35. Kapitel
Am nächsten Morgen erhielt Cole Besuch von Trisha Raymond. "Trisha," meinte er überrascht, "was machst du denn hier?"
Sie erklärte ihm, dass sie die Forschungsergebnisse des Gedächtnismittels einigen ihrer Kollegen gezeigt hatte, und dass auch diese völlig verblüfft davon gewesen waren. Einige der verwendeten Substanzen waren ihnen gänzlich unbekannt.
Cole teilte ihr mit, das Canterro tatsächlich ein unterirdisches Labor auf einem Grundstück auf dem Land eingerichtet hatte. Er wusste nicht, wieviel er ihr erzählten sollte, aber er beschloss den ganzen magischen Kram beiseite zu lassen. "Ich war kurz dort, aber es ist gefährlich, er hat bewaffnete Leute in dem Wald und ich würde niemand raten, sich dort blicken zu lassen."
"Und was können wir jetzt tun?" fragte Trisha.
"Ich denke wir lassen lieber die Finger davon, ich habe die Sache an Leute weitergegeben, die sich mit so etwas auskennen." Sie sah ihn irritiert an. "Wenn etwas dabei herauskommt, also wenn Canterro das Handwerk gelegt wurde, dann erfährst du es als erste, versprochen." Er wollte sie so weit es ging aus der Sache heraushalten und ganz gegen seinen üblichen Tatendrang verspürte er auch nicht mehr die geringste Lust, sich um die Sache zu kümmern. Natürlich würde er Canterro gerne leiden sehen, dachte er grimmig und fragte sich, ob dies ein dämonischer Wesenszug war. Er nahm an, dass Phoebe und ihre Schwestern dieses Problem gerne in die Hand nehmen und Canterro zur Strecke bringen würden.
"Und die Polizei?" fragte sie argwöhnisch.
Er schüttelte den Kopf. "Die kann da nichts machen. Ich verspreche dir, dass Canterro und die übrigen ihre Strafe erhalten."
"Lynchjustiz?" fragte sie unzufrieden.
"Nein, wenn sie ihn überführt haben, dann landet er vielleicht sogar im Knast." Cole hatte keine Ahnung, was gute Hexen mit menschlichen Verbrechern anstellten, bei Dämonen schienen sie ja nicht lange zu fackeln. "Sie werden ihn sicher nicht lynchen." meinte er, obwohl er eigentlich nichts dagegen hätte.
"Da ist noch etwas anderes" druckste sie rum. "Meagan Canterro organisiert am heutigen Abend eine Veranstaltung, bei der sie ihr Unternehmen, die neusten Forschungsergebnisse und die Pläne für die Zukunft vorstellt. Es ist für die Belegschaft und Geschäftsfreunde und vor allem für die Presse. Ich würde gerne dorthingehen, aber ich habe keine Karte."
"Aber du willst dort hin? Was willst du denn da?" Fragte Cole überrascht.
"Ich will wissen, ob sie etwas zu dem neuen Mittel sagt und woher sie überhaupt diese neuen Substanzen hat. Selbst wenn sich deine Freunde um Canterro kümmern, dann will ich immer noch wissen, was in der Chemiefabrik vor sich geht." Sie sah ihn unsicher an. "Könntest du an Karten kommen?"
Cole sah sie nachdenklich an. Eigentlich wollte er ja mit der Sache nichts mehr zu tun haben, aber warum sollte er nicht mitgehen, vielleicht wäre es ganz interessant. Trotzdem fragte er zur Sicherheit erst einmal. "Ist ihr Mann auch dort, es könnte nämlich sein, dass er gesehen hat, wie ich nach ihrem geheimen Labor gesucht habe."
Trisha schüttelte den Kopf. "Nein, sie leiten ihre Unternehmen strikt getrennt. Aber wenn du ihn erblickst dann können wir sofort verschwinden." Sie sah ihn bittend an.
Cole seufzte. "Na gut, warum nicht. Ich kann ja mal versuchen an Karten zu kommen." Er griff nach dem Telefonhörer und rief einen Kollegen in der Wirtschaftsabteilung an. Als er wieder aufgelegt hatte sah er Trisha zufrieden an. "Sie lassen die Leute auf Grund von Einladungen rein. Von unserer Zeitung wollte nur ein Journalist hin, aber der hat sich krank gemeldet. Also geben sie mir die Einladung mit dem größten Vergnügen, wenn ich ihnen dafür kurz mitteile, was die Canterro so erzählt hat."
Trisha sah ihn begeistert an. "Also ich mache gerne für dich Notizen, wenn das das Problem sein sollte."
"Okay, wenn du mir diese Bürde abnimmst, dann kann ich wohl nicht nein sagen." gab Cole sich geschlagen. "Also wann soll ich dich abholen?" So ganz konnte er die ganze Angelegenheit doch nicht ruhen lassen.
Als Trisha verschwunden war, erschien Peter in Coles Büro. "Wo warst du denn gestern Nachmittag? Ich wollte, dass du mich zu meinem Auto bringst." erklärte er Cole genervt. "Jetzt musste es noch eine Nacht in diesem Wald stehen."
Cole hatte ganz vergessen, Peter Paiges Vorschlag zu unterbreiten, doch jetzt nutzte er die Gelegenheit. "Paige will dich hinbeamen, wenn du willst."
Peter starrte ihn verschreckt an. "Bist du verrückt mit diesen Wahnsinnigen bringen mich keine zehn Pferde mehr zusammen, da laufe ich lieber dahin."
"Das will ich sehen!" meinte Cole grinsend und zuckte mit den Achseln. "War nur ein Vorschlag."
"Nein danke! Ich versuche gerade nicht allzu erfolgreich diesen Albtraum als das abzutun, was es war, nämlich ein Albtraum. Und versuch ja nicht, mich vom Gegenteil zu überzeugen."
