42. Kapitel
Cole zog Piper mit sich, bis sie vor sich die versteckte Öffnung zu einem Raum sahen, die Cole beim Vorbeigehen erblickt hatte. Sie war ihm aufgefallen, weil sie kaum zu sehen war, im Gegesatz zu den anderen Eingängen lag sie sehr versteckt. Die beiden betraten den Raum, noch bevor weitere Dämonen kamen, um die Gegend nach Eindringlingen abzusuchen.
Als Cole sich umsah, erblickte er in der hinteren Ecke einige Nischen hinter Steinsäulen und vor sich einen offenen leeren Platz. Sie vernahmen Geräusche, und Piper eilte zu einer der Nischen. Sie schob sich hinein und zog Cole hinter sich her. Sie hatten die Hoffnung, dass sie dort niemand entdecken konnte. Obwohl sie nichts sehen konnten, bemerkten sie, dass kurze Zeit später ein Dämon erschien.
"Balthasar" erklang seine Stimme "Ich wusste, das du kommen würdest."
"Ach tatsächlich." murmelte Cole in seinem Versteck.
Piper sah ihn misstrauisch an, doch Cole konnte nur mit den Schultern zucken.
"Ich weiß das du hier bist." rief der Dämon komm raus.
Cole blickte sich um, doch er konnte keinen anderen Ausgang als den, durch den sie gekommen waren entdecken.
"Komm her! Ich habe nicht ewig Zeit!" Erklang es wieder.
Cole seufzte und sah Piper an "Ich gehe jetzt zu ihm, du kannst inzwischen zur Tür laufen und versuchen, deine Schwestern zu finden. Ich lenke ihn ab." meinte er schließlich.
"Bist du verrückt?" zischte sie, "der will sicher nichts gutes und du kannst dich nicht wehren."
"Er will mich Piper, also besser er kriegt nur mich, als uns beide." Cole wollte sich schon aus ihrem Versteck zwängen, aber Piper hielt ihn zurück. "Nein, das verzeiht mir Phoebe nie." erklärte sie grimmig.
"Du musst es ihr ja nicht erzählen." meinte Cole trocken. "Und außerdem habe ich immer noch den magischen Zettel von Phoebe."
Als Piper spürte, das er keine ihrer Einwände akzeptieren würde, ließ sie ihn gehen. Sie sah, wie er die Nische verließ und schätze die Entfernung zur Tür ab. Als Cole aus seinem Versteck hinter den Steinsäulen hervor kam, nutzte sie die Möglichkeit und lief zu der versteckten Tür. In einer Art Türrahmen, die dem Dämon die Sicht auf sie nahm, blieb sie stehen. Sie blickte auf den Gang hinaus, wo sich in einiger Entfernung ein weiterer Dämon befand.
Nachdem Cole hinter der Säule hervorgekommen war, ging er lockerer, als er sich fühlte auf den Dämon zu. Erst jetzt bemerkte er, dass der Dämon wie ein ganz gewöhnlicher Sterblicher aussah. Cole stellte sich ihm gegenüber und fragte mit einem Lächeln. "Also hier bin ich, was willst du von mir?"
"Partas hatte schon gedacht, dass du kommen würdest." erklärte der Dämon nickend.
"Ach tatsächlich?" Wieso hatte er dieser verblödeten Klatschbase Partas nur geholfen, fragte Cole sich zum wiederholten Mal.
"Willst du mich gar nicht begrüßen?" fragte der Dämon grinsend.
"Nein, kein Interesse." Cole zermarterte sich das Hirn, wie dieser Dämon heißen sollte, von dem ihm Partas erzählt hatte. Schließlich fiel es ihm wieder ein und er hoffte, dass er damit richtig lag. "Selgrin."
Der Dämon lächelte erfreut. "So, meinen Namen kennst du noch."
Cole ging nicht weiter darauf ein, sondern meinte " Also ich bin hier, mach es kurz, was willst du von mir?" er blickte ihn unerschrocken an.
"Oh, Partas hatte angenommen, du willst etwas von mir." erklärte der Dämon lässig.
"Und was sollte das sein?"
Selgrin lachte. "Er hatte tatsächlich Recht, nicht wahr?" Er schaute ihn zufrieden an. "Du hast zwar meinen Namen erraten, aber du weißt noch nicht einmal mehr, wer ich bin."
"Wie kommst du darauf?"
"Partas wusste, das du ihm nie geholfen hättest, wenn du dich an früher erinnern könntest. Also was ist mit dir passiert?"
"Nichts, ich hatte heute meinen guten Tag." erklärte Cole lächelnd.
"Sowas gibt es nicht bei dir, nicht in diesem Fall."
"Ach, tatsächlich?" Was hatte ihm dieser Partas nur unverzeihliches angetan?
"Diese Hexe hat beschlossen, dass es besser ist, wenn du dich an deine guten Zeiten als vollwertiger Dämon nicht mehr erinnern kannst, nicht wahr." Selgrin schaute ihn selbstzufrieden nickend an.
Cole sagte lieber nichts dazu und wartete gespannt ab.
"Dachte ich es mir doch. Nun gut, du musst nichts dazu sagen. Aber du weißt hoffentlich noch dass ich in der Lage bin, dir deine böswillig gelöschten Erinnerungen wiederzugeben. Damit du wieder weißt, was für eine Wonne es ist, ein Dämon zu sein, und dem Bösen zu dienen." Er schaute Cole neugierig an.
"Deine kleine Theorie ist ja ganz interessant, aber sie stimmt leider nicht. Wer sollte etwas davon haben, mein Gedächtnis zu löschen."
"Deine Hexe dachte sicher, so kann sie dich von deiner wahren Natur fern halten. Mir kannst du nichts vormachen, ich spüre deine Unsicherheit, und dein Verlangen, wieder alles zu wissen und wieder der zu sein, der du wirklich bist."
"Nein danke, kein Interesse." meinte Cole kühl und wandte sich dem Ausgang zu.
"Du hast den besten Teil deines Lebens vergessen, aber ich werde das wieder regeln, keine Sorge."
Cole drehte sich um und sah ihn an. "Ich habe doch schon gesagt, dass du dich irrst. Und selbst wenn ich mich an einige Ereignisse nicht mehr erinnern könnte, dann will ich garantiert nicht deine Erinnerungen. Woher willst du wissen, was ich getan habe? Ich würde doch nie glauben, was du mir einflößen willst."
Selgrin lachte hinterhältig "Oh je, es ist ja noch schlimmer als ich dachte, du weißt noch nicht einmal mehr, was für Kräfte ich habe." Er schüttelte abwägend den Kopf. "Aber Partas hat schon angenommen, dass du dich wehren wirst, aber das kannst du nicht. Ich werde dir deine Erinnerung zurückgeben, und dann wirst du wieder zu uns gehören." Er hob langsam seinen Arm und streckte seine Hand aus.
Piper war unterdessen in den Gang gelangt. Zuerst hatte sie warten müssen, aber die Dämonen, die überprüft hatten, wer der Eindringling war, waren schnell zu der Überzeugung gekommen, dass es sich um einen Fehlalarm handeln musste und waren wieder verschwunden. Als Piper an der Stelle ankam, wo angeblich die unsichtbaren magischen Fäden waren, blickte sie sich um. Es war keine gute Idee, diesen Weg zu wählen. Sie schaute auf ihre gezeichnete Karte und fand auf der rechten Seite einige eingezeichnete Räume, die sie vielleicht nehmen konnte. Dennoch zögerte sie. Sie hatte kein gutes Gefühl dabei, Cole alleine zurückzulassen. Wenn ihm etwas passierte, dann würde sie Phoebe das nie erklären können. Sie seufzte. Was soll es, dachte sie sich und drehte sich um. Sie ging den Weg zurück zu dem Raum in dem sie und Cole verschwunden waren. Zuerst fand sie den Zugang nicht, aber da sie wusste, dass er sich irgendwo befinden musste, gelang es ihr schließlich.
Sie trat vorsichtig in den Eingang und spähte in den Raum. Cole und der Dämon standen immer noch dort und unterhielten sich. Also war es völlig unnötig gewesen, zurückzukommen, dachte sich Piper wütend und wollte sich schon umdrehen, als der Dämon plötzlich seinen Arm erhob. Piper ahnte, was kommen würde und sie trat blitzschnell aus der Türöffnung hervor. Sie versuchte den Dämon zu zersprengen, doch dieser bemerkte sie frühzeitig und teleportierte sich mit einem Lächeln auf den Lippen davon.
Cole sah fasziniert auf die Stelle, an der Selgrin eben noch gestanden hatte. "Wenn ich gewusst hätte, dass er sofort verschwindet, wenn du erscheinst, hätte ich doch gar nicht erst angeboten, mein Leben zu riskieren."
"Was habt ihr denn hier getrieben?" fragte Piper und kam näher auf ihn zu. Sie sah sich aufmerksam um, da sie erwartete den Dämon sofort in unmittelbarer Nähe wiederzusehen. "Ein Kaffeekränzchen abgehalten?"
