36. Kapitel

Als Trisha und Cole vor der Chemischen Fabrik ankamen, wimmelte es dort schon von Leuten. Sie betraten den Versammlungssaal und bekamen zur Begrüßung ein Getränk und Platzkarten. Der Daylight Express war den Canterros wohl nicht besonders wichtig, denn Cole und Trisha fanden sich in der vorletzten Reihe der Presseleute wieder. Hinter ihnen war nur noch ein Bereich, für Teile der Belegschaft. Cole sah sich um, er war nicht gerade unglücklich über seinen Platz. Selbst wenn Jared Canterro an dieser Veranstaltung teilnahm, dann würde er wohl kaum Augen für die letzten Reihen haben. Trisha hatte schon ein Notizheft hervorgeholt, um die wichtigsten Ankündigungen mitzuschreiben.

Um Punkt 19.30 Uhr erschien Meagan Canterro auf der Bühne. Sie wurde vom Scheinwerferlicht angestrahlt und lächelte die Gäste an. Sie begrüßte die Anwesenden und erklärte, dass zuerst ein Film über die letztjährigen Aktivitäten und Verbesserungen in der Fabrik gezeigt würde. Sie setzte sich wieder in die erste Reihe und der Film begann. Cole erfuhr darin, dass das abgelaufene Geschäftsjahr zu einem der erfolgreichsten der Canterro Chemiefabrik zählte, er erfuhr neues über die hervorragenden Produkte und ähnliche langweilige Fakten. Langsam verstand er, warum sein Kollege lieber krank geworden war. Da war die Ausstellung von Janny Aroso ja interessant gewesen. Trisha neben ihm schrieb eifrig mit, aber als er sie nach Ablauf des Filmes fragte, ob irgendetwas zu den neuen Mittel gesagt worden war, schüttelte sie den Kopf.

Nun trat Meagan Canterro wieder auf die Bühne. Hinter ihr standen in einigem Abstand zwei Männer, die die Umgebung aufmerksam beobachteten. Cole nahm an, dass es sich hierbei um Bodyguards handelte.

Auch Meagans Rede ging in ähnlichem Tenor weiter. Cole wagte es zu bezweifeln, dass sie noch etwas spektakuläres preisgeben würde. Seine Gedanken schweiften ab, und er schaute sich gelangweilt im Raum um. Sein Blick blieb auf der Bühne bei den Bodyguards hängen. Irgendetwas störte ihn an den Männern. Er sah sie sich genau an. Sie wirkten unglaublich steif, selbst für Männer in ihrem Berufszweig. Er bemerkte, wie ein dünner Strahl hinter ihren Köpfen leuchtete. Er verfolgte das schmale Band, und stellte fest, dass es in dem Anhänger endete, den Meagan an einer Kette um den Hals trug. Aus dieser Entfernung konnte er es nicht sehen, aber er konnte schwören, dass auf dem Anhänger das Symbol von Canterro und seinen Freunden zu sehen sein würde. Er sah sich die Männer noch einmal genauer an, und sein Instinkt sagte ihm, dass es sich bei den beiden um Dämonen handelte. Er war so in seine Überlegungen versunken, dass er gar nicht bemerkte, dass Meagan Canterro ihren Vortrag beendet hatte und alle Anwesenden klatschten. Höfflich fiel er mit ein.

Nach Meagan Canterros Vortrag folgten noch zwei weitere Reden, bis die Gäste zu einem leichten Büffet eingeladen wurden. Der Saal leerte sich und Trisha sah Cole missmutig an. "Nichts interessantes." meinte sie unzufrieden und reichte Cole ihre Aufzeichungen. "Nicht mal der geringste Hinweis."

"Hattest du etwas anderes erwartet, es ist schließlich Presse hier. Komm, wenn wir schon mal hier sind, dann lass uns wenigstens etwas essen." Er nahm sie am Arm und führte sie in den angrenzenden Raum, wo an langen Tischen kleine Imbisse gereicht wurden.

"Kennst du hier jemanden?" fragte Cole Trisha, doch diese schüttelte den Kopf. "Nein, ich hoffen nur, mich erkennt keiner." Sie holten sich etwas zu essen und stellten sich in die Nähe eines Fensters, wo sie im Interesse beider vor den meisten Blicken versteckt waren.