Cole hob die Hände hoch. "Ich habe keine Ambitionen dazu. Ich wünschte nur mir würde es genauso gelingen."
Peter seufzte. "Fehlt nur noch mein Wagen." Er sah sich um. "Ich habe dem Chef von einem Auftrag im Hinterland erzählt, und er hat zugestimmt. Also wenn du nichts dagegen hast, dann fahr mich doch bitte schnell hin."
Cole sah ihn missmutig an. Ihn zog nichts zurück an diesen Ort.
"Helen will ich die lange Fahrt noch nicht zumuten. Und ich war schließlich nur dort um dich zu retten." erklärte Peter.
"Hat ja brillant geklappt."
"Ach komm schon."
"Na gut," Cole schaute auf seine Notizen. "Nach dem Mittag müsste ich den Bericht fertig haben, dann können wir meinetwegen losfahren."
"Okay, bis dann." Zufrieden verließ Peter Coles Büro.
Auf der Fahrt zu Peters Auto, schafften es beide gekonnt die Ereignisse des Wochenendes zu umschiffen. Als sie endlich in dem Waldstück ankamen, war beiden nicht allzu geheuer zu Mute. Kurz vor der Waldeinfahrt hielt Cole den Wagen an und stellte den Motor aus. Sie vernahmen keinen Laut, alles schien friedlich. Dennoch hatte Cole ein komisches Gefühl. Er wandte sich an Peter. "Hast du etwas dagegen, wenn wir zu Fuß hingehen?" fragte er ihn.
Peter sah ihn nicht gerade begeistert an. "Wieso?"
"Keine Ahnung, ich habe einfach so ein Gefühl."
Peter ließ sich überzeugen und die beiden machten sich leise auf den Weg zu der Stelle, an der Peter seinen Wagen geparkt hatte. Als sie bis auf einige Meter an die Stelle herangekommen waren, sahen sie einige bewaffnete Männer, die in einiger Entfernung ihr Lager aufgestellt hatten. Doch von Peters Auto war keine Spur zu sehen. Sie sahen sich fragend an und machten sich wieder auf den Rückweg. Als sie unbeschadet wieder in Coles Auto saßen, und sich auf dem Weg zurück nach San Francisco befanden, begann Peter endlich zu reden. "Ich kann es nicht glauben, diese Kerle haben meinen Wagen gestohlen."
"Sei froh, dass sie nicht uns erwischt haben."
"Ich denke du bist ein mächtiger Dämon, was hätte mir da schon passieren können."
"Tja, da kommst du leider ein paar Jahre zu spät." erklärte ihm Cole gelassen. Er machte sich Sorgen, dass Canterro durch das Nummernschild des Wagens auf Peters Adresse kommen könnte. Doch er wollte ihn lieber nicht beunruhigen, er benahm sich momentan schon merkwürdig genug.
Schweigend fuhren sie zurück nach San Francisco. In der Stadt gerieten sie noch in einen Stau, so dass sie erst am späten Nachmittag zurück waren. Cole schaute noch kurz in seinem Büro vorbei und fuhr dann nach Hause, um sich für sein Treffen mit Trisha umzuziehen.
In der Zwischenzeit hatten die Halliwell Schwestern im Buch der Schatten kaum Anhaltspunkte für die Auflösung des Bannes gefunden. Sie hatten in Erfahrung gebracht, dass Canterro mittlerweile auch sein Haus in der Stadt und seine Fabriken mit einer Magieblockierung belegt hatte. Doch bis jetzt war es ihnen nicht gelungen, sich einen wirklichen Plan zurechtzulegen.
Phoebe war die ganze Zeit sowieso nicht bei der Sache gewesen, denn sie konnte immer noch nicht begreifen, warum Cole es ihr übel nahm, dass sie ihn hatte töten müssen. Denn das hatte sie gemusst dachte sie grimmig. Den ganzen Nachmittag hatte sie versucht ihn zu erreichen, aber er war nicht in seinem Büro gewesen.
Piper sah ihre Schwester kritisch an. "Meinst du nicht es ist besser, wenn du ihm wirklich etwas Zeit läßt?"
Phoebe schüttelte den Kopf. "Ich muss ihm nur erklären wie es wirklich war."
"Phoebe!"
"Nein, Piper nicht. Die letzten Tage habe ich bemerkt, wie sehr er mir gefehlt hat. Wonach ich in den letzten Monaten gesucht habe. Ich will ihn einfach nicht noch einmal verlieren. Er hat mir vorgehalten, dass ich nicht genug um unsere Liebe gekämpft habe, na gut, dann mache ich das eben jetzt." Sie sah ihre Schwester zuversichtlich an, doch als sie deren Blick sah, fügte sie schnell hinzu. "Wir haben nicht die Rollen getauscht, keine Sorge."
"Und was ist, wenn er erst einmal eine Pause haben will." Piper fragte lieber nicht, was wäre, wenn er sich ganz von ihr trennen wollte.
Doch Phoebe schien es herauszuhören, denn sie erklärte "Wenn es wirklich so ist, dann werde ich das natürlich akzeptieren. Obwohl ich zugeben muss, dass es schwierig wäre, da ich vom Gegenteil überzeugt bin." Sie sah Piper nachdenklich an. "Als ich mich damals dafür entschieden habe, das es aus ist zwischen uns, da war ich mir sicher, dass ich das richtige tue. Und das war es auch. Und heute bin ich sicher, dass es das falsche wäre, Schluss zu machen. Ich muss ihn nur noch davon überzeugen. Ich meine, Cole hat mich immer geliebt, wieso sollte das so schwer sein?" zufrieden verließ Phoebe das Haus und Piper schaute ihr skeptisch hinterher.
Kurze Zeit später klingelte sie an Coles Tür. Er öffnete die Tür und erblickte zu seiner Verwunderung Phoebe.
"Darf ich hereinkommen." fragte sie, als Cole keine Anstalten machte, sie in die Wohnung zu lassen.