"Ja wir hatten eine ganz nette Unterhaltung." teilte Cole ihr mit, verschwieg aber ihr Gesprächsthema, denn er nahm an, dass Piper den Dämon früh genug vertrieben hatte, bevor er seine Drohung wahrmachen konnte. Cole war froh darüber, denn er hatte kein großes Interesse daran, seine Erinnerungen von diesem Dämon wiederzubekommen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es sich dabei tatsächlich um seine eigenen Erinnerungen gehandelt hätte.
"Wir sollten besser von hier verschwinden, bevor er mit Verstärkung zurück kommt." meinte er und sie begaben sich zurück in den Gang.
Als sie erneut an der Kreuzung mit der Alarmanlage ankamen, wies Piper auf den Eingang zu einem Raum auf der rechten Seite. "Wenn wir durch die Räume dort gehen, dann kommen wir wahrscheinlich an der gleichen Stelle raus, wie Phoebe und Paige." erklärte sie Cole und machte sich auf den Weg.
Da Piper ihren Plan hatte, vertraute er ihr und folgte ihr in den Raum. Nachdem sie einige karge, aber zum Glück auch leere Räume durchquert hatten, sah sich Cole fasziniert um. Sie befanden sich in einem dieser typischen Räume, mit steinernem Boden und zeremoniellen Stellen "Diesen Ort, den .. den kenne ich." erklärte er plötzlich selbst verwundert. "Ich bin schon mal hier gewesen." Er setzte sich auf einen Steinblock und schloss nachdenklich die Augen. "Ja, ich saß in eurem Haus, und Leo lag auf dem Sofa, er war verletzt. Ich sollte auf ihn aufpassen, aber auf einmal hat mich jemand hierher geholt. Es war eine Frau," Er öffnete die Augen und sah Piper überrascht an. "Die Seherin, nehme ich an. Sie hatte da so eine Kiste. Sie gab mir die Möglichkeit Phoebe zu retten. Ihr ward alle in Gefahr und ich musste mich schnell entscheiden. Ich hatte die dumme Vorahnung, dass diese Entscheidung noch Konsequenzen haben würde, ich wusste, dass Deals mit der Unterwelt immer einen Haken haben. Aber ich habe nicht weiter darüber nachgedacht und ihn angenommen." Er sah sie fasziniert von seiner Erinnerung an. "Was ist passiert?"
"Du hattest ganz Recht, die Sache hatte einen Haken, aber ich denke hier ist nicht der Ort um darüber zu reden." teilte Piper ihm mit und machte sich auf zur gegenüberliegenden türartigen Öffnung. "Wir müssen Paige und Phoebe finden."
"Habe ich euch wenigstens gerettet?" fragte Cole frustriert und versuchte hinter ihr her zu kommen.
"Wenn du es so nennen willst, wir leben schließlich noch." erklärte sie kühl und aus ihrer Stimme war keinerlei Dankbarkeit herauszuhören.
Cole trat neben sie. "War das eine dieser Entscheidung, die ich lieber nicht hätte treffen sollen, wo ich die Konsequenzen nicht bedacht habe." fragte er sarkastisch.
"So könnte man es ausdrücken."
"Aber was hätte ich denn tun sollen, euch sterben lassen?" fragte er empört. "Hey, ich habe mich für euch geopfert."
Piper drehte sich um und sah ihn an "Du weißt nicht wovon du sprichst. Die Quelle des Bösen hat von dir Besitz ergriffen und das war nicht gerade besonders erfreulich für uns, von dem, was danach geschah, ganz zu schweigen."
"Aha." Cole sagte nichts weiter und ging gedankenverloren hinter ihnen her. "Konnte ich mich nicht gegen sie wehren?" fragte er schließlich.
"Tja, keine Ahnung, das weißt wohl nur du allein." erklärte sie ihm.
"Schon klar, du denkst ich konnte es und wollte es nur nicht." Cole fragte sich, ob sie damit recht hatte. "Nimmst du mir das noch immer übel?"
Piper blieb stehen und blickte ihn an. "Weißt du ich nehme dir vieles von dem, was du getan hast übel, und einiges weniges kann ich vielleicht entschuldigen. Doch was ich dir nie vergessen werde ist, dass du Phoebe dazu gebracht hast, dir in die Unterwelt zu folgen. Du hast meine kleine Schwester zur Königin der Unterwelt gemacht, du hättest sie beinah zerstört, und das ist unverzeihlich." Sie drehte sich wieder um und er akzeptierte, dass für sie das Thema damit abgeschlossen war.
Cole dachte immer noch über das Gesagte nach, als sie einen neuen Raum betraten, der ebenfalls leer zu sein schien. Doch plötzlich bewegte sich etwas auf der anderen Seite. Piper sprang entsetzt hinter einen Steinpfahl und musste Cole mit sich ziehen, der immer noch in Gedanken war. Sie schaute sich vorsichtig nach einem Fluchtweg um, als sie bemerkte, dass die Gestalten gegenüber keine Dämonen waren, sondern ihre Schwestern. Erleichtert kam sie hinter ihrem Versteck vor und schloss sie freudig in ihre Arme.
Cole sah sich währenddessen immer noch nachdenklich um und bemerkte noch nicht einmal Phoebe. "Diesen Ort kenne ich auch." murmelte er vor sich hin und blickte dann Piper triumphierend an. "Ich wollte dieKräfte dieser Quelle wieder loswerden. Ganz bestimmt. Ich erinnere mich. Da war so ein Zauberer, der wollte ihre Kräfte unbedingt haben und ich wollte sie ihm geben."
"Was redet er denn da?" fragte Paige überrascht.
"Ach vorhin hat er sich an die Seherin erinnert, und an ihr Angebot." Piper sah ihn kopfschüttelnd an. "Und jetzt versucht er mich davon zu überzeugen, dass er die Quelle freiwillig wieder loswerden wollte." Man sah ihr an, wie unglaubwürdig sie das fand.
Cole trat zu ihnen. "Das wollte ich auch, und glücklicherweise kam da so ein Zauberer vorbei und wollte sie haben. Er hatte sogar vor, mich deswegen umzubringen, obwohl ich sie ihm doch freiwillig geben wollte." Er sah sich erneut um. "Das war hier, oder es sah so ähnlich aus wie hier. Oder nein, wir hatten beschlossen, es lieber in meiner Wohnung zu machen." Er sah sie fragend an. "Ist nichts daraus geworden?"
"Keine Ahnung." meinte Piper, "das Ganze ist mir neu. Es gab da zwar so einen Zauberer, der das Gremoir gestohlen hat, und er wollte bestimmt die Kräfte der Quelle haben, aber zum Glück ist es ihm nicht gelungen, wer weiß, was er alles damit angestellt hätte."
"Eben, darum habe ich ihn auch getötet." erklärte Phoebe nun zögerlich.
"Was?" Cole sah sie schockiert an.
"Ich dachte er will dich töten, darum habe ich ihn vernichtet." versuchte sie zu erklären.
"Ach, du hast ihn getötet, weil er mich töten wollte? Warum denn, wolltest du es lieber selber erledigen?" fragte Cole ironisch.
"Wie praktisch, dass du dich nur an Dinge erinnern kannst, wo du gerade nichts bösartiges getan hast." fauchte Phoebe ihn an und fuchtelte mit den Armen herum. "Geh mal ins Krankenhaus und erinnere dich gefälligst daran, wie du dort einen unschuldigen Menschen umgebracht hast, nur um Paige dafür in den Knast zu schicken. Soll ich weiter machen." Sie sah ihn herausfordernd an.
"Hat sich der Aufwand wenigstens gelohnt?" fragte er ironisch.
"Seit ihr verrückt, hier so herumzuschreien?" ging Paige nun dazwischen, ohne sich über das Gesagte zu kümmern. "Wir haben hier eigentlich etwas anderes vor, als Coles verlorene Erinnerungen wiederzufinden."
Piper sah die beiden immer noch fragend an, musste Paige aber zustimmen. Sie nahm wieder ihren Plan zur Hand und versuchte sich zu orientieren.
Unterdessen sah Cole Phoebe vorsichtig an und meinte leise. "Ich hätte das nicht sagen sollen."
Phoebe lächelte leicht und meinte ihrerseits. "Ich auch nicht, vergiß einfach, was ich gesagt habe, ich habe es nicht so gemeint."
Cole nickte und drehte sich um, um Paige und Piper zu folgen, die endlich die genaue Stelle auf dem Plan gefunden hatte. Sie machten sich wieder auf den Weg und Cole und Phoebe gingen ihren verwirrenden Gedanken nach. Phoebe dachte über ihre unnütze Streiterei nach, während Coles Gedanken unterdessen schon wieder ganz woanders waren. Er stellte sich immer wieder die Szene mit Piper und Selgrin vor. Der Dämon hatte keine Chance gehabt, ihm seine Erinnerung zurückzugeben, oder doch? Er hatte nur einen kühlen Hauch in der Nähe seines Kopfes verspürt, bevor Selgrin verschwunden war. So eine Rückführung der Erinnerung musste doch spektakulärer geschehen, oder nicht? Doch ganz sicher, so einfach konnte es nicht gehen. Außerdem hatte ihn dieser Hauch nur ganz leicht berührt, Piper war früh genug da gewesen, um den Dämon von der Umsetzung seines Plans abzuhalten. Grübelte er vor sich hin. Sie gingen langsam hinter den anderen her und Cole schaute die vor ihm gehende Phoebe an.
