der Situation im Büro abgefunden."
"Nicht so richtig."
"Also, es tut mir wirklich Leid Phoebe, aber irgendwann musste es dazu kommen. Er wird schon damit klarkommen." meinte Piper optimistisch, und als Phoebe nicht antwortete fügte sie hinzu. "Aber lasst euch nicht einfallen, alleine nach diesem Labor zu suchen, die Canterros könnten gefährlich sein. Und sie haben ganz sicher mit Dämonen zu tun."
"Werden wir schon nicht, keine Sorge."
Nachdem Phoebe aufgelegt hatte, fragte Cole neugierig "Was werden wir nicht?"
"Alleine Canterros Landgrundstück auskundschaften." teilte ihm Phoebe mit. "Du hast sicher mitbekommen, dass sie Deacon nicht gefunden haben. Und Piper nimmt sich die ganze Angelegenheit sehr zu Herzen, ich verstehe auch nicht recht warum, sie denkt es steckt mehr dahinter, als wir überhaupt ahnen."
"Und warum will sie dann nicht, dass wir auf dem Land mal nach dem Rechten schauen?"
"Weil es gefährlich werden könnte. Sie macht sich Sorgen um mich, .... um uns."
Cole musste lächeln, ja sicher. "Wir können ja vorsichtig sein." meinte er. "Und wenn wir nichts finden, dann musst du es ihr ja nicht erzählen."
Phoebe sah ihn verschwörerisch an. "Du meinst also auch, dass wir uns mal kurz umschauen sollten."
"Ja, dass mit unserem Essen würde heute doch nichts mehr werden und ich wollte mich sowieso auf dem Grundstück umsehen, also warum nicht gleich heute mit dir." fragte Cole grinsend.
Phoebe sah ein, dass er Recht hatte, irgendwann würde er sich mit Sicherheit auf das Gelände begeben und wenn sie dabei war, dann konnte sie ihn wenigstens vor dämonischen Kräften bewahren oder ablenken. Also stimmte sie zu. Sie gingen in Coles Wohnung und holten die Zeichnung von Paula Tremayne.
Cole zeigte Phoebe die Stellen, an denen Paula die Eingänge zu dem unterirdischen Labor vermutete. "Es befindet sich vermutlich ein Lift im Haus und ein weiterer Eingang könnte eine Art Autozufahrt in diesem Wald sein." Er zeigte auf den südlichen Teil des Planes. "Da wir uns leider nicht so leicht in das Haus beamen können, wie dein Schwager, müssen wir uns wohl um den Eingang im Wald kümmern." Er schaute sie mit einem ironischen Blick an.
"Du könntest mir die Adresse auch geben und ich gebe sie an Piper weiter." erklärte Phoebe, und war sich sicher, wie die Antwort ausfallen würde.
"Tja, tut mir Leid, aber das ist keine gute Idee, ich habe nämlich meine Zweifel, dass mich deine Familie einfach so mitnehmen würde." Er sah sie fragend an.
Phoebe zuckte mit den Achseln, sie hatte es versucht, und jetzt blieb ihr keine andere Möglichkeit, als mit ihm dorthin zu fahren. Sie schaute auf die Adresse. "Es ist ein Stück zu fahren, aber wir müssten es leicht vor der Dunkelheit schaffen, wir wollen schließlich nur kurz vorbeischauen." meinte sie zuversichtlich und lächelte ihn an. "Und vorher können wir noch in einem Drive In vorbeischauen, das ist schließlich auch eine Einladung zum Essen."
"Ich hatte mir darunter zwar etwas anderes vorgestellt, aber warum nicht." Cole sah sie lächelnd an und beide waren froh, dass ihre Differenzen fürs erste beigelegt waren.
Das Grundstück der Canterros lag etwa 100 Kilometer westlich von San Francisco in einem abgelegenen ländlichen Gebiet, das zu großen Teilen noch unbewohnt war. Auf dem Weg dorthin hielten sie an einem Schnellimbiss an. Da sie noch genug Zeit hatten, stiegen sie aus und setzten sich mit ihrem Essen an einen leeren Tisch am Fenster.
Cole blickte aus dem Fenster und warf dann einen Blick auf Phoebe. "Hattest du nicht gesagt, dass du nicht an Magie glaubst," begann er und warf ihr einen argwöhnischen Blick zu.
"Wann hätte ich das denn sagen sollen?" fragte sie ihn erstaunt.
"Du hast gesagt, das du nicht glaubst, dass deine Kette magische Kräfte hat."
"Stimmt" meinte Phoebe und widmete sich wieder ihrem Essen. "Ich habe mir die Kette gekauft, weil ich sie schön fand, nicht weil ich an ihre Kräfte geglaubte habe. Aber überleg doch mal." Sie sah ihn triumphierend an. "Sie hat dich auf meine Spur gebracht, und dich somit wieder zu mir geführt, also wenn das keine Magie ist."
"Tja, wenn du das so siehst." Er sah sie skeptisch an.
Phoebe entschloss sich ihm wenigstens etwas von ihrem Leben zu erzählen. "Aber es gibt tatsächlich Magie in der Welt. Ich ... also ich und meine Schwestern, wir sind Hexen."
Cole sah sie zweifelnd an. "Hexen?"
"Ja, wir nutzen die Magie aber nur, um die Menschen vor dem Bösen zu retten." Sie sah ihn aufmerksam an.
"Aha, vor dem Bösen. Und wie geht das bitte, zieht ihr die Nadel aus den Voodoopuppen, die ein böser Mensch gebastelt hat." fragte er ironisch. Magie, nur der Gedanke daran, dass so etwas wirklich existieren könnte, war ihm völlig fremd.