"Klar," er führte sie ins Wohnzimmer. "Was willst du?"
"Ich habe den ganzen Nachmittag versucht dich zu erreichen."
"Wir wollten Peters Auto abholen." erklärte ihr Cole und wusste selber nicht warum.
"Oh, gut, dann kann ich ja Paige Bescheid sagen, das sie nicht mehr auf Peters Anruf warten muss."
"Das Problem ist nur, sei Auto war nicht mehr da und in dem Waldstück waren bewaffnete Männer."
"Oh nein." Phoebe ließ sich auf dem Sofa nieder. "Haben sie euch gesehen?"
"Nein, zum Glück nicht." Er setzte sich ihr gegenüber. "Was denkst du, werden sie versuchen Peters Adresse herauszufinden?"
Phoebe sah ihn düster an. "Ich denke schon, verdammt."
"Meinst du Peter und Helen sind in Gefahr."
"Die beiden und vor allem du." Sie sah ihn besorgt an.
"Ich? Wieso gerade ich?"
"Du weißt genau, wen Canterro will Cole, er will dich." teilte sie ihm und konnte nicht verstehen, warum er darauf nicht selber gekommen war.
Er schüttelte abwehrend den Kopf "Ich will damit nichts mehr zu tun haben."
"Aber Canterro denkt du bist der Superdämon, dessen Kräfte sogar seine Magiebanneinrichtung überwunden hat."
"Könnt ihr ihn nicht irgendwie vernichten?"
Phoebe seufzte. "Wenn das nur so einfach wäre."
"Tja, er ist natürlich kein Dämon, den du so einfach umlegen kannst."
"Bei Canterro hätte ich da keine allzu großen Gewissensbisse." teilte sie ihm wütend mit. "Wir haben nur noch keinen Weg gefunden, seinen Magiebann zu vernichten. Wir haben festgestellt, dass dieser Bann selbst in seinem Stadthaus und in den Fabriken wirkt." erklärte sie resigniert.
"Also habt ihr keine Chance?" fragte Cole verwundert.
"Doch sicher, wir finden schon einen Weg. Aber jetzt müssen wir euch erst einmal in Sicherheit bringen." meinte sie bestimmt und stand energisch auf.
"Vergiss es, ich komme schon damit klar. Aber vielleicht wollen ja Helen und Peter gerettet werden. Obwohl Peter schien auch nicht sonderlich großes Verlangen danach zu haben, euch noch einmal zu treffen."
"Nimm das ganze nicht so locker, du weißt doch wie gefährlich Canterro werden kann. Und wenn er euch Dämonen auf den Hals hetzt, dann war es das für euch. Euer Leben sollte euch eigentlich etwas mehr wert sein."
"Du hast ja recht, du kannst ja bei ihnen vorbei gehen und sie fragen." meinte er beschwichtigend.
"Und du?" Fragte sie besorgt.
"Ich habe noch eine Verabredung." teilte Cole ihr trocken mit. "Ich hab' es ihr versprochen."
"Was eine Verabredung? Mit wem?" Phoebe sah ihn schockiert an.
"Als ob dich das etwas anginge."
"Ja, ich denke schon, dass es mich etwas angeht. Ich bin schließlich deine Freundin und selbst wenn du etwas Zeit zum Nachdenken brauchst, heißt das noch lange nicht, dass du so einfach mit anderen Frauen ausgehen darfst." erklärte Phoebe ihm aufgebracht.
"Ach ich darf nicht? Also das entscheide ja wohl immer noch ich." Als er ihr verletztes Gesicht sah, fügte er hinzu, "es ist völlig harmlos."
"Dann lass es doch."
"Ich habe es ihr versprochen. Mach doch kein Problem daraus." Er wollte ihr nicht unbedingt erzählen, dass er sich mit Trisha Raymond traf um mit ihr zu einer Veranstaltung in der Canterro Chemiefabrik zu gehen.
"Du hast gut reden," sie seufzte. "Ich wollte eigentlich mit dir über uns reden, ich wollte dir das alles noch mal richtig erklären, damit zu verstehst ...."
Cole hob abwehrend die Hände. "Lass es gut sein Phoebe. Ich will im Moment nicht darüber reden. Ich will noch nicht mal daran denken."
"Aber das wirst du müssen, wenn mitten in deiner Verabredung ein Dämon vor deiner Nase steht, um dich Canterro als Fang zu überreichen."
"Das werden wir ja sehen." Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass mitten in der Rede von Meagan Canterro plötzlich ein Dämon auftauchte, um ihn aus dem Saal zu zerren oder zu beamen oder was auch sonst immer. Er war davon überzeugt, das die Chemiefabrik für ihn zu diesem Zweck ein sicherer Ort wäre.
Um Phoebe von diesem Thema abzubringen, stellte er ihr die Frage, die ihn den ganzen Tag beschäftigt hatte. "Ich hätte da noch eine hypothetische Frage an dich. Was würdest du tun, wenn ich durch irgendeinen Zufall wieder so werden würde, wie früher?" Er schaute sie eindringlich an.
"Wie meinst du das wie früher?" Diese Frage behagte ihr nicht im geringsten, um solche hypothetischen Probleme wollte sie sich keine Gedanken machen.
"Du weißt schon was ich meine, ein Dämon, Halbdämon, was auch immer, böse eben."
Phoebe sah ihm eine Weile an. "Meinst du ohne dein Verschulden?" fragte sie nach, um Zeit zu gewinnen.
"Ist das denn wichtig?"
"Natürlich ist das von Bedeutung, ob du einfach los gerannt bist, um dir deine Kräfte wiederzuholen, oder ob du nichts dafür konntest."
"Es könnte ja auch sein, dass ich meine Kräfte wiederbekommen will, um damit irgendetwas Gutes zu tun." Als er ihren skeptischen Gesichtsausdruck sah, fuhr er fort. "Aber das ist auch gar nicht der Punkt, Phoebe. Versuch nicht abzulenken."