Phoebe fühlte unterdessen, das mit Cole irgendetwas nicht stimmte, sie hoffte dass es nicht immer noch ihr Streit war. Schließlich hielt sie es nicht mehr aus und drehte sich zu ihm um. "Ist alles mit dir in Ordnung?" fragte sie in ernstem Ton und sah ihn forschend an.
"Klar!" meinte Cole, doch dann blickte er nach unten und dachte angestrengt nach. "Es ist nicht meine Entscheidung, an was ich mich erinnern kann und an was nicht." versuchte er ihr leise zu erklären, und hoffte, dass er damit die Wahrheit sagte. "Sie kommen einfach so, ohne mein Zutun. Obwohl ich zugeben muss, dass ich nicht so wild darauf bin, mich an diese Dinge zu erinnern, also kann ich es unbewusst vielleicht doch lenken."
"Ich weiß, und du musst dich wirklich nicht daran erinnern, ich tue es schließlich auch höchst ungern" erklärte Phoebe bestimmt.
"Gut!" er blickte erfreut in ihr Gesicht. "Wenn ich es beeinflussen könnte, dann würde ich mir auch andere Erinnerungen wünschen." meinte er schließlich mit einem Lächeln, und scheuchte seine trüben Gedanken davon.
"Ach, und die wären?" fragte sie unschuldig, froh darüber, dass sie diese Angelegenheit geklärt hatten.
"Was glaubst du denn?" Cole beugte sich zu ihr herunter, um sie zu küssen. Die beiden vergaßen neben ihren übrigen Problemen auch ganz die Gefahr in der sie befanden. Und sie vergaßen nebenbei auch noch Phoebes Schwester, die am Ende des Ganges genervt warteten.
Piper erbarmte sich schließlich und kam zu ihnen zurück. "Könnt ihr eure Beziehungsprobleme nicht zu einem bessern Zeitpunkt lösen." fragte sie ärgerlich.
"Keine Sorge," erwiderte Phoebe fröhlich und löste sich unwillig von Cole. "Wir haben alles geklärt."
"Wie schön." Piper schaute sie argwöhnisch an. "Dann können wir ja endlich weitergehen." Sie setzten sich wieder in Bewegung und erreichten die ungeduldig wartende Paige.
"Wo bleibt ihr denn so lange?" fragte sie und sah Cole unzufrieden an. "Wir hätten ihn gar nicht erst mitnehmen dürfen."
"Tja, dafür ist es jetzt zu spät." erklärte ihr Phoebe und neben ihr fragte Cole. "Und wer hätte euch dann vor der dämonischen Alarmanlage warnen sollen?"
"Das hätten wir schon alleine hingekriegt. Was glaubst du, in was für Schwierigkeiten wir schon gesteckt haben." klärte Paige ihn auf.
Sie machten sich wieder auf den Weg, die schmalen steinigen Gänge entlang, bis sie an eine Kreuzung kamen, an der Pipers Plan endete.
Phoebe blickte sich um "Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?" fragte sie Piper skeptisch und blickte immer wieder auf ihren Plan. "Also meiner Zeichnung nach sollte hier keine Kreuzung sein und nur eine Kurve mit einem Gang auf der rechten Seite, dem wir folgen müssen."
Piper blickte auf ihre Zeichnung. "Also ich habe den Plan nur bis zu dieser Kreuzung abgezeichnet, wie es auf der anderen Seite weitergehen sollte, war deine Aufgabe."
"Na toll, und was machen wir jetzt?" fragte Phoebe frustriert.
"Am besten gehen wir noch ein Stück geradeaus weiter, wahrscheinlich finden wir dort den Gang." schlug Paige vor und sie begaben sich in den gegenüberliegenden Gang. Einige Meter weiter ging glücklicherweise wirklich ein Gang rechts ab, aber auch an der nächsten Stelle, stimmte Phoebes Plan nicht genau mit den tatsächlichen Gegebenheiten überein. Trotzdem wählten sie einen Weg aus, und folgte ihrem Plan soweit dies möglich war, bis sie an eine Stelle kamen, die auf keinen Fall mit dem Plan übereinstimmen konnte.
"Also das verstehe ich einfach nicht. Irgendwo müssen wir einen Fehler gemacht haben" meinte Phoebe nachdenklich. Obwohl sie den Plan so gut es ging abgemalt hatte, stieg sie nicht mehr durch das Labyrinth durch. "Wir müssen schon an einer falschen Stelle begonnen haben." erklärte sie entschlossen.
"Oh nein, soll das heißen, wir müssen wieder zurück?" Piper sah sie unglücklich an.
"Uns bleibt nichts anderes übrig. Ich habe ja gleich gesagt, dass ein Stück zwischen deinem und meinem Plan fehlt."
Sie beeilten sich, den Weg so schnell wie möglich wieder zurück zu gehen. Und überlegten, wie sie es fertig bringen sollten, den richtigen Anfang für Phoebes Plan zu finden.
Cole hatte unterdessen andere Probleme. Ganz langsam flackerten vor seinem geistigen Auge immer mehr Erinnerungsfetzen auf. Zuerst kamen sie ihm nur vereinzelt in sein Gedächtnis. Er wusste wieder, wie er diesen Gang schon einmal entlanggegangen war, wie er mit einem Dämon geredet hatte. Dann sah er Piper vor sich und erinnerte sich daran, wie er bei ihrer Hochzeit mit Leo war und dann wieder, wie er sie aufgefordert hatte, sich zwischen ihren mumifizierten Schwestern zu entscheiden. Er versuchte diese Erinnerungen aufzuhalten, aber das war unmöglich, es war als wäre ein Damm gebrochen. Also ließ er sie schließlich einfach an sich vorbeifließen und sie kamen immer schneller und schneller.
Die meisten seiner Erinnerungen waren nicht so angenehm, dass er sich lange damit aufhalten wollte, und für die anderen wenigen erfreulichen Momente seines Lebens hatte er im Moment auch keine Zeit, um sich eingehender damit zu beschäftigen.
Als sie endlich an der Kreuzung ankamen, an der Pipers Weg aufgehört hatte, sahen sich die Schwestern ratlos an.
"Was sollen wir jetzt machen?" fragte Paige. "Meint wir müssen noch weiter zurück?"
"Nein, wenn es so wäre, dann würden unsere Pläne ja zusammenpassen." erklärte Phoebe wütend. "Wir müssen noch ein Stück in irgendeine Richtung und sehen ob dann ein Weg rechts abbiegt, und dann mal sehen."
Piper schaute sie skeptisch an. "Das finden wir doch nie."
"Sei doch nicht gleich so pessimistisch." meinte Phoebe, denn sie wollte auf keinen Fall dafür verantwortlich sein, dass sie die Höhle nicht fanden.
Währenddessen starrte Cole sie an. Tausend Erinnerungen zu Phoebe rasten durch seinen Kopf und gleichzeitig genauso viele Gefühle. Er konnte es nicht wirklich fassen, nach allem stand er hier mit ihr. Er wollte ihr so vieles sagen, sie so vieles fragen, aber dafür war jetzt keine Zeit. Er versuchte sich fürs erste nicht auf seine wiedergewonnenen Erinnerungen zu konzentrieren, sondern bemühte sich, den Schwestern zuzuhören. Er wusste nun wieder, wo sie sich befanden. In einem Teil der Unterwelt, in dem sich nie viele Dämonen aufhielten. Er war sogar für sie zu unwirtlich. Er kannte sich hier auch nicht so genau aus, sie suchten eine geheime Höhle, überlegte er sich. Und da fiel ihm etwas ein.
"Ihr wollt sicher zu der verschlossenen Felswand." mischte er sich in ihre Überlegungen mit ein.
"Was?" fragte Phoebe überrascht.
"Kommt, ich weiß wie ihr da hinkommt." Ohne weitere Erklärungen machte er sich auf den Weg.
"Woher willst du das wissen?" fragte Phoebe, die ihm trotz ihrer Zweifel einige Schritte folgte.
Cole stoppte und drehte sich um. "Ich weiß es einfach, vertraut mir." meinte er mit einem Lächeln und konnte immer noch nicht glauben, dass sie ihn wieder so ansah wie früher.
"Okay," Phoebe spürte, dass irgendetwas passiert war, aber sie machte sich keine weiteren Gedanken darüber und ging hinter ihm in den nächsten Gang.
Paige und Piper sahen sich an und zuckten mit den Schultern. Da ihnen keine bessere Lösung einfiel folgten sie Phoebe und Cole.