"Nein, wir bewahren sie vor schwarzer Magie, und ähnlichen Gefahren." Dämonen und die Unterwelt erwähnte sie lieber nicht. Doch auch so merkte sie, dass er ihr nicht glaubte. "Aber was soll's ich habe dir ja gleich gesagt, dass du mir nicht glauben wirst."
"Ich versuche es ja, aber das ganze scheint mir doch ziemlich unglaubwürdig." Er lächelte sie versöhnlich an. "Könntest du nicht vielleicht in deine Wahrsagekugel schauen und auskundschaften, wo sich Deacon momentan aufhält."
Phoebe lächelte freundlich zurück. "Tut mir Leid, aber die habe ich leider nicht dabei. Und überhaupt für so etwas benutzen wir ein Pendel, und das hat uns leider auch nicht weiterhelfen können."
"So ein Pech." meinte er sarkastisch und fügte hinzu "Aber über welche überirdischen Fähigkeiten verfügst du denn nun?"
"Ich habe hauptsächlich Visionen, wo mir Menschen gezeigt werden, die in Gefahr sind. Und ach ja ich bin auch besonders gut darin, Zaubersprüche zu entwerfen." Teilte sie ihm zufrieden mit. "Und ich habe die Gabe der Levitation, was mir beim Kampf ziemlich zu gute kommt."
"Das habe ich schon bemerkt," erklärte er zynisch, als er sich an ihren Angriff im Büro erinnerte. "Aber trotzdem, das klingt alles nicht gerade spektakulär, was besseres hast du nicht zu bieten?"
"Was schwebt dir denn da vor?" fragte sie und funkelte ihn dabei wütend an.
"Ich weiß nicht, kannst du nicht wenigstens auf einem Besen reiten."
"Du nimmst das alles nicht besonders ernst, nicht wahr?"
"Doch sicher, wie soll ich mir sonst deinen teleportierenden Schwager erklären?" Im Grunde konnte er diesen ganzen Hexenkram nicht glauben. Aber bevor ihm keine realistischere Lösung für dieses Phänomen einfiel, musste er diese Möglichkeit wenigstens in Betracht ziehen. "Und du wirst es kaum glauben, aber ich hatte vor einiger Zeit einen Traum und da habe ich dich gesehen, wie du auf einem Besen reitest."
"Wirklich?" Phoebe sah ihn überrascht an. Es könnte tatsächlich sein, dass er sie schon einmal auf einem fliegenden Besen gesehen hatte. Sie hoffte das bedeutete nicht, dass er sich langsam wieder an Geschehnisse von früher erinnerten konnte, und sie dafür der Auslöser war.
"Du glaubst dann doch sicherlich auch an diesen Himmel und Hölle Kram, oder?" Cole blickte sie fragend an.
"Sicher im Prinzip schon, du etwa nicht?"
"Nein, ganz bestimmt nicht. Ich meine es wäre ja praktisch, wenn dich zum Schluss wirklich jemand nach deinen Taten oder besser deinem Herzen beurteilen würde, aber das ist doch Quatsch." meinte er überzeugt. "Stell dir nur mal vor, du wärst im Himmel und dort wären nur so überedle langweilige Leute, das wäre ja die schlimmste Strafe, die ich mir vorstellen kann." überlegte er lachend. "Obwohl, wenn es nach meiner Überzeugung ginge, dann würden diese selbstzufriedenen Gutmenschen, die sich für die besten Menschen der Welt halten, aber meist ein eiskaltes Herz haben, in der Hölle landen. Das wäre sicher ein Schock für sie." erklärte er mit einem zufriedenen Grinsen. "Die meisten Menschen tragen doch sowieso gut und böse in sich, die Frage ist nur, ob sie ein so ausgeprägtes Gewissen haben, dass sie sich für das Gute entscheiden. Dieses Himmel Hölle Zeug diente doch nur als Drohung"
Sie blickte ihn fragend an. "Als Drohung?"
"Ja sicher, wenn die Leute früher nicht gehorcht haben, dann konnte man sie mit der Androhung in die Hölle zu kommen, doch gut so lenken, wie die Kirche und damit auch die Herrschenden das wollten. War doch sehr zweckmäßig und hat auch funktioniert. Außerdem würde die Hölle langsam überquellen, und der Himmel auch denke ich." Er lachte. "Stell dir doch nur mal vor, sie würden wegen Überfüllung geschlossen. Wo bleiben dann nur die restlichen Toten?"
Selbst Phoebe musste bei der Vorstellung lachen.
"Und überhaupt, wer will sich schon anmaßen, zu beurteilen, wer wohin gehört. Könntest du das?"
Phoebe zuckte mit den Achseln. "Nein, ich denke nicht."
"Sei froh, dass du das gesagt hast, sonst hätte ich dich noch gefragt wohin ich gehöre." Cole lächelte sie herausfordernd an.
Sie blickte ihm tief in die Augen, er konnte nicht ahnen, was für gemischte Gefühle er mit diesem Satz bei ihr ausgelöst hatte.
"Aber wohin ich auch kommen werde, ist es mir egal, solange ich mit dir zusammen bin." Erklärte Cole ihre ernst.
"Ja ich weiß." Murmelte sie und hatte Angst, dass er ihren Kummer in ihren Augen sehen konnte. Sie wandte den Blick ab und blickte nachdenklich aus dem Fenster. Sie beschloss so schnell wie möglich das Thema zu wechseln. "Ich denke wir sollten uns langsam wieder auf den Weg machen, ich will nicht im Dunkeln in diesem Wald herumlaufen."
Cole hatte nichts dagegen, sofort aufzubrechen. "Keine schlechte Idee, die Canterros sind wenigstens etwas Reales."
