39. Kapitel

Kurze Zeit später befanden sich Phoebe und Cole auf dem Weg zu seiner Wohnung. Als sie vor dem Haus angekommen waren, stiegen sie aus und betraten das Gebäude. Sie wählten das Treppenhaus, um nach oben zu gelangen und Phoebe schaute vorsichtig in den Flur, als sie sein Stockwerk erreichten. Der Flur lag ruhig da und nirgends war die Spur eines Dämonen zu erkennen. Sie traten auf den Flur und gingen an Peter und Helens Wohnungstür vorbei zu Coles Wohnung. An den Wänden entdeckte Cole ein paar Zeichen von dem Kampf am vorherigen Abend. "Ihr müsst euer Haus sicher oft renovieren, wenn ich mir anschaue, wie es hier im Flur aussieht."

Phoebe sah sich um, solche Kleinigkeiten sah sie schon gar nicht mehr. "Das kannst du laut sagen." ging sie auf seine Frage ein. "Manchmal geht unser ganzes Geld dafür drauf. Und wenn wir gerade einen Tisch repariert haben, dann erschien garantiert kurz darauf ein Dämon, um ihn im Kampf wieder zu zerstören. Aber zum Glück haben wir Leo, er ist ziemlich talentiert im reparieren."

Sie horchten an der Tür zu Coles Wohnung und als sie keinen Laut vernahmen, schloss Cole die Tür auf. Phoebe betrat die Wohnung als erste, und sah sich aufmerksam um, aber sie konnte keine Spuren von Dämonen erkennen. "Es kommt mir nicht so vor, als wäre jemand hier gewesen." teilte sie Cole mit. "Ich denke sie wissen nicht, dass du hier wohnst."

Gerade als sie das gesagt hatte, klingelte ihr Handy. Es war Paige, die sich erkundigen wollte, ob alles in Ordnung war. Als Phoebe ihr erzählt hatte, dass alles ruhig war, teilte Paige ihr mit, dass Darryl ihnen ein Treffen mit Fleisher verschaffen konnte. Sie teilte ihr die Adresse und die Uhrzeit mit.

Cole stand unterdessen vor seinem Kleiderschrank. "Also ich weiß nicht, Phoebe, sowas habe ich einfach nicht." teilte er ihr mit, als sie ins Zimmer trat. "Seit ich kein dämonischer Rechtsanwalt mehr bin, besitze ich kaum Anzüge."

"Wie wäre es denn mit dem, den du auf dem Wohltätigkeitsball anhattest." schlug sie vor und trat neben ihn.

Cole holte den erwähnten Anzug aus dem Schrank "Den hier?" fragte er skeptisch, "Der ist doch eher für Bälle und sowas. Meinst du nicht FBI Typen ziehen eher förmlichere Sachen an?"

Phoebe suchte noch einmal Coles Schrank durch, und als sie nichts passenderes fand, drehte sie sich zu ihm um und schaute sich den Anzug an. "Für unsere Zwecke reicht er völlig." beschloss sie und setzte sich auf das Bett.

"Wenn du meinst," Cole betrachtete den Anzug skeptisch und holte sich ein passendes Hemd aus dem Schrank.

Phoebe beobachtete ihn dabei und sagte dann leise. "Cole, ich habe darüber nachgedacht, was du mich gefragt hast."

"Was?" er sah sie fragend an, während er die Knöpfe an seinem Hemd aufknöpfte.

"Ob ich dich, falls Probleme auftauchen, im Stich lassen würde." erklärte sie ihm ruhig, obwohl sie annahm, dass er genau wusste, wovon sie redete. "Also egal, was kommt. Ich verspreche dir es nicht zu tun." Sie sah ihn ernst an. Sie konnte es zwar nicht beschwören, aber sie war fest dazu entschlossen.

"Okay." meinte Cole und legte sein Hemd auf einen Stuhl neben dem Schrank.

"Okay?" sie sah ihn empört an. "Okay? Das ist alles."

"Was soll ich denn sonst noch sagen?" fragte er gespielt überrascht.