Ohne einmal zu zögern, führte Cole sie sicher durch die schummerigen Gänge. Er hatte von der verborgenen Höhle gehört, zu der es keinen Zugang gab. Alle Versuche der Dämonen, diesen Bereich zu betreten waren vergeblich gewesen. Es gab das Gerücht, dass nur ein alter Zauberspruch die Macht hätte, den Eingang zu dieser Höhle zu öffnen. Doch niemand wusste, wo dieser Zauberspruch zu finden war.
Auf dem weiteren Weg begegnete ihnen kein Dämon und es schien auch den Schwestern so, als verirrten sie sich selten in diesen Teil der Unterwelt. Doch als sie an der Stelle angekommen waren, zu der sie Cole führen wollte, erschien hinter ihnen plötzlich ein Dämon. Ohne, dass sie noch etwas unternehmen konnten, ergriff er Paige und schimmerte mit ihr davon.
Piper und Phoebe sahen sich entsetzt an. Ein Stück vor ihnen entdeckten sie nun zwei weitere Dämonen, von denen einer Phoebe bekannt vorkam. Nach kurzer Überlegung erkannte sie ihn, es handelte sich dabei um Partas. Verschreckt traten sie einige Schritte hinter die nächste Ecke zurück, und sahen sich nach einem Fluchtweg um.
Phoebe blickte um die Ecke und erkannte, wie der Dämon, der Paige ergriffen hatte, ein ganzes Stück hinter den beiden anderen Dämonen wieder auftauchte und sie zu ihnen zerrte.
"Oh Gott, wie konnte das passieren, woher wusste er dass wir hier sind?" fragte Phoebe entsetzt.
Piper warf Cole einem forschenden Blick zu. "Ich wüsste schon woher." erklärte sie bedrohlich leise.
Phoebe folgte ihrer Blickrichtung und sah Cole fragend an.
"Halt, Moment, ihr denkt doch nicht..." Cole schaute sie ungläubig an. "Das ist wieder so typisch. Natürlich, ich, wer denn sonst?"
"Genau, wer hat uns denn hierher geführt?" zischte Phoebe ihn wütend an.
"Ich, aber das heißt noch gar nichts."
"Ach nein, also ich denke schon." erklärte Piper kopfschüttelnd. "Was hast du diesem Dämon denn erzählt? Was hast du mit ihm abgemacht?" sie funkelte ihn böse an.
"Welcher Dämon?" Phoebe schaute Piper fragend an und warf dann Cole einen misstrauischen Blick zu. Vielleicht hatte er dem Dämon unabsichtlich etwas gesagt. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er sie absichtlich in eine Falle laufen lassen würde, oder doch?
Cole sah sie an und schüttelte genervt den Kopf, wie er diesen Blick hasste.
"Er hatte vorhin ein nettes Gespräch mit einem Dämonen und ich Idiotin wollte ihm auch noch helfen, das war wohl unnötig was? Also wie ist euer Plan?" Piper starrte Cole wütend an.
Er war es leid, er hatte keine Lust, sich vor ihnen zu rechtfertigen. "Ich wollte euch nur helfen, wie schon öfter. Probiert doch erst mal, ob sich diese Wand öffnen läßt, bevor ihr mich gleich verurteilt." erklärte er mürrisch.
Die Schwestern blickten skeptisch auf die kahle Felswand neben sich, sie sah nicht so aus, als würde sie sich irgendwo öffnen lassen.
"Sie sieht mir ziemlich stabil aus." teilte Piper ihm mit. "Und außerdem benötigen wir dazu Paiges Hilfe, als ob du das nicht wüsstest."
"Keine Sorge, ich kümmere mich schon darum, wie immer." Er trat in den Gang und ging unverdrossen auf Partas zu. Er war unglaublich wütend und dieser verlogenen Dämon hatte ihm gerade noch gefehlt.
"Na, hast du mein kleines Geschenk bekommen?" fragte Partas grinsend, als Cole vor ihm angekommen war. "Bist wieder einer von uns?"
"War ich je etwas anderes?" fuhr Cole ihn an und warf einen Blick auf den anderen Dämon. Obwohl er seine Erinnerung wieder hatte, kam er ihm nicht bekannt vor, doch er konnte nicht mit Bestimmtheit sagen, ob er ihn nicht doch kannte. Alles war immer noch ziemlich verworren.
"Das ist Ressaw, der Kontaktmann von Canterro." stellte Partas ihn vor, den anderen Dämon, der Paige hinter den beiden festhielt, erwähnte er erst gar nicht. "Er hat ihm mitgeteilt, dass diese Hexen kommen würden, um das Steinsiegel in der verborgenen Höhle zu zerstören."
"Ja und? Wo ist da das Problem? Canterro hält schließlich unsere Dämonen gefangen und benutzt sie, wie es ihm gefällt." erklärte Cole überrascht.
"Canterro ist unser Verbündeter. Er tritt für das Böse in der menschlichen Welt ein. Er würde nie etwas tun, was uns schaden würde." teilte ihm Ressaw kühl mit.
"Was?" Cole sah ihn ungläubig an und wandte sich dann an Partas. "Sag es ihm, sag ihm dass Canterro unsere Dämonen gefangen hält und für seine Zwecke einsetzt."
Bevor Partas etwas sagen konnte, fuhr Ressaw ihn an. "Still." rief er und wandte sich wieder an Cole. "Die Hexen haben einen Bann über San Francisco gelegt, so dass unsere Leute nicht mehr dorthin gelangen können. Und nun wollen sie diesen Schutz über die gesamte Welt verteilen, so dass es uns unmöglich wird, uns in der Oberwelt zu bewegen."
"Und das glaubst du wirklich?"
"Klingt doch plausibel." teilte nun auch Partas die Meinung von Ressaw. "Unser Freund Canterro hätte keinen Grund dies zu tun."
"Unser Freund Canterro? Ich frage mich langsam, wer hier Schwierigkeiten mit dem Gedächtnis hat." Cole starrte ihn irritiert an. "Also was wollt ihr eigentlich?"
"Wir müssen verhindern, dass sie die geheime Höhle erreichen und anschließend werden wir sie Canterro übergeben."
Paige versuchte unterdessen, sich aus dem Griff des Dämons zu winden, damit sie sich zu ihren Schwestern teleportieren konnte. Anschließend würden sie sich sofort aus der Unterwelt zurückziehen, das Steinsiegel war erst einmal zweitrangig.
Es war ihr unmöglich, sich direkt aus dem Griff des Dämons zu orben. Er musste irgendeine Fähigkeit haben, die sie davon abhielt. Sie blickte zu Cole, der mit den Dämonen redete, dem Gespräch folgte sie nicht weiter. Sie war sich sicher, dass er mit ihnen eine Art Pakt eingegangen war, denn woher hätte dieser Dämon sonst wissen können, welche der Schwestern er ergreifen musste. Sie schüttelte den Kopf, wie hatten sie so blöd sein können und waren ihm hierher gefolgt. Von einer geheimen Höhle war hier weit und breit nichts zu entdecken. Wieso hatten sie ihn überhaupt mit in die Unterwelt genommen. Er hatte alles vermasselt.
Piper und Phoebe sahen zu den Dämonen herüber. Cole stand genau zwischen ihnen, so dass Piper es nicht wagte, ihre Zersprengungskräfte einzusetzen. Sie versuchte zwar die ganze Gesellschaft erstarren zu lassen, aber auch dies hatte keine Wirkung. Sie sah Phoebe zweifelnd an. "Wir müssen Paige da rausbekommen, damit wir von hier verschwinden können."
Phoebe stimmte ihr zu. "Nur wie?"
Bevor sie noch etwas unternehmen konnten, hatte Paige dem Dämon einen Tritt verpasst und sich von ihm befreit. Sie versuchte sich zu ihren Schwestern zu orben, aber es gelang ihr nicht. Sie entfernte sich so schnell es ging von dem Dämon und schließlich gelang es ihr. Sie kam neben ihren erleichterten Schwestern an und streckte ihre Hände aus. Piper ergriff sie, doch Phoebe zögerte. Was wäre, wenn Cole doch die Wahrheit gesagt hatte, und sie vor dem Eingang zu der Höhle mit dem Steinsiegel standen. Sie durften sich diese Chance nicht entgehen lassen.
Sie sah ihre Schwestern fragend an, "Lasst es uns wenigstens versuchen" meinte sie schließlich, obwohl sie aus dem Augenwinkel sah, wie die Dämonen sich ihnen näherten. "Schaden kann es nichts."
Unterdessen versuchte Cole sich den Dämonen in den Weg zu stellen, aber das war verlorenen Liebesmüh. Ressaw stieß ihn mit einem Hieb zur Seite und Partas wollte seinen eisernen Strahl einsetzen. Doch Ressaw hielt ihn auf. "Canterro will sie lebend, sie entkommen uns schon nicht."
Paige und Piper hatten sich unterdessen neben Phoebe gestellt, sollte es nicht klappen, konnte Paige sie doch noch von hier fortbringen. Phoebe holte den Zettel mit dem alten Zauberspruch hervorgeholt und sie sagten den Spruch gemeinsam.