Da war sich Phoebe gar nicht so sicher, aber sie sagte lieber nichts dazu. Sie verließen den Imbiss und begaben sich auf den weiteren Weg zum Grundstück der Canterros. Die Landschaft wurde langsam etwas bergiger und es gab mehr Waldgebiete und naturbelassene Grundstücke.
Nach einiger Zeit meinte Phoebe, "ich denke hier könnte es sein."
Cole schaute nach rechts "Du meinst dieses Grundstück mit der Gefängnismauer? Stimmt, könnte passen, wenn man etwas zu verbergen hat."
Das Gelände zu ihrer rechten war von einer mindestens zwei Meter hohen Mauer von der Straße getrennt. Nach gut einem Kilometer erreichten sie ein Tor. Es schien so als würde dahinter eine Straße weiter auf das Grundstück führen. In der Höhe des Autofensters befand sich ein Kasten, ähnlich denen, die man an Ein- und Ausfahrten in einer Parkhäusern antraf. Da kein weiteres Auto auf der Straße fuhr, hielt Cole an und sie stiegen aus, um das Gerät zu betrachten.
"Wie ich geahnt hatte," meinte Phoebe. "Ohne Karte kommen wir da nicht durch."
"Warte einen Moment." sagte Cole und holte die Chipkarte hervor, die ihn auch schon in das Archiv in der Chemiefabrik gebracht hatte. Er steckte die Karte in den Automaten, aber nichts passierte.
"Das ist wohl die falsche Karte." meinte Phoebe enttäuscht.
Cole wollte schon fragen, ob sie das Schloss nicht mit ihren Hexenkräften knacken konnte, hielt sich aber lieber zurück. "Es wird auch noch einen weniger auffälligen Weg auf das Grundstück geben, im Gegensatz zu den Canterros haben die anderen Besitzer meist noch nicht einmal einen Zaun."
"Du hast recht. Lass uns wieder einsteigen und bis zum nächsten Grundstück fahren, vielleicht führt diese Mauer ja nur die Straße entlang."
Sie fuhren weiter und kamen fast einen Kilometer später am Ende der Mauer an. Das Grundstück, das darauf folgte, war weder von einer Mauer, noch von einem Zaun umgeben. Ein Waldweg führt auf das Grundstück, den sie einschlugen. Einige Meter weiter, so dass der Wagen nicht mehr von der Straße aus gesehen werden konnte, parkten sie das Auto und stiegen aus. Sie sahen sich um und schlugen dann den Weg in Richtung des Canterro Grundstückes ein. Nach einiger Zeit kamen sie an einer Mauer an, die aus Backsteinen gefertigt war, aber sonst der Mauer an der Straße auffallend ähnelte. Sie gingen einige Zeit an der Mauer entlang, aber es schien so als würde sie das gesamte Gelände umschließen.
"Meinst du wir können darüberklettern." Fragte Phoebe skeptisch, und blickte an der zwei Meter hohen Mauer hoch.
"Kannst du nicht rüberspringen?" Fragte Cole mit einem Grinsen.
"Nein, tut mir leid, dass ist selbst für mich zu hoch." erklärte ihm Phoebe.
"Ein Besen steht hier leider nicht in der Nähe," erwiderte Cole, doch als er ihren bösen Blick sah, hob er beschwichtigend die Hände. "Tut mir Leid, ich höre ja schon auf." Er betrachtete die Mauer ebenfalls. "Hm, da sie nicht mehr die allerneuste ist, gibt es schon ein paar lockere Steine und Stellen, wo der Putz herausgefallen ist. Ich denke dass es möglich ist, so lange oben kein Stacheldraht ist, oder ein Alarm ausgelöst wird."
"Gut, ich denke nicht, dass sie einen Alarm haben, der auf Bewegungen reagiert, sonst hätten sie ja ständig Fehlalarm, wenn zufällig ein Tier oder ein Ast dagegen kommt." meinte Phoebe und schaute erneut skeptisch an der Mauer hoch. "Darum probier es am besten aus."
"Na schön." Er stellte sich vor die Mauer und begann nach einem Halt für seine Füße und seine Hände zu suchen, als er diese gefunden hatte, begann er die Mauer hochzuklettern, er verlor einmal fast den Halt, als ein lockerer Stein sich löste, aber schließlich kam er oben an. Doch als er sich hochziehen wollte, erblickte er zu seinem Entsetzen in der Mitte der Mauer einen Drahtkranz mit spitzen Stacheln. Dieser reichte jedoch nicht ganz bis an den Rand der Mauer, und somit blieb Cole ein schmaler Streifen, an dem er sich hochziehen konnte. Als er endlich oben stand, drehte er sich zu Phoebe um. "Das war zu erwarten, hier oben ist Stacheldraht."
"Kommst du daran vorbei?"
"Hm," Cole sah auf die mit Stacheldraht versperrte Mauer und wandte dann seinen Blick nach links. Es hatte den Anschein, als würde einige Meter entfernt ein Stück des Stacheldrahtes fehlen. "Dort hinten könnte eine Lücke sein," Er zeigte auf die Stelle. "Lass uns bis dorthin gehen."
Sie machten sich auf den Weg, Cole balancierte auf dem schmalen Rand der Mauer und Phoebe ging unten auf dem Boden. Als er an der Stelle ankam, sah er, dass er Recht gehabt hatte, an dieser Stelle fehlte ein Teil des Drahtes.
Phoebe versuchte nun ebenfalls die Mauer zu erklimmen und Cole half ihr dabei. Als sie beide oben standen, zwängten sie sich durch den stacheldrahtlosen Teil der Mauer und Cole ließ sich am anderen Ende vorsichtig auf den Boden nieder. Anschließend fing er Phoebe auf, als diese sich von der Mauer fallen ließ.
Da er sie schon in den Armen hielt küsste sie und murmelte "Schon ziemlich blöd von uns, unseren Abend hier zu verbringen."