Cole sah sich im Raum um und bemerkte in der Mitte Meagan Canterro, und hinter ihr die beiden Dämonen, die wie an einer fast unsichtbaren Kette hinter ihr her gingen. Cole sah dem ganzen wütend zu. Selbst wenn es Dämonen waren, dann konnte er nicht ertragen, dass Meagan sie wie Hunde an der Kette hielt. Er war überzeugt davon, dass dieser dünne Strahl aus ihrem Amulett den beiden ihren Willen aufzwang oder sie wenigstens gehorsam machte. Er sah Trisha an und fragte sie, ob er ihr noch etwas zu trinken bringen sollte. Als sie nickte, machte er sich auf den Weg durch den Saal. Er ging so nah es ging an den beiden Dämonen vorbei. Er folgte der schmalen Verbindung mit den Augen und sah, dass sie im Nacken der beiden endete. Er versuchte einen Blick auf diese Stelle zu werfen, aber die beiden hatten Hemden mit so hohen Kragen an, dass er nichts erkennen konnte.

Als Phoebe mit Helen und Peter im Halliwell Manor ankamen, erwartete sie eine überraschte Piper.

"Canterro hat Peters Wagen, und wahrscheinlich sind sie in Gefahr, ich dachte wir laden sie über Nacht zu uns ein." erklärte Phoebe.

Piper nickte. "Gut, das ist kein Problem." Sie führte die beiden erst einmal ins Wohnzimmer und zog Phoebe anschließend in die Küche. "Und was ist mit Cole?" fragte sie.

"Pah, der geht lieber aus." teilte ihr Phoebe immer noch wütend mit. "Er will sich wohl an mir rächen, oder ich weiß nicht." sie ließ sich gefrustet auf einem Stuhl nieder. "Die Gefahr scheint ihm völlig egal zu sein." Phoebe schüttelte den Kopf.

"Wieso sollte sich das ändern, Phoebe. Gib ihm doch erst einmal etwas Zeit zum Nachdenken. Es muss ein ziemlicher Schock für ihn sein, das alles zu erfahren, und dafür hält er sich doch ganz gut, oder nicht?"

Phoebe stand seufzend auf. "Ausgehen kann er auf jeden Fall schon wieder." Sie verließ die Küche, um sich um Helen und Peter zu kümmern und lief direkt vor der Tür in Helen hinein, die sie erschrocken anblickte. Wütend starrte Phoebe zurück, hatte sie etwa gelauscht.

"Ich wollte nur fragen wo die Toilette ist." erklärte Helen kleinlaut. Sie hatte nicht die Absicht gehabt, zu lauschen, hatte aber dennoch Teile des Gesprächs mitbekommen.

Phoebe zeigte ihr den Weg und entschied dann, dass die beiden in ihrem Zimmer übernachten konnten. Nachdem Paige eingetroffen war, aßen sie zusammen zu Abend und anschließend half Phoebe Helen dabei, einige ihrer Sachen auszupacken.

Helen sah sich in Phoebes Zimmer um. "Ein schönes Zimmer, und es ist auch ein schönes Haus."

"Danke," Phoebe sah Helen immer noch leicht misstrauisch an. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte, dass Cole so gut mit ihr befreundet war. Sie fragte sich, was er ihr wohl erzählt hatte.

Helen schien ihre Gedanken zu erraten. "Cole kriegt sich schon wieder ein." teilte sie ihr lächelnd mit. "Ich habe bisher nicht erlebt, dass er sich für jemanden so interessiert hat, wie für dich."

"Trotzdem muss er heute ausgehen." meinte Phoebe unzufrieden.

"Ach, wahrscheinlich ist es nur etwas geschäftliches, und falls nicht... In Seattle ist er ständig mit anderen Frauen ausgegangen, aber wirklich etwas bedeutet hat ihm nie eine davon."

Für Phoebe war es schwierig, sich Cole in Seattle mit anderen Frauen vorzustellen und sie wollte sich auch nicht unbedingt die Mühe machen, dies zu tun.

"Du warst ihm sogar wichtiger, als seine Vergangenheit und das bedeutet schon etwas."

Phoebe lächelte bitter. "Und trotzdem hat er den Umschlag geöffnet."