Cole zog Piper mit sich, bis sie vor sich die versteckte Öffnung zu einem Raum sahen, die Cole beim Vorbeigehen erblickt hatte. Sie war ihm aufgefallen, weil sie kaum zu sehen war, im Gegesatz zu den anderen Eingängen lag sie sehr versteckt. Die beiden betraten den Raum, noch bevor weitere Dämonen kamen, um die Gegend nach Eindringlingen abzusuchen.
Als Cole sich umsah, erblickte er in der hinteren Ecke einige Nischen hinter Steinsäulen und vor sich einen offenen leeren Platz. Sie vernahmen Geräusche, und Piper eilte zu einer der Nischen. Sie schob sich hinein und zog Cole hinter sich her. Sie hatten die Hoffnung, dass sie dort niemand entdecken konnte. Obwohl sie nichts sehen konnten, bemerkten sie, dass kurze Zeit später ein Dämon erschien.
"Balthasar" erklang seine Stimme "Ich wusste, das du kommen würdest."
"Ach tatsächlich." murmelte Cole in seinem Versteck.
Piper sah ihn misstrauisch an, doch Cole konnte nur mit den Schultern zucken.
"Ich weiß das du hier bist." rief der Dämon komm raus.
Cole blickte sich um, doch er konnte keinen anderen Ausgang als den, durch den sie gekommen waren entdecken.
"Komm her! Ich habe nicht ewig Zeit!" Erklang es wieder.
Cole seufzte und sah Piper an "Ich gehe jetzt zu ihm, du kannst inzwischen zur Tür laufen und versuchen, deine Schwestern zu finden. Ich lenke ihn ab." meinte er schließlich.
"Bist du verrückt?" zischte sie, "der will sicher nichts gutes und du kannst dich nicht wehren."
"Er will mich Piper, also besser er kriegt nur mich, als uns beide." Cole wollte sich schon aus ihrem Versteck zwängen, aber Piper hielt ihn zurück. "Nein, das verzeiht mir Phoebe nie." erklärte sie grimmig.
"Du musst es ihr ja nicht erzählen." meinte Cole trocken. "Und außerdem habe ich immer noch den magischen Zettel von Phoebe."
Als Piper spürte, das er keine ihrer Einwände akzeptieren würde, ließ sie ihn gehen. Sie sah, wie er die Nische verließ und schätze die Entfernung zur Tür ab. Als Cole aus seinem Versteck hinter den Steinsäulen hervor kam, nutzte sie die Möglichkeit und lief zu der versteckten Tür. In einer Art Türrahmen, die dem Dämon die Sicht auf sie nahm, blieb sie stehen. Sie blickte auf den Gang hinaus, wo sich in einiger Entfernung ein weiterer Dämon befand.
Nachdem Cole hinter der Säule hervorgekommen war, ging er lockerer, als er sich fühlte auf den Dämon zu. Erst jetzt bemerkte er, dass der Dämon wie ein ganz gewöhnlicher Sterblicher aussah. Cole stellte sich ihm gegenüber und fragte mit einem Lächeln. "Also hier bin ich, was willst du von mir?"
"Partas hatte schon gedacht, dass du kommen würdest." erklärte der Dämon nickend.
"Ach tatsächlich?" Wieso hatte er dieser verblödeten Klatschbase Partas nur geholfen, fragte Cole sich zum wiederholten Mal.
"Willst du mich gar nicht begrüßen?" fragte der Dämon grinsend.
"Nein, kein Interesse." Cole zermarterte sich das Hirn, wie dieser Dämon heißen sollte, von dem ihm Partas erzählt hatte. Schließlich fiel es ihm wieder ein und er hoffte, dass er damit richtig lag. "Selgrin."
Der Dämon lächelte erfreut. "So, meinen Namen kennst du noch."
Cole ging nicht weiter darauf ein, sondern meinte " Also ich bin hier, mach es kurz, was willst du von mir?" er blickte ihn unerschrocken an.
"Oh, Partas hatte angenommen, du willst etwas von mir." erklärte der Dämon lässig.
"Und was sollte das sein?"
Selgrin lachte. "Er hatte tatsächlich Recht, nicht wahr?" Er schaute ihn zufrieden an. "Du hast zwar meinen Namen erraten, aber du weißt noch nicht einmal mehr, wer ich bin."
"Wie kommst du darauf?"
"Partas wusste, das du ihm nie geholfen hättest, wenn du dich an früher erinnern könntest. Also was ist mit dir passiert?"
"Nichts, ich hatte heute meinen guten Tag." erklärte Cole lächelnd.
"Sowas gibt es nicht bei dir, nicht in diesem Fall."
"Ach, tatsächlich?" Was hatte ihm dieser Partas nur unverzeihliches angetan?
"Diese Hexe hat beschlossen, dass es besser ist, wenn du dich an deine guten Zeiten als vollwertiger Dämon nicht mehr erinnern kannst, nicht wahr." Selgrin schaute ihn selbstzufrieden nickend an.
Cole sagte lieber nichts dazu und wartete gespannt ab.
"Dachte ich es mir doch. Nun gut, du musst nichts dazu sagen. Aber du weißt hoffentlich noch dass ich in der Lage bin, dir deine böswillig gelöschten Erinnerungen wiederzugeben. Damit du wieder weißt, was für eine Wonne es ist, ein Dämon zu sein, und dem Bösen zu dienen." Er schaute Cole neugierig an.
"Deine kleine Theorie ist ja ganz interessant, aber sie stimmt leider nicht. Wer sollte etwas davon haben, mein Gedächtnis zu löschen."
"Deine Hexe dachte sicher, so kann sie dich von deiner wahren Natur fern halten. Mir kannst du nichts vormachen, ich spüre deine Unsicherheit, und dein Verlangen, wieder alles zu wissen und wieder der zu sein, der du wirklich bist."
"Nein danke, kein Interesse." meinte Cole kühl und wandte sich dem Ausgang zu.
"Du hast den besten Teil deines Lebens vergessen, aber ich werde das wieder regeln, keine Sorge."
Cole drehte sich um und sah ihn an. "Ich habe doch schon gesagt, dass du dich irrst. Und selbst wenn ich mich an einige Ereignisse nicht mehr erinnern könnte, dann will ich garantiert nicht deine Erinnerungen. Woher willst du wissen, was ich getan habe? Ich würde doch nie glauben, was du mir einflößen willst."
Selgrin lachte hinterhältig "Oh je, es ist ja noch schlimmer als ich dachte, du weißt noch nicht einmal mehr, was für Kräfte ich habe." Er schüttelte abwägend den Kopf. "Aber Partas hat schon angenommen, dass du dich wehren wirst, aber das kannst du nicht. Ich werde dir deine Erinnerung zurückgeben, und dann wirst du wieder zu uns gehören." Er hob langsam seinen Arm und streckte seine Hand aus.
Piper war unterdessen in den Gang gelangt. Zuerst hatte sie warten müssen, aber die Dämonen, die überprüft hatten, wer der Eindringling war, waren schnell zu der Überzeugung gekommen, dass es sich um einen Fehlalarm handeln musste und waren wieder verschwunden. Als Piper an der Stelle ankam, wo angeblich die unsichtbaren magischen Fäden waren, blickte sie sich um. Es war keine gute Idee, diesen Weg zu wählen. Sie schaute auf ihre gezeichnete Karte und fand auf der rechten Seite einige eingezeichnete Räume, die sie vielleicht nehmen konnte. Dennoch zögerte sie. Sie hatte kein gutes Gefühl dabei, Cole alleine zurückzulassen. Wenn ihm etwas passierte, dann würde sie Phoebe das nie erklären können. Sie seufzte. Was soll es, dachte sie sich und drehte sich um. Sie ging den Weg zurück zu dem Raum in dem sie und Cole verschwunden waren. Zuerst fand sie den Zugang nicht, aber da sie wusste, dass er sich irgendwo befinden musste, gelang es ihr schließlich.
Sie trat vorsichtig in den Eingang und spähte in den Raum. Cole und der Dämon standen immer noch dort und unterhielten sich. Also war es völlig unnötig gewesen, zurückzukommen, dachte sich Piper wütend und wollte sich schon umdrehen, als der Dämon plötzlich seinen Arm erhob. Piper ahnte, was kommen würde und sie trat blitzschnell aus der Türöffnung hervor. Sie versuchte den Dämon zu zersprengen, doch dieser bemerkte sie frühzeitig und teleportierte sich mit einem Lächeln auf den Lippen davon.
Cole sah fasziniert auf die Stelle, an der Selgrin eben noch gestanden hatte. "Wenn ich gewusst hätte, dass er sofort verschwindet, wenn du erscheinst, hätte ich doch gar nicht erst angeboten, mein Leben zu riskieren."
"Was habt ihr denn hier getrieben?" fragte Piper und kam näher auf ihn zu. Sie sah sich aufmerksam um, da sie erwartete den Dämon sofort in unmittelbarer Nähe wiederzusehen. "Ein Kaffeekränzchen abgehalten?"