"Du wollest doch unbedingt hierher." erklärte Phoebe ihm.
"Ja, du hast recht. Solche Sachen ziehen mich irgendwie magisch an." Er sah sie forschend an. "War ich schon immer so?"
"Kann man so sagen." Meinte Phoebe lachend "Aber das ist okay."
"Wirklich? Ich dachte du suchst nach jemandem der solide und ungefährlich ist?"
"Ich habe meine Meinung eben geändert." erklärte Phoebe und sah ihm tief in die Augen.
"Ich Idiot, was suchen wir nur hier?" ärgerte sich Cole, er könnte jetzt mit ihr in seiner Wohnung sein, aber nein. "Komm beeilen wir uns, damit wir schnell von hier wieder verschwinden können."
Sie sahen sich um und schlugen den Weg in nördlicher Richtung ein, da sie annahmen, dort auf die asphaltierte Straße zu stoßen. Da nirgendwo ein Trampelpfand zu erkennen war, mussten sie über Wurzeln steigen und sich an Bäumen und Sträuchern vorbeischlängeln, so dass sie nur langsam vorwärts kamen.
"So ein Mist," ärgerte sich Phoebe, als sie erneut über eine Wurzel stolperte. "Wenn wir nicht bald auf die Straße oder wenigstens einen Weg stoßen, müssen wir noch umkehren, ohne überhaupt irgendetwas entdeckt zu haben."
"Unter den dichten Bäumen erscheint es einem später, als es ist, und da vorne sieht es heller aus, wer weiß, vielleicht ist das endlich die Straße."
Sie gingen weiter und erreichten tatsächlich eine asphaltierte Straße, die in östlicher Richtung wieder zurück zu dem Tor an der Straße führte. Sie bogen nach links ab und blieben in der Nähe der Bäume, um vor vorbeifahrenden Autos versteckt zu sein. Nach einem knappen Kilometer verschwand die Straße in einem Tunnel, der möglicherweise zu dem unterirdischen Labor führen könnte. Phoebe und Cole blieben stehen und schauten sich an.
"Was meinst du, sollen wir hinuntergehen." fragte Phoebe.
Cole schaute sich um "Hm, bisher ist uns noch kein Auto entgegengekommen, aber wenn wir der Straße in den Tunnel folgen, dann können wir uns nicht mehr verstecken, falls doch eins kommt."
"Ich weiß." Phoebe sah in den Tunnel. "Aber was haben wir für eine Wahl?"
Er zuckte mit den Achseln und meinte "Na dann los."
Sie liefen die Einfahrt hinunter, und als sie fast unten angekommen waren, sahen sie vor sich ein weiteres Tor. "Oh verdammt." ärgerte sich Phoebe, als sie wieder einen ähnlichen Kasten sah, wie den vor dem Tor an der Straße.
Cole wollte erneut die Chipkarte ausprobieren, als sie hinter sich das Geräusch eines sich nähernden Autos wahrnahmen. Sie sahen sich erschrocken an und suchten augenblicklich nach einem Versteck. Vor dem Tor war es relativ dunkel, und da der Fahrer des Autos seine Aufmerksamkeit auf die linke Seite und den Automaten richten würde, begaben sie sich in die hinterste rechte Ecke. Phoebe hoffte, dass der Fahrer noch kein Licht angestellt hatte, denn das Scheinwerferlicht würde genau auf sie strahlen. Sie schaute die Straße hoch und schätzte ab, ob sie den Hauch einer Möglichkeit hätten, in den Wald zu entkommen. Da der Fahrer erst wenden oder aussteigen musste, wäre es theoretisch möglich, entschied sie erleichtert. Solange er keinen Alarm schlug, hatten sie eine Chance zu entkommen.
Das Auto kam näher und sie kauerten sich in die Ecke. Glücklicherweise hatte der Fahrer tatsächlich kein Licht eingeschaltet und es schien, als würde er sie nicht entdecken. Sie hörten, wie er sein Fenster herunterkurbelte und seine Karte in den Apparat steckte. Kurz darauf piepste dieser und das Tor begann sich zu öffnen. Der Fahrer schloss sein Fenster wieder und fuhr in die Garage, ohne die beiden zu bemerken. Cole und Phoebe folgten ihm in angemessener Entfernung, kurz bevor das Tor sich wieder schloss. Das Auto war inzwischen auf einem freien Parkplatz eingebogen, und Phoebe und Cole duckten sich hinter den anderen Wagen, die ebenfalls in der Garage parkten. Sie beobachteten, wie ein Mann aus dem Wagen stieg und auf eine Tür im hinteren Ende der Halle zuging. Als er verschwunden war, atmeten sie erleichtert auf. "Das war knapp." meinte Phoebe erleichtert.
"Das kannst du laut sagen." meinte Cole, konnte aber nicht ignorieren, dass ihm solche Situationen das Gefühl gaben, am Leben zu sein. Er blickte sich um. "Ich hoffe sie haben hier keine Überwachungskameras, sonst sind wir geliefert."
Sie blickten nach oben, konnten aber keine offensichtlichen Kameras erkennen. "Erkennen kann ich keine." meinte Phoebe und ging mit forschem Schritt auf die Tür zu, durch die der Mann verschwunden war. Cole folgte ihr und nachdem sie die Tür durchquert hatten, standen sie vor einem Aufzug.
"Scheint so, als ginge es noch tiefer nach unten." wunderte sich Phoebe und drückte auf den Knopf.
Cole sah sie skeptisch an. "Willst du wirklich den Lift nehmen?" Er schaute sich um. "Gibt es hier nicht irgendwo eine Treppe."