"Ich lenke nicht ab, ich denke nur, dass die Umstände ..."
Cole unterbrach sie und ging zur Wohnungstür. "Ich habe schon verstanden." meinte er deprimiert, er hatte es ja geahnt, dass sie ihn dann wieder Fallenlassen würde. "Komm, lass uns gehen."
"Warte." Phoebe beeilte sich hinter ihm herzukommen. "Ich habe dir doch noch gar nicht geantwortet, du musst verstehen, dass das alles nicht so einfach ist." Versuchte sie ihn zu überzeugen.
"Es behauptet ja niemand, dass es einfach ist."
"Dann sag deine Verabredung ab und lass uns darüber reden." bot sie ihm an.
Cole schüttelte den Kopf, blieb aber stehen und drehte sich zu Phoebe um und sah sie nachdenklich an. "Weißt du, letzte Nacht hatte ich einen Traum. Ich habe, geträumt, dass ich mich im Spiegel angeschaut habe, und mir selbst zum Geburtstag gratulieren musste, weil ich wusste, dass das kein anderer, der mir etwas bedeutet, tun wird. Ich habe mich schrecklich gefühlt, auf der einen Seite wollte ich mich rächen, aber auf der anderen fühlte ich mich nur einsam und verlassen, völlig verzweifelt und ganz ohne Hoffnung. Ich spürte, dass es unmöglich war, aus diesem Albtraum zu entkommen. Ich war wie gefangen darin, es gab keinen Ausweg, es war zu spät dafür. Ich weiß nicht, ob dieser Traum der Realität entspricht, aber dieses Gefühl will ich nie wieder haben."
"Und du denkst das war meine Schuld?" fragte sie entrüstet.
Cole zuckte mit den Achseln. "Wahrscheinlich, oder es war meine eigene Schuld, ich weiß es nicht, lass mir doch einfach etwas Zeit, das ganze zu verarbeiten." Er lächelte schwach. "Sieh du erst mal zu, ob du Peter und Helen davon überzeugen kannst, dass sie in Sicherheit gebracht werden müssen."
Phoebe blickte ihn unzufrieden an. "Ich denke du solltest dir auch um deine Sicherheit Sorgen machen, Canterro ist ein Irrer, und er sucht nach dir. Ist dir das völlig egal?"
"Nein natürlich nicht, aber mir wird nichts passieren, meine Adresse kennt ja niemand."
"Das kann sich schnell ändern, du weißt doch gar nicht, was Canterro für Mittel hat." erklärte Phoebe düster.
"Ich kann schon auf mich aufpassen." Phoebes Blick sagte Cole, dass sie davon nicht besonders überzeugt war.
Aber sie sagte nichts weiter und fragte ihn nur. "Hilfst du mir wenigstens deine Freunde davon zu überzeugen, dass sie sich in Sicherheit bringen müssen?"
Cole stimmte zu und sie verließen seine Wohnung, um bei Helen und Peter zu klingeln. Peter öffnete die Tür und schaute die beiden überrascht an. "Hallo, habt ihr mein Auto gefunden?"
"Wie sollten wir?" fragte Cole und ging hinter Peter in die Wohnung. Als sie alle im Wohnzimmer angekommen waren und sich hingesetzt hatten, fügte er hinzu. "Aber deswegen sind wir auch nicht hier. Phoebe denkt ihr seid in Gefahr, weil dieser irre Canterro durch dein Auto deine Adresse herausfinden kann."
Helen starrte ihn unsicher an. "Und du denkst er kommt hierher?"
Phoebe sah die Möglichkeit, sich in das Gespräch einzubringen "Ich denke ja, er könnte seine Leute hierher schicken und darum glaube ich, es ist besser, wenn sie fürs erste zu uns kommen, wir können sie beschützen, bis alles vorbei ist."
"Aber was sollte der Kerl von uns wollen, wir sind noch nicht einmal Dämonen oder Hexen oder sowas." versuchte Peter der Möglichkeit, dass er bei den Halliwells übernachten sollte, zu entgehen.
"Sie sind aber hinter uns und auch hinter Cole her. Und vielleicht denken sie, wenn sie euch in ihrer Gewalt haben, dann bekommen sie auch uns." versuchte Phoebe es ihm zu erklären.
"Hm, du meinst genauso wie Darth Vader in der Stadt in den Wolken Chewbacca und Han Solo gefoltert hat, um an Luke heran zu kommen?"
Phoebe sah ihn fragend an und verstand nicht, wovon er redete. Trotzdem meinte sie mit einem überzeugtem Lächeln "Genauso!"
"Trotzdem, ich weiß nicht so recht." meinte Peter, dem die ganz Angelegenheit nicht geheuer war. Doch nach einigem hin und her erklärten sich Helen und Peter schließlich bereit mit zu Phoebe zu kommen. Als sie ihre Sachen zusammen suchten, wollte sich Cole wieder auf den Weg machen.
"Also ich geh dann." meinte er zu Phoebe und ging zu Tür.
Peter, der ihn gehört hatte, kam aus dem Schlafzimmer und sah ihn argwöhnisch an. "Du kommst nicht mit." fragte er nicht gerade erfreut davon, dass er ihn und Helen mit den Schwestern alleine ließ.
"Ich habe noch was vor." erklärte Cole gelassen.
"Ach, und die große Gefahr?" meinte Peter sarkastisch.
"Mein Auto haben sie schließlich nicht. Wie sollen sie da an meine Adresse kommen?" fragte Cole genervt.
"Die finden schon Wege" erklärte ihm Phoebe düster, obwohl sie wusste, dass er sich von seiner Verabredung nicht würde abhalten lassen. Sie wusste nicht, was sie mehr störte, dass er sich ohne zu zögern einfach in die Gefahr stürzte, oder dass er mit einer anderen Frau ausging.
