Behind Blue Eyes

Kapitel 1

Draco betrat das Haus mit einem mulmigen Gefühl im Bauch. Morgen würde er seine Reise nach Hogwarts antreten und heute Abend würde es sicherlich wieder Streit zwischen seinen Eltern geben.

Sein Vater, immer darauf bedacht die Familienehre zu wahren, würde seiner Mutter noch nicht einmal eine Abschiedsumarmung zugestehen, denn Draco sollte ja nicht verweichlicht werden.

Wieder einmal würde der Abend damit enden dass seine Mutter weinend in ihr Schlafzimmer verschwand und sein Vater ihm eine Lange Predigt über die Tradition der Malfoys halten würde und über die Methoden mit denen man ihn, Lucius Malfoy selbst, zur Härte erzogen hatte.

Seit Dracos frühester Kindheit hatte er bewiesen dass er seinen Sohn zu einem treuen Diener des dunklen Lords

erziehen wollte.

Lucius war einer von Voldemorts treuesten Untertanen und manchmal fragte Draco sich warum er ausgerechnet Narcissa geheiratet hatte.

Sicher, auch Narcissa war den Dunklen Künsten verfallen, doch nicht in dem gleichen Maße wie Lucius.

Sie fand keinen Gefallen am Leid anderer, sie würde nie den einen unverzeihlichen Fluch Avada Kedavra anwenden können, dafür war ihr Hass nicht groß genug.

Draco ging die Treppe hinauf in sein Zimmer und begann seinen Koffer zu packen.

Ab morgen würde er wieder mit seinem Erzfeind, mit Harry Potter zusammenleben müssen.

Er versuchte seit der ersten Klasse sich einzureden dass er Harry Potter wegen dessen Berühmtheit hasste, oder weil fast alle Zauberer, sogar das Zaubereiministerium dazu neigten Potter zu bevorzugen.

Doch Draco wusste dass der wahre Grund Neid war.

Natürlich hätte er selbst an Harrys Stelle seine Berühmtheit genutzt. Er hätte sich andere Freunde gesucht, mächtigere Freunde.

Er hätte sich sicher nicht mit Schlammblütern und armen Trotteln wie diesem Weasley abgegeben.

Draco hatte schon immer nach Macht getrachtet.

Macht, als Ersatz für Freundschaft. Macht als Ersatz für Liebe.

Draco war immer der Böse gewesen. Für seinen Vater war er ein schlechter Sohn gewesen, weil er zu weich war.

In Hogwarts war er der böse Slytherin, der es wagte sich gegen Harry Potter zu stellen.

In seinem Haus, in Slytherin hatte er es zu einer Vormachtstellung gebracht, weil er versucht hatte seinem Namen als ein Malfoy Ehre zu machen. Doch Freundschaft hatte ihm das nicht gebracht. Respekt ja, doch der Großteil seiner Mitschüler hatte Angst vor ihm.

"Draco!" Er schreckte auf und sah seinen Vater in der Tür stehen. "Draco komm mit! Ich werde dir etwas für Professor Snape mitgeben."

Lucius führte Draco in den Keller von Malfoy Manor in eines der Verliese, das Draco nicht nur von außen kannte. Als Kind war er nicht selten in einem dieser Kerker eingesperrt gewesen.

Lucius kramte in einer Kiste und gab Draco ein kleines, schweres, schwarzes Päckchen.

"Das wirst du Snape übergeben. Und wenn du wieder versagst dann wirst du dafür büßen, verstanden?"

"Ja Vater... verstanden."

Lucius drehte sich ohne ein weiteres Wort um und verließ mit wehendem Umhang den Raum.

Draco stand mit dem Päckchen in der Hand nachdenklich da.

Ein Päckchen von seinem Vater für Snape?

Lucius wusste mit Sicherheit dass Snape seinem Meister den Rücken gekehrt hatte. Warum sollte er ausgerechnet Snape ein Päckchen schicken?

Denn dass dieses Päckchen nichts gutes enthielt war förmlich zu spüren.