"Hättest du das nicht auch getan? Also ich schon und er dachte er ist ein Auftragskiller der Mafia. Er wollte dich nicht verletzten, aber er musste Gewissheit haben." versuchte Helen ihn zu verteidigen. Als Phoebe nichts sagte, fuhr sie fort. "Er hat mir erzählt, dass du das bist, nach dem er immer gesucht hat."

Phoebe lächelte, zwar wusste sie dass sie für ihn etwas besonderes war, aber dennoch tat es ihr gut, diese Bestätigung von Helen zu hören. "Ich hoffe er hat das nicht vergessen."

"Bestimmt nicht. Es ist nur alles ein ziemlicher Schock für ihn, auch wenn er versucht es zu vertuschen." Helen lachte. "Naja, es ist sogar ein ziemlicher Schock für mich, also kann ich mir gar nicht vorstellen, wie es für ihn ist."

Phoebe ließ sich auf ihrem Bett nieder. "Er versteht das alles einfach nicht," meinte sie frustriert.

Helen setzte sich neben sie. "Es ist ja auch alles schwer zu verstehen."

"Er kann nicht verstehen, dass ich ihn töten musste." Sie hatte es im Gefühl, dass Cole Helen davon erzählt hatte.

Helen nickte und bestätigte dadurch Phoebes Theorie. "Naja, wer könnte das schon." Helen sah Phoebe von der Seite an. Sie erschien ihr wie eine Person, die im richtigen Moment hart und zäh sein konnte. Sie selbst konnte sich auch nicht die bizarrste Situation vorstellen, unter der sie es fertig bringen würde, Peter zu töten. Aber Peter war zum Glück auch kein Dämon und sie keine Hexe. "Ich wüsste nicht, ob ich Peter töten könnte, selbst wenn er gerade versuchen würde, einen unschuldigen Menschen zu töten." überlegte sie.

Phoebe wollte wütend vom Bett aufspringen, aber Helen hielt sie zurück, indem sie sie leicht am Arm festhielt. "Ich will das nicht beurteilen."

"Aber du fragst dich, ob es nicht das Richtige gewesen wäre ihn einfach nur aufzuhalten, nicht wahr? Und wenn das anders nicht möglich ist?"

Helen zuckte mit den Schultern. "Ich denke so stark wäre ich nicht. Selbst wenn es das einzig mögliche wäre, ihn zu töten, um andere zu retten, dann weiß ich nicht, ob ich das Richtige tun könnte."

Phoebe lächelte schwach . "Sei froh, das du nie in die Situation gekommen bist." Sie seufzte. "Cole glaubt leider immer noch dem Märchen das die Liebe immer siegt. Aber manchmal ist das nicht der Fall, das muss man akzeptieren."

"Naja, ihr seid doch jetzt zusammen, also stimmt es vielleicht doch." gab Helen zu bedenken.

Phoebe stand auf. "Wenn ich nur daran glauben könnte."

Helen sah zu ihr hoch. "Darf ich dich noch etwas fragen?" Als Phoebe nickte, fuhr sie fort. "Ich kenne Cole jetzt über ein Jahr, und er ist, .." Helen suchte nach Worten. "naja eben ziemlich normal. Ich meine er ist nicht gewalttätig oder so. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass er mal böse war, und wahllos töten konnte."

Phoebe seufzte. "Das war der Dämon in ihm, wenn er seinen dämonischen Teil zugelassen hat, wenn er die Kontrolle hatte, dann hatte er damit keine Probleme."

Helen nickte, obwohl ihr die Antwort auch nicht weiterhalf. Schweigend packten sie weiter die Sachen aus, wobei Phoebe bei Peters Sachen angekommen war. Als sie Peters Jacke auf den Stuhl legen wollte, wurde ihr auf einmal schummerig. Vorsorglich ließ sie sich auf den Stuhl fallen und ließ ihre Vision kommen. Sie erblickte den Flur vor Coles Wohnung. Vor der Wohnungstür von Helen und Peters Wohnung stand ein Dämon. Er beobachtete den Flur, als Cole und eine Frau um die Ecke kamen. Die Frau kam Phoebe irgendwie bekannt vor, aber sie wusste nicht woher. Sie lachten und unterhielten sich, als sie plötzlich vor dem Dämon standen. Er starrte sie mit einem bösartigen Grinsen an und versetzte der Frau einen Stoß, so dass sie über den gesamten Flur segelte. Dann ergriff er Cole und wollte mit ihm verschwinden. Entsetzt fuhr Phoebe aus ihrer Vision hoch.