Am nächsten Morgen erhielt Cole Besuch von Trisha Raymond. "Trisha," meinte er überrascht, "was machst du denn hier?"
Sie erklärte ihm, dass sie die Forschungsergebnisse des Gedächtnismittels einigen ihrer Kollegen gezeigt hatte, und dass auch diese völlig verblüfft davon gewesen waren. Einige der verwendeten Substanzen waren ihnen gänzlich unbekannt.
Cole teilte ihr mit, das Canterro tatsächlich ein unterirdisches Labor auf einem Grundstück auf dem Land eingerichtet hatte. Er wusste nicht, wieviel er ihr erzählten sollte, aber er beschloss den ganzen magischen Kram beiseite zu lassen. "Ich war kurz dort, aber es ist gefährlich, er hat bewaffnete Leute in dem Wald und ich würde niemand raten, sich dort blicken zu lassen."
"Und was können wir jetzt tun?" fragte Trisha.
"Ich denke wir lassen lieber die Finger davon, ich habe die Sache an Leute weitergegeben, die sich mit so etwas auskennen." Sie sah ihn irritiert an. "Wenn etwas dabei herauskommt, also wenn Canterro das Handwerk gelegt wurde, dann erfährst du es als erste, versprochen." Er wollte sie so weit es ging aus der Sache heraushalten und ganz gegen seinen üblichen Tatendrang verspürte er auch nicht mehr die geringste Lust, sich um die Sache zu kümmern. Natürlich würde er Canterro gerne leiden sehen, dachte er grimmig und fragte sich, ob dies ein dämonischer Wesenszug war. Er nahm an, dass Phoebe und ihre Schwestern dieses Problem gerne in die Hand nehmen und Canterro zur Strecke bringen würden.
"Und die Polizei?" fragte sie argwöhnisch.
Er schüttelte den Kopf. "Die kann da nichts machen. Ich verspreche dir, dass Canterro und die übrigen ihre Strafe erhalten."
"Lynchjustiz?" fragte sie unzufrieden.
"Nein, wenn sie ihn überführt haben, dann landet er vielleicht sogar im Knast." Cole hatte keine Ahnung, was gute Hexen mit menschlichen Verbrechern anstellten, bei Dämonen schienen sie ja nicht lange zu fackeln. "Sie werden ihn sicher nicht lynchen." meinte er, obwohl er eigentlich nichts dagegen hätte.
"Da ist noch etwas anderes" druckste sie rum. "Meagan Canterro organisiert am heutigen Abend eine Veranstaltung, bei der sie ihr Unternehmen, die neusten Forschungsergebnisse und die Pläne für die Zukunft vorstellt. Es ist für die Belegschaft und Geschäftsfreunde und vor allem für die Presse. Ich würde gerne dorthingehen, aber ich habe keine Karte."
"Aber du willst dort hin? Was willst du denn da?" Fragte Cole überrascht.
"Ich will wissen, ob sie etwas zu dem neuen Mittel sagt und woher sie überhaupt diese neuen Substanzen hat. Selbst wenn sich deine Freunde um Canterro kümmern, dann will ich immer noch wissen, was in der Chemiefabrik vor sich geht." Sie sah ihn unsicher an. "Könntest du an Karten kommen?"
Cole sah sie nachdenklich an. Eigentlich wollte er ja mit der Sache nichts mehr zu tun haben, aber warum sollte er nicht mitgehen, vielleicht wäre es ganz interessant. Trotzdem fragte er zur Sicherheit erst einmal. "Ist ihr Mann auch dort, es könnte nämlich sein, dass er gesehen hat, wie ich nach ihrem geheimen Labor gesucht habe."
Trisha schüttelte den Kopf. "Nein, sie leiten ihre Unternehmen strikt getrennt. Aber wenn du ihn erblickst dann können wir sofort verschwinden." Sie sah ihn bittend an.
Cole seufzte. "Na gut, warum nicht. Ich kann ja mal versuchen an Karten zu kommen." Er griff nach dem Telefonhörer und rief einen Kollegen in der Wirtschaftsabteilung an. Als er wieder aufgelegt hatte sah er Trisha zufrieden an. "Sie lassen die Leute auf Grund von Einladungen rein. Von unserer Zeitung wollte nur ein Journalist hin, aber der hat sich krank gemeldet. Also geben sie mir die Einladung mit dem größten Vergnügen, wenn ich ihnen dafür kurz mitteile, was die Canterro so erzählt hat."
Trisha sah ihn begeistert an. "Also ich mache gerne für dich Notizen, wenn das das Problem sein sollte."
"Okay, wenn du mir diese Bürde abnimmst, dann kann ich wohl nicht nein sagen." gab Cole sich geschlagen. "Also wann soll ich dich abholen?" So ganz konnte er die ganze Angelegenheit doch nicht ruhen lassen.
Als Trisha verschwunden war, erschien Peter in Coles Büro. "Wo warst du denn gestern Nachmittag? Ich wollte, dass du mich zu meinem Auto bringst." erklärte er Cole genervt. "Jetzt musste es noch eine Nacht in diesem Wald stehen."
Cole hatte ganz vergessen, Peter Paiges Vorschlag zu unterbreiten, doch jetzt nutzte er die Gelegenheit. "Paige will dich hinbeamen, wenn du willst."
Peter starrte ihn verschreckt an. "Bist du verrückt mit diesen Wahnsinnigen bringen mich keine zehn Pferde mehr zusammen, da laufe ich lieber dahin."
"Das will ich sehen!" meinte Cole grinsend und zuckte mit den Achseln. "War nur ein Vorschlag."
"Nein danke! Ich versuche gerade nicht allzu erfolgreich diesen Albtraum als das abzutun, was es war, nämlich ein Albtraum. Und versuch ja nicht, mich vom Gegenteil zu überzeugen."