"Na du könntest zum Beispiel etwas begeisterter sein." sie stand vom Bett auf und ging auf ihn zu.

"Worüber denn? Dass du mir versprichst mich das nächste Mal nicht gleich umzubringen." er sah sie fragend an.

Phoebe war vor ihm angekommen und sah ihn eindringlich an. "Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du es verdient hattest."

"Und wenn ich es in Zukunft wieder verdiene?"

"Das wirst du nicht, dafür werde ich sorgen. Vertrau mir." meinte sie bestimmt.

Cole blickte sie skeptisch an, als sie begann hinterhältig zu lächeln. Sie umarmte ihn und fuhr dann mit ihren Händen tiefer, bis zu seinem Gürtel. "Soll ich dir beim Umziehen helfen?"

"Meinst du du kannst mich so leicht bestechen?" fragte er scherzhaft und strich ihr mit der Hand durch die Haare.

"Ich kann es ja wenigstens versuchen." Sie hatte unterdessen mit ihrer einen Hand seine Hose geöffnet und mit der anderen seinen Kopf zu sich runtergezogen, um ihn zu küssen.

Ohne Zögern erwiderte er ihren Kuss. "Wann müssen wir noch mal bei diesem Fleisher sein." murmelte er dazwischen.

"Wir haben noch genug Zeit." erklärte ihm Phoebe und zog, ohne ihn allzu lange loszulassen, ihren Pullover aus. Anschließend war ihre Hose dran, wobei Cole ihr seine Hilfe anbot. Als sie beide es geschafft hatten, zog sie ihn mit einem zufriedenen Lächeln mit aufs Bett.

Cole sah keine Veranlassung das ganze zu stoppen. Sie hatte immerhin versprochen, ihm zu helfen, falls tatsächlich wieder Probleme auftraten, das war doch schon ein Anfang. Und wer konnte schon sagen, wie lange sie überhaupt noch lebten, wenn Canterro die Weltherrschaft übernahm, dachte er amüsiert. Warum sollte er sein Leben nicht genießen, solange er es noch hatte. Er küsste sie immer intensiver und strich mit seinen Händen über ihren Rücken, während sie auf das Bett fielen.

Als Phoebe später zufrieden in seinen Armen lag, fragte sie unschuldig. "Und, hat sich deine Einstellung zu mir nun geändert?"

"Hm! Frag noch mal nach, wenn wir es geschafft haben, Canterro die Weltherrschaft zu entreißen." meinte er mit einem Lächeln.

Sie sah enttäuscht zu ihm rüber. "Du traust mir immer noch nicht?"

"Das hat nicht nur mit dir zu tun." versuchte Cole es ihr verständlich zu machen. "Ich kenne mich ja selbst noch nicht mal, und also dass du mich getötet hast..." Er sprach nicht weiter.

Phoebe seufzte, sie sah ihn an und begann ihm zu ihrer eigenen Verwunderung zu erklären. "Also ich sage nicht, das es falsch war, dich zu töten, aber ich kann nicht ausschließen, also ganz eventuell, habe ich davor vielleicht auch einige Fehler begangen. Als du wiedergekommen bist, war ich vielleicht nicht ganz fair zu dir."

"Ach!" Er spürte, dass ihr diese Erklärung einiges abverlangte.

"Naja, du hattest es geschafft, dass ich mich gefragt habe, warum ich dich überhaupt je geliebt habe. Ich fand du hast es nicht verdient, dass ich dir helfe und ich habe begonnen, in allem, was du getan hast, nur das Negative zu sehen, das Schlimmste zu vermuten, auch wenn das gar nicht der Wahrheit entsprach."

"Was für eine Erkenntnis, aus deinem Mund." er sah sie überrascht an.

Phoebe blickte wütend zurück. "Ja, für dich ist es natürlich praktisch, du hast alles vergessen, was du so getrieben hast. Denn zu deiner Information, letztendlich hatte ich doch Recht."

Cole setzte sich auf "Ich sage ja, ich kenne mich selbst nicht."

Phoebe setzte sich ebenfalls auf. "Doch, das heute bist du, das andere war der Dämon."