Am Ende des Ganges gab es tatsächlich eine Treppe, und sie beschlossen, dass es weniger auffällig war, diese zu nehmen. Sie blickten ins Teppenhaus, das einige Stockwerke in die Tiefe führte. Sie gingen die Stufen rechts und links herunter und kamen im ersten unteren Stockwerk an, wo eine Tür zu dieser Etage führte. Sie sahen sich an und beschlossen erst noch weiter nach unten zu gehen. Als sie in der nächsten Etage angekommen waren, hörten sie, wie sich unter ihnen eine Tür öffnete und jemand begann die Treppe hochzusteigen.
"Die Treppe ist also sicherer" wisperte Phoebe sarkastisch, als sie umkehrten. Sie versuchten, möglichst leise und dennoch schnell die Treppe wieder heraufzugehen.
Als sie zwei Treppen hochgestiegen waren, zeigte Cole auf die Tür, die in das erste Stockwerk führte. Phoebe nickte und er öffnete die Tür, die nur leicht quietschte. Unvermittelt standen sie in einem hellerleuchteten Gang. Am rechten Ende des Ganges sahen sie den Eingang zum Fahrstuhl und am linken Ende führte der Gang weiter nach rechts und links. Gegenüber gab es eine Tür. Vorsichtig traten sie auf diese Tür zu und lauschten. Als sie keine verdächtigen Laute hören konnten, öffnete Cole vorsichtig die Tür.
Sie befanden sich in einem nur mit einer Notbeleuchtung erhellten Raum, bei dem es sich um eine Art Lagerraum handelte. Auf Regalen lagen alle möglichen Arten von Geräten und Utensilien. Cole trat näher heran und betrachtete einige dieser Geräte. "Was das wohl ist." wunderte er sich.
Phoebe trat neben ihn und warf ebenfalls einen Blick auf die Gegenstände. "Keine Ahnung" meinte sie.
Cole ging weiter den Gang entlang und fand schließlich ein Gerät, dass ihn magisch anzog. Er nahm es aus dem Regal und schaute es sich genauer an. Es sah aus wie ein Schutzhandschuh und bestand aus einem formbaren Gestell aus Drähten und Stoff. Er zog den Handschuh an und zu seiner eigenen Überraschung waren solche Materialien verwendet worden, dass es kaum auffiel, dass er überhaupt einen Handschuh trug. Er drückte mit dem Daumen auf einen Knopf am Rand und eine brennende Kugel erschien in der Mitte seiner Handfläche. Er wollte den Schalter vor Schreck schon wieder ausschalten, als er bemerkte, dass die Materialien die Hitze des Balles von seiner Hand fern hielten. "Hey, schau mal, dieses Teil kommt mir irgendwie bekannt vor, ich weiß nur nicht woher." Er schaute es fasziniert an. "Ach ja, jetzt weiß ich es, in der Ausstellung da gab es eine Lampe, die so ähnlich aussah. Wozu es wohl nützlich ist?"
Phoebe kam um die Ecke und blieb vor Schreck zitternd stehen. Dieser Anblick war ihr nur allzu vertraut sie starrte ihn entsetzt an. Sie begriff erst mit der Zeit, dass sich Cole nicht wieder in einen Dämon verwandelt hatte, sondern dass es sich hierbei um ein Gerät handelte, dass den Energieball herstellte. "Oh Gott mach das aus." entfuhr es ihr panisch.
Cole starrte sie überrascht an. Er stellte das Gerät ab und kam zu ihr herüber. "Was ist denn los," fragte er besorgt und legte ihr den Arm um die Schulter, als er sie bleich im Gang stehen sah. "Es ist doch nur eine brennende Handlampe oder ein überdimensionales Feuerzeug, oder wozu das Ding auch immer gut ist." versuchte er sie zu beruhigen.
"Nein es ist eine Waffe." brachte sie heraus.
"Eine Waffe?" Er sah auf seine Hand, gab der Versuchung aber nicht nach das Gerät wieder anzustellen, da es Phoebe derart in Panik versetzt hatte. "Was soll das denn für eine Waffe sein, damit kann man höchstens einen Brand legen."
"Lass uns von hier verschwinden." meinte Phoebe und sah sich um. "Wir hätten gar nicht erst hierher kommen sollen."
Cole sah sie irritiert an, was war denn auf einmal los mit ihr. "Meinst du nicht wir sollten die Gelegenheit wahrnehmen und uns hier erst einmal umschauen, wenn es uns schon gelungen ist, hier reinzukommen?" fragte er und sah sie eindringlich an.
Phoebe schüttelte den Kopf. "Es ist viel zu gefährlich, wer weiß was die mit uns anstellen, wenn sie uns hier erwischen."
Cole sah sie enttäuscht an, so eine Chance würden sie vielleicht nicht ein zweites Mal bekommen. Doch er spürte, dass sie sich wirklich unwohl fühlte und das ganze nicht mehr als Spaß ansah. "Also schön," meinte er schließlich "Wenn du wirklich schon gehen willst, dann lass uns gehen."
Phoebe wusste, dass er unzufrieden damit war, jetzt schon zu gehen, aber sie hatte auf einmal ein ganz schlechtes Gefühl bei der Sache. Sie musste ihren Schwestern davon erzählen und sie mussten besser vorbereitet sein, wenn sie dieses Labor erforschen wollten. Und Cole wollte sie dann auch nicht unbedingt dabei haben. Diese Canterros entwickelten anscheinend tatsächlich Waffen und Fähigkeiten in der Art von Dämonen. Sie wusste zwar nicht, in wieweit der Energieballhandschuh identisch war mit einer echten dämonischen Energiekugel, aber sie wollte es lieber nicht herausfinden. "Und lege auch dieses Ding wieder weg." ermahnte sie ihn, bevor sie an der Tür lauschte.