Cole hob die Hände hoch. "Ich habe keine Ambitionen dazu. Ich wünschte nur mir würde es genauso gelingen."
Peter seufzte. "Fehlt nur noch mein Wagen." Er sah sich um. "Ich habe dem Chef von einem Auftrag im Hinterland erzählt, und er hat zugestimmt. Also wenn du nichts dagegen hast, dann fahr mich doch bitte schnell hin."
Cole sah ihn missmutig an. Ihn zog nichts zurück an diesen Ort.
"Helen will ich die lange Fahrt noch nicht zumuten. Und ich war schließlich nur dort um dich zu retten." erklärte Peter.
"Hat ja brillant geklappt."
"Ach komm schon."
"Na gut," Cole schaute auf seine Notizen. "Nach dem Mittag müsste ich den Bericht fertig haben, dann können wir meinetwegen losfahren."
"Okay, bis dann." Zufrieden verließ Peter Coles Büro.
Auf der Fahrt zu Peters Auto, schafften es beide gekonnt die Ereignisse des Wochenendes zu umschiffen. Als sie endlich in dem Waldstück ankamen, war beiden nicht allzu geheuer zu Mute. Kurz vor der Waldeinfahrt hielt Cole den Wagen an und stellte den Motor aus. Sie vernahmen keinen Laut, alles schien friedlich. Dennoch hatte Cole ein komisches Gefühl. Er wandte sich an Peter. "Hast du etwas dagegen, wenn wir zu Fuß hingehen?" fragte er ihn.
Peter sah ihn nicht gerade begeistert an. "Wieso?"
"Keine Ahnung, ich habe einfach so ein Gefühl."
Peter ließ sich überzeugen und die beiden machten sich leise auf den Weg zu der Stelle, an der Peter seinen Wagen geparkt hatte. Als sie bis auf einige Meter an die Stelle herangekommen waren, sahen sie einige bewaffnete Männer, die in einiger Entfernung ihr Lager aufgestellt hatten. Doch von Peters Auto war keine Spur zu sehen. Sie sahen sich fragend an und machten sich wieder auf den Rückweg. Als sie unbeschadet wieder in Coles Auto saßen, und sich auf dem Weg zurück nach San Francisco befanden, begann Peter endlich zu reden. "Ich kann es nicht glauben, diese Kerle haben meinen Wagen gestohlen."
"Sei froh, dass sie nicht uns erwischt haben."
"Ich denke du bist ein mächtiger Dämon, was hätte mir da schon passieren können."
"Tja, da kommst du leider ein paar Jahre zu spät." erklärte ihm Cole gelassen. Er machte sich Sorgen, dass Canterro durch das Nummernschild des Wagens auf Peters Adresse kommen könnte. Doch er wollte ihn lieber nicht beunruhigen, er benahm sich momentan schon merkwürdig genug.
Schweigend fuhren sie zurück nach San Francisco. In der Stadt gerieten sie noch in einen Stau, so dass sie erst am späten Nachmittag zurück waren. Cole schaute noch kurz in seinem Büro vorbei und fuhr dann nach Hause, um sich für sein Treffen mit Trisha umzuziehen.
In der Zwischenzeit hatten die Halliwell Schwestern im Buch der Schatten kaum Anhaltspunkte für die Auflösung des Bannes gefunden. Sie hatten in Erfahrung gebracht, dass Canterro mittlerweile auch sein Haus in der Stadt und seine Fabriken mit einer Magieblockierung belegt hatte. Doch bis jetzt war es ihnen nicht gelungen, sich einen wirklichen Plan zurechtzulegen.
Phoebe war die ganze Zeit sowieso nicht bei der Sache gewesen, denn sie konnte immer noch nicht begreifen, warum Cole es ihr übel nahm, dass sie ihn hatte töten müssen. Denn das hatte sie gemusst dachte sie grimmig. Den ganzen Nachmittag hatte sie versucht ihn zu erreichen, aber er war nicht in seinem Büro gewesen.
Piper sah ihre Schwester kritisch an. "Meinst du nicht es ist besser, wenn du ihm wirklich etwas Zeit läßt?"
Phoebe schüttelte den Kopf. "Ich muss ihm nur erklären wie es wirklich war."
"Phoebe!"
"Nein, Piper nicht. Die letzten Tage habe ich bemerkt, wie sehr er mir gefehlt hat. Wonach ich in den letzten Monaten gesucht habe. Ich will ihn einfach nicht noch einmal verlieren. Er hat mir vorgehalten, dass ich nicht genug um unsere Liebe gekämpft habe, na gut, dann mache ich das eben jetzt." Sie sah ihre Schwester zuversichtlich an, doch als sie deren Blick sah, fügte sie schnell hinzu. "Wir haben nicht die Rollen getauscht, keine Sorge."
"Und was ist, wenn er erst einmal eine Pause haben will." Piper fragte lieber nicht, was wäre, wenn er sich ganz von ihr trennen wollte.
Doch Phoebe schien es herauszuhören, denn sie erklärte "Wenn es wirklich so ist, dann werde ich das natürlich akzeptieren. Obwohl ich zugeben muss, dass es schwierig wäre, da ich vom Gegenteil überzeugt bin." Sie sah Piper nachdenklich an. "Als ich mich damals dafür entschieden habe, das es aus ist zwischen uns, da war ich mir sicher, dass ich das richtige tue. Und das war es auch. Und heute bin ich sicher, dass es das falsche wäre, Schluss zu machen. Ich muss ihn nur noch davon überzeugen. Ich meine, Cole hat mich immer geliebt, wieso sollte das so schwer sein?" zufrieden verließ Phoebe das Haus und Piper schaute ihr skeptisch hinterher.
Kurze Zeit später klingelte sie an Coles Tür. Er öffnete die Tür und erblickte zu seiner Verwunderung Phoebe.
"Darf ich hereinkommen." fragte sie, als Cole keine Anstalten machte, sie in die Wohnung zu lassen.