Helen sah sie irritiert an. "Was ist?" fragte sie unsicher.

"Dieser Idiot," entfuhr es Phoebe. "Ich habe ihm doch gesagt, dass es gefährlich ist." Wütend begab sie sich nach unten, um ihren Schwestern von der Vision zu erzählen. Helen schaute ihr immer noch verwundert hinterher und fragte sich, ob sie ihr hinterhergehen oder lieber in dem Zimmer bleiben sollte.

Nachdem Trisha von weitem einen ihrer Exkollegen erblickt hatte, beschlossen sie die Veranstaltung zu verlassen. Auf dem Rückweg war Trisha ziemlich leise. "Ich weiß auch nicht, was ich davon erwartet hatte, aber jetzt bin ich irgendwie frustriert." meinte sie nachdenklich.

"Wahrscheinlich produzieren sie dieses Mittel in ihrem unterirdischen Labor und sie hat kein Interesse daran, dass es an die Öffentlichkeit kommt."

"Ja, du hast ja Recht." Sie blickte zu Cole hinüber "Was hast du denn auf dem Gelände gesehen?"

Cole hatte wirklich kein Interesse daran ihr zu erzählen, was er dort gesehen hatte. "Nicht viel, in einem Wald patroullierten Männer mit Waffen, und die Einfahrt war inmitten dieses Waldes."

"Ach ich würde mich dort zu gerne einmal umschauen."

"Das würde ich dir nicht raten. Aber ich könnte dir ja noch einmal die Pläne zeigen, vielleicht kannst du dir ja vorstellen, wie sie das Gebäude geplant haben. Jetzt wo wir wissen, wozu es tatsächlich nützlich ist." Er hielt das für keine schlechte Idee, schließlich hatte Trisha als Chemikerin mehr Ahnung von Einrichtungen mit Laboren und Forschungsräumen als er.

Trisha stimmte begeistert zu, froh an diesem Abend vielleicht doch noch etwas herauszufinden. Sie fuhren kurz bei Coles Zeitung vorbei, um die Notizen abzugeben und machten sich dann auf zu Coles Wohnung.

Als sie in dem Flur vor den Wohnungen ankamen, stand in der Nähe von Peters und Helens Wohnung ein Mann, der Cole auffällig vorkam. Als er ihn von weitem betrachtete, wusste er auch genau warum. Aus seinen Hals ging ein schmaler Faden durch die Luft. Doch bevor er seine Beobachtung noch verarbeiten konnte, war der Dämon schon auf sie zugestürzt und hatte Trisha angegriffen und sie in hohem Bogen durch die Luft den Gang entlang geschleudert. Anschließend blickte der Dämon Cole erkennend an und sein Mund verzog sich zu einem hinterhältigen Lächeln.

In diesem Moment erschien ein Leuchten in der Luft und Phoebe und Paige erschienen direkt hinter dem Wesen. Während die beiden sich auf den Dämon stürzten, fragte sich Cole, wie er ihnen helfen konnte. Er ging auf die Kämpfenden zu, aber ein böser Blick von Phoebe, der eindeutig hieß, 'halt dich hier ja raus', ließ ihn stehenbleiben. Er drehte sich um und schaute zu Trisha, die immer noch auf dem Boden lag. Cole ging zu ihr rüber und half ihr aufzustehen. Sie schien unverletzt zu sein, wirkte aber völlig verwirrt. Während er sich um Trisha kümmerte, beobachtete er weiter die beiden Hexen dabei, wie sie den Dämon vernichtend schlugen. Die ganze Aktion hatte nicht allzu viel Zeit in Anspruch genommen, und die Schwestern blickten sich zufrieden an, bevor vor der Tür von Peters Wohnung ein weiterer Dämon erschien.