Er drehte sich zu ihr um und sah sie skeptisch an. "Bist du dir da so sicher?"

"Ja, natürlich." Sie umarmte ihn und blickte ihm fest in die Augen. "Ich bin mir sicher, ganz sicher."

Nachdem sie sich wieder angezogen hatten, machten sie sich auf den Weg zu Harold Fleisher. Sie mussten ein gutes Stück fahren, bis sie zu einem Straßenposten kamen. Das Haus, in dem Fleisher untergebracht war, lag in einer Gegend, in die nur Anwohner oder Besucher mit Einladung gelassen wurden. Darryl hatte Bescheid gegeben, und die beiden konnten passieren und kamen nach weiteren Metern vor einem Haus an, das selbst für diese Gegend abgelegen war. Am Tor mussten sie erneut eine Wache passieren, bis sie endlich bis zum Eingang vorgelassen wurden.

Sie betraten das Haus und eine Frau führte sie in einen Raum. Kurze Zeit später erschien Harold Fleisher. Er erschien Phoebe noch abgespannter als sie ihn in Erinnerung hatte.

"Was suchen sie denn hier?" Fragte er unwillig und sah Phoebe missmutig an. "Ihnen habe ich dies alles zu verdanken, ihnen sage ich bestimmt nichts." Er ließ sich auf einen der Stühle fallen, die rund um einen alten Eichentisch standen, ohne auf eine Antwort von ihr zu warten.

"Das werden sie sich schon noch überlegen." antwortete Phoebe kühl und ließ sich ihm gegenüber am Tisch nieder. Cole setzte sich neben sie und holte einen Notizblock hervor. "Mister Torrens neben mir kommt vom FBI und erforscht übernatürliche Phänomene. Er weiß um was es hier geht und ist besorgt wegen ihrem Umgang mit schwarzer Magie."

"Ach, können sie irgendwas davon beweisen" fragte Fleisher höhnisch und lehnte sich selbstzufrieden zurück.

"Hier geht es nicht um Beweise Mr. Fleisher, hier geht es darum, dass ihr Freund Canterro die Magie für seine eigenen Zwecke einsetzt." erklärte Phoebe.

"Dann kümmern sie sich doch um ihn, ich habe damit nichts zu tun, ich bin ein unbescholtener Bürger, der hier zu Unrecht festgehalten wird."

"Die Staatsanwaltschaft sieht das anders." teilte Phoebe ihm wütend mit. "Und es könnte für sie positiv ausgelegt werden, wenn sie meine Fragen beantworten."

"Das glauben sie doch selber nicht."

Cole schaute sich das Wortgeplänkel der beiden eine Weile an, bis ihm der Kragen platzte. Er sprang auf und lehnte sich über den Tisch zu Fleisher. "Hören sie jetzt genau zu, wir bitten sie nicht darum, dass sie uns helfen, sondern wir verlangen es von ihnen." Er sah ihn scharf an.

"Sie können mich zu gar nichts zwingen." erklärte Fleisher und stand ebenfalls auf.

"Ach wirklich." Cole trat vor ihn. "Wir könnten zum Beispiel den Dämonen einen kleinen Tipp geben, wo sie zu finden sind. Ich denke das würde ihnen nicht allzu gut bekommen. Sie sind ziemlich ungehalten über ihr Verschwinden."

Fleisher sah Phoebe an. "Das würden sie nie tun, schließlich haben sie mich gerettet," meinte er triumphierend.

"Sie nicht." erklärte ihm Cole mit einem bösen Lächeln. "Aber ich schon. Was denken sie wer ich bin? Hm? Mir ist es völlig egal, was mit ihnen passiert, meinetwegen können die Dämonen sie langsam in Stücke zerreißen, es wäre mir eine Freude dabei zuzusehen. Obwohl es gibt auch noch andere nette Foltern." meinte er nachdenklich "Sie werden dankbar sein, wenn sie schnell sterben."

Fleisher schaute erneut zu Phoebe rüber. "Aber das würden sie doch nicht zulassen, nicht wahr?"

Phoebe zuckte mit den Achseln. "Was soll ich da schon machen, er hat mehr Macht als ich."