"Ja wir hatten eine ganz nette Unterhaltung." teilte Cole ihr mit, verschwieg aber ihr Gesprächsthema, denn er nahm an, dass Piper den Dämon früh genug vertrieben hatte, bevor er seine Drohung wahrmachen konnte. Cole war froh darüber, denn er hatte kein großes Interesse daran, seine Erinnerungen von diesem Dämon wiederzubekommen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es sich dabei tatsächlich um seine eigenen Erinnerungen gehandelt hätte.
"Wir sollten besser von hier verschwinden, bevor er mit Verstärkung zurück kommt." meinte er und sie begaben sich zurück in den Gang.
Als sie erneut an der Kreuzung mit der Alarmanlage ankamen, wies Piper auf den Eingang zu einem Raum auf der rechten Seite. "Wenn wir durch die Räume dort gehen, dann kommen wir wahrscheinlich an der gleichen Stelle raus, wie Phoebe und Paige." erklärte sie Cole und machte sich auf den Weg.
Da Piper ihren Plan hatte, vertraute er ihr und folgte ihr in den Raum. Nachdem sie einige karge, aber zum Glück auch leere Räume durchquert hatten, sah sich Cole fasziniert um. Sie befanden sich in einem dieser typischen Räume, mit steinernem Boden und zeremoniellen Stellen "Diesen Ort, den .. den kenne ich." erklärte er plötzlich selbst verwundert. "Ich bin schon mal hier gewesen." Er setzte sich auf einen Steinblock und schloss nachdenklich die Augen. "Ja, ich saß in eurem Haus, und Leo lag auf dem Sofa, er war verletzt. Ich sollte auf ihn aufpassen, aber auf einmal hat mich jemand hierher geholt. Es war eine Frau," Er öffnete die Augen und sah Piper überrascht an. "Die Seherin, nehme ich an. Sie hatte da so eine Kiste. Sie gab mir die Möglichkeit Phoebe zu retten. Ihr ward alle in Gefahr und ich musste mich schnell entscheiden. Ich hatte die dumme Vorahnung, dass diese Entscheidung noch Konsequenzen haben würde, ich wusste, dass Deals mit der Unterwelt immer einen Haken haben. Aber ich habe nicht weiter darüber nachgedacht und ihn angenommen." Er sah sie fasziniert von seiner Erinnerung an. "Was ist passiert?"
"Du hattest ganz Recht, die Sache hatte einen Haken, aber ich denke hier ist nicht der Ort um darüber zu reden." teilte Piper ihm mit und machte sich auf zur gegenüberliegenden türartigen Öffnung. "Wir müssen Paige und Phoebe finden."
"Habe ich euch wenigstens gerettet?" fragte Cole frustriert und versuchte hinter ihr her zu kommen.
"Wenn du es so nennen willst, wir leben schließlich noch." erklärte sie kühl und aus ihrer Stimme war keinerlei Dankbarkeit herauszuhören.
Cole trat neben sie. "War das eine dieser Entscheidung, die ich lieber nicht hätte treffen sollen, wo ich die Konsequenzen nicht bedacht habe." fragte er sarkastisch.
"So könnte man es ausdrücken."
"Aber was hätte ich denn tun sollen, euch sterben lassen?" fragte er empört. "Hey, ich habe mich für euch geopfert."
Piper drehte sich um und sah ihn an "Du weißt nicht wovon du sprichst. Die Quelle des Bösen hat von dir Besitz ergriffen und das war nicht gerade besonders erfreulich für uns, von dem, was danach geschah, ganz zu schweigen."
"Aha." Cole sagte nichts weiter und ging gedankenverloren hinter ihnen her. "Konnte ich mich nicht gegen sie wehren?" fragte er schließlich.
"Tja, keine Ahnung, das weißt wohl nur du allein." erklärte sie ihm.
"Schon klar, du denkst ich konnte es und wollte es nur nicht." Cole fragte sich, ob sie damit recht hatte. "Nimmst du mir das noch immer übel?"
Piper blieb stehen und blickte ihn an. "Weißt du ich nehme dir vieles von dem, was du getan hast übel, und einiges weniges kann ich vielleicht entschuldigen. Doch was ich dir nie vergessen werde ist, dass du Phoebe dazu gebracht hast, dir in die Unterwelt zu folgen. Du hast meine kleine Schwester zur Königin der Unterwelt gemacht, du hättest sie beinah zerstört, und das ist unverzeihlich." Sie drehte sich wieder um und er akzeptierte, dass für sie das Thema damit abgeschlossen war.
Cole dachte immer noch über das Gesagte nach, als sie einen neuen Raum betraten, der ebenfalls leer zu sein schien. Doch plötzlich bewegte sich etwas auf der anderen Seite. Piper sprang entsetzt hinter einen Steinpfahl und musste Cole mit sich ziehen, der immer noch in Gedanken war. Sie schaute sich vorsichtig nach einem Fluchtweg um, als sie bemerkte, dass die Gestalten gegenüber keine Dämonen waren, sondern ihre Schwestern. Erleichtert kam sie hinter ihrem Versteck vor und schloss sie freudig in ihre Arme.
Cole sah sich währenddessen immer noch nachdenklich um und bemerkte noch nicht einmal Phoebe. "Diesen Ort kenne ich auch." murmelte er vor sich hin und blickte dann Piper triumphierend an. "Ich wollte dieKräfte dieser Quelle wieder loswerden. Ganz bestimmt. Ich erinnere mich. Da war so ein Zauberer, der wollte ihre Kräfte unbedingt haben und ich wollte sie ihm geben."
"Was redet er denn da?" fragte Paige überrascht.
"Ach vorhin hat er sich an die Seherin erinnert, und an ihr Angebot." Piper sah ihn kopfschüttelnd an. "Und jetzt versucht er mich davon zu überzeugen, dass er die Quelle freiwillig wieder loswerden wollte." Man sah ihr an, wie unglaubwürdig sie das fand.
Cole trat zu ihnen. "Das wollte ich auch, und glücklicherweise kam da so ein Zauberer vorbei und wollte sie haben. Er hatte sogar vor, mich deswegen umzubringen, obwohl ich sie ihm doch freiwillig geben wollte." Er sah sich erneut um. "Das war hier, oder es sah so ähnlich aus wie hier. Oder nein, wir hatten beschlossen, es lieber in meiner Wohnung zu machen." Er sah sie fragend an. "Ist nichts daraus geworden?"
"Keine Ahnung." meinte Piper, "das Ganze ist mir neu. Es gab da zwar so einen Zauberer, der das Gremoir gestohlen hat, und er wollte bestimmt die Kräfte der Quelle haben, aber zum Glück ist es ihm nicht gelungen, wer weiß, was er alles damit angestellt hätte."
"Eben, darum habe ich ihn auch getötet." erklärte Phoebe nun zögerlich.
"Was?" Cole sah sie schockiert an.
"Ich dachte er will dich töten, darum habe ich ihn vernichtet." versuchte sie zu erklären.
"Ach, du hast ihn getötet, weil er mich töten wollte? Warum denn, wolltest du es lieber selber erledigen?" fragte Cole ironisch.
"Wie praktisch, dass du dich nur an Dinge erinnern kannst, wo du gerade nichts bösartiges getan hast." fauchte Phoebe ihn an und fuchtelte mit den Armen herum. "Geh mal ins Krankenhaus und erinnere dich gefälligst daran, wie du dort einen unschuldigen Menschen umgebracht hast, nur um Paige dafür in den Knast zu schicken. Soll ich weiter machen." Sie sah ihn herausfordernd an.
"Hat sich der Aufwand wenigstens gelohnt?" fragte er ironisch.
"Seit ihr verrückt, hier so herumzuschreien?" ging Paige nun dazwischen, ohne sich über das Gesagte zu kümmern. "Wir haben hier eigentlich etwas anderes vor, als Coles verlorene Erinnerungen wiederzufinden."
Piper sah die beiden immer noch fragend an, musste Paige aber zustimmen. Sie nahm wieder ihren Plan zur Hand und versuchte sich zu orientieren.
Unterdessen sah Cole Phoebe vorsichtig an und meinte leise. "Ich hätte das nicht sagen sollen."
Phoebe lächelte leicht und meinte ihrerseits. "Ich auch nicht, vergiß einfach, was ich gesagt habe, ich habe es nicht so gemeint."
Cole nickte und drehte sich um, um Paige und Piper zu folgen, die endlich die genaue Stelle auf dem Plan gefunden hatte. Sie machten sich wieder auf den Weg und Cole und Phoebe gingen ihren verwirrenden Gedanken nach. Phoebe dachte über ihre unnütze Streiterei nach, während Coles Gedanken unterdessen schon wieder ganz woanders waren. Er stellte sich immer wieder die Szene mit Piper und Selgrin vor. Der Dämon hatte keine Chance gehabt, ihm seine Erinnerung zurückzugeben, oder doch? Er hatte nur einen kühlen Hauch in der Nähe seines Kopfes verspürt, bevor Selgrin verschwunden war. So eine Rückführung der Erinnerung musste doch spektakulärer geschehen, oder nicht? Doch ganz sicher, so einfach konnte es nicht gehen. Außerdem hatte ihn dieser Hauch nur ganz leicht berührt, Piper war früh genug da gewesen, um den Dämon von der Umsetzung seines Plans abzuhalten. Grübelte er vor sich hin. Sie gingen langsam hinter den anderen her und Cole schaute die vor ihm gehende Phoebe an.