"Bleibt bloß wo ihr seid," rief Phoebe Cole zu, der sich in ihre Richtung bewegt hatte. Er blieb stehen, und schaute wütend zu ihr rüber. Für was hielt sie sich eigentlich, er wollte ihnen zwar nicht in die Quere kommen, aber so unnütz war er nun auch wieder nicht.

Er warf einen kurzen Blick zu Trisha und wollte trotz der Warnung auf die Schwestern zugehen, als sie den nächsten Dämon auch schon vernichtet hatten. Atemlos standen sie auf dem Flur, bevor der nächste Dämon erschien. "Das gibt es doch nicht." jammerte Paige und begann den neuen Dämon anzugreifen. Obwohl es sich bei den Angreifern nicht um besonders kampfstarke mächtige Dämonen handelte, machte es den beiden einige Mühe sie zu vernichten.

Cole lehnte sich unterdessen an die Wand und verschränkte die Arme vor seinem Körper. Er hatte beschlossen, dass es nicht der richtige Zeitpunkt war, um mit Phoebe über seine Kampffähigkeiten zu diskutieren, daher beobachtete er fasziniert den dünnen Faden, der bei jedem der Dämonen aus dem Nacken hervortrat. Er hatte so seine Theorie, warum ein Dämon nach dem nächsten erschien. "Ich denke wir sollten hier verschwinden." rief er den Schwestern zu, nachdem sie den dritte Dämon vernichtet hatten und ein vierter erschien. "Immer wenn ihr einen vernichtet habt, kommt ein nächster."

"Aber wie kann das sein." brachte Phoebe Wort für Wort zwischen ihren Schlägen und Tritten hervor.

"Ich habe zwar keine magischen Kräfte, aber ich denke sie sind miteinander verbunden, und wenn die Verbindung unterbrochen wird, kommt der nächste vorbei." versuchte er es ihnen zu erklären.

Paige sah ihre Schwester ratlos an. "Vielleicht hat er Recht," meinte sie. "Ich habe langsam die Nase voll mich gegen diese Idioten zur Wehr zu setzen. Lass uns Cole und diese Frau schnappen und von hier verschwinden."

Phoebe nickte und sie begaben sich in Coles Richtung. Als dieser sich umblickte, bemerkte er, dass Trisha verschwunden war. Er fragte sich, ob er ihr den Flur runter folgen sollte, aber er ging davon aus, dass sie bereits vor dem Gebäude angelangt war.

Als kurze Zeit später Phoebe und Paige bei ihm angekommen waren und den Dämon vernichtet hatten, ergriff Paige die kurze Kampfpause und ergriff Phoebes und Coles Hand. "Wo ist deine Freundin?" fragte sie und blickte sich kurz um, als erneut ein Dämon erschien.

"Ich denke sie ist abgehauen. Bring uns bloß hier weg." teilte ihr Cole mit, und Paige ließ sich das nicht zwei mal sagen.

Kurze Zeit später kamen sie im Halliwell Manor an. Piper schaute sie bestürzt an. "Ist alles in Ordnung, ich hätte doch besser mitkommen sollen." meinte sie und sah Leo böse an, der die Meinung vertreten hatte, dass eine der Hexen zu Hause bleiben sollte, falls ein Dämonenangriff bevorstand.

Erschöpft ließ sich Paige auf dem Sofa nieder. "Es war nicht nur ein Dämon sondern vier." Teilte sie Piper mit. "Schön einer nach dem anderen."

Phoebe setzte sich neben Paige. "Ich hatte es mir auch leichter vorgestellt." wütend starrte sie Cole an. "Ich hatte dir gleich gesagt, dass sie dich suchen."

"Moment mal, sie warteten vor Peters Tür, dass sie mich entdeckt haben war völlig zufällig."

"Na und? Sie haben es jedenfalls getan, wenn wir nicht da gewesen wären, dann wärst du jetzt in Canterros Gefangenschaft oder sogar tot."

Er sah sie lächelnd an. "Keine Sorge, das Privileg mich zu töten überlasse ich dir."

Sie sah ihn verbittert an. "Darum habe ich nie gebeten und ich hätte auch gut darauf verzichten können."

Cole merkte, dass er zu weit gegangen war und erklärte ruhig. "Es ist doch nichts weiter passiert."