"Sehen sie, also bevor ich mich dazu gezwungen sehe, unsere dämonischen Freunde zu rufen. Setzen sie sich doch lieber hin und beantworten unsere Fragen."

Fleisher ging vorsichtig an den Tisch zurück. "Aber wie kann ich sicher sein, dass sie nicht trotzdem..."

"Hm!" meinte Cole nachdenklich. "Gar nicht. Also beantworten sie die Fragen so gut sie können."

Phoebe wandte sich wieder Fleisher zu "Gut, also als erstes erzählen sie uns, wie sie und die anderen zu diesem Teufelskult gekommen sind."

"Aber das kommt nicht zur Polizei." fragte er ängstlich.

"Sehen wir etwa aus als wollten wir etwas davon der Polizei verraten?" fragte Cole gereizt und Fleisher fing sofort an zu erzählen.

Sie erfuhren, dass Jared Canterro die ganze Sache eingefädelt hatte. Michael Deacon und Harold Fleisher hatten zuerst gar nicht begriffen, um was es eigentlich ging. Alles klang zu verlockend für sie. Beide standen in ihrem Studium nicht allzu gut da und hatten nichts gegen ein bisschen Unterstützung einzuwenden. Erst später hatten sie begriffen, dass es tatsächlich Dämonen gab, und was diese von ihnen verlangten. Doch keiner von ihnen hatte Gewissensbisse, nach dem Studium dem Bösen zu dienen. Es versprach ihnen Reichtum und die Erfüllung ihre Wünsche.

Fleisher bekam eine hohe Stellung in der Stadtverwaltung und das Versprechen zu weiteren Aufstiegen, wenn er gut mitarbeitete. Da er schon immer der Meinung gewesen war, dass die arme Bevölkerung nichts besseres verdiente, hatte er sich mit Elan daran gemacht, die Errichtung von neuen sozialen Einrichtungen zu boykottieren und Mittel für soziale Aufgaben zu kürzen. Selbst die Spenden aus seinen Wohltätigkeitsbällen strich er selbst ein und verteilte sie an genügend willige Mitarbeiter in seinem Büro. Die wenigen, die etwas dagegen hatten, hatte er schnell entlassen können und sich so einen Stab von treuen Untergebenen geschaffen.

"Und was war mit Debra White?" fragte Phoebe zynisch.

"Debra White? Ach diese Moralapostellin. Sie hat Anfang des Jahres angefangen, bei uns zu arbeiten, aber sie wollte diesem Abschaum wirklich helfen, sowas konnte ich nicht gebrauchen. Zuerst habe ich versucht, sie zurückversetzen zu lassen, aber das funktionierte nicht, sie wollte einfach nicht. Ich habe ihr die unauffälligsten Fälle zugeschoben, aber sie wurde einfach zu neugierig und schnüffelte rum. Als sie sich dann noch nicht einmal bestechen ließ" Fleisher sah bei dieser Aussage völlig empört aus. "Musste wir andere Maßnahmen ergreifen. Jared hatte einige Dämonen unter seine Kontrolle gebracht und ich gab ihm die Chance sie bei ihr zu testen. Und das Ergebnis fiel auch nach meinen Wünschen aus. Das dumme Frauenzimmer konnte sich nicht mehr erinnern und ich hatte keine Probleme mehr. Michael Deacon war von Jareds Dämonen hingegen nicht so überzeugt, und vielleicht hätte ich ihm in diesem Punkt vertrauen sollen." meinte er nachdenklich. "Er hatte darum gebeten, den neugierigen alten Griesgram Samuels zum Schweigen zu bringen. Aber Canterros Dämon hatte dies wohl zu wörtlich genommen und ihn gleich umgelegt." Fleisher lachte auf. "Das hat den guten Michael doch tatsächlich geschockt. Er war sowieso immer viel zu lasch. Vor ein paar Jahren mussten wir schon einmal einen seiner schwatzhaften Arbeiter erledigen, aber davon hat er gar nichts mitbekommen. Wir mussten ihn immer mit durchziehen, ohne uns wäre er schon lange aufgeflogen."