Phoebe fühlte unterdessen, das mit Cole irgendetwas nicht stimmte, sie hoffte dass es nicht immer noch ihr Streit war. Schließlich hielt sie es nicht mehr aus und drehte sich zu ihm um. "Ist alles mit dir in Ordnung?" fragte sie in ernstem Ton und sah ihn forschend an.
"Klar!" meinte Cole, doch dann blickte er nach unten und dachte angestrengt nach. "Es ist nicht meine Entscheidung, an was ich mich erinnern kann und an was nicht." versuchte er ihr leise zu erklären, und hoffte, dass er damit die Wahrheit sagte. "Sie kommen einfach so, ohne mein Zutun. Obwohl ich zugeben muss, dass ich nicht so wild darauf bin, mich an diese Dinge zu erinnern, also kann ich es unbewusst vielleicht doch lenken."
"Ich weiß, und du musst dich wirklich nicht daran erinnern, ich tue es schließlich auch höchst ungern" erklärte Phoebe bestimmt.
"Gut!" er blickte erfreut in ihr Gesicht. "Wenn ich es beeinflussen könnte, dann würde ich mir auch andere Erinnerungen wünschen." meinte er schließlich mit einem Lächeln, und scheuchte seine trüben Gedanken davon.
"Ach, und die wären?" fragte sie unschuldig, froh darüber, dass sie diese Angelegenheit geklärt hatten.
"Was glaubst du denn?" Cole beugte sich zu ihr herunter, um sie zu küssen. Die beiden vergaßen neben ihren übrigen Problemen auch ganz die Gefahr in der sie befanden. Und sie vergaßen nebenbei auch noch Phoebes Schwester, die am Ende des Ganges genervt warteten.
Piper erbarmte sich schließlich und kam zu ihnen zurück. "Könnt ihr eure Beziehungsprobleme nicht zu einem bessern Zeitpunkt lösen." fragte sie ärgerlich.
"Keine Sorge," erwiderte Phoebe fröhlich und löste sich unwillig von Cole. "Wir haben alles geklärt."
"Wie schön." Piper schaute sie argwöhnisch an. "Dann können wir ja endlich weitergehen." Sie setzten sich wieder in Bewegung und erreichten die ungeduldig wartende Paige.
"Wo bleibt ihr denn so lange?" fragte sie und sah Cole unzufrieden an. "Wir hätten ihn gar nicht erst mitnehmen dürfen."
"Tja, dafür ist es jetzt zu spät." erklärte ihr Phoebe und neben ihr fragte Cole. "Und wer hätte euch dann vor der dämonischen Alarmanlage warnen sollen?"
"Das hätten wir schon alleine hingekriegt. Was glaubst du, in was für Schwierigkeiten wir schon gesteckt haben." klärte Paige ihn auf.
Sie machten sich wieder auf den Weg, die schmalen steinigen Gänge entlang, bis sie an eine Kreuzung kamen, an der Pipers Plan endete.
Phoebe blickte sich um "Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?" fragte sie Piper skeptisch und blickte immer wieder auf ihren Plan. "Also meiner Zeichnung nach sollte hier keine Kreuzung sein und nur eine Kurve mit einem Gang auf der rechten Seite, dem wir folgen müssen."
Piper blickte auf ihre Zeichnung. "Also ich habe den Plan nur bis zu dieser Kreuzung abgezeichnet, wie es auf der anderen Seite weitergehen sollte, war deine Aufgabe."
"Na toll, und was machen wir jetzt?" fragte Phoebe frustriert.
"Am besten gehen wir noch ein Stück geradeaus weiter, wahrscheinlich finden wir dort den Gang." schlug Paige vor und sie begaben sich in den gegenüberliegenden Gang. Einige Meter weiter ging glücklicherweise wirklich ein Gang rechts ab, aber auch an der nächsten Stelle, stimmte Phoebes Plan nicht genau mit den tatsächlichen Gegebenheiten überein. Trotzdem wählten sie einen Weg aus, und folgte ihrem Plan soweit dies möglich war, bis sie an eine Stelle kamen, die auf keinen Fall mit dem Plan übereinstimmen konnte.
"Also das verstehe ich einfach nicht. Irgendwo müssen wir einen Fehler gemacht haben" meinte Phoebe nachdenklich. Obwohl sie den Plan so gut es ging abgemalt hatte, stieg sie nicht mehr durch das Labyrinth durch. "Wir müssen schon an einer falschen Stelle begonnen haben." erklärte sie entschlossen.
"Oh nein, soll das heißen, wir müssen wieder zurück?" Piper sah sie unglücklich an.
"Uns bleibt nichts anderes übrig. Ich habe ja gleich gesagt, dass ein Stück zwischen deinem und meinem Plan fehlt."
Sie beeilten sich, den Weg so schnell wie möglich wieder zurück zu gehen. Und überlegten, wie sie es fertig bringen sollten, den richtigen Anfang für Phoebes Plan zu finden.
Cole hatte unterdessen andere Probleme. Ganz langsam flackerten vor seinem geistigen Auge immer mehr Erinnerungsfetzen auf. Zuerst kamen sie ihm nur vereinzelt in sein Gedächtnis. Er wusste wieder, wie er diesen Gang schon einmal entlanggegangen war, wie er mit einem Dämon geredet hatte. Dann sah er Piper vor sich und erinnerte sich daran, wie er bei ihrer Hochzeit mit Leo war und dann wieder, wie er sie aufgefordert hatte, sich zwischen ihren mumifizierten Schwestern zu entscheiden. Er versuchte diese Erinnerungen aufzuhalten, aber das war unmöglich, es war als wäre ein Damm gebrochen. Also ließ er sie schließlich einfach an sich vorbeifließen und sie kamen immer schneller und schneller.
Die meisten seiner Erinnerungen waren nicht so angenehm, dass er sich lange damit aufhalten wollte, und für die anderen wenigen erfreulichen Momente seines Lebens hatte er im Moment auch keine Zeit, um sich eingehender damit zu beschäftigen.
Als sie endlich an der Kreuzung ankamen, an der Pipers Weg aufgehört hatte, sahen sich die Schwestern ratlos an.
"Was sollen wir jetzt machen?" fragte Paige. "Meint wir müssen noch weiter zurück?"
"Nein, wenn es so wäre, dann würden unsere Pläne ja zusammenpassen." erklärte Phoebe wütend. "Wir müssen noch ein Stück in irgendeine Richtung und sehen ob dann ein Weg rechts abbiegt, und dann mal sehen."
Piper schaute sie skeptisch an. "Das finden wir doch nie."
"Sei doch nicht gleich so pessimistisch." meinte Phoebe, denn sie wollte auf keinen Fall dafür verantwortlich sein, dass sie die Höhle nicht fanden.
Währenddessen starrte Cole sie an. Tausend Erinnerungen zu Phoebe rasten durch seinen Kopf und gleichzeitig genauso viele Gefühle. Er konnte es nicht wirklich fassen, nach allem stand er hier mit ihr. Er wollte ihr so vieles sagen, sie so vieles fragen, aber dafür war jetzt keine Zeit. Er versuchte sich fürs erste nicht auf seine wiedergewonnenen Erinnerungen zu konzentrieren, sondern bemühte sich, den Schwestern zuzuhören. Er wusste nun wieder, wo sie sich befanden. In einem Teil der Unterwelt, in dem sich nie viele Dämonen aufhielten. Er war sogar für sie zu unwirtlich. Er kannte sich hier auch nicht so genau aus, sie suchten eine geheime Höhle, überlegte er sich. Und da fiel ihm etwas ein.
"Ihr wollt sicher zu der verschlossenen Felswand." mischte er sich in ihre Überlegungen mit ein.
"Was?" fragte Phoebe überrascht.
"Kommt, ich weiß wie ihr da hinkommt." Ohne weitere Erklärungen machte er sich auf den Weg.
"Woher willst du das wissen?" fragte Phoebe, die ihm trotz ihrer Zweifel einige Schritte folgte.
Cole stoppte und drehte sich um. "Ich weiß es einfach, vertraut mir." meinte er mit einem Lächeln und konnte immer noch nicht glauben, dass sie ihn wieder so ansah wie früher.
"Okay," Phoebe spürte, dass irgendetwas passiert war, aber sie machte sich keine weiteren Gedanken darüber und ging hinter ihm in den nächsten Gang.
Paige und Piper sahen sich an und zuckten mit den Schultern. Da ihnen keine bessere Lösung einfiel folgten sie Phoebe und Cole.