Phoebe lächelte bösartig und meinte zuckersüß, "aber es tut mir wirklich Leid, dass wir dein Date ruiniert haben."

"Das glaube ich dir gerne." entgegnete er und ein Lächeln flog über sein Gesicht.

Inzwischen war Peter neben Cole getreten und nutzte die Gesprächspause, um erschrocken zu fragen. "Diese .. Wesen waren vor unserer Tür, waren sie auch in unserer Wohnung?"

"Sie kamen jedenfalls aus der Richtung." teilte Cole ihm trocken mit.

"Ob sie wohl alles ganz gelassen haben?" fragte Peter entsetzt.

"Das sind keine Einbrecher, das sind Dämonen" erklärte Paige ihm. "Die interessieren sich nicht für eure Wertsachen. Seid lieber froh, dass ihr nicht dort ward."

Helen hatte unterdessen für die beiden etwas zu trinken aus der Küche geholt und ließ sich auf einem Stuhl nieder. "Das sind wir auch." erklärte sie angespannt.

Leo wandte sich unterdessen an Paige. "Wie hast du das gemeint, dass die Dämonen hintereinander angriffen?"

Paige zuckte mit den Schultern "Ich weiß auch nicht wie sie das fertig gebracht haben, aber immer wenn einer tot war, dann erschien der nächste."

Cole stöhnte. "Ich habe es euch doch erklärt, selbst wenn ich kein mächtiger Dämon mehr bin, nachdenken kann ich immer noch. Und ich habe gesagt, dass die Kerle miteinander verbunden waren."

"Und wie sollte das gehen?" fragte Phoebe skeptisch.

"Na durch dieses dünne Band, das aus ihrem Nacken kommt."

Paige und Phoebe sahen ihn zweifelnd an. "Band? Also ich habe kein Band gesehen. Du etwa Paige?" Auch Paige schüttelte mit dem Kopf.

"Er kam ja auch aus dem Nacken dieser Wesen, und ihr ward selten hinter ihm, und überhaupt, wahrscheinlich ward ihr zu sehr mit eurem Kampf beschäftigt."

"Band, also ich hätte so etwas gesehen, und ich habe auch noch nie von so etwas gehört." meinte Phoebe selbstsicher.

"Was willst du damit sagen, dass ich lüge?" fuhr Cole sie wütend an.

"Nein, dass du dir das nur einbildest."

"Nur weil du es nicht kennst, muss ich es mir nicht gleich eingebildet haben. Es war ein dünner Faden, ein Strahl, genau wie aus dem Siegel in diesen Käfig oder heute bei den Leibwächtern von Meagan Canterro."

Phoebe sah ihn alarmiert an. "Welche Leibwächter bei Meagan Canterro?"

"Ich war heute bei einer Presseveranstaltung von Meagan Canterro, und da waren auch diese Bodyguards ..."

"Du warst heute bei den Canterros?" Phoebe sah ihn völlig ungläubig an, sie verstand nicht, wie er sich dermaßen in Gefahr begeben konnte, und es machte ihr Angst. "Bist du lebensmüde oder einfach nur dumm. Was wolltest du denn da?"

"Es war völlig harmlos, Jared Canterro war nicht da, und unter den ganzen Presseleuten wäre ich ihm sowieso nicht aufgefallen."

"Und hat es sich wenigstens gelohnt?"

"Wieso gelohnt? Ich wollte Trisha nur einen Gefallen tun."

"Trisha Raymond? Du warst mit Trisha Raymond da? Was hast du ihr erzählt?"

"Nichts, was sollte ich ihr denn erzählten? Sie hat schon genug Probleme mit ihrem Gedächtnisverlust."

"Ach die Arme."

"Vielleicht solle ich mich mal bei ihr melden, und fragen wie es ihre geht." überlegte sich Cole.

"Das machen wir später schon." teilte ihm Paige mit und fragte neugierig. "Jetzt erklär uns nur noch mal, was du mit diesem Band meinst."

Cole erzählte ihnen, wie aus dem Nacken der Dämonen ein fast durchsichtiger Faden bis in die Kette mit dem Symbol von Meagan Canterro geführt hatte. "Sie hielt sie wie an einer Kette," meinte er angewidert.

Piper wandte sich an Leo. "Hast du nicht gesagt, dass man mit dem Siegel Magie leiten kann?"