"Und was war mit Helen Carter?" fragte nun Cole und blickte Fleisher düster an. Als er merkte, dass dieser nicht wusste, von wem die Rede war, fügte er zur Erklärung hinzu. "Die Journalistin."

"Ach die." fiel es Harold Fleisher ein. "Dieses Miststück, sie hat mir alles vermasselt. Und Jareds unfähiger Dämon noch dazu. Ich hätte doch lieber die Dämonen um Hilfe bitten sollen, die waren verlässlicher." Er schüttelte zornig den Kopf. "Als ich erfahren hatte, wer den Artikel über unsere Abteilung schreiben will, habe ich sofort versucht sie zu stoppen. Aber Michael hatte dieses eine Mal tatsächlich Recht, Jareds Dämon war wirklich unfähig. Er hat sich einfach vernichten lassen, anstatt der Frau das Gedächtnis zu löschen. Da musste ich zu anderen Mitteln greifen." er hörte abrupt auf zu erzählen, als er bemerkte, dass er fast schon zu viel gesagt hatte.

Cole starrte ihn hasserfüllt an, denn beide wussten, was Fleisher nicht aussprechen wollte, dass er Helens Killer angeheuert hatte.

"Naja wie wir alle wissen, ist es mir nicht gelungen, diesen Artikel zu verhindern. Doch die Stadt sollte mir eigentlich dankbar sein. Ist es denn böse, wenn dieser Abschaum keine Chance erhält?" fragte er selbstzufrieden in die Runde. "Ich denke nicht. Ich habe der Gesellschaft einen Gefallen getan. Dieses Gesöcks hätte sich mit der Zeit selbst ausgerottet. Und Michael Deacon hat gute Geschäfte mit dem Verkauf seiner Waffen gemacht. Krieg auf den Straßen, das hat den Dämonen gefallen, obwohl alles nach ihrem Geschmack viel zu langsam vorwärts ging. Sie wollten, dass wir den Prozess noch mehr ankurbeln, aber sonst lief alles perfekt, wenn Jared nicht größenwahnsinnig geworden wäre." meinte Fleisher und schüttelte den Kopf.

"Was hat er getan?" fragte Phoebe neugierig.

"Ich weiß es nicht genau, er hat davon geträumt, die Dämonen zu beherrschen. Selbst Magie benutzen zu können." Fleisher erzählte ihnen, dass die vier zum Zeichen ihres Bundes ihre Amulette bekommen hatten. Diese Kette ermöglichte es ihnen, mit den Dämonen in Kontakt zu treten, wenn sie etwas benötigten. Selbst konnten sie keine Magie einsetzen, aber das war für ihn auch nicht nötig, erklärte Fleisher. Doch Jared Canterro wurmte es und er begann an dem Siegel und seinen Möglichkeiten zu forschen.

"Ich weiß nicht, wie es ihm gelang, und zu Anfang brachte er es nur fertig, einige Dämonen in seine Gewalt zu bekommen. Er hatte sich irgendwo ein Labor aufgebaut und versuchte daran zu forschen, wie er ihre magischen Fähigkeiten für sich selbst nutzen konnte. Doch er hatte nicht allzu großen Erfolg mit diesen Forschungen." erzählte Fleisher. "Das machte ihn wütend. Ich erzählte ihm, dass es vielleicht besser so war, aber er lachte mich nur aus und weihte mich nicht mehr in seine Pläne ein."

"Aber wie ist es ihm gelungen, eine Blockierung von Magie zu erschaffen." überlegte Phoebe und sah Fleisher fragend an. Dieser zuckte mit den Schultern.

"Wenn ich sie wäre, würde ich noch etwas intensiver nachdenken." riet ihm Cole, und als Fleisher weiter schwieg beugte er sich bedrohlich näher zu ihm rüber. Phoebe fasste Cole auf den Arm und schüttelte den Kopf, wodurch er sich achselzuckend wieder zurücklehnte.

"Ich weiß es wirklich nicht," jammerte Fleisher unterdessen. "Unsere Amulette können nur Magie leiten."