Cole sah den Handschuh zweifelnd an. Er war gerade dabei, ihn wieder auf das Regal zu legen, als er es sich anders überlegte. Er steckte ihn in seine Jackentasche. Diese Kugel kam ihm irgendwie vertraut vor, und es würde sowieso niemandem auffallen, dass er fehlte, warum sollte er ihn da nicht einfach mitnehmen.
Phoebe hatte inzwischen leise die Tür geöffnet und er folgte ihr auf den Gang. An der Tür zum Treppenhaus blieben sie erneut stehen, aber es schien, als befände sich auch niemand im Treppenhaus. Sie stiegen die Stufen wieder hoch und kamen schließlich unbehelligt in der Garage an. Als sie sich umsahen, bemerkten sie, dass sich nicht mehr besonders viele Autos auf den Parkplätzen befanden. Sie gingen an der Wand entlang zum Tor, konnten dort aber keinen erkennbaren Toröffner entdecken.
"Wie geht dieses verdammte Tor nur auf," fluchte Phoebe.
"Ich weiß auch nicht, vielleicht muss das Auto über einen gewissen Sensor fahren." Sie gingen auf der Suche danach vor dem Tor auf und ab, aber nichts geschah.
Phoebe blickte sich um. "Wenn wir hier warten, bis, ein Auto kommt oder fährt, riskieren wir noch entdeckt zu werden."
"Und es könnte noch Stunden dauern, bis eins kommt. Die meisten scheinen schon nach Hause gefahren zu sein. Und die Nachtschicht ist wohl auch schon da. Vielleicht sollten wir schauen, ob es noch einen anderen Ausgang gibt."
Sie gingen an den äußeren Wänden der Garage entlang und fanden in der entgegengesetzten Ecke endlich eine Tür, die als Feuerschutztür gekennzeichnet war. "Nur im Notfall benutzen." las Phoebe. "Nun ich denke dies ist ein Notfall." Sie öffnete die schwere Tür und befand sich vor einer schmalen Leiter, die nach oben führte.
Cole folgte ihr, und sah ebenfalls die Leiter hoch. Hinter ihnen fiel die Tür ins Schloss. Cole drehte sich um und versuchte sie wieder zu öffnen, doch es befand sich kein Knauf an der Tür. Von außen konnte man sie somit nicht öffnen. "Tja" meinte Cole, "da haben wir uns wohl ausgesperrt. Zurück kommen wir nicht mehr."
"Wollen wir ja auch nicht unbedingt" erwiderte Phoebe und stieg die Leiter hoch. Als sie oben ankam, bemerkte sie, dass es schon später war, als sie gedacht hatte. Sie sah sich um, und im ersten Augenblick erschien es ihr, als wäre es schon stockdunkel. Die Sonne war fast unter gegangen und durch die Bäume schien kaum noch Licht. Doch mit der Zeit gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit.
Als Cole kurze Zeit später neben ihr stand, fragte sie ihn "Wo sind wir hier nur? Weißt du in welche Richtung wir gehen müssen, um zum Auto zu kommen."
Cole schaute sich um, von dieser Stelle aus konnten sie weder die Straße oder Autoscheinwerfer, noch einen anderen Anhaltspunkt finden, wo sie sich befanden. "Tja." meinte er und wollte es nicht recht zugeben, dass er ebenfalls nicht wusste wo sie langgehen mussten. Er versuchte sich die Form und Lage der Garage vorzustellen und entschied sich schließlich für eine Richtung. "Wir müssen da lang." erklärte er zuversichtlicher als er war.
"Bist du sicher?" Phoebe schien von seinen Orientierungsfähigkeiten nicht ganz so überzeugt zu sein.
"Ja klar, du weißt doch, Männer haben den besseren Orientierungssinn." erklärte er grinsend.
"Ach tatsächlich? Dass ich nicht lache!" meinte Phoebe verächtlich.
"Hast du einen besseren Vorschlag? Wenn wir hier noch lange herumstehen, dann wird es immer dunkler."
Sie begannen sich im Halbdunkeln durch die Bäume zu schlagen, doch ihr Vorhaben erwies sich als noch schwerer als gedacht. Sie stolperten immer wieder über Wurzeln und wurden von den Ästen der Bäume verkratzt. Es wurde immer dunkler und sie waren bisher kaum vorwärts gekommen.
Als Phoebe erneut von einem Ast gestreift wurde, blieb sie entnervt stehen. "Es hilft alles nichts," entschied sie, "ich rufe Leo."
Cole blieb erstaunt stehen und sah sie im Dunkel an. "Hast du dein Telefon doch dabei?"
"Nein, das habe ich dummerweise im Auto vergessen, aber das brauche ich auch gar nicht dafür." Sie begann nach ihm zu rufen.
"Na da bin ich ja gespannt" murmelte Cole und beobachtete sie mit einem skeptischen Blick, und wie er erwartet hatte, geschah nichts.
Phoebe sah sich irritiert um "Das verstehe ich nicht? Warum hört er mich nicht?"
Cole verkniff sich einen Kommentar, während Phoebe es weiter versuchte, ihren Schwager zu rufen. Nachdem weitere Minuten nichts passierte, meinte Cole schließlich "Ich will dich ja nicht hetzten, aber es wird immer dunkler und Leo kann deinen Ruf von San Francisco aus leider nicht hören, auch wenn er noch so gute Ohren hat." Wenn es heller gewesen wäre, hätte er ihren mitleidigen Blick sehen können, den sie ihm zuwarf. So hörte er nur ihr verächtliches Schnauben.
Doch zu ihrem Ärger musste sich Phoebe eingestehen, dass Leo sie tatsächlich nicht zu hören schien. Sie versuchte etwas anderes, und sah zu ihrem Entsetzen ihre Ahnung bestätigt. "Hier funktioniert keine Magie." Entfuhr es ihr entsetzt.