Cole nickte. "Ja, und so wie es scheint, ist es auch möglich damit Dämonen zu leiten." er sah sie nachdenklich an. "Könnt ihr es nicht irgendwie durchtrennen, mit einer magischen Schere oder was weiß ich."

Piper blickte zweifelnd zu ihm. "Also Dämonen freilassen gehört eigentlich nicht zu unserer Aufgabe."

"Na toll. Ihr müsstet doch nur die Kette zertrennen." meinte Cole missmutig. "Diese Frau hat sie gehalten, wie .. wie Hunde."

"Eben, stell dir mal vor es wären Kampfhunde, und die würde man dann einfach so frei rumlaufen lassen." erklärte ihm Paige.

"Das wäre mir lieber, als dass ein gemeingefährliches Weib sie ganz nach ihrem Belieben auf die Leute hetzen kann. Von ihrem Mann ganz zu schweigen."

Piper seufzte. "Ich kann ja mal gucken, ob ich oben irgendetwas zu dem Thema finde." meinte sie und ging die Treppe hinauf. Phoebe und Leo folgten ihr und Paige und Cole beschlossen unterdessen, kurz bei Trisha vorbei zu schauen.

Paige orbte sie in die Nähe des Hauses und sie machten sich auf den Weg zu Trishas Wohnung.

"Ich stelle es mir schon praktisch vor, wenn man sich so fortbewegen kann." stellte Cole fest.

Paige zuckte mit den Schultern. "Es ist nicht übel, aber man muss auch aufpassen, dass niemand etwas davon mitbekommt."

"Wieso hast du eigentlich behauptet, ich konnte das nicht?" fragte sie Cole.

"Weil ich meine Fortbewegungsweise beim besten Willen nicht mit deiner ex- dämonischen vergleichen will." meinte sie schnippisch.

"Sicher, wie konnte ich auch nur wagen, dies zu tun." erwiderte er ironisch.

Paige blieb stehen und sah ihn abschätzend an. "Weißt du was Cole, auch wenn du jetzt ein Mensch bist. Du warst einmal ein Dämon und hast zahllose hilflose Menschen, Hexen und wen weiß ich nicht noch umgebracht. Das solltest du nicht vergessen."

"Vielen Dank, dass du mich daran erinnerst." meinte er sarkastisch und fasste ihr kumpelhaft auf die Schulter. "Ich bin wirklich froh darüber, dass es jemanden wie dich gibt, der mich immer daran erinnern wird, falls ich es wagen sollte es je zu vergessen."

"Nichts zu danken." meinte sie kühl und hob ihre Schulter, um seine Hand abzuschütteln. Den Rest des Wegs hatte keiner von beiden Lust, etwas zu sagen.

Als sie vor Trishas Tür angekommen waren, klingelte Cole, aber niemand öffnete die Tür. Er versuchte es erneut und in der Ferne hörten sie, wie ein Hund bellte und leise Schritte sich der Tür näherten.

"Trisha" rief Cole und die Tür öffnete sich einen Spalt. "Ich bin's nur."

Trisha öffnete die Tür und starrte Paige düster an, während Sparky auf den Flur gelaufen war und die beiden Besucher wütend ankläffte.

Paige kniete sich hin und versuchte den Hund zu streicheln, doch der wuselte wild in der Gegend herum und hörte nicht auf zu bellen.

"Geht es dir gut?" wandte Cole sich unterdessen an Trisha.

Sie nickte "Dieser Mann, was wollte er von dir? War es wegen Canterro?"

Cole nickte. "Ja ich fürchte schon. Aber wir haben ihn erledigt."

"Er ist doch nicht tot oder?" fragte sie besorgt.

"Nein, natürlich nicht, wo denkst du hin." log Cole ohne Skrupel. "Aber du siehst jetzt doch ein, dass es zu gefährlich ist, und du dich besser da raushältst."

"Ja sicher, aber diese Frau, ich meine nicht sie." Sie deutete auf Paige, die sich immer noch mit dem Hund beschäftigte, der langsam zutraulich geworden war. "Die andere, ich glaube ich habe sie schon mal gesehen, an dem Tag, an dem ich mein Gedächtnis verloren habe."