Cole schaute ihn aufmerksam an. "Und sie tragen es nicht mehr."

"Nein, natürlich nicht, was glauben sie denn. Ich habe es auf dem Weg hierher aus dem Fenster geworfen. Ich will ganz sicher nicht, dass die Dämonen mich dadurch finden." Er sah Cole mit einem Blick an, der aussagte, dass er nicht verstehen konnte, wie es ihm gelungen war. Sicher mit der Hilfe dieser hinterhältigen Hexen dachte er sich.

"Das Siegel, mit dem er diesen Magiebann erzeugt könnte wie ihre Kette aussehen, es soll nur viel größer und aus Stein sein." versuchte ihm Phoebe erneut auf die Sprünge zu helfen. "Wissen sie, was das sein könnte und wo er es herbekommen hat?"

"Unser Zeichen aus Stein?" er blickte Phoebe verblüfft an. "Es gab da mal so eine Sage, die Michael gefunden hat, ihn hat der Ursprung unserer Amulette interessiert." erklärte er nachdenklich. "Darin wurde über solche Steinzeichen berichtet. Dort stand, dass unser Zeichen die gleiche Form hat, wie der mittlere Teil eines alten Steinsymbols, das aussieht wie eine Steinblume. Dem mittleren Teile dieser Steinblume wird die Fähigkeit zugeschrieben, Magie zu lenken, und die übrigen Teilen, also die Blütenblätter haben andere Fähigkeiten. Soviel ich mich erinnere könnte es sein, dass das Innere einer zweiten Steinblume die Wirkung hat, Magie zu bannen."

Cole und Phoebe sahen sich interessiert an. Während Fleisher fortfuhr. "Unsere Amulette und zahlreiche andere beziehen ihre magischen Wirkungen aus diesem Steinzeichen. Es hieß, dass es nur zwei Blumen aus Stein gebe, und eine davon befindet sich in der Unterwelt. Aber sie sind irgenwie miteinander verbunden."

"Wo in der Unterwelt?" fragte Phoebe aufgeregt.

"Ich weiß nicht, irgendetwas mit A und on, Amaton, Agaron." Er blickte Cole hoffnungsvoll an, aber dieser verzog keine Miene.

Als sich Fleisher an nichts weiter erinnern konnte und Phoebe und Cole annahmen, dass er ihnen wirklich nichts mehr sagen konnte, verließen sie ihn. Fleisher fragte noch einmal vorsichtig nach, ob er weiterhin in Sicherheit sein. Und Cole erklärte ihm, dass dies fürs erste der Fall sei.

"Aber man weiß ja nie, wie lange dies hält." meinte Cole zum Abschluss "Also schön vorsichtig sein." Riet er ihm und schlug ihm ermutigend auf die Schulter.

Als sie wieder im Auto saßen, sah Phoebe ihn von der Seite an. "Du warst wirklich gut." meinte sie nachdenklich.

Cole tat das mit einem Achselzucken ab. "Danke, aber es fiel mir nicht schwer. Von mir aus können die Dämonen wirklich mit ihm machen, was sie wollen. Er ist ein Widerling." Er warf ihr einen kurzen Blick zu. "Ist das jetzt verwerflich?" fragte er ironisch.

"Nein, ist schon okay." erklärte sie ruhig.

"Wollen wir ihnen nicht einen Tipp geben, wo er zu finden ist."

"Er wird schon von der hiesigen Justiz seine gerechte Strafe erhalten." versuchte Phoebe ihn zu überzeugen.

"Bist du dir da ganz sicher?" Aus seiner Stimmer war herauszuhören, dass er daran seine Zweifel hatte. Doch er ließ das Thema fallen und fragte statt dessen. "Ist es dir völlig egal, wie sympathisch oder unsympathisch die Leute sind, die du retten sollst?" Cole konnte sich das nicht so recht vorstellen.

"Ja, das spielt keine Rolle es sind schließlich Unschuldige. Und wenn sie von Dämonen angegriffen werden, will ich sie beschützen, das ist meine Aufgabe." erklärte sie und ließ dabei keine Zweifel an der Richtigkeit ihrer Aussage aufkommen. "Ich gehe einfach davon aus, dass sie es verdient haben, das ist einfacher. Viele lerne ich ja noch nicht einmal richtig kennen."