"Aha."
"Du weißt nicht, was das bedeutet, die Canterros haben es fertig gebracht, dass sie auf diesem Gelände alle Arten von Magie blocken können."
"Das hört sich ja wirklich schlimm an," meinte er sarkastisch "Aber diese Erkenntnis hilft uns im Moment leider auch nicht weiter. Es ist jetzt stockfinster hier und wir haben keine Ahnung, wie weit es noch bis zu unserem Auto ist, ganz zu schweigen von der Mauer und dem Stacheldraht." Er sah sich genervt um. "Ich würde ja diese brennende Lampe, oh entschuldige, Waffe einschalten, aber nachher setzte ich noch den Wald in Brand."
"Du hast sie doch mitgenommen." fuhr Phoebe ihn wütend an, "Ich hatte dich doch gebeten, sie dort zu lassen."
"Wieso denn? Dort lag soviel nutzloser Kram rum, da bemerken sie nie, dass dieser Handschuh fehlt, keine Sorge. Und ich würde mir das Ding Zuhause gerne näher anschauen."
Phoebe zuckte mit den Achseln, er hatte vielleicht sogar recht, und das war im Moment auch ihr geringstes Problem. Sie begannen Schritt für Schritt weiter zu kommen. Cole ging vor und versuchte ihnen den Weg zu bahnen. Doch kurze Zeit später hörte er, wie Phoebe hinter ihm stolperten. "Aua! Mist, mein Knöchel." fluchte sie. Cole drehte sich zu ihr um, sie hatte sich mit einer Hand an einen Baum gelehnt und hielt ihren Fuß hoch und versuchte ihn zu bewegen.
"Hast du ihn dir verstaucht." fragte er besorgt und ging zu ihr rüber.
"Ich weiß nicht, aber es tut höllisch weh, wenn ich versuche aufzutreten." Sie stützte sich bei ihm auf und versuchte es erneut. Sie biss die Zähne zusammen und meinte "Vielleicht geht es ja, lass es uns probieren." Doch dann stockte sie und meinte. "Aber wie soll ich mit dem Fuß nur die Mauer hochklettern"
Cole sah sie zweifelnd an. "Hm. Um ganz ehrlich zu sein, ist es doch hoffnungslos, wir kommen so schon kaum vorwärts und ob die Richtung stimmt kann ich auch nicht mit Sicherheit sagen."
"Aber was sollen wir denn sonst machen? Etwa hier bleiben." fragte Phoebe nicht sehr begeistert von dieser Vorstellung.
"Das wäre vielleicht die beste Lösung. Eine lauschige Nacht im Wald." Er sah sich um und fand ein Stück neben ihnen einen großen Baum. Er kniete sich hin und legte seine Jacke auf den Boden. "Hier ist es gar nicht so übel." meinte er und half ihr zu der Stelle herüber zu humpeln.
Phoebe schaute skeptisch auf die Jacke und kniete sich ebenfalls auf den Boden, um ihn im Dunkeln zu untersuchen. "Hoffentlich sitzen wir hier nicht auf einem Ameisenhügel, das könnte unangenehm werden." Als sie nichts entdecken konnte, setzte sie sich. Cole setzte sich neben sie und legte seinen Arm beschützend um ihre Schulter. Sie lehnten sich an den Baum und Cole spürte wie Phoebe leicht fröstelte. Hier im Wald würde es in der Nacht sicher kalt werden.
"Ist dir kalt?"
Phoebe schüttelte den Kopf. "Nein, es geht schon." Sie kuschelte sich an Cole und lauschte in die Nacht. "Ob es hier wohl noch wilde Tier gibt?" fragte sie skeptisch.
"Wölfe und Bären sind sicher längst ausgerottet, falls es die hier überhaupt gegeben hat. Aber sollten dennoch welche kommen, dann habe ich ja immer noch die gefährliche Brandwaffe, die wird alle in die Flucht schlagen."
"Mach darüber lieber keine Witze."
"War gar keiner." Er schwieg einen Moment. "Was ängstigt dich an dem Ding denn so?"
"Es ist nicht so harmlos, wie du denkst. So eine Energiekugel kann durch schwarze Magie erschaffen werden." versuchte Phoebe es vorsichtig zu erklären, ohne zu viel zu sagen. "Wenn sie auf einen Menschen geworfen wird, dann verbrennt dieser augenblicklich. Es ist nicht nur das Feuer sondern auch negative Energie, Kräfte."
"Hm," Cole wusste nicht was er davon halten sollte. Der Handschuh, den er hatte, war auf jeden Fall voll mechanisch, ohne Zauber oder ähnlichem Zeug. "Und ich dachte du beschäftigst dich mit so harmlosen Dingen wie Tarotkarten legen oder anzünden von Räucherstäbchen."
"Sowas mache ich auch, gelegentlich."
"Helen hat von einem Freund einmal Räucherstäbchen geschenkt bekommen, die sie dann ihm zu Ehren angesteckt hat. Der Geruch war furchtbar, wir haben fast Kopfschmerzen bekommen und dann ging das blöde Ding noch nicht einmal aus."
"Das war bestimmt billige Massenware." teilte ihm Phoebe mit.
"Das muss ich ihr erzählen" meinte Cole lachend.
"Du magst sie sehr, nicht wahr?"
"Wen Helen?" er nahm schemenhaft ein Nicken war. "Ja sie ist etwas besonderes, eine gute Freundin, du musst sie unbedingt näher kennen lernen."
"Hm," Phoebe schaute nach oben und suchte den Himmel. "Falls wir je aus diesem Wald herauskommen." Sie seufzte. "Wenn wenigstens Vollmond wäre, dann könnten wir vielleicht etwas mehr erkennen."