"Klar," er führte sie ins Wohnzimmer. "Was willst du?"
"Ich habe den ganzen Nachmittag versucht dich zu erreichen."
"Wir wollten Peters Auto abholen." erklärte ihr Cole und wusste selber nicht warum.
"Oh, gut, dann kann ich ja Paige Bescheid sagen, das sie nicht mehr auf Peters Anruf warten muss."
"Das Problem ist nur, sei Auto war nicht mehr da und in dem Waldstück waren bewaffnete Männer."
"Oh nein." Phoebe ließ sich auf dem Sofa nieder. "Haben sie euch gesehen?"
"Nein, zum Glück nicht." Er setzte sich ihr gegenüber. "Was denkst du, werden sie versuchen Peters Adresse herauszufinden?"
Phoebe sah ihn düster an. "Ich denke schon, verdammt."
"Meinst du Peter und Helen sind in Gefahr."
"Die beiden und vor allem du." Sie sah ihn besorgt an.
"Ich? Wieso gerade ich?"
"Du weißt genau, wen Canterro will Cole, er will dich." teilte sie ihm und konnte nicht verstehen, warum er darauf nicht selber gekommen war.
Er schüttelte abwehrend den Kopf "Ich will damit nichts mehr zu tun haben."
"Aber Canterro denkt du bist der Superdämon, dessen Kräfte sogar seine Magiebanneinrichtung überwunden hat."
"Könnt ihr ihn nicht irgendwie vernichten?"
Phoebe seufzte. "Wenn das nur so einfach wäre."
"Tja, er ist natürlich kein Dämon, den du so einfach umlegen kannst."
"Bei Canterro hätte ich da keine allzu großen Gewissensbisse." teilte sie ihm wütend mit. "Wir haben nur noch keinen Weg gefunden, seinen Magiebann zu vernichten. Wir haben festgestellt, dass dieser Bann selbst in seinem Stadthaus und in den Fabriken wirkt." erklärte sie resigniert.
"Also habt ihr keine Chance?" fragte Cole verwundert.
"Doch sicher, wir finden schon einen Weg. Aber jetzt müssen wir euch erst einmal in Sicherheit bringen." meinte sie bestimmt und stand energisch auf.
"Vergiss es, ich komme schon damit klar. Aber vielleicht wollen ja Helen und Peter gerettet werden. Obwohl Peter schien auch nicht sonderlich großes Verlangen danach zu haben, euch noch einmal zu treffen."
"Nimm das ganze nicht so locker, du weißt doch wie gefährlich Canterro werden kann. Und wenn er euch Dämonen auf den Hals hetzt, dann war es das für euch. Euer Leben sollte euch eigentlich etwas mehr wert sein."
"Du hast ja recht, du kannst ja bei ihnen vorbei gehen und sie fragen." meinte er beschwichtigend.
"Und du?" Fragte sie besorgt.
"Ich habe noch eine Verabredung." teilte Cole ihr trocken mit. "Ich hab' es ihr versprochen."
"Was eine Verabredung? Mit wem?" Phoebe sah ihn schockiert an.
"Als ob dich das etwas anginge."
"Ja, ich denke schon, dass es mich etwas angeht. Ich bin schließlich deine Freundin und selbst wenn du etwas Zeit zum Nachdenken brauchst, heißt das noch lange nicht, dass du so einfach mit anderen Frauen ausgehen darfst." erklärte Phoebe ihm aufgebracht.
"Ach ich darf nicht? Also das entscheide ja wohl immer noch ich." Als er ihr verletztes Gesicht sah, fügte er hinzu, "es ist völlig harmlos."
"Dann lass es doch."
"Ich habe es ihr versprochen. Mach doch kein Problem daraus." Er wollte ihr nicht unbedingt erzählen, dass er sich mit Trisha Raymond traf um mit ihr zu einer Veranstaltung in der Canterro Chemiefabrik zu gehen.
"Du hast gut reden," sie seufzte. "Ich wollte eigentlich mit dir über uns reden, ich wollte dir das alles noch mal richtig erklären, damit zu verstehst ...."
Cole hob abwehrend die Hände. "Lass es gut sein Phoebe. Ich will im Moment nicht darüber reden. Ich will noch nicht mal daran denken."
"Aber das wirst du müssen, wenn mitten in deiner Verabredung ein Dämon vor deiner Nase steht, um dich Canterro als Fang zu überreichen."
"Das werden wir ja sehen." Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass mitten in der Rede von Meagan Canterro plötzlich ein Dämon auftauchte, um ihn aus dem Saal zu zerren oder zu beamen oder was auch sonst immer. Er war davon überzeugt, das die Chemiefabrik für ihn zu diesem Zweck ein sicherer Ort wäre.
Um Phoebe von diesem Thema abzubringen, stellte er ihr die Frage, die ihn den ganzen Tag beschäftigt hatte. "Ich hätte da noch eine hypothetische Frage an dich. Was würdest du tun, wenn ich durch irgendeinen Zufall wieder so werden würde, wie früher?" Er schaute sie eindringlich an.
"Wie meinst du das wie früher?" Diese Frage behagte ihr nicht im geringsten, um solche hypothetischen Probleme wollte sie sich keine Gedanken machen.
"Du weißt schon was ich meine, ein Dämon, Halbdämon, was auch immer, böse eben."
Phoebe sah ihm eine Weile an. "Meinst du ohne dein Verschulden?" fragte sie nach, um Zeit zu gewinnen.
"Ist das denn wichtig?"
"Natürlich ist das von Bedeutung, ob du einfach los gerannt bist, um dir deine Kräfte wiederzuholen, oder ob du nichts dafür konntest."
"Es könnte ja auch sein, dass ich meine Kräfte wiederbekommen will, um damit irgendetwas Gutes zu tun." Als er ihren skeptischen Gesichtsausdruck sah, fuhr er fort. "Aber das ist auch gar nicht der Punkt, Phoebe. Versuch nicht abzulenken."