"Schon klar, und alle Dämonen sind von vornherein schlecht."

Phoebe sah ihn verblüfft an. "Sicher, das sind sie. Daran besteht kein Zweifel. Sie bringen unschuldige Leute um und haben auch noch Spaß daran."

"Ist schon gut, ich glaube dir ja." beruhigte er sie.

"Es geht eben um den alten Kampf Gut gegen Böse." erinnerte sie ihn knapp.

"Bisher dachte ich Gut und Böse gäbe es gar nicht. Naja oder ich dachte es wenigstens im letzten Jahr." versuchte er ihr zu erklären, denn so empfand er es noch immer, trotz der letzten Ereignisse. Schließlich waren weder die Canterros noch Fleisher sonderlich gut.

Sie schwiegen eine Weile, bevor Cole sich wieder an Phoebe wandte. "Und Dämonen halten sich meist in dieser Unterwelt auf." Phoebe nickte und Cole fuhr mit seinen Fragen fort. "Wie kommt man denn dorthin?"

Phoebe dachte nach. "Also man kann dort nicht so einfach hingelangen. Man kann sich dort hinteleportieren, oder es mit einem Zauber versuchen."

"Warst du schon mal dort?"

"Ja!" war ihre kurz Antwort. Als es Cole schien, als würde sie nichts weiter dazu sagen, stellte er nachdenklich fest. "Und ihr wollt jetzt dorthin, um dieses Siegel zu zerstören."

"Ich hoffe wir finden eine andere Möglichkeit dazu." seufzte Phoebe. "Ich sage dir dieser Ort gehört nicht zu meinen bevorzugten. Aber wenn wir keine andere Lösung finden, dann müssen wir es tun. Paige oder Leo können uns dorthin bringen."

Sie schwiegen eine Weile, als sie schon fast wieder in der Stadt waren, sagte Cole. "Wenn ihr dorthingeht, dann möchte ich mitkommen."

"Was?" Phoebe glaubte ihren Ohren nicht zu trauen.

"Ich muss es einfach sehen." erklärte Cole entschlossen.

"Nein, Cole es ist viel zu gefährlich für dich."

Er blickte wütend zu ihr rüber. "Aber ihr geht schließlich auch dorthin und ich schaffe es schon, mich zu verteidigen, falls sie uns angreifen, so unfähig bin ich nun auch wieder nicht."

"Das ist es ja gar nicht." meinte Phoebe unzufrieden. "Du bist nicht gerade angesehen dort."

"Ach tatsächlich? Ich dachte ich war mal der König dort unten." meinte Cole mit unüberhörbarem Sarkasmus in der Stimme.

"Tja nun, deine Amtszeit war kurz und hat nicht gerade erfolgreich geendet. Und ich weiß nicht, was passiert, wenn sie erfahren, dass du noch lebst. Vielleicht lassen sie dich ja in Ruhe, aber wahrscheinlich jagen sie dir dann wieder Kopfgeldjäger auf den Hals, und das willst du doch sicher nicht riskieren, oder? Du hast es gehasst, dich immer vor ihnen verbergen zu müssen." Sie erwähnte lieber nicht, dass er heute kaum Möglichkeiten hatte, um sich gegen sie zu schützen.

"Aber wird es nicht sowieso irgendwann rauskommen, wenn ich mit dir zusammen bin? Schließlich tauchen bei euch ständig Dämonen auf und da ist es unwahrscheinlich, dass mich nicht irgendwann einer erkennt und entkommen kann."

Damit sprach er Phoebes größte Befürchtung aus. "Ich weiß ja, dass das ein Risiko ist." teilte sie ihm frustriert mit. "Aber das heißt noch lange nicht, dass du dich vorsätzlich in die Höhle des Löwen begeben musst."

"Wimmelt es dort denn überall vor Dämonen? Ihr habt sicher auch nicht vor, dass sie euch entdecken, also wenn es klappt, dann sieht mich doch auch keiner." Stellte Cole fest.