Ohne einmal zu zögern, führte Cole sie sicher durch die schummerigen Gänge. Er hatte von der verborgenen Höhle gehört, zu der es keinen Zugang gab. Alle Versuche der Dämonen, diesen Bereich zu betreten waren vergeblich gewesen. Es gab das Gerücht, dass nur ein alter Zauberspruch die Macht hätte, den Eingang zu dieser Höhle zu öffnen. Doch niemand wusste, wo dieser Zauberspruch zu finden war.
Auf dem weiteren Weg begegnete ihnen kein Dämon und es schien auch den Schwestern so, als verirrten sie sich selten in diesen Teil der Unterwelt. Doch als sie an der Stelle angekommen waren, zu der sie Cole führen wollte, erschien hinter ihnen plötzlich ein Dämon. Ohne, dass sie noch etwas unternehmen konnten, ergriff er Paige und schimmerte mit ihr davon.
Piper und Phoebe sahen sich entsetzt an. Ein Stück vor ihnen entdeckten sie nun zwei weitere Dämonen, von denen einer Phoebe bekannt vorkam. Nach kurzer Überlegung erkannte sie ihn, es handelte sich dabei um Partas. Verschreckt traten sie einige Schritte hinter die nächste Ecke zurück, und sahen sich nach einem Fluchtweg um.
Phoebe blickte um die Ecke und erkannte, wie der Dämon, der Paige ergriffen hatte, ein ganzes Stück hinter den beiden anderen Dämonen wieder auftauchte und sie zu ihnen zerrte.
"Oh Gott, wie konnte das passieren, woher wusste er dass wir hier sind?" fragte Phoebe entsetzt.
Piper warf Cole einem forschenden Blick zu. "Ich wüsste schon woher." erklärte sie bedrohlich leise.
Phoebe folgte ihrer Blickrichtung und sah Cole fragend an.
"Halt, Moment, ihr denkt doch nicht..." Cole schaute sie ungläubig an. "Das ist wieder so typisch. Natürlich, ich, wer denn sonst?"
"Genau, wer hat uns denn hierher geführt?" zischte Phoebe ihn wütend an.
"Ich, aber das heißt noch gar nichts."
"Ach nein, also ich denke schon." erklärte Piper kopfschüttelnd. "Was hast du diesem Dämon denn erzählt? Was hast du mit ihm abgemacht?" sie funkelte ihn böse an.
"Welcher Dämon?" Phoebe schaute Piper fragend an und warf dann Cole einen misstrauischen Blick zu. Vielleicht hatte er dem Dämon unabsichtlich etwas gesagt. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er sie absichtlich in eine Falle laufen lassen würde, oder doch?
Cole sah sie an und schüttelte genervt den Kopf, wie er diesen Blick hasste.
"Er hatte vorhin ein nettes Gespräch mit einem Dämonen und ich Idiotin wollte ihm auch noch helfen, das war wohl unnötig was? Also wie ist euer Plan?" Piper starrte Cole wütend an.
Er war es leid, er hatte keine Lust, sich vor ihnen zu rechtfertigen. "Ich wollte euch nur helfen, wie schon öfter. Probiert doch erst mal, ob sich diese Wand öffnen läßt, bevor ihr mich gleich verurteilt." erklärte er mürrisch.
Die Schwestern blickten skeptisch auf die kahle Felswand neben sich, sie sah nicht so aus, als würde sie sich irgendwo öffnen lassen.
"Sie sieht mir ziemlich stabil aus." teilte Piper ihm mit. "Und außerdem benötigen wir dazu Paiges Hilfe, als ob du das nicht wüsstest."
"Keine Sorge, ich kümmere mich schon darum, wie immer." Er trat in den Gang und ging unverdrossen auf Partas zu. Er war unglaublich wütend und dieser verlogenen Dämon hatte ihm gerade noch gefehlt.
"Na, hast du mein kleines Geschenk bekommen?" fragte Partas grinsend, als Cole vor ihm angekommen war. "Bist wieder einer von uns?"
"War ich je etwas anderes?" fuhr Cole ihn an und warf einen Blick auf den anderen Dämon. Obwohl er seine Erinnerung wieder hatte, kam er ihm nicht bekannt vor, doch er konnte nicht mit Bestimmtheit sagen, ob er ihn nicht doch kannte. Alles war immer noch ziemlich verworren.
"Das ist Ressaw, der Kontaktmann von Canterro." stellte Partas ihn vor, den anderen Dämon, der Paige hinter den beiden festhielt, erwähnte er erst gar nicht. "Er hat ihm mitgeteilt, dass diese Hexen kommen würden, um das Steinsiegel in der verborgenen Höhle zu zerstören."
"Ja und? Wo ist da das Problem? Canterro hält schließlich unsere Dämonen gefangen und benutzt sie, wie es ihm gefällt." erklärte Cole überrascht.
"Canterro ist unser Verbündeter. Er tritt für das Böse in der menschlichen Welt ein. Er würde nie etwas tun, was uns schaden würde." teilte ihm Ressaw kühl mit.
"Was?" Cole sah ihn ungläubig an und wandte sich dann an Partas. "Sag es ihm, sag ihm dass Canterro unsere Dämonen gefangen hält und für seine Zwecke einsetzt."
Bevor Partas etwas sagen konnte, fuhr Ressaw ihn an. "Still." rief er und wandte sich wieder an Cole. "Die Hexen haben einen Bann über San Francisco gelegt, so dass unsere Leute nicht mehr dorthin gelangen können. Und nun wollen sie diesen Schutz über die gesamte Welt verteilen, so dass es uns unmöglich wird, uns in der Oberwelt zu bewegen."
"Und das glaubst du wirklich?"
"Klingt doch plausibel." teilte nun auch Partas die Meinung von Ressaw. "Unser Freund Canterro hätte keinen Grund dies zu tun."
"Unser Freund Canterro? Ich frage mich langsam, wer hier Schwierigkeiten mit dem Gedächtnis hat." Cole starrte ihn irritiert an. "Also was wollt ihr eigentlich?"
"Wir müssen verhindern, dass sie die geheime Höhle erreichen und anschließend werden wir sie Canterro übergeben."
Paige versuchte unterdessen, sich aus dem Griff des Dämons zu winden, damit sie sich zu ihren Schwestern teleportieren konnte. Anschließend würden sie sich sofort aus der Unterwelt zurückziehen, das Steinsiegel war erst einmal zweitrangig.
Es war ihr unmöglich, sich direkt aus dem Griff des Dämons zu orben. Er musste irgendeine Fähigkeit haben, die sie davon abhielt. Sie blickte zu Cole, der mit den Dämonen redete, dem Gespräch folgte sie nicht weiter. Sie war sich sicher, dass er mit ihnen eine Art Pakt eingegangen war, denn woher hätte dieser Dämon sonst wissen können, welche der Schwestern er ergreifen musste. Sie schüttelte den Kopf, wie hatten sie so blöd sein können und waren ihm hierher gefolgt. Von einer geheimen Höhle war hier weit und breit nichts zu entdecken. Wieso hatten sie ihn überhaupt mit in die Unterwelt genommen. Er hatte alles vermasselt.
Piper und Phoebe sahen zu den Dämonen herüber. Cole stand genau zwischen ihnen, so dass Piper es nicht wagte, ihre Zersprengungskräfte einzusetzen. Sie versuchte zwar die ganze Gesellschaft erstarren zu lassen, aber auch dies hatte keine Wirkung. Sie sah Phoebe zweifelnd an. "Wir müssen Paige da rausbekommen, damit wir von hier verschwinden können."
Phoebe stimmte ihr zu. "Nur wie?"
Bevor sie noch etwas unternehmen konnten, hatte Paige dem Dämon einen Tritt verpasst und sich von ihm befreit. Sie versuchte sich zu ihren Schwestern zu orben, aber es gelang ihr nicht. Sie entfernte sich so schnell es ging von dem Dämon und schließlich gelang es ihr. Sie kam neben ihren erleichterten Schwestern an und streckte ihre Hände aus. Piper ergriff sie, doch Phoebe zögerte. Was wäre, wenn Cole doch die Wahrheit gesagt hatte, und sie vor dem Eingang zu der Höhle mit dem Steinsiegel standen. Sie durften sich diese Chance nicht entgehen lassen.
Sie sah ihre Schwestern fragend an, "Lasst es uns wenigstens versuchen" meinte sie schließlich, obwohl sie aus dem Augenwinkel sah, wie die Dämonen sich ihnen näherten. "Schaden kann es nichts."
Unterdessen versuchte Cole sich den Dämonen in den Weg zu stellen, aber das war verlorenen Liebesmüh. Ressaw stieß ihn mit einem Hieb zur Seite und Partas wollte seinen eisernen Strahl einsetzen. Doch Ressaw hielt ihn auf. "Canterro will sie lebend, sie entkommen uns schon nicht."
Paige und Piper hatten sich unterdessen neben Phoebe gestellt, sollte es nicht klappen, konnte Paige sie doch noch von hier fortbringen. Phoebe holte den Zettel mit dem alten Zauberspruch hervorgeholt und sie sagten den Spruch gemeinsam.