"Ich lenke nicht ab, ich denke nur, dass die Umstände ..."
Cole unterbrach sie und ging zur Wohnungstür. "Ich habe schon verstanden." meinte er deprimiert, er hatte es ja geahnt, dass sie ihn dann wieder Fallenlassen würde. "Komm, lass uns gehen."
"Warte." Phoebe beeilte sich hinter ihm herzukommen. "Ich habe dir doch noch gar nicht geantwortet, du musst verstehen, dass das alles nicht so einfach ist." Versuchte sie ihn zu überzeugen.
"Es behauptet ja niemand, dass es einfach ist."
"Dann sag deine Verabredung ab und lass uns darüber reden." bot sie ihm an.
Cole schüttelte den Kopf, blieb aber stehen und drehte sich zu Phoebe um und sah sie nachdenklich an. "Weißt du, letzte Nacht hatte ich einen Traum. Ich habe, geträumt, dass ich mich im Spiegel angeschaut habe, und mir selbst zum Geburtstag gratulieren musste, weil ich wusste, dass das kein anderer, der mir etwas bedeutet, tun wird. Ich habe mich schrecklich gefühlt, auf der einen Seite wollte ich mich rächen, aber auf der anderen fühlte ich mich nur einsam und verlassen, völlig verzweifelt und ganz ohne Hoffnung. Ich spürte, dass es unmöglich war, aus diesem Albtraum zu entkommen. Ich war wie gefangen darin, es gab keinen Ausweg, es war zu spät dafür. Ich weiß nicht, ob dieser Traum der Realität entspricht, aber dieses Gefühl will ich nie wieder haben."
"Und du denkst das war meine Schuld?" fragte sie entrüstet.
Cole zuckte mit den Achseln. "Wahrscheinlich, oder es war meine eigene Schuld, ich weiß es nicht, lass mir doch einfach etwas Zeit, das ganze zu verarbeiten." Er lächelte schwach. "Sieh du erst mal zu, ob du Peter und Helen davon überzeugen kannst, dass sie in Sicherheit gebracht werden müssen."
Phoebe blickte ihn unzufrieden an. "Ich denke du solltest dir auch um deine Sicherheit Sorgen machen, Canterro ist ein Irrer, und er sucht nach dir. Ist dir das völlig egal?"
"Nein natürlich nicht, aber mir wird nichts passieren, meine Adresse kennt ja niemand."
"Das kann sich schnell ändern, du weißt doch gar nicht, was Canterro für Mittel hat." erklärte Phoebe düster.
"Ich kann schon auf mich aufpassen." Phoebes Blick sagte Cole, dass sie davon nicht besonders überzeugt war.
Aber sie sagte nichts weiter und fragte ihn nur. "Hilfst du mir wenigstens deine Freunde davon zu überzeugen, dass sie sich in Sicherheit bringen müssen?"
Cole stimmte zu und sie verließen seine Wohnung, um bei Helen und Peter zu klingeln. Peter öffnete die Tür und schaute die beiden überrascht an. "Hallo, habt ihr mein Auto gefunden?"
"Wie sollten wir?" fragte Cole und ging hinter Peter in die Wohnung. Als sie alle im Wohnzimmer angekommen waren und sich hingesetzt hatten, fügte er hinzu. "Aber deswegen sind wir auch nicht hier. Phoebe denkt ihr seid in Gefahr, weil dieser irre Canterro durch dein Auto deine Adresse herausfinden kann."
Helen starrte ihn unsicher an. "Und du denkst er kommt hierher?"
Phoebe sah die Möglichkeit, sich in das Gespräch einzubringen "Ich denke ja, er könnte seine Leute hierher schicken und darum glaube ich, es ist besser, wenn sie fürs erste zu uns kommen, wir können sie beschützen, bis alles vorbei ist."
"Aber was sollte der Kerl von uns wollen, wir sind noch nicht einmal Dämonen oder Hexen oder sowas." versuchte Peter der Möglichkeit, dass er bei den Halliwells übernachten sollte, zu entgehen.
"Sie sind aber hinter uns und auch hinter Cole her. Und vielleicht denken sie, wenn sie euch in ihrer Gewalt haben, dann bekommen sie auch uns." versuchte Phoebe es ihm zu erklären.
"Hm, du meinst genauso wie Darth Vader in der Stadt in den Wolken Chewbacca und Han Solo gefoltert hat, um an Luke heran zu kommen?"
Phoebe sah ihn fragend an und verstand nicht, wovon er redete. Trotzdem meinte sie mit einem überzeugtem Lächeln "Genauso!"
"Trotzdem, ich weiß nicht so recht." meinte Peter, dem die ganz Angelegenheit nicht geheuer war. Doch nach einigem hin und her erklärten sich Helen und Peter schließlich bereit mit zu Phoebe zu kommen. Als sie ihre Sachen zusammen suchten, wollte sich Cole wieder auf den Weg machen.
"Also ich geh dann." meinte er zu Phoebe und ging zu Tür.
Peter, der ihn gehört hatte, kam aus dem Schlafzimmer und sah ihn argwöhnisch an. "Du kommst nicht mit." fragte er nicht gerade erfreut davon, dass er ihn und Helen mit den Schwestern alleine ließ.
"Ich habe noch was vor." erklärte Cole gelassen.
"Ach, und die große Gefahr?" meinte Peter sarkastisch.
"Mein Auto haben sie schließlich nicht. Wie sollen sie da an meine Adresse kommen?" fragte Cole genervt.
"Die finden schon Wege" erklärte ihm Phoebe düster, obwohl sie wusste, dass er sich von seiner Verabredung nicht würde abhalten lassen. Sie wusste nicht, was sie mehr störte, dass er sich ohne zu zögern einfach in die Gefahr stürzte, oder dass er mit einer anderen Frau ausging.