"Bei den dichten Bäumen würde uns das auch nicht viel helfen." meinte er skeptisch.
Sie blickte nach oben und musste ihm zustimmen, durch den dichten Baum konnte sie noch nicht einmal die Sterne sehen. Sie schmiegte sich noch näher an Cole und meinte seufzend "Vor einer Woche hatten wir Vollmond, da ging es uns jedenfalls viel besser."
Cole lächelte bei dem Gedanken daran. Er konnte nicht glauben, dass es erst eine Woche her war. Es kam ihm vor als wäre er schon immer mit ihr zusammen gewesen. "Solange du bei mir bist, geht es mir immer gut, selbst hier auf einem Ameisenhaufen." Er wollte an keinem anderen Ort der Welt sein, als hier mit ihr, komisch, und dass, obwohl sie ihn heute mit ihrer Geheimnistuerei fast zur Weißglut gebracht hatte. Er hatte ihr längst verziehen, und das Magieproblem würde sich auch noch lösen lassen, da war er sich sicher. Er konnte im Dunken gerade noch ihr Gesicht erkennen und beugte sich zu ihr um sie zu küssen.
Augenblicklich vergaß Phoebe die Ameisen und die wilden Tiere und schlang ihre Arme um seinen Hals. "Wenn es hier nur nicht so unbequem und so kalt wäre." murmelte sie "Ich bin ja eigentlich experimentierfreudig, aber hier vergeht einem doch alles."
"Schade, aber ich bin ja selbst Schuld." Stöhnte Cole."Warum hast du mich auch nicht davon abgebracht, hierher zu kommen."
"Ich glaube kaum, dass mir das gelungen wäre, du hast schon immer getan, was du wollest."
"Das glaube ich kaum, für dich würde ich alles tun." Erklärte er überzeugt. "Ich liebe dich Phoebe."
Phoebe lächelte zufrieden. Wenn ihr vor einem Monat jemand erzählt hätte, dass sie bald eine Nacht in einem finsteren Wald mit Cole verbringen würde, und sich dabei so wohl fühlen würde, dann hätte sie ihn für verrückt erklärt, aber es war so, sie war glücklich. "Ich liebe dich auch Cole, aber trotzdem wäre ich jetzt gerne wo anders."
"Wo bleibt denn deine Abenteuergeist, deine Naturverbundenheit?" meinte er mit gespielter Entrüstung.
"Von Mücken zerstochen zu werden und sich womöglich noch eine Zecke einzufangen, also da kann ich mir wirklich etwas besseres vorstellen."
"Es ist mal etwas anderes."
"Wem sagst du das." Sie legte ihren Kopf an seine Brust und hörte seinen Herzschlag. "Aber du hast Recht, es hätte auch noch schlimmer kommen können, ich könnte mit Philip hier sein, der wäre sicher längst in Panik ausgebrochen."
"Wieso hast du dich überhaupt mit ihm abgegeben?"
"Hm, also so schlimm ist er nun auch wieder nicht." verteidigte ihn Phoebe. "Und ich wollte einfach die Theorie testen, dass Gegensätze sich anziehen."
"Dann habt ihr die These also widerlegt und das Ganze hatte auch sein Gutes."
"Sei dir da lieber nicht so sicher." meinte Phoebe verschlagen.
"Wie meinst du das denn jetzt?" fragte Cole alarmiert und schob sie ein Stück weg, damit er sie im Dunkeln anblicken konnte.
Sie lachte. "Ich meine nicht wegen Philip, sondern wegen uns, auf einer Ebenen konnten wir nicht unterschiedlicher sein, glaub' mir."
"Hm, und auf welcher?" erkundigte Cole sich neugierig. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, auf welcher Ebene das gewesen sein sollte.
"Das sag ich dir besser nicht."
"Ach was, das hatte ich mir fast gedacht, und es ist auch sinnlos, noch weiter zu fragen, nicht wahr?"
"Ja, so ist es, du lernst wirklich schnell." sie kuschelte sich an ihn.
"Ja ich weiß. Weißt du, vom ersten Moment an wußte ich, dass ich dich kenne. Da war so etwas besonderes zwischen uns, ganz egal wie zickig du warst. Ich wußte, dass wir zusammengehören."
"Ich war nicht zickig." Meinte Phoebe empört und erbarmte sich dann doch ihm zu erklären. "Und wenn dich das beruhigt, den Unterschied gibt es heute nicht mehr."
Sie schwiegen eine Weile. "Cole?" meinte Phoebe schließlich.
"Ja."
"Lass nicht zu, dass wieder etwas zwischen uns kommt, versprichst du mir das?"
"Ja, sicher." erwiderte er, überrascht, dass sie überhaupt dachte, dass so etwas passieren könnte.
Phoebe lauschte in die Nacht hinaus und hörte die Bäume rascheln und Äste knacken. Wenn sie wollte, dann konnte sie ihre Phantasie spielen lassen und sich bei den Geräuschen die schauerlichsten Dinge vorstellen, aber das ließ sie nicht zu. Und schließlich saß Cole neben ihr. "Kannst du mich nicht irgendwie ablenken, Cole? Erzählt mir etwas über Seattle." beschloss sie.
"Über Seattle?" Fragte er nicht sehr begeistert von der Idee, er konnte sich wirklich etwas besseres vorstellen.
"Ja ich war noch nie dort, wie ist es da so?"
"Na gut, wenn du unbedingt willst." Er begann ihr von seinem Leben in Seattle zu erzählen, bis er spürte, dass sie eingeschlafen war. Waren seine Erzählungen so langweilig gewesen, fragte er sich amüsiert. Er hörte auf die Geräusche des Waldes und war sich sicher, dass er in dieser Nacht kein Auge zutun würde.