Cole sah sich gezwungen ihr zu erklären, dass Phoebe dort gewesen war, um sie vor Canterros Leuten zu beschützen. Trisha nahm diese Informationen gelassen hin, betrachtete Cole anschließend aber mit einem skeptischen Blick. Sie meinte, dass sie dringend in die Küche zurück müsse und rief ihren Hund. Nachdem sie sich kurz verabschiedet hatten, schloß sie die Tür und Paige orbte Cole und sich zurück ins Halliwell Manor. Während Paige nach oben zu ihren Schwestern ging, setzte sich Cole zu Peter und Helen ins Wohnzimmer.

Auf dem Dachboden hatten Phoebe und Piper unterdessen einen Hinweis darauf gefunden, dass es eine magische Verbindung zwischen einem Auftraggeber und seinem Untergebenen geben konnte, und das diese mit Hilfe von magischen Siegeln übertragen werden konnte. Der Befehlsgeber verfügte über das Sendesymbol und der Befehlsempfänger über das Empfangssymbol.

"Hat Cole irgendwas davon erwähnt, wie das Symbol bei den Dämonen aussah?" fragte Piper.

Phoebe schüttelte den Kopf. "Nicht das ich wüsste, aber du kannst ja fragen. Wo ist er denn?"

"Unten." teilte ihr Paige mit.

"Habt ihr die liebe Trisha getroffen." fragte sie sarkastisch.

"Ja, ihr geht es gut, und sie hat zum Glück nichts übernatürliches mitbekommen. Sie denkt es waren Schläger von Canterro, was ja auch irgendwie stimmt." überlegte Paige und wandte sich anschließend an Phoebe "Und Cole ist ihr jetzt nicht mehr ganz geheuer, denke ich, also darum musst du dir keine Sorgen mehr machen."

"Habe ich auch nie." meinte Phoebe bestimmt.

"Hm, das hörte sich vor kurzem aber noch ganz anders an." Wandte Piper ein und beschäftigte sich dann wieder mit dem Buch. "Hier steht das man eine Athame mit einem Zauberspruch aufladen kann, dann hat sie die Macht, diese Verbindung zu kappen."

Die Vorstellung, Dämonen damit wieder ihre Freiheit wiederzugeben, gefiel keiner der Schwestern, aber sie unter der Kontrolle von den Canterros zu sehen war wahrscheinlich noch schlimmer. Sie machten sich an die Arbeit und bereiteten die Athame vor.

Anschließend beschlossen sie, schlafen zu gehen. Helen und Peter hatten sich schon in Phoebes Zimmer zurückgezogen und Phoebe und Paige verschwanden in Paiges Zimmer.

Piper brachte Cole einige Decken, damit er es sich unten gemütlich machen konnte. Da sie ihn allein antraf, nutzte sie die Gelegenheit, um kurz mit ihm zu reden. Sie setzte sich auf die Couch und blickte ihn ernst an. "Ich verstehe nicht, was dein Problem ist Cole, aber wage es ja nicht Phoebe noch einmal weh zu tun."

"Mein Problem ist, dass sie mich umgebracht hat." Erklärte er ihr trocken.

"Du lebst doch noch, wieso reitest du dann so darauf herum?"

"Ich kann mich nicht auf sie verlassen, ich weiß schließlich nicht, ob sie mich nicht wieder bei der erstbesten Gelegenheit fallen lassen würde."

"Sie hätte dich niemals bei der erstbesten Gelegenheit fallen gelassen, das kannst du mir glauben. Sie stand dir viel zu lange zur Seite, bis es fast zu spät für sie war und für uns auch."

"Ja sicher und für die ganze Welt, ich weiß." erklärte Cole ironisch und lächelte sie an. "Mit dir kann ich nicht darüber sprechen, du bist nicht objektiv."

"Woher willst du das wissen?" fragte Piper empört.

"Ist doch eindeutig, du wolltest mich schließlich auch töten." erklärte er selbstsicher.

Piper schüttelte den Kopf und stand auf, es erschien ihr sinnlos, mit ihm über dieses Thema zu sprechen, sollten Phoebe und Cole ihre Probleme doch untereinander ausmachen. "Bitte, euer Problem." meinte sie schroff und ging in ihr Zimmer.