Phoebe seufzte. "Lass uns erst mal nach Hause fahren und einen Plan ausarbeiten, darüber sprechen wir dann später, okay?" Sie hoffte mit Hilfe ihrer Schwestern würde sie ihn von seinem Vorhaben abbringen können. "Es steht ja noch gar nicht fest, dass wir in die Unterwelt gehen, wir wissen noch nicht einmal wo dieses Steinsymbol sich dort befindet."

Cole zuckte mit den Achseln. Warum nicht, sie hatte wenigstens nicht nein gesagt.

Als sie wieder im Halliwell Manor ankamen, erfuhren sie von Paige, dass sich Michael Deaocon an nichts mehr erinnern konnte und zur Erholung in einem Sanatorium außerhalb der Stadt untergebracht war. Die Dämonen hatten wohl kein Interesse an ihm gezeigt, denn als Paige ihm einen Besuch abgestattet hatte, ging es ihm den Umständen entsprechend gut. Er hatte Paige, die sich als eine gute Freundin ausgegeben hatte, nichts sagen können. Die Ärzte hatten bei ihm eine schwere Amnesie diagnostiziert, er konnte sich nur noch an seine Schulzeit erinnern. Und zu Paige Überraschung vermisste er noch nicht einmal mehr seine Frau.

"Und wisst ihr, was er nicht mehr getragen hat?" Sie legte eine Pause ein, um die absolute Aufmerksamkeit zu erzielen. "Seine dämonische Kette, was das wohl zu bedeuten hat."

Als Phoebe sich nach Piper erkundigte, teilte ihr Paige mit, dass diese sich mit Darryl auf den Weg zu Canterro gemacht hatte. Sie wollten in Erfahrung bringen, ob der Zauber Canterros Siegel zerstört hatte.

"Und wie wollen sie das tun?" fragte Phoebe skeptisch.

In der Zwischenzeit war Piper mit Darryl vor Canterros Stadthaus angekommen. Seine Sekretärin hatte ihnen mitgeteilt, dass Canterro an diesem Tag nicht in der Rüstungsfabrik erwartet wurde, sondern zu Hause arbeitete. Da Canterro Piper nicht kannte, und sie annahmen, dass er sich bisher nicht weiter um die Schwestern gekümmert hatte, hatte Piper beschlossen, Darryl zu begleiten. Sie wollten ihn damit konfrontieren, dass auf seinem Grundstücke auf dem Land ein Auto gestohlen worden war, und der Besitzer Anzeige erstattet hatte. Die ganze Befragung sollte nur dazu dienen, herauszufinden, ob Canterro in Aufregung wegen des zerstörten Siegels war und ob er die Kette noch trug.

Piper und Darryl stiegen aus dem Auto und näherten sich dem Haus. Nachdem sie ein Angestellter ins gleiche Empfangszimmer geführt hatte, wie Cole am Abend vorher, betrat Jared Canterro gelassen den Raum. Er begrüßte die beiden zuvorkommend und beantwortete ohne zu zögern die Fragen von Darryl. Es war offensichtlich, dass er Piper nicht erkannte.

"Es ist unmöglich, dass das Auto auf meinem Grundstück geparkt hat, Officer, man kann es nicht ohne meine Erlaubnis betreten. Geschweige denn sein Auto darauf parken." erklärte er selbstsicher.

Piper beobachtete ihn aufmerksam. Trotz seiner selbstsicheren Art, nahm sie ein leichtes Zittern seiner Hände war. Unter dieser gespielten Lässigkeit, brodelte eine Wut, die er kaum zu zügeln vermochte. Piper lächelte vor sich hin. Sie hatte erfahren, was sie wollte, sie hatten sein Amulett zerstört und ihm somit die Macht über eine Vielzahl von Dämonen genommen. Piper nahm zwar an, dass seine Frau ebenfalls über ein ähnliches Amulett verfügte, und sie möglicherweise damit auch einige Dämonen unter ihrer Kontrolle hatte, aber sie hatten ihnen einen empfindlichen Schlag versetzt, dies war unübersehbar.